Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Anblaffen.

* Jemand anblaffen, wie die Sau das Judenhaus. (Berlin.)


Anblick.

7 Der erste Anblick war gut, sagte Adam, als er Eva'n das Hemde in die Höhe hob.

8 Ein schöner Anblick, seggt Adam, on kickt Eva undern Rock. (Danzig.)

9 Freundlicher Anblick erfrewebet das Hertz. - Petri, II, 315.

10 Freundlicher Anblick ist ein Bett zur Lieb. - Lehmann, 52, 3.


Anblicken.

* Einen so freundlich anblicken wie der Marder das Täublein. - Altmann VI, 513.


Anblümen.

* Sie ist anblümt. (Nürtingen.)

Die Schwangere. (S. Hoffmannstropfen.) Das Bild ist vom angesäeten Acker hergenommen.


Anbrennen.

1 Nicht mehr frei, bereits verlobt. (S. Ansangeln.) In Niederösterreich: Der ist angebrennt.

Von jemand, der nicht recht gescheit ist.

*3 He lett nix anbrennen. - Schütz, I, 152.

Er ist kurz angebunden, auch: er ist ein lustiger Geselle.


Anbringer.

Ein Anbringer macht Fehde mit Herren.

Bei Tunnicius (779): Ein anbringer maket vede mit heren. (Disiungit reges linguax et suscitat iram.)


Anbummeln.

* He bummelt bi er an, as Moder er Natelküssen. - Schütz, I, 182.

Die Holstfrauen trugen neben dem Schlüsselbunde an der Seite hangend oft auch ihr Nadelkissen.


Anclyren.

* Ik wolde myt em also anclyren (anbinden). - Freybe, Redentiner Spiele, 88.


Andacht.

9 Am Palmsonntage wurde sonst an vielen Orten auf dem Kirchhofe der katholischen Kirche ein grosser hölzerner Esel mit Rädern, darauf eine lebensgrosse Puppe als Christus, gefahren. Nach der Palmenweihe strömte dort das Volk zusammen. Der Chor der Schüler sang die Worte des Evangelisten: Cum audisset populus, quia Jesus venit Hierosylam, acceperunt ramos palmorum u. s. w. Darauf traten acht Schüler vor, hoben ihre Hände gegen den Esel auf und sangen laut: Hic est qui venturus est (dieser ist es, welcher kommen wird - das kleine Hic est). Darauf respondirte der Chor: In salutem populi. Und wieder zeigten acht andere Schüler auf den Esel und sangen: Quantus est iste, ni throni et dominationes occurrant? Noli temere filia Sion; ecce rex tuus. Das war für die Schüler schon ein ruhmvolles Stück. Darauf aber kamen andere sechs Schüler, knieten nieder, neigten ihr Angesicht zur Erde, schlugen alle zugleich die Hände über das Haupt zusammen und sangen das Salve; und wenn sie ausgesungen, gingen sie drei Schritte vor, knieten wieder nieder und sangen dreimal: Salve rex, fabricator mundi u. s. w. Dann zogen sie miteinander den Esel vorwärts, um die Sache bald zu wiederholen. (Getreu nach der Beschreibung der Feierlichkeiten im Stiftsarchiv zu St. Gallen, abgedruckt in Kessler's Leben von J. F. Bernet, S. 18.) Dieser Esel hatte aber in manchen Kirchen, z. B. in der Jakobskirche zu Nürnberg, seine eigene Kapelle, worin er aufbewahrt und verehrt wurde.

10 Andacht gebiert Reichthum, aber die Tochter frisst die Mutter. - Winckler, XVIII, 26.

11 Andacht ist das beste Sonntagskleid. - Herberger, Ib, 741.

12 Es fährt mancher für grosser andacht zum Teuffel. - Henisch, 72, 17.

13 Welsche Andacht und deutsche Fasten gelten eine Bohne. - Sailer, 233.

14 Wer einem andern andacht wehren will, der muss sie vorerst selber haben. - Henisch, 72, 29.

*15 Die andacht auff dem dantzhauss suchen.

Auch: die katzen im wasser, die fisch auff den matten. (Henisch, 648, 7.)

*16 Hei is sou vuller Anducht as de Buck vull Kütteln. (Westfalen.)


Andalusien.

Andalusien ist Spaniens Keller und Kornkammer.

