werden neuerdings in Norddeutschland (Hannover, Schleswig-Hol- stein u. s. w.) bei sehr vielen freistehenden, den rauhen Witterungs- einflüssen ausgesetzten Gebäuden angewendet und haben sich dort ausgezeichnet bewährt. Der Verfasser dieses Werkes lebte vor einigen Jahren in Norddeutschland und kann aus Erfahrung die nachstehen- den von ihm oft ausgeführten Verbände anempfehlen.
Die Hohlmauer wird durch die Isolirschicht, welche meistens 1/4 Ziegellänge zur Breite erhält, in zwei Theile zerlegt; die äußere Wand muß mindestens 1 Stein stark sein, weil die 1/2 Ziegel starken Wände sehr leicht durchnäßt werden. Die innere Mauerhälfte bedarf nur 1/2 Stein zur Stärke.
In der Regel macht man die beiden Hälften der
11/2 Ziegel starken Wände außerhalb 1 Stein, innerhalb 1/2 Stein
2 " " " " 1 " " 1 "
21/2 " " " " 11/2 " " 1 "
stark; die 1/4 oder 1/2 Stein breite Isolirschicht liegt zwischen den beiden Mauerhälften, welche mittelst Ankersteinen (so heißen die durch- greifenden Binder oder Strecker) zusammengehalten werden. Damit die Ankersteine die Feuchtigkeit von der äußeren nach der inneren Mauer nicht übertragen, werden die inneren Köpfe der Ankersteine getheert; dies geschieht vielfach schon in den Ziegeleien, öfters aber auch erst auf dem Bauplatze, indem man die Ziegelköpfe gehörig heiß macht und in heißen Steinkohlentheer etwa 8--10zm tief eintaucht.
Die Hohlschichtenanordnung vertheuert den Bau nur höchst un- bedeutend; rechnen wir für pr. #m Mauerfläche im Ganzen 16 Binder- steine, dann sind in Wirklichkeit (bei 1/4 Stein Isolirschichtbreite) blos 16/4 = 4 ganze Steine mehr nothwendig, als beim vollen Mauer- werk. Eine 11/2 Stein starke Backsteinmauer enthält pr. #m 150 Stück Ziegel des deutschen Normalmaßes, wonach sich die Herstellungs- kosten einer vollen Mauer zur Hohlschichtmauer verhalten wie 1 : 1,0266 Die Arbeitslöhne sind für beide Mauerarten gleich (bei ausgeschrie- benen Submissionen waren die Offerten für Vollmauern ebenso wie für Hohlmauern), dagegen würde das Heißmachen und Theeren pr. Mille der Bindersteine (1 Tonne Steinkohlentheer a 9,6 Reichs- mark, 2 Arbeitsleute a 2,1 Reichsmark) mit 6,5 Reichsmark zu be- rechnen sein. Somit würde beispielsweise, wenn 1 Mille Ziegel für
Die Hohlmauern mit Luftſchichten.
1) Mauern mit Luft- oder Iſolirſchichten
werden neuerdings in Norddeutſchland (Hannover, Schleswig-Hol- ſtein u. ſ. w.) bei ſehr vielen freiſtehenden, den rauhen Witterungs- einflüſſen ausgeſetzten Gebäuden angewendet und haben ſich dort ausgezeichnet bewährt. Der Verfaſſer dieſes Werkes lebte vor einigen Jahren in Norddeutſchland und kann aus Erfahrung die nachſtehen- den von ihm oft ausgeführten Verbände anempfehlen.
Die Hohlmauer wird durch die Iſolirſchicht, welche meiſtens ¼ Ziegellänge zur Breite erhält, in zwei Theile zerlegt; die äußere Wand muß mindeſtens 1 Stein ſtark ſein, weil die ½ Ziegel ſtarken Wände ſehr leicht durchnäßt werden. Die innere Mauerhälfte bedarf nur ½ Stein zur Stärke.
In der Regel macht man die beiden Hälften der
1½ Ziegel ſtarken Wände außerhalb 1 Stein, innerhalb ½ Stein
2 „ „ „ „ 1 „ „ 1 „
2½ „ „ „ „ 1½ „ „ 1 „
ſtark; die ¼ oder ½ Stein breite Iſolirſchicht liegt zwiſchen den beiden Mauerhälften, welche mittelſt Ankerſteinen (ſo heißen die durch- greifenden Binder oder Strecker) zuſammengehalten werden. Damit die Ankerſteine die Feuchtigkeit von der äußeren nach der inneren Mauer nicht übertragen, werden die inneren Köpfe der Ankerſteine getheert; dies geſchieht vielfach ſchon in den Ziegeleien, öfters aber auch erſt auf dem Bauplatze, indem man die Ziegelköpfe gehörig heiß macht und in heißen Steinkohlentheer etwa 8—10zm tief eintaucht.
