Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Zaunkönig. 1 Ein Zaunkönig kann seinen Schnabel so lange brauchen als ein Storch. - Sprichwörtergarten, 396. *2 Ein Zaunkönig sein. D. i. sehr klein, jung sein. "Hört mir den Zaunkönig an! scherzte Praxedis. Was hat eure Weisheit für Gründe zu solchem Begehr?" (Scheffel, Ekkehard, III, 22.) Zaunpfahl. 1 Der Zaunpfahl passt zum Winken, wie der Esel zum Lautenschlagen. 2 Man kan wol Zaunpfahl schmücken, so schmückt man auch wol ein Weib. - Petri, II, 457. 3 Man kann wol 'n Tunpahl uptügen (ankleiden). - Eichwald, 1956. Von hässlichen Frauen, die in grossem Staate einhergehen. - In der Altmark: En kann ok 'n Taunpaol antreck'n. (Danneil, 278.) 4 Wegen eines Zaunpfahls lässt man keinen Zaun eingehen. In Appenzell: Weg anna Stecka lod-ma n'e ken Hag abgoh. *5 Einem mit dem Zaunpfahle winken. - Klix, 124. Jemand etwas auf sehr starke Weise andeuten, zu verstehen geben. (S. Wanne u. Holzschlägel 4 u. 5.) Zaunpflock. * Etwas an einen Zaunpflock hängen. - Herberger, Ib, 143. In dem Sinne: Etwas an den Nagel hängen. Zaunschere. *1 Einen nach der zaunscheren schicken. - Alsatia, 1862-67, 489. Ihn zu unnöthigen Gängen veranlassen, um sich über ihn lustig zu machen. *2 Got, brangt mer de Zeongscher. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 327, 305. Bringt mir die Zaunschere, eine grosse Schere zum Beschneiden der Hecke; hier scherzweise, zum Ab- oder Beschneiden einer Aufschneiderei, Grosssprecherei, Uebertreibung, Lüge. Zaunschleicher. * Hei ös e Taunkeschleiker. - Frischbier, II, 2985. Ein Schleicher hinter den Zäunen, ein schnüffelnder, hinterlistiger Mensch. Zaunstecken. 1 Achte, dass du nicht ein Zaunstecken bleibest, womit man die Sau im Kessel treibt. - Eiselein, 655. 2 Aus Zaunstecken wachsen keine Weinreben. 3 Jeder Zaunstecken in Siebenbürgen kostet Friedrich I. einen Thaler. 4 Wenn me 'nen ollen Tiunstaken anschärpet, dann wäd (wird) e nigge. (Sauerland.) *5 Du bist ein grober Zaunsteck. - Eyering, I, 782; III, 227. Holl.: Het is een regte tuinstaak. - Hij is zoo regt als een tuinstaak. *6 Er kann jedem Zaunstecken einen Hut aufsetzen. - Eiselein, 655; Körte, 7067. Hinterlistigerweise das Recht zu Unrecht machen. Eine reiche Zusammenstellung von Ausdrücken und Redensarten, welche die Deutschen zur Bezeichnung für Leute besitzen, die geübt sind, allerhand Betrügereien und Täuschungen geschickt auszuführen, findet sich in den sprichwörtlichen Mittheilungen aus Handschriften (und zwar aus Stein, Peregrinus) von H. Frischbier in Wissenschaftliche Monatsblätter, herausgegeben von Dr. O. Schade, Professor an der Universität zu Königsberg, V. Jg. 1877, Nr. 12. Dort heisst es S. 188 von diesen vielgewandten, in unzähligen Künsten, die nicht viel taugen, erfahrenen Leuten: "Sie können jeden zaunstecken ein hut aufsetzen, einer jeden laus ein stöltzen machen, vor jeder flasch ein schraub und vor jedes Vass ein zapffen finden, rincken gissen, wasser an den stangen tragen, durch die finger sehen, mit sehenden augen blind sein, lauschen wie ein Haas, schlaffen