Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Zeug. 1 Am schönen weissen zeug sihet man bald ein Flecken. - Lehmann, 411, 7; Winckler, III, 17. 2 Das schlechte Zeug bleibt bei seinem Besitzer, bis ein Narr kommt und es kauft. - Burckhardt, 732. 3 Dat es ok so Tügelken1, hadde de Düwel saght, doa hadde 'ne Kar Füarske (Frösche) oppelad (aufgeladen). (Lüdenscheid, Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 257, 61. 1) Verkleinerungsform von Tüg = Zeug. 4 Dat is mi son Tüg, segt de Düwel, as he Poggen (Frösche) op de Kor lod', wenn 'k en herop bört (hinaufgehoben) hew, springt de anner wedder h'run. (Hamburg.) - Hoefer, 1029; Schlingmann, 374; Globus, VIII. 5 Dat is mei son Tüg, segt de Düwel, da suorterde he Hucken un Fuörske. (Woeste.) 6 Der Zeug ist der billigste, der vor den Büchsen der Apotheken schützt. 7 Dumm Tüg, dumm Tüg, säd Hein Boje. - Piening, 96. 8 Ein reiner Zeug dient nicht zu futtern vnter groben Zeug. - Lehmann, 326, 2. 9 Ein schönes Zeug will auch einen saubern Meister haben. - Lehmann, 509, 11. 10 Ein Zeug mit Edelgestein besetzt, verbessert keinen Gaul. - Chaos, 964. 11 Et is grade Tuig, es Fraului Tuig, seg de Duiwel, däu laede en Wagen vull Förske op. (Sauerland.) 12 Guter Zeug braucht einen guten Meister. Lat.: Probae materiae probus etiam est adhibendus artifex. (Seybold, 457.) 13 Guter Zeug, guter Meister. Holl.: Goed tuig, goed meester. (Harrebomee, II, 347a.) 14 Guter Zeug ist halbes Werk. Holl.: Goed gereedschap is half werk. (Harrebomee, II, 230b.) 15 Nach dem Zeuge richtet sich die Walke. Nach der Schulter die Bürde. Guter Zeus hält eine tüchtige Walke aus, schlechter wird da durch zerstört. 16 Neuen Zeug auf ein altes Kleid flicken, ist verloren. 17 Mit schlechtem Zeug ist nicht gut werken. Holl.: Met kwaad tuig is het' kwaad werken. (Harrebomee, II, 347a.) 18 'S besst Züg vom Garn, das selbsch me spinnt. (Schweiz.) 19 Schlechtes (Werk-) Zeug macht schlechte Arbeit. 20 Wenig Zeug, viel Stickerei. - Einfälle, 420. 21 Wenn man einem was am Zeuge flicken will, so ist bald eine Ursache gefunden. Lat.: Ad calamitatem quilibet rumor valet. (Seybold, 6; Philippi, I, 7; Binder I, 12; II, 50.) 22 Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn. "Es war ein reicher herr, der hat eine grosse sach vor dem Bapst zu schaffen, vnnd nicht gantz eytel recht. Damit das die sach für sich ginge, da kam er zu dem Bapst, wannet sie also in dem geren vnd sprach: Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn, denn er horte den harnisch klingen, das waren Ducaten." (Pauli, Schimpff, LVIIIb.) 23 Wer morschen Zeug näht, muss leise zuziehen. 24 Wer sein Zeug nicht acht't, den wird ein ander nicht bracht. Frz.: On vous en donnera de petits couteaux pour les perdre. (Lendroy, 531.) 25 Wer wenig Zeug hat, kan nit lange (muss kurze) Kleider tragen. - Chaos, 961; Winckler, XI, 43. 26 Wess der Zeug; dess das Werk. - Graf, 110, 251. Wenn im allgemeinen auch im deutsch-rechtlichen Sinne das persönliche Verdienst der Arbeit für die Eigenthumsfrage massgebend war; so tritt doch in einzelnen Statuten die römische Anschauung hervor, nach welcher dem die Sache gehört, der den Stoff dazu gegeben hat. Dies gilt von dem, dem alten kölner Recht entlehnten Worte: "Desselben des der getzeug ist, deme selben ist das werk." (Lehmann, V, 72.) 27 Zeug macht meister. - Luther's Ms., S. 7. 