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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] nur ein halber Ehemann, er hat mehr Glut für seine Pfeife als für seine Frau. Ich rauche nicht, wie überhaupt starke Gluten nicht rauchen, heisse Suppen am stillsten und die stillsten Mädchen am heissesten sind.

*8 Eine fremde Glut ausleschen. (S. Brennen.) - Waldis, IV, 16, 45.


Gnade.

66 Die gnad vnd krafft Gottes allein macht vns von allen sünden rein.

Lat.: Virtus sola Dei nos crimine purgat ab omni. (Loci comm., 42.)

67 Eine kleine Gnade in Händen ist besser als eine grosse in Hoffnung. - Wirth, I, 183.

68 Genad ist besser den strenges recht, so sagen alle fromme knecht. - Loci comm., 99.

Lat.: Dura iusticia, gracior est uenia.

69 Gross Gnad, gross Vngnad. - Dietrich, I, 851.

"Denn es ist böss, mit grossen Herrn Kirschen essen."

70 Ich mag nicht grosse Gnade melden, die man mir gibt vmb widergelten.

Lat.: Gratia nulla datur, si munere munus ematur. (Loci comm., 20.)

71 Je grösser Gnade, je härter Strafe. - Herberger, I, 665.

72 Lass dir an meiner Gnade genügen, sagte der Pfarrer und strich (kosete) sein halb verhungert Pferd.

73 Schon des, der dich demüthig sehr umb gnad bit; die alten ehr.

Lat.: Supplicibus misericors esto. Seniorem reuerere. (Spangenberg, 30.)

74 Verzeihen, Ihr Gnaden, hier oben ist der Heuboden, der Stall ist unten, antwortete Hans, als ein Herr von unten nach der lauten Galerie rief: Seid ruhig, ihr Ochsen!

75 Was man mit Gnaden kann bessern, da darff man keiner Scherffe. - Lauterbeck, Regentbuch, XXIIIIb.

*76 Da ist keine Gnade und Barmherzigkeit.

Lat.: Non est oleum in lecytho. (Aristoph.) (Erasm., 193; Hanzely, 85; Philippi, II, 35.)


Gnadenbrot.

2 Gnadenbrot im Alter ist hart, die alten Zähne können's nicht beissen. - Horn, Spinnstube, 1857, S. 212.


Gnadengabe.

Vier gnadgaben der Sunn: scheinbarkait, da nichts klarer; fertigkait, strahlengschwindigkait; subtilhait, scheint durchs glaas; vnleidhafft. - Rasch, 236.


Goggeler.

8 Der kleinste Gockeler zwingt die grösste Henne. (Schwaben.)


Goj.

8 Der Goj (Nichtjude) is treife (unerlaubt), ober sein Groschen is kuscher (erlaubt). (Warschau.)

Will sagen, dass der Geschäftsverkehr mit Christen erlaubt sei, obwol das gesellschaftliche Zusammenleben mit denselben sehr erschwert wird.


Gojlem.

A lehmener Gojlem1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Klumpen. Die Sage erzählt von dem prager Rabbiner, genannt der "hohe Rabbi Löb", er habe sich einst eine Menschenfigur aus Lehm gebildet, die er dadurch zu beleben und sich dienstbar zu machen suchte, dass er den auf Pergament geschriebenen Namen Gottes auf ihre Stirn band. Kaum aber wurde das Pergament entfernt, was jeden Freitag Abend geschah, als auch der Erdenkloss leblos wurde. (Vgl. Tendlau, Sagen und Legenden jüdischer Vorzeit, IV.)


Gold.

236 Bei Gold kann man die Gesinnung der Leute merken.

Bei Tunnicius (57): By golde sal men de sinne der lude merken. (Sic mentes hominum chryson probat ut lapis aurum.)

237 Das Gold ist nur Chimäre.

Aus Meyerbeer's Robert der Teufel, wozu Scribe den Text geliefert hat. Auch die Franzosen haben sich die Redensart angeeignet: Oui, l'or est une chimere.

238 Das Gold schmilzt den Menschen, der Mensch dann das Gold. - Merx, 204.

239 En Hupen Gold, en Stapel Holt, Water inn Sod un dat lewe Brod, dat is Winter un Summer god. - Plattdütscher Husfründ, III, 25.

