Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.CAP. IX. DEn andern Morgen gieng Gelanor in Der erste Brieff. Mein Herr etc. SEin Schreiben habe ich wohl gelesen; er schaffen
CAP. IX. DEn andern Morgen gieng Gelanor in Der erſte Brieff. Mein Herr ꝛc. SEin Schreiben habe ich wohl geleſen; er ſchaffen
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CAP. IX.
DEn andern Morgen gieng Gelanor in
ſeiner Stuben hin und wieder/ und weil
ein Schubkaͤſtgen unten am Tiſche war/ trieb
ihn ſeine Curioſitaͤt zu ſehen/ was drinnen
waͤre. Nun waren allerhand Rechnungen
und andere Acta drinnen verwahret/ an wel-
chen man ſchlechte Ergetzligkeit haben kunte/
daß auch Gelanor den Kaſten wieder hinein
ſchieben wolte. Allein Florindo ward eins
Seitenkaͤſtgens gewahr/ und als er ſolches
oͤffnete/ lagen etliche Brieffe mit Baͤndergen
und bunter Seide bewunden/ daß man leicht
ſchlieſſen mochte/ es wuͤrden Liebes Brieffe
ſeyn. Sie waren auch in ſolcher Meinung
nicht betrogen/ denn alſo lauteten die hertz-
brechende Complimentir-Schreiben:
Der erſte Brieff.
Mein Herr ꝛc.
SEin Schreiben habe ich wohl geleſen; er
ſehe/ daß er auß ſeiner uͤberfluͤßigen Hoͤf-
lichkeit mir ſolche Sachen zuſchreibet/ deren
ich mich nicht anmaſſen darff: Doch nehme
ich alles an/ nicht anders/ als eine guͤnſtige
Erinnerung/ wie nehmlich dieſelbe ſolle be-
ſchaffen
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/101>, abgerufen am 23.02.2025. |