wie ein Fuchs, sich stellen und bergen, in allerley Büberey und schelmenstücken einander überhelffen, iedermann etwas beibringen, ein feder anhencken, ein Fuchs schwantz verkauffen, ein specklein auf die fallen legen, ein blawen dunst machen, die augen verkleben, ein eselohr und schellen daran machen, ein wechsernen nasen drehen und bey der nasen herumbführen, brillen verkauffen und aufsetzen, honig ins maul geben, und dreck drein streichen, ohren melken, maul schmieren, blumenstreichen, ermel ansetzen, auf die mawen binden, wind verkauffen, grosse grumpen vorgeben, von grossen strichen sagen, ein schuss thun, ein angel legen, ein grub graben, ein[Spaltenumbruch] wolffsgaul machen, ins Garn bringen, hundshaar einhacken, Uriasbrieffe schreiben, Joabsgruss und Judaskuss geben, einen mein Brüderlein nennen, den kopff, den mund, den bart streichlen." Lat.: Non exemplis sed legibus judicandum. (Sutor, 330.) Zebra. Was ein Zebra ist, hält es weder mit den Rossen, noch mit den Mäulern. Zechbruder. 1 Zechbrüder geben gute Ehebrecher oder gute Lollbrüder. - Pistor., VIII, 80. Lat.: Boni zechi, magni moechi. *2 Er ist ein guter Zech- und Saufbruder mit. Die unter Zaunstecken 6 erwähnten Monatsblätter führen neben diesen Redensarten (S. 187) noch folgende an: "Er ist liberal. Er lest tapffer darauff gehen. Er lest nichts anbrennen, vermodern, verfaulen. Er sparet nichts. Er gibt frisch zum besten. Er spendirt wacker. Er hat allenthalben einen guten Stein im bret. Er ist allenthalben wol angesehen, so lange er spendiret. Er ist ein gutter Schlucker, ein tapffrer aufschlucker." *3 Es sind Zechbrüder. Frz.: C'est un pilier de cabaret. (Kritzinger, 100a.) Lat.: Calicum remiges. (Philippi, I, 69.) Zeche. 1 Bey vollen Zechen vnd bey Nacht wird wenig Ehr' vnd Zucht gebracht. - Petri, II, 45. 2 Bezahlt ein jeder seine Zech', so gibt's kein Schuldenpech. 3 Jeder zahle seine Zeche - Lohrengel, I, 405. 4 Kleine Zeche, grosse Freundschaft. - Chaos, 689. 5 Man muss zuweilen einem ein Zech borgen. - Henisch, 1040, 27. "Einen einen kleinen fehl schenken vnd zu gut halten." 6 Man sol die Zeche nicht (ohne) hinter dem Wirt machen. - Petri, II, 466; Simrock, 11997; Mayer, II, 195. It.: Non fare il conto senza l' oste. 7 Me wird üch Zeche verlese. - Eiselein, 655. 8 Wer die Zech ohn den Wirth macht, muss zweimahl rechnen. - Lehmann, 923, 20. 9 Wer von der Zeche kommt, weiss ob er Bier oder Meth getrunken hat. - Altmann VI, 448. 10 Wer zuletzt an der Zeche sitzt, muss dem Wirthe die Zeche gar richten. - Graf, 253, 183. Für die inzwischen fortgegangenen Mitglieder einer Gesellschaft haften die noch Anwesenden. (S. Tropfen 21 u. 25.) Mhd.: Welche denne zue dem letzten an der zeche besitzen, die schölen dem Wirte dei zeche gar richten. (Zöpfl, 375.) *11 Aus der Zeche fallen. - Frischbier, II, 2986. In Dönhoffstädt, sich einen Rausch antrinken, aber auch in dem Sinn: aus der Ordnung kommen. *12 Die Zeche bezahlen müssen. - Sailer, 78. Für andere büssen müssen. Frz.: Il a paye les pots casses, les violons, la folle enchere. *13 Die