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118 Wat gane dem Bock de Lämmer an, dat Schap mot se ledde. (Korkehnen.) - Frischbier, II, 397.
119 Wat gane dem Bock de Lämmer an, seggt de Baur, als hei et Kind wege sull. (Wehlau.) - Frischbier, II, 398.
120 Wenn der Bock ist der Tate (Vater) und die Ziege die Mamme (Mamma, Mutter), was kann Ziegenfleisch für ein Kibed (zu verehren Würdiges) sein? (Jüd.-deutsch.)
Von gemeinen Aeltern werden selten gute Kinder kommen.
121 Wenn der Bock satt ist, jucken ihm die Hörner.
Holl.: Aen wel-gevoede kammen joucken de hoornen. (Cats, 148.)
122 Wess sich der pock verweyss, des vemüt (d. h. des bemüt) er sich auff dye geiss. - Hofmann, 29, 33.
*123 Dä hät de Böck geschoren. (Bedburg.)
Den Nutzen davon.
*124 Das ist ein starker Bock.
Ein grober Fehler.
*125 Dass dich der Bock nicht stosse.
Dass das Wort "Bock" mythische Bedeutung habe, ist in der Redensart Bock 76 u. a. bemerkt worden. Inzwischen hat Th. Elze in Nr. 30 von Ueber Land und Meer, 28. Bd., S. 16 das Wort Bock in einer Anzahl Redensarten von dem slavischen Worte bog abgeleitet, und in diesem zweiten Sinne, in dem es nicht das bekannte Thier mit Hörnern bezeichnet, sagt er, würde es besser mit einfachem k als mit ck geschrieben. Das slavische bog, d. i. Gott, bedeutet entweder Gott oder Teufel, je nachdem dabei an den beli-bog, den weissen, lichten, guten Gott, oder an den czernibog, den schwarzen Gott oder Teufel gedacht wird. "Bokleichnam", ein Ausruf bei Hans Sachs, heisst so viel als Fronleichnam, corpus domini. "Durch Boks Tod lauf, trink", bedeutet, um Christi Todes, um Jesu Christi willen, lauf, trink. - Dagegen (auch bei Hans Sachs) "Beltzenbok" meint den Beelzebub, den Teufel. Ins Bokshorn jagen, heisst, zum Teufel jagen; dass dich der Bok nit stoss (in verschiedenen Wendungen bei Hans Sachs u. a.) bedeutet, dass dich der Teufel nicht hole. - Bok ist in diesem Sinne, in dem es nicht das Thier bezeichnet, das slavische Bog. (S. Boksgichter, Bockbier u. a.)
*126 De Bock het (heisst) Heärmen. - Frommann, III, 372; V, 351, 8.
*127 Den Bock ziehen.
In der alten Chronik des Barons v. Valvasor finden sich Schilderungen mehrerer Charivaris. In der Beschreibung von Wibpach (Kreis Adelsberg in Illyrien) erzählt er folgenden Brauch: "Wenn die ledige Pursch sichere und gewisse Nachricht haben, dass eine Jungfrau in ihr dreissigstes Jahr gehet, und doch noch unversprochen ist, so muss sie sich mit den Pursch vergleichen und denselben etwas spendiren oder widrigenfalls >den Bock ziehen.< Sie nehmen eine Haus- oder Stubenthür und binden ihr dieselbe an. Solche Thür muss sie, und zwar am Aschermittwoch, ziehen. Ungefähr vor 35 Jahren hat also zu H. Creutz, welches zwar schon im Görtzerischen Lande, doch gleich an der Crainerischen Grenze ligt, eine Kolinder den Bock ziehen müssen." Der genannte Chronist fügt hinzu: "Mit besserm Fuge sollten solche junge Tölpel und Klotzen selbst jedweder den Bock ziehen, darum, dass keiner ihrer sich angenommen hat." (Europa, 1870, Nr. 32, S. 1011.)
*128 Den hat der Bock gestossen. - Frischbier, I, 403.
Sagt man in Tolkemit von einem, der Frauenburg passirt hat.
*129 Der Bock ist aus dem Garten. - Frischbier, I, 404.
*130 Der Bock ist em anganga. - Nefflen, 454.
Es ist ihm gelungen, geglückt, der Zufall war ihm günstig.
