Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 20 Wer badt nicht lieber im saubern Wasser als im wüsten. - Lehmann, 149, 128. 21 Wer lange badet, der lebt lange. - Petri, II, 730. 22 Wer zu lang bad, dem schor man zwier. "Wie uns ein Sprichwort lehret schier." (H. Sachs, III, LXXVII, 1.) *23 Einen baden, wie Hinz seine Mutter. "Sieds in eim Kessel vnd setzt euch drein. Lasst den Kessel ob dem Fewr stehn. Wird euch das Reissen bald vergehn." (Ayrer, IV, 2579, 20.) Bader. *6 Bader - Salbader. Lat.: Balneator, percunctator. (Binder II, 314; Eiselein, 50.) Zu Badstube 2. Das Baden war im Mittelalter eine allgemeine Gewohnheit, und da nicht jeder in seinem Hause eine Badestube haben konnte, so gab es an jedem Orte öffentliche Badestellen, deren Besitzer oder Leiter der Bader hiess. Zu Ulm bestanden deren im Jahre 1489 nicht weniger als 198, Nürnberg besass deren bereits im 14. Jahrh. 12, Wien 29. In Breslau, welches damals 20-30000 Einwohner zählte, bestanden 12 Badestuben. (Vgl. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1871.) Zu Badetag. Erklärt sich vielleicht daraus, dass die Badestuben im Mittelalter nicht wie heute täglich, sondern nur an bestimmten, von der Obrigkeit festgesetzten Tagen zum Gebrauch geöffnet waren; an kleinern Orten gewöhnlich Sonnabends, in Städten Montags oder Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Fiel auf diesen Tag ein kirchlicher Feiertag, so trat der nächstfolgende Werktag an die Stelle. Kriegk erzählt, dass der, welcher in Frankfurt a. M. am andern Tage baden wollte, dazu die bürgermeisterliche Genehmigung einholen musste. Badewasser. * Wie Badewasser schmecken. Badewasser nannte man ein im nördlichen Deutschland aus sehr wenig Korn, aber aus desto mehr verschiedenen Kräutern fabricirtes, unangenehm schmeckendes Getränke, an das man sich erinnerte, wenn man von schlechtem Biere sagte: Es schmeckt wie Badewasser. (Franck, Antiquarische Bemerkungen, Speier 1874, S. 20.) Bafleisch. De Bafleisch schmakt nit gat, bäs er drif gedauert huot. - Schuster, 284. Bagatelle. *2 Es ist eine Bagatelle für einen Kurfürsten. (Köthen.) Bahn. 15 Etwas uf de Boahne brenge. (Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 395.) *17 Dat is 'n staur Baantje. - Kern, 1027. Von einem schwierigen Posten, oder einem Wege, den man vor sich hat. - Baantje - Verkleinerungsform von Bahn, und bedeutet auch Wamms oder Unterjacke. *18 De Ban as noch net ren. (Bedburg.) *19 Er ist auff der rechten Ban. - Franck, II, 35b. *20 Et schmert Ban. (Tiegenhof.) - Frischbier, II, 249. Wenn Schnee fällt. *21 Etwas auf die lange Bahn füren (hinausschieben). - Sarcerius, 423. Denselben Sinn haben auch wol die in demselben Buche in anderer Schreibung vorkommenden Redensarten: Etwas auff die lange Bann spielen (S. 412) und Etwas auff die lange Bann ziehen (S. 415). Bahnbrechen. Bahnbrechen ist nicht jedermanns Sache. "Niemand zum erst die ban wil brechen." (Waldis, IV, 58.) Bahner. * Den Bahner anbringen. - Grimmelshausen, Vogelnest, II. Bahre. 2 Bahre gegen Bahre. - Graf, 336, 299. 3 Der Bahre folgt zur andern Thür der Fall nach. (S. Fall 6.) - Graf, 50, 174. *4 Es geht gleich vff der bahr herein. - Eyering, II, 244. Bähschnitte. *1 Ich hoa 'n techtige Beschneite kreight. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 444. Ein Geschenk bekommen, oder einen Gewinn gemacht. *2 Mid ar sette Beschneite koan a sich a Tot'r aihäla. - Peter, 444. Damit kann er sich aus der Verlegenheit helfen. Baier. 4 Der Baier duldet Alles, selbst das Fegefeuer, wenn er dabei nur gutes Bier trinken kann. - Leslin, Illustrirte Zeitung, Neuyork 1863, Nr. 303, S. 270. 