28 Zeug, was viele mäkeln, wird zum Ladenhüter. [Spaltenumbruch] 29 Zum guten Zeug gehört ein guter Meister. - Lehmann, 326, 3; Eiselein, 658; Simrock, 12098. Lat.: Proba est materies, si probum adhibeas fabrum. (Plautus.) (Eiselein, 658.) *30 Aufgewärmt Zeug. *31 Dat Tüg sitt em so drall upp 'n Life, als wenn 't derup neiht is. - Eichwald, 1949. *32 Einem etwas am Zeuge flicken (wollen). - Eiselein, 658; Frischbier, 4169. *33 Er hat's Zeug nicht dazu. Es fehlt ihm das Arbeitszeug, es mangeln ihm die Hülfsmittel, es gebricht ihm die Fähigkeit. *34 Er ist von dem rechten Zeuge gemacht. Frz.: Il est du bois de quoi on les fait. (Kritzinger, 76a.) *35 Er redet Zeug, die Esel im Stalle lachen darüber. Die Armenier: Sprich nicht so toll, der Esel schreit ja im Stall. (Ausland, 1871, 404b.) *36 Es ist abgedroschen Zeug. *37 Es ist alles ain zeugs. Hauer, Lij2 für das lateinische: Omnia idem pulvis. *38 Häst du wat (etwas) im Tüge? (Lippe.) Hast du Vorrath an Essen und Trinken? *39 Sie haben das Zeug dazu. *40 Sie hat ihr Zeug in einer Schachtel, aber die Butter in einer Theertonne. So sagt man in Angeln, um eine Hausfrau zu bezeichnen, die sich mehr um ihren Putz, als um ihre Wirthschaft bekümmert. *41 Sie seynd gleiches zeugs. - Lehmann, 328, 42. *42 Thun, was Zeug hält. (Breslau.) Z. B. aus allen Kräften arbeiten, fahren, laufen, auch wol fluchen. *43 Ungewaschenes Zeug reden. - Frischbier, II, 2998. *44 Was Zeug! Zeug braucht man zu Hosen. - Klix, 124. *45 Wat et Tüg hol'n will. - Eichwald, 1950. *46 Wir haben des Zeuges genug. Soviel als: Ich will meine Hände auch nicht in den Schos legen, du hast ebenso einen weichen Bauch, als ich. Zeuge. 1 Alte Zeugen lügen selten. Lat.: Signa prices vera non sunt mendacia vera. (Sutor, 908.) 2 An losen (falschen) Zeugen gebrach es niemand. (S. 19.) - Körte, 7126. Bei Tunnicius (677): Loses tuges en brak nummanne. (Inveniet facile testem qui quaerit inanem.) - Prov. Comm. (459): Loser getughen en braken nieman. Holl.: Looze getuigen ontbreken niemand. (Harrebomee, II, 233a.) 3 Die Zeugen, denen man Recht in die Hand legt, reden am besten. - Eiselein, 658; Simrock, 12097. 4 Durch der Zeugen Mund geht oft ein Mensch zu Grund. Böhm.: Dva bez duse, treti bez hlavy. (Celakovsky, 352.) 5 Durch zweier Zeugen Mund wird (allerwärts) die Wahrheit kund. - Goethe (illustr. Ausg.), V, Faust, 1, 518; Simrock, 12095; Graf, 455, 489. 6 Ein armer Zeuge hat auch zwei Augen und Ohren. Frz.: Droit veut que pauvre temoin ne soit cru n'en plus, n'en moins. (Cahier, 1292.) 7 Ein zeug, der ein Ding gesehen hat, gilt mehr, denn zehen, die es vom hörensagen haben. - Petri, II, 238. Böhm.: Jistejsi oko nez ucho. - Ocim pred usima vira. (Celakovsky, 351.) Lat.: Qui audiunt, audita dicunt, qui vident, plane sciunt. (Seybold, 446.) Poln.: Oczy stoja za uszy. (Celakovsky, 351.) Schwed.: Bättre ett asyna wittne, än tio, som "hört berättas". (Wensell, 351.) 8 Ein zeug, keyn zeug. - Franck, I, 104a; Gruter, I, 28; Eisenhart, 535; Pistor., VIII, 70; Simrock, 12094; Hassl., 33; Hertius, I, 60; Hillebrand, 233. Handelt vom Beweise durch Zeugen. Bei einigen Völkern wurde Ein Zeuge gar nicht geachtet. Nach Beschaffenheit der Umstände musste der Beweis in einigen Fällen durch zwei, in andern durch drei Zeugen geführt werden. Dass durch einen einzigen Zeugen nichts erwiesen werde, ist der Sinn des vorstehenden Sprichworts, das aber auch seine vielen Ausnahmen hat. Dän.: En mands vidsze er intet vidne, og to maends vidne er saa godt som ti maens vidne. - Et vidne intet vidne. (Prov. dan., 562.) Frz.: Voix d'un, voix de nun. (Loysel, 779.) Holl.: Een getuige is geen getuige. (4 Mos. 35, 30; Laurillard, 78; Harrebomee, I, 233a.) Lat.: Unus testis, nullus testis. (Binder II, 3424.)
