Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 40 Wer über die prager Brücke zieht, einen Mönch oder ein weiss Pferd sieht. - Deutsche Romanzeitung, 1866, S. 632, 44.

41 Wer zuerst zur Brücke kommt, fährt zuerst hinüber. - Graf, 283.

*42 Auf eine wackliche Brücke treten.

*43 Einander die Brücke aufziehen.

"Zwei nahe Verwandte, die in gleicher Weise bedeutende Engagements abzuwickeln hatten, hatten, wie der Börsenausdruck lautet, einander die Brücke aufgezogen. Als es zur Regulirung kam, hatte sich der eine die Unterstützung der Bank verschafft, während der andere abgewiesen wurde." (Tribüne, 1872, Nr. 50.)

*44 Einem die Brücke niedertreten.

"Wenn wir Christum zum Freunde haben, der kann die Brücke niedertreten, der verleihet vns eins gutes wort, legt eine starke Collect bey vnsern lieben Gott für vns ein." (Fischer, Psalter, 699, 2.)

*45 Einem die bösen Brücken nidertretten. - Theatrum Diabolorum, 414b.

*46 Einen von der Brücke schmeissen.

"Wenn man ihn endlich will bewegen (zu heirathen), so muss man in der That an ihn gleichsam die stärksten Schrauben legen, und ihn damit zu rechte ziehen. Da muss es jährlich dreimal heissen: Man wird dich von der Brücke schmeissen."

*47 Er ist bis unter die forkensche Brücke gekommen, hat seine Flinsen verzehrt, und ist umgekehrt. - Frischbier, I, 472.

Spott auf Einen, der nicht weit vom Heimathsorte weggekommen ist. - Forken ist ein Gut bei Fischhausen am Ende der kaporner Heide.


Brückenzoll.

Von Brückenzoll ist Niemand frei.


Brudellapp.

* 'T is sin Brudellapp.

Erster Versuch, Gegenstand der Uebung. Wenn ein junger Advokat schon einen wichtigen Prozess führt, so sagt man: et is sin Brudel, auch Brudellapp. Scherzhaft auch von dem ersten Kinde eines Ehemanns, wenn es ein Mädchen ist.


Bruder.

3 Dän.: Brödre have vel eet blod, men sjelden eet mod. (Prov. dan., 91.)

39 Im Geschäft gelten keine Verwandtschaftsverhältnisse. Dafür hat der Rumäne das Sprichwort: "Bruder hin, Bruder her, zahl' den Käse, den ich dir gegeben." (Neue Freie Presse, 4581; Schuller, 25.)

It.: Le parole non bastano. (Schuller, 25.)

47 Brüder, lagert euch im Kreise, sprecht die Wahrheit, aber - leise.

48 Bruder lass den Muth nicht sinken, spiel mir mal, de Lott öss dodt. - Frischbier, I, 2684.

Im Werder: Broder, lat den Vagel singe, spel u. s. w.

49 Brüder sind selten eins. - Petri, II, 52.

50 Brüder vnd Herrn sind from, vnnd das Kloster oder Kapitel ein Schalk. (S. Kloster.) - Petri, II, 67.

51 Bruder, wie geht's, sagte die Nadel zum Hebarm.

Gegen das Vetternsuchen in höhern Kreisen.

52 Der Bruder nimmt mit zwei Händen, die Schwester mit einer. - Graf, 189, 40.

Es war eine Härte, dass die männlichen Verwandten ein unbedingtes Vorzugsrecht vor den weiblichen genossen. Man suchte sie allmählich zu mildern und beschränkte jenes Recht auf gewisse Grade der Verwandtschaft; oder man liess die Töchter gleichzeitig in der Erbfolge zu, gestattete ihnen aber, wie das obige Sprichwort sagt, geringere Theile.

Fries.: De broder last an de lowa mil tom handen und di suster mit sure hant. (Richthofen.) - Es tritt, wenn der Vater gestorben, an dessen Stelle aus dem rigischen Ritterrecht: de öldester bröder i, o jungesten Richter. (Graf, 99.)

53 Der Bruder verfängt die Schwester. - Graf, 189, 38.

Er ist gesetzlicher Erbe des Gutes. (S. Erbgut.)

Fries.: De broder verunanget di suster. (Richthofen, 305.)

