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Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce teipsum. Erkenne dich selbst. Neustadt, 1615.

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Das Ander Büchlein/
Vom Erkändnuß
sein selbst.
Labitur e coelo diuinum gnothi seauton.


Das Erste Capittel.
Daß man in der Natur nicht verharren soll/ son-
dern auß der Natur kommen zu dem Vbernatürlichen/ das ist/
auß dem alten Adam soll man verpflantzet werden
in den newen Menschen.

GLeich wie im ersten Büchlein der Mensch für genommen
worden ist/ nach der Natur: Also soll er jetzund nun der-
massen erkennet werden/ nach der Gnaden/ auff daß er
durch solche Erkändnüß möge einen zugang haben/ in
das Vbernatürliche/ Nemblich in Glauben/ oder in die
Newgeburt. Dann gleich wie er droben betrachtet ist/ nach dem Liecht
der Natur/ Also soll er allhier betrachtet werden nach dem Liecht der
Gnaden/ oder nach der Lehre Christi/ von welchem die Natur gantz
nichts weiß/ dann es ist nicht in der gewalt deß natürlichen Menschens/
Christum anzunehmen/ oder an jhn zu gläuben/ Die Newgeburt gebe
es dann. Gleich wie ich mich aber im ersten Buch nicht gnugsam be-
funden habe den Menschen zubeschreiben/ nach dem Liecht der Natur/

voll-
H iij


Das Ander Buͤchlein/
Vom Erkaͤndnuß
ſein ſelbſt.
Labitur è cœlo diuinum γνὦϑι σεαυτὀν.


Das Erſte Capittel.
Daß man in der Natur nicht verharren ſoll/ ſon-
dern auß der Natur kommen zu dem Vbernatuͤrlichen/ das iſt/
auß dem alten Adam ſoll man verpflantzet werden
in den newen Menſchen.

GLeich wie im erſten Buͤchlein der Menſch fuͤr genommen
worden iſt/ nach der Natur: Alſo ſoll er jetzund nun der-
maſſen erkennet werden/ nach der Gnaden/ auff daß er
durch ſolche Erkaͤndnuͤß moͤge einen zugang haben/ in
das Vbernatuͤrliche/ Nemblich in Glauben/ oder in die
Newgeburt. Dann gleich wie er droben betrachtet iſt/ nach dem Liecht
der Natur/ Alſo ſoll er allhier betrachtet werden nach dem Liecht der
Gnaden/ oder nach der Lehre Chriſti/ von welchem die Natur gantz
nichts weiß/ dañ es iſt nicht in der gewalt deß natuͤrlichen Menſchens/
Chriſtum anzunehmen/ oder an jhn zu glaͤuben/ Die Newgeburt gebe
es dann. Gleich wie ich mich aber im erſten Buch nicht gnugſam be-
funden habe den Menſchen zubeſchreiben/ nach dem Liecht der Natur/

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[61/0061] Das Ander Buͤchlein/ Vom Erkaͤndnuß ſein ſelbſt. Labitur è cœlo diuinum γνὦϑι σεαυτὀν. Das Erſte Capittel. Daß man in der Natur nicht verharren ſoll/ ſon- dern auß der Natur kommen zu dem Vbernatuͤrlichen/ das iſt/ auß dem alten Adam ſoll man verpflantzet werden in den newen Menſchen. GLeich wie im erſten Buͤchlein der Menſch fuͤr genommen worden iſt/ nach der Natur: Alſo ſoll er jetzund nun der- maſſen erkennet werden/ nach der Gnaden/ auff daß er durch ſolche Erkaͤndnuͤß moͤge einen zugang haben/ in das Vbernatuͤrliche/ Nemblich in Glauben/ oder in die Newgeburt. Dann gleich wie er droben betrachtet iſt/ nach dem Liecht der Natur/ Alſo ſoll er allhier betrachtet werden nach dem Liecht der Gnaden/ oder nach der Lehre Chriſti/ von welchem die Natur gantz nichts weiß/ dañ es iſt nicht in der gewalt deß natuͤrlichen Menſchens/ Chriſtum anzunehmen/ oder an jhn zu glaͤuben/ Die Newgeburt gebe es dann. Gleich wie ich mich aber im erſten Buch nicht gnugſam be- funden habe den Menſchen zubeſchreiben/ nach dem Liecht der Natur/ voll- H iij

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce teipsum. Erkenne dich selbst. Neustadt, 1615, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi_1615/61>, abgerufen am 21.11.2024.