[Spaltenumbruch]
Zeug. 1 Am schönen weissen zeug sihet man bald ein Flecken. – Lehmann, 411, 7; Winckler, III, 17. 2 Das schlechte Zeug bleibt bei seinem Besitzer, bis ein Narr kommt und es kauft. – Burckhardt, 732. 3 Dat es ok so Tügelken1, hadde de Düwel saght, doa hadde 'ne Kâr Füarske (Frösche) oppelad (aufgeladen). (Lüdenscheid, Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 61. 1) Verkleinerungsform von Tüg = Zeug. 4 Dat is mi sôn Tüg, segt de Düwel, as he Poggen (Frösche) op de Kôr lôd', wenn 'k ên herop bört (hinaufgehoben) hew, springt de anner wedder h'run. (Hamburg.) – Hoefer, 1029; Schlingmann, 374; Globus, VIII. 5 Dat is mî sôn Tüg, segt de Düwel, da suorterde he Hucken un Fuörske. (Woeste.) 6 Der Zeug ist der billigste, der vor den Büchsen der Apotheken schützt. 7 Dumm Tüg, dumm Tüg, säd Hein Boje. – Piening, 96. 8 Ein reiner Zeug dient nicht zu futtern vnter groben Zeug. – Lehmann, 326, 2. 9 Ein schönes Zeug will auch einen saubern Meister haben. – Lehmann, 509, 11. 10 Ein Zeug mit Edelgestein besetzt, verbessert keinen Gaul. – Chaos, 964. 11 Et is grade Tuig, es Fraului Tuig, seg de Duiwel, däu láede en Wagen vull Förske op. (Sauerland.) 12 Guter Zeug braucht einen guten Meister. Lat.: Probae materiae probus etiam est adhibendus artifex. (Seybold, 457.) 13 Guter Zeug, guter Meister. Holl.: Goed tuig, goed meester. (Harrebomée, II, 347a.) 14 Guter Zeug ist halbes Werk. Holl.: Goed gereedschap is half werk. (Harrebomée, II, 230b.) 15 Nach dem Zeuge richtet sich die Walke. Nach der Schulter die Bürde. Guter Zeus hält eine tüchtige Walke aus, schlechter wird da durch zerstört. 16 Neuen Zeug auf ein altes Kleid flicken, ist verloren. 17 Mit schlechtem Zeug ist nicht gut werken. Holl.: Met kwaad tuig is het' kwaad werken. (Harrebomée, II, 347a.) 18 'S besst Züg vom Garn, das selbsch me spinnt. (Schweiz.) 19 Schlechtes (Werk-) Zeug macht schlechte Arbeit. 20 Wenig Zeug, viel Stickerei. – Einfälle, 420. 21 Wenn man einem was am Zeuge flicken will, so ist bald eine Ursache gefunden. Lat.: Ad calamitatem quilibet rumor valet. (Seybold, 6; Philippi, I, 7; Binder I, 12; II, 50.) 22 Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn. „Es war ein reicher herr, der hat eine grosse sach vor dem Bapst zu schaffen, vnnd nicht gantz eytel recht. Damit das die sach für sich ginge, da kam er zu dem Bapst, wannet sie also in dem geren vnd sprach: Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn, denn er horte den harnisch klingen, das waren Ducaten.“ (Pauli, Schimpff, LVIIIb.) 23 Wer morschen Zeug näht, muss leise zuziehen. 24 Wer sein Zeug nicht acht't, den wird ein ander nicht bracht. Frz.: On vous en donnera de petits couteaux pour les perdre. (Lendroy, 531.) 25 Wer wenig Zeug hat, kan nit lange (muss kurze) Kleider tragen. – Chaos, 961; Winckler, XI, 43. 26 Wess der Zeug; dess das Werk. – Graf, 110, 251. Wenn im allgemeinen auch im deutsch-rechtlichen Sinne das persönliche Verdienst der Arbeit für die Eigenthumsfrage massgebend war; so tritt doch in einzelnen Statuten die römische Anschauung hervor, nach welcher dem die Sache gehört, der den Stoff dazu gegeben hat. Dies gilt von dem, dem alten kölner Recht entlehnten Worte: „Desselben des der getzeug ist, deme selben ist das werk.“ (Lehmann, V, 72.) 27 Zeug macht meister. – Luther's Ms., S. 7. 28 Zeug, was viele mäkeln, wird zum Ladenhüter. [Spaltenumbruch] 29 Zum guten Zeug gehört ein guter Meister. – Lehmann, 326, 3; Eiselein, 658; Simrock, 12098. Lat.: Proba est materies, si probum adhibeas fabrum. (Plautus.) (Eiselein, 658.) *30 Aufgewärmt Zeug. *31 Dat Tüg sitt em so drall upp 'n Life, als wenn 't derup neiht is. – Eichwald, 1949. *32 Einem etwas am Zeuge flicken (wollen). – Eiselein, 658; Frischbier, 4169. *33 Er hat's Zeug nicht dazu. Es fehlt ihm das Arbeitszeug, es mangeln ihm die Hülfsmittel, es gebricht ihm die Fähigkeit. *34 Er ist von dem rechten Zeuge gemacht. Frz.: Il est du bois de quoi on les fait. (Kritzinger, 76a.) *35 Er redet Zeug, die Esel im Stalle lachen darüber. Die Armenier: Sprich nicht so toll, der Esel schreit ja im Stall. (Ausland, 1871, 404b.) *36 Es ist abgedroschen Zeug. *37 Es ist alles ain zeugs. Hauer, Lij2 für das lateinische: Omnia idem pulvis. *38 Häst du wat (etwas) im Tüge? (Lippe.) Hast du Vorrath an Essen und Trinken? *39 Sie haben das Zeug dazu. *40 Sie hat ihr Zeug in einer Schachtel, aber die Butter in einer Theertonne. So sagt man in Angeln, um eine Hausfrau zu bezeichnen, die sich mehr um ihren Putz, als um ihre Wirthschaft bekümmert. *41 Sie seynd gleiches zeugs. – Lehmann, 328, 42. *42 Thun, was Zeug hält. (Breslau.) Z. B. aus allen Kräften arbeiten, fahren, laufen, auch wol fluchen. *43 Ungewaschenes Zeug reden. – Frischbier, II, 2998. *44 Was Zeug! Zeug braucht man zu Hosen. – Klix, 124. *45 Wat et Tüg hol'n will. – Eichwald, 1950. *46 Wir haben des Zeuges genug. Soviel als: Ich will meine Hände auch nicht in den Schos legen, du hast ebenso einen weichen Bauch, als ich. Zeuge. 