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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *221 Dos is ej Karle, wie ej Huttentutte, mer brengt nischt an nei und nischt raus. - Larisch, 27.

*222 Du bist e Kerle, du darfst 's Leiterle trage, wenn mer's Hundle hängt. (Schwaben.)

*223 Du bist en Kerl asse anner' Lüe öre yungens.

*224 Ein Kerl wie ein Bär. - Blumenthal, Monatshefte, IV, 379.

*225 Ein Kerl wie ein Centaur. - Frommel VI, 8.

*226 Ein Kerl wie ein Rehbock. - Frommel IV, 43.

*227 Er ist a rauhborstiger Kerl. (Ulm.)

*228 Es ist ein neunsträhliger Kerl. (Köthen.)

*229 'N harten Kerl up 'n weken Kese. - Kern, 965.

Wie ein Held in Friedenszeiten.

*230 'S ist a Kerle wie a Katz, ma mag en werfe wie ma will, er fällt älleweil auf d' Füss. (Schwaben.)

*231 'T is 'n guoden Kierl, hä frött kein Stebbelsoahlen. - Schlingmann, 825.

*232 'T is 'n guoden Kierl, he stippt kein Fensterloaden in 'n Kaffee. - Schlingmann, 826.

*233 'T is 'n guoden Kierl, hä kackt ne in de Körche. - Schlingmann, 827.


Kernstück.

* Das ist ein Kernstück.


Kerze.

26 Die Kerze gibt sich selbst kein Licht. - Merx, 37.

27 Die Kerze, welche vergeht, leuchtet am besten.

Holl.: De Keersse die voor gaet licht best. (Cats, 275.)

28 Wenn man eine kertz an eine mauer lent, so mag sie die mauer wol nit verbrennen, aber sie berämpt sie doch (macht sie schwarz). - Der drei Marien Salbung, VI, 2b.


Kette.

30 Jede Kette drückt, und wären ihre Glieder von Gold.

Böhm.: Kazdy retez tlaci, byt' clanky jeho zlate byly. (Rybicka, 38.)

*31 D' Kette durchgebisse han. - Alsatia, 1851, S. 16.

Mit etwas im Reinen sein, alle Schwierigkeiten überwunden haben. Scherzweise sagt man Kindern und Landleuten, welche zum erstenmal nach Strassburg kommen, sie müssten zuerst die Ketten durchbeissen, welche vor dem Thore ausgespannt sind, bevor sie eingelassen würden.


Ketzer.

14 Ketzer haben wol verschiedene Gesichter, aber mit den Schwänzen hangen sie zusammen. (S. Gesicht 217.)


Keusch.

6 Sei keusch wie Eis und rein wie Schnee, du wirst Verleumdung nicht entgehen.

*7 Sie ist so keusch wie eine Turteltaube.

Holl.: Zij is zoo kuisch als eene tortelduif. (Harrebomee, II, 341a.)


Keuscher.

Seynd wir schon nicht von der zahl der keuschen, so bringen wir es doch durch mit täuschen, sagte der Pfaff. - Zinkgref, IV, 77.


Keuschheit.

*20 Keuschheit vnd scham die edle tugendt, zieret das alter vnd die jugendt.

Lat.: Despice foetorem Veneris, sectare pudorem. (Loci comm., 22.)


Kibbes.

* Ebb's in's Kibbes han, wie d' Bue me d' Vögelsnester. - Alsatia, 1850, S. 21.

In Kibbes han = mit einander haben.


Kibitz.

4 Kiebitz tief und Schwalbe hoch, bleibet trocken Wetter noch. - Marienkalender, 1879, S. 22.

*5 Es ist ein Kibitz.

So nennt man in Oesterreich die Zuseher beim Spiele.


Kiechelberg.

Wenn der Kiechelberg1 einst ganz mit Reben übersponnen ist, dann kommt der Antichrist, und der Welt Ende ist nahe. - Steub, III, 83.

1) Bei Meran in Tirol.


[Spaltenumbruch]
Kien.

*4 Es ist der rene Kien. (Berlin.)