5 Der Baier ohne Bier ist ein gefährlich Thier. In anderer Lesart: "ein elend Thier." Als während des deutsch-französischen Krieges die Baiern eine Abtheilung gefangener Franzosen nach Berlin gebracht hatten, wurden sie dort gefragt, ob sie in Frankreich Noth gelitten hätten. Da erwiderte einer derselben: "Was wir ausgestanden, durchg'macht, g'litten, d'rlebt hab'n, doas begreift beinah koa Mensch, und halts a koaner aus, wenn er nit a ganz guete Natur hat. Vier volle Täg Tag und Nacht koa Tropfen Bier g'sehn, viel weniger übers Herz 'bracht. Doas halt ja koa Teifel nit aus." - Das Bier ist für den Germanen und speciell für den Baier der Sporn zur Thatkraft, der Tröster in schwerer Zeit. Es stärkt Körper und Geist, verscheucht den Kummer, ist gleichzeitig Nektar und Lethe. (Lindau, Das neue Blatt, Leipzig 1871, Nr. 1, S. 13.) 6 Der Baier trieb bei Mindelheim Säue ins Reich und handelt dafür Hopfen von Memmingen ein. - Auerbach, Volksbüchel. 7 Wenn man den Baier nicht auf den Bauch tritt, so rührt er sich nicht. (Pfalz.) *8 Ein grober vnd gar ungebachner (roher) Baier. - Rollwagenbüchlein, LVIII. Baiern. Baiern und Pfalz, Gott erhalt's. Dies Sprichwort entstand, als durch Vermählung des Herzogs Otto des Erlauchten mit der Pfalzgräfin Agnes die Pfalz an Baiern kam. 3 Lat.: Quod donare potes, gratis concede roganti; nam recte fecisse bonis, in parte lucrorum est. (Catull.) (Philippi, II, 142.) Bajonnet. Auf Bajonnete kann man sich nur stützen, nicht setzen. "Auch der Kirchenfürst kann sich auf die Bajonnete nur stützen, nicht setzen." (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 457, S. 2545.) Bakel. * Bakel, juble nicht zu früh. - Langbein, Abenteuer des Pastor Schmolke und des Schulmeisters Bakel. Bald. 13 Bald, aber noch nicht. (Köthen.) Als Abfertigung. 14 Bald anders ist in allen enden, bey hohen vnd bey niedern Ständen. - Lehmann, 809, 19. 15 Bald genug, ist gut genug. Frz.: Assez tot si assez bien. (Bohn I, 5.) 16 Bald, sagte die Magd, und in ein paar Stunden war sie nahe fertig. Engl.: Two anons and a bye and bye is an hour and a half. (Bohn II, 67.) 17 Es musste nicht bald sein, sagte der Schreiner, als er gesungen: "Mit Segen mich beschütte", und einige Sägen auf ihn herabfielen. *18 Bald, bald, aber noch lange nicht. - Frischbier, II, 250. Bei absichtlicher Zögerung. Balg. 12 Lat.: Pelliculum veterem retines et fronte politicus. (Persius.) (Binder, II, 2529; Philippi, II, 90.) 13 Ein grosser Balg am Wilde zeigt an des Winters Milde. (Westpr.) - Boebel, 117. 14 Ein grosser Balg und wenig Talg. Vom Schlachtvieh, das den Erwartungen nicht entsprochen. 15 Ein leerer Balg zerspringt nicht. 16 Schwacher Balg am Wilde zeigt des Winters Milde. - Wunderlich, 34. *17 Den Balg selbst zum Kürschner tragen. - Kirchhofer, 140. *18 Einen Balg für (statt) eine(r) Jungfraw finden. - Inschriften, 413a. Um arge Täuschung zu bezeichnen, wenn jemand etwas Gutes gesucht und etwas Schlechtes bekommt. Balgen. *2 Einen bälgen. (Ermland.) - Frischbier, II, 251. Ihm den Balg abziehen - ihn durchprügeln. *3 'T balgt wol, man 't talgt nich. - Goldschmidt, II, 31. [Spaltenumbruch] 20 Wer badt nicht lieber im saubern Wasser als im wüsten. – Lehmann, 149, 128. 21 Wer lange badet, der lebt lange. – Petri, II, 730. 22 Wer zu lang bad, dem schor man zwier. „Wie uns ein Sprichwort lehret schier.“ (H. Sachs, III, LXXVII, 1.) *23 Einen baden, wie Hinz seine Mutter. „Sieds in eim Kessel vnd setzt euch drein. Lasst den Kessel ob dem Fewr stehn. Wird euch das Reissen bald vergehn.“ (Ayrer, IV, 2579, 20.) Bader. *6 Bader – Salbader. Lat.: Balneator, percunctator. (Binder II, 314; Eiselein, 50.) Zu Badstube 2. Das Baden war im Mittelalter eine allgemeine Gewohnheit, und da nicht jeder in seinem Hause eine Badestube haben konnte, so gab es an jedem Orte öffentliche Badestellen, deren Besitzer oder Leiter der Bader hiess. Zu Ulm bestanden deren im Jahre 1489 nicht weniger als 198, Nürnberg besass deren bereits im 14. Jahrh. 12, Wien 29. In Breslau, welches damals 20-30000 Einwohner zählte, bestanden 12 Badestuben. (Vgl. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1871.) Zu Badetag. Erklärt sich vielleicht daraus, dass die Badestuben im Mittelalter nicht wie heute täglich, sondern nur an bestimmten, von der Obrigkeit festgesetzten Tagen zum Gebrauch geöffnet waren; an kleinern Orten gewöhnlich Sonnabends, in Städten Montags oder Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Fiel auf diesen Tag ein kirchlicher Feiertag, so trat der nächstfolgende Werktag an die Stelle. Kriegk erzählt, dass der, welcher in Frankfurt a. M. am andern Tage baden wollte, dazu die bürgermeisterliche Genehmigung einholen musste. Badewasser. * Wie Badewasser schmecken. Badewasser nannte man ein im nördlichen Deutschland aus sehr wenig Korn, aber aus desto mehr verschiedenen Kräutern fabricirtes, unangenehm schmeckendes Getränke, an das man sich erinnerte, wenn man von schlechtem Biere sagte: Es schmeckt wie Badewasser. (Franck, Antiquarische Bemerkungen, Speier 1874, S. 20.) Bâflîsch. De Bâflîsch schmakt nit gât, bäs er drif gedauert huot. – Schuster, 284. Bagatelle. *2 Es ist eine Bagatelle für einen Kurfürsten. (Köthen.) Bahn. 15 Etwas uf de Boahne brenge. (Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 395.) *17 Dat is 'n stûr Baantje. – Kern, 1027. Von einem schwierigen Posten, oder einem Wege, den man vor sich hat. – Baantje – Verkleinerungsform von Bahn, und bedeutet auch Wamms oder Unterjacke. *18 De Bân as noch net rên. (Bedburg.) *19 Er ist auff der rechten Ban. – Franck, II, 35b. *20 Et schmêrt Bân. (Tiegenhof.) – Frischbier, II, 249. Wenn Schnee fällt. *21 Etwas auf die lange Bahn füren (hinausschieben). – Sarcerius, 423. Denselben Sinn haben auch wol die in demselben Buche in anderer Schreibung vorkommenden Redensarten: Etwas auff die lange Bann spielen (S. 412) und Etwas auff die lange Bann ziehen (S. 415). Bahnbrechen. Bahnbrechen ist nicht jedermanns Sache. „Niemand zum erst die ban wil brechen.“ (Waldis, IV, 58.) Bahner. * Den Bahner anbringen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II. Bahre. 2 Bahre gegen Bahre. – Graf, 336, 299. 3 Der Bahre folgt zur andern Thür der Fall nach. (S. Fall 6.) – Graf, 50, 174. *4 Es geht gleich vff der bahr herein. – Eyering, II, 244. Bähschnitte. *1 Ich hoa 'n techtige Bêschnîte krîght. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 444. Ein Geschenk bekommen, oder einen Gewinn gemacht. *2 Mid ar sette Bêschnîte koan a sich a Tôt'r aihäla. – Peter, 444. Damit kann er sich aus der Verlegenheit helfen. Baier. 4 Der Baier duldet Alles, selbst das Fegefeuer, wenn er dabei nur gutes Bier trinken kann. – Leslin, Illustrirte Zeitung, Neuyork 1863, Nr. 303, S. 270. 5 Der Baier ohne Bier ist ein gefährlich Thier. In anderer Lesart: „ein elend Thier.“ Als während des deutsch-französischen Krieges die Baiern eine Abtheilung gefangener Franzosen nach Berlin gebracht hatten, wurden sie dort gefragt, ob sie in Frankreich Noth gelitten hätten. Da erwiderte einer derselben: „Was wir ausgestanden, durchg'macht, g'litten, d'rlebt hab'n, doas begreift beinah koa Mensch, und halts a koaner aus, wenn er nit a ganz guete Natur hat. Vier volle Täg Tag und Nacht koa Tropfen Bier g'sehn, viel weniger übers Herz 'bracht. Doas halt ja koa Teifel nit aus.“ – Das Bier ist für den Germanen und speciell für den Baier der Sporn zur Thatkraft, der Tröster in schwerer Zeit. Es stärkt Körper und Geist, verscheucht den Kummer, ist gleichzeitig Nektar und Lethe. (Lindau, Das neue Blatt, Leipzig 1871, Nr. 1, S. 13.) 6 Der Baier trieb bei Mindelheim Säue ins Reich und handelt dafür Hopfen von Memmingen ein. – Auerbach, Volksbüchel. 7 Wenn man den Baier nicht auf den Bauch tritt, so rührt er sich nicht. 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20 Wer badt nicht lieber im saubern Wasser als im wüsten. – Lehmann, 149, 128.