54 Der dem Bruder den Bruder gegeben, hat ihre Geldbeutel besonders gemacht. - Merx, 66.

55 Der geschworene Bruder ist oft der ärgste Verräther. - Herberger, II, 415.

56 Der lustige Bruder nimmt ein Weib, das heisst Armuth; das Weib gebährt einen Sohn, der heisst Gespött (oder: der lässt seinen Vater betteln gehen, bis er stirbt). - Heim, Predigtmagazin, Augsburg 1845, 14. Bd. S. 5.

[Spaltenumbruch] 57 Du und dein Bruder sind zwar ehrliche Leute, sagte Klaus zum Müller, aber es ist ein Schelm wie der andere. - Wirth, I, 637.

58 Es können nicht zwei Brüder an Einem Urtheil sitzen. - Graf, 504, 154.

In Hamburg: Dar en moghen nene twe broedere in enem ordel sitten. (Lappenkorb, 94.)

59 Gegen der Brüder und der Verwandten Trutz braucht man eine Festung zu seinem Schutz.

It.: Fratelli, castelli; cognate, spade. (Giani, 714.)

60 Gleiche Brüder, gleiche Kappen, sagen die Mönche. - Klosterspiegel, 74.

61 Guten Tag, Herr Bruder, sagte der Anker zum Haifisch.

"Der schwere Tölpel Anker wähnt, er sei in seinem Element, wenn er im Wogengrunde liegt und einen Fisch "Herr Bruder" nennt." (W. Müller, Hundertsprüche, 66.)

62 Halber Bruder nimmt halb Erbe. (S. Halb 1 u. Halbbruder.) - Graf, 202, 147; Klingen, 20a, 2.

63 Kein Bruder sol den andern trawen, kein Mensch auff seinen Nächsten bawen. - Petri, II, 415.

64 Mein Bruder war noch im Tode der Höchste im Lande, prahlte der Zigeuner, als derselbe gehenkt worden war. (Rumänien.) - Franzos, Vom Don zur Donau.

65 Trinkt, Brüder, trinkt, bis der letzte sinkt. - Frieske, 9.

66 Unser aller Bruder ist der nasse Lehem.

67 Viel hungrige Brüder machen die Kunst wolfeil und faulfeil. - Monatsblätter, VI, 191, 38.

68 Wenn es sieben Brüder nicht regnet, so gibt's eine trockne Ernte. (Samland.) - Frischbier, II, 439.

69 Wer einen Bruder hat, der hat eine Stütze.

Dän.: Bar er broderlös bog. (Prov. dan., 66.)

70 Wer keinen Bruder hat und keinen Freund, der ist im Winter ohne Kleid.

Lat.: Fratribus orbatus est pro nudo reputatus. (Reuterdahl, 356.)

Schwed.: Baar aer brodhralös man. (Reuterdahl, 356.)

71 Wir sein al Bruder, aber unser aller schussellein sein nit schwester. - Hofmann, 26, 25.

72 Wir sind zwar Brüder, aber unsere Taschen sind nicht Schwestern.

Dasselbe sagen die Türken. (Weigel.)

73 Wo Brüder sind, da besitzt der jüngste den Herd. - Graf, 215, 220.

Ostfries.: Woir broeder sinen, so besitt de jungeste den hert. (Richthofen, II, 88, 398.)

74 Zwischen Brüder, Mann und Weib vnd gute Freunde sol man sich nicht legen. - Petri, II, 830.

*75 Den Bruoder fangen.

"Es ist noch nit so übel gangen, ich glaub er hat den Bruoder fangen." Mit Jedermann guter Bruder sein.

*76 Du bist mir der beste Bruder auch nicht. - Frischbier, I, 475.

Holl.: Zij is de beste suster.

*77 Er ist (nicht) allerleuts Bruder.

Hat Eigenthümlichkeiten, die nicht Allen zusagen, oder infolge deren er nicht Jeden verträgt.

*78 Er ist ein nasser Bruder. - Frischbier, I, 476.

Ein Trinker.

*79 Gleiche Brüder nahe bringen.

*80 Sie sind gut Bruder unter einander.

Bekannt, vertraut, familiär.


Bruderander.

*2 Er ist mit ihm Bruderander.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is mit ihm Chawer-Lapp. Zwei dicke Freunde, Bruderander. (Vgl. Tendlau 578, wo es Chawer-lappes heisst.) (S. Finger 207 und Knöpfchen.)


Bruderherz.

Siste, Bruderherz, sagte ein Handwerksbursche (Bummler), der sich am Strassenrande wälzte, zum andern, wenn i nit z' faul dazu wär, dann thät i jetzt e Stund schlafen.


