Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] *215 Se hot Zäh bis in Rache na. (Schwäbisch.) - Michel, 275. Sie ist mehr als böse, da jemand schon genug beissen kann, der den Mund voll Zähne hat. *216 Seine Zähne auf etwas (jemand) wetzen. "Wo Feindschafft, Groll und Hass sich mit zu Tische setzen und ihre Zähne stets dabey auff einen wetzen." (Keller, 174a.) Holl.: Zijnen tand op iets wetten. ( Harrebomee, II, 324b.) *217 Seine Zähne lieben die Feiertage nicht. - Parömiakon, 1137. *218 Sie haben scharfe Zähne, beissen alle gordischen Knoten wie Knackwürste entzwei. - Eiselein, 385. *219 Sie heben die Zähne hoch. - Klix, 124. *220 Sie zeigen einander die Zähne. - Klix, 124. *221 Ueber einen Zan lachen. - Alsatia, 1862-67, 483; Eiselein, 654. Gezwungen lachen, sich anstellen, als lachte man; auch von listigem und verstohlenem Lachen. Frz.: Rire du bout des dens. (Kritzinger, 217b.) *222 Uf dan hoa ich 'n Zoan. - Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 395. In feindlichem Sinne: er hat mich beleidigt, ich hasse ihn, ich habe ein Hühnchen mit ihm zu pflücken. *223 Zwischen den Zähnen murmeln. Frz.: Parler entre les dens. (Kritzinger, 87b.) Zahnarzt. Der Zahnarzt reisst an fremden Zähnen, an eigenen zieht er nur. - Altmann VI, 468. Zahnbrecher. * Wie ein Zahnbrecher lügen. Frz.: Il ment comme un arracheur de dens. (Kritzinger, 37b.) Zahnbrechergeschrei. * Ein zanbrechergeschrey. - Franck, II, 90. Zahnbürste. Was nützt dem die Zahnbürste, der keine Zähne hat. Die Russen: Einer zahnlosen Jungfer eine Zahnbürste verehren. (Altmann VI, 519.) Zähnchenführer. * He oss e Tähnkeführer. - Frischbier, 4142. Einer, der andere gern aufzieht und neckt. Zahndoctor. * Das ist ein Zahndoctor. (Niederlausitz.) Sagt man von jedem schmerzlich, aber sicher wirkenden Mittel. Wenn ein Knabe eine derbe Züchtigung erhalten hat, heisst es wol: Mögen sie dir ein Zahndoctor sein. Zahnen. 1 Froh tannen, froh andern. - Kern, 56. Frühes Zahnen und frühes Verlieren der Zähne werden als Vorboten frühen Alterns betrachtet. 2 Zanen1 wie 's Mudl2 in da Sun. (Oberösterr.) 1) Den Mund aufthun, dass man die Zähne sieht. 2) Wie die in der Sonne liegende Katze. Wer so thut, dem soll nicht recht zu trauen sein. Zahnfleisch. * Auf dem Zahnfleisch laufen. Wenn jemand die Sohlen von den Schuhen verloren hat oder verliert. Holl.: Hij loopt op zijn tandvleesch. (Harrebomee, II, 324a.) Zahnfletscher. Es ist schon mancher zum Zahnfletscher geworden der weissen Zähne wegen. - Altmann VI, 509. Zahnlücke. Einer mit Zahnlücken beisst auch. (Wend. Lausitz.) Zahnpein. Tenpein is grote Pein, averst an Mann sein, is nog grötre Pein. - Schütze, III, 207; Simrock, 11966. Scherz zu Mädchen mit Zahnweh ohne Mann. Zahnschmerz. 1 Für Zahnschmerzen, Ratten, Wanzen und Jesuiten gibt es hundert gute Mittel, die nichts helfen. - Klosterspiegel, 3, 21. "Pascal dachte trotz seiner Zahnschmerzen über eine mathematische Aufgabe scharf nach, löste sie, und sein Zahnweh war weg." (Demokritos, I, 120.) 2 Wer Zahnschmerzen hat, dem vergeht das Lachen wohl. Holl.: Het lagchen valt moeijelijk, als men kiespijn heeft. (Harrebomee, I, 399b.) 3 Wer Zahnschmerzen hat, lasse sich mit einem Kuhfuss gegen die Backe schlagen, bis die Hornschuhe abfliegen. - Frischbier, 4143. [Spaltenumbruch] 4 Wer Zahnschmerzen hat, setze sich auf den Dreifuss und bleibe darauf sitzen, bis ihm das Wasser im Munde kocht. - Frischbier, 4143. 5 Zahnschmerz geht über Weltschmerz. - Fliegende Blätter, München 1858, S. 107a. 6 Zahnschmerzen lassen sich nicht wegmusiciren. Engl.: Music helps not the tooth-ache. (Bohn II, 14.) *7 Das wird ihm keine Zahnschmerzen machen. Holl.: Daar behoeft men geene kiespijn voor te lijden. (Harrebomee, I, 399b.) *8 Er hat schon lange keine Zahnschmerzen mehr. Er ist schon lange todt. Frz.: Il y a longtemps qu'il n'a plus mal aux dents. (Lendroy, 584.) *9 Er ist an Zahnschmerzen gestorben. Wol in dem Sinne, dass die Zähne nichts zu beissen gehabt haben. Holl.: Hij is gestorven van tandpijn. (Harrebomee, II, 324a.) Zahnstocher. *1 Einen Zahnstocher für ein Scheunenthor ansehen. - Spielhagen, Hammer und Amboss. *2 Viel Zahnsticher geben auch ein Hitz. - Simplic., I, 449. Zahnweh. 