Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Zal (s. Zagel). *1 Ach, du armer Zoale. (Schles.) Rufen Frauen aus beim Anblick eines kleinen, sehwächlichen Kindes. Auch Ausdruck des Mitleidens und Erbarmens frierender Bettelkinder. *2 Doa is au kei Zoale zu fing'n. (Schles.) Von einem Felde, wo nichts, oder sehr wenig gewachsen ist, eine Redensart, die man dann überhaupt auf einen Ort übertragen hat, wo man vergeblich etwas sucht. *3 Reine Zoalen. (Schles.) Klagen der Landleute, wenn ihnen die Kälber zu schwach erscheinen. Ich benutze diesen Anlass zu einer Ergänzung oder Berichtigung der Bemerkung unter Rübezahl. Für Zahl dürfte, kaum ein anderer Grund sprechen, als eine der vielen Sagen, nach welcher der Berggeist die Aufgabe erhalten hat, die Rüben eines Saatfeldes zu zählen. Dass die Schlesier das Wort Zahl nicht in der mundartlichen Bedeutung von Schwanz gebrauchen, wie in Nr. 37 des Auslandes 1874 behauptet wird, ist unbegründet. Auch hat ein geborener Schlesier dagegen in einer spätern Nummer Widerspruch erhoben, indem er sagt, dass das Wort "Zahl" für Zagel (Schwanz) unter den Landbewohnern Schlesiens noch jetzt gebräuchlich ist. Ich kann dies aus meiner Erfahrung ausser den dort genannten Kreisen (Breslau, Trebnitz, Militsch, Oels, Ohlau) für eine grosse Anzahl anderer, ich möchte sagen, für ganz Niederschlesien bestätigen. Nur wird das a nicht so rein wie im hochdeutschen "Zahl", sondern in andere Laute übergehend gesprochen. Den im Weizen als Unkraut vorkommenden Katzenzagel habe ich Kotzazoil, -zoal, -zoarl u. s. w. aussprechen hören. Das Wort kommt auch in einer Anzahl von Redensarten, wie die obigen, welche dem erwähnten Artikel im Ausland entlehnt sind, vor. Der Verfasser fügt dann noch Folgendes bei: "Den Hunden verschneidet man in der frühesten Jugend Ohren und Zoale, ebenso den Lämmern. Auch im obscönen Sinne wird das Wort häufig gebraucht." Dabei wage ich die Vermuthung auszusprechen, dass die Benennung des Berggeistes mit dem Namen >Rübezahl< nur das Verächtliche ausdrücken soll, welches der schlesische Landmann in den Ausdruck "zoal" legt. Ich habe überhaupt die Bemerkung gemacht, dass der Schlesier mit veralteten oder aus der slawischen Zeit zurückgebliebenen Worten gern die Unbrauchbarkeit, Hässlichkeit eines Gegenstandes verbindet. So benennt man eine alte, dem Verfall entgegengehende Hütte mit dem Ausdruck "Kaluppe" von dem polnischen chalupa; ein altes abgenutztes Messer heisst Nausche von dem polnischen noz (Messer). Ein Frauenzimmer, das seine Haare nicht gern mit dem Kamm in Berührung bringt, heisst eine Kuddel von kudep (Zotten), und macht eine solche Person noch den Eindruck der Unreinlichkeit, dann heisst sie Klempe, Schlempe, von klepa. Mädchen, die etwas zerstreut sind und gern, wenn auch nur im Geiste, spazieren gehen, ruft man in die rauhe Wirklichkeit zurück mit den Worten: "Na, du Gape und Gake (von gapu = Krähe), was stehst du da?" *4 'S sen och Zoalen. Klagt man, wenn auf einem Acker die Rüben misrathen. Bei der Ernte schneidet man die Zoalen von den Rüben ab, d. h. die Wurzeln von den Knollen. Zamerhagken. * Es sind Zamerhagken. So werden scherzhaft die Einwohner von Zams in Tirol genannt, weil sie gern hagkeln, d. h. sich gegenseitig mit gekrümmtem Finger ziehen, um zu sehen, wer der Stärkere ist. (Westermann, 25, 617.) Zandkopf. * Er ist ein Zandkopf. - Frischbier, 4144. Zange. 1 Mit der Zange der Versuchung hat der Teufel schon manchen frommen Mann gefasst. - Altmann VI, 503. 2 Mit der Zange hält man heisses Eisen fest. "Zur Zange greift des Schmiedes Hand, dass sie vom Hammer nicht sei verbrannt." (Wenzig, 81.) 