Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] Gegenwart der Schöffen war unbedingt nothwendig; die geringste Zahl war zwei, der Richter der dritte. - "De Borchgreve mach nicht dyngen, wen mit vuller Bang." (Gengler, Stadt Schweidnitz, § 7.) 2 Wenn der Burggraf aufsteht, ist sein Gericht aus. - Graf, 434, 281. So lange der Richter auf der Gerichtsbank sitzt, kann er weder klagen noch vertheidigen; sobald er aber aufsteht, also das Gericht geschlossen ist, kann er beides, er kann wieder Partei werden. Mhd.: Sw enne der burcgrewe uf stet, so ist sin geding uz. (Gaupp, Magdeburg, 271, 5.) Bürgschaft. 3 Bürgschafft erbt niemand. - Graf, 222, 283. "Borgschaft ererbet nyemann." (Auer, 219; Schreiber, I, 81, 131.) - Im allgemeinen waren die Erben nach altdeutschem Recht für eingegangene Bürgschaften des Erblassers nicht haftbar, worauf sich das obige Sprichwort bezieht; doch gab es Fälle, wo diese Verpflichtung stattfand, was der Sinn des folgenden (s. 4) ist. 4 Bürgschaft müssen die Erben bezahlen. - Graf, 222, 14; Göschen, 7, 15; Wackernagel, 13, 9. In dem Falle z. B., wenn der Bürge vor Gericht erklärt hat, dass er die Schuld bezahlen will. 5 Hüte dich für Bürgschaft, wiltu nicht vmb das deine kommen. - Petri, II, 387. Burgunder. * Es ist ein gesalzener Burgundier. Die französische Provinz Franche Comte (Hochburgund) war von jeher reich an Salz, daher die Einwohner die obige scherzhafte Bezeichnung erhielten. (Beiche, 221 b.) Burgunderwein. Burgunderwein - ein Wunderwein. - Frieske, 7. Buridan. * Es ist Buridan's Esel. Von jemand, der die Wahl zwischen zwei Gegenständen hat, die gleich werthvoll erscheinen. Buridan, ein französischer Philosoph des 14. Jahrhunderts, soll sich des Bildes eines Esels bedient haben, der im gleichen Abstande zwischen zwei Heubündeln stand, um zu beweisen, dass er verhungern müsse, weil er gleichmässig von beiden angezogen würde. In der Wirklichkeit gibt es indess solche Esel nicht; auch ist in Buridan's Werken bis jetzt vergeblich dieser Stelle nachgespürt worden. Schopenhauer hat jedoch nachgewiesen, dass das Beispiel über die Willensfreiheit sich bei Dante im 4. Buch seines Paradieses findet, wo es heisst: "Zwischen zwei gleich entfernten und sich bewegenden Speisen würde der Mensch eher sterben, als dass er bei Willensfreiheit eine an die Zähne brächte." (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 121.) Bursche. 7 Der Bursch hat doch koan Tropfa Religion im Bauch, sagte der Wirth, schmiert der miserable Lump dem Herrn Kaplan an einem Freitag die Stiefeln mit Speck. 8 Dös ischt a Bursche, dean's Leabe freut, dear's Sonntig hösga (auf den) Wertig (Werktag) treit. (Ulm.) 9 Ein gewandter Bursche - einmal zu Markt und zweimal zur Mühle gewesen. (S. Gesell 67.) Lat.: Neque compluitur, neque sole aduritur. (Binder II, 2061; Lange, 316.) 10 Wenn brave Bossen wandert, sau is de Arbeit aute. - Schambach, II, 454. Solche Handwerksburschen, die nicht arbeiten wollen, laufen meist u. s. w. dagegen. *11 Fragen Sie meine Burschen. Die Redensart wird gebraucht, wenn jemand aufschneidet, lügt, um ihm dies in verhüllender Weise zu sagen. Es geschieht dies meist im näselnden Lieutenantstone und zwar vom Zuhörer wie vom scherzenden Lügner selbst. *12 'N Buss (Bursch) oss 'ne woldt Wiehe (gedrehte Weide). (Lippe.) Bürschlein. * Er ist ein lustig Bürschlein, er lacht, so oft ein Kind vom Himmel fällt. - Wirth, I, 640. Bürste. *3 Wart, ich nehm' dich bei der Bürsten, und schüttle dir die Zeitigen. (Rott-Thal bei Passau.) Busch. 