steinen nach einer Bogenlinie, deren Mittelpunkt 1/2 oder 1/4 des Radius der inneren Wölblinie tiefer liegt, als der Mittelpunkt der letz- teren; bei Backsteinen wird der Rücken abgesetzt, nämlich bei kleinen Gewölben im Scheitel 1/2 Ziegel, am Widerlager 1 Stein, bei größeren Gewölben im Scheitel 1/2 Ziegel, in der Mitte des Gewölbeschenkels 1 Stein und am Widerlager 1 1/2 Stein.
B.Die Bruch- und Werkstein-Gewölbe.
Bis jetzt haben wir die Ausführung in Ziegeln angenommen, zu- weilen bedient man sich im Hochbau auch der Bruchsteine, niemals aber der Werksteine, die eigentlich nur beim Brückenbau Verwen- dung finden.
1. Bei den Quader- und Werksteintonnengewölben kommt es besonders auf die genaue Bearbeitung der Lagerflächen eines jeden keilförmigen Wölbsteines an, während die genaue Her- richtung der Stirn- und inneren Leibungsflächen zwar wünschens- werth, aber für die Solidität des Gewölbes nicht durchaus noth- wendig ist. Immerhin wird man auch auf eine sauber herzustellende Leibung und gut schließende Stoßfugen sehen müssen. Für alle Quader- oder Werksteintonnengewölbe eignen sich nur die Kreis- und Segmentlinien, da bei diesen Bogenformen die sämmtlichen Werk- steine nach einer Schablone bearbeitet werden können, was bei Korb- bögen nur umständlich, und bei Ellipsen gar nicht möglich ist. Das Versetzen der Quaderwölbsteine geschieht mittelst Laufkrahnen, die sich nach allen Richtungen hin bewegen lassen (siehe Fig. 165 u. 166 d. Bandes)
2. Die Bruchstein-Tonnengewölbe wendet man in den Kellern der Wohngebäude nur in bruchsteinreichen Districten an. Auch hierbei ist die Kreisform die beste und muß das Lehrgerüst solid sein. Es dürfte nothwendig sein die rohen Bruchsteine vor ihrer Verwendung etwas lagerflächig zu bearbeiten und allen in einer Schaar (Schicht) befindlichen Steinen die gleiche Dicke zu geben. In der Nähe der Widerlager benutzt man die größten, im Scheitel die kleineren Steine. Auf das Verbandlegen muß geachtet werden. Die Kellergewölbe von Bruchsteinen bekommen im Scheitel mindestens 0,3--04m zur Stärke. Der Mörtel muß etwas hydraulisch sein, da reiner Kalkmörtel sich mit Bruchstein schlecht verbindet. Wenn zwischen den einzelnen, ungleich großen Steinen geringe Zwischenräume ver- bleiben, füllt man letztere mit kleinen Steinenstücken und Cement-
Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
ſteinen nach einer Bogenlinie, deren Mittelpunkt ½ oder ¼ des Radius der inneren Wölblinie tiefer liegt, als der Mittelpunkt der letz- teren; bei Backſteinen wird der Rücken abgeſetzt, nämlich bei kleinen Gewölben im Scheitel ½ Ziegel, am Widerlager 1 Stein, bei größeren Gewölben im Scheitel ½ Ziegel, in der Mitte des Gewölbeſchenkels 1 Stein und am Widerlager 1 ½ Stein.
B.Die Bruch- und Werkſtein-Gewölbe.
Bis jetzt haben wir die Ausführung in Ziegeln angenommen, zu- weilen bedient man ſich im Hochbau auch der Bruchſteine, niemals aber der Werkſteine, die eigentlich nur beim Brückenbau Verwen- dung finden.