[Spaltenumbruch] 40 Wer über die prager Brücke zieht, einen Mönch oder ein weiss Pferd sieht.Deutsche Romanzeitung, 1866, S. 632, 44.

41 Wer zuerst zur Brücke kommt, fährt zuerst hinüber.Graf, 283.

*42 Auf eine wackliche Brücke treten.

*43 Einander die Brücke aufziehen.

„Zwei nahe Verwandte, die in gleicher Weise bedeutende Engagements abzuwickeln hatten, hatten, wie der Börsenausdruck lautet, einander die Brücke aufgezogen. Als es zur Regulirung kam, hatte sich der eine die Unterstützung der Bank verschafft, während der andere abgewiesen wurde.“ (Tribüne, 1872, Nr. 50.)

*44 Einem die Brücke niedertreten.

„Wenn wir Christum zum Freunde haben, der kann die Brücke niedertreten, der verleihet vns eins gutes wort, legt eine starke Collect bey vnsern lieben Gott für vns ein.“ (Fischer, Psalter, 699, 2.)

*45 Einem die bösen Brücken nidertretten.Theatrum Diabolorum, 414b.

*46 Einen von der Brücke schmeissen.

„Wenn man ihn endlich will bewegen (zu heirathen), so muss man in der That an ihn gleichsam die stärksten Schrauben legen, und ihn damit zu rechte ziehen. Da muss es jährlich dreimal heissen: Man wird dich von der Brücke schmeissen.“

*47 Er ist bis unter die forkensche Brücke gekommen, hat seine Flinsen verzehrt, und ist umgekehrt.Frischbier, I, 472.

Spott auf Einen, der nicht weit vom Heimathsorte weggekommen ist. – Forken ist ein Gut bei Fischhausen am Ende der kaporner Heide.


Brückenzoll.

Von Brückenzoll ist Niemand frei.


Brudellapp.

* 'T is sin Brudellapp.

Erster Versuch, Gegenstand der Uebung. Wenn ein junger Advokat schon einen wichtigen Prozess führt, so sagt man: et is sin Brudel, auch Brudellapp. Scherzhaft auch von dem ersten Kinde eines Ehemanns, wenn es ein Mädchen ist.


Bruder.

3 Dän.: Brödre have vel eet blod, men sjelden eet mod. (Prov. dan., 91.)

39 Im Geschäft gelten keine Verwandtschaftsverhältnisse. Dafür hat der Rumäne das Sprichwort: „Bruder hin, Bruder her, zahl' den Käse, den ich dir gegeben.“ (Neue Freie Presse, 4581; Schuller, 25.)

It.: Le parole non bastano. (Schuller, 25.)

47 Brüder, lagert euch im Kreise, sprecht die Wahrheit, aber – leise.

48 Bruder lass den Muth nicht sinken, spiel mir mal, de Lott öss dodt.Frischbier, I, 2684.

Im Werder: Broder, lat den Vagel singe, spêl u. s. w.

49 Brüder sind selten eins.Petri, II, 52.

50 Brüder vnd Herrn sind from, vnnd das Kloster oder Kapitel ein Schalk. (S. Kloster.)Petri, II, 67.

51 Bruder, wie geht's, sagte die Nadel zum Hebarm.

Gegen das Vetternsuchen in höhern Kreisen.

52 Der Bruder nimmt mit zwei Händen, die Schwester mit einer.Graf, 189, 40.

Es war eine Härte, dass die männlichen Verwandten ein unbedingtes Vorzugsrecht vor den weiblichen genossen. Man suchte sie allmählich zu mildern und beschränkte jenes Recht auf gewisse Grade der Verwandtschaft; oder man liess die Töchter gleichzeitig in der Erbfolge zu, gestattete ihnen aber, wie das obige Sprichwort sagt, geringere Theile.

Fries.: De broder last an de lowa mil tom handen und di suster mit sure hant. (Richthofen.) – Es tritt, wenn der Vater gestorben, an dessen Stelle aus dem rigischen Ritterrecht: de öldester bröder i, o jungesten Richter. (Graf, 99.)

53 Der Bruder verfängt die Schwester.Graf, 189, 38.

Er ist gesetzlicher Erbe des Gutes. (S. Erbgut.)

Fries.: De broder verunanget di suster. (Richthofen, 305.)

