Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] *39 Einen im Essig sitzen lassen. Ihn im Elend, im Unglück verlassen. *40 Er hat (ausgestochenen) Essig neben sich. "Mein Herr hatte einen ausgestochenen Essig als Pagen neben sich." (Simplic., 159.) Essiggurkengesicht. * Ein Essiggurkengesicht machen. - Onkel Tom's Hütte, deutsch von A. Strodtmann. Etwas. 22 Entweder Etwas oder Nichts. Lat.: Aut ter sex, aut tres tesserae. (Philippi, I, 52.) 23 Liever äst, wä näst. - Schuster, 846. 24 'S geit ölleweil ebbes (an Unglück), wenn man no nachgange. (Ulm.) *25 'S isch öppis so gell erdiche, as ersprunge. (Aargau.) - Schweiz, II, 144, 1. 26 Wer aus Etwas Nichts machen kann, der kann auch aus Nichts Alles machen. Es ist eins so leicht oder so schwer als das andere. *27 Der muss ach eppes hawwe, der isch ach ke Hund. (Rheinpfalz.) Ironisch von jemand, der Pech hat. *28 Ear hot Ebbes im Kopf g'hät. - Michel, 263. Er hatte einen kleinen Rausch. Auch wol, er war durch ärgerliche Dinge verstimmt. Eule. 91 De Ulen gefellt ok ähr Jungschet. - Schlingmann, 1369. 92 Die Eule mag so hoch fliegen als sie will, ein Falke wird nicht aus ihr. - Frost, 36. 93 Eule unter Krähen sein, ist ein schlimmes Los. - Fritz Reuter, Schurr-Murr, 206. 94 Eulen muss man mit Raben beizen. 95 Eulen müssen im finstern mausen. - Nigrinus. 96 Man soll nicht mit der Eule spassen, es ist auch ein Vogel. *97 Es geit net lauter Eula, es geit au sust Vögel. - Michel, 266. Wortspiel mit Eile. Es gibt nicht blos eilfertige Leute, es gibt auch langsame. *98 Es sitzen Eulen im Moos. - Carlen, Stellvertreter, Stuttgart 1844, S. 122. Eulenflucht. * In der Eulenflucht. (Holstein.) - Schütze, II, 321. In Eile oder in der Abendzeit. (Danneil, 230.) Auch um zu sagen: Er will das Versäumte mit Hastigkeit wieder einholen. Eulenmusik. * Das ist Eulenmusik. In Tirol für Katzenmusik. Eulensaat. * Mit Ulensat besäet. Unglück bedeutend. Eulenspiegel. 6 Ulenspegel häe sproaken: Ass du es fingst, so sast do 't loaten. - Schlingmann, 1374. *7 Dat öss so, als de Ulespegel op em Sten sat. - Frischbier, I, 776. *8 Ein Eulenspiegel in einer gelben Brühe. So nannte man im 17. Jahrhundert eine gewisse Speise (Vgl. Facet. Facet., 1657, S. 573.) [Spaltenumbruch] Europa. *2 Europa binnen zehn Jahren kosackisch oder republikanisch. Diese Redensart wird von einem Ausspruch Napoleon's I. hergeleitet, die dieser am 8. April 1816 zu Las Cases gesprochen hat und die also lautet: "Bei dem gegenwärtigen Zustande der Dinge kann ganz Europa binnen zehn Jahren kosackisch sein oder ganz republikanisch." (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 292.) *3 Europens übertünchte Höflichkeit. Aus Seume's Gedicht: Der Wilde, das beginnt: "Ein Canadier, der noch Europas übertünchte Höflichkeit nicht kannte." Evangelium. 20 Es sind nicht lauter Evangelien, was man durchs ganze Jahr redet. 21 Man muss das Evangelium mit dem Evangelium vertheidigen, sagte jener und schlug es dem Gegner an den Kopf. Von Erasmus wird erzählt, dass er einen halsstarrigen Schüler gehabt habe, mit dem er in ähnlicher Weise verfahren sein soll. (Vgl. Harssdörffer, 113.) 22 Mancher hat das Evangelium im Munde und den Teufel im Herzen. - Opel, 394. Ewigkeit. 5 Ewigkeit hat kein Ende. *6 In die aschgraue Ewigkeit hinein. *7 Man muss eine Ewigkeit auf ihn warten. Exerciren. Die's jung exerciren, brauchen im Alter kein Probiren. (Rheinpfalz.) Excess. * Er hat einen kleinen Excess gethan. - Fischer, Psalter, 558, 4. Um zu sagen: er ist betrunken. Exempel. 28 Die böse Exempel geben, werden von denselben überfallen. - Opel, 372. "Eines Herrn Wollust und Laster strafen ihn selbst mit Nachfolgung und Verachtung der Unterthanen." 29 Exempel lehren vnd schliessen wol. - Herberger, Ib, 279. *30 Man hat Exempel von Bleistiften. (Köthen.) Scherzhafte Parodie. Exert. * Es is en Exert. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 32, 22. Ein linkischer Mensch. Experfax. * Ein experfax maken. Den Garaus machen. Extra. *2 Der will immer was Extra's wie die Mastsau. *3 Er gehet extra ad marginem. (S. Ehebett.) *4 Sie ist extra gangen vnd hat ein Eisen verzett. - Dietrich, I, 370. Extrakuchen. * Sie wollen einen Extrakuchen gebacken haben. - Berliner Zeitung, 1866, Nr. 521. S. 2896. Extum. Extum, Haxtum, Rah', dar hau'n se sück mit d' Spaa (Spaten). - Kern, 26. F. F. 4 Drei F haben Festungen und Schlösser zu fürchten: Fortitudinem, Fraudem, Famem. - Harssdörffer, 2158. 5 Drei F sind dem Menschen gefährlich: Frauen, Flamme, Flut. Fabel. *5 Zur Fabel werden. "Man gedenkt seiner, wie des Pilati im Credo, des Teuffels in der Bibel, des Judas in der Passion, dass er zum Sprichwort und zur Fabel wird." (Dietrich, I, 439.) Fabian. 9 Zu Fabian und Sebastian dreht sich der Frousch an Luche ümering. Zu Fabian und Sebastian dreht sich der Frosch im Loche um. Fach. 7 Bliwt 'n Jeder bei sein Fach, fällt ken Schnider van Dach. - Schlingmann, 401. Fachen. * Einem eine (Ohrfeige, Maulschelle) foachen1. - Schöpf, 112. 1) Ahd.: vahen = fangen. - Einem eine aufifoachen. [Spaltenumbruch] *39 Einen im Essig sitzen lassen. Ihn im Elend, im Unglück verlassen. *40 Er hat (ausgestochenen) Essig neben sich. „Mein Herr hatte einen ausgestochenen Essig als Pagen neben sich.“ (Simplic., 159.) Essiggurkengesicht. * Ein Essiggurkengesicht machen. – Onkel Tom's Hütte, deutsch von A. Strodtmann. Etwas. 22 Entweder Etwas oder Nichts. Lat.: Aut ter sex, aut tres tesserae. (Philippi, I, 52.) 23 Liever äst, wä näst. – Schuster, 846. 24 'S geit ölleweil ebbes (an Unglück), wenn man no nachgange. (Ulm.) *25 'S isch öppis so gell erdiche, as ersprunge. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 1. 26 Wer aus Etwas Nichts machen kann, der kann auch aus Nichts Alles machen. 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Aus Seume's Gedicht: Der Wilde, das beginnt: „Ein Canadier, der noch Europas übertünchte Höflichkeit nicht kannte.“ Evangelium. 20 Es sind nicht lauter Evangelien, was man durchs ganze Jahr redet. 21 Man muss das Evangelium mit dem Evangelium vertheidigen, sagte jener und schlug es dem Gegner an den Kopf. Von Erasmus wird erzählt, dass er einen halsstarrigen Schüler gehabt habe, mit dem er in ähnlicher Weise verfahren sein soll. (Vgl. Harssdörffer, 113.) 22 Mancher hat das Evangelium im Munde und den Teufel im Herzen. – Opel, 394. Ewigkeit. 5 Ewigkeit hat kein Ende. *6 In die aschgraue Ewigkeit hinein. *7 Man muss eine Ewigkeit auf ihn warten. Exerciren. Die's jung exerciren, brauchen im Alter kein Probiren. (Rheinpfalz.) Excess. * Er hat einen kleinen Excess gethan. – Fischer, Psalter, 558, 4. Um zu sagen: er ist betrunken. 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*39 Einen im Essig sitzen lassen.
Ihn im Elend, im Unglück verlassen.
*40 Er hat (ausgestochenen) Essig neben sich.
„Mein Herr hatte einen ausgestochenen Essig als Pagen neben sich.“ (Simplic., 159.)
Essiggurkengesicht.
* Ein Essiggurkengesicht machen. – Onkel Tom's Hütte, deutsch von A. Strodtmann.
Etwas.
22 Entweder Etwas oder Nichts.
Lat.: Aut ter sex, aut tres tesserae. (Philippi, I, 52.)
23 Liever äst, wä näst. – Schuster, 846.
24 'S geit ölleweil ebbes (an Unglück), wenn man no nachgange. (Ulm.)
*25 'S isch öppis so gell erdiche, as ersprunge. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 1.
26 Wer aus Etwas Nichts machen kann, der kann auch aus Nichts Alles machen.
Es ist eins so leicht oder so schwer als das andere.
*27 Der muss ach eppes hawwe, der isch ach ke Hund. (Rheinpfalz.)
Ironisch von jemand, der Pech hat.
*28 Ear hôt Ebbes im Kopf g'hät. – Michel, 263.
Er hatte einen kleinen Rausch. Auch wol, er war durch ärgerliche Dinge verstimmt.
Eule.
91 De Ulen gefellt ôk ähr Jungschét. – Schlingmann, 1369.
92 Die Eule mag so hoch fliegen als sie will, ein Falke wird nicht aus ihr. – Frost, 36.
93 Eule unter Krähen sein, ist ein schlimmes Los. – Fritz Reuter, Schurr-Murr, 206.
94 Eulen muss man mit Raben beizen.
95 Eulen müssen im finstern mausen. – Nigrinus.
96 Man soll nicht mit der Eule spassen, es ist auch ein Vogel.
*97 Es geit net lauter Eula, es geit au sust Vögel. – Michel, 266.
