Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Lerche. 40 Die Lerche muss am Lichtmess singen und sollt ihr auch der Kopf zerspringen. (Breslau.) 41 Lerchen fängt man durch Lerchen, Weiber durch Weiber. 42 Tausend Lerchen scheissen so viel wie eine Kuh. Lernen. 144 Das Lernen ist schwer, das Können leicht. - Harssdörffer, 1633. 145 Ein jeder kann lernen, aber nicht jeder kann lehren. - Harssdörffer, 743. 146 Jung gelernt, alt geruht. (Rumänisch.) - Volksblatt für Stadt und Land, Wien 1877. 147 Lerne was, so kannst du was, schaffe was, so hast du was. It.: Affaticati per sapere, e lavora per avere. (Giani, 880.) 148 Lernen kostet Schweiss; doch wohl dem, der was weiss. - Lausch, 28. 149 Lernen macht Meister. - Lausch, 28. 150 Man lernt so lang das Leben währt, und dennoch bleibt man ungelehrt. - Schuller, 42. 151 Man soll allzeit lernen, als wollt man ewig leben, vnd leben, als solte man datelich (von Stund an) sterben. - Zinkgref, IV, 88. 152 Schnell gelernt, ist schnell vergessen. It.: Presto imparato, presto dimenticato. (Giani, 832.) 153 Viel lernen und wenig nützen, viel wissen und sich nicht kennen, wird jeder grosse Thorheit nennen. - Abschatz, Gedichte. 154 Wer gern lernt, der mästet den Bauch nicht. - Gryphius, 53. 155 Wer mehr nicht lernte, als er musst', hat, was er musste, nie gewusst. 156 Wer nichts kan vnd doch lehrnen will, der mag bekommen weissheit vihl. Lat.: Discat qui nescit, nam sic sapientia crescit, crescit et augetur, si temporis usus habetur: Nam datur immensus in longo tempore sensus. (Loci comm., 62.) 157 Wer was gelernt hat, der hat vier Augen. (Rumänisch.) - Neue Freie Presse, 4581. *158 Er lernt mit ihm Bulek1. (Jüd.-deutsch.) 1) Bulek ist ein Abschnitt in 4 Mos. 22, 23, welcher vom König Balak erzählt, wie dieser den Zauberer Bileam zu sich eingeladen, um den Israeliten zu fluchen. Der mit vieler Allegorie vermischte Inhalt macht den Schülern viel zu schaffen und wird deshalb die Redensart gebraucht, um auszudrücken: Er setzt ihm zu; er plagt ihn. *159 Er lernt nichts und vergisst nichts. "Mit Recht sagt man von jenen trägen Stillstandsmenschen, die mit beschränktem Eigensinn an den gewohnten Anschauungen festhalten, sie lernten und vergässen nichts." (Bohemia, 1875, 231.) Lesen. 40 Man mag viel lesen, man soll aber nicht alles glauben. Lat.: Tutum omnia legere, non omnibus credere. (Bovill, II, 122.) 41 Wer fleissig lieset, wird ein Herr der Wissenschaft. - Wirth, II, 107. 42 Wer nicht lesen kann, muss in der Strasse bleiben, sagt der Wegzeiger. An einer Wegsäule waren die Nebenwege nach verschiedenen Ortschaften angegeben, aber denen, die nicht lesen können, der obige Rath ertheilt. 43 Yppig lesen hat vil reiner hertzen vergifft. - Wachter. *44 Er hat schrecklich viel gelesen. Von jemand, der sich mit fremdem Wissen breit macht. Das Wort ist aus Goethe's Faust entlehnt. (Büchmann, X, 40.) Letz (Adj.). *4 Es geht ihm allweg letz; fiel er auf den Rücken, so bräch' er die Nase entzwei. - Braun, I, 2985. Letzter. 32 Der letzte habe den schaden. - Hofmann, 36, 124. 33 Einer muss der Letzte sein. "Also ist der Schluss geschrieben: Einer muss der Letzte sein." [Spaltenumbruch] *34 Der Letzte der Mohikaner. Um den Schluss einer bestimmten Reihe anzuzeigen. Sprichwörtlich gewordener Titel eines Cooper'schen Romans. Man gebraucht dafür auch: "Ich bin der Letzte meines Stammes," aus Schiller's Tell, II, 1. Letztes. *14 Er hät 's Letscht im Ofe. - Sutermeister, 107. *15 Er hät 's Letz im Häfeli. - Sutermeister, 107. Die letzte Oelung. Leu. 7 Was erlaubt dem Leu, steht noch nicht dem Ochsen frei. Was sich ein einflussreicher, geistreicher, mächtiger Mann erlauben darf, das ist noch keinem tiefgestellten, geistig beschränkten gestattet. Als nach dem 16. Mai 1877 ein Franzose einem Deutschen gegenüber sagte: Warum sollte unsere Regierung dem Abgeordnetenhause