Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.XXII. Der Gürzenich. Es ist ein ergreifendes Schauspiel, wenn der Vesuv seine rothen Feuerblöcke in die tiefblaue See wirft; es ist ein erhabener Anblick, wenn die Lawine von den Alpen hinab in das Thal rollt und es muß großartig aussehn, wenn der Niagara seinem Bette entgegenschäumt - aber noch viel ergreifender, erhabener und großartiger ist es, wenn auf dem Gürzenich-Saal der heiligen Stadt Köln Zwölfhundert hungrige Gäste zur Feier des Dombau's über einen Häringsalat herfallen. Ich habe in meinem Leben nichts Imposanteres gesehen. Unvergeßlich wird mir diese Scene bleiben. Als ein Mann, der den Dom und den Häringsalat liebt, hatte ich mir für schweres Geld auf dem Sekrätariate des Central-Dombau-Vereins eine Festmahlkarte gekauft. Ich habe nie eine Portion Häringsalat theurer und mit mehr Vergnügen gezahlt als dies Mal; ich bin sogar einen halben Tag lang dahinter hergelaufen und wäre Herr Schnitzler nicht ein so überaus artiger Mann, XXII. Der Gürzenich. Es ist ein ergreifendes Schauspiel, wenn der Vesuv seine rothen Feuerblöcke in die tiefblaue See wirft; es ist ein erhabener Anblick, wenn die Lawine von den Alpen hinab in das Thal rollt und es muß großartig aussehn, wenn der Niagara seinem Bette entgegenschäumt – aber noch viel ergreifender, erhabener und großartiger ist es, wenn auf dem Gürzenich-Saal der heiligen Stadt Köln Zwölfhundert hungrige Gäste zur Feier des Dombau’s über einen Häringsalat herfallen. Ich habe in meinem Leben nichts Imposanteres gesehen. Unvergeßlich wird mir diese Scene bleiben. Als ein Mann, der den Dom und den Häringsalat liebt, hatte ich mir für schweres Geld auf dem Sekrätariate des Central-Dombau-Vereins eine Festmahlkarte gekauft. Ich habe nie eine Portion Häringsalat theurer und mit mehr Vergnügen gezahlt als dies Mal; ich bin sogar einen halben Tag lang dahinter hergelaufen und wäre Herr Schnitzler nicht ein so überaus artiger Mann, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0245" n="239"/> <div n="2"> <head>XXII.</head><lb/> <head>Der Gürzenich.</head><lb/> <p>Es ist ein ergreifendes Schauspiel, wenn der Vesuv seine rothen Feuerblöcke in die tiefblaue See wirft; es ist ein erhabener Anblick, wenn die Lawine von den Alpen hinab in das Thal rollt und es muß großartig aussehn, wenn der Niagara seinem Bette entgegenschäumt – aber noch viel ergreifender, erhabener und großartiger ist es, wenn auf dem Gürzenich-Saal der heiligen Stadt Köln Zwölfhundert hungrige Gäste zur Feier des Dombau’s über einen Häringsalat herfallen. Ich habe in meinem Leben nichts Imposanteres gesehen. Unvergeßlich wird mir diese Scene bleiben. Als ein Mann, der den Dom und den Häringsalat liebt, hatte ich mir für schweres Geld auf dem Sekrätariate des Central-Dombau-Vereins eine Festmahlkarte gekauft. Ich habe nie eine Portion Häringsalat theurer und mit mehr Vergnügen gezahlt als dies Mal; ich bin sogar einen halben Tag lang dahinter hergelaufen und wäre Herr Schnitzler nicht ein so überaus artiger Mann, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0245]
XXII.
Der Gürzenich.
Es ist ein ergreifendes Schauspiel, wenn der Vesuv seine rothen Feuerblöcke in die tiefblaue See wirft; es ist ein erhabener Anblick, wenn die Lawine von den Alpen hinab in das Thal rollt und es muß großartig aussehn, wenn der Niagara seinem Bette entgegenschäumt – aber noch viel ergreifender, erhabener und großartiger ist es, wenn auf dem Gürzenich-Saal der heiligen Stadt Köln Zwölfhundert hungrige Gäste zur Feier des Dombau’s über einen Häringsalat herfallen. Ich habe in meinem Leben nichts Imposanteres gesehen. Unvergeßlich wird mir diese Scene bleiben. Als ein Mann, der den Dom und den Häringsalat liebt, hatte ich mir für schweres Geld auf dem Sekrätariate des Central-Dombau-Vereins eine Festmahlkarte gekauft. Ich habe nie eine Portion Häringsalat theurer und mit mehr Vergnügen gezahlt als dies Mal; ich bin sogar einen halben Tag lang dahinter hergelaufen und wäre Herr Schnitzler nicht ein so überaus artiger Mann,
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Zitationshilfe: | Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/245>, abgerufen am 22.02.2025. |