1 Alte Zeugen lügen selten. Lat.: Signa prices vera non sunt mendacia vera. (Sutor, 908.) 2 An losen (falschen) Zeugen gebrach es niemand. (S. 19.) – Körte, 7126. Bei Tunnicius (677): Loses tuges en brak nummanne. (Inveniet facile testem qui quaerit inanem.) – Prov. Comm. (459): Loser getughen en braken nieman. Holl.: Looze getuigen ontbreken niemand. (Harrebomée, II, 233a.) 3 Die Zeugen, denen man Recht in die Hand legt, reden am besten. – Eiselein, 658; Simrock, 12097. 4 Durch der Zeugen Mund geht oft ein Mensch zu Grund. Böhm.: Dvá bez duše, třetí bez hlavý. (Čelakovsky, 352.) 5 Durch zweier Zeugen Mund wird (allerwärts) die Wahrheit kund. – Goethe (illustr. Ausg.), V, Faust, 1, 518; Simrock, 12095; Graf, 455, 489. 6 Ein armer Zeuge hat auch zwei Augen und Ohren. Frz.: Droit veut que pauvre témoin ne soit cru n'en plus, n'en moins. (Cahier, 1292.) 7 Ein zeug, der ein Ding gesehen hat, gilt mehr, denn zehen, die es vom hörensagen haben. – Petri, II, 238. Böhm.: Jistĕjší oko než ucho. – Očím před ušima víra. (Čelakovsky, 351.) Lat.: Qui audiunt, audita dicunt, qui vident, plane sciunt. (Seybold, 446.) Poln.: Oczy stoją za uszy. (Čelakovsky, 351.) Schwed.: Bättre ett åsyna wittne, än tio, som „hört berättas“. (Wensell, 351.) 8 Ein zeug, keyn zeug. – Franck, I, 104a; Gruter, I, 28; Eisenhart, 535; Pistor., VIII, 70; Simrock, 12094; Hassl., 33; Hertius, I, 60; Hillebrand, 233. Handelt vom Beweise durch Zeugen. Bei einigen Völkern wurde Ein Zeuge gar nicht geachtet. Nach Beschaffenheit der Umstände musste der Beweis in einigen Fällen durch zwei, in andern durch drei Zeugen geführt werden. Dass durch einen einzigen Zeugen nichts erwiesen werde, ist der Sinn des vorstehenden Sprichworts, das aber auch seine vielen Ausnahmen hat. Dän.: En mands vidsze er intet vidne, og to maends vidne er saa godt som ti mæns vidne. – Et vidne intet vidne. (Prov. dan., 562.) Frz.: Voix d'un, voix de nun. (Loysel, 779.) Holl.: Een getuige is geen getuige. (4 Mos. 35, 30; Laurillard, 78; Harrebomée, I, 233a.) Lat.: Unus testis, nullus testis. (Binder II, 3424.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0296" n="[284]"/> <cb n="567"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zeug.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Am schönen weissen zeug sihet man bald ein Flecken.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 411, 7; Winckler, III, 17.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das schlechte Zeug bleibt bei seinem Besitzer, bis ein Narr kommt und es kauft.</hi> – <hi rendition="#i">Burckhardt, 732.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Dat es ok so Tügelken<hi rendition="#sup">1</hi>, hadde de Düwel saght, doa hadde 'ne Kâr Füarske (Frösche) oppelad (aufgeladen).</hi> (<hi rendition="#i">Lüdenscheid, Grafschaft Mark.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, III, 257, 61.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Verkleinerungsform von Tüg = Zeug.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Dat is mi sôn Tüg, segt de Düwel, as he Poggen (Frösche) op de Kôr lôd', wenn 'k ên herop bört (hinaufgehoben) hew, springt de anner wedder h'run.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Hoefer, 1029; Schlingmann, 374; Globus, VIII.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Dat is mî sôn Tüg, segt de Düwel, da suorterde he Hucken un Fuörske.</hi> (<hi rendition="#i">Woeste.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Der Zeug ist der billigste, der vor den Büchsen der Apotheken schützt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Dumm Tüg, dumm Tüg, säd Hein Boje.</hi> – <hi rendition="#i">Piening, 96.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein reiner Zeug dient nicht zu futtern vnter groben Zeug.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 326, 2.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Ein schönes Zeug will auch einen saubern Meister haben.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 509, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Ein Zeug mit Edelgestein besetzt, verbessert keinen Gaul.</hi> – <hi rendition="#i">Chaos, 964.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Et is grade Tuig, es Fraului Tuig, seg de Duiwel, däu láede en Wagen vull Förske op.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Guter Zeug braucht einen guten Meister.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Probae materiae probus etiam est adhibendus artifex. (<hi rendition="#i">Seybold, 457.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Guter Zeug, guter Meister.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Goed tuig, goed meester. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 347<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Guter Zeug ist halbes Werk.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Goed gereedschap is half werk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 230<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Nach dem Zeuge richtet sich die Walke.