Wortspiel mit Eile. Es gibt nicht blos eilfertige Leute, es gibt auch langsame.
*98 Es sitzen Eulen im Moos. – Carlén, Stellvertreter, Stuttgart 1844, S. 122.
Eulenflucht.
* In der Eulenflucht. (Holstein.) – Schütze, II, 321.
In Eile oder in der Abendzeit. (Danneil, 230.) Auch um zu sagen: Er will das Versäumte mit Hastigkeit wieder einholen.
Eulenmusik.
* Das ist Eulenmusik.
In Tirol für Katzenmusik.
Eulensaat.
* Mit Ulensat besäet.
Unglück bedeutend.
Eulenspiegel.
6 Ulenspegel häe sproaken: Ass du es fingst, so sast do 't loaten. – Schlingmann, 1374.
*7 Dat öss so, als de Ulespêgel op em Stên sat. – Frischbier, I, 776.
*8 Ein Eulenspiegel in einer gelben Brühe.
So nannte man im 17. Jahrhundert eine gewisse Speise (Vgl. Facet. Facet., 1657, S. 573.)
Europa.
*2 Europa binnen zehn Jahren kosackisch oder republikanisch.
Diese Redensart wird von einem Ausspruch Napoleon's I. hergeleitet, die dieser am 8. April 1816 zu Las Cases gesprochen hat und die also lautet: „Bei dem gegenwärtigen Zustande der Dinge kann ganz Europa binnen zehn Jahren kosackisch sein oder ganz republikanisch.“ (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 292.)
*3 Europens übertünchte Höflichkeit.
Aus Seume's Gedicht: Der Wilde, das beginnt: „Ein Canadier, der noch Europas übertünchte Höflichkeit nicht kannte.“
Evangelium.
20 Es sind nicht lauter Evangelien, was man durchs ganze Jahr redet.
21 Man muss das Evangelium mit dem Evangelium vertheidigen, sagte jener und schlug es dem Gegner an den Kopf.
Von Erasmus wird erzählt, dass er einen halsstarrigen Schüler gehabt habe, mit dem er in ähnlicher Weise verfahren sein soll. (Vgl. Harssdörffer, 113.)
22 Mancher hat das Evangelium im Munde und den Teufel im Herzen. – Opel, 394.
Ewigkeit.
5 Ewigkeit hat kein Ende.
*6 In die aschgraue Ewigkeit hinein.
*7 Man muss eine Ewigkeit auf ihn warten.
Exerciren.
Die's jung exerciren, brauchen im Alter kein Probiren. (Rheinpfalz.)
Excess.
* Er hat einen kleinen Excess gethan. – Fischer, Psalter, 558, 4.
Um zu sagen: er ist betrunken.
Exempel.
28 Die böse Exempel geben, werden von denselben überfallen. – Opel, 372.
„Eines Herrn Wollust und Laster strafen ihn selbst mit Nachfolgung und Verachtung der Unterthanen.“
29 Exempel lehren vnd schliessen wol. – Herberger, Ib, 279.
*30 Man hat Exempel von Bleistiften. (Köthen.)
Scherzhafte Parodie.
Exert.
* Es is en Exert. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 22.
Ein linkischer Mensch.
Experfax.
* Ein experfax maken.
Den Garaus machen.
Extra.
*2 Der will immer was Extra's wie die Mastsau.
*3 Er gehet extra ad marginem. (S. Ehebett.)
*4 Sie ist extra gangen vnd hat ein Eisen verzett. – Dietrich, I, 370.
Extrakuchen.
* Sie wollen einen Extrakuchen gebacken haben. – Berliner Zeitung, 1866, Nr. 521. S. 2896.
Extum.
Extum, Haxtum, Rah', dar hau'n se sück mit d' Spaa (Spaten). – Kern, 26.
F.
F.
4 Drei F haben Festungen und Schlösser zu fürchten: Fortitudinem, Fraudem, Famem. – Harssdörffer, 2158.
5 Drei F sind dem Menschen gefährlich: Frauen, Flamme, Flut.
Fabel.
*5 Zur Fabel werden.
„Man gedenkt seiner, wie des Pilati im Credo, des Teuffels in der Bibel, des Judas in der Passion, dass er zum Sprichwort und zur Fabel wird.“ (Dietrich, I, 439.)
Fabian.
9 Zu Fabian und Sebastian dreht sich der Frousch an Luche ümering.
Zu Fabian und Sebastian dreht sich der Frosch im Loche um.
Fach.
7 Bliwt 'n Jeder bî sîn Fach, fällt kên Schnider van Dach. – Schlingmann, 401.
Fachen.
* Einem eine (Ohrfeige, Maulschelle) foachen1. – Schöpf, 112.
1) Ahd.: vâhen = fangen. – Einem eine aufifoachen.
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [622]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/634>, abgerufen am 16.07.2024. |