3 Zangen und Zungen beissen sich oft selbst eine Scharte. *4 Aus dem zwickst mit Zang'n nichts auss. (Oberösterreich.) Sowol von einem, der nicht gern gibt, als einem, der nicht aus der Schule schwatzt. *5 De mütt'n mit de Tang' anfaot'n. (Altmark.) - Danneil, 221. *6 Den möcht' ich nicht mit einer Zange anfassen. Engl.: I would not touch him with a pair of tongs. (Bohn II, 180.) *7 Die ist kein Zang, die man ohne Handschuh anfassen kann. Holl.: Zij is geene tang, om zonder handschoenen aantetasten. (Harrebomee, II, 325a.) [Spaltenumbruch] *8 Die ist nur mit der Zange anzufassen. Holl.: Het zijn lieve meisjes, om met eene tang in de goot te dragen. (Harrebomee, II, 76a.) - Men zou haar met geene tang aanraken. (Harrebomee, II, 325b.) *9 Man kann es mit keiner Zange (von ihr, ihm) herauskriegen. Holl.: Men kan het en met geene tang uit krijgen. (Harrebomee, II, 325a.) *10 Si ist a rechti Zanga. - Sutermeister, 67. Habsüchtig und geizig. Zangengeburt. * Das ist eine Zangengeburt. Von etwas, das unter grossen Schwierigkeiten entstanden, durch Mühe und gewaltige Anstrengungen hervorgerufen worden ist. "Das Dänemark des londoner Protokolls ist eine Zangengeburt, die nicht leben und nicht sterben kann." (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 231, S. 1339.) Die Neue Glarner Zeitung über die Revision der schweizer Bundesverfassung: "Vor neun Jahren, als die bekannte Zangengeburt der Neunartikel-Revision zur Welt kam u. s. w." (Schlesische Zeitung, 1872, Nr. 10.) Zank. 1 Alten Zank soll man nicht aufrühren. Böhm.: Kdo stary svar pripomene, tomu oko z hlavy. (Celakovsky, 351.) 2 Alter Zank wird bald erneut. - Simrock, 11976 Körte, 7054. 3 Der Zank gleicht einem durchbrochenen Wasserdamm. - Löwenheim, 33, 135. 4 Ein Zank kommt aus dem andern. Lat.: Lis litem serit. (Seybold, 280.) 5 Heb kein Zanck noch Hader an, mit dem der viel Wort machen kan. - Petri, II, 371. 6 Kleiner Zank, grosser Stank. - Simrock, 11967; Körte, 7053. Lat.: Fit lis e minimis interdum maxima verbis. (Gaal, 1775.) Ung.: A' vetekedesnek neha veszekedes a' vege. (Gaal, 1775.) 7 Lass nicht Zank sein zwischen mir und dir, sagte ein Pater zum andern, als sie sich im Nonnenkloster in den Weg kamen, willst du zur Linken, so geh' ich zur Rechten, und willst du zur Rechten, so geh' ich zur Linken. - Klosterspiegel, 76, 18. 8 Mit viel Zanck vnnd Disputiren thut man offt die Warheit verlieren. - Lehmann, II, 413, 83; Henisch, 716, 57. Lat.: Nimium altercando veritas amittitur. (Henisch, 716, 58.) 9 Mit Zanck gewinnt man nicht vil. - Petri, II, 482. 10 Mit Zank und Streit kommt man nicht weit. - Masson, 385. 11 Ohne Zank um Mein und Dein würd' ein ew'ger Friede sein. It.: Gran pace sarebb' in terra, se non vi fosse ne mio, ne tuo. 12 Tem Zanke gehöörd 'er Twei. (Waldeck.) - Curtze, 348, 423. 13 Wer auf Zank geht aus, kehrt mit Stössen wieder nach Haus. 14 Wer keinen Zank hat, macht sich Zank. Frz.: Ceux qui n'ont point d'affaires, s'en font. (Cahier, 44.) 15 Wer lustig ist zu Zank und Streit, der findet bald Gelegenheit. - Binder III, 4165. 16 Wer ohne Zank lebt, ist mit keinem Weibe beschleppt. - Fischart, Ehez. 17 Wer sich hütet vor Zank und Querelei, wird weder Zeuge noch Partei. Frz.: Des noises garde-toi, et tu ne seras ni temoin ni partie. (Kritzinger, 480a.) 18 Wer will haben Zank und Hader, der muss handeln mit Hecht und Schrader. Ein unter den Materialwaarenhändlern sehr verbreiteter Spruch, der den Ruf oder das Verfahren der magdeburger Grosshandlungsfirma Hecht und Schrader charakterisirt. 19 Wer Zank liebt, der liebt Sünde. - Petri, II, 783; Günther, 14; Simrock, 11976; Körte, 7055. 20 Wer Zank liebt und Streit, der findet bald Gelegenheit.