[Spaltenumbruch] 240 Es ist kein Gold so schön, es muss, wenn Noth kommt, gehn.

Holl.: Geen goud soo root, of 't moet uit in der noot. (Cats, 207.)

241 Gold bleibt ohne Makel.

It.: L' oro non prende macchia. (Giani, 1205.)

242 Gold, der Meister aller Sachen, weiss aus Nein oft Ja zu machen.

It.: Del no con i danari se ne fa un si. (Giani, 457.)

*243 Gold gehört zu Gold. - Gottfried, 533a.

Lat.: Addatur aurum auro. (Gottfried, 533a.)

244 Gold geht über Silber, Tugend über Gold.

"Mindern Preis hat Silber denn Gold, Gold selber denn Tugend." (Voss.)

Lat.: Vilius argentum est auro, virtutibus aurum. (Horaz.) (Philippi, II, 250.)

245 Gold ist eine gelbe Erde und hat keine Zunge; doch wo das Gold die Zunge schweigen heisst, da werden alle Zungen still. - Merx, 200.

246 Gold ist gut, aber ein Kuchen ist besser.

247 Gold schlägt Brücken. - Spindler, Jude, II, 75.

248 Gold und Gut machen dem Menschen Muth.

It.: Beni ed oro fan l' uomo ardito. (Giani, 1208.)

249 Gold und Silber auf Hosen und keins im Beutel ist eine arme Hoffart. - Wirth, I, 174.

250 Gross gold vnd gält. - Stumpff, Historie, VIIIb.

251 Guld up 'n Kragen, Hunger in 'n Magen. - Schlingmann, 558.

252 Man erkennt das Gold erst im Feuer, und den Heiligen auf dem Scheiterhaufen. - P. Heyse, Frau Marchesa.

253 Welcher aussgibt eitel gold vnd gelt, erlangt, was er wil, bey der welt. - Loci comm., 139.

Lat.: Si dare multa potes, quicquid avebis habes. (Loci comm., 139.)

254 Wenn Gold und Verdienste miteinander ringen, so werden die letztern meist besiegt. - Kornmann, V, 19.

255 Wenn Gold vorgeht, bedarf man keiner Laterne.

Die Armenier: Bestechungen erleuchten dunkle Pfade. (Ausland, 1871, 404.)

256 Wenn man Gold und Silber verthan hat, muss man zum Eisen greifen.

So sagte Prof. Taubmann zu einem seiner Stallburschen, der leicht gelebt hatte und nun Kriegsdienste nehmen wollte.

257 Wer alles für Gold halten wil, so glanzt, der wird betrogen vil. - Loci comm., 88.

Lat.: Non teneas aurum totum quod splendet ut aurum, nec pulchrum pomum quodlibet esse bonum.

258 Wer das Gold nicht haben will, greift (strebt) nicht darnach.

259 Wo Gold das Wort führt, hilft alles Reden nichts. - Frost, 155.

260 Wo Gold und Silber im Herzen wohnen, stehen Glaube, Hoffnung und Liebe vor der Thür.

*261 A bissel Gold ist ne zu verachten.

*262 A so gross Stück Gold soll ich häben. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Als Wunsch, indem man sich auf die ansehnliche Grösse eines Gegenstandes bezieht.

*263 Das heisst Gold und Dreck zusam gleichen. - Nas, 305a.


Goldbarren.

Man kommt nicht mit Goldbarren auf den Markt, man bedarf Geld und Scheidemünze.


Golden.

Es ist nicht alles gülden, was gleisset. - Mathesius, Postilla, CCLXa.


Goldfischchen.

* Er sucht ein Goldfischchen.

Ein reiches Mädchen.


Goldfuchs.

Goldfüchse vorspannen.

Die alten Griechen sagten dafür: Noctuae Laureoticae. (Erasm., 257.) D. i. Nachteulen von Laurios, womit man die Gewalt des Goldes bezeichnete. Laurios ist eine an Goldminen reiche Gegend in Attika. Auf die Goldmünzen wurde auch das Bild der Eule geprägt.


Goldhaube.

*2 Er hat eine Goldhaube. (Passau.)

