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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Beherren.

2 Weit beherret vnd nahe befreundet ist das best. - Franck, I, 89a; Henisch, 1220, 50; Petri, II, 619; Simrock, 115, 19.

Dän.: Best at boe vidt fra herrer og naer hob venner. (Prov. dan., 284.)

Holl.: Wyd beheerd na bevriend. (Harrebomee, I, 296.)


Zu Beherrschen 3.

Böhm.: Panovati nad sebou nejvestsi jest panstvi. (Rybicka, 191.)


Beheuken.

Wä mich beheuke1 well, muss fröhch (früh) opstonn. (Köln.) - Firmenich, I, 475, 182.

1) Betrügen, herankriegen.


Behext.

* Es ist, als wenn ich behext wäre. - Frischbier, II, 314.

Wenn etwas nicht gelingen will.


Behübeln.

* He hett sick behübelt. (Detmold.) - Firmenich, I, 360, 13.

Zu viel getrunken.


Behudel.

* He is to mi nich behud't noch behaart. - Stürenburg, 13a.

Er ist mir mit Haut und Haar fremd, nicht entfernt verwandt.


Behüten.

1 Es ist böss zu behüten, was jedermann gefällt. - Lehmann, 70, 14.

2 Wer sich nicht stets behütet, der ist schlecht behütet.

Frz.: Il ne se garde pas bien qui ne se garde toujours. (Bohn I, 24.)


Beichte.

2 Holl.: Men en sal gheen biecht melden. (Tunn., 19, 14.)

Lat.: Semper celanda confessio neo reservanda. (Fallersleben, 537.)

10 Böhm.: Jaka zpoved, takova i modlitba. (Celakovsky, 9.)

Dän.: Aflösning som skristen a al. (Prov. dan., 16.)

17 Die bicht so gar zu spat geschicht, helt man für keine wahre bicht.

Lat.: Quae nimis est sera, non est confessio uera. (Loci comm., 28.)

18 Späte Beicht, macht selten das Gewissen leicht.

Lat.: Quae nimis est sera, non est confessio vera. (Binder II, 2702; Schreger, 35.)

19 Zu solcher Beichte gehört solche Absolution, sagt jener Mann, als er den Beichtiger bei der Frau antraf und ihm die Mannheit nahm. - Klosterspiegel, 58, 17.

*20 Einen in die Beichte nehmen. - Frischbier, II, 316; Schütze I, 103.

Verhören, ermahnen.

*21 Man soll keine Beichte melden.

Das Beichtgeheimniss, Sigillum confessionis, wurde durch das vierte lateranische Concil unter Innocenz III. 1215, Can. 21, zum Kirchengesetz erhoben. Bei Tunnicius (764): Men sal neine bicht melden. (Pandatur tristis nulli confessio culpae.)


Beichten.

1 Bei Petri, II, 32 findet sich noch der Zusatz: "vnd sind vor Gott so angenehm, als wenn ein Saw ins Jüdenhauss käm."

5 Dän.: Hvor ingen bekindelse er, der en ingen forlaladelse. (Prov. dan., 63.)

7 Dän.: Den ret skrifter bliver ret aflöst. (Prov. dan., 16.)

11 M'r beicht' sai Sinda, und nit sai guate Wärk', sagte der Pater zum Fischer, als er beichtete, seine Frau geschlagen zu haben.

12 Reinaus gebeicht, macht das Herz leicht.

Lat.: Sanat confessio morbum. (Philippi, II, 165.)

*13 Du brauchst nit beichten, du bist sou racht böss. (Franken.)

Du bist schon böse genug, du brauchst nicht erst zu beichten.

*14 Er beichtet mit den Rossdieben. (Rottenburg.)

Zuletzt.

*15 Er beichtet und stiehlt dem Pfarr' das Tuch dabei. - Schottmüller, Ms.

Von heuchlerischen, unverbesserlichen Menschen.

*16 Es ist vmb ain beichten gethon. - Himmelstrass, XXXII, 1, 6.


Beichtiger.

1 Da musst du den Beichtiger fragen, sagte die Mutter zum Knaben, als er wissen wollte, warum er zu seiner Tante im Kloster nicht mehr Jungfer sagen solle. - Klosterspiegel, 50, 1.