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Zál (s. Zagel). *1 Ach, du armer Zoale. (Schles.) Rufen Frauen aus beim Anblick eines kleinen, sehwächlichen Kindes. Auch Ausdruck des Mitleidens und Erbarmens frierender Bettelkinder. *2 Doa is au kei Zoale zu fing'n. (Schles.) Von einem Felde, wo nichts, oder sehr wenig gewachsen ist, eine Redensart, die man dann überhaupt auf einen Ort übertragen hat, wo man vergeblich etwas sucht. *3 Reine Zoalen. (Schles.) Klagen der Landleute, wenn ihnen die Kälber zu schwach erscheinen. Ich benutze diesen Anlass zu einer Ergänzung oder Berichtigung der Bemerkung unter Rübezahl. Für Zahl dürfte, kaum ein anderer Grund sprechen, als eine der vielen Sagen, nach welcher der Berggeist die Aufgabe erhalten hat, die Rüben eines Saatfeldes zu zählen. Dass die Schlesier das Wort Zahl nicht in der mundartlichen Bedeutung von Schwanz gebrauchen, wie in Nr. 37 des Auslandes 1874 behauptet wird, ist unbegründet. Auch hat ein geborener Schlesier dagegen in einer spätern Nummer Widerspruch erhoben, indem er sagt, dass das Wort „Zahl“ für Zagel (Schwanz) unter den Landbewohnern Schlesiens noch jetzt gebräuchlich ist. Ich kann dies aus meiner Erfahrung ausser den dort genannten Kreisen (Breslau, Trebnitz, Militsch, Oels, Ohlau) für eine grosse Anzahl anderer, ich möchte sagen, für ganz Niederschlesien bestätigen. Nur wird das a nicht so rein wie im hochdeutschen „Zahl“, sondern in andere Laute übergehend gesprochen. Den im Weizen als Unkraut vorkommenden Katzenzagel habe ich Kotzazoil, -zoal, -zoarl u. s. w. aussprechen hören. Das Wort kommt auch in einer Anzahl von Redensarten, wie die obigen, welche dem erwähnten Artikel im Ausland entlehnt sind, vor. Der Verfasser fügt dann noch Folgendes bei: „Den Hunden verschneidet man in der frühesten Jugend Ohren und Zoale, ebenso den Lämmern. Auch im obscönen Sinne wird das Wort häufig gebraucht.“ Dabei wage ich die Vermuthung auszusprechen, dass die Benennung des Berggeistes mit dem Namen ›Rübezahl‹ nur das Verächtliche ausdrücken soll, welches der schlesische Landmann in den Ausdruck „zoal“ legt. Ich habe überhaupt die Bemerkung gemacht, dass der Schlesier mit veralteten oder aus der slawischen Zeit zurückgebliebenen Worten gern die Unbrauchbarkeit, Hässlichkeit eines Gegenstandes verbindet. So benennt man eine alte, dem Verfall entgegengehende Hütte mit dem Ausdruck „Kaluppe“ von dem polnischen chalupa; ein altes abgenutztes Messer heisst Nûsche von dem polnischen nóz (Messer). Ein Frauenzimmer, das seine Haare nicht gern mit dem Kamm in Berührung bringt, heisst eine Kuddel von kudep (Zotten), und macht eine solche Person noch den Eindruck der Unreinlichkeit, dann heisst sie Klempe, Schlempe, von klępa. Mädchen, die etwas zerstreut sind und gern, wenn auch nur im Geiste, spazieren gehen, ruft man in die rauhe Wirklichkeit zurück mit den Worten: „Na, du Gape und Gake (von gapu = Krähe), was stehst du da?