Die Hohlſchichtenanordnung vertheuert den Bau nur höchſt un- bedeutend; rechnen wir für pr. □m Mauerfläche im Ganzen 16 Binder- ſteine, dann ſind in Wirklichkeit (bei ¼ Stein Iſolirſchichtbreite) blos 16/4 = 4 ganze Steine mehr nothwendig, als beim vollen Mauer- werk. Eine 1½ Stein ſtarke Backſteinmauer enthält pr. □m 150 Stück Ziegel des deutſchen Normalmaßes, wonach ſich die Herſtellungs- koſten einer vollen Mauer zur Hohlſchichtmauer verhalten wie 1 : 1,0266 Die Arbeitslöhne ſind für beide Mauerarten gleich (bei ausgeſchrie- benen Submiſſionen waren die Offerten für Vollmauern ebenſo wie für Hohlmauern), dagegen würde das Heißmachen und Theeren pr. Mille der Binderſteine (1 Tonne Steinkohlentheer à 9,6 Reichs- mark, 2 Arbeitsleute à 2,1 Reichsmark) mit 6,5 Reichsmark zu be- rechnen ſein. Somit würde beiſpielsweiſe, wenn 1 Mille Ziegel für
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0073"n="57"/><fwplace="top"type="header">Die Hohlmauern mit Luftſchichten.</fw><lb/><divn="5"><head>1) <hirendition="#g">Mauern mit Luft- oder Iſolirſchichten</hi></head><lb/><p>werden neuerdings in Norddeutſchland (Hannover, Schleswig-Hol-<lb/>ſtein u. ſ. w.) bei ſehr vielen freiſtehenden, den rauhen Witterungs-<lb/>
einflüſſen ausgeſetzten Gebäuden angewendet und haben ſich dort<lb/>
ausgezeichnet bewährt. Der Verfaſſer dieſes Werkes lebte vor einigen<lb/>
Jahren in Norddeutſchland und kann aus Erfahrung die nachſtehen-<lb/>
den von ihm oft ausgeführten Verbände anempfehlen.</p><lb/><p>Die Hohlmauer wird durch die Iſolirſchicht, welche meiſtens<lb/>
¼ Ziegellänge zur Breite erhält, in zwei Theile zerlegt; die äußere<lb/>
Wand muß mindeſtens 1 Stein ſtark ſein, weil die ½ Ziegel ſtarken<lb/>
Wände ſehr leicht durchnäßt werden. Die innere Mauerhälfte bedarf<lb/>
nur ½ Stein zur Stärke.</p><lb/><p>In der Regel macht man die beiden Hälften der</p><lb/><list><item>1½ Ziegel ſtarken Wände außerhalb 1 Stein, innerhalb ½ Stein</item><lb/><item>2 „„„„ 1 „„ 1 „</item><lb/><item>2½ „„„„ 1½ „„ 1 „</item></list><lb/><p>ſtark; die ¼ oder ½ Stein breite Iſolirſchicht liegt zwiſchen den<lb/>
beiden Mauerhälften, welche mittelſt Ankerſteinen (ſo heißen die durch-<lb/>
greifenden Binder oder Strecker) zuſammengehalten werden. Damit<lb/>
die Ankerſteine die Feuchtigkeit von der äußeren nach der inneren<lb/>
Mauer nicht übertragen, werden die inneren Köpfe der Ankerſteine<lb/>
getheert; dies geſchieht vielfach ſchon in den Ziegeleien, öfters aber<lb/>
auch erſt auf dem Bauplatze, indem man die Ziegelköpfe gehörig heiß<lb/>
macht und in heißen Steinkohlentheer etwa 8—10<hirendition="#aq"><hirendition="#sup">zm</hi></hi> tief eintaucht.</p><lb/><p>Die Hohlſchichtenanordnung vertheuert den Bau nur höchſt un-<lb/>
bedeutend; rechnen wir für pr. □<hirendition="#aq"><hirendition="#sup">m</hi></hi> Mauerfläche im Ganzen 16 Binder-<lb/>ſteine, dann ſind in Wirklichkeit (bei ¼ Stein Iſolirſchichtbreite) blos<lb/>
16/4 = 4 <hirendition="#g">ganze</hi> Steine <hirendition="#g">mehr</hi> nothwendig, als beim vollen Mauer-<lb/>
werk. Eine 1½ Stein ſtarke Backſteinmauer enthält pr. □<hirendition="#aq"><hirendition="#sup">m</hi></hi> 150 Stück<lb/>
Ziegel des deutſchen Normalmaßes, wonach ſich die Herſtellungs-<lb/>
koſten einer vollen Mauer zur Hohlſchichtmauer verhalten wie<lb/><hirendition="#c">1 : 1,<hirendition="#sub">0266</hi></hi><lb/>
Die Arbeitslöhne ſind für beide Mauerarten gleich (bei ausgeſchrie-<lb/>
benen Submiſſionen waren die Offerten für Vollmauern ebenſo wie<lb/>
für Hohlmauern), dagegen würde das Heißmachen und Theeren<lb/>
pr. Mille der Binderſteine (1 Tonne Steinkohlentheer <hirendition="#aq">à</hi> 9,6 Reichs-<lb/>
mark, 2 Arbeitsleute <hirendition="#aq">à</hi> 2,1 Reichsmark) mit 6,5 Reichsmark zu be-<lb/>
rechnen ſein. Somit würde beiſpielsweiſe, wenn 1 Mille Ziegel für<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[57/0073]
Die Hohlmauern mit Luftſchichten.