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nach der Schulter die Bürde. Guter Zeus hält eine tüchtige Walke aus, schlechter wird da durch zerstört.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Neuen Zeug auf ein altes Kleid flicken, ist verloren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Mit schlechtem Zeug ist nicht gut werken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Met kwaad tuig is het' kwaad werken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 347<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 'S besst Züg vom Garn, das selbsch me spinnt.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Schlechtes (Werk-) Zeug macht schlechte Arbeit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wenig Zeug, viel Stickerei.</hi> – <hi rendition="#i">Einfälle, 420.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Wenn man einem was am Zeuge flicken will, so ist bald eine Ursache gefunden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad calamitatem quilibet rumor valet. (<hi rendition="#i">Seybold, 6; Philippi, I, 7; Binder I, 12; II, 50.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Es war ein reicher herr, der hat eine grosse sach vor dem Bapst zu schaffen, vnnd nicht gantz eytel recht. Damit das die sach für sich ginge, da kam er zu dem Bapst, wannet sie also in dem geren vnd sprach: Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn, denn er horte den harnisch klingen, das waren Ducaten.“ (<hi rendition="#i">Pauli, Schimpff, LVIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wer morschen Zeug näht, muss leise zuziehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Wer sein Zeug nicht acht't, den wird ein ander nicht bracht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On vous en donnera de petits couteaux pour les perdre. (<hi rendition="#i">Lendroy, 531.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Wer wenig Zeug hat, kan nit lange (muss kurze) Kleider tragen.</hi> – <hi rendition="#i">Chaos, 961; Winckler, XI, 43.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Wess der Zeug; dess das Werk.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 110, 251.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn im allgemeinen auch im deutsch-rechtlichen Sinne das persönliche Verdienst der Arbeit für die Eigenthumsfrage massgebend war; so tritt doch in einzelnen Statuten die römische Anschauung hervor, nach welcher dem die Sache gehört, der den Stoff dazu gegeben hat. Dies gilt von dem, dem alten kölner Recht entlehnten Worte: „Desselben des der getzeug ist, deme selben ist das werk.“ (<hi rendition="#i">Lehmann, V, 72.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Zeug macht meister.</hi> – <hi rendition="#i">Luther's Ms., S. 7.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Zeug, was viele mäkeln, wird zum Ladenhüter.</hi> </p><lb/> <cb n="568"/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Zum guten Zeug gehört ein guter Meister.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 326, 3; Eiselein, 658; Simrock, 12098.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Proba est materies, si probum adhibeas fabrum. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) (<hi rendition="#i">Eiselein, 658.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*30 Aufgewärmt Zeug.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Dat Tüg sitt em so drall upp 'n Life, als wenn 't derup neiht is.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1949.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Einem etwas am Zeuge flicken (wollen).</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 658; Frischbier, 4169.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Er hat's Zeug nicht dazu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Es fehlt ihm das Arbeitszeug, es mangeln ihm die Hülfsmittel, es gebricht ihm die Fähigkeit.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*34 Er ist von dem rechten Zeuge gemacht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est du bois de quoi on les fait. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 76<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*35 Er redet Zeug, die Esel im Stalle lachen darüber.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Armenier: Sprich nicht so toll, der Esel schreit ja im Stall. (<hi rendition="#i">Ausland, 1871, 404<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Es ist abgedroschen Zeug.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*37 Es ist alles ain zeugs.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Hauer, Lij<hi rendition="#sup">2</hi></hi> für das lateinische: Omnia idem pulvis.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Häst du wat (etwas) im Tüge?</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Hast du Vorrath an Essen und Trinken?</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*39 Sie haben das Zeug dazu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Sie hat ihr Zeug in einer Schachtel, aber die Butter in einer Theertonne.