"Es galt auch als Mittelpunkt der spanischen Jalousie." (Beiche, 220b.)


Andem.

* Es ist nicht andem. - Frischbier, II, 62.

Um zu sagen: die Sache verhält sich nicht so.


[Spaltenumbruch]
Anderer.

34 Auff ander soll nicht sehen allezeit, mach dich in geschicklichkeit selbs bereit.

Lat.: Vnus non alium, uetus annus non docet annum. (Loci comm., 205.)

35 Den andern (2. Januar) ein klarer Sonnenschein, bringt gute vnd vil Fisch herein.

36 Einer dem andern mag helffen bald, so er nicht ist in lieb erkalt.

Lat.: Dum bene uult, facile quit homo succurrere cuique. (Loci comm., 19.)

37 Ich will nicht über andere, und andere sollen nicht über mich klagen.

Lat.: Sine querela. (Sailer, Sprüche, 132, 120.)

38 Man muss von andern nicht begehren, was man an ihrer Stelle abschlagen wurde.

Lat.: Non petas, quod negaturus esses, non neges, quod petiturus esses. (Sailer, Sprüche, 200, 14.)

39 Wer andere anschwärzt, ist darum nicht weiss.

Dän.: Hvo som vil sverte andre, er derfor ikke hviid. (Prov. dan., 538.)

40 Wer andere will fangen, bleibt meist in eigner Schlinge hangen.

It.: Tal resta al laccio preso, che altrui l' avea teso. (Giani, 871.)

41 Wer andere will verachten, soll sich selbst betrachten; ist er fehler- und tadelfrei, so dank' er Gott, dass er es sei. - Hertz, 9.

Hausinschrift in der Schweiz.

42 Wer andern füllt den Magen, den lobt man vom Schuh bis zum Kragen.

Lat.: Laudatur patule qui replet antra gule. (Reuterdahl, 476.)

Schwed.: Thaen aer godher som glug fyllir. (Reuterdahl, 476.)

43 Wer ein andern nur jagen thut, derselb wird gewiss auch werden mud.

Lat.: Currens lassatur, quo praecurrens agitatur. (Loci comm., 36.)


Anderes.

* Was anderes ist Mäukedreck. (Dönhoffstädt.) - Frischbier, II, 59.


Aendern.

7 Lat.: Livius fit patientia quidquid corrigere est nefas. (Horaz.) (Binder II, 1656.)

10 Dän.: Det skal man lide, som staaer ey til at vride. (Prov. dan., 384.)

Poln.: Czego ujsc niemoezsz, wytrwaj. (Celakovsky, 111.)

11 Lat.: Optimum est, quod emendare non possis. (Seneca.) (Binder II, 2434; Petri, II, 76.)

12 Engl.: What cannot be repaired, is not to be regretted.

15 Alles ännert sik in der Welt, man de Schimienstäute nit. (Sauerland.)

16 Alles endert sich ohne des Papstes wurstkahen vnd der kuhschwantz. - Zinkgref, IV, 252.

17 Es ändert sich alles mit der Zeit. - Henisch, 892, 25.

18 Ist wol zehenmal geändert, sagt Galle, mein Han. - Nas, 18b.

19 Man muss sich selber ändern, wenn sich's ändern (bessern) soll.

Port.: Muda-te, mudar-se-te-ha a fortuna. (Bohn I, 284.)

20 Was man nicht ändern kan, das sol man lassen hinlauffen. - Petri, II, 603.

Böhm.: Ceho nelze predeluti, darmo na to zehrati. (Celakovsky, 192.)

Dän.: Man skal väre til freds med der som ey kand väre anderledes. (Prov. dan., 28.)

21 Wenn ich's nicht endern kan, so bistu mein lieber Mann. - Petri, II, 660.

22 Wenn man alles ändert, das Evangelium muss bleiben.

23 Wer zu oft ändert, schadet mehr als er nützt.

Frz.: Qui trop change, empire. (Bohn I, 53.)


Anders.

6 Das ist was anders, sagte der Flohfänger, da hatte er eine Laus gekriegt.

7 Deas ist anders, als, Bauer komm raus. (Ulm.)

Der Ursprung dieses Sprichwortes dürfte in einer Anekdote zu suchen sein, die mir nicht genug bekannt worden ist.