[Spaltenumbruch] 2 Wenn der Pater Beichtiger vorbetet, und die Klosterfrau abnimmt; so finden sie Erhörung, eh' ein Jahr verrinnt. (Aus dem Reussthal.) - Klosterspiegel, 16, 4.

*3 Er hätte einen guten Beichtiger abgegeben. - Klosterspiegel, 11, 18.

Von den Vögeln, die täglich andere Nester suchen.


Beichtstuhl.

2 Beichtstuhl - Höllenpfuhl.

Gegen die Ohrenbeichte der katholischen Kirche und gegen die Privatbeichte der evangelischen Kirche. Luther nennt sie eine Folterkammer des Gewissens. (Evangelische Kirchenzeitung, 1868, S. 519.)

*3 Zem Bechtsteal gon. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 132.

Konfirmirt werden, oder zum Abendmahl gehen.


Beichtvater.

*7 Er geb einen bösen beichtuater. - Franck, I, 82b.

*8 Tauben Beichtvätern beichten.

Unter tauben Beichtvätern versteht man nicht solche, die wirklich taub sind; man bezeichnet vielmehr damit Geistliche, die es nicht sehr scharf nehmen, sondern nur eine leichte Busse auflegen, auch niemandem selbst dann die Absolution versagen, wenn es sich um Sünden handelt, deren Vergebung sich der Papst vorbehalten hat. Ein solcher Beichtvater hat in den Fasten mehr zu thun, als zwanzig andere. Der Pater Gavin erzählt, dass diese sogenannten tauben Beichtväter verbunden wären, ein Drittel ihrer Einnahmen dem Kloster abzugeben, und dass dieselben zeitweise fast gar keine Ruhe hätten, dass während die Armen in der Kirche beichteten, reiche Leute sie zu sich kommen liessen. (Vgl. Der Dietrich, dessen sich die römische Kirche statt der Schlüssel Petri bedient, oder die Betrügereien der Pfaffen und Mönche in Spanien von Antonio Gavin. Aus dem Englischen. Köln 1728, 1. Th. S. 104.)


Beides.

Alles Bed's, Frau Pfarrern, sagt der Kutscher.

Die Frau eines Landgeistlichen will einem Lohnkutscher aus der Residenz, der bei kühlem Wetter mit seinem Wagen vor dem Predigerhause wartet, um jemand abzuholen, nach ihrer guten Gewohnheit eine Erfrischung reichen, und fragt ihn deshalb: "Mögen Sie lieber eine Tasse Kaffee, oder ein Schnäpschen?" "Alles Bed's, Frau Pfarrern" war die dort seitdem sprichwörtlich gewordene Antwort.


Beiein.

Wat beiein sall, dat kümmet beiein un wann 't der Deuvel mit der Mistdrage beiein dregen sall. (Sauerland.)


Beieinander.

2 Was beieinander ist, das ist stark. - Franck, I, 63b.

Lat.: Infirma consensu firma. (Franck, I, 63b.)

*3 Dicht beieinander as Hochtied und Kinnelber.

Mit Doppelsinn, denn Hochzeit und Kindelbier heissen im Volksmunde auch zwei nur durch eine Brücke von einander getrennte Dörfer in der Gegend von Jakobshagen. Die sprichwörtliche Redensart ist aber weiter verbreitet, als die Kenntniss von diesem Doppelsinn.

*4 Er hat's nicht beieinander.

Nämlich seine Sinne.


Beiern.

3 Wann et lang beiert ess et och ändlich Kirmess. (Köln.) - Firmenich, I, 472, 56; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 40.

*4 Hä hätt et beiern gehoht (gehört) un weiss nitt, wo de Kirch steht. (Köln.) - Weyden, III, 11.


Beifall.

* Häi heäd Beifälle1 as en ald Haus. (Grafschaft Mark.) - Firmenich, V, 57, 12.

1) Für hochdeutsch Einfälle (s. d.).


Beiflicken.

Offtermal is ein Ding beigeflickt, wie ein Muschel auf eim Jacobsmantel. - Lehmann, 85, 19.


Beigeben.

*2 Er gibt klein bei.

Gibt nach, sieht seinen Irrthum ein.


Beiherlaufen.

* Er läuft beiher, wie ein Wirth von Bielefeld. - Körte, 6868.

Dieser lief der Zeche wegen neben dem Wagen der abfahrenden Gäste vergeblich einher.


Beil.