*131 Der Bock stösst. - Frischbier, I, 405.
Wenn Kinder aus Eigensinn weinen, so sagt man: sie bocken; hören sie damit auf, so haben sie ausgebockt.
*132 Der schwarze Bock hat sie erschreckt (oder: gestossen).
Von einem Mädchen, das schwanger geworden ist.
*133 Doas woar dem Bok an a Sak gegriffen, und nischt in de Hände kriegt. (Schles.)
*134 Einen faulen Bock lassen (schiessen). - Frischbier, I, 407.
Sich unanständig aufführen.
*135 Em stett de Bock. (Königsberg.) - Frischbier, II, 396.
Er muss schlucken, schluchzen.
[Spaltenumbruch]
*136 Er hat auf den Bock geladen. (Altenburg.)
Von einem Betrunkenen. Er taumelt, sein Obertheil ist schwer. Bock ist hier der Theil des Schubkarren über dem Rade.
*137 Er hat Bock getrunken.
Bockbier; ist berauscht, redet, handelt, als wenn er es wäre. Man hat die Bezeichnung Bock für das berühmte Maibier des Hofbrauhauses in München verschieden abgeleitet. Man erzählt die Anekdote von dem englischen Lord, dem das münchener zu leicht gewesen, und dem zu Liebe der Brauer einen so kräftigen Trunk gebraut haben soll, dass er davon trunken ward und hinfiel. Auf die Frage, was ihm geschehen sei, soll er geantwortet haben: Ein Bock hat mich gestossen. Eine einfachere und zutreffendere Erklärung finden wir in Schmeller's Baierischem Wörterbuch, wo nachgewiesen wird, dass dies starke Bier ursprünglich eimbeckisches Bier war und hiess. Im Reichsarchiv zu München findet sich noch eine herzogliche Vollmacht im März 1553 auf einen erfurter Bürger zum Transport von zwei Wagen schwer Aimpeckisch Bier, so die Nürnberger dem gnädigen Herrn geliefert, vor. Es ist nun leicht begreiflich, dass die Umwandlung von Eimbeck in Eimbock, Einbock und endlich in ein Bock und einfach "Bock" geschehen konnte. Diese volksmässige Umformung ist indess schon ein paar Jahrhunderte alt, denn in der Land- und Polizeiordnung von 1616 ist von einem Bock-Meet die Rede, welcher nicht anders als zur Nothdurft der Kranken gehalten werden sollte. (Vgl. Gartenlaube, 1873, Nr. 1.)
*138 Er hat den Bock bei den Hörnern. - Lehmann, 936, 1.
Ist in Ungewissheit, im Zweifel. (S. Beissen 55, Weg 328, Wolf 580, Zwickmühle 4.)
*139 Er hat ein Bock im Hauss. - Lehmann, 698, 12.
Von jemand, der Schande im Hause hat.
*140 Er nimmt den Bock für den Hund.
Er lässt sich lieber stossen als beissen, schmeichelt lieber, als dass er sich verfeinde.
*141 Er streift Böcke. (Alt-Pillau.) - Frischbier, II, 395.
Er erbricht sich.
*142 Gestochen der Bock, warum geht er ins Kraut. (Oberösterr.)
Beim Kartenspiel gebräuchlich, wenn ein Stich gemacht wird.
*143 He settet den Buk up de Haverkiste. - Schütz, I, 175.
*144 Ich fahre vom Bock.
Beim Kartenspiel, bei der höchsten Karte anfangen, die folgenden nachspielen.
*145 Ich sprich bi Bockes Lied. - Reimchronik, 72.
Bei Bocklied war damals ein üblicher Schwur. (Tobler, 63.)
*146 Köp di 'n Buck, so dörst nich melken. - Globus, VIII.
Zuruf an den Faulen.
*147 Mein Bock hat auch Hörner. (S. Bauch 149, Leute 100.)
*148 'N Bock in d' Hode zwicke. (Oberösterr.)
Soll denselben Sinn wie 86 haben.
*149 Wer hat schon Böcke lammen sehen!
Bockbier.
* Es ist Bockbier.
