Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 9 D' Wänd händ Ohre und d' Stude-n Auge. - Sutermeister, 35. 10 Das ist eine schlechte Wand, welche das Dach nicht trägt. 11 Der muss sich vor den Wänden schämen, der Schlechtes thut. 12 Die Wand hat Ohren, der Wald hat Augen. - Birlinger, 521. 13 Ein leinen Wand, eine steinerne Feste. - Henisch, 1519, 4. 14 Eine gute Wand braucht keine Stütze. 15 Eine hängende Wand kann der Teufel bald gar umreissen. 16 Eine schwankende Wand ist bald umgestossen. Dän.: Man driver gierne den vegge, der gange vil. (Prov. dan., 123.) 17 Eine Wand, die Gott stützt, fällt nicht. 18 Einer Wand, die fallen will, gibt jeder gern 'nen Schupp. - Sailer, 206; Körte, 6434; Simrock, 11176. Engl.: If a man once falls, all will tread on him. - If my beard is burnt, others try to light their pipe at it. (Masson, 201.) It.: Quando un' e per terra, ogmium grida: dagli, dagli! (Masson, 201.) 19 Gehe von der Wand, so zustöst du den hindern nicht. - Henisch, 1436, 24. 20 Lieber die Wände des Bauches gesprengt, als dem Wirth ein Groschen geschenkt. 21 Man kann durch eine Wand sehen, wenn ein Loch darin ist. - Simrock, 11174. 22 Man kann nicht durch die Wand gehen, wenn kein Loch darin ist. Unmögliches kann niemand durchsetzen. 23 Scheit de Wand langst, segt Johann Schönfeld, braukst kenen Maler. - Schlingmann, 1260. 24 Was man heute der Wand sagt, das erzählt man morgen auf der Strasse. Die Russen: Was du heute dem Peipus erzählst, wird morgen das Finnische Meer wissen. (Altmann V.) 25 Weisse Wände sind Papier für Narrenhände. - Eiselein, 627. Frz.: Muraille blanche papier des sots. (Eiselein, 627.) 26 Wenn die Wand des Nachbars brennt, ist auch dein Haus in Gefahr. Lat.: Res tua tunc agitur, paries cum proximus ardet. (Horaz.) (Philippi, II, 157.) 27 Wenn die Wand einstürzen will, so laufe darunter hinweg. - Burckhardt, 13. Denjenigen, dessen Macht zu wanken beginnt, oder den Gefahren bedrohen, fliehe. 28 Wenn ein Wand baufällig wird vnd fallen wil, so seichen die Hund daran. - Petri, II, 654. 29 Wenn ein Wand fallen wil, so gibt jhr jedermann ein Stösslein. - Petri, II, 654. 30 Wenn mer anfängt bei der Wand, hat's bald e End'. - Tendlau, 784; für Köln: Weyden, III, 9. Es steht schlimm, wenn das verkauft werden muss, was ringsum zur Bequemlichkeit oder zum Schmuck an den Wänden sich befindet. 31 Wer an der Wand liegt, hat nichts zu reden. - Frischbier2, 3970. 32 Wer steht hinter der Wand, hört seine eigene Schand'. Jüdisch-deutsch in Warschau: Steh nit hinter der Wand, west dü nit hören dein eigen Schand. 33 Wer zwischen zwei Wände kommt, muss sich an die weichste lehnen. *34 Alles, was an die Wand pissen kann. - Eiselein, 627. Z. B. zog mit in den Befreiungskrieg, alle nur einigermassen Mannbaren. (E. M. Arndt, Wanderungen und Wandelungen mit dem Freiherrn von Stein.) *35 An Wänden gehen. - Chaos, 766. *36 Chapp1 dich un (ans, in) der fauler Wand. - Bernstein. 