8 Es kommt wol anders, als wir meinen.

Bei Tunnicius (785): It kumt wol anders dan wy meinen. (Evenit interdum secus atque putavimus omnes.)

Lat.: Non omnia evenire, quae statuas solent. (P. Syr., 575.)

[Spaltenumbruch]
Anblaffen.

* Jemand anblaffen, wie die Sau das Judenhaus. (Berlin.)


Anblick.

7 Der erste Anblick war gut, sagte Adam, als er Eva'n das Hemde in die Höhe hob.

8 Ein schöner Anblick, seggt Adam, on kickt Eva undern Rock. (Danzig.)

9 Freundlicher Anblick erfrewebet das Hertz.Petri, II, 315.

10 Freundlicher Anblick ist ein Bett zur Lieb.Lehmann, 52, 3.


Anblicken.

* Einen so freundlich anblicken wie der Marder das Täublein.Altmann VI, 513.


Anblümen.

* Sie ist anblümt. (Nürtingen.)

Die Schwangere. (S. Hoffmannstropfen.) Das Bild ist vom angesäeten Acker hergenommen.


Anbrennen.

1 Nicht mehr frei, bereits verlobt. (S. Ansangeln.) In Niederösterreich: Der ist angebrennt.

Von jemand, der nicht recht gescheit ist.

*3 He lett nix anbrennen.Schütz, I, 152.

Er ist kurz angebunden, auch: er ist ein lustiger Geselle.


Anbringer.

Ein Anbringer macht Fehde mit Herren.

Bei Tunnicius (779): Ein anbringer maket vede mit heren. (Disiungit reges linguax et suscitat iram.)


Anbummeln.

* He bummelt bi er an, as Moder êr Natelküssen.Schütz, I, 182.

Die Holstfrauen trugen neben dem Schlüsselbunde an der Seite hangend oft auch ihr Nadelkissen.


Anclyren.

* Ik wolde myt em also anclyren (anbinden).Freybe, Redentiner Spiele, 88.


Andacht.

9 Am Palmsonntage wurde sonst an vielen Orten auf dem Kirchhofe der katholischen Kirche ein grosser hölzerner Esel mit Rädern, darauf eine lebensgrosse Puppe als Christus, gefahren. Nach der Palmenweihe strömte dort das Volk zusammen. Der Chor der Schüler sang die Worte des Evangelisten: Cum audisset populus, quia Jesus venit Hierosylam, acceperunt ramos palmorum u. s. w. Darauf traten acht Schüler vor, hoben ihre Hände gegen den Esel auf und sangen laut: Hic est qui venturus est (dieser ist es, welcher kommen wird – das kleine Hic est). Darauf respondirte der Chor: In salutem populi. Und wieder zeigten acht andere Schüler auf den Esel und sangen: Quantus est iste, ni throni et dominationes occurrant? Noli temere filia Sion; ecce rex tuus. Das war für die Schüler schon ein ruhmvolles Stück. Darauf aber kamen andere sechs Schüler, knieten nieder, neigten ihr Angesicht zur Erde, schlugen alle zugleich die Hände über das Haupt zusammen und sangen das Salve; und wenn sie ausgesungen, gingen sie drei Schritte vor, knieten wieder nieder und sangen dreimal: Salve rex, fabricator mundi u. s. w. Dann zogen sie miteinander den Esel vorwärts, um die Sache bald zu wiederholen. (Getreu nach der Beschreibung der Feierlichkeiten im Stiftsarchiv zu St. Gallen, abgedruckt in Kessler's Leben von J. F. Bernet, S. 18.) Dieser Esel hatte aber in manchen Kirchen, z. B. in der Jakobskirche zu Nürnberg, seine eigene Kapelle, worin er aufbewahrt und verehrt wurde.

10 Andacht gebiert Reichthum, aber die Tochter frisst die Mutter.Winckler, XVIII, 26.

11 Andacht ist das beste Sonntagskleid.Herberger, Ib, 741.

12 Es fährt mancher für grosser andacht zum Teuffel.Henisch, 72, 17.

13 Welsche Andacht und deutsche Fasten gelten eine Bohne.Sailer, 233.

14 Wer einem andern andacht wehren will, der muss sie vorerst selber haben.Henisch, 72, 29.

*15 Die andacht auff dem dantzhauss suchen.

Auch: die katzen im wasser, die fisch auff den matten. (Henisch, 648, 7.)