Zeche mit der Haut bezahlen. - Eiselein, 655. *14 Die Zeche ohne den Wirth machen. (S. Haut 128.) - Körte, 7068. Frz.: Compter sans hote. *15 Die Zeche vor dem Eheten machen. Ohne den Wirth machen. *16 Einem die Zeche verlesen. - Eiselein, 655. *17 Er hat darauf nicht Zeche gegeben. - Schles. Provinzialblätter, 1866, 428. In der Gegend von Nimptsch in dem Sinne: Er hat sich nicht daran gekehrt, hat keine Notiz von der Sache genommen, wie jemand, dem zugetrunken wird, dann keinen Bescheid thut, nicht mittrinkt. *18 Er hat dort freie Zeche. Holl.: Hij heeft daar vrij gelag. (Harrebomee, I, 216b.) *19 Er hat seine Zeche gut bezahlt. - Parömiakon, 2248. Hat das Seinige reichlich beigetragen. Frz.: Il a bien paye son ecot. *20 Er würt einmal (die) zeche zahlen. - Franck, I, 52b; Zeytbuch, CXLa; Körte, 7068b. *21 Ich hab' die Zeche bezahlt und will jetzt mit dir abrechnen. - Eiselein, 655. *22 Ich kann (ihm) wol eine Zeche borgen. Lat.: Quod differtur non aufertur. - Sero molunt deorum molae. *23 Ich muss die zech bezahlen. - Franck, II, 51a.
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Zaunkönig. 1 Ein Zaunkönig kann seinen Schnabel so lange brauchen als ein Storch. – Sprichwörtergarten, 396. *2 Ein Zaunkönig sein. D. i. sehr klein, jung sein. „Hört mir den Zaunkönig an! scherzte Praxedis. Was hat eure Weisheit für Gründe zu solchem Begehr?“ (Scheffel, Ekkehard, III, 22.) Zaunpfahl. 1 Der Zaunpfahl passt zum Winken, wie der Esel zum Lautenschlagen. 2 Man kan wol Zaunpfahl schmücken, so schmückt man auch wol ein Weib. – Petri, II, 457. 3 Man kann wol 'n Tunpahl uptügen (ankleiden). – Eichwald, 1956. Von hässlichen Frauen, die in grossem Staate einhergehen. – In der Altmark: Ên kann ôk 'n Tûnpaol antreck'n. (Danneil, 278.) 4 Wegen eines Zaunpfahls lässt man keinen Zaun eingehen. In Appenzell: Weg anna Stecka lod-ma n'e ken Hag abgoh. *5 Einem mit dem Zaunpfahle winken. – Klix, 124. Jemand etwas auf sehr starke Weise andeuten, zu verstehen geben. (S. Wanne u. Holzschlägel 4 u. 5.) Zaunpflock. * Etwas an einen Zaunpflock hängen. – Herberger, Ib, 143. 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Zaunkönig.
1 Ein Zaunkönig kann seinen Schnabel so lange brauchen als ein Storch. – Sprichwörtergarten, 396.
*2 Ein Zaunkönig sein.
D. i. sehr klein, jung sein. „Hört mir den Zaunkönig an! scherzte Praxedis. Was hat eure Weisheit für Gründe zu solchem Begehr?“ (Scheffel, Ekkehard, III, 22.)
Zaunpfahl.
1 Der Zaunpfahl passt zum Winken, wie der Esel zum Lautenschlagen.
2 Man kan wol Zaunpfahl schmücken, so schmückt man auch wol ein Weib. – Petri, II, 457.
3 Man kann wol 'n Tunpahl uptügen (ankleiden). – Eichwald, 1956.
Von hässlichen Frauen, die in grossem Staate einhergehen. – In der Altmark: Ên kann ôk 'n Tûnpaol antreck'n. (Danneil, 278.)
4 Wegen eines Zaunpfahls lässt man keinen Zaun eingehen.
In Appenzell: Weg anna Stecka lod-ma n'e ken Hag abgoh.
*5 Einem mit dem Zaunpfahle winken. – Klix, 124.
Jemand etwas auf sehr starke Weise andeuten, zu verstehen geben. (S. Wanne u. Holzschlägel 4 u. 5.)
Zaunpflock.
