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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Erstes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
verbrennen diese Stoffe gleichfalls und es verbleiben viele kleine
Oeffnungen innerhalb der Steine. Demgemäß sind die porösen Ziegel
bedeutend leichter als die gewöhnlichen Backsteine, und eignen sich
erstere ganz besonders zur Ausführung von Wölbungen in höher
gelegenen Theilen des Gebäudes, wo man keine starke Widerlager
anbringen kann. Ferner verwendet man sie gerne für freischwebende
Hängewerkswände und massive Mauern auf Traversen. Ihrer großen
Porösität wegen verbinden sie sich sehr gut mit Mörtel. Der höhere
Preis der porösen Ziegel mag es wohl, daß sie im allgemeinen
selten Verwendung finden, obgleich sie nicht zu verkennende Vor-
theile gewähren.

Beim Gewölbebau kommen wir auf die porösen Ziegel nochmals
zurück.

Ein wesentlicher Bestandtheil der Mauern sind

VII. Die Schornsteine oder Rauchfänge,

auch Rauchschlote und Kamine genannt.

1) Allgemeine Betrachtungen.

Sie dienen nicht allein für einen regelmäßigen und lebhaften, zur
Verbrennung erforderlichen, Zutritt von Luft unter den Rost des
Ofens, sondern sie erfüllen noch einen zweiten, ebenso wichtigen Zweck,
indem sie die Luft, welche zur Verbrennung gedient hat und mit
Kohlensäure und brennbaren Dämpfen erfüllt, dem Gedeihen der
Pflanzen wie auch der Gesundheit der Menschen schädlich sein würde,
wenn sie sich in zu geringer Höhe verbreitete, aus dem Bereiche der
Wohnungen in eine solche Höhe führen, daß sie, ohne weiter lästig
zu fallen, vom Winde ergriffen und vertheilt wird; dieses letzteren
Zweckes wegen erhalten die Schornsteine häufig eine größere Höhe,
als zur Bewirkung des erforderlichen Luftzuges nothwendig wäre.
Ohne auf die mancherlei aufgestellten Theorien bezüglich der besten
Größenverhältnisse der Schornsteine näher einzugehen, geben wir in
Folgendem einige Vorschriften, wie solche von den Theoretikern auf-
gestellt wurden, um bei praktischen Ausführungen als Richtschnur zu
dienen, obgleich auch diese Vorschriften ziemlich abweichend sind,
indem auf die Bestimmung der besten Größenverhältnisse gar man-
cherlei Umstände einwirken, wie z. B. die verschiedene Beschaffenheit
des Brennmaterials u. s. w. Es sind diese Vorschriften jedoch

Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
verbrennen dieſe Stoffe gleichfalls und es verbleiben viele kleine
Oeffnungen innerhalb der Steine. Demgemäß ſind die poröſen Ziegel
bedeutend leichter als die gewöhnlichen Backſteine, und eignen ſich
erſtere ganz beſonders zur Ausführung von Wölbungen in höher
gelegenen Theilen des Gebäudes, wo man keine ſtarke Widerlager
anbringen kann. Ferner verwendet man ſie gerne für freiſchwebende
Hängewerkswände und maſſive Mauern auf Traverſen. Ihrer großen
Poröſität wegen verbinden ſie ſich ſehr gut mit Mörtel. Der höhere
Preis der poröſen Ziegel mag es wohl, daß ſie im allgemeinen
ſelten Verwendung finden, obgleich ſie nicht zu verkennende Vor-
theile gewähren.

Beim Gewölbebau kommen wir auf die poröſen Ziegel nochmals
zurück.

Ein weſentlicher Beſtandtheil der Mauern ſind

VII. Die Schornſteine oder Rauchfänge,

auch Rauchſchlote und Kamine genannt.

1) Allgemeine Betrachtungen.