19 Auch mit dem schärfsten Beil kann man den Kopf nur einmal abhauen.

Die Russen: Mehr als den Kopf abhauen, kann auch ein goldenes Beil nicht. (Altmann VI, 473.)

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Beherren.

2 Weit beherret vnd nahe befreundet ist das best.Franck, I, 89a; Henisch, 1220, 50; Petri, II, 619; Simrock, 115, 19.

Dän.: Best at boe vidt fra herrer og naer hob venner. (Prov. dan., 284.)

Holl.: Wyd beheerd na bevriend. (Harrebomée, I, 296.)


Zu Beherrschen 3.

Böhm.: Panovati nad sebou nejvĕstší jest panství. (Rybička, 191.)


Beheuken.

Wä mich beheuke1 well, muss fröhch (früh) opstonn. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 182.

1) Betrügen, herankriegen.


Behext.

* Es ist, als wenn ich behext wäre.Frischbier, II, 314.

Wenn etwas nicht gelingen will.


Behübeln.

* He hett sick behübelt. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 13.

Zu viel getrunken.


Behudel.

* He is to mi nich behud't noch behaart.Stürenburg, 13a.

Er ist mir mit Haut und Haar fremd, nicht entfernt verwandt.


Behüten.

1 Es ist böss zu behüten, was jedermann gefällt.Lehmann, 70, 14.

2 Wer sich nicht stets behütet, der ist schlecht behütet.

Frz.: Il ne se garde pas bien qui ne se garde toujours. (Bohn I, 24.)


Beichte.

2 Holl.: Men en sal gheen biecht melden. (Tunn., 19, 14.)

Lat.: Semper celanda confessio neo reservanda. (Fallersleben, 537.)

10 Böhm.: Jaká zpovĕd, taková i modlitba. (Čelakovský, 9.)

Dän.: Aflösning som skristen a al. (Prov. dan., 16.)

17 Die bicht so gar zu spat geschicht, helt man für keine wahre bicht.

Lat.: Quae nimis est sera, non est confessio uera. (Loci comm., 28.)

18 Späte Beicht, macht selten das Gewissen leicht.

Lat.: Quae nimis est sera, non est confessio vera. (Binder II, 2702; Schreger, 35.)

19 Zu solcher Beichte gehört solche Absolution, sagt jener Mann, als er den Beichtiger bei der Frau antraf und ihm die Mannheit nahm.Klosterspiegel, 58, 17.

*20 Einen in die Beichte nehmen.Frischbier, II, 316; Schütze I, 103.

Verhören, ermahnen.

*21 Man soll keine Beichte melden.

Das Beichtgeheimniss, Sigillum confessionis, wurde durch das vierte lateranische Concil unter Innocenz III. 1215, Can. 21, zum Kirchengesetz erhoben. Bei Tunnicius (764): Men sal neine bicht melden. (Pandatur tristis nulli confessio culpae.)


Beichten.

1 Bei Petri, II, 32 findet sich noch der Zusatz: „vnd sind vor Gott so angenehm, als wenn ein Saw ins Jüdenhauss käm.“

5 Dän.: Hvor ingen bekindelse er, der en ingen forlaladelse. (Prov. dan., 63.)

7 Dän.: Den ret skrifter bliver ret aflöst. (Prov. dan., 16.)

11 M'r beicht' sai Sinda, und nit sai guate Wärk', sagte der Pater zum Fischer, als er beichtete, seine Frau geschlagen zu haben.

12 Reinaus gebeicht, macht das Herz leicht.

Lat.: Sanat confessio morbum. (Philippi, II, 165.)

*13 Du brauchst nit beichten, du bist sou racht böss. (Franken.)

Du bist schon böse genug, du brauchst nicht erst zu beichten.

*14 Er beichtet mit den Rossdieben. (Rottenburg.)

Zuletzt.

*15 Er beichtet und stiehlt dem Pfarr' das Tuch dabei.Schottmüller, Ms.

Von heuchlerischen, unverbesserlichen Menschen.

*16 Es ist vmb ain beichten gethon.Himmelstrass, XXXII, 1, 6.


Beichtiger.

1 Da musst du den Beichtiger fragen, sagte die Mutter zum Knaben, als er wissen wollte, warum er zu seiner Tante im Kloster nicht mehr Jungfer sagen solle.Klosterspiegel, 50, 1.

[Spaltenumbruch] 2 Wenn der Pater Beichtiger vorbetet, und die Klosterfrau abnimmt; so finden sie Erhörung, eh' ein Jahr verrinnt. (Aus dem Reussthal.) – Klosterspiegel, 16, 4.

*3 Er hätte einen guten Beichtiger abgegeben.Klosterspiegel, 11, 18.

Von den Vögeln, die täglich andere Nester suchen.


Beichtstuhl.

2 Beichtstuhl – Höllenpfuhl.

Gegen die Ohrenbeichte der katholischen Kirche und gegen die Privatbeichte der evangelischen Kirche. Luther nennt sie eine Folterkammer des Gewissens. (Evangelische Kirchenzeitung, 1868, S. 519.)

*3 Zem Bechtsteal gôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 132.

Konfirmirt werden, oder zum Abendmahl gehen.


Beichtvater.

*7 Er geb einen bösen beichtuater.Franck, I, 82b.

*8 Tauben Beichtvätern beichten.

Unter tauben Beichtvätern versteht man nicht solche, die wirklich taub sind; man bezeichnet vielmehr damit Geistliche, die es nicht sehr scharf nehmen, sondern nur eine leichte Busse auflegen, auch niemandem selbst dann die Absolution versagen, wenn es sich um Sünden handelt, deren Vergebung sich der Papst vorbehalten hat. Ein solcher Beichtvater hat in den Fasten mehr zu thun, als zwanzig andere. Der Pater Gavin erzählt, dass diese sogenannten tauben Beichtväter verbunden wären, ein Drittel ihrer Einnahmen dem Kloster abzugeben, und dass dieselben zeitweise fast gar keine Ruhe hätten, dass während die Armen in der Kirche beichteten, reiche Leute sie zu sich kommen liessen. (Vgl. Der Dietrich, dessen sich die römische Kirche statt der Schlüssel Petri bedient, oder die Betrügereien der Pfaffen und Mönche in Spanien von Antonio Gavin. Aus dem Englischen. Köln 1728, 1. Th. S. 104.)


Beides.

Alles Bêd's, Frau Pfarrern, sagt der Kutscher.

Die Frau eines Landgeistlichen will einem Lohnkutscher aus der Residenz, der bei kühlem Wetter mit seinem Wagen vor dem Predigerhause wartet, um jemand abzuholen, nach ihrer guten Gewohnheit eine Erfrischung reichen, und fragt ihn deshalb: „Mögen Sie lieber eine Tasse Kaffee, oder ein Schnäpschen?“ „Alles Bêd's, Frau Pfarrern“ war die dort seitdem sprichwörtlich gewordene Antwort.


Beiein.

Wat beiein sall, dat kümmet beiein un wann 't der Deuvel mit der Mistdrage beiein dregen sall. (Sauerland.)


Beieinander.

2 Was beieinander ist, das ist stark.Franck, I, 63b.

Lat.: Infirma consensu firma. (Franck, I, 63b.)

*3 Dicht beieinander as Hochtied und Kinnelber.

Mit Doppelsinn, denn Hochzeit und Kindelbier heissen im Volksmunde auch zwei nur durch eine Brücke von einander getrennte Dörfer in der Gegend von Jakobshagen. Die sprichwörtliche Redensart ist aber weiter verbreitet, als die Kenntniss von diesem Doppelsinn.

*4 Er hat's nicht beieinander.

Nämlich seine Sinne.


Beiern.

3 Wann et lang beiert ess et och ändlich Kirmess. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 56; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 40.

*4 Hä hätt et beiern gehoht (gehört) un weiss nitt, wo de Kirch steht. (Köln.) – Weyden, III, 11.


Beifall.

* Häi héäd Bêifälle1 as en ald Haus. (Grafschaft Mark.) – Firmenich, V, 57, 12.

1) Für hochdeutsch Einfälle (s. d.).


Beiflicken.

Offtermal is ein Ding beigeflickt, wie ein Muschel auf eim Jacobsmantel.Lehmann, 85, 19.


Beigeben.

*2 Er gibt klein bei.

Gibt nach, sieht seinen Irrthum ein.


Beiherlaufen.

* Er läuft beiher, wie ein Wirth von Bielefeld.Körte, 6868.

Dieser lief der Zeche wegen neben dem Wagen der abfahrenden Gäste vergeblich einher.


Beil.

19 Auch mit dem schärfsten Beil kann man den Kopf nur einmal abhauen.

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[[473]/0485] Beherren. 2 Weit beherret vnd nahe befreundet ist das best. – Franck, I, 89a; Henisch, 1220, 50; Petri, II, 619; Simrock, 115, 19. Dän.: Best at boe vidt fra herrer og naer hob venner. (Prov. dan., 284.) Holl.: Wyd beheerd na bevriend. (Harrebomée, I, 296.) Zu Beherrschen 3. Böhm.: Panovati nad sebou nejvĕstší jest panství. (Rybička, 191.) Beheuken. Wä mich beheuke1 well, muss fröhch (früh) opstonn. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 182. 1) Betrügen, herankriegen. Behext. * Es ist, als wenn ich behext wäre. – Frischbier, II, 314. Wenn etwas nicht gelingen will. Behübeln. * He hett sick behübelt. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 13. Zu viel getrunken. Behudel. * He is to mi nich behud't noch behaart. – Stürenburg, 13a. Er ist mir mit Haut und Haar fremd, nicht entfernt verwandt. Behüten. 1 Es ist böss zu behüten, was jedermann gefällt. – Lehmann, 70, 14. 2 Wer sich nicht stets behütet, der ist schlecht behütet. Frz.: Il ne se garde pas bien qui ne se garde toujours. (Bohn I, 24.) Beichte. 2 Holl.: Men en sal gheen biecht melden. (Tunn., 19, 14.) Lat.: Semper celanda confessio neo reservanda. (Fallersleben, 537.) 10 Böhm.: Jaká zpovĕd, taková i modlitba. (Čelakovský, 9.) Dän.: Aflösning som skristen a al. (Prov. dan., 16.) 17 Die bicht so gar zu spat geschicht, helt man für keine wahre bicht. Lat.: Quae nimis est sera, non est confessio uera. (Loci comm., 28.) 18 Späte Beicht, macht selten das Gewissen leicht. Lat.: Quae nimis est sera, non est confessio vera. (Binder II, 2702; Schreger, 35.) 19 Zu solcher Beichte gehört solche Absolution, sagt jener Mann, als er den Beichtiger bei der Frau antraf und ihm die Mannheit nahm. – Klosterspiegel, 58, 17. *20 Einen in die Beichte nehmen. – Frischbier, II, 316; Schütze I, 103. Verhören, ermahnen. *21 Man soll keine Beichte melden. Das Beichtgeheimniss, Sigillum confessionis, wurde durch das vierte lateranische Concil unter Innocenz III. 1215, Can. 21, zum Kirchengesetz erhoben. Bei Tunnicius (764): Men sal neine bicht melden. (Pandatur tristis nulli confessio culpae.) Beichten. 1 Bei Petri, II, 32 findet sich noch der Zusatz: „vnd sind vor Gott so angenehm, als wenn ein Saw ins Jüdenhauss käm.“ 5 Dän.: Hvor ingen bekindelse er, der en ingen forlaladelse. (Prov. dan., 63.) 7 Dän.: Den ret skrifter bliver ret aflöst. (Prov. dan., 16.) 11 M'r beicht' sai Sinda, und nit sai guate Wärk', sagte der Pater zum Fischer, als er beichtete, seine Frau geschlagen zu haben. 12 Reinaus gebeicht, macht das Herz leicht. Lat.: Sanat confessio morbum. (Philippi, II, 165.) *13 Du brauchst nit beichten, du bist sou racht böss. (Franken.) Du bist schon böse genug, du brauchst nicht erst zu beichten. *14 Er beichtet mit den Rossdieben. (Rottenburg.) Zuletzt. *15 Er beichtet und stiehlt dem Pfarr' das Tuch dabei. – Schottmüller, Ms. Von heuchlerischen, unverbesserlichen Menschen. *16 Es ist vmb ain beichten gethon. – Himmelstrass, XXXII, 1, 6. Beichtiger. 1 Da musst du den Beichtiger fragen, sagte die Mutter zum Knaben, als er wissen wollte, warum er zu seiner Tante im Kloster nicht mehr Jungfer sagen solle. – Klosterspiegel, 50, 1. 2 Wenn der Pater Beichtiger vorbetet, und die Klosterfrau abnimmt; so finden sie Erhörung, eh' ein Jahr verrinnt. (Aus dem Reussthal.) – Klosterspiegel, 16, 4. *3 Er hätte einen guten Beichtiger abgegeben. – Klosterspiegel, 11, 18. Von den Vögeln, die täglich andere Nester suchen. Beichtstuhl. 2 Beichtstuhl – Höllenpfuhl. Gegen die Ohrenbeichte der katholischen Kirche und gegen die Privatbeichte der evangelischen Kirche. Luther nennt sie eine Folterkammer des Gewissens. (Evangelische Kirchenzeitung, 1868, S. 519.) *3 Zem Bechtsteal gôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 132. Konfirmirt werden, oder zum Abendmahl gehen. Beichtvater. *7 Er geb einen bösen beichtuater. – Franck, I, 82b. *8 Tauben Beichtvätern beichten. Unter tauben Beichtvätern versteht man nicht solche, die wirklich taub sind; man bezeichnet vielmehr damit Geistliche, die es nicht sehr scharf nehmen, sondern nur eine leichte Busse auflegen, auch niemandem selbst dann die Absolution versagen, wenn es sich um Sünden handelt, deren Vergebung sich der Papst vorbehalten hat. Ein solcher Beichtvater hat in den Fasten mehr zu thun, als zwanzig andere. Der Pater Gavin erzählt, dass diese sogenannten tauben Beichtväter verbunden wären, ein Drittel ihrer Einnahmen dem Kloster abzugeben, und dass dieselben zeitweise fast gar keine Ruhe hätten, dass während die Armen in der Kirche beichteten, reiche Leute sie zu sich kommen liessen. (Vgl. Der Dietrich, dessen sich die römische Kirche statt der Schlüssel Petri bedient, oder die Betrügereien der Pfaffen und Mönche in Spanien von Antonio Gavin. Aus dem Englischen. Köln 1728, 1. Th. S. 104.) Beides. Alles Bêd's, Frau Pfarrern, sagt der Kutscher. Die Frau eines Landgeistlichen will einem Lohnkutscher aus der Residenz, der bei kühlem Wetter mit seinem Wagen vor dem Predigerhause wartet, um jemand abzuholen, nach ihrer guten Gewohnheit eine Erfrischung reichen, und fragt ihn deshalb: „Mögen Sie lieber eine Tasse Kaffee, oder ein Schnäpschen?“ „Alles Bêd's, Frau Pfarrern“ war die dort seitdem sprichwörtlich gewordene Antwort. Beiein. Wat beiein sall, dat kümmet beiein un wann 't der Deuvel mit der Mistdrage beiein dregen sall. (Sauerland.) Beieinander. 2 Was beieinander ist, das ist stark. – Franck, I, 63b. Lat.: Infirma consensu firma. (Franck, I, 63b.) *3 Dicht beieinander as Hochtied und Kinnelber. Mit Doppelsinn, denn Hochzeit und Kindelbier heissen im Volksmunde auch zwei nur durch eine Brücke von einander getrennte Dörfer in der Gegend von Jakobshagen. Die sprichwörtliche Redensart ist aber weiter verbreitet, als die Kenntniss von diesem Doppelsinn. *4 Er hat's nicht beieinander. Nämlich seine Sinne. Beiern. 3 Wann et lang beiert ess et och ändlich Kirmess. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 56; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 40. *4 Hä hätt et beiern gehoht (gehört) un weiss nitt, wo de Kirch steht. (Köln.) – Weyden, III, 11. Beifall. * Häi héäd Bêifälle1 as en ald Haus. (Grafschaft Mark.) – Firmenich, V, 57, 12. 1) Für hochdeutsch Einfälle (s. d.). Beiflicken. Offtermal is ein Ding beigeflickt, wie ein Muschel auf eim Jacobsmantel. – Lehmann, 85, 19. Beigeben. *2 Er gibt klein bei. Gibt nach, sieht seinen Irrthum ein. Beiherlaufen. * Er läuft beiher, wie ein Wirth von Bielefeld. – Körte, 6868. Dieser lief der Zeche wegen neben dem Wagen der abfahrenden Gäste vergeblich einher. Beil. 19 Auch mit dem schärfsten Beil kann man den Kopf nur einmal abhauen. Die Russen: Mehr als den Kopf abhauen, kann auch ein goldenes Beil nicht. (Altmann VI, 473.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [473]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/485>, abgerufen am 21.11.2024.