1 An kleinem Zahnweh merkt man frey, wie elend vnser Leben sey. - Petri, II, 17. 2 Es ist nütz das gued för's Zahweh as e Bröckli Holz von ere Chanzle, of der no nie g'loge worde-n ist. - Sutermeister, 121; Tobler, 78. 3 Jeder klagt über sein eigen Zahnweh. Dän.: End kurer hver sin quide. (Prov. dan., 331.) 4 Zahnweh entsteht in der Kirche und vergeht im Scheerhaus (Abtritt). - Fischart. *5 Er hat Zahnweh hinter den Ohren. Holl.: Hij heeft tandpijn achter de ooren. (Harrebomee, II, 324.) Zahnwehthun. 1 Tänweda1 un Kinnergebären is de grötste Not up Er'n. (Jahrland bei Potsdam.) 1) Oder Zahnwehtage? wie es im Hausbuch von Coler heisst. 2 Teneweidage is ne grote Pin, awer leif hem, un kan nich sin, dat is noch 'ne grötere Pin. (Göttingen.) - Bremer Sonntagsblatt, 1855, S. 4; Schambach, II, 372. Zahnweh ist eine grosse Pein, aber liebhaben und "kann nicht sein", ist noch eine grössere Pein. Die Liebe, welche durch keine Verbindung Befriedigung erhalten kann, verursacht ein Weh, das noch über Zahnschmerz geht. Zähren. 1 Hitzige zäher trücknen bald. - Franck, I, 162a; Lehmann, II, 267, 76. "Die weiber so heyss heulen vnd weynen, ein heusslin vff jrer männer grab bawen, die vergessen jr etwa, eh sie recht erkalten; dann sie trucken all jr hitz vnnd andacht auff einmal herauss, darnah ists auss, ein ander her." Lat.: Nihil lachryma citius arescit. (Seybold, 349.) 2 Zähren sind der Schweiss der Seele. Man hat auch gesagt: "Zähren seynd kostbare orientalische Perlein, stille redende Zungen, ein Blut des Herzens, Edelstein des Willens, Strahlen des Verstandes, Tribut der Liebe, ein Wasser der Zuneigung, ein Thau der Andacht, ein Doktor der Schmerzen." Lat.: Affectus luctus generant in pectore fluctus. (Chaos, 467.) 3 Zähren sind der Witwen wortsprecher vnd jhre morgensuppe. - Mathesy, 251b. *4 Blutige Zähren weinen. - Schottel, 1115a; Eyering, II, 457. Zait. Zait und Mait und springen über die Mauer. - Burckhardt, 319. Von einem Menschen, der lustige Gesellschaft und Lärm liebt. Zait und Mait drücken nur den Lärm eines geschäftigen Haufens aus und sind ohne buchstäbliche Bedeutung. Zakken. De Takken ardet noa'en Stamme, men AUlen brö'et (brüten) AUlen. (Münster.) - Frommann, VI, 428, 100. [Spaltenumbruch] *215 Se hôt Zäh bis in Rache na. (Schwäbisch.) – Michel, 275. 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Zahnstocher. *1 Einen Zahnstocher für ein Scheunenthor ansehen. – Spielhagen, Hammer und Amboss. *2 Viel Zahnsticher geben auch ein Hitz. – Simplic., I, 449. Zahnweh. 1 An kleinem Zahnweh merkt man frey, wie elend vnser Leben sey. – Petri, II, 17. 2 Es ist nütz das gued för's Zahweh as e Bröckli Holz von ere Chanzle, of der no nie g'loge worde-n ist. – Sutermeister, 121; Tobler, 78. 3 Jeder klagt über sein eigen Zahnweh. Dän.: End kurer hver sin quide. (Prov. dan., 331.) 4 Zahnweh entsteht in der Kirche und vergeht im Scheerhaus (Abtritt). – Fischart. *5 Er hat Zahnweh hinter den Ohren. Holl.: Hij heeft tandpijn achter de ooren. (Harrebomée, II, 324.) Zahnwehthun. 1 Tänwedâ1 un Kinnergebären is de grötste Nôt up Er'n. (Jahrland bei Potsdam.) 1) Oder Zahnwehtage? wie es im Hausbuch von Coler heisst. 2 Teneweidage is ne grote Pin, awer leif hem, un kan nich sin, dat is noch 'ne grötere Pin. (Göttingen.) – Bremer Sonntagsblatt, 1855, S. 4; Schambach, II, 372. 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*215 Se hôt Zäh bis in Rache na. (Schwäbisch.) – Michel, 275.