*16 Hei is sou vuller Anducht as de Buck vull Kütteln. (Westfalen.)


Andalusien.

Andalusien ist Spaniens Keller und Kornkammer.

„Es galt auch als Mittelpunkt der spanischen Jalousie.“ (Beiche, 220b.)


Andem.

* Es ist nicht andem.Frischbier, II, 62.

Um zu sagen: die Sache verhält sich nicht so.


[Spaltenumbruch]
Anderer.

34 Auff ander soll nicht sehen allezeit, mach dich in geschicklichkeit selbs bereit.

Lat.: Vnus non alium, uetus annus non docet annum. (Loci comm., 205.)

35 Den andern (2. Januar) ein klarer Sonnenschein, bringt gute vnd vil Fisch herein.

36 Einer dem andern mag helffen bald, so er nicht ist in lieb erkalt.

Lat.: Dum bene uult, facile quit homo succurrere cuique. (Loci comm., 19.)

37 Ich will nicht über andere, und andere sollen nicht über mich klagen.

Lat.: Sine querela. (Sailer, Sprüche, 132, 120.)

38 Man muss von andern nicht begehren, was man an ihrer Stelle abschlagen wurde.

Lat.: Non petas, quod negaturus esses, non neges, quod petiturus esses. (Sailer, Sprüche, 200, 14.)

39 Wer andere anschwärzt, ist darum nicht weiss.

Dän.: Hvo som vil sverte andre, er derfor ikke hviid. (Prov. dan., 538.)

40 Wer andere will fangen, bleibt meist in eigner Schlinge hangen.

It.: Tal resta al laccio preso, che altrui l' avea teso. (Giani, 871.)

41 Wer andere will verachten, soll sich selbst betrachten; ist er fehler- und tadelfrei, so dank' er Gott, dass er es sei.Hertz, 9.

Hausinschrift in der Schweiz.

42 Wer andern füllt den Magen, den lobt man vom Schuh bis zum Kragen.

Lat.: Laudatur patule qui replet antra gule. (Reuterdahl, 476.)

Schwed.: Thaen aer godher som glug fyllir. (Reuterdahl, 476.)

43 Wer ein andern nur jagen thut, derselb wird gewiss auch werden mud.

Lat.: Currens lassatur, quo praecurrens agitatur. (Loci comm., 36.)


Anderes.

* Was anderes ist Mäukedreck. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 59.


Aendern.

7 Lat.: Livius fit patientia quidquid corrigere est nefas. (Horaz.) (Binder II, 1656.)

10 Dän.: Det skal man lide, som staaer ey til at vride. (Prov. dan., 384.)

Poln.: Czego ujść niemoežsz, wytrwaj. (Čelakovský, 111.)

11 Lat.: Optimum est, quod emendare non possis. (Seneca.) (Binder II, 2434; Petri, II, 76.)

12 Engl.: What cannot be repaired, is not to be regretted.

15 Alles ännert sik in der Welt, man de Schimienstäute nit. (Sauerland.)

16 Alles endert sich ohne des Papstes wurstkahen vnd der kuhschwantz.Zinkgref, IV, 252.

17 Es ändert sich alles mit der Zeit.Henisch, 892, 25.

18 Ist wol zehenmal geändert, sagt Galle, mein Han.Nas, 18b.

19 Man muss sich selber ändern, wenn sich's ändern (bessern) soll.

Port.: Muda-te, mudar-se-te-ha a fortuna. (Bohn I, 284.)

20 Was man nicht ändern kan, das sol man lassen hinlauffen.Petri, II, 603.

Böhm.: Čeho nelze předĕluti, darmo na to žehrati. (Čelakovský, 192.)

Dän.: Man skal väre til freds med der som ey kand väre anderledes. (Prov. dan., 28.)

21 Wenn ich's nicht endern kan, so bistu mein lieber Mann.Petri, II, 660.

22 Wenn man alles ändert, das Evangelium muss bleiben.

23 Wer zu oft ändert, schadet mehr als er nützt.

Frz.: Qui trop change, empire. (Bohn I, 53.)


Anders.

6 Das ist was anders, sagte der Flohfänger, da hatte er eine Laus gekriegt.

7 Deas ist anders, als, Bauer komm raus. (Ulm.)

Der Ursprung dieses Sprichwortes dürfte in einer Anekdote zu suchen sein, die mir nicht genug bekannt worden ist.