21 Wer lange badet, der lebt lange. – Petri, II, 730.
22 Wer zu lang bad, dem schor man zwier.
„Wie uns ein Sprichwort lehret schier.“ (H. Sachs, III, LXXVII, 1.)
*23 Einen baden, wie Hinz seine Mutter.
„Sieds in eim Kessel vnd setzt euch drein. Lasst den Kessel ob dem Fewr stehn. Wird euch das Reissen bald vergehn.“ (Ayrer, IV, 2579, 20.)
Bader.
*6 Bader – Salbader.
Lat.: Balneator, percunctator. (Binder II, 314; Eiselein, 50.)
Zu Badstube 2. Das Baden war im Mittelalter eine allgemeine Gewohnheit, und da nicht jeder in seinem Hause eine Badestube haben konnte, so gab es an jedem Orte öffentliche Badestellen, deren Besitzer oder Leiter der Bader hiess. Zu Ulm bestanden deren im Jahre 1489 nicht weniger als 198, Nürnberg besass deren bereits im 14. Jahrh. 12, Wien 29. In Breslau, welches damals 20-30000 Einwohner zählte, bestanden 12 Badestuben. (Vgl. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1871.)
Zu Badetag. Erklärt sich vielleicht daraus, dass die Badestuben im Mittelalter nicht wie heute täglich, sondern nur an bestimmten, von der Obrigkeit festgesetzten Tagen zum Gebrauch geöffnet waren; an kleinern Orten gewöhnlich Sonnabends, in Städten Montags oder Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Fiel auf diesen Tag ein kirchlicher Feiertag, so trat der nächstfolgende Werktag an die Stelle. Kriegk erzählt, dass der, welcher in Frankfurt a. M. am andern Tage baden wollte, dazu die bürgermeisterliche Genehmigung einholen musste.
Badewasser.
* Wie Badewasser schmecken.
Badewasser nannte man ein im nördlichen Deutschland aus sehr wenig Korn, aber aus desto mehr verschiedenen Kräutern fabricirtes, unangenehm schmeckendes Getränke, an das man sich erinnerte, wenn man von schlechtem Biere sagte: Es schmeckt wie Badewasser. (Franck, Antiquarische Bemerkungen, Speier 1874, S. 20.)
Bâflîsch.
De Bâflîsch schmakt nit gât, bäs er drif gedauert huot. – Schuster, 284.
Bagatelle.
*2 Es ist eine Bagatelle für einen Kurfürsten. (Köthen.)
Bahn.
15 Etwas uf de Boahne brenge. (Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 395.)
*17 Dat is 'n stûr Baantje. – Kern, 1027.
Von einem schwierigen Posten, oder einem Wege, den man vor sich hat. – Baantje – Verkleinerungsform von Bahn, und bedeutet auch Wamms oder Unterjacke.
*18 De Bân as noch net rên. (Bedburg.)
*19 Er ist auff der rechten Ban. – Franck, II, 35b.
*20 Et schmêrt Bân. (Tiegenhof.) – Frischbier, II, 249.
Wenn Schnee fällt.
*21 Etwas auf die lange Bahn füren (hinausschieben). – Sarcerius, 423.
Denselben Sinn haben auch wol die in demselben Buche in anderer Schreibung vorkommenden Redensarten: Etwas auff die lange Bann spielen (S. 412) und Etwas auff die lange Bann ziehen (S. 415).
Bahnbrechen.
Bahnbrechen ist nicht jedermanns Sache.
„Niemand zum erst die ban wil brechen.“ (Waldis, IV, 58.)
Bahner.
* Den Bahner anbringen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II.
Bahre.
2 Bahre gegen Bahre. – Graf, 336, 299.
3 Der Bahre folgt zur andern Thür der Fall nach. (S. Fall 6.) – Graf, 50, 174.
*4 Es geht gleich vff der bahr herein. – Eyering, II, 244.
Bähschnitte.
*1 Ich hoa 'n techtige Bêschnîte krîght. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 444.