1) Chappen, polnisch chapac = haschen, greifen. - Zur Abwehr einer ungerechten Beschuldigung, falschen Anklage. Um zu sagen: Was willst du von mir? Vergreife dich doch lieber an der Wand. [Spaltenumbruch] *37 Da möchte man ja gleich an der Wand in die Höhe gehen. (Thüringen.) Jüdisch-deutsch, wenn man jemand seinem Schicksal überlässt: "Reiss' dich auf die gleiche (gerade) Wänd." D. i. klettere meinetwegen an den Wänden hinauf. "Sich reissen" bedeutet hier: mühsam hinaufklettern. *38 Da muss ja gleich eine alte Wand wackeln. - Klix, 124. Ausruf des Staunens und der Verwunderung. *39 Der tauben Wand sein Leid klagen. Lat.: Coelo ac terrae loqui. - Terrae loquens coeloque philosaphatus es, sed his nulla est cura sermonis tui. (Eiselein, 627.) *40 Du gehest überall an Wänden. - Henisch, 1353, 47. "Du irrest ganz vnd gar. Sota irras via." *41 Durch eine Wand reden. - Eiselein, 627. Lat.: Per parietem loqui. (Eiselein, 627.) *42 Eine übertünchte Wand. - Eiselein, 627. Böhm.: Na oko svaty - dobry - pobozny - krest'an. - Stena zbilena. (Celakovsky, 530.) Lat.: Paries dealbatus. (Eiselein, 627.) *43 Eine Wand durchtreten. - Körte, 6435. *44 Einen an die Wand drücken. Zurücksetzen, verachten, unwürdig behandeln. Aus Wien schreibt man: "Wie hier bei jeder Gelegenheit die Deutsch-Oesterreicher an die Wand gedrückt werden, oder sich selber bescheiden in die Ecke stellen, dafür bringt jeder Tag neue Belege." (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 157.) *45 Er bleibt an der Wand kleben, wenn man ihn daran wirft. Vom Schmuzigen, Unsaubern. *46 Er geht an der Wand. (Rottenburg.) So viel wie: ist auf dem Holzwege. *47 Er geht bei die Wänd'. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Er macht Umwege, um desto sicherer zum Ziele zu gelangen. Von Blinden entlehnt, die an den Wänden forttappen, um auf einen gewissen Punkt zu gelangen. *48 Er ist hinter den vier Wänden aufgewachsen. *49 Er ist nicht über die vier Wände hinaus gekommen. *50 Er kan zwu Wend auff einmal malen. - Eyering, II, 379. *51 Er schwatzt zwei gegenüberstehende Wände zusammen. In Warschau jüdisch-deutsch von Lügnern, Ränkemachern, Schwindlern: Er känn zunaufführen (zusammenbringen) zwei Wänd. *52 Es ist gerade als schwatze man an die Wand (oder: in die Luft). Ganz erfolg- und nutzlos. *53 Etwas an der Wand greifen. - Luther's Tischr., 459. *54 Hinter gemalten Wänden wohnen. Lat.: Parietum picturae, aulea et pristomata preciosa, inertis viri vestimenta. (Bovill, I, 65.) *55 Man könnte Wände mit ihm einrennen. So dumm (hartköpfig) ist er. "Wände könnt' man mit euch einrennen, sprach der Alte beifallnickend, wenn ihr einmal warm geworden seid." (Scheffel, Ekkehard, II, 30.) Lat.: Caput vacuum cerebro. (Philippi, I, 73.) *56 Schmiet se an de Wand, on se blowt klewe. - Frischbier2, 3971. So beschmuzt ist sie. (S. Beschmiert 1.) *57 Sich (nicht) als spanische Wand brauchen lassen. *58 Sich an eine baufällige (morsche, schwache, starke) Wand lehnen. - Eiselein, 627. Lat.: Ad felicem inflectere parietem. (Eiselein, 627.) - In caducum parietem inclinare. (Hanzely, 124; Philippi I, 191; Seybold, 234.) *59 Zu leeren Wänden reden. Lat.: Allidere caput parieti. - Alloqui murum aut parietem. (Bovill, I, 27.) Wandel. 1 Auf den französischen (hier: leichtsinnigen) Wandel folgt das spanische Rohr. 2 Ein guter Wandel ist die beste Predigt. 3 Gesunder Wandel, weiser Handel macht alt vnd reich. - Lehmann, II, 228, 106; Petri, II, 336. 4 Wandel und Busse kann jeder bezahlen. (S. Mann 1573.) - Graf, 331. *5 Es ist nichts ohne Wandel. Mhd.: An wandel niemen mac gesein, de ist an al der werlde schein. (Freidank.) - Nau sagent si mir ein ander maere, daz niht lebendiges ane wandel sei. (Walther.) (Zingerle, 163.)
