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Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891.

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Knochenbruch. Mir unbegreiflich, verehrter Herr Collega,
wie sich der beste meiner Schüler gerade zum allerschlechtesten
so hingezogen fühlen kann.
Hungergurt. Mir auch, verehrter Herr Collega.

Fünfte Scene.
Sonniger Nachmittag. -- Melchior und Wendla begegnen einander
im Wald.
Melchior. Bist du's wirklich, Wendla? -- Was thust
denn du so allein hier oben? -- Seit drei Stunden durchstreife ich
den Wald die Kreuz und Quer ohne daß mir eine Seele begegnet,
und nun plötzlich trittst du mir aus dem dichtesten Dickicht ent-
gegen!
Wendla. Ja, ich bin's.
Melchior. Wenn ich dich nicht als Wendla Bergmann
kennte, ich hielte dich für eine Dryade, die aus den Zweigen
gefallen.
Wendla. Nein, nein, ich bin Wendla Bergmann. -- Wo
kommst du denn her?
Melchior. Ich gehe meinen Gedanken nach.
Wendla. Ich suche Waldmeister. Mama will Maitrank
bereiten. Anfangs wollte sie selbst mitgeh'n, aber im letzten
Augenblick kam Tante Bauer noch und die steigt nicht gern. --
So bin ich denn allein heraufgekommen.
Melchior. Hast du deinen Waldmeister schon?
Wendla. Den ganzen Korb voll. Drüben unter den
Buchen steht er dicht wie Mattenklee. -- Jetzt sehe ich mich
2*
Knochenbruch. Mir unbegreiflich, verehrter Herr Collega,
wie ſich der beſte meiner Schüler gerade zum allerſchlechteſten
ſo hingezogen fühlen kann.
Hungergurt. Mir auch, verehrter Herr Collega.

Fünfte Scene.
Sonniger Nachmittag. — Melchior und Wendla begegnen einander
im Wald.
Melchior. Biſt du's wirklich, Wendla? — Was thuſt
denn du ſo allein hier oben? — Seit drei Stunden durchſtreife ich
den Wald die Kreuz und Quer ohne daß mir eine Seele begegnet,
und nun plötzlich trittſt du mir aus dem dichteſten Dickicht ent-
gegen!
Wendla. Ja, ich bin's.
Melchior. Wenn ich dich nicht als Wendla Bergmann
kennte, ich hielte dich für eine Dryade, die aus den Zweigen
gefallen.
Wendla. Nein, nein, ich bin Wendla Bergmann. — Wo
kommſt du denn her?
Melchior. Ich gehe meinen Gedanken nach.
Wendla. Ich ſuche Waldmeiſter. Mama will Maitrank
bereiten. Anfangs wollte ſie ſelbſt mitgeh'n, aber im letzten
Augenblick kam Tante Bauer noch und die ſteigt nicht gern. —
So bin ich denn allein heraufgekommen.
Melchior. Haſt du deinen Waldmeiſter ſchon?
Wendla. Den ganzen Korb voll. Drüben unter den
Buchen ſteht er dicht wie Mattenklee. — Jetzt ſehe ich mich
2*
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[19/0035] Knochenbruch. Mir unbegreiflich, verehrter Herr Collega, wie ſich der beſte meiner Schüler gerade zum allerſchlechteſten ſo hingezogen fühlen kann. Hungergurt. Mir auch, verehrter Herr Collega. Fünfte Scene. Sonniger Nachmittag. — Melchior und Wendla begegnen einander im Wald. Melchior. Biſt du's wirklich, Wendla? — Was thuſt denn du ſo allein hier oben? — Seit drei Stunden durchſtreife ich den Wald die Kreuz und Quer ohne daß mir eine Seele begegnet, und nun plötzlich trittſt du mir aus dem dichteſten Dickicht ent- gegen! Wendla. Ja, ich bin's. Melchior. Wenn ich dich nicht als Wendla Bergmann kennte, ich hielte dich für eine Dryade, die aus den Zweigen gefallen. Wendla. Nein, nein, ich bin Wendla Bergmann. — Wo kommſt du denn her? Melchior. Ich gehe meinen Gedanken nach. Wendla. Ich ſuche Waldmeiſter. Mama will Maitrank bereiten. Anfangs wollte ſie ſelbſt mitgeh'n, aber im letzten Augenblick kam Tante Bauer noch und die ſteigt nicht gern. — So bin ich denn allein heraufgekommen. Melchior. Haſt du deinen Waldmeiſter ſchon? Wendla. Den ganzen Korb voll. Drüben unter den Buchen ſteht er dicht wie Mattenklee. — Jetzt ſehe ich mich 2*

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/35>, abgerufen am 23.11.2024.