Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

6 Jüdisch-deutsch: Wenn er sagt Borchu, sagt Kahel Jisbörech. (Tendlau, 599.)

7 Blau und Grün tragen die Narren zu Wien.

8 Blo u rot as Bauernmot. - Dicks, I, 6.

9 Läwer blo, wä nit do. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 53.

Es gibt mehrere Grasarten, deren Samen, wenn sie sich häufig in der Frucht finden, wie dies besonders in regenreichen, üppig fruchtbaren Jahren der Fall zu sein scheint, pflegt dem Mehl eine bläuliche Farbe zu verleihen, worauf sich das Sprichwort bezieht.

10 So manches Blau, also mancher Mann und keiner mehr. (S. Wunde 89 u. 90.) - Graf, 306, 155.

Mit Bezug auf Beurtheilung der Strafbarkeit von Körperverletzungen. Es wurde untersucht, ob die Wunde offen und Blut geflossen war, ob sie blos aus einer Blutrunst bestand, oder ob sie nur blau, aber nicht blutend war. - In Lübeck: Also mennig blaw also mennig man unde nenen mer. (Hach, Lübecksches Recht, S. 540.)

11 So manches Blau so manches Blut da ist, also manchen Mann mag man beklagen. - Graf, 306, 156.

In Lübeck: Also mennig blau unde blot dar is, also mennig mag me berlaghen. (Hach, 447.)

*12 Einen blau anlaufen lassen.

Ihn belügen.

*13 Hä ess blo.

In Brandenburg. Mangel und Noth geben ihm ein elendes Aussehen.

Dän.: Gid du bliver blaa, för du blives sand paa. (Prov. dan., 72.)

*14 Ja, blau sind's g'wesen. (Niederösterr.)

Diese Redensart gebrauchen viele gegen einen streitsüchtigen Menschen, der immer recht haben will, und doch nicht recht hat, um seiner los zu werden, und gleichzeitig auszudrücken, dass sie seine Ansichten nicht theilen.

*15 So bla as 'ne Wiewelse.1 (Grafsch. Mark.) - Frommann, V, 57, 17.

1) Wahrscheinlich der grosse Mist- oder Pferdekäfer.

*16 So blag as 'ne Tremms.1 - Schiller, II, 32a.

Von einem Dinge, das ausserordentlich und ungewöhnlich blass ist.

1) Einer der vielen provinziellen Namen der Kornblume (Centaurea Cyanus).

*17 So blau.

In Brandenburg, besonders in Berlin, um zu sagen: So dumm (s. d.) sollte ich sein!


Blaubeuren.

Glei bei Blaubeure leit (ligt) a Klötzle Blei. (Schwaben.)

Ein dortiger Spruch zur Uebung in der Aussprache.


Blaues.

6 Das ist ins Blaue gegangen, sagte der Kapuziner, als er die gnädige Frau am unrechten Orte klistirt hatte. - Klosterspiegel, 55, 1.

*7 Ar will's Blab (Blaue) vom Himmel roalarna. (Franken.) - Frommann, VI, 165, 45.

Er will das Blaue vom Himmel herunterlernen.

*8 Einem das Blaue vom Himmel verheissen, aber hinaufsteigen mag er selber.

*9 Er will das Blaue vom Himmel schaben, um die Maden aus dem Salz zu vertreiben. - Wirth, I, 360.


Blaufink.

De kam wi mit Jan Blaufink her. - Schütze, I, 112.

Rufen die Gassenjungen in holsteinischen Städten, wenn sie mit einem betrunkenen Menschen in ihren Karren Gespött treiben. Fink heisst ein lustiger Geselle; und Blaufink nennt man in Holstein den Jungen, der als Anführer oder Narr der Horde gewöhnlich mit einer Papiermütze und bemaltem Gesicht mit seinen Grimassen durch die Strassen der Städte zieht.


Blaukopf.

*2 'S köst'n blaukopp1, man't geiter ok för. (Lübben.)

1) Blauen Gulden.


Blaumeisen.

* Es sind Blaumeisen.

So hiessen spottweise die nach einem Schnitt von 1801 in blaugrau mit rothen Unterkleidern uniformirten leipziger Stadtsoldaten, welche wegen des Thorgroschens, der den Studirenden den Genuss der freien Abendluft ausser den Ringmauern verbitterte und dessen Erhebung die Gardisten bewachen mussten, sehr verhasst waren.


[Spaltenumbruch]
Blaustrumpf.