Bier, das, wenn auch bei Einladungen dazu ein Bock am Fasse steht, mit dem Bock gar nichts zu thun hat; es ist ein Teufelskerl, ein Teufelsbier, ein verteufeltes Getränk aus München, nicht aus Eimbeck, woher es Eiselein stammen lässt. (Vgl. Elze in Ueber Land und Meer, 28. Bd., Nr. 30.)
Bocken.
2 Dat Bocke geit leicht, dat Lamme schwer. - Frischbier, I, 409a.
3 Wem das Bocken gefallen, dem muss auch das Lammen gefallen. - Frischbier, II, 399.
4 Wenn bocket et Deihlä (Zicklein) am Nimmerlas-(Niemehrles-)Tag. (Würtemberg.)
Bockfell.
*2 Sie ist ein Bockfell. - Frischbier, I, 411.
Ein böses Frauenzimmer.
Bockfelleisen.
* A rechtes Bockfelleisen sein. (Oberösterr.)
Ein böser Mensch, ein übler Charakter.
Bockhexe.
* De thunumer Bockhexen. - Kern, 84.
"Die Bockhexen sind gleichbedeutend mit den Waalreiders, Waolrüters oder Nachtmiertjens, wahrscheinlich aus den heidnischen Walkyren entstanden. Die Bockhexen sind nach dem Volksglauben meist Frauen, die bald unsichtbar, bald in Katzengestalt sich auf Schlafende werfen und sie würgen. Wer sich vor ihnen sichern will, muss die Schuhe verkehrt vors Bett stellen.
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118 Wat gâne dem Bock de Lämmer an, dat Schâp mot se ledde. (Korkehnen.) – Frischbier, II, 397.
119 Wat gâne dem Bock de Lämmer an, seggt de Bûr, als hei et Kind wege sull. (Wehlau.) – Frischbier, II, 398.
120 Wenn der Bock ist der Tate (Vater) und die Ziege die Mamme (Mamma, Mutter), was kann Ziegenfleisch für ein Kibed (zu verehren Würdiges) sein? (Jüd.-deutsch.)
Von gemeinen Aeltern werden selten gute Kinder kommen.
121 Wenn der Bock satt ist, jucken ihm die Hörner.
Holl.: Aen wel-gevoede kammen joucken de hoornen. (Cats, 148.)
122 Wess sich der pock verweyss, des vemüt (d. h. des bemüt) er sich auff dye geiss. – Hofmann, 29, 33.
*123 Dä hät de Böck geschoren. (Bedburg.)
Den Nutzen davon.
*124 Das ist ein starker Bock.
Ein grober Fehler.
*125 Dass dich der Bock nicht stosse.
Dass das Wort „Bock“ mythische Bedeutung habe, ist in der Redensart Bock 76 u. a. bemerkt worden. Inzwischen hat Th. Elze in Nr. 30 von Ueber Land und Meer, 28. Bd., S. 16 das Wort Bock in einer Anzahl Redensarten von dem slavischen Worte bog abgeleitet, und in diesem zweiten Sinne, in dem es nicht das bekannte Thier mit Hörnern bezeichnet, sagt er, würde es besser mit einfachem k als mit ck geschrieben. Das slavische bog, d. i. Gott, bedeutet entweder Gott oder Teufel, je nachdem dabei an den beli-bog, den weissen, lichten, guten Gott, oder an den czernibog, den schwarzen Gott oder Teufel gedacht wird. „Bokleichnam“, ein Ausruf bei Hans Sachs, heisst so viel als Fronleichnam, corpus domini. „Durch Boks Tod lauf, trink“, bedeutet, um Christi Todes, um Jesu Christi willen, lauf, trink. – Dagegen (auch bei Hans Sachs) „Beltzenbok“ meint den Beelzebub, den Teufel. Ins Bokshorn jagen, heisst, zum Teufel jagen; dass dich der Bok nit stoss (in verschiedenen Wendungen bei Hans Sachs u. a.) bedeutet, dass dich der Teufel nicht hole. – Bok ist in diesem Sinne, in dem es nicht das Thier bezeichnet, das slavische Bog. (S. Boksgichter, Bockbier u. a.)
*126 De Bock het (heisst) Heärmen. – Frommann, III, 372; V, 351, 8.
*127 Den Bock ziehen.