4 In Luxemburg: De Besch huot och Ören. (Dicks, I, 6.) It.: Anche i boschi hanno l' orecchio. (Bohn I, 71.) 5 Bei Tunnicius (515): Ein ander kloppet up den busch, mer du krichst den vogel. (Cepisti volucres, alius sed rete tetendit.) It.: Uno leva la lepre, e un altro la piglia. (Marin, 7.) Lat.: Hos ego versiculos feci, tulit altro honores. Schwed.: Den ene jagar, den andre äter steken. (Marin, 7.) [Spaltenumbruch] 28 In Gottsched's Beiträgen zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredtsamkeit, Leipzig 1735, 13. Stück heisst es S. 9: "Man muss den deutschen Busch erst ausklopfen und die Quellen prüfen, ehe man etwas von Fremden herholet." "Beim Aufsuchen" der Stämme und Wurzeln. 37 Dän.: Den som er bunge for buske, komme aldrig adi skov. (Prov. dan., 96.) 38 In Luxemburg: We en an de Besch rifft, eso schalt et eraus. (Dicks, I, 6.) 55 Busch und Berg soll sein eine gemeine Weid. - Graf, 68, 40. Mhd.: Bosch und berg dz sot sin eine gemeine weid. (Grimm, Weisthümer, I, 419.) 56 De vör'n Busk gro't, kummt nümmer to Holt. (Bremen.) - Köster, 251. 57 Half Busch, half Rock. - Schambach, II, 709. Bei Regen und Wind leistet ein Baum oder Busch beinahe so gute Dienste wie ein Rock, d. i. die Kleidung, die man trägt. (S. Johannistag.) (Schambach, II, 643.) 58 Half Busch, half Rock, seggt de Foss, un krüpt hinne d' Ed (Egge). (Konitz.) - Frischbier, II, 461. 59 Ich will nicht in den Busch schlagen, dass andere die Vögel fangen. - Harssdörffer, 2624. 60 Im Busche sind wir keine Gevattern. (Köthen.) Beim Grasen, Holzlesen u. s. w. ist jeder sich selbst der Nächste. 61 Wä em än de Bäsch reft, reft et zeräk. - Schuster, 1057. *62 Dor Buske und Brake (Gestrüpp). - Kern, 1577. *63 E hot vilmol de Bäsch grän wärde sän. (Siebenbürg.-sächs.) Ist alt. (S. Winter 134.) *64 Er schlug sich seitwärts in die Büsche. Zog sich aus der Verwickelung heraus, verliess den Kampfplatz. Dies Wort ist aus Seume's Gedicht: Der Wilde entlehnt. *65 He is den kropper Busch noch nich vörbei. Hat noch nicht alle Schwierigkeiten überwunden, ist noch nicht allen Gefahren entrückt. Kropp ist ein einsames Dorf zwischen Rendsburg und Schleswig. Buschen. * Dar buscht. (Oberharz.) Er versteckt sich im Busch; schleicht sich heimlich von der Arbeit weg. Buschfahren. * Zum Puschfoar'n beste nei e su g'patzich, wei zum Kerm'sgein. (Oesterr.-Schles.) Zur Arbeit nicht so flink wie zum Essen und Vergnügen. (Petri, I, 449.) Busebar. *1 Der Busebar (meist: Buschebar) kommt. Redensart, um Kinder zu schrecken. *2 Er ist ein rechter Bausebar1. - Frischbier, I, 499. 1) Ein Mensch, der sehr verdriesslich ist und sich zugleich sehr ungestaltet kleidet, so dass man vor ihm erschrickt, daher man ihn auch als Schreckbild hier gebraucht. Busen. 13 Aus einem betrübten Busen kommt kein fröhlicher Seufzer. (S. Arsch 4.) - Frischbier, II, 464. 14 Die Busen geht nicht vörder (weiter) als vom Vater auf das Kind. - Graf, 193, 63. Wenn auch unter Busen oder Brust im allgemeinen alle Erben (Kinder und Enkelkinder) verstanden werden (s. das Erbe 5), so ist hier doch das Wort in seiner eigentlichen Bedeutung genommen, in welcher es nur das Verhältniss vom Vater zum Kinde ausdrückt. In diesem Sinne bezeichnet der Busen stets das Kind, nicht das Enkelkind. "Der busen geht nit förder als von dem vatter auf das kint." (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 17.) 