[Spaltenumbruch] 9 D' Wänd händ Ohre und d' Stude-n Auge. – Sutermeister, 35. 10 Das ist eine schlechte Wand, welche das Dach nicht trägt. 11 Der muss sich vor den Wänden schämen, der Schlechtes thut. 12 Die Wand hat Ohren, der Wald hat Augen. – Birlinger, 521. 13 Ein leinen Wand, eine steinerne Feste. – Henisch, 1519, 4. 14 Eine gute Wand braucht keine Stütze. 15 Eine hängende Wand kann der Teufel bald gar umreissen. 16 Eine schwankende Wand ist bald umgestossen. Dän.: Man driver gierne den vegge, der gange vil. (Prov. dan., 123.) 17 Eine Wand, die Gott stützt, fällt nicht. 18 Einer Wand, die fallen will, gibt jeder gern 'nen Schupp. – Sailer, 206; Körte, 6434; Simrock, 11176. Engl.: If a man once falls, all will tread on him. – If my beard is burnt, others try to light their pipe at it. (Masson, 201.) It.: Quando un' è per terra, ogmium grida: dagli, dagli! (Masson, 201.) 19 Gehe von der Wand, so zustöst du den hindern nicht. – Henisch, 1436, 24. 20 Lieber die Wände des Bauches gesprengt, als dem Wirth ein Groschen geschenkt. 21 Man kann durch eine Wand sehen, wenn ein Loch darin ist. – Simrock, 11174. 22 Man kann nicht durch die Wand gehen, wenn kein Loch darin ist. Unmögliches kann niemand durchsetzen. 23 Schît de Wand langst, segt Johann Schönfeld, brûkst kênen Maler. – Schlingmann, 1260. 24 Was man heute der Wand sagt, das erzählt man morgen auf der Strasse. Die Russen: Was du heute dem Peipus erzählst, wird morgen das Finnische Meer wissen. (Altmann V.) 25 Weisse Wände sind Papier für Narrenhände. – Eiselein, 627. Frz.: Muraille blanche papier des sots. (Eiselein, 627.) 26 Wenn die Wand des Nachbars brennt, ist auch dein Haus in Gefahr. Lat.: Res tua tunc agitur, paries cum proximus ardet. (Horaz.) (Philippi, II, 157.) 27 Wenn die Wand einstürzen will, so laufe darunter hinweg. – Burckhardt, 13. 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Arndt, Wanderungen und Wandelungen mit dem Freiherrn von Stein.) *35 An Wänden gehen. – Chaos, 766. *36 Chapp1 dich un (ans, in) der fauler Wand. – Bernstein. 1) Chappen, polnisch chapać = haschen, greifen. – Zur Abwehr einer ungerechten Beschuldigung, falschen Anklage. Um zu sagen: Was willst du von mir? Vergreife dich doch lieber an der Wand. [Spaltenumbruch] *37 Da möchte man ja gleich an der Wand in die Höhe gehen. (Thüringen.) Jüdisch-deutsch, wenn man jemand seinem Schicksal überlässt: „Reiss' dich auf die gleiche (gerade) Wänd.“ D. i. klettere meinetwegen an den Wänden hinauf. „Sich reissen“ bedeutet hier: mühsam hinaufklettern. *38 Da muss ja gleich eine alte Wand wackeln. – Klix, 124. Ausruf des Staunens und der Verwunderung. *39 Der tauben Wand sein Leid klagen. Lat.: Coelo ac terrae loqui. – Terrae loquens coeloque philosaphatus es, sed his nulla est cura sermonis tui. (Eiselein, 627.) *40 Du gehest überall an Wänden. – Henisch, 1353, 47. „Du irrest ganz vnd gar. 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9 D' Wänd händ Ohre und d' Stude-n Auge. – Sutermeister, 35.