8 Es kommt wol anders, als wir meinen.

Bei Tunnicius (785): It kumt wol anders dan wy meinen. (Evenit interdum secus atque putavimus omnes.)

Lat.: Non omnia evenire, quae statuas solent. (P. Syr., 575.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0391" n="[379]"/>
          <cb n="757"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anblaffen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Jemand anblaffen, wie die Sau das Judenhaus.</hi> (<hi rendition="#i">Berlin.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anblick.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Der erste Anblick war gut, sagte Adam, als er Eva'n das Hemde in die Höhe hob.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein schöner Anblick, seggt Adam, on kickt Eva undern Rock.</hi> (<hi rendition="#i">Danzig.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Freundlicher Anblick erfrewebet das Hertz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 315.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Freundlicher Anblick ist ein Bett zur Lieb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 52, 3.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anblicken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Einen so freundlich anblicken wie der Marder das Täublein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 513.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anblümen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie ist anblümt.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Schwangere. (S.  Hoffmannstropfen.) Das Bild ist vom angesäeten Acker hergenommen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anbrennen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Nicht mehr frei, bereits verlobt. (S.  Ansangeln.) In Niederösterreich: Der ist angebrennt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, der nicht recht gescheit ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 He lett nix anbrennen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütz, I, 152.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist kurz angebunden, auch: er ist ein lustiger Geselle.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anbringer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Anbringer macht Fehde mit Herren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (779)</hi>: Ein anbringer maket vede mit heren. (Disiungit reges linguax et suscitat iram.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anbummeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He bummelt bi er an, as Moder êr Natelküssen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütz, I, 182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Holstfrauen trugen neben dem Schlüsselbunde an der Seite hangend oft auch ihr Nadelkissen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anclyren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ik wolde myt em also anclyren (anbinden).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Freybe, Redentiner Spiele, 88.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Andacht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">9 Am Palmsonntage wurde sonst an vielen Orten auf dem Kirchhofe der katholischen Kirche ein grosser hölzerner Esel mit Rädern, darauf eine lebensgrosse Puppe als Christus, gefahren. Nach der Palmenweihe strömte dort das Volk zusammen. Der Chor der Schüler sang die Worte des Evangelisten: Cum audisset populus, quia Jesus venit Hierosylam, acceperunt ramos palmorum u. s. w. Darauf traten acht Schüler vor, hoben ihre Hände gegen den Esel auf und sangen laut: Hic est qui venturus est (dieser ist es, welcher kommen wird &#x2013; das kleine Hic est). Darauf respondirte der Chor: In salutem populi. Und wieder zeigten acht andere Schüler auf den Esel und sangen: Quantus est iste, ni throni et dominationes occurrant? Noli temere filia Sion; ecce rex tuus. Das war für die Schüler schon ein ruhmvolles Stück. Darauf aber kamen andere sechs Schüler, knieten nieder, neigten ihr Angesicht zur Erde, schlugen alle zugleich die Hände über das Haupt zusammen und sangen das Salve; und wenn sie ausgesungen, gingen sie drei Schritte vor, knieten wieder nieder und sangen dreimal: Salve rex, fabricator mundi u. s. w. Dann zogen sie miteinander den Esel vorwärts, um die Sache bald zu wiederholen. (Getreu nach der Beschreibung der Feierlichkeiten im Stiftsarchiv zu St. Gallen, abgedruckt in Kessler's Leben von J. F. Bernet, S. 18.) Dieser Esel hatte aber in manchen Kirchen, z. B. in der Jakobskirche zu Nürnberg, seine eigene Kapelle, worin er aufbewahrt und verehrt wurde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Andacht gebiert Reichthum, aber die Tochter frisst die Mutter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XVIII, 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Andacht ist das beste Sonntagskleid.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I<hi rendition="#sup">b</hi>, 741.