1. Bei den Quader- und Werkſteintonnengewölben kommt es beſonders auf die genaue Bearbeitung der Lagerflächen eines jeden keilförmigen Wölbſteines an, während die genaue Her- richtung der Stirn- und inneren Leibungsflächen zwar wünſchens- werth, aber für die Solidität des Gewölbes nicht durchaus noth- wendig iſt. Immerhin wird man auch auf eine ſauber herzuſtellende Leibung und gut ſchließende Stoßfugen ſehen müſſen. Für alle Quader- oder Werkſteintonnengewölbe eignen ſich nur die Kreis- und Segmentlinien, da bei dieſen Bogenformen die ſämmtlichen Werk- ſteine nach einer Schablone bearbeitet werden können, was bei Korb- bögen nur umſtändlich, und bei Ellipſen gar nicht möglich iſt. Das Verſetzen der Quaderwölbſteine geſchieht mittelſt Laufkrahnen, die ſich nach allen Richtungen hin bewegen laſſen (ſiehe Fig. 165 u. 166 d. Bandes)
2. Die Bruchſtein-Tonnengewölbe wendet man in den Kellern der Wohngebäude nur in bruchſteinreichen Diſtricten an. Auch hierbei iſt die Kreisform die beſte und muß das Lehrgerüſt ſolid ſein. Es dürfte nothwendig ſein die rohen Bruchſteine vor ihrer Verwendung etwas lagerflächig zu bearbeiten und allen in einer Schaar (Schicht) befindlichen Steinen die gleiche Dicke zu geben. In der Nähe der Widerlager benutzt man die größten, im Scheitel die kleineren Steine. Auf das Verbandlegen muß geachtet werden. Die Kellergewölbe von Bruchſteinen bekommen im Scheitel mindeſtens 0,3—04m zur Stärke. Der Mörtel muß etwas hydrauliſch ſein, da reiner Kalkmörtel ſich mit Bruchſtein ſchlecht verbindet. Wenn zwiſchen den einzelnen, ungleich großen Steinen geringe Zwiſchenräume ver- bleiben, füllt man letztere mit kleinen Steinenſtücken und Cement-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbn="286"facs="#f0302"/><fwtype="header"place="top">Zweites Kapitel. Die Gewölbe.</fw><lb/><hirendition="#g">ſteinen</hi> nach einer Bogenlinie, deren Mittelpunkt ½ oder ¼ des<lb/>
Radius der inneren Wölblinie tiefer liegt, als der Mittelpunkt der letz-<lb/>
teren; bei <hirendition="#g">Backſteinen</hi> wird der Rücken abgeſetzt, nämlich bei kleinen<lb/>
Gewölben im Scheitel ½ Ziegel, am Widerlager 1 Stein, bei größeren<lb/>
Gewölben im Scheitel ½ Ziegel, in der Mitte des Gewölbeſchenkels<lb/>
1 Stein und am Widerlager 1 ½ Stein.</p></div><lb/><divn="5"><head><hirendition="#aq">B.</hi><hirendition="#g">Die Bruch- und Werkſtein-Gewölbe</hi>.</head><lb/><p>Bis jetzt haben wir die Ausführung in Ziegeln angenommen, zu-<lb/>
weilen bedient man ſich im Hochbau auch der <hirendition="#g">Bruchſteine</hi>, niemals<lb/>
aber der <hirendition="#g">Werkſteine</hi>, die eigentlich nur beim Brückenbau Verwen-<lb/>
dung finden.</p><lb/><p>1. Bei den <hirendition="#g">Quader- und Werkſteintonnengewölben</hi><lb/>
kommt es beſonders auf die genaue Bearbeitung der Lagerflächen<lb/>
eines jeden keilförmigen Wölbſteines an, während die genaue Her-<lb/>
richtung der Stirn- und inneren Leibungsflächen zwar wünſchens-<lb/>
werth, aber für die Solidität des Gewölbes nicht durchaus noth-<lb/>
wendig iſt. Immerhin wird man auch auf eine ſauber herzuſtellende<lb/>
Leibung und gut ſchließende Stoßfugen ſehen müſſen. Für alle<lb/>
Quader- oder Werkſteintonnengewölbe eignen ſich nur die Kreis- und<lb/>
Segmentlinien, da bei dieſen Bogenformen die ſämmtlichen Werk-<lb/>ſteine nach <hirendition="#g">einer</hi> Schablone bearbeitet werden können, was bei Korb-<lb/>
bögen nur umſtändlich, und bei Ellipſen gar nicht möglich iſt. Das<lb/>
Verſetzen der Quaderwölbſteine geſchieht mittelſt Laufkrahnen, die ſich<lb/>
