Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 111 De Blinde sitt et nich, der Domme versteit et nich, on de Dwatsche denkt, et mot so sön. (Königsberg.) - Frischbier, II, 388.

112 Dem Blinden ist gut vorschirmen.

Bei Tunnicius (240): Dem blinden is gut vorschermen. (Non est difficile miseros illudere caecos.)

113 Der Blinde fragt nicht, wie theuer das Öl ist.

Die Armenier: Was kümmert's den Blinden, dass das Licht theurer wird. (Ausland 1871, 404a.)

114 Der Blinde singt nicht umsonst.

It.: Per niente l' orbo non canta. (Giani, 1200.)

115 Der Blinde sucht eine Nadel in der Scheune und der Lahme macht einen Korb, sie hinein zu werfen. - Sanders, 25.

Wenn völlig ungeeignete Kräfte sich zur Lösung einer Aufgabe verbunden haben, oder dafür verwandt werden. Eine ähnliche Redensart hat auch das folgende neugriechische Sprichwort: Der Blinde sieht eine Nadel, welche in die Streu gefallen ist; und der Taube sagt ihm, wo sie nach dem Schall hingefallen sein kann. (Sanders, 25a.)

116 Der Blinde tappt so lange bis er fällt.

In Warschau lautet ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Bojden (Boden, Heuboden) Bojden, aus Bojden. Wird in Sachen gebraucht, die eine Zeit lang hinhalten, bis sie ein trauriges Ende nehmen. Das Bild ist von einem Blinden entnommen, der auf dem Heuboden so lange herumtappt, bis dieser seinen Füssen entschwindet und er dann zur Erde fällt.

117 Der Blinde will alles sehen, der Stotternde über alles reden und der am wenigsten Verstand hat, am meisten klug sprechen.

Böhm.: Breptavy nejvic chce mluviti, kulhavy schoditi, slepy videti, bezmly delati a blazen mudrovati. (Celakovsky, 70.)

118 Die Blinden bitten für die Einäugigen. - Opel, 396.

119 Ein Blinder, der eine Fackel trägt, leuchtet Andern, siehet sie aber selber nicht. - Harssdörffer, 584.

Von Einem, der viel weiss, sich aber selber nicht regieren kann.

120 Ein Blinder, so fürt sein gesellen, thut jhn mit sich in d' gruben fellen.

Lat.: Si caecus caecum conatur ducere secum, in foueam ductor cadit, atque deinde secutor. (Loci comm., 20.)

121 Einem Blinden ist ein hässlich Weib schön genug. - Pers. Rosenthal, 125.

122 Es sieht mancher Blinde mehr als ein Anderer mit zwei Augen. - Einfälle, 371.

123 Ne, seggt de Blinde, ök kann fer mim Oge nich linksch danze sehen. (Samland.) - Frischbier, I, 387.

124 Unter Blinden muss man die Augen schliessen. - Schlechta, 400.

125 Was will der Blinde im Bildersaal und der Taube im Concert.

Lat.: Cecus nil haurit aliquod surdaster vt audit. (Reuterdahl, 117.)

Schwed.: Döwer hörer nakath ok blindher seer inthoe. (Reuterdahl, 117.)

126 Wenn der Blinde den Lahmen trägt vnnd der Lahm dem Blinden den Weg zeigt, so kan ein gebrechlicher mit dem andern fortkommen. - Lehmann, 508, 74; Henisch, 1183, 46; Petri, II, 633.

127 Wenn ein Blinder einen stost, vnnd der es jhme wider thut, ist einem narren sehr ehnlich. - Lehmann, 590, 14.

128 Wer blind werden soll, dem muss man es an den Augen ansehen. - Fischer, Psalter 353, 2.

129 Wer durch das Land der Blinden geht, schliesse die Augen (oder: der mache ein Auge zu). - Schuller, 23.

130 Wer eine Blinde küsst, schaut ihr doch in die Augen.

Die Rumänen: "Die Blinde küsse gern; allein schau dennoch in die Augen ihr hinein." (Schuller, 24.)

*131 Blinder, sist de Marjeborg nich. - Frischbier, I, 3465.

(S. Marienburg, Nachtr.)