* Etwas an einen Zaunpflock hängen. – Herberger, Ib, 143.
In dem Sinne: Etwas an den Nagel hängen.
Zaunschere.
*1 Einen nach der zaunscheren schicken. – Alsatia, 1862-67, 489.
Ihn zu unnöthigen Gängen veranlassen, um sich über ihn lustig zu machen.
*2 Gôt, brangt mer de Zeongschêr. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 305.
Bringt mir die Zaunschere, eine grosse Schere zum Beschneiden der Hecke; hier scherzweise, zum Ab- oder Beschneiden einer Aufschneiderei, Grosssprecherei, Uebertreibung, Lüge.
Zaunschleicher.
* Hei ös e Tûnkeschlîker. – Frischbier, II, 2985.
Ein Schleicher hinter den Zäunen, ein schnüffelnder, hinterlistiger Mensch.
Zaunstecken.
1 Achte, dass du nicht ein Zaunstecken bleibest, womit man die Sau im Kessel treibt. – Eiselein, 655.
2 Aus Zaunstecken wachsen keine Weinreben.
3 Jeder Zaunstecken in Siebenbürgen kostet Friedrich I. einen Thaler.
4 Wenn me 'nen ollen Tiunstaken anschärpet, dann wäd (wird) e nigge. (Sauerland.)
*5 Du bist ein grober Zaunsteck. – Eyering, I, 782; III, 227.
Holl.: Het is een regte tuinstaak. – Hij is zoo regt als een tuinstaak.
*6 Er kann jedem Zaunstecken einen Hut aufsetzen. – Eiselein, 655; Körte, 7067.
Hinterlistigerweise das Recht zu Unrecht machen. Eine reiche Zusammenstellung von Ausdrücken und Redensarten, welche die Deutschen zur Bezeichnung für Leute besitzen, die geübt sind, allerhand Betrügereien und Täuschungen geschickt auszuführen, findet sich in den sprichwörtlichen Mittheilungen aus Handschriften (und zwar aus Stein, Peregrinus) von H. Frischbier in Wissenschaftliche Monatsblätter, herausgegeben von Dr. O. Schade, Professor an der Universität zu Königsberg, V. Jg. 1877, Nr. 12. Dort heisst es S. 188 von diesen vielgewandten, in unzähligen Künsten, die nicht viel taugen, erfahrenen Leuten: „Sie können jeden zaunstecken ein hut aufsetzen, einer jeden laus ein stöltzen machen, vor jeder flasch ein schraub und vor jedes Vass ein zapffen finden, rincken gissen, wasser an den stangen tragen, durch die finger sehen, mit sehenden augen blind sein, lauschen wie ein Haas, schlaffen wie ein Fuchs, sich stellen und bergen, in allerley Büberey und schelmenstücken einander überhelffen, iedermann etwas beibringen, ein feder anhencken, ein Fuchs schwantz verkauffen, ein specklein auf die fallen legen, ein blawen dunst machen, die augen verkleben, ein eselohr und schellen daran machen, ein wechsernen nasen drehen und bey der nasen herumbführen, brillen verkauffen und aufsetzen, honig ins maul geben, und dreck drein streichen, ohren melken, maul schmieren, blumenstreichen, ermel ansetzen, auf die mawen binden, wind verkauffen, grosse grumpen vorgeben, von grossen strichen sagen, ein schuss thun, ein angel legen, ein grub graben, ein
wolffsgaul machen, ins Garn bringen, hundshaar einhacken, Uriasbrieffe schreiben, Joabsgruss und Judaskuss geben, einen mein Brüderlein nennen, den kopff, den mund, den bart streichlen.“
Lat.: Non exemplis sed legibus judicandum. (Sutor, 330.)
Zebra.
Was ein Zebra ist, hält es weder mit den Rossen, noch mit den Mäulern.
Zechbruder.
1 Zechbrüder geben gute Ehebrecher oder gute Lollbrüder. – Pistor., VIII, 80.
Lat.: Boni zechi, magni moechi.
*2 Er ist ein guter Zech- und Saufbruder mit.