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Es fährt mancher für grosser andacht zum Teuffel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 72, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Welsche Andacht und deutsche Fasten gelten eine Bohne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 233.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wer einem andern andacht wehren will, der muss sie vorerst selber haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 72, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Die andacht auff dem dantzhauss suchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch: die katzen im wasser, die fisch auff den matten. (<hi rendition="#i">Henisch, 648, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Hei is sou vuller Anducht as de Buck vull Kütteln.</hi> (<hi rendition="#i">Westfalen.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Andalusien.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Andalusien ist Spaniens Keller und Kornkammer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es galt auch als Mittelpunkt der spanischen Jalousie.&#x201C; (<hi rendition="#i">Beiche, 220<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Andem.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist nicht andem.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: die Sache verhält sich nicht so.</p><lb/>
          <cb n="758"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anderer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">34 Auff ander soll nicht sehen allezeit, mach dich in geschicklichkeit selbs bereit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vnus non alium, uetus annus non docet annum. (<hi rendition="#i">Loci comm., 205.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">35 Den andern (2. Januar) ein klarer Sonnenschein, bringt gute vnd vil Fisch herein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Einer dem andern mag helffen bald, so er nicht ist in lieb erkalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dum bene uult, facile quit homo succurrere cuique. (<hi rendition="#i">Loci comm., 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Ich will nicht über andere, und andere sollen nicht über mich klagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sine querela. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 132, 120.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Man muss von andern nicht begehren, was man an ihrer Stelle abschlagen wurde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non petas, quod negaturus esses, non neges, quod petiturus esses. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 200, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Wer andere anschwärzt, ist darum nicht weiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo som vil sverte andre, er derfor ikke hviid. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 538.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">40 Wer andere will fangen, bleibt meist in eigner Schlinge hangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tal resta al laccio preso, che altrui l' avea teso. (<hi rendition="#i">Giani, 871.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Wer andere will verachten, soll sich selbst betrachten; ist er fehler- und tadelfrei, so dank' er Gott, dass er es sei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hertz, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hausinschrift in der Schweiz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Wer andern füllt den Magen, den lobt man vom Schuh bis zum Kragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Laudatur patule qui replet antra gule. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 476.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Thaen aer godher som glug fyllir. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 476.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">43 Wer ein andern nur jagen thut, derselb wird gewiss auch werden mud.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Currens lassatur, quo praecurrens agitatur. (<hi rendition="#i">Loci comm., 36.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anderes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Was anderes ist Mäukedreck.</hi> (<hi rendition="#i">Dönhoffstädt.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 59.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aendern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et2">7 <hi rendition="#i">Lat.</hi>: Livius fit patientia quidquid corrigere est nefas. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1656.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">10 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det skal man lide, som staaer ey til at vride. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 384.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Czego uj&#x015B;&#x0107; niemoe&#x017E;sz, wytrwaj. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 111.