Um zu sagen: er hat rothes Haar.


[Spaltenumbruch] nur ein halber Ehemann, er hat mehr Glut für seine Pfeife als für seine Frau. Ich rauche nicht, wie überhaupt starke Gluten nicht rauchen, heisse Suppen am stillsten und die stillsten Mädchen am heissesten sind.

*8 Eine fremde Glut ausleschen. (S. Brennen.)Waldis, IV, 16, 45.


Gnade.

66 Die gnad vnd krafft Gottes allein macht vns von allen sünden rein.

Lat.: Virtus sola Dei nos crimine purgat ab omni. (Loci comm., 42.)

67 Eine kleine Gnade in Händen ist besser als eine grosse in Hoffnung.Wirth, I, 183.

68 Genad ist besser den strenges recht, so sagen alle fromme knecht.Loci comm., 99.

Lat.: Dura iusticia, gracior est uenia.

69 Gross Gnad, gross Vngnad.Dietrich, I, 851.

„Denn es ist böss, mit grossen Herrn Kirschen essen.“

70 Ich mag nicht grosse Gnade melden, die man mir gibt vmb widergelten.

Lat.: Gratia nulla datur, si munere munus ematur. (Loci comm., 20.)

71 Je grösser Gnade, je härter Strafe.Herberger, I, 665.

72 Lass dir an meiner Gnade genügen, sagte der Pfarrer und strich (kosete) sein halb verhungert Pferd.

73 Schon des, der dich demüthig sehr umb gnad bit; die alten ehr.

Lat.: Supplicibus misericors esto. Seniorem reuerere. (Spangenberg, 30.)

74 Verzeihen, Ihr Gnaden, hier oben ist der Heuboden, der Stall ist unten, antwortete Hans, als ein Herr von unten nach der lauten Galerie rief: Seid ruhig, ihr Ochsen!

75 Was man mit Gnaden kann bessern, da darff man keiner Scherffe.Lauterbeck, Regentbuch, XXIIIIb.

*76 Da ist keine Gnade und Barmherzigkeit.

Lat.: Non est oleum in lecytho. (Aristoph.) (Erasm., 193; Hanzely, 85; Philippi, II, 35.)


Gnadenbrot.

2 Gnadenbrot im Alter ist hart, die alten Zähne können's nicht beissen.Horn, Spinnstube, 1857, S. 212.


Gnadengabe.

Vier gnadgaben der Sunn: scheinbarkait, da nichts klarer; fertigkait, strahlengschwindigkait; subtilhait, scheint durchs glaas; vnleidhafft.Rasch, 236.


Goggeler.

8 Der kleinste Gockeler zwingt die grösste Henne. (Schwaben.)


Goj.

8 Der Goj (Nichtjude) is treife (unerlaubt), ober sein Groschen is kuscher (erlaubt). (Warschau.)

Will sagen, dass der Geschäftsverkehr mit Christen erlaubt sei, obwol das gesellschaftliche Zusammenleben mit denselben sehr erschwert wird.


Gojlem.

A lehmener Gojlem1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Klumpen. Die Sage erzählt von dem prager Rabbiner, genannt der „hohe Rabbi Löb“, er habe sich einst eine Menschenfigur aus Lehm gebildet, die er dadurch zu beleben und sich dienstbar zu machen suchte, dass er den auf Pergament geschriebenen Namen Gottes auf ihre Stirn band. Kaum aber wurde das Pergament entfernt, was jeden Freitag Abend geschah, als auch der Erdenkloss leblos wurde. (Vgl. Tendlau, Sagen und Legenden jüdischer Vorzeit, IV.)


Gold.

236 Bei Gold kann man die Gesinnung der Leute merken.

Bei Tunnicius (57): By golde sal men de sinne der lude merken. (Sic mentes hominum chryson probat ut lapis aurum.)

237 Das Gold ist nur Chimäre.

Aus Meyerbeer's Robert der Teufel, wozu Scribe den Text geliefert hat. Auch die Franzosen haben sich die Redensart angeeignet: Oui, l'or est une chimère.

238 Das Gold schmilzt den Menschen, der Mensch dann das Gold.Merx, 204.

239 En Hupen Gold, en Stapel Holt, Water inn Sod un dat lêwe Brod, dat is Winter un Summer gôd.Plattdütscher Husfründ, III, 25.