In der alten Chronik des Barons v. Valvasor finden sich Schilderungen mehrerer Charivaris. In der Beschreibung von Wibpach (Kreis Adelsberg in Illyrien) erzählt er folgenden Brauch: „Wenn die ledige Pursch sichere und gewisse Nachricht haben, dass eine Jungfrau in ihr dreissigstes Jahr gehet, und doch noch unversprochen ist, so muss sie sich mit den Pursch vergleichen und denselben etwas spendiren oder widrigenfalls ›den Bock ziehen.‹ Sie nehmen eine Haus- oder Stubenthür und binden ihr dieselbe an. Solche Thür muss sie, und zwar am Aschermittwoch, ziehen. Ungefähr vor 35 Jahren hat also zu H. Creutz, welches zwar schon im Görtzerischen Lande, doch gleich an der Crainerischen Grenze ligt, eine Kolinder den Bock ziehen müssen.“ Der genannte Chronist fügt hinzu: „Mit besserm Fuge sollten solche junge Tölpel und Klotzen selbst jedweder den Bock ziehen, darum, dass keiner ihrer sich angenommen hat.“ (Europa, 1870, Nr. 32, S. 1011.)
*128 Den hat der Bock gestossen. – Frischbier, I, 403.
Sagt man in Tolkemit von einem, der Frauenburg passirt hat.
*129 Der Bock ist aus dem Garten. – Frischbier, I, 404.
*130 Der Bock ist em anganga. – Nefflen, 454.
Es ist ihm gelungen, geglückt, der Zufall war ihm günstig.
*131 Der Bock stösst. – Frischbier, I, 405.
Wenn Kinder aus Eigensinn weinen, so sagt man: sie bocken; hören sie damit auf, so haben sie ausgebockt.
*132 Der schwarze Bock hat sie erschreckt (oder: gestossen).
Von einem Mädchen, das schwanger geworden ist.
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*134 Einen faulen Bock lassen (schiessen). – Frischbier, I, 407.
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*135 Em stett de Bock. (Königsberg.) – Frischbier, II, 396.
Er muss schlucken, schluchzen.
[Spaltenumbruch]
*136 Er hat auf den Bock geladen. (Altenburg.)
Von einem Betrunkenen. Er taumelt, sein Obertheil ist schwer. Bock ist hier der Theil des Schubkarren über dem Rade.
*137 Er hat Bock getrunken.
Bockbier; ist berauscht, redet, handelt, als wenn er es wäre. Man hat die Bezeichnung Bock für das berühmte Maibier des Hofbrauhauses in München verschieden abgeleitet. Man erzählt die Anekdote von dem englischen Lord, dem das münchener zu leicht gewesen, und dem zu Liebe der Brauer einen so kräftigen Trunk gebraut haben soll, dass er davon trunken ward und hinfiel. Auf die Frage, was ihm geschehen sei, soll er geantwortet haben: Ein Bock hat mich gestossen. Eine einfachere und zutreffendere Erklärung finden wir in Schmeller's Baierischem Wörterbuch, wo nachgewiesen wird, dass dies starke Bier ursprünglich eimbeckisches Bier war und hiess. Im Reichsarchiv zu München findet sich noch eine herzogliche Vollmacht im März 1553 auf einen erfurter Bürger zum Transport von zwei Wagen schwer Aimpeckisch Bier, so die Nürnberger dem gnädigen Herrn geliefert, vor. Es ist nun leicht begreiflich, dass die Umwandlung von Eimbeck in Eimbock, Einbock und endlich in ein Bock und einfach „Bock“ geschehen konnte. Diese volksmässige Umformung ist indess schon ein paar Jahrhunderte alt, denn in der Land- und Polizeiordnung von 1616 ist von einem Bock-Meet die Rede, welcher nicht anders als zur Nothdurft der Kranken gehalten werden sollte. (Vgl. Gartenlaube, 1873, Nr. 1.)
*138 Er hat den Bock bei den Hörnern. – Lehmann, 936, 1.
Ist in Ungewissheit, im Zweifel. (S. Beissen 55, Weg 328, Wolf 580, Zwickmühle 4.)
*139 Er hat ein Bock im Hauss. – Lehmann, 698, 12.
Von jemand, der Schande im Hause hat.
*140 Er nimmt den Bock für den Hund.
Er lässt sich lieber stossen als beissen, schmeichelt lieber, als dass er sich verfeinde.
*141 Er streift Böcke. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 395.