Diese Redensart hat ihren Ursprung in der Theaterwelt und unter dem Kien wurde anfänglich nicht das fette harzige Kienholz verstanden, sondern der berühmte englische Schauspieler Edmund Kean, der Kein ausgesprochen wird. Ein Darsteller an der Hofbühne zu Berlin, der vor länger denn zwanzig Jahren die Rollen des Othello, Richard, Macbeth und Shylock spielte, ahmte die Art Kean's so nach, dass hinter den Coulissen ein schalkhafter College zum andern sagte: "Seht nur, der reine Kean!" Die Rede ging auf Provinztheater und reisende Gesellschaften über, von wo aus sie ins Volk gedrungen ist, und nun Spott auf Versicherungen ausdrückt, die man in Zweifel zieht; in Schlesien verstärkt durch den Zusatz: "und dazu noch echener." (Vgl. Dresdener Nachrichten vom 22. Juni 1870.)


Kiesel.

9 Wer Kiesel säet, Stoppeln mähet, im Sacke kauft und sich mit Thoren rauft, der begehet Ding, die thöricht sind. - Schmitz, 185, 41.


Kikelkakel.

*3 Das ist Kikelkakel.

Ein Ausdruck, den man öfters in Sachsen vernimmt, soll sich von der Grippe herleiten, die in alter Zeit "Schnarrkikel" genannt wurde. Jedenfalls stammt er aber aus dem Plattdeutschen, wo das Wort ein sinnloses, ermüdendes Geschwätz bedeutet, von kikeln (sehen) und kakeln (schwatzen).


Kiken.

58 Er kückt kein Granew.

Er sieht nach Granow, d. h. er schielt.

59 He kickt nett so hog as 'n Pogg in de Manschein. - Kern, 812.

60 Kik di vöer, Schuem is ken Beer. (Neumark.) - Engelien, 221.

61 Wenn Ein'n ne keiken will, helpt wöäder Licht no' Brill. - Schlingmann, 1434.

*62 Er kückt darauf wie a Jüd auf a bös Maschken1.

1) Pfand. - Er sieht es mit schelen Blicken an.


Kind.

1247 A klan's Kind bringt an Wag'n voll Arbeit. (Niederösterreich.)

1248 A klein Kind is a Spilechin (Spielzeug), a gross Kind is a Mühlechin. (Jüdisch- deutsch. Warschau.)

Kleine Kinder machen Vergnügen, grosse Sorgen.

1249 Auf Kinder und Rinder kann man nicht bauen. (Oderbruch.) - Engelien, 222.

1250 As (wenn) a Kind verliert jüngerheit die Mütter, is ihm nebbich sehr bitter. (Warschau.)

Nebbich (s. d.), Ausruf des Mitleids = leider.

1251 Aus einem kleinen Kinde wird oft ein gelehrter Mann.

Bei Tunnicius (1341): Van einem kleinen Kinde wert vake ein gelert man. (A puero sapiens homo fit magnusque tenello.)

1252 Bei kleine Kinder is schlecht zu essen, bei grosse Kinder is schlecht zü gehen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Gehen heisst hier: sich tragen (Tracht).

1253 Bekommt das Kind viel Nüsse, bekommt die Puppe viel Schmisse.

Die Russen: Stets gehauen wird die Puppe von dem Kinde, das viel Schläge empfängt. (Altmann VI, 480.)

1254 Böse Kinder singen schlechte Lieder.

1255 Das erste Kind, welch Glück und Ehr, das zweite freut die Aeltern sehr, das dritte heisst man froh willkommen, das vierte wird auch angenommen, das fünfte ist schon überzählig, beim sechsten seufzt und klagt man schmählich, das siebente endlich wird fatal, ein armes achte gar zur Qual, das neunte - nein, nun wird's zu viel, das zehnte - setze Herr ein Ziel, ein elftes noch, dass Gott erbarm, das zwölfte, weh, das macht uns arm, und dennoch kaum nach Jahresfrist, das letzte Kind das liebste ist.

1256 Das Kind ist des Mannes Vater.

Engl.: The child is the father of the man. Dies Wort hat Lewes zum Motto von Goethe's Leben (Bd. 1) gewählt, das aus Wordsworth: My heart leaps up, entlehnt ist. (Vgl. Büchmann, X, 147.)