gegenüber nicht dasselbe thun dürfen, was Bismarck in den sechziger Jahren in Deutschland gethan hat? erwiderte der Deutsche: Quod licet Jovi, non licet - Broglie. Lat.: Quod licet Jovi, non licet bovi. 8 Wecke nicht den Leuen, es könnte dich gereuen. Leubuscher. Leubuscher, schreib uf! Diese Redensart ist in Breslau erst seit Einführung der neuen Strassenordnung (1872) in Umlauf gekommen, da seit dieser Zeit mancherlei Uebertretungen stattfanden, welche die Schutzmänner zu vermerken haben. Wahrscheinlich hat sich einer derselben, Namens Leubuscher, durch Diensteifer besonders ausgezeichnet, und das Publikum, das in der Regel mehr Partei für den Uebertreter des Gesetzes als für den Wächter der öffentlichen Ordnung nimmt, hat ihm in der Redensart ein Denkmal gesetzt, indem es bei Vorgängen, die mit den erlassenen Vorschriften in Widerspruch stehen, dem Schutzmanne die obigen Worte zuruft. Leuchten. *12 Ich habe nicht dafür geleuchtet. Wenn man sagen will: Ich weiss nichts von der Sache, ich bin nicht dabei gewesen. Leugnen. *18 Leugnen wie eine Hexe. - Trutz Simplex, 250. Leutchen. Ja, ja, ihr Leutchen, so geht's in der Welt, der eine hat den Beutel, der andre das Geld. Leute. 1577 Alte Leute verstehen den Markt. 1578 Alten Leuten werden die Zähne vom Essig stumpf, dem Richter von Süssigkeiten. "Dass er, wo er soll, nicht beissen kann und will." (Pers. Rosenthal, 329.) 1579 Alte Leute reden gern wahr. 1580 Alte Leute springen nicht weit. 1581 Alten Leuten ist schwer tanzen lehren; die Beine sind zu steif. Lat.: Senis mutare linguam. (Hieron.) (Erasm., 409; Philippi, II, 176.) 1582 Andere Leute haben auch Nägel unter den Stiefeln. 1583 Andere Leute wollen auch leben. 1584 Anderer Leute Schaden ist der Juristen und Aerzte Gewinn. - Wirth, I, 501. 1585 Anderer Leute Schmerzen thun nicht weh. Aber desto mehr die eigenen. 1586 Anderer Leute Sorge hängt man an den Nagel. 1587 Arme Leute haben die meisten Kinder. 1588 Arme Leute haben ein gutes Herz. 1589 Arme Leute haben weder Kopf noch Füsse. 1590 Arme Leute rechnen mehr in Pfennigen als in Thalern. Die Russen: Zu den Armen rede nicht in der Rubelsprache. (Altmann VI, 479.) 1591 Armer Leute Gerümpel kommt mit Zeit ins Haus. Dän.: Fattig mands ting kommer ikke all sends til byes. (Prov. dan., 160.) 1592 Armer leut Hoffart vnd Kindesdreck verraucht gar bald. - Hans Sachs, III, CXXXIII, 3. 1593 Armer Leute Lust ist gefüttert mit Unlust. Dän.: Fattig mands kede haver mange ulede. Fattig mands lyst haver megen uroe. (Prov. dan., 160.) 1594 Aus anderer Leute Tasche ist gut schnauzen. In Breslau, wenn jemand sich darüber aufhält, dass der und der bei dieser und jener Gelegenheit sich karg bewiesen, wenig gegeben hat. [Spaltenumbruch]
Lerche. 40 Die Lerche muss am Lichtmess singen und sollt ihr auch der Kopf zerspringen. (Breslau.) 41 Lerchen fängt man durch Lerchen, Weiber durch Weiber. 42 Tausend Lerchen scheissen so viel wie eine Kuh. Lernen. 144 Das Lernen ist schwer, das Können leicht. – Harssdörffer, 1633. 145 Ein jeder kann lernen, aber nicht jeder kann lehren. – Harssdörffer, 743. 146 Jung gelernt, alt geruht. (Rumänisch.) – Volksblatt für Stadt und Land, Wien 1877. 147 Lerne was, so kannst du was, schaffe was, so hast du was. It.: Affaticati per sapere, e lavora per avere. (Giani, 880.) 148 Lernen kostet Schweiss; doch wohl dem, der was weiss. – Lausch, 28. 149 Lernen macht Meister. – Lausch, 28. 150 Man lernt so lang das Leben währt, und dennoch bleibt man ungelehrt. – Schuller, 42. 151 Man soll allzeit lernen, als wollt man ewig leben, vnd leben, als solte man datelich (von Stund an) sterben. – Zinkgref, IV, 88. 152 Schnell gelernt, ist schnell vergessen. It.: Presto imparato, presto dimenticato. 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40 Die Lerche muss am Lichtmess singen und sollt ihr auch der Kopf zerspringen. (Breslau.)
41 Lerchen fängt man durch Lerchen, Weiber durch Weiber.
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Lernen.
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146 Jung gelernt, alt geruht. (Rumänisch.) – Volksblatt für Stadt und Land, Wien 1877.
147 Lerne was, so kannst du was, schaffe was, so hast du was.
It.: Affaticati per sapere, e lavora per avere. (Giani, 880.)
148 Lernen kostet Schweiss; doch wohl dem, der was weiss. – Lausch, 28.
149 Lernen macht Meister. – Lausch, 28.
150 Man lernt so lang das Leben währt, und dennoch bleibt man ungelehrt. – Schuller, 42.
151 Man soll allzeit lernen, als wollt man ewig leben, vnd leben, als solte man datelich (von Stund an) sterben. – Zinkgref, IV, 88.
152 Schnell gelernt, ist schnell vergessen.
It.: Presto imparato, presto dimenticato. (Giani, 832.)
153 Viel lernen und wenig nützen, viel wissen und sich nicht kennen, wird jeder grosse Thorheit nennen. – Abschatz, Gedichte.
154 Wer gern lernt, der mästet den Bauch nicht. – Gryphius, 53.
155 Wer mehr nicht lernte, als er musst', hat, was er musste, nie gewusst.
156 Wer nichts kan vnd doch lehrnen will, der mag bekommen weissheit vihl.
Lat.: Discat qui nescit, nam sic sapientia crescit, crescit et augetur, si temporis usus habetur: Nam datur immensus in longo tempore sensus. (Loci comm., 62.)
157 Wer was gelernt hat, der hat vier Augen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
*158 Er lernt mit ihm Bulek1. (Jüd.-deutsch.)
1) Bulek ist ein Abschnitt in 4 Mos. 22, 23, welcher vom König Balak erzählt, wie dieser den Zauberer Bileam zu sich eingeladen, um den Israeliten zu fluchen. Der mit vieler Allegorie vermischte Inhalt macht den Schülern viel zu schaffen und wird deshalb die Redensart gebraucht, um auszudrücken: Er setzt ihm zu; er plagt ihn.
*159 Er lernt nichts und vergisst nichts.
„Mit Recht sagt man von jenen trägen Stillstandsmenschen, die mit beschränktem Eigensinn an den gewohnten Anschauungen festhalten, sie lernten und vergässen nichts.“ (Bohemia, 1875, 231.)
Lesen.
40 Man mag viel lesen, man soll aber nicht alles glauben.
Lat.: Tutum omnia legere, non omnibus credere. (Bovill, II, 122.)
41 Wer fleissig lieset, wird ein Herr der Wissenschaft. – Wirth, II, 107.
42 Wer nicht lesen kann, muss in der Strasse bleiben, sagt der Wegzeiger.
An einer Wegsäule waren die Nebenwege nach verschiedenen Ortschaften angegeben, aber denen, die nicht lesen können, der obige Rath ertheilt.
43 Yppig lesen hat vil reiner hertzen vergifft. – Wachter.
*44 Er hat schrecklich viel gelesen.
Von jemand, der sich mit fremdem Wissen breit macht. Das Wort ist aus Goethe's Faust entlehnt. (Büchmann, X, 40.)
Letz (Adj.).
*4 Es geht ihm allweg letz; fiel er auf den Rücken, so bräch' er die Nase entzwei. – Braun, I, 2985.
Letzter.
32 Der letzte habe den schaden. – Hofmann, 36, 124.
33 Einer muss der Letzte sein.
„Also ist der Schluss geschrieben: Einer muss der Letzte sein.“
*34 Der Letzte der Mohikaner.
Um den Schluss einer bestimmten Reihe anzuzeigen. Sprichwörtlich gewordener Titel eines Cooper'schen Romans. Man gebraucht dafür auch: „Ich bin der Letzte meines Stammes,“ aus Schiller's Tell, II, 1.
Letztes.
*14 Er hät 's Letscht im Ofe. – Sutermeister, 107.
*15 Er hät 's Letz im Häfeli. – Sutermeister, 107.
Die letzte Oelung.
Leu.
7 Was erlaubt dem Leu, steht noch nicht dem Ochsen frei.
Was sich ein einflussreicher, geistreicher, mächtiger Mann erlauben darf, das ist noch keinem tiefgestellten, geistig beschränkten gestattet. Als nach dem 16. Mai 1877 ein Franzose einem Deutschen gegenüber sagte: Warum sollte unsere Regierung dem Abgeordnetenhause gegenüber nicht dasselbe thun dürfen, was Bismarck in den sechziger Jahren in Deutschland gethan hat? erwiderte der Deutsche: Quod licet Jovi, non licet – Broglie.
Lat.: Quod licet Jovi, non licet bovi.
8 Wecke nicht den Leuen, es könnte dich gereuen.
Leubuscher.
Leubuscher, schreib uf!
Diese Redensart ist in Breslau erst seit Einführung der neuen Strassenordnung (1872) in Umlauf gekommen, da seit dieser Zeit mancherlei Uebertretungen stattfanden, welche die Schutzmänner zu vermerken haben. Wahrscheinlich hat sich einer derselben, Namens Leubuscher, durch Diensteifer besonders ausgezeichnet, und das Publikum, das in der Regel mehr Partei für den Uebertreter des Gesetzes als für den Wächter der öffentlichen Ordnung nimmt, hat ihm in der Redensart ein Denkmal gesetzt, indem es bei Vorgängen, die mit den erlassenen Vorschriften in Widerspruch stehen, dem Schutzmanne die obigen Worte zuruft.
Leuchten.
*12 Ich habe nicht dafür geleuchtet.
Wenn man sagen will: Ich weiss nichts von der Sache, ich bin nicht dabei gewesen.
Leugnen.
*18 Leugnen wie eine Hexe. – Trutz Simplex, 250.
Leutchen.
Ja, ja, ihr Leutchen, so geht's in der Welt, der eine hat den Beutel, der andre das Geld.
Leute.
1577 Alte Leute verstehen den Markt.
1578 Alten Leuten werden die Zähne vom Essig stumpf, dem Richter von Süssigkeiten.
„Dass er, wo er soll, nicht beissen kann und will.“ (Pers. Rosenthal, 329.)
1579 Alte Leute reden gern wahr.
1580 Alte Leute springen nicht weit.
1581 Alten Leuten ist schwer tanzen lehren; die Beine sind zu steif.
Lat.: Senis mutare linguam. (Hieron.) (Erasm., 409; Philippi, II, 176.)
1582 Andere Leute haben auch Nägel unter den Stiefeln.
1583 Andere Leute wollen auch leben.
1584 Anderer Leute Schaden ist der Juristen und Aerzte Gewinn. – Wirth, I, 501.
1585 Anderer Leute Schmerzen thun nicht weh.
Aber desto mehr die eigenen.
1586 Anderer Leute Sorge hängt man an den Nagel.
1587 Arme Leute haben die meisten Kinder.
1588 Arme Leute haben ein gutes Herz.
1589 Arme Leute haben weder Kopf noch Füsse.
1590 Arme Leute rechnen mehr in Pfennigen als in Thalern.
Die Russen: Zu den Armen rede nicht in der Rubelsprache. (Altmann VI, 479.)
1591 Armer Leute Gerümpel kommt mit Zeit ins Haus.
Dän.: Fattig mands ting kommer ikke all sends til byes. (Prov. dan., 160.)
1592 Armer leut Hoffart vnd Kindesdreck verraucht gar bald. – Hans Sachs, III, CXXXIII, 3.
1593 Armer Leute Lust ist gefüttert mit Unlust.
Dän.: Fattig mands kede haver mange ulede. Fattig mands lyst haver megen uroe. (Prov. dan., 160.)
1594 Aus anderer Leute Tasche ist gut schnauzen.
In Breslau, wenn jemand sich darüber aufhält, dass der und der bei dieser und jener Gelegenheit sich karg bewiesen, wenig gegeben hat.
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