1 In einem Buche, A lady of the last Century, veröffentlicht der Verfasser Dr. Doran einige Notizen über den Ursprung des Namens der Blaustrumpf. Das Athenäum bringt Auszüge daraus. Mrs. Montagu war darnach die erste, die in ihren Gesellschaften an Stelle des Kartenspiels Unterhaltung an die erste Stelle setzte, ein Vorgang, in dem ihr die Damen Vesey und Ort nachfolgten. In diesen Gesellschaften zeigte sich zuweilen Mr. Benj. Stillingfleet, der etwas wunderlich in seiner Kleidung war. Seine blauen oder richtiger grauen Strümpfe gaben dem Admiral Boscaven zu dem Witz Anlass, diese Gesellschaften Blue-Stocking Societies zu nennen, was ein Fremder mit Bas-blue wörtlich übersetzte. Dieser Ursprung des Namens, den Sir William Forbes angibt, wird von Dr. Doran bestätigt. Der Name der Blaustrumpf bezog sich nicht auf die Gesellschaft der Montagu allein, er ward allen Gesellschaften gegeben, wo Damen präsidirten und Gelehrte willkommen waren. Einen Blaustrumpfklub hat es nie gegeben. Man sprach von Gesellschaften der Montagu, Vesey und Ort ohne allen Unterschied als von Blaustrumpf-Gesellschaften. Doran widerlegt die Ansicht Boswells, dass der Name zuerst um 1781 vorkomme, damals war Stillingsfleet schon 10 Jahre todt, und schon 14 Jahre vor seinem Tode, im Jahre 1757, wird seiner und seiner Strümpfe von Mrs. Montagu gedacht. (Deutsche Romanzeitung 1873, I, 558.)

*2 Ein politischer Blaustrumpf.

In Nordamerika eine Frau, die in öffentlichen Versammlungen als Sprecherin auftritt, und sich an den Fragen der Politik betheiligt. "Der politische Blaustrumpf" findet sich auch in der alten Welt, allein nur vereinzelt und im Verborgenen. In Amerika tritt das schwächere Geschlecht mit seiner politischen Farbe offen auf. (Vgl. Hausblätter, Berlin 1867, III, 309.)


Blautwernsat.

* Ga na Blautwernsat. - Frischbier, II, 384.

Ein Auftrag, der am 1. April neckweise ertheilt wird.


Blech.

*4 Blech auf den Kleidern haben.

Von Kleidern, die stattlich geputzt, mit Gold überladen sind.

Frz.: Ils sont dores comme des calices. (Kritzinger, 246.)

*5 Ein Blech machen.

Weiss der Geliebte in Tirol, dass ihm sein Mädchen untreu ist, so lässt er längere Zeit nichts merken, sondern wartet auf eine gute Gelegenheit, z. B. auf das Kirchweihfest, wo er mit seinem ungetreuen Schatz das Wirthshaus besucht. Plötzlich verschwindet er, und die Ungetreue sitzt beschämt da; ihr haftet so lange das Blech an, bis sich ein anderer Bursche findet, der für sie zahlt und sie nach Hause führt. Findet sich aber keiner, dann muss sie "Schotten tragen", d. h. sie muss allein nach Hause gehen, was natürlich eine grosse Schande ist. (Wiener Abendpost 1874, Nr. 46.)

*6 Einem ein Blech anschlagen. - Weinhold, Schles. Wb. 10.

Ihn verlästern. Blech hat hier die Bedeutung eines Zeugstreifens und sagt eigentlich: Einem unvermerkt zum Spott einen Zeugfleck anheften.


Blechlein.

*1 Ar kriegt sei Blechla. (Franken.)

Es wird ihm schlimm zugesetzt.

*2 Einem ein plechlein (bösen Nachklang) anhengen. - Mathesy, 383b.


Blechschmied.

Es ist ein politischer Blechsmied.

So nennt man in den vereinigten Staaten Nordamerikas diejenigen, welche für Zwecke ihrer Partei, besonders während der Wahlbewegung, dem Volke blauen Dunst vorreden. "Leute mit einigem Schamgefühl würden Anstand nehmen, sich so zu prostituiren, aber die politischen Blechschmiede genirt das nicht." (Wächter am Erie vom 9. September 1867, S. 2.)


Blei.

*14 Das ist nicht von Blei.

Nicht werthlos, unrecht, falsch.

*15 Die Sach' ist im Blei (s. Senkel).

In Reinem, in der Ordnung.

*16 Er hat Blei an den Füssen.

Holl.: Het is of hij lood in zijn schoe na heeft. (Harrebomee, II, 35.)

*17 Es liegt ihm wie Blei in den Gliedern. - Frischbier, I, 378.

*18 Ey, so schlag Bley hinein. - Schuppius, Trakt.


Bleiben.

37 Bleib du bei dem Deinen, und lass mich bei dem Meinen. - Graf, 529, 353.

38 Bleif, wo de bist; du weist, wat de hier verlaten hest. - Schambach, II, 702.

Mahnung gegen Auswanderung; was die Heimat bietet, weiss man, was man Fremden bieten wird, weiss man in der Regel nicht.