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">11 <hi rendition="#i">Lat.</hi>: Optimum est, quod emendare non possis. (<hi rendition="#i">Seneca.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 2434; Petri, II, 76</hi>.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">12 <hi rendition="#i">Engl.</hi>: What cannot be repaired, is not to be regretted.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Alles ännert sik in der Welt, man de Schimienstäute nit.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Alles endert sich ohne des Papstes wurstkahen vnd der kuhschwantz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 252.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Es ändert sich alles mit der Zeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 892, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Ist wol zehenmal geändert, sagt Galle, mein Han.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nas, 18<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Man muss sich selber ändern, wenn sich's ändern (bessern) soll.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Muda-te, mudar-se-te-ha a fortuna. (<hi rendition="#i">Bohn I, 284.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Was man nicht ändern kan, das sol man lassen hinlauffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 603.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: &#x010C;eho nelze p&#x0159;ed&#x0115;luti, darmo na to &#x017E;ehrati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 192.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal väre til freds med der som ey kand väre anderledes. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 28.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wenn ich's nicht endern kan, so bistu mein lieber Mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 660.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wenn man alles ändert, das Evangelium muss bleiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wer zu oft ändert, schadet mehr als er nützt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui trop change, empire. (<hi rendition="#i">Bohn I, 53.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anders.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Das ist was anders, sagte der Flohfänger, da hatte er eine Laus gekriegt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Deas ist anders, als, Bauer komm raus.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Ursprung dieses Sprichwortes dürfte in einer Anekdote zu suchen sein, die mir nicht genug bekannt worden ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Es kommt wol anders, als wir meinen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius</hi> (785): It kumt wol anders dan wy meinen. (Evenit interdum secus atque putavimus omnes.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non omnia evenire, quae statuas solent. (<hi rendition="#i">P. Syr., 575.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[379]/0391] Anblaffen. * Jemand anblaffen, wie die Sau das Judenhaus. (Berlin.) Anblick. 7 Der erste Anblick war gut, sagte Adam, als er Eva'n das Hemde in die Höhe hob. 8 Ein schöner Anblick, seggt Adam, on kickt Eva undern Rock. (Danzig.) 9 Freundlicher Anblick erfrewebet das Hertz. – Petri, II, 315. 10 Freundlicher Anblick ist ein Bett zur Lieb. – Lehmann, 52, 3. Anblicken. * Einen so freundlich anblicken wie der Marder das Täublein. – Altmann VI, 513. Anblümen. * Sie ist anblümt. (Nürtingen.) Die Schwangere. (S. Hoffmannstropfen.) Das Bild ist vom angesäeten Acker hergenommen. Anbrennen. 1 Nicht mehr frei, bereits verlobt. (S. Ansangeln.) In Niederösterreich: Der ist angebrennt. Von jemand, der nicht recht gescheit ist. *3 He lett nix anbrennen. – Schütz, I, 152. Er ist kurz angebunden, auch: er ist ein lustiger Geselle. Anbringer. Ein Anbringer macht Fehde mit Herren. Bei Tunnicius (779): Ein anbringer maket vede mit heren. (Disiungit reges linguax et suscitat iram.) Anbummeln. * He bummelt bi er an, as Moder êr Natelküssen. – Schütz, I, 182. Die Holstfrauen trugen neben dem Schlüsselbunde an der Seite hangend oft auch ihr Nadelkissen. Anclyren. * Ik wolde myt em also anclyren (anbinden). – Freybe, Redentiner Spiele, 88. Andacht. 