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">So sagt man in Angeln, um eine Hausfrau zu bezeichnen, die sich mehr um ihren Putz, als um ihre Wirthschaft bekümmert.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*41 Sie seynd gleiches zeugs.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 328, 42.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Thun, was Zeug hält.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Z. B. aus allen Kräften arbeiten, fahren, laufen, auch wol fluchen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Ungewaschenes Zeug reden.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier, II, 2998.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Was Zeug! Zeug braucht man zu Hosen.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 124.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Wat et Tüg hol'n will.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1950.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*46 Wir haben des Zeuges genug.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Soviel als: Ich will meine Hände auch nicht in den Schos legen, du hast ebenso einen weichen Bauch, als ich.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zeuge.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alte Zeugen lügen selten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Signa prices vera non sunt mendacia vera. (<hi rendition="#i">Sutor, 908.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 An losen (falschen) Zeugen gebrach es niemand. (S. 19.)</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 7126.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (677)</hi>: Loses tuges en brak nummanne. (Inveniet facile testem qui quaerit inanem.) – <hi rendition="#i">Prov. Comm. (459)</hi>: Loser getughen en braken nieman.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Looze getuigen ontbreken niemand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 233<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Zeugen, denen man Recht in die Hand legt, reden am besten.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 658; Simrock, 12097.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Durch der Zeugen Mund geht oft ein Mensch zu Grund.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dvá bez duše, třetí bez hlavý. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 352.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Durch zweier Zeugen Mund wird (allerwärts) die Wahrheit kund.</hi> – <hi rendition="#i">Goethe (illustr. Ausg.), V, Faust, 1, 518; Simrock, 12095; Graf, 455, 489.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ein armer Zeuge hat auch zwei Augen und Ohren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Droit veut que pauvre témoin ne soit cru n'en plus, n'en moins. (<hi rendition="#i">Cahier, 1292.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Ein zeug, der ein Ding gesehen hat, gilt mehr, denn zehen, die es vom hörensagen haben.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 238.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Jistĕjší oko než ucho. – Očím před ušima víra. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 351.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui audiunt, audita dicunt, qui vident, plane sciunt. (<hi rendition="#i">Seybold, 446.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Oczy stoją za uszy. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 351.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Bättre ett åsyna wittne, än tio, som „hört berättas“. (<hi rendition="#i">Wensell, 351.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein zeug, keyn zeug.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 104<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 28; Eisenhart, 535; Pistor., VIII, 70; Simrock, 12094; Hassl., 33; Hertius, I, 60; Hillebrand, 233.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Handelt vom Beweise durch Zeugen. Bei einigen Völkern wurde Ein Zeuge gar nicht geachtet. Nach Beschaffenheit der Umstände musste der Beweis in einigen Fällen durch zwei, in andern durch drei Zeugen geführt werden. Dass durch einen einzigen Zeugen nichts erwiesen werde, ist der Sinn des vorstehenden Sprichworts, das aber auch seine vielen Ausnahmen hat.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En mands vidsze er intet vidne, og to maends vidne er saa godt som ti mæns vidne. – Et vidne intet vidne. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 562.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Voix d'un, voix de nun. (<hi rendition="#i">Loysel, 779.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een getuige is geen getuige. (<hi rendition="#i">4 Mos. 35, 30; Laurillard, 78; Harrebomée, I, 233<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Unus testis, nullus testis. (<hi rendition="#i">Binder II, 3424.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[284]/0296]
Zeug.