Sie ist mehr als böse, da jemand schon genug beissen kann, der den Mund voll Zähne hat.
*216 Seine Zähne auf etwas (jemand) wetzen.
„Wo Feindschafft, Groll und Hass sich mit zu Tische setzen und ihre Zähne stets dabey auff einen wetzen.“ (Keller, 174a.)
Holl.: Zijnen tand op iets wetten. ( Harrebomée, II, 324b.)
*217 Seine Zähne lieben die Feiertage nicht. – Parömiakon, 1137.
*218 Sie haben scharfe Zähne, beissen alle gordischen Knoten wie Knackwürste entzwei. – Eiselein, 385.
*219 Sie heben die Zähne hoch. – Klix, 124.
*220 Sie zeigen einander die Zähne. – Klix, 124.
*221 Ueber einen Zan lachen. – Alsatia, 1862-67, 483; Eiselein, 654.
Gezwungen lachen, sich anstellen, als lachte man; auch von listigem und verstohlenem Lachen.
Frz.: Rire du bout des dens. (Kritzinger, 217b.)
*222 Uf dân hoa ich 'n Zoan. – Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 395.
In feindlichem Sinne: er hat mich beleidigt, ich hasse ihn, ich habe ein Hühnchen mit ihm zu pflücken.
*223 Zwischen den Zähnen murmeln.
Frz.: Parler entre les dens. (Kritzinger, 87b.)
Zahnarzt.
Der Zahnarzt reisst an fremden Zähnen, an eigenen zieht er nur. – Altmann VI, 468.
Zahnbrecher.
* Wie ein Zahnbrecher lügen.
Frz.: Il ment comme un arracheur de dens. (Kritzinger, 37b.)
Zahnbrechergeschrei.
* Ein zanbrechergeschrey. – Franck, II, 90.
Zahnbürste.
Was nützt dem die Zahnbürste, der keine Zähne hat.
Die Russen: Einer zahnlosen Jungfer eine Zahnbürste verehren. (Altmann VI, 519.)
Zähnchenführer.
* He ôss e Tähnkeführer. – Frischbier, 4142.
Einer, der andere gern aufzieht und neckt.
Zahndoctor.
* Das ist ein Zahndoctor. (Niederlausitz.)
Sagt man von jedem schmerzlich, aber sicher wirkenden Mittel. Wenn ein Knabe eine derbe Züchtigung erhalten hat, heisst es wol: Mögen sie dir ein Zahndoctor sein.
Zahnen.
1 Froh tannen, froh andern. – Kern, 56.
Frühes Zahnen und frühes Verlieren der Zähne werden als Vorboten frühen Alterns betrachtet.
2 Zânen1 wie 's Mudl2 in da Sun. (Oberösterr.)
1) Den Mund aufthun, dass man die Zähne sieht.
2) Wie die in der Sonne liegende Katze. Wer so thut, dem soll nicht recht zu trauen sein.
Zahnfleisch.
* Auf dem Zahnfleisch laufen.
Wenn jemand die Sohlen von den Schuhen verloren hat oder verliert.
Holl.: Hij loopt op zijn tandvleesch. (Harrebomée, II, 324a.)
Zahnfletscher.
Es ist schon mancher zum Zahnfletscher geworden der weissen Zähne wegen. – Altmann VI, 509.
Zahnlücke.
Einer mit Zahnlücken beisst auch. (Wend. Lausitz.)
Zahnpein.
Tênpîn is grôte Pîn, averst ân Mann sîn, is nog grötre Pîn. – Schütze, III, 207; Simrock, 11966.
Scherz zu Mädchen mit Zahnweh ohne Mann.
Zahnschmerz.
1 Für Zahnschmerzen, Ratten, Wanzen und Jesuiten gibt es hundert gute Mittel, die nichts helfen. – Klosterspiegel, 3, 21.
„Pascal dachte trotz seiner Zahnschmerzen über eine mathematische Aufgabe scharf nach, löste sie, und sein Zahnweh war weg.“ (Demokritos, I, 120.)