nach allen Richtungen hin bewegen laſſen (ſiehe Fig. 165 u. 166 d.<lb/>
Bandes)</p><lb/><p>2. Die <hirendition="#g">Bruchſtein-Tonnengewölbe</hi> wendet man in den<lb/>
Kellern der Wohngebäude nur in bruchſteinreichen Diſtricten an.<lb/>
Auch hierbei iſt die Kreisform die beſte und muß das Lehrgerüſt ſolid<lb/>ſein. Es dürfte nothwendig ſein die rohen Bruchſteine vor ihrer<lb/>
Verwendung etwas lagerflächig zu bearbeiten und allen in einer<lb/>
Schaar (Schicht) befindlichen Steinen die gleiche Dicke zu geben. In<lb/>
der Nähe der Widerlager benutzt man die größten, im Scheitel die<lb/>
kleineren Steine. Auf das Verbandlegen muß geachtet werden. Die<lb/>
Kellergewölbe von Bruchſteinen bekommen im Scheitel mindeſtens<lb/>
0,3—04<hirendition="#sup"><hirendition="#aq">m</hi></hi> zur Stärke. Der Mörtel muß etwas hydrauliſch ſein, da<lb/>
reiner Kalkmörtel ſich mit Bruchſtein ſchlecht verbindet. Wenn zwiſchen<lb/>
den einzelnen, ungleich großen Steinen geringe Zwiſchenräume ver-<lb/>
bleiben, füllt man letztere mit kleinen Steinenſtücken und Cement-<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[286/0302]
Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
ſteinen nach einer Bogenlinie, deren Mittelpunkt ½ oder ¼ des
Radius der inneren Wölblinie tiefer liegt, als der Mittelpunkt der letz-
teren; bei Backſteinen wird der Rücken abgeſetzt, nämlich bei kleinen
Gewölben im Scheitel ½ Ziegel, am Widerlager 1 Stein, bei größeren
Gewölben im Scheitel ½ Ziegel, in der Mitte des Gewölbeſchenkels
1 Stein und am Widerlager 1 ½ Stein.
B. Die Bruch- und Werkſtein-Gewölbe.
Bis jetzt haben wir die Ausführung in Ziegeln angenommen, zu-
weilen bedient man ſich im Hochbau auch der Bruchſteine, niemals
aber der Werkſteine, die eigentlich nur beim Brückenbau Verwen-
dung finden.
1. Bei den Quader- und Werkſteintonnengewölben
kommt es beſonders auf die genaue Bearbeitung der Lagerflächen
eines jeden keilförmigen Wölbſteines an, während die genaue Her-
richtung der Stirn- und inneren Leibungsflächen zwar wünſchens-
werth, aber für die Solidität des Gewölbes nicht durchaus noth-
wendig iſt. Immerhin wird man auch auf eine ſauber herzuſtellende
Leibung und gut ſchließende Stoßfugen ſehen müſſen. Für alle
Quader- oder Werkſteintonnengewölbe eignen ſich nur die Kreis- und
Segmentlinien, da bei dieſen Bogenformen die ſämmtlichen Werk-
ſteine nach einer Schablone bearbeitet werden können, was bei Korb-
bögen nur umſtändlich, und bei Ellipſen gar nicht möglich iſt. Das
Verſetzen der Quaderwölbſteine geſchieht mittelſt Laufkrahnen, die ſich
nach allen Richtungen hin bewegen laſſen (ſiehe Fig. 165 u. 166 d.
Bandes)
2. Die Bruchſtein-Tonnengewölbe wendet man in den
Kellern der Wohngebäude nur in bruchſteinreichen Diſtricten an.
Auch hierbei iſt die Kreisform die beſte und muß das Lehrgerüſt ſolid
ſein. Es dürfte nothwendig ſein die rohen Bruchſteine vor ihrer
Verwendung etwas lagerflächig zu bearbeiten und allen in einer
Schaar (Schicht) befindlichen Steinen die gleiche Dicke zu geben. In
der Nähe der Widerlager benutzt man die größten, im Scheitel die
kleineren Steine. Auf das Verbandlegen muß geachtet werden. Die
Kellergewölbe von Bruchſteinen bekommen im Scheitel mindeſtens
0,3—04m zur Stärke. Der Mörtel muß etwas hydrauliſch ſein, da
reiner Kalkmörtel ſich mit Bruchſtein ſchlecht verbindet. Wenn zwiſchen
den einzelnen, ungleich großen Steinen geringe Zwiſchenräume ver-
bleiben, füllt man letztere mit kleinen Steinenſtücken und Cement-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/302>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.