9 Am Palmsonntage wurde sonst an vielen Orten auf dem Kirchhofe der katholischen Kirche ein grosser hölzerner Esel mit Rädern, darauf eine lebensgrosse Puppe als Christus, gefahren. Nach der Palmenweihe strömte dort das Volk zusammen. Der Chor der Schüler sang die Worte des Evangelisten: Cum audisset populus, quia Jesus venit Hierosylam, acceperunt ramos palmorum u. s. w. Darauf traten acht Schüler vor, hoben ihre Hände gegen den Esel auf und sangen laut: Hic est qui venturus est (dieser ist es, welcher kommen wird – das kleine Hic est). Darauf respondirte der Chor: In salutem populi. Und wieder zeigten acht andere Schüler auf den Esel und sangen: Quantus est iste, ni throni et dominationes occurrant? Noli temere filia Sion; ecce rex tuus. Das war für die Schüler schon ein ruhmvolles Stück. Darauf aber kamen andere sechs Schüler, knieten nieder, neigten ihr Angesicht zur Erde, schlugen alle zugleich die Hände über das Haupt zusammen und sangen das Salve; und wenn sie ausgesungen, gingen sie drei Schritte vor, knieten wieder nieder und sangen dreimal: Salve rex, fabricator mundi u. s. w. Dann zogen sie miteinander den Esel vorwärts, um die Sache bald zu wiederholen. (Getreu nach der Beschreibung der Feierlichkeiten im Stiftsarchiv zu St. Gallen, abgedruckt in Kessler's Leben von J. F. Bernet, S. 18.) Dieser Esel hatte aber in manchen Kirchen, z. B. in der Jakobskirche zu Nürnberg, seine eigene Kapelle, worin er aufbewahrt und verehrt wurde. 10 Andacht gebiert Reichthum, aber die Tochter frisst die Mutter. – Winckler, XVIII, 26. 11 Andacht ist das beste Sonntagskleid. – Herberger, Ib, 741. 12 Es fährt mancher für grosser andacht zum Teuffel. – Henisch, 72, 17. 13 Welsche Andacht und deutsche Fasten gelten eine Bohne. – Sailer, 233. 14 Wer einem andern andacht wehren will, der muss sie vorerst selber haben. – Henisch, 72, 29. *15 Die andacht auff dem dantzhauss suchen. Auch: die katzen im wasser, die fisch auff den matten. (Henisch, 648, 7.) *16 Hei is sou vuller Anducht as de Buck vull Kütteln. (Westfalen.) Andalusien. Andalusien ist Spaniens Keller und Kornkammer. „Es galt auch als Mittelpunkt der spanischen Jalousie.“ (Beiche, 220b.) Andem. * Es ist nicht andem. – Frischbier, II, 62. Um zu sagen: die Sache verhält sich nicht so. Anderer. 34 Auff ander soll nicht sehen allezeit, mach dich in geschicklichkeit selbs bereit. Lat.: Vnus non alium, uetus annus non docet annum. (Loci comm., 205.) 35 Den andern (2. Januar) ein klarer Sonnenschein, bringt gute vnd vil Fisch herein. 36 Einer dem andern mag helffen bald, so er nicht ist in lieb erkalt. Lat.: Dum bene uult, facile quit homo succurrere cuique. (Loci comm., 19.) 37 Ich will nicht über andere, und andere sollen nicht über mich klagen. Lat.: Sine querela. (Sailer, Sprüche, 132, 120.) 38 Man muss von andern nicht begehren, was man an ihrer Stelle abschlagen wurde. Lat.: Non petas, quod negaturus esses, non neges, quod petiturus esses. (Sailer, Sprüche, 200, 14.) 39 Wer andere anschwärzt, ist darum nicht weiss. Dän.: Hvo som vil sverte andre, er derfor ikke hviid. (Prov. dan., 538.) 40 Wer andere will fangen, bleibt meist in eigner Schlinge hangen. It.: Tal resta al laccio preso, che altrui l' avea teso. (Giani, 871.) 41 Wer andere will verachten, soll sich selbst betrachten; ist er fehler- und tadelfrei, so dank' er Gott, dass er es sei. – Hertz, 9. Hausinschrift in der Schweiz. 42 Wer andern füllt den Magen, den lobt man vom Schuh bis zum Kragen. Lat.: Laudatur patule qui replet antra gule. (Reuterdahl, 476.) Schwed.: Thaen aer godher som glug fyllir. (Reuterdahl, 476.) 43 Wer ein andern nur jagen thut, derselb wird gewiss auch werden mud. Lat.: Currens lassatur, quo praecurrens agitatur. (Loci comm., 36.) Anderes. * Was anderes ist Mäukedreck. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 59. Aendern. 7 Lat.: Livius fit patientia quidquid corrigere est nefas. (Horaz.) (Binder II, 1656.) 10 Dän.: Det skal man lide, som staaer ey til at vride. (Prov. dan., 384.) Poln.: Czego ujść niemoežsz, wytrwaj. (Čelakovský, 111.) 11 Lat.: Optimum est, quod emendare non possis. (Seneca.) (Binder II, 2434; Petri, II, 76.) 12 Engl.: What cannot be repaired, is not to be regretted. 15 Alles ännert sik in der Welt, man de Schimienstäute nit. (Sauerland.) 16 Alles endert sich ohne des Papstes wurstkahen vnd der kuhschwantz. – Zinkgref, IV, 252. 17 Es ändert sich alles mit der Zeit. – Henisch, 892, 25. 18 Ist wol zehenmal geändert, sagt Galle, mein Han. – Nas, 18b. 19 Man muss sich selber ändern, wenn sich's ändern (bessern) soll. Port.: Muda-te, mudar-se-te-ha a fortuna. (Bohn I, 284.) 20 Was man nicht ändern kan, das sol man lassen hinlauffen. – Petri, II, 603. Böhm.: Čeho nelze předĕluti, darmo na to žehrati. (Čelakovský, 192.) Dän.: Man skal väre til freds med der som ey kand väre anderledes. (Prov. dan., 28.) 21 Wenn ich's nicht endern kan, so bistu mein lieber Mann. – Petri, II, 660. 22 Wenn man alles ändert, das Evangelium muss bleiben. 23 Wer zu oft ändert, schadet mehr als er nützt. Frz.: Qui trop change, empire. (Bohn I, 53.) Anders. 6 Das ist was anders, sagte der Flohfänger, da hatte er eine Laus gekriegt. 7 Deas ist anders, als, Bauer komm raus. (Ulm.) Der Ursprung dieses Sprichwortes dürfte in einer Anekdote zu suchen sein, die mir nicht genug bekannt worden ist. 8 Es kommt wol anders, als wir meinen. Bei Tunnicius (785): It kumt wol anders dan wy meinen. (Evenit interdum secus atque putavimus omnes.) Lat.: Non omnia evenire, quae statuas solent. (P. Syr., 575.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/391
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [379]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/391>, abgerufen am 21.11.2024.