54 Der dem Bruder den Bruder gegeben, hat ihre Geldbeutel besonders gemacht.Merx, 66.

55 Der geschworene Bruder ist oft der ärgste Verräther.Herberger, II, 415.

56 Der lustige Bruder nimmt ein Weib, das heisst Armuth; das Weib gebährt einen Sohn, der heisst Gespött (oder: der lässt seinen Vater betteln gehen, bis er stirbt).Heim, Predigtmagazin, Augsburg 1845, 14. Bd. S. 5.

[Spaltenumbruch] 57 Du und dein Bruder sind zwar ehrliche Leute, sagte Klaus zum Müller, aber es ist ein Schelm wie der andere.Wirth, I, 637.

58 Es können nicht zwei Brüder an Einem Urtheil sitzen.Graf, 504, 154.

In Hamburg: Dar en moghen nene twe broedere in enem ordel sitten. (Lappenkorb, 94.)

59 Gegen der Brüder und der Verwandten Trutz braucht man eine Festung zu seinem Schutz.

It.: Fratelli, castelli; cognate, spade. (Giani, 714.)

60 Gleiche Brüder, gleiche Kappen, sagen die Mönche.Klosterspiegel, 74.

61 Guten Tag, Herr Bruder, sagte der Anker zum Haifisch.

„Der schwere Tölpel Anker wähnt, er sei in seinem Element, wenn er im Wogengrunde liegt und einen Fisch „Herr Bruder“ nennt.“ (W. Müller, Hundertsprüche, 66.)

62 Halber Bruder nimmt halb Erbe. (S. Halb 1 u. Halbbruder.)Graf, 202, 147; Klingen, 20a, 2.

63 Kein Bruder sol den andern trawen, kein Mensch auff seinen Nächsten bawen.Petri, II, 415.

64 Mein Bruder war noch im Tode der Höchste im Lande, prahlte der Zigeuner, als derselbe gehenkt worden war. (Rumänien.) – Franzos, Vom Don zur Donau.

65 Trinkt, Brüder, trinkt, bis der letzte sinkt.Frieske, 9.

66 Unser aller Bruder ist der nasse Lehem.

67 Viel hungrige Brüder machen die Kunst wolfeil und faulfeil.Monatsblätter, VI, 191, 38.

68 Wenn es sieben Brüder nicht regnet, so gibt's eine trockne Ernte. (Samland.) – Frischbier, II, 439.

69 Wer einen Bruder hat, der hat eine Stütze.

Dän.: Bar er broderlös bog. (Prov. dan., 66.)

70 Wer keinen Bruder hat und keinen Freund, der ist im Winter ohne Kleid.

Lat.: Fratribus orbatus est pro nudo reputatus. (Reuterdahl, 356.)

Schwed.: Baar aer brodhralös man. (Reuterdahl, 356.)

71 Wir sein al Bruder, aber unser aller schussellein sein nit schwester.Hofmann, 26, 25.

72 Wir sind zwar Brüder, aber unsere Taschen sind nicht Schwestern.

Dasselbe sagen die Türken. (Weigel.)

73 Wo Brüder sind, da besitzt der jüngste den Herd.Graf, 215, 220.

Ostfries.: Woir broeder sinen, so besitt de jungeste den hert. (Richthofen, II, 88, 398.)

74 Zwischen Brüder, Mann und Weib vnd gute Freunde sol man sich nicht legen.Petri, II, 830.

*75 Den Bruoder fangen.

„Es ist noch nit so übel gangen, ich glaub er hat den Bruoder fangen.“ Mit Jedermann guter Bruder sein.

*76 Du bist mir der beste Bruder auch nicht.Frischbier, I, 475.

Holl.: Zij is de beste suster.

*77 Er ist (nicht) allerleuts Bruder.

Hat Eigenthümlichkeiten, die nicht Allen zusagen, oder infolge deren er nicht Jeden verträgt.

*78 Er ist ein nasser Bruder.Frischbier, I, 476.

Ein Trinker.

*79 Gleiche Brüder nahe bringen.

*80 Sie sind gut Bruder unter einander.

Bekannt, vertraut, familiär.


Bruderander.

*2 Er ist mit ihm Bruderander.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is mit ihm Chawer-Lapp. Zwei dicke Freunde, Bruderander. (Vgl. Tendlau 578, wo es Chawer-lappes heisst.) (S. Finger 207 und Knöpfchen.)


Bruderherz.

