Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Geschwitz. Er lebt nicht mehr? Schön. Er hatte genug. Lulu. Du bist verstimmt. Schön (beherrscht sich). Geschwitz (sich erhebend). Ich muß gehen, Frau Doktor. Ich kann nicht länger bleiben. Wir haben heute abend Aktzeichnen, und ich habe noch so viel auf den Ball vorzu- bereiten. -- Herr Doktor. (Von Lulu geleitet, durch die Mitte ab.) Zweiter Auftritt. Schön (allein, sich umsehend). Der reine Augiasstall. Das mein Lebensabend. Man soll mir einen Winkel zeigen, der noch rein ist. Mir graut, mich hier auf einen Stuhl zu setzen. Die Pest im Haus. Der ärmste Taglöhner hat sein sauberes Nest. Soll ich fort, alles stehen lassen, wie es steht, nach Amerika, nach Indien? Dreißig Jahr Arbeit, Emporringen, und das der Abend -- mein Familienkreis, der Kreis der Geſchwitz. Er lebt nicht mehr? Schön. Er hatte genug. Lulu. Du biſt verſtimmt. Schön (beherrſcht ſich). Geſchwitz (ſich erhebend). Ich muß gehen, Frau Doktor. Ich kann nicht länger bleiben. Wir haben heute abend Aktzeichnen, und ich habe noch ſo viel auf den Ball vorzu- bereiten. — Herr Doktor. (Von Lulu geleitet, durch die Mitte ab.) Zweiter Auftritt. Schön (allein, ſich umſehend). Der reine Augiasſtall. Das mein Lebensabend. Man ſoll mir einen Winkel zeigen, der noch rein iſt. Mir graut, mich hier auf einen Stuhl zu ſetzen. Die Peſt im Haus. Der ärmſte Taglöhner hat ſein ſauberes Neſt. Soll ich fort, alles ſtehen laſſen, wie es ſteht, nach Amerika, nach Indien? Dreißig Jahr Arbeit, Emporringen, und das der Abend — mein Familienkreis, der Kreis der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="173" facs="#f0179"/> <sp who="#GES"> <speaker> <hi rendition="#b">Geſchwitz.</hi> </speaker><lb/> <p>Er lebt nicht mehr?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Er hatte genug.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Du biſt verſtimmt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön</hi> </speaker> <stage>(beherrſcht ſich).</stage> </sp><lb/> <sp who="#GES"> <speaker> <hi rendition="#b">Geſchwitz</hi> </speaker> <stage>(ſich erhebend).</stage><lb/> <p>Ich muß gehen, Frau Doktor. Ich kann nicht<lb/> länger bleiben. Wir haben heute abend Aktzeichnen,<lb/> und ich habe noch ſo viel auf den Ball vorzu-<lb/> bereiten. — Herr Doktor.</p> <stage>(Von Lulu geleitet, durch die<lb/> Mitte ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zweiter Auftritt.</hi> </head><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön</hi> </speaker> <stage>(allein, ſich umſehend).</stage><lb/> <p>Der reine Augiasſtall. Das mein Lebensabend.<lb/> Man ſoll mir einen Winkel zeigen, der noch rein<lb/> iſt. Mir graut, mich hier auf einen Stuhl zu<lb/> ſetzen. Die Peſt im Haus. Der ärmſte Taglöhner<lb/> hat ſein ſauberes Neſt. Soll ich fort, alles ſtehen<lb/> laſſen, wie es ſteht, nach Amerika, nach Indien?<lb/> Dreißig Jahr Arbeit, Emporringen, und das der<lb/> Abend — mein Familienkreis, der Kreis der<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0179]
Geſchwitz.
Er lebt nicht mehr?
Schön.
Er hatte genug.
Lulu.
Du biſt verſtimmt.
Schön (beherrſcht ſich).
Geſchwitz (ſich erhebend).
Ich muß gehen, Frau Doktor. Ich kann nicht
länger bleiben. Wir haben heute abend Aktzeichnen,
und ich habe noch ſo viel auf den Ball vorzu-
bereiten. — Herr Doktor. (Von Lulu geleitet, durch die
Mitte ab.)
Zweiter Auftritt.
Schön (allein, ſich umſehend).
Der reine Augiasſtall. Das mein Lebensabend.
Man ſoll mir einen Winkel zeigen, der noch rein
iſt. Mir graut, mich hier auf einen Stuhl zu
ſetzen. Die Peſt im Haus. Der ärmſte Taglöhner
hat ſein ſauberes Neſt. Soll ich fort, alles ſtehen
laſſen, wie es ſteht, nach Amerika, nach Indien?
Dreißig Jahr Arbeit, Emporringen, und das der
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Zitationshilfe: | Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895/179>, abgerufen am 03.03.2025. |