Er erbricht sich.
*142 Gestochen der Bock, warum geht er ins Kraut. (Oberösterr.)
Beim Kartenspiel gebräuchlich, wenn ein Stich gemacht wird.
*143 He settet den Buk up de Haverkiste. – Schütz, I, 175.
*144 Ich fahre vom Bock.
Beim Kartenspiel, bei der höchsten Karte anfangen, die folgenden nachspielen.
*145 Ich sprich bi Bockes Lied. – Reimchronik, 72.
Bei Bocklied war damals ein üblicher Schwur. (Tobler, 63.)
*146 Köp di 'n Buck, so dörst nich melken. – Globus, VIII.
Zuruf an den Faulen.
*147 Mein Bock hat auch Hörner. (S. Bauch 149, Leute 100.)
*148 'N Bock in d' Hode zwicke. (Oberösterr.)
Soll denselben Sinn wie 86 haben.
*149 Wer hat schon Böcke lammen sehen!
Bockbier.
* Es ist Bockbier.
Bier, das, wenn auch bei Einladungen dazu ein Bock am Fasse steht, mit dem Bock gar nichts zu thun hat; es ist ein Teufelskerl, ein Teufelsbier, ein verteufeltes Getränk aus München, nicht aus Eimbeck, woher es Eiselein stammen lässt. (Vgl. Elze in Ueber Land und Meer, 28. Bd., Nr. 30.)
Bocken.
2 Dat Bocke geit leicht, dat Lamme schwer. – Frischbier, I, 409a.
3 Wem das Bocken gefallen, dem muss auch das Lammen gefallen. – Frischbier, II, 399.
4 Wenn bocket et Deihlä (Zicklein) am Nimmerlas-(Niemehrles-)Tag. (Würtemberg.)
Bockfell.
*2 Sie ist ein Bockfell. – Frischbier, I, 411.
Ein böses Frauenzimmer.
Bockfelleisen.
* A rechtes Bockfelleisen sein. (Oberösterr.)
Ein böser Mensch, ein übler Charakter.
Bockhexe.
* De thunumer Bockhexen. – Kern, 84.
„Die Bockhexen sind gleichbedeutend mit den Waalrîders, Waolrüters oder Nachtmiertjens, wahrscheinlich aus den heidnischen Walkyren entstanden. Die Bockhexen sind nach dem Volksglauben meist Frauen, die bald unsichtbar, bald in Katzengestalt sich auf Schlafende werfen und sie würgen. Wer sich vor ihnen sichern will, muss die Schuhe verkehrt vors Bett stellen.
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Die Bockhexen sind nach dem Volksglauben meist Frauen, die bald unsichtbar, bald in Katzengestalt sich auf Schlafende werfen und sie würgen. Wer sich vor ihnen sichern will, muss die Schuhe verkehrt vors Bett stellen.
</p></div></div></body></text></TEI>
[[513]/0525]
118 Wat gâne dem Bock de Lämmer an, dat Schâp mot se ledde. (Korkehnen.) – Frischbier, II, 397.
119 Wat gâne dem Bock de Lämmer an, seggt de Bûr, als hei et Kind wege sull. (Wehlau.) – Frischbier, II, 398.
120 Wenn der Bock ist der Tate (Vater) und die Ziege die Mamme (Mamma, Mutter), was kann Ziegenfleisch für ein Kibed (zu verehren Würdiges) sein? (Jüd.-deutsch.)
Von gemeinen Aeltern werden selten gute Kinder kommen.
121 Wenn der Bock satt ist, jucken ihm die Hörner.
Holl.: Aen wel-gevoede kammen joucken de hoornen. (Cats, 148.)
122 Wess sich der pock verweyss, des vemüt (d. h. des bemüt) er sich auff dye geiss. – Hofmann, 29, 33.
*123 Dä hät de Böck geschoren. (Bedburg.)
Den Nutzen davon.
*124 Das ist ein starker Bock.
Ein grober Fehler.
*125 Dass dich der Bock nicht stosse.