2 Wer Zahnschmerzen hat, dem vergeht das Lachen wohl.
Holl.: Het lagchen valt moeijelijk, als men kiespijn heeft. (Harrebomée, I, 399b.)
3 Wer Zahnschmerzen hat, lasse sich mit einem Kuhfuss gegen die Backe schlagen, bis die Hornschuhe abfliegen. – Frischbier, 4143.
4 Wer Zahnschmerzen hat, setze sich auf den Dreifuss und bleibe darauf sitzen, bis ihm das Wasser im Munde kocht. – Frischbier, 4143.
5 Zahnschmerz geht über Weltschmerz. – Fliegende Blätter, München 1858, S. 107a.
6 Zahnschmerzen lassen sich nicht wegmusiciren.
Engl.: Music helps not the tooth-ache. (Bohn II, 14.)
*7 Das wird ihm keine Zahnschmerzen machen.
Holl.: Daar behoeft men geene kiespijn voor te lijden. (Harrebomée, I, 399b.)
*8 Er hat schon lange keine Zahnschmerzen mehr.
Er ist schon lange todt.
Frz.: Il y a longtemps qu'il n'a plus mal aux dents. (Lendroy, 584.)
*9 Er ist an Zahnschmerzen gestorben.
Wol in dem Sinne, dass die Zähne nichts zu beissen gehabt haben.
Holl.: Hij is gestorven van tandpijn. (Harrebomée, II, 324a.)
Zahnstocher.
*1 Einen Zahnstocher für ein Scheunenthor ansehen. – Spielhagen, Hammer und Amboss.
*2 Viel Zahnsticher geben auch ein Hitz. – Simplic., I, 449.
Zahnweh.
1 An kleinem Zahnweh merkt man frey, wie elend vnser Leben sey. – Petri, II, 17.
2 Es ist nütz das gued för's Zahweh as e Bröckli Holz von ere Chanzle, of der no nie g'loge worde-n ist. – Sutermeister, 121; Tobler, 78.
3 Jeder klagt über sein eigen Zahnweh.
Dän.: End kurer hver sin quide. (Prov. dan., 331.)
4 Zahnweh entsteht in der Kirche und vergeht im Scheerhaus (Abtritt). – Fischart.
*5 Er hat Zahnweh hinter den Ohren.
Holl.: Hij heeft tandpijn achter de ooren. (Harrebomée, II, 324.)
Zahnwehthun.
1 Tänwedâ1 un Kinnergebären is de grötste Nôt up Er'n. (Jahrland bei Potsdam.)
1) Oder Zahnwehtage? wie es im Hausbuch von Coler heisst.
2 Teneweidage is ne grote Pin, awer leif hem, un kan nich sin, dat is noch 'ne grötere Pin. (Göttingen.) – Bremer Sonntagsblatt, 1855, S. 4; Schambach, II, 372.
Zahnweh ist eine grosse Pein, aber liebhaben und „kann nicht sein“, ist noch eine grössere Pein. Die Liebe, welche durch keine Verbindung Befriedigung erhalten kann, verursacht ein Weh, das noch über Zahnschmerz geht.
Zähren.
1 Hitzige zäher trücknen bald. – Franck, I, 162a; Lehmann, II, 267, 76.
„Die weiber so heyss heulen vnd weynen, ein heusslin vff jrer männer grab bawen, die vergessen jr etwa, eh sie recht erkalten; dann sie trucken all jr hitz vnnd andacht auff einmal herauss, darnah ists auss, ein ander her.“
Lat.: Nihil lachryma citius arescit. (Seybold, 349.)
2 Zähren sind der Schweiss der Seele.
Man hat auch gesagt: „Zähren seynd kostbare orientalische Perlein, stille redende Zungen, ein Blut des Herzens, Edelstein des Willens, Strahlen des Verstandes, Tribut der Liebe, ein Wasser der Zuneigung, ein Thau der Andacht, ein Doktor der Schmerzen.“
Lat.: Affectus luctus generant in pectore fluctus. (Chaos, 467.)
3 Zähren sind der Witwen wortsprecher vnd jhre morgensuppe. – Mathesy, 251b.
*4 Blutige Zähren weinen. – Schottel, 1115a; Eyering, II, 457.
Zait.
Zait und Mait und springen über die Mauer. – Burckhardt, 319.
Von einem Menschen, der lustige Gesellschaft und Lärm liebt. Zait und Mait drücken nur den Lärm eines geschäftigen Haufens aus und sind ohne buchstäbliche Bedeutung.
Zakken.
De Takken ârdet noa'en Stamme, men Ûlen brö'et (brüten) Ûlen. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 100.
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