Siste, Bruderherz, sagte ein Handwerksbursche (Bummler), der sich am Strassenrande wälzte, zum andern, wenn i nit z' faul dazu wär, dann thät i jetzt e Stund schlafen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0546" n="[534]"/><cb n="1067"/>
40 Wer über die prager Brücke zieht, einen Mönch oder ein weiss Pferd sieht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, 1866, S. 632, 44.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Wer zuerst zur Brücke kommt, fährt zuerst hinüber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 283.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*42 Auf eine wackliche Brücke treten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*43 Einander die Brücke aufziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Zwei nahe Verwandte, die in gleicher Weise bedeutende Engagements abzuwickeln hatten, hatten, wie der Börsenausdruck lautet, einander die Brücke aufgezogen. Als es zur Regulirung kam, hatte sich der eine die Unterstützung der Bank verschafft, während der andere abgewiesen wurde.&#x201C; (<hi rendition="#i">Tribüne, 1872, Nr. 50.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*44 Einem die Brücke niedertreten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn wir Christum zum Freunde haben, der kann die Brücke niedertreten, der verleihet vns eins gutes wort, legt eine starke Collect bey vnsern lieben Gott für vns ein.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fischer, Psalter, 699, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Einem die bösen Brücken nidertretten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 414<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*46 Einen von der Brücke schmeissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn man ihn endlich will bewegen (zu heirathen), so muss man in der That an ihn gleichsam die stärksten Schrauben legen, und ihn damit zu rechte ziehen. Da muss es jährlich dreimal heissen: Man wird dich von der Brücke schmeissen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*47 Er ist bis unter die forkensche Brücke gekommen, hat seine Flinsen verzehrt, und ist umgekehrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 472.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf Einen, der nicht weit vom Heimathsorte weggekommen ist. &#x2013; Forken ist ein Gut bei Fischhausen am Ende der kaporner Heide.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brückenzoll.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Von Brückenzoll ist Niemand frei.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brudellapp.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* 'T is sin Brudellapp.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erster Versuch, Gegenstand der Uebung. Wenn ein junger Advokat schon einen wichtigen Prozess führt, so sagt man: et is sin Brudel, auch Brudellapp. Scherzhaft auch von dem ersten Kinde eines Ehemanns, wenn es ein Mädchen ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bruder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et2">3 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Brödre have vel eet blod, men sjelden eet mod. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 91.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">39 Im Geschäft gelten keine Verwandtschaftsverhältnisse. Dafür hat der Rumäne das Sprichwort: &#x201E;Bruder hin, Bruder her, zahl' den Käse, den ich dir gegeben.&#x201C; (<hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4581; Schuller, 25.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Le parole non bastano. (<hi rendition="#i">Schuller, 25.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">47 Brüder, lagert euch im Kreise, sprecht die Wahrheit, aber &#x2013; leise.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Bruder lass den Muth nicht sinken, spiel mir mal, de Lott öss dodt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 2684.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Werder: Broder, lat den Vagel singe, spêl u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Brüder sind selten eins.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 52.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">50 Brüder vnd Herrn sind from, vnnd das Kloster oder Kapitel ein Schalk. (S.  Kloster.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 67.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">51 Bruder, wie geht's, sagte die Nadel zum Hebarm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gegen das Vetternsuchen in höhern Kreisen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Der Bruder nimmt mit zwei Händen, die Schwester mit einer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 189, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es war eine Härte, dass die männlichen Verwandten ein unbedingtes Vorzugsrecht vor den weiblichen genossen. Man suchte sie allmählich zu mildern und beschränkte jenes Recht auf gewisse Grade der Verwandtschaft; oder man liess die Töchter gleichzeitig in der Erbfolge zu, gestattete ihnen aber, wie das obige Sprichwort sagt, geringere Theile.