10 Das ist eine schlechte Wand, welche das Dach nicht trägt.
11 Der muss sich vor den Wänden schämen, der Schlechtes thut.
12 Die Wand hat Ohren, der Wald hat Augen. – Birlinger, 521.
13 Ein leinen Wand, eine steinerne Feste. – Henisch, 1519, 4.
14 Eine gute Wand braucht keine Stütze.
15 Eine hängende Wand kann der Teufel bald gar umreissen.
16 Eine schwankende Wand ist bald umgestossen.
Dän.: Man driver gierne den vegge, der gange vil. (Prov. dan., 123.)
17 Eine Wand, die Gott stützt, fällt nicht.
18 Einer Wand, die fallen will, gibt jeder gern 'nen Schupp. – Sailer, 206; Körte, 6434; Simrock, 11176.
Engl.: If a man once falls, all will tread on him. – If my beard is burnt, others try to light their pipe at it. (Masson, 201.)
It.: Quando un' è per terra, ogmium grida: dagli, dagli! (Masson, 201.)
19 Gehe von der Wand, so zustöst du den hindern nicht. – Henisch, 1436, 24.
20 Lieber die Wände des Bauches gesprengt, als dem Wirth ein Groschen geschenkt.
21 Man kann durch eine Wand sehen, wenn ein Loch darin ist. – Simrock, 11174.
22 Man kann nicht durch die Wand gehen, wenn kein Loch darin ist.
Unmögliches kann niemand durchsetzen.
23 Schît de Wand langst, segt Johann Schönfeld, brûkst kênen Maler. – Schlingmann, 1260.
24 Was man heute der Wand sagt, das erzählt man morgen auf der Strasse.
Die Russen: Was du heute dem Peipus erzählst, wird morgen das Finnische Meer wissen. (Altmann V.)
25 Weisse Wände sind Papier für Narrenhände. – Eiselein, 627.
Frz.: Muraille blanche papier des sots. (Eiselein, 627.)
26 Wenn die Wand des Nachbars brennt, ist auch dein Haus in Gefahr.
Lat.: Res tua tunc agitur, paries cum proximus ardet. (Horaz.) (Philippi, II, 157.)
27 Wenn die Wand einstürzen will, so laufe darunter hinweg. – Burckhardt, 13.
Denjenigen, dessen Macht zu wanken beginnt, oder den Gefahren bedrohen, fliehe.
28 Wenn ein Wand baufällig wird vnd fallen wil, so seichen die Hund daran. – Petri, II, 654.
29 Wenn ein Wand fallen wil, so gibt jhr jedermann ein Stösslein. – Petri, II, 654.
30 Wenn mer anfängt bei der Wand, hat's bald e End'. – Tendlau, 784; für Köln: Weyden, III, 9.
Es steht schlimm, wenn das verkauft werden muss, was ringsum zur Bequemlichkeit oder zum Schmuck an den Wänden sich befindet.
31 Wer an der Wand liegt, hat nichts zu reden. – Frischbier2, 3970.
32 Wer steht hinter der Wand, hört seine eigene Schand'.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Steh nit hinter der Wand, west dü nit hören dein eigen Schand.
33 Wer zwischen zwei Wände kommt, muss sich an die weichste lehnen.
*34 Alles, was an die Wand pissen kann. – Eiselein, 627.
Z. B. zog mit in den Befreiungskrieg, alle nur einigermassen Mannbaren. (E. M. Arndt, Wanderungen und Wandelungen mit dem Freiherrn von Stein.)
*35 An Wänden gehen. – Chaos, 766.
*36 Chapp1 dich un (ans, in) der fauler Wand. – Bernstein.
1) Chappen, polnisch chapać = haschen, greifen. – Zur Abwehr einer ungerechten Beschuldigung, falschen Anklage. Um zu sagen: Was willst du von mir? Vergreife dich doch lieber an der Wand.
*37 Da möchte man ja gleich an der Wand in die Höhe gehen. (Thüringen.)
Jüdisch-deutsch, wenn man jemand seinem Schicksal überlässt: „Reiss' dich auf die gleiche (gerade) Wänd.“ D. i. klettere meinetwegen an den Wänden hinauf. „Sich reissen“ bedeutet hier: mühsam hinaufklettern.
*38 Da muss ja gleich eine alte Wand wackeln. – Klix, 124.
Ausruf des Staunens und der Verwunderung.