[Spaltenumbruch] *221 Dos is ej Karle, wie ej Huttentutte, mer brengt nischt an nei und nischt raus.Larisch, 27.

*222 Du bist e Kerle, du darfst 's Leiterle trage, wenn mer's Hundle hängt. (Schwaben.)

*223 Du bist en Kêrl asse anner' Lüe öre yungens.

*224 Ein Kerl wie ein Bär.Blumenthal, Monatshefte, IV, 379.

*225 Ein Kerl wie ein Centaur.Frommel VI, 8.

*226 Ein Kerl wie ein Rehbock.Frommel IV, 43.

*227 Er ist a rauhborstiger Kerl. (Ulm.)

*228 Es ist ein neunsträhliger Kerl. (Köthen.)

*229 'N harten Kerl up 'n weken Kese.Kern, 965.

Wie ein Held in Friedenszeiten.

*230 'S ist a Kerle wie a Katz, ma mag en werfe wie ma will, er fällt älleweil auf d' Füss. (Schwaben.)

*231 'T is 'n guoden Kierl, hä frött kein Stebbelsoahlen.Schlingmann, 825.

*232 'T is 'n guoden Kierl, he stippt kein Fensterloaden in 'n Kaffee.Schlingmann, 826.

*233 'T is 'n guoden Kierl, hä kackt ne in de Körche.Schlingmann, 827.


Kernstück.

* Das ist ein Kernstück.


Kerze.

26 Die Kerze gibt sich selbst kein Licht.Merx, 37.

27 Die Kerze, welche vergeht, leuchtet am besten.

Holl.: De Keersse die voor gaet licht best. (Cats, 275.)

28 Wenn man eine kertz an eine mauer lent, so mag sie die mauer wol nit verbrennen, aber sie berämpt sie doch (macht sie schwarz).Der drei Marien Salbung, VI, 2b.


Kette.

30 Jede Kette drückt, und wären ihre Glieder von Gold.

Böhm.: Každý řetĕz tlačí, byt' články jeho zlaté byly. (Rybička, 38.)

*31 D' Kette durchgebisse han.Alsatia, 1851, S. 16.

Mit etwas im Reinen sein, alle Schwierigkeiten überwunden haben. Scherzweise sagt man Kindern und Landleuten, welche zum erstenmal nach Strassburg kommen, sie müssten zuerst die Ketten durchbeissen, welche vor dem Thore ausgespannt sind, bevor sie eingelassen würden.


Ketzer.

14 Ketzer haben wol verschiedene Gesichter, aber mit den Schwänzen hangen sie zusammen. (S. Gesicht 217.)


Keusch.

6 Sei keusch wie Eis und rein wie Schnee, du wirst Verleumdung nicht entgehen.

*7 Sie ist so keusch wie eine Turteltaube.

Holl.: Zij is zoo kuisch als eene tortelduif. (Harrebomée, II, 341a.)


Keuscher.

Seynd wir schon nicht von der zahl der keuschen, so bringen wir es doch durch mit täuschen, sagte der Pfaff.Zinkgref, IV, 77.


Keuschheit.

*20 Keuschheit vnd scham die edle tugendt, zieret das alter vnd die jugendt.

Lat.: Despice foetorem Veneris, sectare pudorem. (Loci comm., 22.)


Kibbes.

* Ebb's in's Kibbes han, wie d' Bue me d' Vögelsnester.Alsatia, 1850, S. 21.

In Kibbes han = mit einander haben.


Kibitz.

4 Kiebitz tief und Schwalbe hoch, bleibet trocken Wetter noch.Marienkalender, 1879, S. 22.

*5 Es ist ein Kibitz.

So nennt man in Oesterreich die Zuseher beim Spiele.


Kiechelberg.

Wenn der Kiechelberg1 einst ganz mit Reben übersponnen ist, dann kommt der Antichrist, und der Welt Ende ist nahe.Steub, III, 83.

1) Bei Meran in Tirol.


[Spaltenumbruch]
Kien.

*4 Es ist der rêne Kien. (Berlin.)