Dass das Wort „Bock“ mythische Bedeutung habe, ist in der Redensart Bock 76 u. a. bemerkt worden. Inzwischen hat Th. Elze in Nr. 30 von Ueber Land und Meer, 28. Bd., S. 16 das Wort Bock in einer Anzahl Redensarten von dem slavischen Worte bog abgeleitet, und in diesem zweiten Sinne, in dem es nicht das bekannte Thier mit Hörnern bezeichnet, sagt er, würde es besser mit einfachem k als mit ck geschrieben. Das slavische bog, d. i. Gott, bedeutet entweder Gott oder Teufel, je nachdem dabei an den beli-bog, den weissen, lichten, guten Gott, oder an den czernibog, den schwarzen Gott oder Teufel gedacht wird. „Bokleichnam“, ein Ausruf bei Hans Sachs, heisst so viel als Fronleichnam, corpus domini. „Durch Boks Tod lauf, trink“, bedeutet, um Christi Todes, um Jesu Christi willen, lauf, trink. – Dagegen (auch bei Hans Sachs) „Beltzenbok“ meint den Beelzebub, den Teufel. Ins Bokshorn jagen, heisst, zum Teufel jagen; dass dich der Bok nit stoss (in verschiedenen Wendungen bei Hans Sachs u. a.) bedeutet, dass dich der Teufel nicht hole. – Bok ist in diesem Sinne, in dem es nicht das Thier bezeichnet, das slavische Bog. (S. Boksgichter, Bockbier u. a.)
*126 De Bock het (heisst) Heärmen. – Frommann, III, 372; V, 351, 8.
*127 Den Bock ziehen.
In der alten Chronik des Barons v. Valvasor finden sich Schilderungen mehrerer Charivaris. In der Beschreibung von Wibpach (Kreis Adelsberg in Illyrien) erzählt er folgenden Brauch: „Wenn die ledige Pursch sichere und gewisse Nachricht haben, dass eine Jungfrau in ihr dreissigstes Jahr gehet, und doch noch unversprochen ist, so muss sie sich mit den Pursch vergleichen und denselben etwas spendiren oder widrigenfalls ›den Bock ziehen.‹ Sie nehmen eine Haus- oder Stubenthür und binden ihr dieselbe an. Solche Thür muss sie, und zwar am Aschermittwoch, ziehen. Ungefähr vor 35 Jahren hat also zu H. Creutz, welches zwar schon im Görtzerischen Lande, doch gleich an der Crainerischen Grenze ligt, eine Kolinder den Bock ziehen müssen.“ Der genannte Chronist fügt hinzu: „Mit besserm Fuge sollten solche junge Tölpel und Klotzen selbst jedweder den Bock ziehen, darum, dass keiner ihrer sich angenommen hat.“ (Europa, 1870, Nr. 32, S. 1011.)
*128 Den hat der Bock gestossen. – Frischbier, I, 403.
Sagt man in Tolkemit von einem, der Frauenburg passirt hat.
*129 Der Bock ist aus dem Garten. – Frischbier, I, 404.
*130 Der Bock ist em anganga. – Nefflen, 454.
Es ist ihm gelungen, geglückt, der Zufall war ihm günstig.
*131 Der Bock stösst. – Frischbier, I, 405.
Wenn Kinder aus Eigensinn weinen, so sagt man: sie bocken; hören sie damit auf, so haben sie ausgebockt.
*132 Der schwarze Bock hat sie erschreckt (oder: gestossen).
Von einem Mädchen, das schwanger geworden ist.
*133 Doas woar dem Bok an a Sak gegriffen, und nischt in de Hände kriegt. (Schles.)
*134 Einen faulen Bock lassen (schiessen). – Frischbier, I, 407.
Sich unanständig aufführen.
*135 Em stett de Bock. (Königsberg.) – Frischbier, II, 396.
Er muss schlucken, schluchzen.
*136 Er hat auf den Bock geladen. (Altenburg.)
Von einem Betrunkenen. Er taumelt, sein Obertheil ist schwer. Bock ist hier der Theil des Schubkarren über dem Rade.
*137 Er hat Bock getrunken.