*39 Der tauben Wand sein Leid klagen.
Lat.: Coelo ac terrae loqui. – Terrae loquens coeloque philosaphatus es, sed his nulla est cura sermonis tui. (Eiselein, 627.)
*40 Du gehest überall an Wänden. – Henisch, 1353, 47.
„Du irrest ganz vnd gar. Sota irras via.“
*41 Durch eine Wand reden. – Eiselein, 627.
Lat.: Per parietem loqui. (Eiselein, 627.)
*42 Eine übertünchte Wand. – Eiselein, 627.
Böhm.: Na oko svaty – dobrý – pobožny – křest'an. – Stĕna zbílená. (Čelakovsky, 530.)
Lat.: Paries dealbatus. (Eiselein, 627.)
*43 Eine Wand durchtreten. – Körte, 6435.
*44 Einen an die Wand drücken.
Zurücksetzen, verachten, unwürdig behandeln. Aus Wien schreibt man: „Wie hier bei jeder Gelegenheit die Deutsch-Oesterreicher an die Wand gedrückt werden, oder sich selber bescheiden in die Ecke stellen, dafür bringt jeder Tag neue Belege.“ (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 157.)
*45 Er bleibt an der Wand kleben, wenn man ihn daran wirft.
Vom Schmuzigen, Unsaubern.
*46 Er geht an der Wand. (Rottenburg.)
So viel wie: ist auf dem Holzwege.
*47 Er geht bei die Wänd'. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Er macht Umwege, um desto sicherer zum Ziele zu gelangen. Von Blinden entlehnt, die an den Wänden forttappen, um auf einen gewissen Punkt zu gelangen.
*48 Er ist hinter den vier Wänden aufgewachsen.
*49 Er ist nicht über die vier Wände hinaus gekommen.
*50 Er kan zwu Wend auff einmal malen. – Eyering, II, 379.
*51 Er schwatzt zwei gegenüberstehende Wände zusammen.
In Warschau jüdisch-deutsch von Lügnern, Ränkemachern, Schwindlern: Er känn zunaufführen (zusammenbringen) zwei Wänd.
*52 Es ist gerade als schwatze man an die Wand (oder: in die Luft).
Ganz erfolg- und nutzlos.
*53 Etwas an der Wand greifen. – Luther's Tischr., 459.
*54 Hinter gemalten Wänden wohnen.
Lat.: Parietum picturae, aulea et pristomata preciosa, inertis viri vestimenta. (Bovill, I, 65.)
*55 Man könnte Wände mit ihm einrennen.
So dumm (hartköpfig) ist er. „Wände könnt' man mit euch einrennen, sprach der Alte beifallnickend, wenn ihr einmal warm geworden seid.“ (Scheffel, Ekkehard, II, 30.)
Lat.: Caput vacuum cerebro. (Philippi, I, 73.)
*56 Schmiet se an de Wand, on se blôwt klewe. – Frischbier2, 3971.
So beschmuzt ist sie. (S. Beschmiert 1.)
*57 Sich (nicht) als spanische Wand brauchen lassen.
*58 Sich an eine baufällige (morsche, schwache, starke) Wand lehnen. – Eiselein, 627.
Lat.: Ad felicem inflectere parietem. (Eiselein, 627.) – In caducum parietem inclinare. (Hanzely, 124; Philippi I, 191; Seybold, 234.)
*59 Zu leeren Wänden reden.
Lat.: Allidere caput parieti. – Alloqui murum aut parietem. (Bovill, I, 27.)
Wandel.
1 Auf den französischen (hier: leichtsinnigen) Wandel folgt das spanische Rohr.
2 Ein guter Wandel ist die beste Predigt.
3 Gesunder Wandel, weiser Handel macht alt vnd reich. – Lehmann, II, 228, 106; Petri, II, 336.
4 Wandel und Busse kann jeder bezahlen. (S. Mann 1573.) – Graf, 331.
*5 Es ist nichts ohne Wandel.
Mhd.: An wandel niemen mac gesîn, de ist an al der werlde schîn. (Freidank.) – Nû sagent si mir ein ander maere, daz niht lebendiges âne wandel sî. (Walther.) (Zingerle, 163.)
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