Diese Redensart hat ihren Ursprung in der Theaterwelt und unter dem Kien wurde anfänglich nicht das fette harzige Kienholz verstanden, sondern der berühmte englische Schauspieler Edmund Kean, der Kîn ausgesprochen wird. Ein Darsteller an der Hofbühne zu Berlin, der vor länger denn zwanzig Jahren die Rollen des Othello, Richard, Macbeth und Shylock spielte, ahmte die Art Kean's so nach, dass hinter den Coulissen ein schalkhafter College zum andern sagte: „Seht nur, der reine Kean!“ Die Rede ging auf Provinztheater und reisende Gesellschaften über, von wo aus sie ins Volk gedrungen ist, und nun Spott auf Versicherungen ausdrückt, die man in Zweifel zieht; in Schlesien verstärkt durch den Zusatz: „und dazu noch êchener.“ (Vgl. Dresdener Nachrichten vom 22. Juni 1870.)


Kiesel.

9 Wer Kiesel säet, Stoppeln mähet, im Sacke kauft und sich mit Thoren rauft, der begehet Ding, die thöricht sind.Schmitz, 185, 41.


Kikelkakel.

*3 Das ist Kikelkakel.

Ein Ausdruck, den man öfters in Sachsen vernimmt, soll sich von der Grippe herleiten, die in alter Zeit „Schnarrkikel“ genannt wurde. Jedenfalls stammt er aber aus dem Plattdeutschen, wo das Wort ein sinnloses, ermüdendes Geschwätz bedeutet, von kikeln (sehen) und kakeln (schwatzen).


Kiken.

58 Er kückt kein Granew.

Er sieht nach Granów, d. h. er schielt.

59 He kickt nett so hôg as 'n Pogg in de Mânschîn.Kern, 812.

60 Kik di vöer, Schuem is kên Beer. (Neumark.) – Engelien, 221.

61 Wenn Ein'n ne kîken will, helpt wöäder Licht no' Brill.Schlingmann, 1434.

*62 Er kückt darauf wie a Jüd auf a bös Maschken1.

1) Pfand. – Er sieht es mit schelen Blicken an.


Kind.

1247 A klan's Kind bringt an Wåg'n voll Arbeit. (Niederösterreich.)

1248 A klein Kind is a Spilechin (Spielzeug), a gross Kind is a Mühlechin. (Jüdisch- deutsch. Warschau.)

Kleine Kinder machen Vergnügen, grosse Sorgen.

1249 Auf Kinder und Rinder kann man nicht bauen. (Oderbruch.) – Engelien, 222.

1250 As (wenn) a Kind verliert jüngerheit die Mütter, is ihm nebbich sehr bitter. (Warschau.)

Nebbich (s. d.), Ausruf des Mitleids = leider.

1251 Aus einem kleinen Kinde wird oft ein gelehrter Mann.

Bei Tunnicius (1341): Van einem kleinen Kinde wert vake ein gelêrt man. (A puero sapiens homo fit magnusque tenello.)

1252 Bei kleine Kinder is schlecht zu essen, bei grosse Kinder is schlecht zü gehen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Gehen heisst hier: sich tragen (Tracht).

1253 Bekommt das Kind viel Nüsse, bekommt die Puppe viel Schmisse.

Die Russen: Stets gehauen wird die Puppe von dem Kinde, das viel Schläge empfängt. (Altmann VI, 480.)

1254 Böse Kinder singen schlechte Lieder.

1255 Das erste Kind, welch Glück und Ehr, das zweite freut die Aeltern sehr, das dritte heisst man froh willkommen, das vierte wird auch angenommen, das fünfte ist schon überzählig, beim sechsten seufzt und klagt man schmählich, das siebente endlich wird fatal, ein armes achte gar zur Qual, das neunte – nein, nun wird's zu viel, das zehnte – setze Herr ein Ziel, ein elftes noch, dass Gott erbarm, das zwölfte, weh, das macht uns arm, und dennoch kaum nach Jahresfrist, das letzte Kind das liebste ist.

1256 Das Kind ist des Mannes Vater.

Engl.: The child is the father of the man. Dies Wort hat Lewes zum Motto von Goethe's Leben (Bd. 1) gewählt, das aus Wordsworth: My heart leaps up, entlehnt ist. (Vgl. Büchmann, X, 147.)