Bockbier; ist berauscht, redet, handelt, als wenn er es wäre. Man hat die Bezeichnung Bock für das berühmte Maibier des Hofbrauhauses in München verschieden abgeleitet. Man erzählt die Anekdote von dem englischen Lord, dem das münchener zu leicht gewesen, und dem zu Liebe der Brauer einen so kräftigen Trunk gebraut haben soll, dass er davon trunken ward und hinfiel. Auf die Frage, was ihm geschehen sei, soll er geantwortet haben: Ein Bock hat mich gestossen. Eine einfachere und zutreffendere Erklärung finden wir in Schmeller's Baierischem Wörterbuch, wo nachgewiesen wird, dass dies starke Bier ursprünglich eimbeckisches Bier war und hiess. Im Reichsarchiv zu München findet sich noch eine herzogliche Vollmacht im März 1553 auf einen erfurter Bürger zum Transport von zwei Wagen schwer Aimpeckisch Bier, so die Nürnberger dem gnädigen Herrn geliefert, vor. Es ist nun leicht begreiflich, dass die Umwandlung von Eimbeck in Eimbock, Einbock und endlich in ein Bock und einfach „Bock“ geschehen konnte. Diese volksmässige Umformung ist indess schon ein paar Jahrhunderte alt, denn in der Land- und Polizeiordnung von 1616 ist von einem Bock-Meet die Rede, welcher nicht anders als zur Nothdurft der Kranken gehalten werden sollte. (Vgl. Gartenlaube, 1873, Nr. 1.)
*138 Er hat den Bock bei den Hörnern. – Lehmann, 936, 1.
Ist in Ungewissheit, im Zweifel. (S. Beissen 55, Weg 328, Wolf 580, Zwickmühle 4.)
*139 Er hat ein Bock im Hauss. – Lehmann, 698, 12.
Von jemand, der Schande im Hause hat.
*140 Er nimmt den Bock für den Hund.
Er lässt sich lieber stossen als beissen, schmeichelt lieber, als dass er sich verfeinde.
*141 Er streift Böcke. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 395.
Er erbricht sich.
*142 Gestochen der Bock, warum geht er ins Kraut. (Oberösterr.)
Beim Kartenspiel gebräuchlich, wenn ein Stich gemacht wird.
*143 He settet den Buk up de Haverkiste. – Schütz, I, 175.
*144 Ich fahre vom Bock.
Beim Kartenspiel, bei der höchsten Karte anfangen, die folgenden nachspielen.
*145 Ich sprich bi Bockes Lied. – Reimchronik, 72.
Bei Bocklied war damals ein üblicher Schwur. (Tobler, 63.)
*146 Köp di 'n Buck, so dörst nich melken. – Globus, VIII.
Zuruf an den Faulen.
*147 Mein Bock hat auch Hörner. (S. Bauch 149, Leute 100.)
*148 'N Bock in d' Hode zwicke. (Oberösterr.)
Soll denselben Sinn wie 86 haben.
*149 Wer hat schon Böcke lammen sehen!
Bockbier.
* Es ist Bockbier.
Bier, das, wenn auch bei Einladungen dazu ein Bock am Fasse steht, mit dem Bock gar nichts zu thun hat; es ist ein Teufelskerl, ein Teufelsbier, ein verteufeltes Getränk aus München, nicht aus Eimbeck, woher es Eiselein stammen lässt. (Vgl. Elze in Ueber Land und Meer, 28. Bd., Nr. 30.)
Bocken.
2 Dat Bocke geit leicht, dat Lamme schwer. – Frischbier, I, 409a.
3 Wem das Bocken gefallen, dem muss auch das Lammen gefallen. – Frischbier, II, 399.
4 Wenn bocket et Deihlä (Zicklein) am Nimmerlas-(Niemehrles-)Tag. (Würtemberg.)
Bockfell.
*2 Sie ist ein Bockfell. – Frischbier, I, 411.
Ein böses Frauenzimmer.
Bockfelleisen.
* A rechtes Bockfelleisen sein. (Oberösterr.)
Ein böser Mensch, ein übler Charakter.
Bockhexe.
* De thunumer Bockhexen. – Kern, 84.
„Die Bockhexen sind gleichbedeutend mit den Waalrîders, Waolrüters oder Nachtmiertjens, wahrscheinlich aus den heidnischen Walkyren entstanden. Die Bockhexen sind nach dem Volksglauben meist Frauen, die bald unsichtbar, bald in Katzengestalt sich auf Schlafende werfen und sie würgen. Wer sich vor ihnen sichern will, muss die Schuhe verkehrt vors Bett stellen.
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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [513]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/525>, abgerufen am 29.12.2024.
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