*132 Blinder, sperr' oculos (s. d.). - Frischbier, II, 386.

[Spaltenumbruch] *133 Blinger, sachst nich det Kränzke? (Oberland.) - Frischbier, I, 385.

Wenn man etwas Augenfälliges nicht wahrnimmt.

*134 Da schoss der Blinde eine Krähe.

Altfries.: De ar skuat de Blinj en kraek. (Hansen, 8.)

*135 Das kann der Blinde mit dem Stock fühlen. - Frischbier, I, 383.

*136 Einem Blinden das Auge austreten.

Unvorsichtiger Weise in Menschenkoth treten. In Wien: Du häst an Blind'n 's Auge austreten.

*137 Er ist vonn blinden beraubt worden, zwischen zwo kanten. (S. Hund 1571.) - Franck, II, 23b.

Von einem, der nichts besitzt.

*138 Es fürt ein Blinder den andern. - Hauer, Liij.

*139 He gaf mal säwe Blinde, hedde se em gesehen, so hedde se em gedankt. (Danzig.) - Frischbier, I, 1072.

*140 He hebt wol eer dre Blinden wat gewen, un se könt noch nig seen, wat se kregen heft. - Schütze, I, 114.

Von einem Geizigen, der einmal drei Blinden etwas gab, sie konnten aber nicht sehen, was.

*141 Sie haben einen Blinden geschlagen.

Diese Redensart wird (nach Kreuz) gewöhnlich von herumziehenden Schauspielern, Gauklern und dergleichen gesagt, die keine Zuschauer gehabt, oder deren so wenig bekommen haben, dass sie ihnen ihr Geld wieder haben müssen herausgeben.

Frz.: Nous avons fait un four. (Kritzinger, 329a.)

*142 Zwei Blinde boxen mit einander.

Dän.: Der skerme ta blinde sammen. (Adabatarum more pugnant.) (Prov. dan., 74.)


Blindischke.

* He öss ut Blindischke1, wo de Hund müt dem Arsch belle. - Frischbier, I, 390.

1) Blindischken - Dorf im Kreise Goldapp.


Blinken.

*3 Dat blenked as de Panne op gienseid.1 (Grafsch. Mark.) - Frommann, V, 57, 20.

1) Genseid, gienseid, jenseit.

*4 Es blinkt wie ein Spiegel.

Holl.: Het blinkt als een spiegel. (Harrebomee, II, 287b.)


Blinnekippen.

* Blinnekippen, sint dat Lü oadder Flaigen? (Grafsch. Mark.) - Woeste, 82, 13.


Blinkern.

*1 Dat blinkert (glänzt) as 'n Stern. - Kern, 1240.

*2 Du blinkerst wie die Schaf um Mittag. (Rott-Thal.)


Blinzeln.

*2 Blinzeln wie eine verliebte Katze. - Gutzkow, Ritter vom Geiste, 8, 188.


Blitz.

25 Der Blitz macht alles licht, da es finster war. - Petri, II, 83.

26 Der Blitz schlägt in keine Sennhütte. (Bair. Alpen.) - Rühl, Geschichten I, 96.

27 Mit dem Blitz erst folgt der Donner.


Blitzableiter.

2 Ich habe zwei Blitzableiter auf meinem Hause, sagte der Mann, aber wenn ich Nachts heim komme, gibt's doch ein Donnerwetter.


Blitzblau.

* Blitzblau und donnergrün. - Frischbier, II, 392.

Zur Bezeichnung auffälliger Farben.


Blitzen.

3 Blitzet et, wenn die Bäume blühen, so giht es nits. - Schambach, II, 669.

Es soll kein Obst geben, wenn es in die Baumblüte blitzt, die Bäume sollen gehindert werden Früchte anzusetzen; vielleicht auch, weil die Blüten vom Regen abgeschlagen werden, oder weil frühe Gewitter überhaupt eine Misernte befürchten lassen.

4 Wenn es blitzt von Westen her, deutets auf Gewitter schwer; kommt von Norden her der Blitz, deutet es auf grosse Hitz'.

It.: Quando lampeggia da ponente, non lampeggia per niente. Quando lampeggia in tramontana, e un segno di caldana. (Giani, 874.)

