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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.

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De Statu perturbato Franciae.


Der 8. Discurß.

Was Crequy bey dem Bapst im Namen deß Frantzosen
angebracht. Reformation bey Hoff. Deß Lothringers Feindlichkeit. Das
Hertzogthumb Bar eingezogen. Vergebliche Tractaten wegen Lothringen.
Nancy belägert/ die Princessin Margreth entwischt. Andere Tractaten. B.
bergab der Statt Nancy: welche Altringer vnnd Feria vergeblich suchen zuentse-
tzen. Wie der Monsieur wieder nach Hoff kompt. Schreiben deß Cardinals
an die alte Königin: Jhr vnnd deß Cardinals/ auch Hertzogen in Saphoyen
todt.

ES sahe der Cardinal gar wohl/ daß Franckreich mit
Spanien würde endlich zubrechen kommen/ nach deme es biß dahin nur
vmb die Bunds genossen zuthun gewesen. Darumb vermögt er den Kö-
nig/ eine Gesandtschafft an den Bapst zuschicken/ damit derselb nicht von der farb
fiele/ vnnd etwan in Jtalien Händel anfienge. Hier zu schien Crequy, wegen sei-
ner grossen baaren Mittel/ vnd der Jtalianischen Fürsten Kundschafft/ auß bün-
dig/ weil er auch zu Ehren vnnd Kurtzweil nichts pflegte zusparen. Seine Be-
reitschafft hielt jhn bey Hoff biß zu Eingang deß Meyen. Er saß zu Schiff/ kam
zu Rom an/ mit fünffhundert Dienern/ in solchem Pracht/ als niemahlen gese-
hen worden: ebenmässig wurd er auch empfangen/ vnnd zur Audientz geführt.
der Vortrag war/ der König hätte so lang verzogen/ jhme zu Eingang der Bäpsti-
schen Würden Glück zuwünschen/ vnnd den Gehorsamb zubezeugen/ biß er den
Raub den Kirchen feinden abgenommen vnd zu seinen Füssen legen könne. Dar-
nach wie wegen vieler geleysteten Diensten/ seine Voreltern ein rühmlichen Na-
men erworben/ vnnd wie er auch gesinnet wär/ seine Macht dem Bapst zu Dienst
anzuwenden: wie er jhn dann vor Christi Statthalter/ Petri Successorn/ vnnd
Verwalter deß Himmelreichs hielte/ vnnd deßwegen sich zu seinen Füssen legte/
mit sonderlicher Beysorg/ daß jhm kein Wort entführ/ darauß man spüren solte/
ob die Cron Franckreich vom Röm. Stul dependirte. Das fürnembste Stück
aber der Gesandschafft war/ daß Franckreich sich erbotte/ dem Bapst in allen Be-
gebenheiten zu dienen/ vnnd den Streit mit den Venetianern zuschlichten: wel-
cher wegen der Gräntzen in der Herrschafft Gorre, vnd wegen etlicher kleinen Jn-
seln war entstanden/ biß sie in Ferrar einander geschlagen/ welches dann zu einer
völligen Ruptur gelangen mögen. Weil nun deß Bapsts ansehen im Fried

weit
De Statu perturbato Franciæ.


Der 8. Diſcurß.

Was Crequy bey dem Bapſt im Namen deß Frantzoſen
angebracht. Reformation bey Hoff. Deß Lothringers Feindlichkeit. Das
Hertzogthumb Bar eingezogen. Vergebliche Tractaten wegen Lothringen.
Nancy belaͤgert/ die Princeſſin Margreth entwiſcht. Andere Tractaten. B.
bergab der Statt Nancy: welche Altringer vnnd Feria vergeblich ſuchen zuentſe-
tzen. Wie der Monſieur wieder nach Hoff kompt. Schreiben deß Cardinals
an die alte Koͤnigin: Jhr vnnd deß Cardinals/ auch Hertzogen in Saphoyen
todt.

ES ſahe der Cardinal gar wohl/ daß Franckreich mit
Spanien wuͤrde endlich zubrechen kommen/ nach deme es biß dahin nur
vmb die Bunds genoſſen zuthun geweſen. Darumb vermoͤgt er den Koͤ-
nig/ eine Geſandtſchafft an den Bapſt zuſchicken/ damit derſelb nicht von der farb
fiele/ vnnd etwan in Jtalien Haͤndel anfienge. Hier zu ſchien Crequy, wegen ſei-
ner groſſen baaren Mittel/ vnd der Jtalianiſchen Fuͤrſten Kundſchafft/ auß buͤn-
dig/ weil er auch zu Ehren vnnd Kurtzweil nichts pflegte zuſparen. Seine Be-
reitſchafft hielt jhn bey Hoff biß zu Eingang deß Meyen. Er ſaß zu Schiff/ kam
zu Rom an/ mit fuͤnffhundert Dienern/ in ſolchem Pracht/ als niemahlen geſe-
hen worden: ebenmaͤſſig wurd er auch empfangen/ vnnd zur Audientz gefuͤhrt.
der Vortrag war/ der Koͤnig haͤtte ſo lang verzogen/ jhme zu Eingang der Baͤpſti-
ſchen Wuͤrden Gluͤck zuwuͤnſchen/ vnnd den Gehorſamb zubezeugen/ biß er den
Raub den Kirchen feinden abgenommen vnd zu ſeinen Fuͤſſen legen koͤnne. Dar-
nach wie wegen vieler geleyſteten Dienſten/ ſeine Voreltern ein ruͤhmlichen Na-
men erworben/ vnnd wie er auch geſinnet waͤr/ ſeine Macht dem Bapſt zu Dienſt
anzuwenden: wie er jhn dann vor Chriſti Statthalter/ Petri Succeſſorn/ vnnd
Verwalter deß Himmelreichs hielte/ vnnd deßwegen ſich zu ſeinen Fuͤſſen legte/
mit ſonderlicher Beyſorg/ daß jhm kein Wort entfuͤhr/ darauß man ſpuͤren ſolte/
ob die Cron Franckreich vom Roͤm. Stul dependirte. Das fuͤrnembſte Stuͤck
aber der Geſandſchafft war/ daß Franckreich ſich erbotte/ dem Bapſt in allen Be-
gebenheiten zu dienen/ vnnd den Streit mit den Venetianern zuſchlichten: wel-
cher wegen der Graͤntzen in der Herꝛſchafft Gorre, vnd wegen etlicher kleinen Jn-
ſeln war entſtanden/ biß ſie in Ferꝛar einander geſchlagen/ welches dann zu einer
voͤlligen Ruptur gelangen moͤgen. Weil nun deß Bapſts anſehen im Fried

weit
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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania04_1652/84>, abgerufen am 21.11.2024.