Die unter Zaunstecken 6 erwähnten Monatsblätter führen neben diesen Redensarten (S. 187) noch folgende an: „Er ist liberal. Er lest tapffer darauff gehen. Er lest nichts anbrennen, vermodern, verfaulen. Er sparet nichts. Er gibt frisch zum besten. Er spendirt wacker. Er hat allenthalben einen guten Stein im bret. Er ist allenthalben wol angesehen, so lange er spendiret. Er ist ein gutter Schlucker, ein tapffrer aufschlucker.“
*3 Es sind Zechbrüder.
Frz.: C'est un pilier de cabaret. (Kritzinger, 100a.)
Lat.: Calicum remiges. (Philippi, I, 69.)
Zeche.
1 Bey vollen Zechen vnd bey Nacht wird wenig Ehr' vnd Zucht gebracht. – Petri, II, 45.
2 Bezahlt ein jeder seine Zech', so gibt's kein Schuldenpech.
3 Jeder zahle seine Zeche – Lohrengel, I, 405.
4 Kleine Zeche, grosse Freundschaft. – Chaos, 689.
5 Man muss zuweilen einem ein Zech borgen. – Henisch, 1040, 27.
„Einen einen kleinen fehl schenken vnd zu gut halten.“
6 Man sol die Zeche nicht (ohne) hinter dem Wirt machen. – Petri, II, 466; Simrock, 11997; Mayer, II, 195.
It.: Non fare il conto senza l' oste.
7 Me wird üch Zeche verlese. – Eiselein, 655.
8 Wer die Zech ohn den Wirth macht, muss zweimahl rechnen. – Lehmann, 923, 20.
9 Wer von der Zeche kommt, weiss ob er Bier oder Meth getrunken hat. – Altmann VI, 448.
10 Wer zuletzt an der Zeche sitzt, muss dem Wirthe die Zeche gar richten. – Graf, 253, 183.
Für die inzwischen fortgegangenen Mitglieder einer Gesellschaft haften die noch Anwesenden. (S. Tropfen 21 u. 25.)
Mhd.: Welche denne zue dem letzten an der zeche besitzen, die schölen dem Wirte dî zeche gar richten. (Zöpfl, 375.)
*11 Aus der Zeche fallen. – Frischbier, II, 2986.
In Dönhoffstädt, sich einen Rausch antrinken, aber auch in dem Sinn: aus der Ordnung kommen.
*12 Die Zeche bezahlen müssen. – Sailer, 78.
Für andere büssen müssen.
Frz.: Il a payé les pots cassés, les violons, la folle enchère.
*13 Die Zeche mit der Haut bezahlen. – Eiselein, 655.
*14 Die Zeche ohne den Wirth machen. (S. Haut 128.) – Körte, 7068.
Frz.: Compter sans hôte.
*15 Die Zeche vor dem Eheten machen.
Ohne den Wirth machen.
*16 Einem die Zeche verlesen. – Eiselein, 655.
*17 Er hat darauf nicht Zeche gegeben. – Schles. Provinzialblätter, 1866, 428.
In der Gegend von Nimptsch in dem Sinne: Er hat sich nicht daran gekehrt, hat keine Notiz von der Sache genommen, wie jemand, dem zugetrunken wird, dann keinen Bescheid thut, nicht mittrinkt.
*18 Er hat dort freie Zeche.
Holl.: Hij heeft daar vrij gelag. (Harrebomée, I, 216b.)
*19 Er hat seine Zeche gut bezahlt. – Parömiakon, 2248.
Hat das Seinige reichlich beigetragen.
Frz.: Il a bien payé son écot.
*20 Er würt einmal (die) zeche zahlen. – Franck, I, 52b; Zeytbuch, CXLa; Körte, 7068b.
*21 Ich hab' die Zeche bezahlt und will jetzt mit dir abrechnen. – Eiselein, 655.
*22 Ich kann (ihm) wol eine Zeche borgen.
Lat.: Quod differtur non aufertur. – Sero molunt deorum molae.
*23 Ich muss die zech bezahlen. – Franck, II, 51a.
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