*5 Das blitzt wie Judeneier bei Mondschein. - Frischbier, 1828.


[Spaltenumbruch] 111 De Blinde sitt et nich, der Domme versteit et nich, on de Dwatsche denkt, et mot so sön. (Königsberg.) – Frischbier, II, 388.

112 Dem Blinden ist gut vorschirmen.

Bei Tunnicius (240): Dem blinden is gut vôrschermen. (Non est difficile miseros illudere caecos.)

113 Der Blinde fragt nicht, wie theuer das Öl ist.

Die Armenier: Was kümmert's den Blinden, dass das Licht theurer wird. (Ausland 1871, 404a.)

114 Der Blinde singt nicht umsonst.

It.: Per niente l' orbo non canta. (Giani, 1200.)

115 Der Blinde sucht eine Nadel in der Scheune und der Lahme macht einen Korb, sie hinein zu werfen.Sanders, 25.

Wenn völlig ungeeignete Kräfte sich zur Lösung einer Aufgabe verbunden haben, oder dafür verwandt werden. Eine ähnliche Redensart hat auch das folgende neugriechische Sprichwort: Der Blinde sieht eine Nadel, welche in die Streu gefallen ist; und der Taube sagt ihm, wo sie nach dem Schall hingefallen sein kann. (Sanders, 25a.)

116 Der Blinde tappt so lange bis er fällt.

In Warschau lautet ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Bojden (Boden, Heuboden) Bojden, aus Bojden. Wird in Sachen gebraucht, die eine Zeit lang hinhalten, bis sie ein trauriges Ende nehmen. Das Bild ist von einem Blinden entnommen, der auf dem Heuboden so lange herumtappt, bis dieser seinen Füssen entschwindet und er dann zur Erde fällt.

117 Der Blinde will alles sehen, der Stotternde über alles reden und der am wenigsten Verstand hat, am meisten klug sprechen.

Böhm.: Breptavý nejvíc chce mluviti, kulhavý schoditi, slepý vidĕti, bezmlý dĕlati a blázen mudrovati. (Čelakovský, 70.)

118 Die Blinden bitten für die Einäugigen.Opel, 396.

119 Ein Blinder, der eine Fackel trägt, leuchtet Andern, siehet sie aber selber nicht.Harssdörffer, 584.

Von Einem, der viel weiss, sich aber selber nicht regieren kann.

120 Ein Blinder, so fürt sein gesellen, thut jhn mit sich in d' gruben fellen.

Lat.: Si caecus caecum conatur ducere secum, in foueam ductor cadit, atque deinde secutor. (Loci comm., 20.)

121 Einem Blinden ist ein hässlich Weib schön genug.Pers. Rosenthal, 125.

122 Es sieht mancher Blinde mehr als ein Anderer mit zwei Augen.Einfälle, 371.

123 Ne, seggt de Blinde, ök kann fer mim Oge nich linksch danze sehen. (Samland.) – Frischbier, I, 387.

124 Unter Blinden muss man die Augen schliessen.Schlechta, 400.

125 Was will der Blinde im Bildersaal und der Taube im Concert.

Lat.: Cecus nil haurit aliquod surdaster vt audit. (Reuterdahl, 117.)

Schwed.: Döwer hörer nakath ok blindher seer inthoe. (Reuterdahl, 117.)

126 Wenn der Blinde den Lahmen trägt vnnd der Lahm dem Blinden den Weg zeigt, so kan ein gebrechlicher mit dem andern fortkommen.Lehmann, 508, 74; Henisch, 1183, 46; Petri, II, 633.

127 Wenn ein Blinder einen stost, vnnd der es jhme wider thut, ist einem narren sehr ehnlich.Lehmann, 590, 14.

128 Wer blind werden soll, dem muss man es an den Augen ansehen.Fischer, Psalter 353, 2.

129 Wer durch das Land der Blinden geht, schliesse die Augen (oder: der mache ein Auge zu).Schuller, 23.

130 Wer eine Blinde küsst, schaut ihr doch in die Augen.

Die Rumänen: „Die Blinde küsse gern; allein schau dennoch in die Augen ihr hinein.“ (Schuller, 24.)