“ *4 'S sên och Zoalen. Klagt man, wenn auf einem Acker die Rüben misrathen. Bei der Ernte schneidet man die Zoalen von den Rüben ab, d. h. die Wurzeln von den Knollen. Zamerhâgken. * Es sind Zamerhâgken. So werden scherzhaft die Einwohner von Zams in Tirol genannt, weil sie gern hâgkeln, d. h. sich gegenseitig mit gekrümmtem Finger ziehen, um zu sehen, wer der Stärkere ist. (Westermann, 25, 617.) Zandkopf. * Er ist ein Zandkopf. – Frischbier, 4144. Zange. 1 Mit der Zange der Versuchung hat der Teufel schon manchen frommen Mann gefasst. – Altmann VI, 503. 2 Mit der Zange hält man heisses Eisen fest. „Zur Zange greift des Schmiedes Hand, dass sie vom Hammer nicht sei verbrannt.“ (Wenzig, 81.) 3 Zangen und Zungen beissen sich oft selbst eine Scharte. *4 Aus dem zwickst mit Zang'n nichts auss. (Oberösterreich.) Sowol von einem, der nicht gern gibt, als einem, der nicht aus der Schule schwatzt. *5 De mütt'n mit de Tang' anfaot'n. (Altmark.) – Danneil, 221. *6 Den möcht' ich nicht mit einer Zange anfassen. Engl.: I would not touch him with a pair of tongs. (Bohn II, 180.) *7 Die ist kein Zang, die man ohne Handschuh anfassen kann. Holl.: Zij is geene tang, om zonder handschoenen aantetasten. (Harrebomée, II, 325a.) [Spaltenumbruch] *8 Die ist nur mit der Zange anzufassen. Holl.: Het zijn lieve meisjes, om met eene tang in de goot te dragen. (Harrebomée, II, 76a.) – Men zou haar met geene tang aanraken. (Harrebomée, II, 325b.) *9 Man kann es mit keiner Zange (von ihr, ihm) herauskriegen. Holl.: Men kan het en met geene tang uit krijgen. (Harrebomée, II, 325a.) *10 Si ist a rechti Zanga. – Sutermeister, 67. Habsüchtig und geizig. Zangengeburt. * Das ist eine Zangengeburt. Von etwas, das unter grossen Schwierigkeiten entstanden, durch Mühe und gewaltige Anstrengungen hervorgerufen worden ist. „Das Dänemark des londoner Protokolls ist eine Zangengeburt, die nicht leben und nicht sterben kann.“ (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 231, S. 1339.) Die Neue Glarner Zeitung über die Revision der schweizer Bundesverfassung: „Vor neun Jahren, als die bekannte Zangengeburt der Neunartikel-Revision zur Welt kam u. s. w.“ (Schlesische Zeitung, 1872, Nr. 10.) Zank. 1 Alten Zank soll man nicht aufrühren. Böhm.: Kdo starý svár připomene, tomu oko z hlavy. 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Zál (s. Zagel).
*1 Ach, du armer Zoale. (Schles.)
Rufen Frauen aus beim Anblick eines kleinen, sehwächlichen Kindes. Auch Ausdruck des Mitleidens und Erbarmens frierender Bettelkinder.
*2 Doa is au kei Zoale zu fing'n. (Schles.)
Von einem Felde, wo nichts, oder sehr wenig gewachsen ist, eine Redensart, die man dann überhaupt auf einen Ort übertragen hat, wo man vergeblich etwas sucht.
*3 Reine Zoalen. (Schles.)