1 Am schönen weissen zeug sihet man bald ein Flecken. – Lehmann, 411, 7; Winckler, III, 17.
2 Das schlechte Zeug bleibt bei seinem Besitzer, bis ein Narr kommt und es kauft. – Burckhardt, 732.
3 Dat es ok so Tügelken1, hadde de Düwel saght, doa hadde 'ne Kâr Füarske (Frösche) oppelad (aufgeladen). (Lüdenscheid, Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 61.
1) Verkleinerungsform von Tüg = Zeug.
4 Dat is mi sôn Tüg, segt de Düwel, as he Poggen (Frösche) op de Kôr lôd', wenn 'k ên herop bört (hinaufgehoben) hew, springt de anner wedder h'run. (Hamburg.) – Hoefer, 1029; Schlingmann, 374; Globus, VIII.
5 Dat is mî sôn Tüg, segt de Düwel, da suorterde he Hucken un Fuörske. (Woeste.)
6 Der Zeug ist der billigste, der vor den Büchsen der Apotheken schützt.
7 Dumm Tüg, dumm Tüg, säd Hein Boje. – Piening, 96.
8 Ein reiner Zeug dient nicht zu futtern vnter groben Zeug. – Lehmann, 326, 2.
9 Ein schönes Zeug will auch einen saubern Meister haben. – Lehmann, 509, 11.
10 Ein Zeug mit Edelgestein besetzt, verbessert keinen Gaul. – Chaos, 964.
11 Et is grade Tuig, es Fraului Tuig, seg de Duiwel, däu láede en Wagen vull Förske op. (Sauerland.)
12 Guter Zeug braucht einen guten Meister.
Lat.: Probae materiae probus etiam est adhibendus artifex. (Seybold, 457.)
13 Guter Zeug, guter Meister.
Holl.: Goed tuig, goed meester. (Harrebomée, II, 347a.)
14 Guter Zeug ist halbes Werk.
Holl.: Goed gereedschap is half werk. (Harrebomée, II, 230b.)
15 Nach dem Zeuge richtet sich die Walke.
Nach der Schulter die Bürde. Guter Zeus hält eine tüchtige Walke aus, schlechter wird da durch zerstört.
16 Neuen Zeug auf ein altes Kleid flicken, ist verloren.
17 Mit schlechtem Zeug ist nicht gut werken.
Holl.: Met kwaad tuig is het' kwaad werken. (Harrebomée, II, 347a.)
18 'S besst Züg vom Garn, das selbsch me spinnt. (Schweiz.)
19 Schlechtes (Werk-) Zeug macht schlechte Arbeit.
20 Wenig Zeug, viel Stickerei. – Einfälle, 420.
21 Wenn man einem was am Zeuge flicken will, so ist bald eine Ursache gefunden.
Lat.: Ad calamitatem quilibet rumor valet. (Seybold, 6; Philippi, I, 7; Binder I, 12; II, 50.)
22 Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn.
„Es war ein reicher herr, der hat eine grosse sach vor dem Bapst zu schaffen, vnnd nicht gantz eytel recht. Damit das die sach für sich ginge, da kam er zu dem Bapst, wannet sie also in dem geren vnd sprach: Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn, denn er horte den harnisch klingen, das waren Ducaten.“ (Pauli, Schimpff, LVIIIb.)
23 Wer morschen Zeug näht, muss leise zuziehen.
24 Wer sein Zeug nicht acht't, den wird ein ander nicht bracht.
Frz.: On vous en donnera de petits couteaux pour les perdre. (Lendroy, 531.)
25 Wer wenig Zeug hat, kan nit lange (muss kurze) Kleider tragen. – Chaos, 961; Winckler, XI, 43.
26 Wess der Zeug; dess das Werk. – Graf, 110, 251.
Wenn im allgemeinen auch im deutsch-rechtlichen Sinne das persönliche Verdienst der Arbeit für die Eigenthumsfrage massgebend war; so tritt doch in einzelnen Statuten die römische Anschauung hervor, nach welcher dem die Sache gehört, der den Stoff dazu gegeben hat. Dies gilt von dem, dem alten kölner Recht entlehnten Worte: „Desselben des der getzeug ist, deme selben ist das werk.“ (Lehmann, V, 72.)
27 Zeug macht meister. – Luther's Ms., S. 7.
28 Zeug, was viele mäkeln, wird zum Ladenhüter.
29 Zum guten Zeug gehört ein guter Meister. – Lehmann, 326, 3; Eiselein, 658; Simrock, 12098.
Lat.: Proba est materies, si probum adhibeas fabrum. (Plautus.) (Eiselein, 658.)
*30 Aufgewärmt Zeug.
*31 Dat Tüg sitt em so drall upp 'n Life, als wenn 't derup neiht is. – Eichwald, 1949.