*131 Blinder, sist de Marjeborg nich.Frischbier, I, 3465.

(S. Marienburg, Nachtr.)

*132 Blinder, sperr' oculos (s. d.).Frischbier, II, 386.

[Spaltenumbruch] *133 Blinger, sachst nich det Kränzke? (Oberland.) – Frischbier, I, 385.

Wenn man etwas Augenfälliges nicht wahrnimmt.

*134 Da schoss der Blinde eine Krähe.

Altfries.: De ar skuat de Blinj en kraek. (Hansen, 8.)

*135 Das kann der Blinde mit dem Stock fühlen.Frischbier, I, 383.

*136 Einem Blinden das Auge austreten.

Unvorsichtiger Weise in Menschenkoth treten. In Wien: Du häst an Blind'n 's Auge austreten.

*137 Er ist vonn blinden beraubt worden, zwischen zwo kanten. (S. Hund 1571.)Franck, II, 23b.

Von einem, der nichts besitzt.

*138 Es fürt ein Blinder den andern.Hauer, Liij.

*139 He gaf mal säwe Blinde, hedde se em gesehen, so hedde se em gedankt. (Danzig.) – Frischbier, I, 1072.

*140 He hebt wol eer drê Blinden wat gewen, un se könt noch nig seen, wat se kregen heft.Schütze, I, 114.

Von einem Geizigen, der einmal drei Blinden etwas gab, sie konnten aber nicht sehen, was.

*141 Sie haben einen Blinden geschlagen.

Diese Redensart wird (nach Kreuz) gewöhnlich von herumziehenden Schauspielern, Gauklern und dergleichen gesagt, die keine Zuschauer gehabt, oder deren so wenig bekommen haben, dass sie ihnen ihr Geld wieder haben müssen herausgeben.

Frz.: Nous avons fait un four. (Kritzinger, 329a.)

*142 Zwei Blinde boxen mit einander.

Dän.: Der skerme ta blinde sammen. (Adabatarum more pugnant.) (Prov. dan., 74.)


Blindischke.

* He öss ut Blindischke1, wo de Hund müt dem Arsch belle.Frischbier, I, 390.

1) Blindischken – Dorf im Kreise Goldapp.


Blinken.

*3 Dat blenked as de Panne op giensêid.1 (Grafsch. Mark.) – Frommann, V, 57, 20.

1) Gensêid, gienseid, jenseit.

*4 Es blinkt wie ein Spiegel.

Holl.: Het blinkt als een spiegel. (Harrebomée, II, 287b.)


Blinnekippen.

* Blinnekippen, sint dat Lü oadder Flaigen? (Grafsch. Mark.) – Woeste, 82, 13.


Blinkern.

*1 Dat blinkert (glänzt) as 'n Stern.Kern, 1240.

*2 Du blinkerst wie die Schaf um Mittag. (Rott-Thal.)


Blinzeln.

*2 Blinzeln wie eine verliebte Katze.Gutzkow, Ritter vom Geiste, 8, 188.


Blitz.

25 Der Blitz macht alles licht, da es finster war.Petri, II, 83.

26 Der Blitz schlägt in keine Sennhütte. (Bair. Alpen.) – Rühl, Geschichten I, 96.

27 Mit dem Blitz erst folgt der Donner.


Blitzableiter.

2 Ich habe zwei Blitzableiter auf meinem Hause, sagte der Mann, aber wenn ich Nachts heim komme, gibt's doch ein Donnerwetter.


Blitzblau.

* Blitzblau und donnergrün.Frischbier, II, 392.

Zur Bezeichnung auffälliger Farben.


Blitzen.

3 Blitzet et, wenn die Bäume blühen, so giht es nits.Schambach, II, 669.

Es soll kein Obst geben, wenn es in die Baumblüte blitzt, die Bäume sollen gehindert werden Früchte anzusetzen; vielleicht auch, weil die Blüten vom Regen abgeschlagen werden, oder weil frühe Gewitter überhaupt eine Misernte befürchten lassen.

4 Wenn es blitzt von Westen her, deutets auf Gewitter schwer; kommt von Norden her der Blitz, deutet es auf grosse Hitz'.