[Spaltenumbruch] 240 Es ist kein Gold so schön, es muss, wenn Noth kommt, gehn.

Holl.: Geen goud soo root, of 't moet uit in der noot. (Cats, 207.)

241 Gold bleibt ohne Makel.

It.: L' oro non prende macchia. (Giani, 1205.)

242 Gold, der Meister aller Sachen, weiss aus Nein oft Ja zu machen.

It.: Del no con i danari se ne fa un sì. (Giani, 457.)

*243 Gold gehört zu Gold.Gottfried, 533a.

Lat.: Addatur aurum auro. (Gottfried, 533a.)

244 Gold geht über Silber, Tugend über Gold.

„Mindern Preis hat Silber denn Gold, Gold selber denn Tugend.“ (Voss.)

Lat.: Vilius argentum est auro, virtutibus aurum. (Horaz.) (Philippi, II, 250.)

245 Gold ist eine gelbe Erde und hat keine Zunge; doch wo das Gold die Zunge schweigen heisst, da werden alle Zungen still.Merx, 200.

246 Gold ist gut, aber ein Kuchen ist besser.

247 Gold schlägt Brücken.Spindler, Jude, II, 75.

248 Gold und Gut machen dem Menschen Muth.

It.: Beni ed oro fan l' uomo ardito. (Giani, 1208.)

249 Gold und Silber auf Hosen und keins im Beutel ist eine arme Hoffart.Wirth, I, 174.

250 Gross gold vnd gält.Stumpff, Historie, VIIIb.

251 Guld up 'n Kragen, Hunger in 'n Magen.Schlingmann, 558.

252 Man erkennt das Gold erst im Feuer, und den Heiligen auf dem Scheiterhaufen.P. Heyse, Frau Marchesa.

253 Welcher aussgibt eitel gold vnd gelt, erlangt, was er wil, bey der welt.Loci comm., 139.

Lat.: Si dare multa potes, quicquid avebis habes. (Loci comm., 139.)

254 Wenn Gold und Verdienste miteinander ringen, so werden die letztern meist besiegt.Kornmann, V, 19.

255 Wenn Gold vorgeht, bedarf man keiner Laterne.

Die Armenier: Bestechungen erleuchten dunkle Pfade. (Ausland, 1871, 404.)

256 Wenn man Gold und Silber verthan hat, muss man zum Eisen greifen.

So sagte Prof. Taubmann zu einem seiner Stallburschen, der leicht gelebt hatte und nun Kriegsdienste nehmen wollte.

257 Wer alles für Gold halten wil, so glanzt, der wird betrogen vil.Loci comm., 88.

Lat.: Non teneas aurum totum quod splendet ut aurum, nec pulchrum pomum quodlibet esse bonum.

258 Wer das Gold nicht haben will, greift (strebt) nicht darnach.

259 Wo Gold das Wort führt, hilft alles Reden nichts.Frost, 155.

260 Wo Gold und Silber im Herzen wohnen, stehen Glaube, Hoffnung und Liebe vor der Thür.

*261 A bissel Gold ist ne zu verachten.

*262 A so gross Stück Gold soll ich häben. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Als Wunsch, indem man sich auf die ansehnliche Grösse eines Gegenstandes bezieht.

*263 Das heisst Gold und Dreck zusam gleichen.Nas, 305a.


Goldbarren.

Man kommt nicht mit Goldbarren auf den Markt, man bedarf Geld und Scheidemünze.


Golden.

Es ist nicht alles gülden, was gleisset.Mathesius, Postilla, CCLXa.


Goldfischchen.

* Er sucht ein Goldfischchen.

Ein reiches Mädchen.


Goldfuchs.

Goldfüchse vorspannen.

Die alten Griechen sagten dafür: Noctuae Laureoticae. (Erasm., 257.) D. i. Nachteulen von Laurios, womit man die Gewalt des Goldes bezeichnete. Laurios ist eine an Goldminen reiche Gegend in Attika. Auf die Goldmünzen wurde auch das Bild der Eule geprägt.


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*2 Er hat eine Goldhaube. (Passau.)