*32 Einem etwas am Zeuge flicken (wollen). – Eiselein, 658; Frischbier, 4169.
*33 Er hat's Zeug nicht dazu.
Es fehlt ihm das Arbeitszeug, es mangeln ihm die Hülfsmittel, es gebricht ihm die Fähigkeit.
*34 Er ist von dem rechten Zeuge gemacht.
Frz.: Il est du bois de quoi on les fait. (Kritzinger, 76a.)
*35 Er redet Zeug, die Esel im Stalle lachen darüber.
Die Armenier: Sprich nicht so toll, der Esel schreit ja im Stall. (Ausland, 1871, 404b.)
*36 Es ist abgedroschen Zeug.
*37 Es ist alles ain zeugs.
Hauer, Lij2 für das lateinische: Omnia idem pulvis.
*38 Häst du wat (etwas) im Tüge? (Lippe.)
Hast du Vorrath an Essen und Trinken?
*39 Sie haben das Zeug dazu.
*40 Sie hat ihr Zeug in einer Schachtel, aber die Butter in einer Theertonne.
So sagt man in Angeln, um eine Hausfrau zu bezeichnen, die sich mehr um ihren Putz, als um ihre Wirthschaft bekümmert.
*41 Sie seynd gleiches zeugs. – Lehmann, 328, 42.
*42 Thun, was Zeug hält. (Breslau.)
Z. B. aus allen Kräften arbeiten, fahren, laufen, auch wol fluchen.
*43 Ungewaschenes Zeug reden. – Frischbier, II, 2998.
*44 Was Zeug! Zeug braucht man zu Hosen. – Klix, 124.
*45 Wat et Tüg hol'n will. – Eichwald, 1950.
*46 Wir haben des Zeuges genug.
Soviel als: Ich will meine Hände auch nicht in den Schos legen, du hast ebenso einen weichen Bauch, als ich.
Zeuge.
1 Alte Zeugen lügen selten.
Lat.: Signa prices vera non sunt mendacia vera. (Sutor, 908.)
2 An losen (falschen) Zeugen gebrach es niemand. (S. 19.) – Körte, 7126.
Bei Tunnicius (677): Loses tuges en brak nummanne. (Inveniet facile testem qui quaerit inanem.) – Prov. Comm. (459): Loser getughen en braken nieman.
Holl.: Looze getuigen ontbreken niemand. (Harrebomée, II, 233a.)
3 Die Zeugen, denen man Recht in die Hand legt, reden am besten. – Eiselein, 658; Simrock, 12097.
4 Durch der Zeugen Mund geht oft ein Mensch zu Grund.
Böhm.: Dvá bez duše, třetí bez hlavý. (Čelakovsky, 352.)
5 Durch zweier Zeugen Mund wird (allerwärts) die Wahrheit kund. – Goethe (illustr. Ausg.), V, Faust, 1, 518; Simrock, 12095; Graf, 455, 489.
6 Ein armer Zeuge hat auch zwei Augen und Ohren.
Frz.: Droit veut que pauvre témoin ne soit cru n'en plus, n'en moins. (Cahier, 1292.)
7 Ein zeug, der ein Ding gesehen hat, gilt mehr, denn zehen, die es vom hörensagen haben. – Petri, II, 238.
Böhm.: Jistĕjší oko než ucho. – Očím před ušima víra. (Čelakovsky, 351.)
Lat.: Qui audiunt, audita dicunt, qui vident, plane sciunt. (Seybold, 446.)
Poln.: Oczy stoją za uszy. (Čelakovsky, 351.)
Schwed.: Bättre ett åsyna wittne, än tio, som „hört berättas“. (Wensell, 351.)
8 Ein zeug, keyn zeug. – Franck, I, 104a; Gruter, I, 28; Eisenhart, 535; Pistor., VIII, 70; Simrock, 12094; Hassl., 33; Hertius, I, 60; Hillebrand, 233.
Handelt vom Beweise durch Zeugen. Bei einigen Völkern wurde Ein Zeuge gar nicht geachtet. Nach Beschaffenheit der Umstände musste der Beweis in einigen Fällen durch zwei, in andern durch drei Zeugen geführt werden. Dass durch einen einzigen Zeugen nichts erwiesen werde, ist der Sinn des vorstehenden Sprichworts, das aber auch seine vielen Ausnahmen hat.
Dän.: En mands vidsze er intet vidne, og to maends vidne er saa godt som ti mæns vidne. – Et vidne intet vidne. (Prov. dan., 562.)
Frz.: Voix d'un, voix de nun. (Loysel, 779.)
Holl.: Een getuige is geen getuige. (4 Mos. 35, 30; Laurillard, 78; Harrebomée, I, 233a.)
Lat.: Unus testis, nullus testis. (Binder II, 3424.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |