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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] schuldig als den Leuten, die sehen mögen, wie sie bezahlt werden. - Harssdörffer, 1864.

468 Ist gut leben vff erdtrich, so ist es in den hohen schulen vnd in klöstern. - Geiler, Seelenparadies, CCXXXIa, 1.

469 Leben heisst wachen.

Wer schläft, lebt nicht.

Lat.: Vita, vigilia. (Sailer, Sprüche, 158, 32.)

470 Lebe jeden Tag als wär's der letzte.

Lat.: Sic vive, tanquam omnis supremus sit dies. (Sailer, Sprüche, 55.)

471 Man soll heut so leben, dass man morgen noch leben kann.

Lat.: Vive, ut post vivas. (Sailer, Sprüche, 125, 100.)

472 Mancher möchte leben und essen, er hat aber das Arbeiten vergessen.

473 Mässig und geschäftig leben ist der Liebe Gift. - Wirth, II, 281.

474 Mögen sie leben, wie sie wollen, wenn sie nur zahlen, was sie sollen. (Karlsbad.)

475 Noch lebt Damot und bläst auf der Flöt. (Köthen.)

Noch hat's nicht viel zu sagen, ich bin noch da, um auszuhelfen.

476 So du wilt leben wol vnd recht, so behalt diese regel schlecht, eim andern zu thun lass vnderwegen das so dir auch wer vberlegen. - Loci comm., 99.

Lat.: Quod tibi uis fieri mihi fac: quod non tibi noli, sic potes in terris uiuere iure probi.

477 So was lebt nicht, sagte der Storch, als er einen todten Frosch fand.

478 Wer ehrlos gelebt, kann nicht mit Ehren sterben.

479 Wer froh will leben und sicher stehn, soll vorwärts und nicht rückwärts sehn.

It.: Se tu vuoi viver lieto, non ti guardare innanzi ma dietro. (Giani, 1783.)

480 Wer lange will leben, muss sparsam lieben. - Wirth, I, 318.

481 Wer lebt, der lebe nicht zu schnell.

D. h. er lebe mässig, bezähme seine Leidenschaften.

482 Wer recht zu leben weiss, der weiss auch recht zu sterben.

Lat.: Disce vivere, disce mori. (Sailer, Sprüche, 130, 113.)

483 Wer ruhig will leben, muss seine Zunge langsam (wenig) heben.

Holl.: Die gerust wil leven, moet zijn tong een toomken geven. (Harrebomee, II, 338a.)

484 Wer ruhig will leben zu jeder Frist, der nehme die Welt nur, wie sie ist.

It.: Chi vuol vivere e star bene, pigli il mondo come viene. (Giani, 1782.)

485 Wer so lebt wie die Menge, der kommt (mit den Leuten) nicht ins Gedränge.

Er wird von ihnen nicht angefochten, nicht verspottet, nicht verleumdet.

486 Wer will leben lang und gesund, ess' wenig und abends nicht zu später Stund.

It.: Chi vuol viver sano e lesto, mangi poco e ceni presto. (Giani, 1784.)

487 Wer will leben unverwundt und froh, hüt' sich vor Degenfeld und Mandelsloh. - Buch der Welt, 1851, S. 330a.

488 Wer's längscht lebt, kann überzwerch z' ackere. (Rheinpfalz.)

489 Willst du lange leben, iss mässig, schlaf im obern Stock und trink nicht viel vom Saft der Reben.

It.: Bevi poco, mangia assai, dormi in palco e viverai. (Giani, 271.)

490 Wiltu lustig leben, geh mit zwei Säcken, einen zum Geben, den andern um einzustecken.

491 Wir leben wie wir können, nicht wie wir wollen. - Bertram, 52.

*492 Chorherrisch leben. - Mathesius, Leichpredigt, 51a.

D. i. leichtfertig, schimpflich, epikuräisch.

*493 Der lebt nicht mehr lange.

Wenn jemand etwas Ungewöhnliches thut.

*494 Er lebt hinten und vorn wie der Bischof von Paderborn.

Der Bischof Martin von Paderborn machte einst eine Reise durch seinen Kirchenkreis. In Altenhagen liess [Spaltenumbruch] ein sehr Strenggläubiger eine Ehrenpforte bauen und bat einen jungen Mann, ihm eine passende Inschrift zu machen, die sehr schön ausgeführt war und die Strasse zierte. Aber der Bischof liess sie doch bald, nachdem er Kenntniss davon genommen, durch den Küster entfernen; sie lautete: "Es lebe hinten und vorn der Bischof von Paderborn." (Niederschles. Zeitung, 1874, 187.)

*495 Er lebt im Monde.

Von jemand, der für sich allein geht, den Blick nach oben richtet, ein Sonderling ist.

*496 Er lebt vom Profit und macht Staat vom Betrügen. - Braun, I, 3371.

*497 Er lebt vün lauter Taaneissim (Fasttagen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Scherzhafte Antwort auf die Frage, wovon jemand sein Leben friste.

*498 Er lebt wie im Traum. - Braun, I, 4578.

*499 Er lebt wie in Abraham's Schos.

Holl.: Hij leeft als in Abrahams schoot. (Harrebomee, I, 9b.)

*500 Er lebte, nahm ein Weib und starb.

Aus Gellert's Gedicht Der Greis in den Volksmund übergegangen, um ein unnützes Leben zu schildern.

*501 He left as de Mus in den Mehlpott.

Er lebt wie die Maus im Mehltopf, im Ueberfluss. (Alte und neue Welt, 1877, S. 458.)

*502 He lewt so glücklich as de Lues innen Schorf. - Engelien, 215.

*503 Sie leben wie eine Hechel, wo nichts ist als ein Raufen. - Heinmar, I, 205.

*504 So lebt man in Venedig.

*505 So was lebt nicht auf meiner Mutter Heuboden. (Schles.)


Lebensregel.

Die nützlichsten Lebensregeln werden meist unnütz gegeben.

"An den nützlichsten Lebensregeln ist gewöhnlich doch Eins unnütz - dass sie gegeben wurden." (Blumenthal, 99.)


Lebensweisheit.

Aus Lebensweisheit spriesst die Tugend auf, des Willens Kraft bestimmt den Lebenslauf.


Lebensverlängerungselixir.

Da bitte ich um eine Flasche Lebensverlängerungselixir, sagte der Delinquent zum Richter, der ihm erlaubte, sich vor seiner Hinrichtung noch einen Trunk zu wählen.


Lebenszeit.

Was ist doch unsre Lebenszeit, als lauter Müh und Eitelkeit; ein Staub, der mit dem Wind entsteht; ein Schnee, der im April vergeht; ein Wasserblas, so bald zerrint; ein Regenbog, so bald verschwindt; ein Nebel, den die Sonn verjagt; ein Himmelröth, so lang es tagt; ein Thau, so von der Hitz verzehrt; ein Blat, vom Winde umbgekehrt; ein schönes Glas, so bald zubricht; eine Blum, so gar bald wird zu nicht; ein Eyss am heissen Sonnenschein; ein Schatten, der da bricht herein; ein Blitz, der daher fähret hell; ein Stral, so schiesst herab gar schnell; ein Widerhall der Stimm in Eil; ein Zeit vertreiben mit kurtzweil; ein Traum, der mit dem Schlaff auffhört; ein Rauch, welchen der Wind zerstört. - Monatsblätter, V, 95, 3.


Leber.

*18 Der hat keinen Quadratzoll gesunde Leber im Leibe.

Eine in Bombay, wo die Leberkrankheiten sehr zu Hause sind, sehr gebräuchliche und namentlich von den dortigen Engländern gebrauchte Redensart. (Hildebrandt's Reise um die Erde, I.)

*19 Die Leber feuchten. - Ayrer, IV, 2462, 2.

Zechen.

*20 Es hat in seiner Leber gezündet.

"Cupido hat mit einem inficirten Amourbolzen meine inflammirte Leber gespalten und mit Affectionsfeuer erfüllet." (Köhler, 241.) - "Der Aetna, so Cupido in meiner Leber inflammiret." (Köhler, XXXIV.)


Lebus.

Ohne Lebus kein Düppel, ohne Düppel kein Königgrätz, ohne Königgrätz kein Vionville.

Der vorstehende Spruch ist die Inschrift einer Seite des Denkmals, das der Prinz Friedrich Karl von Preussen

[Spaltenumbruch] schuldig als den Leuten, die sehen mögen, wie sie bezahlt werden.Harssdörffer, 1864.

468 Ist gut leben vff erdtrich, so ist es in den hohen schulen vnd in klöstern.Geiler, Seelenparadies, CCXXXIa, 1.

469 Leben heisst wachen.

Wer schläft, lebt nicht.

Lat.: Vita, vigilia. (Sailer, Sprüche, 158, 32.)

470 Lebe jeden Tag als wär's der letzte.

Lat.: Sic vive, tanquam omnis supremus sit dies. (Sailer, Sprüche, 55.)

471 Man soll heut so leben, dass man morgen noch leben kann.

Lat.: Vive, ut post vivas. (Sailer, Sprüche, 125, 100.)

472 Mancher möchte leben und essen, er hat aber das Arbeiten vergessen.

473 Mässig und geschäftig leben ist der Liebe Gift.Wirth, II, 281.

474 Mögen sie leben, wie sie wollen, wenn sie nur zahlen, was sie sollen. (Karlsbad.)

475 Noch lebt Damôt und bläst auf der Flöt. (Köthen.)

Noch hat's nicht viel zu sagen, ich bin noch da, um auszuhelfen.

476 So du wilt leben wol vnd recht, so behalt diese regel schlecht, eim andern zu thun lass vnderwegen das so dir auch wer vberlegen.Loci comm., 99.

Lat.: Quod tibi uis fieri mihi fac: quod non tibi noli, sic potes in terris uiuere iure probi.

477 So was lebt nicht, sagte der Storch, als er einen todten Frosch fand.

478 Wer ehrlos gelebt, kann nicht mit Ehren sterben.

479 Wer froh will leben und sicher stehn, soll vorwärts und nicht rückwärts sehn.

It.: Se tu vuoi viver lieto, non ti guardare innanzi ma dietro. (Giani, 1783.)

480 Wer lange will leben, muss sparsam lieben.Wirth, I, 318.

481 Wer lebt, der lebe nicht zu schnell.

D. h. er lebe mässig, bezähme seine Leidenschaften.

482 Wer recht zu leben weiss, der weiss auch recht zu sterben.

Lat.: Disce vivere, disce mori. (Sailer, Sprüche, 130, 113.)

483 Wer ruhig will leben, muss seine Zunge langsam (wenig) heben.

Holl.: Die gerust wil leven, moet zijn tong een toomken geven. (Harrebomée, II, 338a.)

484 Wer ruhig will leben zu jeder Frist, der nehme die Welt nur, wie sie ist.

It.: Chi vuol vivere e star bene, pigli il mondo come viene. (Giani, 1782.)

485 Wer so lebt wie die Menge, der kommt (mit den Leuten) nicht ins Gedränge.

Er wird von ihnen nicht angefochten, nicht verspottet, nicht verleumdet.

486 Wer will leben lang und gesund, ess' wenig und abends nicht zu später Stund.

It.: Chi vuol viver sano e lesto, mangi poco e ceni presto. (Giani, 1784.)

487 Wer will leben unverwundt und froh, hüt' sich vor Degenfeld und Mandelsloh.Buch der Welt, 1851, S. 330a.

488 Wer's längscht lebt, kann überzwerch z' ackere. (Rheinpfalz.)

489 Willst du lange leben, iss mässig, schlaf im obern Stock und trink nicht viel vom Saft der Reben.

It.: Bevi poco, mangia assai, dormi in palco e viverai. (Giani, 271.)

490 Wiltu lustig leben, geh mit zwei Säcken, einen zum Geben, den andern um einzustecken.

491 Wir leben wie wir können, nicht wie wir wollen.Bertram, 52.

*492 Chorherrisch leben.Mathesius, Leichpredigt, 51a.

D. i. leichtfertig, schimpflich, epikuräisch.

*493 Der lebt nicht mehr lange.

Wenn jemand etwas Ungewöhnliches thut.

*494 Er lebt hinten und vorn wie der Bischof von Paderborn.

Der Bischof Martin von Paderborn machte einst eine Reise durch seinen Kirchenkreis. In Altenhagen liess [Spaltenumbruch] ein sehr Strenggläubiger eine Ehrenpforte bauen und bat einen jungen Mann, ihm eine passende Inschrift zu machen, die sehr schön ausgeführt war und die Strasse zierte. Aber der Bischof liess sie doch bald, nachdem er Kenntniss davon genommen, durch den Küster entfernen; sie lautete: „Es lebe hinten und vorn der Bischof von Paderborn.“ (Niederschles. Zeitung, 1874, 187.)

*495 Er lebt im Monde.

Von jemand, der für sich allein geht, den Blick nach oben richtet, ein Sonderling ist.

*496 Er lebt vom Profit und macht Staat vom Betrügen.Braun, I, 3371.

*497 Er lebt vün lauter Taaneissim (Fasttagen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Scherzhafte Antwort auf die Frage, wovon jemand sein Leben friste.

*498 Er lebt wie im Traum.Braun, I, 4578.

*499 Er lebt wie in Abraham's Schos.

Holl.: Hij leeft als in Abrahams schoot. (Harrebomée, I, 9b.)

*500 Er lebte, nahm ein Weib und starb.

Aus Gellert's Gedicht Der Greis in den Volksmund übergegangen, um ein unnützes Leben zu schildern.

*501 He left as de Mus in den Mehlpott.

Er lebt wie die Maus im Mehltopf, im Ueberfluss. (Alte und neue Welt, 1877, S. 458.)

*502 He lêwt so glücklich as de Lues innen Schorf.Engelien, 215.

*503 Sie leben wie eine Hechel, wo nichts ist als ein Raufen.Heinmar, I, 205.

*504 So lebt man in Venedig.

*505 So was lebt nicht auf meiner Mutter Heuboden. (Schles.)


Lebensregel.

Die nützlichsten Lebensregeln werden meist unnütz gegeben.

„An den nützlichsten Lebensregeln ist gewöhnlich doch Eins unnütz – dass sie gegeben wurden.“ (Blumenthal, 99.)


Lebensweisheit.

Aus Lebensweisheit spriesst die Tugend auf, des Willens Kraft bestimmt den Lebenslauf.


Lebensverlängerungselixir.

Da bitte ich um eine Flasche Lebensverlängerungselixir, sagte der Delinquent zum Richter, der ihm erlaubte, sich vor seiner Hinrichtung noch einen Trunk zu wählen.


Lebenszeit.

Was ist doch unsre Lebenszeit, als lauter Müh und Eitelkeit; ein Staub, der mit dem Wind entsteht; ein Schnee, der im April vergeht; ein Wasserblas, so bald zerrint; ein Regenbog, so bald verschwindt; ein Nebel, den die Sonn verjagt; ein Himmelröth, so lang es tagt; ein Thau, so von der Hitz verzehrt; ein Blat, vom Winde umbgekehrt; ein schönes Glas, so bald zubricht; eine Blum, so gar bald wird zu nicht; ein Eyss am heissen Sonnenschein; ein Schatten, der da bricht herein; ein Blitz, der daher fähret hell; ein Stral, so schiesst herab gar schnell; ein Widerhall der Stimm in Eil; ein Zeit vertreiben mit kurtzweil; ein Traum, der mit dem Schlaff auffhört; ein Rauch, welchen der Wind zerstört.Monatsblätter, V, 95, 3.


Leber.

*18 Der hat keinen Quadratzoll gesunde Leber im Leibe.

Eine in Bombay, wo die Leberkrankheiten sehr zu Hause sind, sehr gebräuchliche und namentlich von den dortigen Engländern gebrauchte Redensart. (Hildebrandt's Reise um die Erde, I.)

*19 Die Leber feuchten.Ayrer, IV, 2462, 2.

Zechen.

*20 Es hat in seiner Leber gezündet.

„Cupido hat mit einem inficirten Amourbolzen meine inflammirte Leber gespalten und mit Affectionsfeuer erfüllet.“ (Köhler, 241.) – „Der Aetna, so Cupido in meiner Leber inflammiret.“ (Köhler, XXXIV.)


Lebus.

Ohne Lebus kein Düppel, ohne Düppel kein Königgrätz, ohne Königgrätz kein Vionville.

Der vorstehende Spruch ist die Inschrift einer Seite des Denkmals, das der Prinz Friedrich Karl von Preussen

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[[773]/0785] schuldig als den Leuten, die sehen mögen, wie sie bezahlt werden. – Harssdörffer, 1864. 468 Ist gut leben vff erdtrich, so ist es in den hohen schulen vnd in klöstern. – Geiler, Seelenparadies, CCXXXIa, 1. 469 Leben heisst wachen. Wer schläft, lebt nicht. Lat.: Vita, vigilia. (Sailer, Sprüche, 158, 32.) 470 Lebe jeden Tag als wär's der letzte. Lat.: Sic vive, tanquam omnis supremus sit dies. (Sailer, Sprüche, 55.) 471 Man soll heut so leben, dass man morgen noch leben kann. Lat.: Vive, ut post vivas. (Sailer, Sprüche, 125, 100.) 472 Mancher möchte leben und essen, er hat aber das Arbeiten vergessen. 473 Mässig und geschäftig leben ist der Liebe Gift. – Wirth, II, 281. 474 Mögen sie leben, wie sie wollen, wenn sie nur zahlen, was sie sollen. (Karlsbad.) 475 Noch lebt Damôt und bläst auf der Flöt. (Köthen.) Noch hat's nicht viel zu sagen, ich bin noch da, um auszuhelfen. 476 So du wilt leben wol vnd recht, so behalt diese regel schlecht, eim andern zu thun lass vnderwegen das so dir auch wer vberlegen. – Loci comm., 99. Lat.: Quod tibi uis fieri mihi fac: quod non tibi noli, sic potes in terris uiuere iure probi. 477 So was lebt nicht, sagte der Storch, als er einen todten Frosch fand. 478 Wer ehrlos gelebt, kann nicht mit Ehren sterben. 479 Wer froh will leben und sicher stehn, soll vorwärts und nicht rückwärts sehn. It.: Se tu vuoi viver lieto, non ti guardare innanzi ma dietro. (Giani, 1783.) 480 Wer lange will leben, muss sparsam lieben. – Wirth, I, 318. 481 Wer lebt, der lebe nicht zu schnell. D. h. er lebe mässig, bezähme seine Leidenschaften. 482 Wer recht zu leben weiss, der weiss auch recht zu sterben. Lat.: Disce vivere, disce mori. (Sailer, Sprüche, 130, 113.) 483 Wer ruhig will leben, muss seine Zunge langsam (wenig) heben. Holl.: Die gerust wil leven, moet zijn tong een toomken geven. (Harrebomée, II, 338a.) 484 Wer ruhig will leben zu jeder Frist, der nehme die Welt nur, wie sie ist. It.: Chi vuol vivere e star bene, pigli il mondo come viene. (Giani, 1782.) 485 Wer so lebt wie die Menge, der kommt (mit den Leuten) nicht ins Gedränge. Er wird von ihnen nicht angefochten, nicht verspottet, nicht verleumdet. 486 Wer will leben lang und gesund, ess' wenig und abends nicht zu später Stund. It.: Chi vuol viver sano e lesto, mangi poco e ceni presto. (Giani, 1784.) 487 Wer will leben unverwundt und froh, hüt' sich vor Degenfeld und Mandelsloh. – Buch der Welt, 1851, S. 330a. 488 Wer's längscht lebt, kann überzwerch z' ackere. (Rheinpfalz.) 489 Willst du lange leben, iss mässig, schlaf im obern Stock und trink nicht viel vom Saft der Reben. It.: Bevi poco, mangia assai, dormi in palco e viverai. (Giani, 271.) 490 Wiltu lustig leben, geh mit zwei Säcken, einen zum Geben, den andern um einzustecken. 491 Wir leben wie wir können, nicht wie wir wollen. – Bertram, 52. *492 Chorherrisch leben. – Mathesius, Leichpredigt, 51a. D. i. leichtfertig, schimpflich, epikuräisch. *493 Der lebt nicht mehr lange. Wenn jemand etwas Ungewöhnliches thut. *494 Er lebt hinten und vorn wie der Bischof von Paderborn. Der Bischof Martin von Paderborn machte einst eine Reise durch seinen Kirchenkreis. In Altenhagen liess ein sehr Strenggläubiger eine Ehrenpforte bauen und bat einen jungen Mann, ihm eine passende Inschrift zu machen, die sehr schön ausgeführt war und die Strasse zierte. Aber der Bischof liess sie doch bald, nachdem er Kenntniss davon genommen, durch den Küster entfernen; sie lautete: „Es lebe hinten und vorn der Bischof von Paderborn.“ (Niederschles. Zeitung, 1874, 187.) *495 Er lebt im Monde. Von jemand, der für sich allein geht, den Blick nach oben richtet, ein Sonderling ist. *496 Er lebt vom Profit und macht Staat vom Betrügen. – Braun, I, 3371. *497 Er lebt vün lauter Taaneissim (Fasttagen). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Scherzhafte Antwort auf die Frage, wovon jemand sein Leben friste. *498 Er lebt wie im Traum. – Braun, I, 4578. *499 Er lebt wie in Abraham's Schos. Holl.: Hij leeft als in Abrahams schoot. (Harrebomée, I, 9b.) *500 Er lebte, nahm ein Weib und starb. Aus Gellert's Gedicht Der Greis in den Volksmund übergegangen, um ein unnützes Leben zu schildern. *501 He left as de Mus in den Mehlpott. Er lebt wie die Maus im Mehltopf, im Ueberfluss. (Alte und neue Welt, 1877, S. 458.) *502 He lêwt so glücklich as de Lues innen Schorf. – Engelien, 215. *503 Sie leben wie eine Hechel, wo nichts ist als ein Raufen. – Heinmar, I, 205. *504 So lebt man in Venedig. *505 So was lebt nicht auf meiner Mutter Heuboden. (Schles.) Lebensregel. Die nützlichsten Lebensregeln werden meist unnütz gegeben. „An den nützlichsten Lebensregeln ist gewöhnlich doch Eins unnütz – dass sie gegeben wurden.“ (Blumenthal, 99.) Lebensweisheit. Aus Lebensweisheit spriesst die Tugend auf, des Willens Kraft bestimmt den Lebenslauf. Lebensverlängerungselixir. Da bitte ich um eine Flasche Lebensverlängerungselixir, sagte der Delinquent zum Richter, der ihm erlaubte, sich vor seiner Hinrichtung noch einen Trunk zu wählen. Lebenszeit. Was ist doch unsre Lebenszeit, als lauter Müh und Eitelkeit; ein Staub, der mit dem Wind entsteht; ein Schnee, der im April vergeht; ein Wasserblas, so bald zerrint; ein Regenbog, so bald verschwindt; ein Nebel, den die Sonn verjagt; ein Himmelröth, so lang es tagt; ein Thau, so von der Hitz verzehrt; ein Blat, vom Winde umbgekehrt; ein schönes Glas, so bald zubricht; eine Blum, so gar bald wird zu nicht; ein Eyss am heissen Sonnenschein; ein Schatten, der da bricht herein; ein Blitz, der daher fähret hell; ein Stral, so schiesst herab gar schnell; ein Widerhall der Stimm in Eil; ein Zeit vertreiben mit kurtzweil; ein Traum, der mit dem Schlaff auffhört; ein Rauch, welchen der Wind zerstört. – Monatsblätter, V, 95, 3. Leber. *18 Der hat keinen Quadratzoll gesunde Leber im Leibe. Eine in Bombay, wo die Leberkrankheiten sehr zu Hause sind, sehr gebräuchliche und namentlich von den dortigen Engländern gebrauchte Redensart. (Hildebrandt's Reise um die Erde, I.) *19 Die Leber feuchten. – Ayrer, IV, 2462, 2. Zechen. *20 Es hat in seiner Leber gezündet. „Cupido hat mit einem inficirten Amourbolzen meine inflammirte Leber gespalten und mit Affectionsfeuer erfüllet.“ (Köhler, 241.) – „Der Aetna, so Cupido in meiner Leber inflammiret.“ (Köhler, XXXIV.) Lebus. Ohne Lebus kein Düppel, ohne Düppel kein Königgrätz, ohne Königgrätz kein Vionville. Der vorstehende Spruch ist die Inschrift einer Seite des Denkmals, das der Prinz Friedrich Karl von Preussen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [773]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/785>, abgerufen am 21.11.2024.