15 Ein schöner Busen liebt die Verhüllung nicht. Die Russen: Schöner Leib verabscheut die Kleider. (Altmann, VI, 413.) *16 Einem etwas in den Busen blasen. Zum Beispiel eine Ladung Schrot oder Blei. Von Raub- und Mordanfällen. - "Dergleichen gsind, so draussen auf der strassen gute Leute in Busen blasen." - "Wird ein Kauffmann b'raubt auff der strassen, von den Räubern in Busen blasen." (Hans Sachs, III, LVI, 2 u. LXI, 2.) *17 Sie hat einen Busen, als wenn man eine Linse auf ein Bret nagelt. (Erzgebirge.) Zu Busenkrause. Dän.: Lidet om halsen og intet om arsen. (Prov. dan., 37.) [Spaltenumbruch] Gegenwart der Schöffen war unbedingt nothwendig; die geringste Zahl war zwei, der Richter der dritte. – „De Borchgreve mach nicht dyngen, wen mit vuller Bang.“ (Gengler, Stadt Schweidnitz, § 7.) 2 Wenn der Burggraf aufsteht, ist sein Gericht aus. – Graf, 434, 281. So lange der Richter auf der Gerichtsbank sitzt, kann er weder klagen noch vertheidigen; sobald er aber aufsteht, also das Gericht geschlossen ist, kann er beides, er kann wieder Partei werden. Mhd.: Sw enne der burcgrewe uf stet, so ist sin geding uz. (Gaupp, Magdeburg, 271, 5.) Bürgschaft. 3 Bürgschafft erbt niemand. – Graf, 222, 283. „Borgschaft ererbet nyemann.“ (Auer, 219; Schreiber, I, 81, 131.) – Im allgemeinen waren die Erben nach altdeutschem Recht für eingegangene Bürgschaften des Erblassers nicht haftbar, worauf sich das obige Sprichwort bezieht; doch gab es Fälle, wo diese Verpflichtung stattfand, was der Sinn des folgenden (s. 4) ist. 4 Bürgschaft müssen die Erben bezahlen. – Graf, 222, 14; Göschen, 7, 15; Wackernagel, 13, 9. In dem Falle z. B., wenn der Bürge vor Gericht erklärt hat, dass er die Schuld bezahlen will. 5 Hüte dich für Bürgschaft, wiltu nicht vmb das deine kommen. – Petri, II, 387. Burgunder. * Es ist ein gesalzener Burgundier. Die französische Provinz Franche Comté (Hochburgund) war von jeher reich an Salz, daher die Einwohner die obige scherzhafte Bezeichnung erhielten. (Beiche, 221 b.) Burgunderwein. Burgunderwein – ein Wunderwein. – Frieske, 7. Buridan. * Es ist Buridan's Esel. Von jemand, der die Wahl zwischen zwei Gegenständen hat, die gleich werthvoll erscheinen. Buridan, ein französischer Philosoph des 14. Jahrhunderts, soll sich des Bildes eines Esels bedient haben, der im gleichen Abstande zwischen zwei Heubündeln stand, um zu beweisen, dass er verhungern müsse, weil er gleichmässig von beiden angezogen würde. In der Wirklichkeit gibt es indess solche Esel nicht; auch ist in Buridan's Werken bis jetzt vergeblich dieser Stelle nachgespürt worden. Schopenhauer hat jedoch nachgewiesen, dass das Beispiel über die Willensfreiheit sich bei Dante im 4. Buch seines Paradieses findet, wo es heisst: „Zwischen zwei gleich entfernten und sich bewegenden Speisen würde der Mensch eher sterben, als dass er bei Willensfreiheit eine an die Zähne brächte.“ (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 121.) 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Gegenwart der Schöffen war unbedingt nothwendig; die geringste Zahl war zwei, der Richter der dritte. – „De Borchgreve mach nicht dyngen, wen mit vuller Bang.“ (Gengler, Stadt Schweidnitz, § 7.)
2 Wenn der Burggraf aufsteht, ist sein Gericht aus. – Graf, 434, 281.
So lange der Richter auf der Gerichtsbank sitzt, kann er weder klagen noch vertheidigen; sobald er aber aufsteht, also das Gericht geschlossen ist, kann er beides, er kann wieder Partei werden.
Mhd.: Sw enne der burcgrewe uf stet, so ist sin geding uz. (Gaupp, Magdeburg, 271, 5.)
Bürgschaft.