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[[747]/0759] *221 Dos is ej Karle, wie ej Huttentutte, mer brengt nischt an nei und nischt raus. – Larisch, 27. *222 Du bist e Kerle, du darfst 's Leiterle trage, wenn mer's Hundle hängt. (Schwaben.) *223 Du bist en Kêrl asse anner' Lüe öre yungens. *224 Ein Kerl wie ein Bär. – Blumenthal, Monatshefte, IV, 379. *225 Ein Kerl wie ein Centaur. – Frommel VI, 8. *226 Ein Kerl wie ein Rehbock. – Frommel IV, 43. *227 Er ist a rauhborstiger Kerl. (Ulm.) *228 Es ist ein neunsträhliger Kerl. (Köthen.) *229 'N harten Kerl up 'n weken Kese. – Kern, 965. Wie ein Held in Friedenszeiten. *230 'S ist a Kerle wie a Katz, ma mag en werfe wie ma will, er fällt älleweil auf d' Füss. (Schwaben.) *231 'T is 'n guoden Kierl, hä frött kein Stebbelsoahlen. – Schlingmann, 825. *232 'T is 'n guoden Kierl, he stippt kein Fensterloaden in 'n Kaffee. – Schlingmann, 826. *233 'T is 'n guoden Kierl, hä kackt ne in de Körche. – Schlingmann, 827. Kernstück. * Das ist ein Kernstück. Kerze. 26 Die Kerze gibt sich selbst kein Licht. – Merx, 37. 27 Die Kerze, welche vergeht, leuchtet am besten. Holl.: De Keersse die voor gaet licht best. (Cats, 275.) 28 Wenn man eine kertz an eine mauer lent, so mag sie die mauer wol nit verbrennen, aber sie berämpt sie doch (macht sie schwarz). – Der drei Marien Salbung, VI, 2b. Kette. 30 Jede Kette drückt, und wären ihre Glieder von Gold. Böhm.: Každý řetĕz tlačí, byt' články jeho zlaté byly. (Rybička, 38.) *31 D' Kette durchgebisse han. – Alsatia, 1851, S. 16. Mit etwas im Reinen sein, alle Schwierigkeiten überwunden haben. Scherzweise sagt man Kindern und Landleuten, welche zum erstenmal nach Strassburg kommen, sie müssten zuerst die Ketten durchbeissen, welche vor dem Thore ausgespannt sind, bevor sie eingelassen würden. Ketzer. 14 Ketzer haben wol verschiedene Gesichter, aber mit den Schwänzen hangen sie zusammen. (S. Gesicht 217.) Keusch. 6 Sei keusch wie Eis und rein wie Schnee, du wirst Verleumdung nicht entgehen. *7 Sie ist so keusch wie eine Turteltaube. Holl.: Zij is zoo kuisch als eene tortelduif. (Harrebomée, II, 341a.) Keuscher. Seynd wir schon nicht von der zahl der keuschen, so bringen wir es doch durch mit täuschen, sagte der Pfaff. – Zinkgref, IV, 77. Keuschheit. *20 Keuschheit vnd scham die edle tugendt, zieret das alter vnd die jugendt. Lat.: Despice foetorem Veneris, sectare pudorem. (Loci comm., 22.) Kibbes. * Ebb's in's Kibbes han, wie d' Bue me d' Vögelsnester. – Alsatia, 1850, S. 21. In Kibbes han = mit einander haben. Kibitz. 4 Kiebitz tief und Schwalbe hoch, bleibet trocken Wetter noch. – Marienkalender, 1879, S. 22. *5 Es ist ein Kibitz. So nennt man in Oesterreich die Zuseher beim Spiele. Kiechelberg. Wenn der Kiechelberg1 einst ganz mit Reben übersponnen ist, dann kommt der Antichrist, und der Welt Ende ist nahe. – Steub, III, 83. 1) Bei Meran in Tirol. Kien. *4 Es ist der rêne Kien. (Berlin.) Diese Redensart hat ihren Ursprung in der Theaterwelt und unter dem Kien wurde anfänglich nicht das fette harzige Kienholz verstanden, sondern der berühmte englische Schauspieler Edmund Kean, der Kîn ausgesprochen wird. Ein Darsteller an der Hofbühne zu Berlin, der vor länger denn zwanzig Jahren die Rollen des Othello, Richard, Macbeth und Shylock spielte, ahmte die Art Kean's so nach, dass hinter den Coulissen ein schalkhafter College zum andern sagte: „Seht nur, der reine Kean!