Klagen der Landleute, wenn ihnen die Kälber zu schwach erscheinen. Ich benutze diesen Anlass zu einer Ergänzung oder Berichtigung der Bemerkung unter Rübezahl. Für Zahl dürfte, kaum ein anderer Grund sprechen, als eine der vielen Sagen, nach welcher der Berggeist die Aufgabe erhalten hat, die Rüben eines Saatfeldes zu zählen. Dass die Schlesier das Wort Zahl nicht in der mundartlichen Bedeutung von Schwanz gebrauchen, wie in Nr. 37 des Auslandes 1874 behauptet wird, ist unbegründet. Auch hat ein geborener Schlesier dagegen in einer spätern Nummer Widerspruch erhoben, indem er sagt, dass das Wort „Zahl“ für Zagel (Schwanz) unter den Landbewohnern Schlesiens noch jetzt gebräuchlich ist. Ich kann dies aus meiner Erfahrung ausser den dort genannten Kreisen (Breslau, Trebnitz, Militsch, Oels, Ohlau) für eine grosse Anzahl anderer, ich möchte sagen, für ganz Niederschlesien bestätigen. Nur wird das a nicht so rein wie im hochdeutschen „Zahl“, sondern in andere Laute übergehend gesprochen. Den im Weizen als Unkraut vorkommenden Katzenzagel habe ich Kotzazoil, -zoal, -zoarl u. s. w. aussprechen hören. Das Wort kommt auch in einer Anzahl von Redensarten, wie die obigen, welche dem erwähnten Artikel im Ausland entlehnt sind, vor. Der Verfasser fügt dann noch Folgendes bei: „Den Hunden verschneidet man in der frühesten Jugend Ohren und Zoale, ebenso den Lämmern. Auch im obscönen Sinne wird das Wort häufig gebraucht.“ Dabei wage ich die Vermuthung auszusprechen, dass die Benennung des Berggeistes mit dem Namen ›Rübezahl‹ nur das Verächtliche ausdrücken soll, welches der schlesische Landmann in den Ausdruck „zoal“ legt. Ich habe überhaupt die Bemerkung gemacht, dass der Schlesier mit veralteten oder aus der slawischen Zeit zurückgebliebenen Worten gern die Unbrauchbarkeit, Hässlichkeit eines Gegenstandes verbindet. So benennt man eine alte, dem Verfall entgegengehende Hütte mit dem Ausdruck „Kaluppe“ von dem polnischen chalupa; ein altes abgenutztes Messer heisst Nûsche von dem polnischen nóz (Messer). Ein Frauenzimmer, das seine Haare nicht gern mit dem Kamm in Berührung bringt, heisst eine Kuddel von kudep (Zotten), und macht eine solche Person noch den Eindruck der Unreinlichkeit, dann heisst sie Klempe, Schlempe, von klępa. Mädchen, die etwas zerstreut sind und gern, wenn auch nur im Geiste, spazieren gehen, ruft man in die rauhe Wirklichkeit zurück mit den Worten: „Na, du Gape und Gake (von gapu = Krähe), was stehst du da?“
*4 'S sên och Zoalen.
Klagt man, wenn auf einem Acker die Rüben misrathen. Bei der Ernte schneidet man die Zoalen von den Rüben ab, d. h. die Wurzeln von den Knollen.
Zamerhâgken.
* Es sind Zamerhâgken.
So werden scherzhaft die Einwohner von Zams in Tirol genannt, weil sie gern hâgkeln, d. h. sich gegenseitig mit gekrümmtem Finger ziehen, um zu sehen, wer der Stärkere ist. (Westermann, 25, 617.)
Zandkopf.
* Er ist ein Zandkopf. – Frischbier, 4144.
Zange.
1 Mit der Zange der Versuchung hat der Teufel schon manchen frommen Mann gefasst. – Altmann VI, 503.
2 Mit der Zange hält man heisses Eisen fest.
„Zur Zange greift des Schmiedes Hand, dass sie vom Hammer nicht sei verbrannt.“ (Wenzig, 81.)
3 Zangen und Zungen beissen sich oft selbst eine Scharte.
*4 Aus dem zwickst mit Zang'n nichts auss. (Oberösterreich.)
Sowol von einem, der nicht gern gibt, als einem, der nicht aus der Schule schwatzt.
*5 De mütt'n mit de Tang' anfaot'n. (Altmark.) – Danneil, 221.
*6 Den möcht' ich nicht mit einer Zange anfassen.
Engl.: I would not touch him with a pair of tongs. (Bohn II, 180.)
*7 Die ist kein Zang, die man ohne Handschuh anfassen kann.
Holl.: Zij is geene tang, om zonder handschoenen aantetasten. (Harrebomée, II, 325a.)
