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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Von der Empfindlichkeit. Das XX.
steckte Leiber die in die Acht gethanen/ als gestorbene (civiliter
mortu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
) gerechnet werden.

§. 4. Hingegen so sind fast mehr Moralische Fühlbarkeiten/
als natürliche/ in der Welt/ wie droben erzehlet/ da doch nur
eine Moralische Fühlung/ ein Moralischer Sinn/ nehmlich das
Anrechnen/ die Imputation, vorhanden/ dadurch wir alle Fühl-
barkeiten/ alle die Empfindligkeiten/ das ist/ alle die empfindlige
Sachen/ ergreiffen zu Gemüthe ziehen und also fühlen. Wer die-
ses Sinnes viel hat/ daß er auch das geringste sich zu Gemüthe
ziehet/ der wird ein empfindlicher Mensch genennet: wie der jeni-
ge der über eine geringe Sache natürlich erschrickt/ ein erschro-
ckener Mensch genennet wird.

Das Ein und zwantzigste Capitel.
Von den Moralischen Geschickligkei-
ten/ zur Veränderung.

§. 1.

WJe die Zahlen ihrem absoluten und abgesonderten We-
sen nach unveränderlich sind/ in dem zum Exempel eine
Drey/ so fern es eine Drey seyn und bleiben soll/ gantz
unumbgänglich und unveränderlich so viel als Eins/ Eins/ Eins
nicht mehr nicht weniger/ machet; so gar/ daß wenn nur ein ei-
niges Eins darzu gesetzet/ oder davon genommen wird/ stracks
eine gantz andere Zahl/ eine gantz andere wesentliche Zahlen-
Form/ eine gantz andere species und Wesens-Art einer Zahl
(nehmlich vier/ oder zwey) dadurch entstehet; also sind auch die
wesentliche förmliche Dinge selbst/ ihrem absoluten und abge-
sonderten Wesen nach unveränderlich/ daß zum Exempel ein
wachsbar Ding/ so fern es nur ein Gewächs seyn und bleiben
soll/ gantz unumbgänglich und unveränderlich nichts anders als
einen vor sich auß innerlichem Trieb zunehmlichen blossen Cör-
per außträgt/ so gar daß wenn nur noch eine einige Wesens-
Art (die sich darauff schicket) zum Exempel die Wesens-Form

der

Von der Empfindlichkeit. Das XX.
ſteckte Leiber die in die Acht gethanen/ als geſtorbene (civiliter
mortu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
) gerechnet werden.

§. 4. Hingegen ſo ſind faſt mehr Moraliſche Fuͤhlbarkeiten/
als natuͤrliche/ in der Welt/ wie droben erzehlet/ da doch nur
eine Moraliſche Fuͤhlung/ ein Moraliſcher Sinn/ nehmlich das
Anrechnen/ die Imputation, vorhanden/ dadurch wir alle Fuͤhl-
barkeiten/ alle die Empfindligkeiten/ das iſt/ alle die empfindlige
Sachen/ ergreiffen zu Gemuͤthe ziehen und alſo fuͤhlen. Wer die-
ſes Sinnes viel hat/ daß er auch das geringſte ſich zu Gemuͤthe
ziehet/ der wird ein empfindlicher Menſch genennet: wie der jeni-
ge der uͤber eine geringe Sache natuͤrlich erſchrickt/ ein erſchro-
ckener Menſch genennet wird.

Das Ein und zwantzigſte Capitel.
Von den Moraliſchen Geſchickligkei-
ten/ zur Veraͤnderung.

§. 1.

WJe die Zahlen ihrem abſoluten und abgeſonderten We-
ſen nach unveraͤnderlich ſind/ in dem zum Exempel eine
Drey/ ſo fern es eine Drey ſeyn und bleiben ſoll/ gantz
unumbgaͤnglich und unveraͤnderlich ſo viel als Eins/ Eins/ Eins
nicht mehr nicht weniger/ machet; ſo gar/ daß wenn nur ein ei-
niges Eins darzu geſetzet/ oder davon genommen wird/ ſtracks
eine gantz andere Zahl/ eine gantz andere weſentliche Zahlen-
Form/ eine gantz andere ſpecies und Weſens-Art einer Zahl
(nehmlich vier/ oder zwey) dadurch entſtehet; alſo ſind auch die
weſentliche foͤrmliche Dinge ſelbſt/ ihrem abſoluten und abge-
ſonderten Weſen nach unveraͤnderlich/ daß zum Exempel ein
wachsbar Ding/ ſo fern es nur ein Gewaͤchs ſeyn und bleiben
ſoll/ gantz unumbgaͤnglich und unveraͤnderlich nichts anders als
einen vor ſich auß innerlichem Trieb zunehmlichen bloſſen Coͤr-
per außtraͤgt/ ſo gar daß wenn nur noch eine einige Weſens-
Art (die ſich darauff ſchicket) zum Exempel die Weſens-Form

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[144/0154] Von der Empfindlichkeit. Das XX. ſteckte Leiber die in die Acht gethanen/ als geſtorbene (civiliter mortu_ ) gerechnet werden. §. 4. Hingegen ſo ſind faſt mehr Moraliſche Fuͤhlbarkeiten/ als natuͤrliche/ in der Welt/ wie droben erzehlet/ da doch nur eine Moraliſche Fuͤhlung/ ein Moraliſcher Sinn/ nehmlich das Anrechnen/ die Imputation, vorhanden/ dadurch wir alle Fuͤhl- barkeiten/ alle die Empfindligkeiten/ das iſt/ alle die empfindlige Sachen/ ergreiffen zu Gemuͤthe ziehen und alſo fuͤhlen. Wer die- ſes Sinnes viel hat/ daß er auch das geringſte ſich zu Gemuͤthe ziehet/ der wird ein empfindlicher Menſch genennet: wie der jeni- ge der uͤber eine geringe Sache natuͤrlich erſchrickt/ ein erſchro- ckener Menſch genennet wird. Das Ein und zwantzigſte Capitel. Von den Moraliſchen Geſchickligkei- ten/ zur Veraͤnderung. §. 1. WJe die Zahlen ihrem abſoluten und abgeſonderten We- ſen nach unveraͤnderlich ſind/ in dem zum Exempel eine Drey/ ſo fern es eine Drey ſeyn und bleiben ſoll/ gantz unumbgaͤnglich und unveraͤnderlich ſo viel als Eins/ Eins/ Eins nicht mehr nicht weniger/ machet; ſo gar/ daß wenn nur ein ei- niges Eins darzu geſetzet/ oder davon genommen wird/ ſtracks eine gantz andere Zahl/ eine gantz andere weſentliche Zahlen- Form/ eine gantz andere ſpecies und Weſens-Art einer Zahl (nehmlich vier/ oder zwey) dadurch entſtehet; alſo ſind auch die weſentliche foͤrmliche Dinge ſelbſt/ ihrem abſoluten und abge- ſonderten Weſen nach unveraͤnderlich/ daß zum Exempel ein wachsbar Ding/ ſo fern es nur ein Gewaͤchs ſeyn und bleiben ſoll/ gantz unumbgaͤnglich und unveraͤnderlich nichts anders als einen vor ſich auß innerlichem Trieb zunehmlichen bloſſen Coͤr- per außtraͤgt/ ſo gar daß wenn nur noch eine einige Weſens- Art (die ſich darauff ſchicket) zum Exempel die Weſens-Form der

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/154>, abgerufen am 21.11.2024.