It.: Quando lampeggia da ponente, non lampeggia per niente. Quando lampeggia in tramontana, è un segno di caldana. (Giani, 874.)

*5 Das blitzt wie Judeneier bei Mondschein.Frischbier, 1828.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0520" n="[508]"/><cb n="1015"/>
111 De Blinde sitt et nich, der Domme versteit et nich, on de Dwatsche denkt, et mot so sön.</hi> (<hi rendition="#i">Königsberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 388.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">112 Dem Blinden ist gut vorschirmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius</hi> (240): Dem blinden is gut vôrschermen. (Non est difficile miseros illudere caecos.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">113 Der Blinde fragt nicht, wie theuer das Öl ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Armenier: Was kümmert's den Blinden, dass das Licht theurer wird. (<hi rendition="#i">Ausland 1871, 404<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">114 Der Blinde singt nicht umsonst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Per niente l' orbo non canta. (<hi rendition="#i">Giani, 1200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">115 Der Blinde sucht eine Nadel in der Scheune und der Lahme macht einen Korb, sie hinein zu werfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sanders, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn völlig ungeeignete Kräfte sich zur Lösung einer Aufgabe verbunden haben, oder dafür verwandt werden. Eine ähnliche Redensart hat auch das folgende neugriechische Sprichwort: Der Blinde sieht eine Nadel, welche in die Streu gefallen ist; und der Taube sagt ihm, wo sie nach dem Schall hingefallen sein kann. (<hi rendition="#i">Sanders, 25<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">116 Der Blinde tappt so lange bis er fällt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Warschau lautet ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Bojden (Boden, Heuboden) Bojden, aus Bojden. Wird in Sachen gebraucht, die eine Zeit lang hinhalten, bis sie ein trauriges Ende nehmen. Das Bild ist von einem Blinden entnommen, der auf dem Heuboden so lange herumtappt, bis dieser seinen Füssen entschwindet und er dann zur Erde fällt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">117 Der Blinde will alles sehen, der Stotternde über alles reden und der am wenigsten Verstand hat, am meisten klug sprechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Breptavý nejvíc chce mluviti, kulhavý schoditi, slepý vid&#x0115;ti, bezmlý d&#x0115;lati a blázen mudrovati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 70.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">118 Die Blinden bitten für die Einäugigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 396.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">119 Ein Blinder, der eine Fackel trägt, leuchtet Andern, siehet sie aber selber nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Harssdörffer, 584.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Einem, der viel weiss, sich aber selber nicht regieren kann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">120 Ein Blinder, so fürt sein gesellen, thut jhn mit sich in d' gruben fellen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si caecus caecum conatur ducere secum, in foueam ductor cadit, atque deinde secutor. (<hi rendition="#i">Loci comm., 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Einem Blinden ist ein hässlich Weib schön genug.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pers. Rosenthal, 125.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 Es sieht mancher Blinde mehr als ein Anderer mit zwei Augen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Einfälle, 371.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">123 Ne, seggt de Blinde, ök kann fer mim Oge nich linksch danze sehen.</hi> (<hi rendition="#i">Samland.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 387.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">124 Unter Blinden muss man die Augen schliessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 400.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">125 Was will der Blinde im Bildersaal und der Taube im Concert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cecus nil haurit aliquod surdaster vt audit. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 117.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Döwer hörer nakath ok blindher seer inthoe. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 117.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">126 Wenn der Blinde den Lahmen trägt vnnd der Lahm dem Blinden den Weg zeigt, so kan ein gebrechlicher mit dem andern fortkommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 508, 74; Henisch, 1183, 46; Petri, II, 633.