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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Die Dachgerüste.

Die Vortheile treten bei großen Gebäudetiefen weit mehr hervor,
als bei schmalen; bei letzteren kann sogar die steile Bedachung zweck-
mäßiger sein. Beispielsweise erhalte eine Arbeiterwohnung von 16m
Tiefe im Dachbodenraume eine Kammer an jedem Giebel; wenn
man ein Dach mit 45° Neigung wählt, so läßt sich die Kammer in
dem Dachdreieck ganz gut ohne jegliche Wanderhöhungen anlegen, hin-
gegen werden bei einem Pappdach mit 1/10 Neigung zwei Drempelwände
von mindestens 2m Höhe erforderlich. Im gegebenen Falle muß man,
falls die Wahl der Bedachung dem Erbauer freisteht, um die billigste
Bauweise zu erhalten, die Minderkosten des flachen Daches von den
Mehrkosten der Drempelwände subtrahiren, und den Rest mit den
Kosten des steilen Daches vergleichen, um die billigste Bauweise zu erhalten.

Für die Construction des Dachgerüstes ist außer der Neigung noch

Das Gewicht der Dachhaut

von Wichtigkeit.

Dieses setzt sich zusammen einestheils aus dem Eigengewichte der
Deckmaterialien, anderntheils aus dem Drucke des Windes und der
Extrabeladung durch Schnee.

Das Eigengewicht beträgt pr. #m geneigter Dachfläche:
Rohr- und Strohdach ohne Lehm     60 Kilogr.
Ziegel-
einfaches Ziegeldach     100 "
Doppel- und Kronendach     127 u. 140 Kilogr.
Schieferdach (deutsches)     75 Kilogr.
Zinkdach incl. Schalung     40 "
Wellblechdach ohne Schalung     24 "
Theerpappdach incl. Schalung     30 "

Die Last des Schnees beträgt pr. #m horizontaler Fläche bei
Annahme einer Höhe von 0,6m und eines specifischen Gewichts von
0,125
0,125 . 0,6 . 1000 = 75 Kilogr.

Der Druck wird sich umsomehr bemerkbar machen, je flacher das
Dach ist. Die nachstehende Tabelle giebt die wirkliche Belastung des
Schnees auf der geneigten Dachfläche für einige Neigungswinkel an,
wobei die auf die horizontale Projection bezogene Belastung = 75 .
cos a beträgt, wenn a der Neigungswinkel des Daches bedeutet.
Der Wind drückt auf eine steile Dachfläche bedeutend mehr, als auf
eine flachliegende. Da die Bewegungsrichtung des Windes mit der
Horizontalen einen Winkel von annähernd 10° bildet und außerdem

Die Dachgerüſte.

Die Vortheile treten bei großen Gebäudetiefen weit mehr hervor,
als bei ſchmalen; bei letzteren kann ſogar die ſteile Bedachung zweck-
mäßiger ſein. Beiſpielsweiſe erhalte eine Arbeiterwohnung von 16m
Tiefe im Dachbodenraume eine Kammer an jedem Giebel; wenn
man ein Dach mit 45° Neigung wählt, ſo läßt ſich die Kammer in
dem Dachdreieck ganz gut ohne jegliche Wanderhöhungen anlegen, hin-
gegen werden bei einem Pappdach mit 1/10 Neigung zwei Drempelwände
von mindeſtens 2m Höhe erforderlich. Im gegebenen Falle muß man,
falls die Wahl der Bedachung dem Erbauer freiſteht, um die billigſte
Bauweiſe zu erhalten, die Minderkoſten des flachen Daches von den
Mehrkoſten der Drempelwände ſubtrahiren, und den Reſt mit den
Koſten des ſteilen Daches vergleichen, um die billigſte Bauweiſe zu erhalten.

Für die Conſtruction des Dachgerüſtes iſt außer der Neigung noch

Das Gewicht der Dachhaut

von Wichtigkeit.

Dieſes ſetzt ſich zuſammen einestheils aus dem Eigengewichte der
Deckmaterialien, anderntheils aus dem Drucke des Windes und der
Extrabeladung durch Schnee.