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[[681]/0693] nur ein halber Ehemann, er hat mehr Glut für seine Pfeife als für seine Frau. Ich rauche nicht, wie überhaupt starke Gluten nicht rauchen, heisse Suppen am stillsten und die stillsten Mädchen am heissesten sind. *8 Eine fremde Glut ausleschen. (S. Brennen.) – Waldis, IV, 16, 45. Gnade. 66 Die gnad vnd krafft Gottes allein macht vns von allen sünden rein. Lat.: Virtus sola Dei nos crimine purgat ab omni. (Loci comm., 42.) 67 Eine kleine Gnade in Händen ist besser als eine grosse in Hoffnung. – Wirth, I, 183. 68 Genad ist besser den strenges recht, so sagen alle fromme knecht. – Loci comm., 99. Lat.: Dura iusticia, gracior est uenia. 69 Gross Gnad, gross Vngnad. – Dietrich, I, 851. „Denn es ist böss, mit grossen Herrn Kirschen essen.“ 70 Ich mag nicht grosse Gnade melden, die man mir gibt vmb widergelten. Lat.: Gratia nulla datur, si munere munus ematur. (Loci comm., 20.) 71 Je grösser Gnade, je härter Strafe. – Herberger, I, 665. 72 Lass dir an meiner Gnade genügen, sagte der Pfarrer und strich (kosete) sein halb verhungert Pferd. 73 Schon des, der dich demüthig sehr umb gnad bit; die alten ehr. Lat.: Supplicibus misericors esto. Seniorem reuerere. (Spangenberg, 30.) 74 Verzeihen, Ihr Gnaden, hier oben ist der Heuboden, der Stall ist unten, antwortete Hans, als ein Herr von unten nach der lauten Galerie rief: Seid ruhig, ihr Ochsen! 75 Was man mit Gnaden kann bessern, da darff man keiner Scherffe. – Lauterbeck, Regentbuch, XXIIIIb. *76 Da ist keine Gnade und Barmherzigkeit. Lat.: Non est oleum in lecytho. (Aristoph.) (Erasm., 193; Hanzely, 85; Philippi, II, 35.) Gnadenbrot. 2 Gnadenbrot im Alter ist hart, die alten Zähne können's nicht beissen. – Horn, Spinnstube, 1857, S. 212. Gnadengabe. Vier gnadgaben der Sunn: scheinbarkait, da nichts klarer; fertigkait, strahlengschwindigkait; subtilhait, scheint durchs glaas; vnleidhafft. – Rasch, 236. Goggeler. 8 Der kleinste Gockeler zwingt die grösste Henne. (Schwaben.) Goj. 8 Der Goj (Nichtjude) is treife (unerlaubt), ober sein Groschen is kuscher (erlaubt). (Warschau.) Will sagen, dass der Geschäftsverkehr mit Christen erlaubt sei, obwol das gesellschaftliche Zusammenleben mit denselben sehr erschwert wird. Gojlem. A lehmener Gojlem1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Klumpen. Die Sage erzählt von dem prager Rabbiner, genannt der „hohe Rabbi Löb“, er habe sich einst eine Menschenfigur aus Lehm gebildet, die er dadurch zu beleben und sich dienstbar zu machen suchte, dass er den auf Pergament geschriebenen Namen Gottes auf ihre Stirn band. Kaum aber wurde das Pergament entfernt, was jeden Freitag Abend geschah, als auch der Erdenkloss leblos wurde. (Vgl. Tendlau, Sagen und Legenden jüdischer Vorzeit, IV.) Gold. 236 Bei Gold kann man die Gesinnung der Leute merken. Bei Tunnicius (57): By golde sal men de sinne der lude merken. (Sic mentes hominum chryson probat ut lapis aurum.) 237 Das Gold ist nur Chimäre. Aus Meyerbeer's Robert der Teufel, wozu Scribe den Text geliefert hat. Auch die Franzosen haben sich die Redensart angeeignet: Oui, l'or est une chimère. 238 Das Gold schmilzt den Menschen, der Mensch dann das Gold. – Merx, 204. 239 En Hupen Gold, en Stapel Holt, Water inn Sod un dat lêwe Brod, dat is Winter un Summer gôd. – Plattdütscher Husfründ, III, 25. 