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">127 Wenn ein Blinder einen stost, vnnd der es jhme wider thut, ist einem narren sehr ehnlich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 590, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">128 Wer blind werden soll, dem muss man es an den Augen ansehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischer, Psalter 353, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">129 Wer durch das Land der Blinden geht, schliesse die Augen (oder: der mache ein Auge zu).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuller, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">130 Wer eine Blinde küsst, schaut ihr doch in die Augen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Rumänen: &#x201E;Die Blinde küsse gern; allein schau dennoch in die Augen ihr hinein.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schuller, 24.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*131 Blinder, sist de Marjeborg nich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 3465.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">(S.  Marienburg, Nachtr.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*132 Blinder, sperr'  oculos (s. d.).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 386.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1016"/>
*133 Blinger, sachst nich det Kränzke?</hi> (<hi rendition="#i">Oberland.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 385.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man etwas Augenfälliges nicht wahrnimmt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*134 Da schoss der Blinde eine Krähe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: De ar skuat de Blinj en kraek. (<hi rendition="#i">Hansen, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*135 Das kann der Blinde mit dem Stock fühlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 383.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*136 Einem Blinden das Auge austreten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unvorsichtiger Weise in Menschenkoth treten. In Wien: Du häst an Blind'n 's Auge austreten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*137 Er ist vonn blinden beraubt worden, zwischen zwo kanten. (S.  Hund 1571.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 23<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, der nichts besitzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*138 Es fürt ein Blinder den andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauer, Liij.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*139 He gaf mal säwe Blinde, hedde se em gesehen, so hedde se em gedankt.</hi> (<hi rendition="#i">Danzig.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 1072.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*140 He hebt wol eer drê Blinden wat gewen, un se könt noch nig seen, wat se kregen heft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, I, 114.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Geizigen, der einmal drei Blinden etwas gab, sie konnten aber nicht sehen, was.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*141 Sie haben einen Blinden geschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart wird (nach Kreuz) gewöhnlich von herumziehenden Schauspielern, Gauklern und dergleichen gesagt, die keine Zuschauer gehabt, oder deren so wenig bekommen haben, dass sie ihnen ihr Geld wieder haben müssen herausgeben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Nous avons fait un four. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 329<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*142 Zwei Blinde boxen mit einander.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Der skerme ta blinde sammen. (Adabatarum more pugnant.) (<hi rendition="#i">Prov. dan., 74.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blindischke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He öss ut Blindischke<hi rendition="#sup">1</hi>, wo de Hund müt dem Arsch belle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 390.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Blindischken &#x2013; Dorf im Kreise Goldapp.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blinken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dat blenked as de Panne op giensêid.<hi rendition="#sup">1</hi></hi> (<hi rendition="#i">Grafsch. Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 57, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gensêid, gienseid, jenseit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Es blinkt wie ein Spiegel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het blinkt als een spiegel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 287<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blinnekippen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Blinnekippen, sint dat Lü oadder Flaigen?