Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedichte.
Von jhrer Schönheit Wundern-
Stände.
1.
SEind es haar oder garn das kraußlecht/ reine
gold/
Nach dessen purem schatz die Götter ein verlangen?
Ach! Es seind zarte haar/ meiner lieb wehrter sold:
Nein. Es seind starcke garn/ da sich die sehlen fangen.
2.
Ein gestirn oder stirn ist dan das helfenbein/
Darauff sich Mayestet/ weiß heit vnd zucht erfrewet?
Es ist ein glatte stirn/ die hofnung meiner pein:
Nein. Es ist ein gestirn/ das die freche betröwet.
3.
Seind es blick oder plitz der schnell vnd helle glantz/
Darab wir vns zugleich entsötzen vnd ergötzen?
Ach! Es seind süsse blick auß Amors starcker schantz:
Nein. Es seind scharpfe plitz/ so die hertzen verlötzen.
4.
Jst ein brust oder blust der zwirig-böbend thron/
Darauff die Charites den Liebelein liebkosen?
Es ist ein vöste brust/ da wohnet all mein wohn:
Es ist ein edle blust von erdbör-gilg-vnd-rosen.

5. Jst
Gedichte.
Von jhrer Schoͤnheit Wundern-
Staͤnde.
1.
SEind es haar oder garn das kraußlecht/ reine
gold/
Nach deſſen purem ſchatz die Goͤtter ein verlangen?
Ach! Es ſeind zarte haar/ meiner lieb wehrter ſold:
Nein. Es ſeind ſtarcke garn/ da ſich die ſehlē fangen.
2.
Ein geſtirn oder ſtirn iſt dan das helfenbein/
Darauff ſich Mayeſtet/ weiß heit vnd zucht erfrewet?
Es iſt ein glatte ſtirn/ die hofnung meiner pein:
Nein. Es iſt ein geſtirn/ das die freche betroͤwet.
3.
Seind es blick oder plitz der ſchnell vnd helle glantz/
Darab wir vns zugleich entſoͤtzen vnd ergoͤtzen?
Ach! Es ſeind ſuͤſſe blick auß Amors ſtarcker ſchantz:
Nein. Es ſeind ſcharpfe plitz/ ſo die hertzen verloͤtzen.
4.
Jſt ein bruſt oder bluſt der zwirig-boͤbend thron/
Darauff die Charites den Liebelein liebkoſen?
Es iſt ein voͤſte bruſt/ da wohnet all mein wohn:
Es iſt ein edle bluſt von erdboͤr-gilg-vnd-roſen.

5. Jſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0239" n="221"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Von jhrer Scho&#x0364;nheit Wundern-<lb/>
Sta&#x0364;nde.</hi> </head><lb/>
              <lg n="1">
                <head>1.</head><lb/>
                <l>SEind es haar oder garn das kraußlecht/ reine</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gold/</hi> </l><lb/>
                <l>Nach de&#x017F;&#x017F;en purem &#x017F;chatz die Go&#x0364;tter ein verlangen?</l><lb/>
                <l>Ach! Es &#x017F;eind zarte haar/ meiner lieb wehrter &#x017F;old:</l><lb/>
                <l>Nein. Es &#x017F;eind &#x017F;tarcke garn/ da &#x017F;ich die &#x017F;ehle&#x0304; fangen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <head>2.</head><lb/>
                <l>Ein ge&#x017F;tirn oder &#x017F;tirn i&#x017F;t dan das helfenbein/</l><lb/>
                <l>Darauff &#x017F;ich Maye&#x017F;tet/ weiß heit vnd zucht erfrewet?</l><lb/>
                <l>Es i&#x017F;t ein glatte &#x017F;tirn/ die hofnung meiner pein:</l><lb/>
                <l>Nein. Es i&#x017F;t ein ge&#x017F;tirn/ das die freche betro&#x0364;wet.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <head>3.</head><lb/>
                <l>Seind es blick oder plitz der &#x017F;chnell vnd helle glantz/</l><lb/>
                <l>Darab wir vns zugleich ent&#x017F;o&#x0364;tzen vnd ergo&#x0364;tzen?</l><lb/>
                <l>Ach! Es &#x017F;eind &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e blick auß Amors &#x017F;tarcker &#x017F;chantz:</l><lb/>
                <l>Nein. Es &#x017F;eind &#x017F;charpfe plitz/ &#x017F;o die hertzen verlo&#x0364;tzen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <head>4.</head><lb/>
                <l>J&#x017F;t ein bru&#x017F;t oder blu&#x017F;t der zwirig-bo&#x0364;bend thron/</l><lb/>
                <l>Darauff die Charites den Liebelein liebko&#x017F;en?</l><lb/>
                <l>Es i&#x017F;t ein vo&#x0364;&#x017F;te bru&#x017F;t/ da wohnet all mein wohn:</l><lb/>
                <l>Es i&#x017F;t ein edle blu&#x017F;t von erdbo&#x0364;r-gilg-vnd-ro&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">5. J&#x017F;t</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0239] Gedichte. Von jhrer Schoͤnheit Wundern- Staͤnde. 1. SEind es haar oder garn das kraußlecht/ reine gold/ Nach deſſen purem ſchatz die Goͤtter ein verlangen? Ach! Es ſeind zarte haar/ meiner lieb wehrter ſold: Nein. Es ſeind ſtarcke garn/ da ſich die ſehlē fangen. 2. Ein geſtirn oder ſtirn iſt dan das helfenbein/ Darauff ſich Mayeſtet/ weiß heit vnd zucht erfrewet? Es iſt ein glatte ſtirn/ die hofnung meiner pein: Nein. Es iſt ein geſtirn/ das die freche betroͤwet. 3. Seind es blick oder plitz der ſchnell vnd helle glantz/ Darab wir vns zugleich entſoͤtzen vnd ergoͤtzen? Ach! Es ſeind ſuͤſſe blick auß Amors ſtarcker ſchantz: Nein. Es ſeind ſcharpfe plitz/ ſo die hertzen verloͤtzen. 4. Jſt ein bruſt oder bluſt der zwirig-boͤbend thron/ Darauff die Charites den Liebelein liebkoſen? Es iſt ein voͤſte bruſt/ da wohnet all mein wohn: Es iſt ein edle bluſt von erdboͤr-gilg-vnd-roſen. 5. Jſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/239
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/239>, abgerufen am 21.12.2024.