[Spaltenumbruch]

6 Jüdisch-deutsch: Wenn er sagt Borchu, sagt Kahel Jisbörech. (Tendlau, 599.)

7 Blau und Grün tragen die Narren zu Wien.

8 Blo u rot as Bauernmot.Dicks, I, 6.

9 Läwer blô, wä nit dô. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 53.

Es gibt mehrere Grasarten, deren Samen, wenn sie sich häufig in der Frucht finden, wie dies besonders in regenreichen, üppig fruchtbaren Jahren der Fall zu sein scheint, pflegt dem Mehl eine bläuliche Farbe zu verleihen, worauf sich das Sprichwort bezieht.

10 So manches Blau, also mancher Mann und keiner mehr. (S. Wunde 89 u. 90.)Graf, 306, 155.

Mit Bezug auf Beurtheilung der Strafbarkeit von Körperverletzungen. Es wurde untersucht, ob die Wunde offen und Blut geflossen war, ob sie blos aus einer Blutrunst bestand, oder ob sie nur blau, aber nicht blutend war. – In Lübeck: Also mennig blaw also mennig man unde nenen mer. (Hach, Lübecksches Recht, S. 540.)

11 So manches Blau so manches Blut da ist, also manchen Mann mag man beklagen.Graf, 306, 156.

In Lübeck: Also mennig blau unde blot dar is, also mennig mag me berlaghen. (Hach, 447.)

*12 Einen blau anlaufen lassen.

Ihn belügen.

*13 Hä ess blo.

In Brandenburg. Mangel und Noth geben ihm ein elendes Aussehen.

Dän.: Gid du bliver blaa, för du blives sand paa. (Prov. dan., 72.)

*14 Ja, blau sind's g'wesen. (Niederösterr.)

Diese Redensart gebrauchen viele gegen einen streitsüchtigen Menschen, der immer recht haben will, und doch nicht recht hat, um seiner los zu werden, und gleichzeitig auszudrücken, dass sie seine Ansichten nicht theilen.

*15 So bla as 'ne Wiewelse.1 (Grafsch. Mark.) – Frommann, V, 57, 17.

1) Wahrscheinlich der grosse Mist- oder Pferdekäfer.

*16 So blâg as 'ne Tremms.1Schiller, II, 32a.

Von einem Dinge, das ausserordentlich und ungewöhnlich blass ist.

1) Einer der vielen provinziellen Namen der Kornblume (Centaurea Cyanus).

*17 So blau.

In Brandenburg, besonders in Berlin, um zu sagen: So dumm (s. d.) sollte ich sein!


Blaubeuren.

Glei bei Blaubeure leit (ligt) a Klötzle Blei. (Schwaben.)

Ein dortiger Spruch zur Uebung in der Aussprache.


Blaues.

6 Das ist ins Blaue gegangen, sagte der Kapuziner, als er die gnädige Frau am unrechten Orte klistirt hatte.Klosterspiegel, 55, 1.

*7 Ar will's Blåb (Blaue) vom Himmel roalarna. (Franken.) – Frommann, VI, 165, 45.

Er will das Blaue vom Himmel herunterlernen.

*8 Einem das Blaue vom Himmel verheissen, aber hinaufsteigen mag er selber.

*9 Er will das Blaue vom Himmel schaben, um die Maden aus dem Salz zu vertreiben.Wirth, I, 360.


Blaufink.

De kam wi mit Jan Blaufink her.Schütze, I, 112.

Rufen die Gassenjungen in holsteinischen Städten, wenn sie mit einem betrunkenen Menschen in ihren Karren Gespött treiben. Fink heisst ein lustiger Geselle; und Blaufink nennt man in Holstein den Jungen, der als Anführer oder Narr der Horde gewöhnlich mit einer Papiermütze und bemaltem Gesicht mit seinen Grimassen durch die Strassen der Städte zieht.


Blaukopf.

*2 'S köst'n blaukopp1, man't geiter ôk för. (Lübben.)

1) Blauen Gulden.


Blaumeisen.

* Es sind Blaumeisen.

So hiessen spottweise die nach einem Schnitt von 1801 in blaugrau mit rothen Unterkleidern uniformirten leipziger Stadtsoldaten, welche wegen des Thorgroschens, der den Studirenden den Genuss der freien Abendluft ausser den Ringmauern verbitterte und dessen Erhebung die Gardisten bewachen mussten, sehr verhasst waren.


[Spaltenumbruch]
Blaustrumpf.