Sie dienen nicht allein für einen regelmäßigen und lebhaften, zur
Verbrennung erforderlichen, Zutritt von Luft unter den Roſt des
Ofens, ſondern ſie erfüllen noch einen zweiten, ebenſo wichtigen Zweck,
indem ſie die Luft, welche zur Verbrennung gedient hat und mit
Kohlenſäure und brennbaren Dämpfen erfüllt, dem Gedeihen der
Pflanzen wie auch der Geſundheit der Menſchen ſchädlich ſein würde,
wenn ſie ſich in zu geringer Höhe verbreitete, aus dem Bereiche der
Wohnungen in eine ſolche Höhe führen, daß ſie, ohne weiter läſtig
zu fallen, vom Winde ergriffen und vertheilt wird; dieſes letzteren
Zweckes wegen erhalten die Schornſteine häufig eine größere Höhe,
als zur Bewirkung des erforderlichen Luftzuges nothwendig wäre.
Ohne auf die mancherlei aufgeſtellten Theorien bezüglich der beſten
Größenverhältniſſe der Schornſteine näher einzugehen, geben wir in
Folgendem einige Vorſchriften, wie ſolche von den Theoretikern auf-
geſtellt wurden, um bei praktiſchen Ausführungen als Richtſchnur zu
dienen, obgleich auch dieſe Vorſchriften ziemlich abweichend ſind,
indem auf die Beſtimmung der beſten Größenverhältniſſe gar man-
cherlei Umſtände einwirken, wie z. B. die verſchiedene Beſchaffenheit
des Brennmaterials u. ſ. w. Es ſind dieſe Vorſchriften jedoch

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[68/0084] Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk. verbrennen dieſe Stoffe gleichfalls und es verbleiben viele kleine Oeffnungen innerhalb der Steine. Demgemäß ſind die poröſen Ziegel bedeutend leichter als die gewöhnlichen Backſteine, und eignen ſich erſtere ganz beſonders zur Ausführung von Wölbungen in höher gelegenen Theilen des Gebäudes, wo man keine ſtarke Widerlager anbringen kann. Ferner verwendet man ſie gerne für freiſchwebende Hängewerkswände und maſſive Mauern auf Traverſen. Ihrer großen Poröſität wegen verbinden ſie ſich ſehr gut mit Mörtel. Der höhere Preis der poröſen Ziegel mag es wohl, daß ſie im allgemeinen ſelten Verwendung finden, obgleich ſie nicht zu verkennende Vor- theile gewähren. Beim Gewölbebau kommen wir auf die poröſen Ziegel nochmals zurück. Ein weſentlicher Beſtandtheil der Mauern ſind VII. Die Schornſteine oder Rauchfänge, auch Rauchſchlote und Kamine genannt. 1) Allgemeine Betrachtungen. Sie dienen nicht allein für einen regelmäßigen und lebhaften, zur Verbrennung erforderlichen, Zutritt von Luft unter den Roſt des Ofens, ſondern ſie erfüllen noch einen zweiten, ebenſo wichtigen Zweck, indem ſie die Luft, welche zur Verbrennung gedient hat und mit Kohlenſäure und brennbaren Dämpfen erfüllt, dem Gedeihen der Pflanzen wie auch der Geſundheit der Menſchen ſchädlich ſein würde, wenn ſie ſich in zu geringer Höhe verbreitete, aus dem Bereiche der Wohnungen in eine ſolche Höhe führen, daß ſie, ohne weiter läſtig zu fallen, vom Winde ergriffen und vertheilt wird; dieſes letzteren Zweckes wegen erhalten die Schornſteine häufig eine größere Höhe, als zur Bewirkung des erforderlichen Luftzuges nothwendig wäre. Ohne auf die mancherlei aufgeſtellten Theorien bezüglich der beſten Größenverhältniſſe der Schornſteine näher einzugehen, geben wir in Folgendem einige Vorſchriften, wie ſolche von den Theoretikern auf- geſtellt wurden, um bei praktiſchen Ausführungen als Richtſchnur zu dienen, obgleich auch dieſe Vorſchriften ziemlich abweichend ſind, indem auf die Beſtimmung der beſten Größenverhältniſſe gar man- cherlei Umſtände einwirken, wie z. B. die verſchiedene Beſchaffenheit des Brennmaterials u. ſ. w. Es ſind dieſe Vorſchriften jedoch

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/84>, abgerufen am 22.12.2024.