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Fries.</hi>: De broder last an de lowa mil tom handen und di suster mit sure hant. (<hi rendition="#i">Richthofen.</hi>) &#x2013; Es tritt, wenn der Vater gestorben, an dessen Stelle aus dem rigischen Ritterrecht: de öldester bröder i, o jungesten Richter. (<hi rendition="#i">Graf, 99.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Der Bruder verfängt die Schwester.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 189, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist gesetzlicher Erbe des Gutes. (S.  Erbgut.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Fries.</hi>: De broder verunanget di suster. (<hi rendition="#i">Richthofen, 305.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">54 Der dem Bruder den Bruder gegeben, hat ihre Geldbeutel besonders gemacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Merx, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">55 Der geschworene Bruder ist oft der ärgste Verräther.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, II, 415.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Der lustige Bruder nimmt ein Weib, das heisst Armuth; das Weib gebährt einen Sohn, der heisst Gespött (oder: der lässt seinen Vater betteln gehen, bis er stirbt).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Heim, Predigtmagazin, Augsburg 1845, 14. Bd. S. 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1068"/>
57 Du und dein Bruder sind zwar ehrliche Leute, sagte Klaus zum Müller, aber es ist ein Schelm wie der andere.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wirth, I, 637.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Es können nicht zwei Brüder an Einem Urtheil sitzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 504, 154.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Hamburg: Dar en moghen nene twe broedere in enem ordel sitten. (<hi rendition="#i">Lappenkorb, 94.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">59 Gegen der Brüder und der Verwandten Trutz braucht man eine Festung zu seinem Schutz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Fratelli, castelli; cognate, spade. (<hi rendition="#i">Giani, 714.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Gleiche Brüder, gleiche Kappen, sagen die Mönche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">61 Guten Tag, Herr Bruder, sagte der Anker zum Haifisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der schwere Tölpel Anker wähnt, er sei in seinem Element, wenn er im Wogengrunde liegt und einen Fisch &#x201E;Herr Bruder&#x201C; nennt.&#x201C; (<hi rendition="#i">W. Müller, Hundertsprüche, 66.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">62 Halber Bruder nimmt halb Erbe. (S.  Halb 1 u.  Halbbruder.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 202, 147; Klingen, 20<hi rendition="#sup">a</hi>, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">63 Kein Bruder sol den andern trawen, kein Mensch auff seinen Nächsten bawen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 415.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">64 Mein Bruder war noch im Tode der Höchste im Lande, prahlte der Zigeuner, als derselbe gehenkt worden war.</hi> (<hi rendition="#i">Rumänien.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Franzos, Vom Don zur Donau.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">65 Trinkt, Brüder, trinkt, bis der letzte sinkt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frieske, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">66 Unser aller Bruder ist der nasse Lehem.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Viel hungrige Brüder machen die Kunst wolfeil und faulfeil.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Monatsblätter, VI, 191, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Wenn es sieben Brüder nicht regnet, so gibt's eine trockne Ernte.</hi> (<hi rendition="#i">Samland.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 439.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Wer einen Bruder hat, der hat eine Stütze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bar er broderlös bog. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 66.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">70 Wer keinen Bruder hat und keinen Freund, der ist im Winter ohne Kleid.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fratribus orbatus est pro nudo reputatus. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 356.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Baar aer brodhralös man. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 356.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">71 Wir sein al Bruder, aber unser aller schussellein sein nit schwester.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hofmann, 26, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">72 Wir sind zwar Brüder, aber unsere Taschen sind nicht Schwestern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dasselbe sagen die Türken. (Weigel.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Wo Brüder sind, da besitzt der jüngste den Herd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 215, 220.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ostfries.</hi>: Woir broeder sinen, so besitt de jungeste den hert. (<hi rendition="#i">Richthofen, II, 88, 398.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">74 Zwischen Brüder, Mann und Weib vnd gute Freunde sol man sich nicht legen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 830.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*75 Den Bruoder fangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es ist noch nit so übel gangen, ich glaub er hat den Bruoder fangen.&#x201C; Mit Jedermann guter Bruder sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*76 Du bist mir der beste Bruder auch nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 475.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zij is de beste suster.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*77 Er ist (nicht) allerleuts Bruder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat Eigenthümlichkeiten, die nicht Allen zusagen, oder infolge deren er nicht Jeden verträgt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*78 Er ist ein nasser Bruder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 476.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Trinker.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*79 Gleiche Brüder nahe bringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*80 Sie sind gut Bruder unter einander.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bekannt, vertraut, familiär.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bruderander.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist mit ihm Bruderander.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is mit ihm Chawer-Lapp. Zwei dicke Freunde, Bruderander. (Vgl. <hi rendition="#i">Tendlau 578</hi>, wo es Chawer-lappes heisst.) (S. Finger 207 und Knöpfchen.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bruderherz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Siste, Bruderherz, sagte ein Handwerksbursche (Bummler), der sich am Strassenrande wälzte, zum andern, wenn i nit z' faul dazu wär, dann thät i jetzt e Stund schlafen.</hi> </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[534]/0546] 40 Wer über die prager Brücke zieht, einen Mönch oder ein weiss Pferd sieht. – Deutsche Romanzeitung, 1866, S. 632, 44. 41 Wer zuerst zur Brücke kommt, fährt zuerst hinüber. – Graf, 283. *42 Auf eine wackliche Brücke treten. *43 Einander die Brücke aufziehen. „Zwei nahe Verwandte, die in gleicher Weise bedeutende Engagements abzuwickeln hatten, hatten, wie der Börsenausdruck lautet, einander die Brücke aufgezogen. Als es zur Regulirung kam, hatte sich der eine die Unterstützung der Bank verschafft, während der andere abgewiesen wurde.“ (Tribüne, 1872, Nr. 50.) *44 Einem die Brücke niedertreten. „Wenn wir Christum zum Freunde haben, der kann die Brücke niedertreten, der verleihet vns eins gutes wort, legt eine starke Collect bey vnsern lieben Gott für vns ein.“ (Fischer, Psalter, 699, 2.) *45 Einem die bösen Brücken nidertretten. – Theatrum Diabolorum, 414b. *46 Einen von der Brücke schmeissen. „Wenn man ihn endlich will bewegen (zu heirathen), so muss man in der That an ihn gleichsam die stärksten Schrauben legen, und ihn damit zu rechte ziehen. Da muss es jährlich dreimal heissen: Man wird dich von der Brücke schmeissen.“ *47 Er ist bis unter die forkensche Brücke gekommen, hat seine Flinsen verzehrt, und ist umgekehrt. – Frischbier, I, 472. Spott auf Einen, der nicht weit vom Heimathsorte weggekommen ist. – Forken ist ein Gut bei Fischhausen am Ende der kaporner Heide. Brückenzoll. Von Brückenzoll ist Niemand frei. Brudellapp. * 'T is sin Brudellapp. Erster Versuch, Gegenstand der Uebung. Wenn ein junger Advokat schon einen wichtigen Prozess führt, so sagt man: et is sin Brudel, auch Brudellapp. Scherzhaft auch von dem ersten Kinde eines Ehemanns, wenn es ein Mädchen ist. Bruder. 3 Dän.: Brödre have vel eet blod, men sjelden eet mod. (Prov. dan., 91.) 39 Im Geschäft gelten keine Verwandtschaftsverhältnisse. Dafür hat der Rumäne das Sprichwort: „Bruder hin, Bruder her, zahl' den Käse, den ich dir gegeben.“ (Neue Freie Presse, 4581; Schuller, 25.) It.: Le parole non bastano. (Schuller, 25.) 