1 In einem Buche, A lady of the last Century, veröffentlicht der Verfasser Dr. Doran einige Notizen über den Ursprung des Namens der Blaustrumpf. Das Athenäum bringt Auszüge daraus. Mrs. Montagu war darnach die erste, die in ihren Gesellschaften an Stelle des Kartenspiels Unterhaltung an die erste Stelle setzte, ein Vorgang, in dem ihr die Damen Vesey und Ort nachfolgten. In diesen Gesellschaften zeigte sich zuweilen Mr. Benj. Stillingfleet, der etwas wunderlich in seiner Kleidung war. Seine blauen oder richtiger grauen Strümpfe gaben dem Admiral Boscaven zu dem Witz Anlass, diese Gesellschaften Blue-Stocking Societies zu nennen, was ein Fremder mit Bas-blue wörtlich übersetzte. Dieser Ursprung des Namens, den Sir William Forbes angibt, wird von Dr. Doran bestätigt. Der Name der Blaustrumpf bezog sich nicht auf die Gesellschaft der Montagu allein, er ward allen Gesellschaften gegeben, wo Damen präsidirten und Gelehrte willkommen waren. Einen Blaustrumpfklub hat es nie gegeben. Man sprach von Gesellschaften der Montagu, Vesey und Ort ohne allen Unterschied als von Blaustrumpf-Gesellschaften. Doran widerlegt die Ansicht Boswells, dass der Name zuerst um 1781 vorkomme, damals war Stillingsfleet schon 10 Jahre todt, und schon 14 Jahre vor seinem Tode, im Jahre 1757, wird seiner und seiner Strümpfe von Mrs. Montagu gedacht. (Deutsche Romanzeitung 1873, I, 558.)

*2 Ein politischer Blaustrumpf.

In Nordamerika eine Frau, die in öffentlichen Versammlungen als Sprecherin auftritt, und sich an den Fragen der Politik betheiligt. „Der politische Blaustrumpf“ findet sich auch in der alten Welt, allein nur vereinzelt und im Verborgenen. In Amerika tritt das schwächere Geschlecht mit seiner politischen Farbe offen auf. (Vgl. Hausblätter, Berlin 1867, III, 309.)


Blautwêrnsât.

* Gâ na Blautwêrnsât.Frischbier, II, 384.

Ein Auftrag, der am 1. April neckweise ertheilt wird.


Blech.

*4 Blech auf den Kleidern haben.

Von Kleidern, die stattlich geputzt, mit Gold überladen sind.

Frz.: Ils sont dorés comme des calices. (Kritzinger, 246.)

*5 Ein Blech machen.

Weiss der Geliebte in Tirol, dass ihm sein Mädchen untreu ist, so lässt er längere Zeit nichts merken, sondern wartet auf eine gute Gelegenheit, z. B. auf das Kirchweihfest, wo er mit seinem ungetreuen Schatz das Wirthshaus besucht. Plötzlich verschwindet er, und die Ungetreue sitzt beschämt da; ihr haftet so lange das Blech an, bis sich ein anderer Bursche findet, der für sie zahlt und sie nach Hause führt. Findet sich aber keiner, dann muss sie „Schotten tragen“, d. h. sie muss allein nach Hause gehen, was natürlich eine grosse Schande ist. (Wiener Abendpost 1874, Nr. 46.)

*6 Einem ein Blech anschlagen.Weinhold, Schles. Wb. 10.

Ihn verlästern. Blech hat hier die Bedeutung eines Zeugstreifens und sagt eigentlich: Einem unvermerkt zum Spott einen Zeugfleck anheften.


Blechlein.

*1 Ar kriegt sei Blechla. (Franken.)

Es wird ihm schlimm zugesetzt.

*2 Einem ein plechlein (bösen Nachklang) anhengen.Mathesy, 383b.


Blechschmied.

Es ist ein politischer Blechsmied.

So nennt man in den vereinigten Staaten Nordamerikas diejenigen, welche für Zwecke ihrer Partei, besonders während der Wahlbewegung, dem Volke blauen Dunst vorreden. „Leute mit einigem Schamgefühl würden Anstand nehmen, sich so zu prostituiren, aber die politischen Blechschmiede genirt das nicht.“ (Wächter am Erie vom 9. September 1867, S. 2.)


Blei.

*14 Das ist nicht von Blei.

Nicht werthlos, unrecht, falsch.

*15 Die Sach' ist im Blei (s. Senkel).

In Reinem, in der Ordnung.

*16 Er hat Blei an den Füssen.

Holl.: Het is of hij lood in zijn schoe na heeft. (Harrebomée, II, 35.)

*17 Es liegt ihm wie Blei in den Gliedern.Frischbier, I, 378.

*18 Ey, so schlag Bley hinein.Schuppius, Trakt.


Bleiben.