1) Mauern mit Luft- oder Iſolirſchichten
werden neuerdings in Norddeutſchland (Hannover, Schleswig-Hol-
ſtein u. ſ. w.) bei ſehr vielen freiſtehenden, den rauhen Witterungs-
einflüſſen ausgeſetzten Gebäuden angewendet und haben ſich dort
ausgezeichnet bewährt. Der Verfaſſer dieſes Werkes lebte vor einigen
Jahren in Norddeutſchland und kann aus Erfahrung die nachſtehen-
den von ihm oft ausgeführten Verbände anempfehlen.
Die Hohlmauer wird durch die Iſolirſchicht, welche meiſtens
¼ Ziegellänge zur Breite erhält, in zwei Theile zerlegt; die äußere
Wand muß mindeſtens 1 Stein ſtark ſein, weil die ½ Ziegel ſtarken
Wände ſehr leicht durchnäßt werden. Die innere Mauerhälfte bedarf
nur ½ Stein zur Stärke.
In der Regel macht man die beiden Hälften der
1½ Ziegel ſtarken Wände außerhalb 1 Stein, innerhalb ½ Stein
2 „ „ „ „ 1 „ „ 1 „
2½ „ „ „ „ 1½ „ „ 1 „
ſtark; die ¼ oder ½ Stein breite Iſolirſchicht liegt zwiſchen den
beiden Mauerhälften, welche mittelſt Ankerſteinen (ſo heißen die durch-
greifenden Binder oder Strecker) zuſammengehalten werden. Damit
die Ankerſteine die Feuchtigkeit von der äußeren nach der inneren
Mauer nicht übertragen, werden die inneren Köpfe der Ankerſteine
getheert; dies geſchieht vielfach ſchon in den Ziegeleien, öfters aber
auch erſt auf dem Bauplatze, indem man die Ziegelköpfe gehörig heiß
macht und in heißen Steinkohlentheer etwa 8—10zm tief eintaucht.
Die Hohlſchichtenanordnung vertheuert den Bau nur höchſt un-
bedeutend; rechnen wir für pr. □m Mauerfläche im Ganzen 16 Binder-
ſteine, dann ſind in Wirklichkeit (bei ¼ Stein Iſolirſchichtbreite) blos
16/4 = 4 ganze Steine mehr nothwendig, als beim vollen Mauer-
werk. Eine 1½ Stein ſtarke Backſteinmauer enthält pr. □m 150 Stück
Ziegel des deutſchen Normalmaßes, wonach ſich die Herſtellungs-
koſten einer vollen Mauer zur Hohlſchichtmauer verhalten wie
1 : 1,0266
Die Arbeitslöhne ſind für beide Mauerarten gleich (bei ausgeſchrie-
benen Submiſſionen waren die Offerten für Vollmauern ebenſo wie
für Hohlmauern), dagegen würde das Heißmachen und Theeren
pr. Mille der Binderſteine (1 Tonne Steinkohlentheer à 9,6 Reichs-
mark, 2 Arbeitsleute à 2,1 Reichsmark) mit 6,5 Reichsmark zu be-
rechnen ſein. Somit würde beiſpielsweiſe, wenn 1 Mille Ziegel für
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/73>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.