47 Brüder, lagert euch im Kreise, sprecht die Wahrheit, aber – leise. 48 Bruder lass den Muth nicht sinken, spiel mir mal, de Lott öss dodt. – Frischbier, I, 2684. Im Werder: Broder, lat den Vagel singe, spêl u. s. w. 49 Brüder sind selten eins. – Petri, II, 52. 50 Brüder vnd Herrn sind from, vnnd das Kloster oder Kapitel ein Schalk. (S. Kloster.) – Petri, II, 67. 51 Bruder, wie geht's, sagte die Nadel zum Hebarm. Gegen das Vetternsuchen in höhern Kreisen. 52 Der Bruder nimmt mit zwei Händen, die Schwester mit einer. – Graf, 189, 40. Es war eine Härte, dass die männlichen Verwandten ein unbedingtes Vorzugsrecht vor den weiblichen genossen. Man suchte sie allmählich zu mildern und beschränkte jenes Recht auf gewisse Grade der Verwandtschaft; oder man liess die Töchter gleichzeitig in der Erbfolge zu, gestattete ihnen aber, wie das obige Sprichwort sagt, geringere Theile. Fries.: De broder last an de lowa mil tom handen und di suster mit sure hant. (Richthofen.) – Es tritt, wenn der Vater gestorben, an dessen Stelle aus dem rigischen Ritterrecht: de öldester bröder i, o jungesten Richter. (Graf, 99.) 53 Der Bruder verfängt die Schwester. – Graf, 189, 38. Er ist gesetzlicher Erbe des Gutes. (S. Erbgut.) Fries.: De broder verunanget di suster. (Richthofen, 305.) 54 Der dem Bruder den Bruder gegeben, hat ihre Geldbeutel besonders gemacht. – Merx, 66. 55 Der geschworene Bruder ist oft der ärgste Verräther. – Herberger, II, 415. 56 Der lustige Bruder nimmt ein Weib, das heisst Armuth; das Weib gebährt einen Sohn, der heisst Gespött (oder: der lässt seinen Vater betteln gehen, bis er stirbt). – Heim, Predigtmagazin, Augsburg 1845, 14. Bd. S. 5. 57 Du und dein Bruder sind zwar ehrliche Leute, sagte Klaus zum Müller, aber es ist ein Schelm wie der andere. – Wirth, I, 637. 58 Es können nicht zwei Brüder an Einem Urtheil sitzen. – Graf, 504, 154. In Hamburg: Dar en moghen nene twe broedere in enem ordel sitten. (Lappenkorb, 94.) 59 Gegen der Brüder und der Verwandten Trutz braucht man eine Festung zu seinem Schutz. It.: Fratelli, castelli; cognate, spade. (Giani, 714.) 60 Gleiche Brüder, gleiche Kappen, sagen die Mönche. – Klosterspiegel, 74. 61 Guten Tag, Herr Bruder, sagte der Anker zum Haifisch. „Der schwere Tölpel Anker wähnt, er sei in seinem Element, wenn er im Wogengrunde liegt und einen Fisch „Herr Bruder“ nennt.“ (W. Müller, Hundertsprüche, 66.) 62 Halber Bruder nimmt halb Erbe. (S. Halb 1 u. Halbbruder.) – Graf, 202, 147; Klingen, 20a, 2. 63 Kein Bruder sol den andern trawen, kein Mensch auff seinen Nächsten bawen. – Petri, II, 415. 64 Mein Bruder war noch im Tode der Höchste im Lande, prahlte der Zigeuner, als derselbe gehenkt worden war. (Rumänien.) – Franzos, Vom Don zur Donau. 65 Trinkt, Brüder, trinkt, bis der letzte sinkt. – Frieske, 9. 66 Unser aller Bruder ist der nasse Lehem. 67 Viel hungrige Brüder machen die Kunst wolfeil und faulfeil. – Monatsblätter, VI, 191, 38. 68 Wenn es sieben Brüder nicht regnet, so gibt's eine trockne Ernte. (Samland.) – Frischbier, II, 439. 69 Wer einen Bruder hat, der hat eine Stütze. Dän.: Bar er broderlös bog. (Prov. dan., 66.) 70 Wer keinen Bruder hat und keinen Freund, der ist im Winter ohne Kleid. Lat.: Fratribus orbatus est pro nudo reputatus. (Reuterdahl, 356.) Schwed.: Baar aer brodhralös man. (Reuterdahl, 356.) 71 Wir sein al Bruder, aber unser aller schussellein sein nit schwester. – Hofmann, 26, 25. 72 Wir sind zwar Brüder, aber unsere Taschen sind nicht Schwestern. Dasselbe sagen die Türken. (Weigel.) 73 Wo Brüder sind, da besitzt der jüngste den Herd. – Graf, 215, 220. Ostfries.: Woir broeder sinen, so besitt de jungeste den hert. (Richthofen, II, 88, 398.) 74 Zwischen Brüder, Mann und Weib vnd gute Freunde sol man sich nicht legen. – Petri, II, 830. *75 Den Bruoder fangen. „Es ist noch nit so übel gangen, ich glaub er hat den Bruoder fangen.“ Mit Jedermann guter Bruder sein. *76 Du bist mir der beste Bruder auch nicht. – Frischbier, I, 475. Holl.: Zij is de beste suster. *77 Er ist (nicht) allerleuts Bruder. Hat Eigenthümlichkeiten, die nicht Allen zusagen, oder infolge deren er nicht Jeden verträgt. *78 Er ist ein nasser Bruder. – Frischbier, I, 476. Ein Trinker. *79 Gleiche Brüder nahe bringen. *80 Sie sind gut Bruder unter einander. Bekannt, vertraut, familiär. Bruderander. *2 Er ist mit ihm Bruderander. Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is mit ihm Chawer-Lapp. Zwei dicke Freunde, Bruderander. (Vgl. Tendlau 578, wo es Chawer-lappes heisst.) (S. Finger 207 und Knöpfchen.) Bruderherz. Siste, Bruderherz, sagte ein Handwerksbursche (Bummler), der sich am Strassenrande wälzte, zum andern, wenn i nit z' faul dazu wär, dann thät i jetzt e Stund schlafen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/546
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [534]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/546>, abgerufen am 21.11.2024.