</hi> (<hi rendition="#i">Grafsch. Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 82, 13.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blinkern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Dat blinkert (glänzt) as 'n Stern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1240.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Du blinkerst wie die Schaf um Mittag.</hi> (<hi rendition="#i">Rott-Thal.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blinzeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Blinzeln wie eine verliebte Katze.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gutzkow, Ritter vom Geiste, 8, 188.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blitz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Der Blitz macht alles licht, da es finster war.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 83.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Der Blitz schlägt in keine Sennhütte.</hi> (<hi rendition="#i">Bair. Alpen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Rühl, Geschichten I, 96.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Mit dem Blitz erst folgt der Donner.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blitzableiter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ich habe zwei Blitzableiter auf meinem Hause, sagte der Mann, aber wenn ich Nachts heim komme, gibt's doch ein Donnerwetter.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blitzblau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Blitzblau und donnergrün.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 392.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung auffälliger Farben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blitzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Blitzet et, wenn die Bäume blühen, so giht es nits.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 669.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es soll kein Obst geben, wenn es in die Baumblüte blitzt, die Bäume sollen gehindert werden Früchte anzusetzen; vielleicht auch, weil die Blüten vom Regen abgeschlagen werden, oder weil frühe Gewitter überhaupt eine Misernte befürchten lassen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wenn es blitzt von Westen her, deutets auf Gewitter schwer; kommt von Norden her der Blitz, deutet es auf grosse Hitz'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Quando lampeggia da ponente, non lampeggia per niente. Quando lampeggia in tramontana, è un segno di caldana. (<hi rendition="#i">Giani, 874.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Das blitzt wie Judeneier bei Mondschein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 1828.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[508]/0520] 111 De Blinde sitt et nich, der Domme versteit et nich, on de Dwatsche denkt, et mot so sön. (Königsberg.) – Frischbier, II, 388. 112 Dem Blinden ist gut vorschirmen. Bei Tunnicius (240): Dem blinden is gut vôrschermen. (Non est difficile miseros illudere caecos.) 113 Der Blinde fragt nicht, wie theuer das Öl ist. Die Armenier: Was kümmert's den Blinden, dass das Licht theurer wird. (Ausland 1871, 404a.) 114 Der Blinde singt nicht umsonst. It.: Per niente l' orbo non canta. (Giani, 1200.) 115 Der Blinde sucht eine Nadel in der Scheune und der Lahme macht einen Korb, sie hinein zu werfen. – Sanders, 25. Wenn völlig ungeeignete Kräfte sich zur Lösung einer Aufgabe verbunden haben, oder dafür verwandt werden. Eine ähnliche Redensart hat auch das folgende neugriechische Sprichwort: Der Blinde sieht eine Nadel, welche in die Streu gefallen ist; und der Taube sagt ihm, wo sie nach dem Schall hingefallen sein kann. (Sanders, 25a.) 116 Der Blinde tappt so lange bis er fällt. In Warschau lautet ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Bojden (Boden, Heuboden) Bojden, aus Bojden. Wird in Sachen gebraucht, die eine Zeit lang hinhalten, bis sie ein trauriges Ende nehmen. Das Bild ist von einem Blinden entnommen, der auf dem Heuboden so lange herumtappt, bis dieser seinen Füssen entschwindet und er dann zur Erde fällt. 117 Der Blinde will alles sehen, der Stotternde über alles reden und der am wenigsten Verstand hat, am meisten klug sprechen. Böhm.: Breptavý nejvíc chce mluviti, kulhavý schoditi, slepý vidĕti, bezmlý dĕlati a blázen mudrovati. (Čelakovský, 70.) 118 Die Blinden bitten für die Einäugigen. – Opel, 396. 