37 Bleib du bei dem Deinen, und lass mich bei dem Meinen.Graf, 529, 353.

38 Blîf, wo de bist; du weist, wat de hier verlaten hest.Schambach, II, 702.

Mahnung gegen Auswanderung; was die Heimat bietet, weiss man, was man Fremden bieten wird, weiss man in der Regel nicht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0518" n="[506]"/>
          <cb n="1011"/>
          <p rendition="#et2">6 <hi rendition="#i">Jüdisch-deutsch</hi>: Wenn er sagt Borchu, sagt Kahel Jisbörech. (<hi rendition="#i">Tendlau, 599.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Blau und Grün tragen die Narren zu Wien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Blo u rot as Bauernmot.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dicks, I, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Läwer blô, wä nit dô.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es gibt mehrere Grasarten, deren Samen, wenn sie sich häufig in der Frucht finden, wie dies besonders in regenreichen, üppig fruchtbaren Jahren der Fall zu sein scheint, pflegt dem Mehl eine bläuliche Farbe zu verleihen, worauf sich das Sprichwort bezieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 So manches Blau, also mancher Mann und keiner mehr. (S. Wunde  89 u.  90.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 306, 155.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Bezug auf Beurtheilung der Strafbarkeit von Körperverletzungen. Es wurde untersucht, ob die Wunde offen und Blut geflossen war, ob sie blos aus einer Blutrunst bestand, oder ob sie nur blau, aber nicht blutend war. &#x2013; In Lübeck: Also mennig blaw also mennig man unde nenen mer. (<hi rendition="#i">Hach, Lübecksches Recht, S. 540.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 So manches Blau so manches Blut da ist, also manchen Mann mag man beklagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 306, 156.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Lübeck: Also mennig blau unde blot dar is, also mennig mag me berlaghen. (<hi rendition="#i">Hach, 447.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Einen blau anlaufen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn belügen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Hä ess blo.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Brandenburg. Mangel und Noth geben ihm ein elendes Aussehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gid du bliver blaa, för du blives sand paa. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 72.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Ja, blau sind's g'wesen.</hi> (<hi rendition="#i">Niederösterr.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart gebrauchen viele gegen einen streitsüchtigen Menschen, der immer recht haben will, und doch nicht recht hat, um seiner los zu werden, und gleichzeitig auszudrücken, dass sie seine Ansichten nicht theilen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 So bla as 'ne Wiewelse.<hi rendition="#sup">1</hi></hi> (<hi rendition="#i">Grafsch. Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 57, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Wahrscheinlich der grosse Mist- oder Pferdekäfer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 So blâg as 'ne Tremms.<hi rendition="#sup">1</hi></hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schiller, II, 32<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Dinge, das ausserordentlich und ungewöhnlich blass ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Einer der vielen provinziellen Namen der Kornblume (Centaurea Cyanus).</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 So blau.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Brandenburg, besonders in Berlin, um zu sagen: So  dumm (s. d.) sollte ich sein!</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blaubeuren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Glei bei Blaubeure leit (ligt) a Klötzle Blei.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein dortiger Spruch zur Uebung in der Aussprache.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blaues.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Das ist ins Blaue gegangen, sagte der Kapuziner, als er die gnädige Frau am unrechten Orte klistirt hatte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 55, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Ar will's Blåb (Blaue) vom Himmel roalarna.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 165, 45.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er will das Blaue vom Himmel herunterlernen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Einem das Blaue vom Himmel verheissen, aber hinaufsteigen mag er selber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er will das Blaue vom Himmel schaben, um die Maden aus dem Salz zu vertreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wirth, I, 360.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blaufink.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De kam wi mit Jan Blaufink her.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, I, 112.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Rufen die Gassenjungen in holsteinischen Städten, wenn sie mit einem betrunkenen Menschen in ihren Karren Gespött treiben. Fink heisst ein lustiger Geselle; und Blaufink nennt man in Holstein den Jungen, der als Anführer oder Narr der Horde gewöhnlich mit einer Papiermütze und bemaltem Gesicht mit seinen Grimassen durch die Strassen der Städte zieht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blaukopf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 'S köst'n blaukopp<hi rendition="#sup">1</hi>, man't geiter ôk för.</hi> (<hi rendition="#i">Lübben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Blauen Gulden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blaumeisen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind Blaumeisen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So hiessen spottweise die nach einem Schnitt von 1801 in blaugrau mit rothen Unterkleidern uniformirten leipziger Stadtsoldaten, welche wegen des Thorgroschens, der den Studirenden den Genuss der freien Abendluft ausser den Ringmauern verbitterte und dessen Erhebung die Gardisten bewachen mussten, sehr verhasst waren.</p><lb/>
          <cb n="1012"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blaustrumpf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">1 In einem Buche, A lady of the last Century, veröffentlicht der Verfasser Dr. Doran einige Notizen über den Ursprung des Namens der Blaustrumpf. Das Athenäum bringt Auszüge daraus. Mrs. Montagu war darnach die erste, die in ihren Gesellschaften an Stelle des Kartenspiels Unterhaltung an die erste Stelle setzte, ein Vorgang, in dem ihr die Damen Vesey und Ort nachfolgten. In diesen Gesellschaften zeigte sich zuweilen Mr. Benj. Stillingfleet, der etwas wunderlich in seiner Kleidung war. Seine blauen oder richtiger grauen Strümpfe gaben dem Admiral Boscaven zu dem Witz Anlass, diese Gesellschaften Blue-Stocking Societies zu nennen, was ein Fremder mit Bas-blue wörtlich übersetzte. Dieser Ursprung des Namens, den Sir William Forbes angibt, wird von Dr. Doran bestätigt. Der Name der Blaustrumpf bezog sich nicht auf die Gesellschaft der Montagu allein, er ward allen Gesellschaften gegeben, wo Damen präsidirten und Gelehrte willkommen waren. Einen Blaustrumpfklub hat es nie gegeben. Man sprach von Gesellschaften der Montagu, Vesey und Ort ohne allen Unterschied als von Blaustrumpf-Gesellschaften. Doran widerlegt die Ansicht Boswells, dass der Name zuerst um 1781 vorkomme, damals war Stillingsfleet schon 10 Jahre todt, und schon 14 Jahre vor seinem Tode, im Jahre 1757, wird seiner und seiner Strümpfe von Mrs. Montagu gedacht. (<hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung 1873, I, 558.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Ein politischer Blaustrumpf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Nordamerika eine Frau, die in öffentlichen Versammlungen als Sprecherin auftritt, und sich an den Fragen der Politik betheiligt. &#x201E;Der politische Blaustrumpf&#x201C; findet sich auch in der alten Welt, allein nur vereinzelt und im Verborgenen. In Amerika tritt das schwächere Geschlecht mit seiner politischen Farbe offen auf. (Vgl. <hi rendition="#i">Hausblätter, Berlin 1867, III, 309.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blautwêrnsât.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Gâ na Blautwêrnsât.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 384.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Auftrag, der am 1. April neckweise ertheilt wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blech.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Blech auf den Kleidern haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Kleidern, die stattlich geputzt, mit Gold überladen sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ils sont dorés comme des calices. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 246.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Ein Blech machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Weiss der Geliebte in Tirol, dass ihm sein Mädchen untreu ist, so lässt er längere Zeit nichts merken, sondern wartet auf eine gute Gelegenheit, z. B. auf das Kirchweihfest, wo er mit seinem ungetreuen Schatz das Wirthshaus besucht. Plötzlich verschwindet er, und die Ungetreue sitzt beschämt da; ihr haftet so lange das Blech an, bis sich ein anderer Bursche findet, der für sie zahlt und sie nach Hause führt. Findet sich aber keiner, dann muss sie &#x201E;Schotten tragen&#x201C;, d. h. sie muss allein nach Hause gehen, was natürlich eine grosse Schande ist. (<hi rendition="#i">Wiener Abendpost 1874, Nr. 46.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Einem ein Blech anschlagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weinhold, Schles. Wb. 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn verlästern. Blech hat hier die Bedeutung eines Zeugstreifens und sagt eigentlich: Einem unvermerkt zum Spott einen Zeugfleck anheften.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blechlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Ar kriegt sei Blechla.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es wird ihm schlimm zugesetzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einem ein plechlein (bösen Nachklang) anhengen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 383<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blechschmied.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es ist ein politischer Blechsmied.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man in den vereinigten Staaten Nordamerikas diejenigen, welche für Zwecke ihrer Partei, besonders während der Wahlbewegung, dem Volke blauen Dunst vorreden. &#x201E;Leute mit einigem Schamgefühl würden Anstand nehmen, sich so zu prostituiren, aber die politischen Blechschmiede genirt das nicht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Wächter am Erie vom 9. September 1867, S. 2.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Das ist nicht von Blei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht werthlos, unrecht, falsch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Die Sach' ist im Blei (s.  Senkel).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Reinem, in der Ordnung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Er hat Blei an den Füssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is of hij lood in zijn schoe na heeft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 35.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Es liegt ihm wie Blei in den Gliedern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 378.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Ey, so schlag Bley hinein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuppius, Trakt.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bleiben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Bleib du bei dem Deinen, und lass mich bei dem Meinen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 529, 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Blîf, wo de bist; du weist, wat de hier verlaten hest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 702.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mahnung gegen Auswanderung; was die Heimat bietet, weiss man, was man Fremden bieten wird, weiss man in der Regel nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[506]/0518] 6 Jüdisch-deutsch: Wenn er sagt Borchu, sagt Kahel Jisbörech. (Tendlau, 599.) 7 Blau und Grün tragen die Narren zu Wien. 8 Blo u rot as Bauernmot. – Dicks, I, 6. 9 Läwer blô, wä nit dô. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 53. Es gibt mehrere Grasarten, deren Samen, wenn sie sich häufig in der Frucht finden, wie dies besonders in regenreichen, üppig fruchtbaren Jahren der Fall zu sein scheint, pflegt dem Mehl eine bläuliche Farbe zu verleihen, worauf sich das Sprichwort bezieht. 10 So manches Blau, also mancher Mann und keiner mehr. (S. Wunde 89 u. 90.) – Graf, 306, 155. Mit Bezug auf Beurtheilung der Strafbarkeit von Körperverletzungen. Es wurde untersucht, ob die Wunde offen und Blut geflossen war, ob sie blos aus einer Blutrunst bestand, oder ob sie nur blau, aber nicht blutend war. – In Lübeck: Also mennig blaw also mennig man unde nenen mer. (Hach, Lübecksches Recht, S. 540.) 11 So manches Blau so manches Blut da ist, also manchen Mann mag man beklagen. – Graf, 306, 156. In Lübeck: Also mennig blau unde blot dar is, also mennig mag me berlaghen. (Hach, 447.) *12 Einen blau anlaufen lassen. Ihn belügen. *13 Hä ess blo. In Brandenburg. Mangel und Noth geben ihm ein elendes Aussehen. Dän.: Gid du bliver blaa, för du blives sand paa. (Prov. dan., 72.) *14 Ja, blau sind's g'wesen. (Niederösterr.) Diese Redensart gebrauchen viele gegen einen streitsüchtigen Menschen, der immer recht haben will, und doch nicht recht hat, um seiner los zu werden, und gleichzeitig auszudrücken, dass sie seine Ansichten nicht theilen. *15 So bla as 'ne Wiewelse.1 (Grafsch. Mark.) – Frommann, V, 57, 17. 1) Wahrscheinlich der grosse Mist- oder Pferdekäfer. *16 So blâg as 'ne Tremms.1 – Schiller, II, 32a. Von einem Dinge, das ausserordentlich und ungewöhnlich blass ist. 1) Einer der vielen provinziellen Namen der Kornblume (Centaurea Cyanus). *17 So blau. In Brandenburg, besonders in Berlin, um zu sagen: So dumm (s. d.) sollte ich sein! Blaubeuren. Glei bei Blaubeure leit (ligt) a Klötzle Blei. (Schwaben.) Ein dortiger Spruch zur Uebung in der Aussprache. Blaues. 6 Das ist ins Blaue gegangen, sagte der Kapuziner, als er die gnädige Frau am unrechten Orte klistirt hatte. – Klosterspiegel, 55, 1. *7 Ar will's Blåb (Blaue) vom Himmel roalarna. (Franken.) – Frommann, VI, 165, 45. Er will das Blaue vom Himmel herunterlernen. *8 Einem das Blaue vom Himmel verheissen, aber hinaufsteigen mag er selber. *9 Er will das Blaue vom Himmel schaben, um die Maden aus dem Salz zu vertreiben. – Wirth, I, 360. Blaufink. De kam wi mit Jan Blaufink her. – Schütze, I, 112. Rufen die Gassenjungen in holsteinischen Städten, wenn sie mit einem betrunkenen Menschen in ihren Karren Gespött treiben. Fink heisst ein lustiger Geselle; und Blaufink nennt man in Holstein den Jungen, der als Anführer oder Narr der Horde gewöhnlich mit einer Papiermütze und bemaltem Gesicht mit seinen Grimassen durch die Strassen der Städte zieht. Blaukopf. *2 'S köst'n blaukopp1, man't geiter ôk för. (Lübben.) 1) Blauen Gulden. Blaumeisen. * Es sind Blaumeisen. So hiessen spottweise die nach einem Schnitt von 1801 in blaugrau mit rothen Unterkleidern uniformirten leipziger Stadtsoldaten, welche wegen des Thorgroschens, der den Studirenden den Genuss der freien Abendluft ausser den Ringmauern verbitterte und dessen Erhebung die Gardisten bewachen mussten, sehr verhasst waren. Blaustrumpf. 1 In einem Buche, A lady of the last Century, veröffentlicht der Verfasser Dr. Doran einige Notizen über den Ursprung des Namens der Blaustrumpf. Das Athenäum bringt Auszüge daraus. Mrs. Montagu war darnach die erste, die in ihren Gesellschaften an Stelle des Kartenspiels Unterhaltung an die erste Stelle setzte, ein Vorgang, in dem ihr die Damen Vesey und Ort nachfolgten. In diesen Gesellschaften zeigte sich zuweilen Mr. Benj. Stillingfleet, der etwas wunderlich in seiner Kleidung war. Seine blauen oder richtiger grauen Strümpfe gaben dem Admiral Boscaven zu dem Witz Anlass, diese Gesellschaften Blue-Stocking Societies zu nennen, was ein Fremder mit Bas-blue wörtlich übersetzte. Dieser Ursprung des Namens, den Sir William Forbes angibt, wird von Dr. Doran bestätigt. Der Name der Blaustrumpf bezog sich nicht auf die Gesellschaft der Montagu allein, er ward allen Gesellschaften gegeben, wo Damen präsidirten und Gelehrte willkommen waren. Einen Blaustrumpfklub hat es nie gegeben. Man sprach von Gesellschaften der Montagu, Vesey und Ort ohne allen Unterschied als von Blaustrumpf-Gesellschaften. Doran widerlegt die Ansicht Boswells, dass der Name zuerst um 1781 vorkomme, damals war Stillingsfleet schon 10 Jahre todt, und schon 14 Jahre vor seinem Tode, im Jahre 1757, wird seiner und seiner Strümpfe von Mrs. Montagu gedacht. (Deutsche Romanzeitung 1873, I, 558.) *2 Ein politischer Blaustrumpf. In Nordamerika eine Frau, die in öffentlichen Versammlungen als Sprecherin auftritt, und sich an den Fragen der Politik betheiligt. „Der politische Blaustrumpf“ findet sich auch in der alten Welt, allein nur vereinzelt und im Verborgenen. In Amerika tritt das schwächere Geschlecht mit seiner politischen Farbe offen auf. (Vgl. Hausblätter, Berlin 1867, III, 309.) Blautwêrnsât. * Gâ na Blautwêrnsât. – Frischbier, II, 384. Ein Auftrag, der am 1. April neckweise ertheilt wird. Blech. *4 Blech auf den Kleidern haben. Von Kleidern, die stattlich geputzt, mit Gold überladen sind. Frz.: Ils sont dorés comme des calices. (Kritzinger, 246.) *5 Ein Blech machen. Weiss der Geliebte in Tirol, dass ihm sein Mädchen untreu ist, so lässt er längere Zeit nichts merken, sondern wartet auf eine gute Gelegenheit, z. B. auf das Kirchweihfest, wo er mit seinem ungetreuen Schatz das Wirthshaus besucht. Plötzlich verschwindet er, und die Ungetreue sitzt beschämt da; ihr haftet so lange das Blech an, bis sich ein anderer Bursche findet, der für sie zahlt und sie nach Hause führt. Findet sich aber keiner, dann muss sie „Schotten tragen“, d. h. sie muss allein nach Hause gehen, was natürlich eine grosse Schande ist. (Wiener Abendpost 1874, Nr. 46.) *6 Einem ein Blech anschlagen. – Weinhold, Schles. Wb. 10. Ihn verlästern. Blech hat hier die Bedeutung eines Zeugstreifens und sagt eigentlich: Einem unvermerkt zum Spott einen Zeugfleck anheften. Blechlein. *1 Ar kriegt sei Blechla. (Franken.) Es wird ihm schlimm zugesetzt. *2 Einem ein plechlein (bösen Nachklang) anhengen. – Mathesy, 383b. Blechschmied. Es ist ein politischer Blechsmied. So nennt man in den vereinigten Staaten Nordamerikas diejenigen, welche für Zwecke ihrer Partei, besonders während der Wahlbewegung, dem Volke blauen Dunst vorreden. „Leute mit einigem Schamgefühl würden Anstand nehmen, sich so zu prostituiren, aber die politischen Blechschmiede genirt das nicht.“ (Wächter am Erie vom 9. September 1867, S. 2.) Blei. *14 Das ist nicht von Blei. Nicht werthlos, unrecht, falsch. *15 Die Sach' ist im Blei (s. Senkel). In Reinem, in der Ordnung. *16 Er hat Blei an den Füssen. Holl.: Het is of hij lood in zijn schoe na heeft. (Harrebomée, II, 35.) *17 Es liegt ihm wie Blei in den Gliedern. – Frischbier, I, 378. *18 Ey, so schlag Bley hinein. – Schuppius, Trakt. Bleiben. 37 Bleib du bei dem Deinen, und lass mich bei dem Meinen. – Graf, 529, 353. 38 Blîf, wo de bist; du weist, wat de hier verlaten hest. – Schambach, II, 702. Mahnung gegen Auswanderung; was die Heimat bietet, weiss man, was man Fremden bieten wird, weiss man in der Regel nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/518
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/518>, abgerufen am 03.12.2024.