“ Die Rede ging auf Provinztheater und reisende Gesellschaften über, von wo aus sie ins Volk gedrungen ist, und nun Spott auf Versicherungen ausdrückt, die man in Zweifel zieht; in Schlesien verstärkt durch den Zusatz: „und dazu noch êchener.“ (Vgl. Dresdener Nachrichten vom 22. Juni 1870.) Kiesel. 9 Wer Kiesel säet, Stoppeln mähet, im Sacke kauft und sich mit Thoren rauft, der begehet Ding, die thöricht sind. – Schmitz, 185, 41. Kikelkakel. *3 Das ist Kikelkakel. Ein Ausdruck, den man öfters in Sachsen vernimmt, soll sich von der Grippe herleiten, die in alter Zeit „Schnarrkikel“ genannt wurde. Jedenfalls stammt er aber aus dem Plattdeutschen, wo das Wort ein sinnloses, ermüdendes Geschwätz bedeutet, von kikeln (sehen) und kakeln (schwatzen). Kiken. 58 Er kückt kein Granew. Er sieht nach Granów, d. h. er schielt. 59 He kickt nett so hôg as 'n Pogg in de Mânschîn. – Kern, 812. 60 Kik di vöer, Schuem is kên Beer. (Neumark.) – Engelien, 221. 61 Wenn Ein'n ne kîken will, helpt wöäder Licht no' Brill. – Schlingmann, 1434. *62 Er kückt darauf wie a Jüd auf a bös Maschken1. 1) Pfand. – Er sieht es mit schelen Blicken an. Kind. 1247 A klan's Kind bringt an Wåg'n voll Arbeit. (Niederösterreich.) 1248 A klein Kind is a Spilechin (Spielzeug), a gross Kind is a Mühlechin. (Jüdisch- deutsch. Warschau.) Kleine Kinder machen Vergnügen, grosse Sorgen. 1249 Auf Kinder und Rinder kann man nicht bauen. (Oderbruch.) – Engelien, 222. 1250 As (wenn) a Kind verliert jüngerheit die Mütter, is ihm nebbich sehr bitter. (Warschau.) Nebbich (s. d.), Ausruf des Mitleids = leider. 1251 Aus einem kleinen Kinde wird oft ein gelehrter Mann. Bei Tunnicius (1341): Van einem kleinen Kinde wert vake ein gelêrt man. (A puero sapiens homo fit magnusque tenello.) 1252 Bei kleine Kinder is schlecht zu essen, bei grosse Kinder is schlecht zü gehen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Gehen heisst hier: sich tragen (Tracht). 1253 Bekommt das Kind viel Nüsse, bekommt die Puppe viel Schmisse. Die Russen: Stets gehauen wird die Puppe von dem Kinde, das viel Schläge empfängt. (Altmann VI, 480.) 1254 Böse Kinder singen schlechte Lieder. 1255 Das erste Kind, welch Glück und Ehr, das zweite freut die Aeltern sehr, das dritte heisst man froh willkommen, das vierte wird auch angenommen, das fünfte ist schon überzählig, beim sechsten seufzt und klagt man schmählich, das siebente endlich wird fatal, ein armes achte gar zur Qual, das neunte – nein, nun wird's zu viel, das zehnte – setze Herr ein Ziel, ein elftes noch, dass Gott erbarm, das zwölfte, weh, das macht uns arm, und dennoch kaum nach Jahresfrist, das letzte Kind das liebste ist. 1256 Das Kind ist des Mannes Vater. Engl.: The child is the father of the man. Dies Wort hat Lewes zum Motto von Goethe's Leben (Bd. 1) gewählt, das aus Wordsworth: My heart leaps up, entlehnt ist. (Vgl. Büchmann, X, 147.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [747]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/759>, abgerufen am 21.11.2024.