3 Bürgschafft erbt niemand. – Graf, 222, 283.
„Borgschaft ererbet nyemann.“ (Auer, 219; Schreiber, I, 81, 131.) – Im allgemeinen waren die Erben nach altdeutschem Recht für eingegangene Bürgschaften des Erblassers nicht haftbar, worauf sich das obige Sprichwort bezieht; doch gab es Fälle, wo diese Verpflichtung stattfand, was der Sinn des folgenden (s. 4) ist.
4 Bürgschaft müssen die Erben bezahlen. – Graf, 222, 14; Göschen, 7, 15; Wackernagel, 13, 9.
In dem Falle z. B., wenn der Bürge vor Gericht erklärt hat, dass er die Schuld bezahlen will.
5 Hüte dich für Bürgschaft, wiltu nicht vmb das deine kommen. – Petri, II, 387.
Burgunder.
* Es ist ein gesalzener Burgundier.
Die französische Provinz Franche Comté (Hochburgund) war von jeher reich an Salz, daher die Einwohner die obige scherzhafte Bezeichnung erhielten. (Beiche, 221 b.)
Burgunderwein.
Burgunderwein – ein Wunderwein. – Frieske, 7.
Buridan.
* Es ist Buridan's Esel.
Von jemand, der die Wahl zwischen zwei Gegenständen hat, die gleich werthvoll erscheinen. Buridan, ein französischer Philosoph des 14. Jahrhunderts, soll sich des Bildes eines Esels bedient haben, der im gleichen Abstande zwischen zwei Heubündeln stand, um zu beweisen, dass er verhungern müsse, weil er gleichmässig von beiden angezogen würde. In der Wirklichkeit gibt es indess solche Esel nicht; auch ist in Buridan's Werken bis jetzt vergeblich dieser Stelle nachgespürt worden. Schopenhauer hat jedoch nachgewiesen, dass das Beispiel über die Willensfreiheit sich bei Dante im 4. Buch seines Paradieses findet, wo es heisst: „Zwischen zwei gleich entfernten und sich bewegenden Speisen würde der Mensch eher sterben, als dass er bei Willensfreiheit eine an die Zähne brächte.“ (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 121.)
Bursche.
7 Der Bursch hat doch koan Tropfa Religion im Bauch, sagte der Wirth, schmiert der miserable Lump dem Herrn Kaplan an einem Freitag die Stiefeln mit Speck.
8 Dös ischt a Bursche, dean's Leabe freut, dear's Sonntig hösga (auf den) Wertig (Werktag) treit. (Ulm.)
9 Ein gewandter Bursche – einmal zu Markt und zweimal zur Mühle gewesen. (S. Gesell 67.)
Lat.: Neque compluitur, neque sole aduritur. (Binder II, 2061; Lange, 316.)
10 Wenn brâve Bossen wandert, sau is de Arbeit ûte. – Schambach, II, 454.
Solche Handwerksburschen, die nicht arbeiten wollen, laufen meist u. s. w. dagegen.
*11 Fragen Sie meine Burschen.
Die Redensart wird gebraucht, wenn jemand aufschneidet, lügt, um ihm dies in verhüllender Weise zu sagen. Es geschieht dies meist im näselnden Lieutenantstone und zwar vom Zuhörer wie vom scherzenden Lügner selbst.
*12 'N Buss (Bursch) oss 'ne woldt Wiehe (gedrehte Weide). (Lippe.)
Bürschlein.
* Er ist ein lustig Bürschlein, er lacht, so oft ein Kind vom Himmel fällt. – Wirth, I, 640.
Bürste.
*3 Wart, ich nehm' dich bei der Bürsten, und schüttle dir die Zeitigen. (Rott-Thal bei Passau.)
Busch.
4 In Luxemburg: De Besch huot och Ören. (Dicks, I, 6.)
It.: Anche i boschi hanno l' orecchio. (Bohn I, 71.)
5 Bei Tunnicius (515): Ein ander kloppet up den busch, mer du krichst den vogel. (Cepisti volucres, alius sed rete tetendit.)
It.: Uno leva la lepre, e un altro la piglia. (Marin, 7.)
Lat.: Hos ego versiculos feci, tulit altro honores.
Schwed.: Den ene jagar, den andre äter steken. (Marin, 7.)
28 In Gottsched's Beiträgen zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredtsamkeit, Leipzig 1735, 13. Stück heisst es S. 9: „Man muss den deutschen Busch erst ausklopfen und die Quellen prüfen, ehe man etwas von Fremden herholet.“ „Beim Aufsuchen“ der Stämme und Wurzeln.