*8 Die ist nur mit der Zange anzufassen.
Holl.: Het zijn lieve meisjes, om met eene tang in de goot te dragen. (Harrebomée, II, 76a.) – Men zou haar met geene tang aanraken. (Harrebomée, II, 325b.)
*9 Man kann es mit keiner Zange (von ihr, ihm) herauskriegen.
Holl.: Men kan het en met geene tang uit krijgen. (Harrebomée, II, 325a.)
*10 Si ist a rechti Zanga. – Sutermeister, 67.
Habsüchtig und geizig.
Zangengeburt.
* Das ist eine Zangengeburt.
Von etwas, das unter grossen Schwierigkeiten entstanden, durch Mühe und gewaltige Anstrengungen hervorgerufen worden ist. „Das Dänemark des londoner Protokolls ist eine Zangengeburt, die nicht leben und nicht sterben kann.“ (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 231, S. 1339.) Die Neue Glarner Zeitung über die Revision der schweizer Bundesverfassung: „Vor neun Jahren, als die bekannte Zangengeburt der Neunartikel-Revision zur Welt kam u. s. w.“ (Schlesische Zeitung, 1872, Nr. 10.)
Zank.
1 Alten Zank soll man nicht aufrühren.
Böhm.: Kdo starý svár připomene, tomu oko z hlavy. (Čelakovsky, 351.)
2 Alter Zank wird bald erneut. – Simrock, 11976 Körte, 7054.
3 Der Zank gleicht einem durchbrochenen Wasserdamm. – Löwenheim, 33, 135.
4 Ein Zank kommt aus dem andern.
Lat.: Lis litem serit. (Seybold, 280.)
5 Heb kein Zanck noch Hader an, mit dem der viel Wort machen kan. – Petri, II, 371.
6 Kleiner Zank, grosser Stank. – Simrock, 11967; Körte, 7053.
Lat.: Fit lis e minimis interdum maxima verbis. (Gaal, 1775.)
Ung.: A' vetekedésnek neha veszekedes a' vége. (Gaal, 1775.)
7 Lass nicht Zank sein zwischen mir und dir, sagte ein Pater zum andern, als sie sich im Nonnenkloster in den Weg kamen, willst du zur Linken, so geh' ich zur Rechten, und willst du zur Rechten, so geh' ich zur Linken. – Klosterspiegel, 76, 18.
8 Mit viel Zanck vnnd Disputiren thut man offt die Warheit verlieren. – Lehmann, II, 413, 83; Henisch, 716, 57.
Lat.: Nimium altercando veritas amittitur. (Henisch, 716, 58.)
9 Mit Zanck gewinnt man nicht vil. – Petri, II, 482.
10 Mit Zank und Streit kommt man nicht weit. – Masson, 385.
11 Ohne Zank um Mein und Dein würd' ein ew'ger Friede sein.
It.: Gran pace sarebb' in terra, se non vi fosse nè mio, nè tuo.
12 Tem Zanke gehöörd 'er Twei. (Waldeck.) – Curtze, 348, 423.
13 Wer auf Zank geht aus, kehrt mit Stössen wieder nach Haus.
14 Wer keinen Zank hat, macht sich Zank.
Frz.: Ceux qui n'ont point d'affaires, s'en font. (Cahier, 44.)
15 Wer lustig ist zu Zank und Streit, der findet bald Gelegenheit. – Binder III, 4165.
16 Wer ohne Zank lebt, ist mit keinem Weibe beschleppt. – Fischart, Ehez.
17 Wer sich hütet vor Zank und Querelei, wird weder Zeuge noch Partei.
Frz.: Des noises garde-toi, et tu ne seras ni témoin ni partie. (Kritzinger, 480a.)
18 Wer will haben Zank und Hader, der muss handeln mit Hecht und Schrader.
Ein unter den Materialwaarenhändlern sehr verbreiteter Spruch, der den Ruf oder das Verfahren der magdeburger Grosshandlungsfirma Hecht und Schrader charakterisirt.
19 Wer Zank liebt, der liebt Sünde. – Petri, II, 783; Günther, 14; Simrock, 11976; Körte, 7055.
20 Wer Zank liebt und Streit, der findet bald Gelegenheit.
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