Ein Geschenk bekommen, oder einen Gewinn gemacht.
*2 Mid ar sette Bêschnîte koan a sich a Tôt'r aihäla. – Peter, 444.
Damit kann er sich aus der Verlegenheit helfen.
Baier.
4 Der Baier duldet Alles, selbst das Fegefeuer, wenn er dabei nur gutes Bier trinken kann. – Leslin, Illustrirte Zeitung, Neuyork 1863, Nr. 303, S. 270.
5 Der Baier ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
In anderer Lesart: „ein elend Thier.“ Als während des deutsch-französischen Krieges die Baiern eine Abtheilung gefangener Franzosen nach Berlin gebracht hatten, wurden sie dort gefragt, ob sie in Frankreich Noth gelitten hätten. Da erwiderte einer derselben: „Was wir ausgestanden, durchg'macht, g'litten, d'rlebt hab'n, doas begreift beinah koa Mensch, und halts a koaner aus, wenn er nit a ganz guete Natur hat. Vier volle Täg Tag und Nacht koa Tropfen Bier g'sehn, viel weniger übers Herz 'bracht. Doas halt ja koa Teifel nit aus.“ – Das Bier ist für den Germanen und speciell für den Baier der Sporn zur Thatkraft, der Tröster in schwerer Zeit. Es stärkt Körper und Geist, verscheucht den Kummer, ist gleichzeitig Nektar und Lethe. (Lindau, Das neue Blatt, Leipzig 1871, Nr. 1, S. 13.)
6 Der Baier trieb bei Mindelheim Säue ins Reich und handelt dafür Hopfen von Memmingen ein. – Auerbach, Volksbüchel.
7 Wenn man den Baier nicht auf den Bauch tritt, so rührt er sich nicht. (Pfalz.)
*8 Ein grober vnd gar ungebachner (roher) Baier. – Rollwagenbüchlein, LVIII.
Baiern.
Baiern und Pfalz, Gott erhalt's.
Dies Sprichwort entstand, als durch Vermählung des Herzogs Otto des Erlauchten mit der Pfalzgräfin Agnes die Pfalz an Baiern kam.
3 Lat.: Quod donare potes, gratis concede roganti; nam recte fecisse bonis, in parte lucrorum est. (Catull.) (Philippi, II, 142.)
Bajonnet.
Auf Bajonnete kann man sich nur stützen, nicht setzen.
„Auch der Kirchenfürst kann sich auf die Bajonnete nur stützen, nicht setzen.“ (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 457, S. 2545.)
Bakel.
* Bakel, juble nicht zu früh. – Langbein, Abenteuer des Pastor Schmolke und des Schulmeisters Bakel.
Bald.
13 Bald, aber noch nicht. (Köthen.)
Als Abfertigung.
14 Bald anders ist in allen enden, bey hohen vnd bey niedern Ständen. – Lehmann, 809, 19.
15 Bald genug, ist gut genug.
Frz.: Assez tôt si assez bien. (Bohn I, 5.)
16 Bald, sagte die Magd, und in ein paar Stunden war sie nahe fertig.
Engl.: Two anons and a bye and bye is an hour and a half. (Bohn II, 67.)
17 Es musste nicht bald sein, sagte der Schreiner, als er gesungen: „Mit Segen mich beschütte“, und einige Sägen auf ihn herabfielen.
*18 Bald, bald, aber noch lange nicht. – Frischbier, II, 250.
Bei absichtlicher Zögerung.
Balg.
12 Lat.: Pelliculum veterem retines et fronte politicus. (Persius.) (Binder, II, 2529; Philippi, II, 90.)
13 Ein grosser Balg am Wilde zeigt an des Winters Milde. (Westpr.) – Boebel, 117.
14 Ein grosser Balg und wenig Talg.
Vom Schlachtvieh, das den Erwartungen nicht entsprochen.
15 Ein leerer Balg zerspringt nicht.
16 Schwacher Balg am Wilde zeigt des Winters Milde. – Wunderlich, 34.
*17 Den Balg selbst zum Kürschner tragen. – Kirchhofer, 140.
*18 Einen Balg für (statt) eine(r) Jungfraw finden. – Inschriften, 413a.
Um arge Täuschung zu bezeichnen, wenn jemand etwas Gutes gesucht und etwas Schlechtes bekommt.
Balgen.
*2 Einen bälgen. (Ermland.) – Frischbier, II, 251.
Ihm den Balg abziehen – ihn durchprügeln.
*3 'T balgt wol, man 't talgt nich. – Goldschmidt, II, 31.
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