Das Eigengewicht beträgt pr.m geneigter Dachfläche:
Rohr- und Strohdach ohne Lehm     60 Kilogr.
Ziegel-
einfaches Ziegeldach     100 „
Doppel- und Kronendach     127 u. 140 Kilogr.
Schieferdach (deutſches)     75 Kilogr.
Zinkdach incl. Schalung     40 „
Wellblechdach ohne Schalung     24 „
Theerpappdach incl. Schalung     30 „

Die Laſt des Schnees beträgt pr.m horizontaler Fläche bei
Annahme einer Höhe von 0,6m und eines ſpecifiſchen Gewichts von
0,125
0,125 . 0,6 . 1000 = 75 Kilogr.

Der Druck wird ſich umſomehr bemerkbar machen, je flacher das
Dach iſt. Die nachſtehende Tabelle giebt die wirkliche Belaſtung des
Schnees auf der geneigten Dachfläche für einige Neigungswinkel an,
wobei die auf die horizontale Projection bezogene Belaſtung = 75 .
cos α beträgt, wenn α der Neigungswinkel des Daches bedeutet.
Der Wind drückt auf eine ſteile Dachfläche bedeutend mehr, als auf
eine flachliegende. Da die Bewegungsrichtung des Windes mit der
Horizontalen einen Winkel von annähernd 10° bildet und außerdem

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[155/0167] Die Dachgerüſte. Die Vortheile treten bei großen Gebäudetiefen weit mehr hervor, als bei ſchmalen; bei letzteren kann ſogar die ſteile Bedachung zweck- mäßiger ſein. Beiſpielsweiſe erhalte eine Arbeiterwohnung von 16m Tiefe im Dachbodenraume eine Kammer an jedem Giebel; wenn man ein Dach mit 45° Neigung wählt, ſo läßt ſich die Kammer in dem Dachdreieck ganz gut ohne jegliche Wanderhöhungen anlegen, hin- gegen werden bei einem Pappdach mit 1/10 Neigung zwei Drempelwände von mindeſtens 2m Höhe erforderlich. Im gegebenen Falle muß man, falls die Wahl der Bedachung dem Erbauer freiſteht, um die billigſte Bauweiſe zu erhalten, die Minderkoſten des flachen Daches von den Mehrkoſten der Drempelwände ſubtrahiren, und den Reſt mit den Koſten des ſteilen Daches vergleichen, um die billigſte Bauweiſe zu erhalten. Für die Conſtruction des Dachgerüſtes iſt außer der Neigung noch Das Gewicht der Dachhaut von Wichtigkeit. Dieſes ſetzt ſich zuſammen einestheils aus dem Eigengewichte der Deckmaterialien, anderntheils aus dem Drucke des Windes und der Extrabeladung durch Schnee. Das Eigengewicht beträgt pr. □m geneigter Dachfläche: Rohr- und Strohdach ohne Lehm 60 Kilogr. Ziegel-einfaches Ziegeldach 100 „ Doppel- und Kronendach 127 u. 140 Kilogr. Schieferdach (deutſches) 75 Kilogr. Zinkdach incl. Schalung 40 „ Wellblechdach ohne Schalung 24 „ Theerpappdach incl. Schalung 30 „ Die Laſt des Schnees beträgt pr. □m horizontaler Fläche bei Annahme einer Höhe von 0,6m und eines ſpecifiſchen Gewichts von 0,125 0,125 . 0,6 . 1000 = 75 Kilogr. Der Druck wird ſich umſomehr bemerkbar machen, je flacher das Dach iſt. Die nachſtehende Tabelle giebt die wirkliche Belaſtung des Schnees auf der geneigten Dachfläche für einige Neigungswinkel an, wobei die auf die horizontale Projection bezogene Belaſtung = 75 . cos α beträgt, wenn α der Neigungswinkel des Daches bedeutet. Der Wind drückt auf eine ſteile Dachfläche bedeutend mehr, als auf eine flachliegende. Da die Bewegungsrichtung des Windes mit der Horizontalen einen Winkel von annähernd 10° bildet und außerdem

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/167>, abgerufen am 21.11.2024.