37 Dän.: Den som er bunge for buske, komme aldrig adi skov. (Prov. dan., 96.)
38 In Luxemburg: We ên an de Besch rifft, eso schalt et eraus. (Dicks, I, 6.)
55 Busch und Berg soll sein eine gemeine Weid. – Graf, 68, 40.
Mhd.: Bosch und berg dz sot sin eine gemeine weid. (Grimm, Weisthümer, I, 419.)
56 De vör'n Busk gro't, kummt nümmer to Holt. (Bremen.) – Köster, 251.
57 Half Busch, half Rock. – Schambach, II, 709.
Bei Regen und Wind leistet ein Baum oder Busch beinahe so gute Dienste wie ein Rock, d. i. die Kleidung, die man trägt. (S. Johannistag.) (Schambach, II, 643.)
58 Half Busch, half Rock, seggt de Foss, un krüpt hinne d' Éd (Egge). (Konitz.) – Frischbier, II, 461.
59 Ich will nicht in den Busch schlagen, dass andere die Vögel fangen. – Harssdörffer, 2624.
60 Im Busche sind wir keine Gevattern. (Köthen.)
Beim Grasen, Holzlesen u. s. w. ist jeder sich selbst der Nächste.
61 Wä em än de Bäsch reft, reft et zeräk. – Schuster, 1057.
*62 Dor Buske und Brake (Gestrüpp). – Kern, 1577.
*63 E hôt vilmol de Bäsch grän wärde sän. (Siebenbürg.-sächs.)
Ist alt. (S. Winter 134.)
*64 Er schlug sich seitwärts in die Büsche.
Zog sich aus der Verwickelung heraus, verliess den Kampfplatz. Dies Wort ist aus Seume's Gedicht: Der Wilde entlehnt.
*65 He is den kropper Busch noch nich vörbî.
Hat noch nicht alle Schwierigkeiten überwunden, ist noch nicht allen Gefahren entrückt. Kropp ist ein einsames Dorf zwischen Rendsburg und Schleswig.
Buschen.
* Dar buscht. (Oberharz.)
Er versteckt sich im Busch; schleicht sich heimlich von der Arbeit weg.
Buschfahren.
* Zum Puschfoar'n beste nî e su g'patzich, wî zum Kerm'sgîn. (Oesterr.-Schles.)
Zur Arbeit nicht so flink wie zum Essen und Vergnügen. (Petri, I, 449.)
Busebâr.
*1 Der Busebâr (meist: Buschebâr) kommt.
Redensart, um Kinder zu schrecken.
*2 Er ist ein rechter Bûsebâr1. – Frischbier, I, 499.
1) Ein Mensch, der sehr verdriesslich ist und sich zugleich sehr ungestaltet kleidet, so dass man vor ihm erschrickt, daher man ihn auch als Schreckbild hier gebraucht.
Busen.
13 Aus einem betrübten Busen kommt kein fröhlicher Seufzer. (S. Arsch 4.) – Frischbier, II, 464.
14 Die Busen geht nicht vörder (weiter) als vom Vater auf das Kind. – Graf, 193, 63.
Wenn auch unter Busen oder Brust im allgemeinen alle Erben (Kinder und Enkelkinder) verstanden werden (s. das Erbe 5), so ist hier doch das Wort in seiner eigentlichen Bedeutung genommen, in welcher es nur das Verhältniss vom Vater zum Kinde ausdrückt. In diesem Sinne bezeichnet der Busen stets das Kind, nicht das Enkelkind. „Der busen geht nit förder als von dem vatter auf das kint.“ (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 17.)
15 Ein schöner Busen liebt die Verhüllung nicht.
Die Russen: Schöner Leib verabscheut die Kleider. (Altmann, VI, 413.)
*16 Einem etwas in den Busen blasen.
Zum Beispiel eine Ladung Schrot oder Blei. Von Raub- und Mordanfällen. – „Dergleichen gsind, so draussen auf der strassen gute Leute in Busen blasen.“ – „Wird ein Kauffmann b'raubt auff der strassen, von den Räubern in Busen blasen.“ (Hans Sachs, III, LVI, 2 u. LXI, 2.)
*17 Sie hat einen Busen, als wenn man eine Linse auf ein Bret nagelt. (Erzgebirge.)
Zu Busenkrause. Dän.: Lidet om halsen og intet om arsen. (Prov. dan., 37.)
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