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Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903].

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Dritter Aufzug.
London. Eine Dachkammer ohne Mansarden. Zwei große Scheiben
in der Flucht des Daches öffnen sich nach oben. Rechts und links vorn
je eine schlechtschließende Thür. Im rechten Proscenium eine zerrissene
graue Matratze. Links vorn ein wackliger Blumentisch, auf dem eine
Whiskyflasche und eine qualmende Petroleumlampe stehen. Links
hinten in der Ecke eine alte Chaiselongue; neben der Mittelthür ein
durchsessener Strohsessel.
Man hört den Regen aufs Dach schlagen; er träufelt durch die
Luke, so daß die Diele unter Wasser steht. Vorn auf der Matratze
liegt Schigolch in langem grauen Paletot. Auf der Chaiselongue links
in der Ecke liegt Alwa Schön, in einen Plaid gewickelt, dessen Riemen
über ihm an der Wand hängt.
Schigolch. Der Regen trommelt zur Parade.
Alwa. Ein stimmungsvolles Wetter für ihr erstes
Auftreten!

(Lulu in halblangem Haar, das ihr offen über die Schulter fällt,
tritt barfuß in abgerissenem schwarzen Kleide von links vorn ein mit
einer Waschschüssel, die sie unter den Tropfenfall setzt.)
Schigolch. Wo bleibst Du denn, mein Kind? --
Hast Du Dir erst noch die Hände gewaschen?
Alwa. Reinlichkeit ist der Schmuck der Armut.
Lulu (sich aufrichtend, ihr Haar zurückschlagend). Wenn nur
Du erst hier aus dem Wege wärst.
Alwa. Mir träumte eben, wir dinierten zusammen
chez Maxime. Bianetta Gazil war noch mit dabei.
Ich hatte fers de cheval bestellt. Das Tischtuch triefte
auf allen vier Seiten von Champagner.
Schigolch. Yes, yes; und mir träumte von einem
Stück Christmaß-pudding.
Lulu. Wenn man sich an einem von Euch wenigstens
etwas wärmen könnte.
Dritter Aufzug.
London. Eine Dachkammer ohne Manſarden. Zwei große Scheiben
in der Flucht des Daches öffnen ſich nach oben. Rechts und links vorn
je eine ſchlechtſchließende Thür. Im rechten Proſcenium eine zerriſſene
graue Matratze. Links vorn ein wackliger Blumentiſch, auf dem eine
Whiskyflaſche und eine qualmende Petroleumlampe ſtehen. Links
hinten in der Ecke eine alte Chaiſelongue; neben der Mittelthür ein
durchſeſſener Strohſeſſel.
Man hört den Regen aufs Dach ſchlagen; er träufelt durch die
Luke, ſo daß die Diele unter Waſſer ſteht. Vorn auf der Matratze
liegt Schigolch in langem grauen Paletot. Auf der Chaiſelongue links
in der Ecke liegt Alwa Schön, in einen Plaid gewickelt, deſſen Riemen
über ihm an der Wand hängt.
Schigolch. Der Regen trommelt zur Parade.
Alwa. Ein ſtimmungsvolles Wetter für ihr erſtes
Auftreten!

(Lulu in halblangem Haar, das ihr offen über die Schulter fällt,
tritt barfuß in abgeriſſenem ſchwarzen Kleide von links vorn ein mit
einer Waſchſchüſſel, die ſie unter den Tropfenfall ſetzt.)
Schigolch. Wo bleibſt Du denn, mein Kind? —
Haſt Du Dir erſt noch die Hände gewaſchen?
Alwa. Reinlichkeit iſt der Schmuck der Armut.
Lulu (ſich aufrichtend, ihr Haar zurückſchlagend). Wenn nur
Du erſt hier aus dem Wege wärſt.
Alwa. Mir träumte eben, wir dinierten zuſammen
chez Maxime. Bianetta Gazil war noch mit dabei.
Ich hatte fers de cheval beſtellt. Das Tiſchtuch triefte
auf allen vier Seiten von Champagner.
Schigolch. Yes, yes; und mir träumte von einem
Stück Chriſtmaß-pudding.
Lulu. Wenn man ſich an einem von Euch wenigſtens
etwas wärmen könnte.
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[62/0070] Dritter Aufzug. London. Eine Dachkammer ohne Manſarden. Zwei große Scheiben in der Flucht des Daches öffnen ſich nach oben. Rechts und links vorn je eine ſchlechtſchließende Thür. Im rechten Proſcenium eine zerriſſene graue Matratze. Links vorn ein wackliger Blumentiſch, auf dem eine Whiskyflaſche und eine qualmende Petroleumlampe ſtehen. Links hinten in der Ecke eine alte Chaiſelongue; neben der Mittelthür ein durchſeſſener Strohſeſſel. Man hört den Regen aufs Dach ſchlagen; er träufelt durch die Luke, ſo daß die Diele unter Waſſer ſteht. Vorn auf der Matratze liegt Schigolch in langem grauen Paletot. Auf der Chaiſelongue links in der Ecke liegt Alwa Schön, in einen Plaid gewickelt, deſſen Riemen über ihm an der Wand hängt. Schigolch. Der Regen trommelt zur Parade. Alwa. Ein ſtimmungsvolles Wetter für ihr erſtes Auftreten! (Lulu in halblangem Haar, das ihr offen über die Schulter fällt, tritt barfuß in abgeriſſenem ſchwarzen Kleide von links vorn ein mit einer Waſchſchüſſel, die ſie unter den Tropfenfall ſetzt.) Schigolch. Wo bleibſt Du denn, mein Kind? — Haſt Du Dir erſt noch die Hände gewaſchen? Alwa. Reinlichkeit iſt der Schmuck der Armut. Lulu (ſich aufrichtend, ihr Haar zurückſchlagend). Wenn nur Du erſt hier aus dem Wege wärſt. Alwa. Mir träumte eben, wir dinierten zuſammen chez Maxime. Bianetta Gazil war noch mit dabei. Ich hatte fers de cheval beſtellt. Das Tiſchtuch triefte auf allen vier Seiten von Champagner. Schigolch. Yes, yes; und mir träumte von einem Stück Chriſtmaß-pudding. Lulu. Wenn man ſich an einem von Euch wenigſtens etwas wärmen könnte.

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903], S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_pandora_1902/70>, abgerufen am 24.11.2024.