240 Es ist kein Gold so schön, es muss, wenn Noth kommt, gehn. Holl.: Geen goud soo root, of 't moet uit in der noot. (Cats, 207.) 241 Gold bleibt ohne Makel. It.: L' oro non prende macchia. (Giani, 1205.) 242 Gold, der Meister aller Sachen, weiss aus Nein oft Ja zu machen. It.: Del no con i danari se ne fa un sì. (Giani, 457.) *243 Gold gehört zu Gold. – Gottfried, 533a. Lat.: Addatur aurum auro. (Gottfried, 533a.) 244 Gold geht über Silber, Tugend über Gold. „Mindern Preis hat Silber denn Gold, Gold selber denn Tugend.“ (Voss.) Lat.: Vilius argentum est auro, virtutibus aurum. (Horaz.) (Philippi, II, 250.) 245 Gold ist eine gelbe Erde und hat keine Zunge; doch wo das Gold die Zunge schweigen heisst, da werden alle Zungen still. – Merx, 200. 246 Gold ist gut, aber ein Kuchen ist besser. 247 Gold schlägt Brücken. – Spindler, Jude, II, 75. 248 Gold und Gut machen dem Menschen Muth. It.: Beni ed oro fan l' uomo ardito. (Giani, 1208.) 249 Gold und Silber auf Hosen und keins im Beutel ist eine arme Hoffart. – Wirth, I, 174. 250 Gross gold vnd gält. – Stumpff, Historie, VIIIb. 251 Guld up 'n Kragen, Hunger in 'n Magen. – Schlingmann, 558. 252 Man erkennt das Gold erst im Feuer, und den Heiligen auf dem Scheiterhaufen. – P. Heyse, Frau Marchesa. 253 Welcher aussgibt eitel gold vnd gelt, erlangt, was er wil, bey der welt. – Loci comm., 139. Lat.: Si dare multa potes, quicquid avebis habes. (Loci comm., 139.) 254 Wenn Gold und Verdienste miteinander ringen, so werden die letztern meist besiegt. – Kornmann, V, 19. 255 Wenn Gold vorgeht, bedarf man keiner Laterne. Die Armenier: Bestechungen erleuchten dunkle Pfade. (Ausland, 1871, 404.) 256 Wenn man Gold und Silber verthan hat, muss man zum Eisen greifen. So sagte Prof. Taubmann zu einem seiner Stallburschen, der leicht gelebt hatte und nun Kriegsdienste nehmen wollte. 257 Wer alles für Gold halten wil, so glanzt, der wird betrogen vil. – Loci comm., 88. Lat.: Non teneas aurum totum quod splendet ut aurum, nec pulchrum pomum quodlibet esse bonum. 258 Wer das Gold nicht haben will, greift (strebt) nicht darnach. 259 Wo Gold das Wort führt, hilft alles Reden nichts. – Frost, 155. 260 Wo Gold und Silber im Herzen wohnen, stehen Glaube, Hoffnung und Liebe vor der Thür. *261 A bissel Gold ist ne zu verachten. *262 A so gross Stück Gold soll ich häben. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Als Wunsch, indem man sich auf die ansehnliche Grösse eines Gegenstandes bezieht. *263 Das heisst Gold und Dreck zusam gleichen. – Nas, 305a. Goldbarren. Man kommt nicht mit Goldbarren auf den Markt, man bedarf Geld und Scheidemünze. Golden. Es ist nicht alles gülden, was gleisset. – Mathesius, Postilla, CCLXa. Goldfischchen. * Er sucht ein Goldfischchen. Ein reiches Mädchen. Goldfuchs. Goldfüchse vorspannen. Die alten Griechen sagten dafür: Noctuae Laureoticae. (Erasm., 257.) D. i. Nachteulen von Laurios, womit man die Gewalt des Goldes bezeichnete. Laurios ist eine an Goldminen reiche Gegend in Attika. Auf die Goldmünzen wurde auch das Bild der Eule geprägt. Goldhaube. *2 Er hat eine Goldhaube. (Passau.) Um zu sagen: er hat rothes Haar.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [681]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/693>, abgerufen am 21.11.2024.