119 Ein Blinder, der eine Fackel trägt, leuchtet Andern, siehet sie aber selber nicht. – Harssdörffer, 584. Von Einem, der viel weiss, sich aber selber nicht regieren kann. 120 Ein Blinder, so fürt sein gesellen, thut jhn mit sich in d' gruben fellen. Lat.: Si caecus caecum conatur ducere secum, in foueam ductor cadit, atque deinde secutor. (Loci comm., 20.) 121 Einem Blinden ist ein hässlich Weib schön genug. – Pers. Rosenthal, 125. 122 Es sieht mancher Blinde mehr als ein Anderer mit zwei Augen. – Einfälle, 371. 123 Ne, seggt de Blinde, ök kann fer mim Oge nich linksch danze sehen. (Samland.) – Frischbier, I, 387. 124 Unter Blinden muss man die Augen schliessen. – Schlechta, 400. 125 Was will der Blinde im Bildersaal und der Taube im Concert. Lat.: Cecus nil haurit aliquod surdaster vt audit. (Reuterdahl, 117.) Schwed.: Döwer hörer nakath ok blindher seer inthoe. (Reuterdahl, 117.) 126 Wenn der Blinde den Lahmen trägt vnnd der Lahm dem Blinden den Weg zeigt, so kan ein gebrechlicher mit dem andern fortkommen. – Lehmann, 508, 74; Henisch, 1183, 46; Petri, II, 633. 127 Wenn ein Blinder einen stost, vnnd der es jhme wider thut, ist einem narren sehr ehnlich. – Lehmann, 590, 14. 128 Wer blind werden soll, dem muss man es an den Augen ansehen. – Fischer, Psalter 353, 2. 129 Wer durch das Land der Blinden geht, schliesse die Augen (oder: der mache ein Auge zu). – Schuller, 23. 130 Wer eine Blinde küsst, schaut ihr doch in die Augen. Die Rumänen: „Die Blinde küsse gern; allein schau dennoch in die Augen ihr hinein.“ (Schuller, 24.) *131 Blinder, sist de Marjeborg nich. – Frischbier, I, 3465. (S. Marienburg, Nachtr.) *132 Blinder, sperr' oculos (s. d.). – Frischbier, II, 386. *133 Blinger, sachst nich det Kränzke? (Oberland.) – Frischbier, I, 385. Wenn man etwas Augenfälliges nicht wahrnimmt. *134 Da schoss der Blinde eine Krähe. Altfries.: De ar skuat de Blinj en kraek. (Hansen, 8.) *135 Das kann der Blinde mit dem Stock fühlen. – Frischbier, I, 383. *136 Einem Blinden das Auge austreten. Unvorsichtiger Weise in Menschenkoth treten. In Wien: Du häst an Blind'n 's Auge austreten. *137 Er ist vonn blinden beraubt worden, zwischen zwo kanten. (S. Hund 1571.) – Franck, II, 23b. Von einem, der nichts besitzt. *138 Es fürt ein Blinder den andern. – Hauer, Liij. *139 He gaf mal säwe Blinde, hedde se em gesehen, so hedde se em gedankt. (Danzig.) – Frischbier, I, 1072. *140 He hebt wol eer drê Blinden wat gewen, un se könt noch nig seen, wat se kregen heft. – Schütze, I, 114. Von einem Geizigen, der einmal drei Blinden etwas gab, sie konnten aber nicht sehen, was. *141 Sie haben einen Blinden geschlagen. Diese Redensart wird (nach Kreuz) gewöhnlich von herumziehenden Schauspielern, Gauklern und dergleichen gesagt, die keine Zuschauer gehabt, oder deren so wenig bekommen haben, dass sie ihnen ihr Geld wieder haben müssen herausgeben. Frz.: Nous avons fait un four. (Kritzinger, 329a.) *142 Zwei Blinde boxen mit einander. Dän.: Der skerme ta blinde sammen. (Adabatarum more pugnant.) (Prov. dan., 74.) Blindischke. * He öss ut Blindischke1, wo de Hund müt dem Arsch belle. – Frischbier, I, 390. 1) Blindischken – Dorf im Kreise Goldapp. Blinken. *3 Dat blenked as de Panne op giensêid.1 (Grafsch. Mark.) – Frommann, V, 57, 20. 1) Gensêid, gienseid, jenseit. *4 Es blinkt wie ein Spiegel. Holl.: Het blinkt als een spiegel. (Harrebomée, II, 287b.) Blinnekippen. * Blinnekippen, sint dat Lü oadder Flaigen? (Grafsch. Mark.) – Woeste, 82, 13. Blinkern. *1 Dat blinkert (glänzt) as 'n Stern. – Kern, 1240. *2 Du blinkerst wie die Schaf um Mittag. (Rott-Thal.) Blinzeln. *2 Blinzeln wie eine verliebte Katze. – Gutzkow, Ritter vom Geiste, 8, 188. Blitz. 25 Der Blitz macht alles licht, da es finster war. – Petri, II, 83. 26 Der Blitz schlägt in keine Sennhütte. (Bair. Alpen.) – Rühl, Geschichten I, 96. 27 Mit dem Blitz erst folgt der Donner. Blitzableiter. 2 Ich habe zwei Blitzableiter auf meinem Hause, sagte der Mann, aber wenn ich Nachts heim komme, gibt's doch ein Donnerwetter. Blitzblau. * Blitzblau und donnergrün. – Frischbier, II, 392. Zur Bezeichnung auffälliger Farben. Blitzen. 3 Blitzet et, wenn die Bäume blühen, so giht es nits. – Schambach, II, 669. Es soll kein Obst geben, wenn es in die Baumblüte blitzt, die Bäume sollen gehindert werden Früchte anzusetzen; vielleicht auch, weil die Blüten vom Regen abgeschlagen werden, oder weil frühe Gewitter überhaupt eine Misernte befürchten lassen. 4 Wenn es blitzt von Westen her, deutets auf Gewitter schwer; kommt von Norden her der Blitz, deutet es auf grosse Hitz'. It.: Quando lampeggia da ponente, non lampeggia per niente. Quando lampeggia in tramontana, è un segno di caldana. (Giani, 874.) *5 Das blitzt wie Judeneier bei Mondschein. – Frischbier, 1828.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/520
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [508]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/520>, abgerufen am 21.11.2024.