Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 6 Einer macht sich das Schicksal selber, der andere bekommt's fertig. "In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne, du bist deines Glückes eigner Schmied." (Schiller.) Die Finnen: Das schwere Schicksal trifft dich, ohne dass du es kauftest. (Bertram, 65.) Engl.: Set hard heart against hard hap. (Bohn II, 100.) Lat.: Fatali lege tenemur. (Ovid.) (Philippi, I, 151.) Quemcunque dederit exitum casus, feras. (Philippi, II, 123.) 7 Jeder ist seines Schicksals Schmied. Die Russen: Seines Schicksals Träger muss ein jeder selber sein. (Altmann VI, 427.) 8 Man muss sein Schicksal nicht zu golden haben wollen. Lat.: Desine fata deum flecti sperare precando. (Virgil.) (Philippi, I, 116.) Virgil Aen. 6, 376 9 Niemand ist mit seinem Schicksal zufrieden. Lat.: Nemo est, quin ubivis, quam ibi, ubi est, esse malit. (Philippi, II, 15.) 10 Seinem Schicksal kann niemand entgehen. - Simrock, 8988; Braun, I, 3863. Die Türken: Wenn vom Schicksalsbogen der Pfeil des Verhängnisses geschossen wird, lässt er sich mit dem Schild der Vorsicht nicht abwehren. (Nordmann.) Böhm.: Osud neni mraeno, aby se prehnalo. - Osudu nsvemu ikdo nemuz uteoi. - Svuj osud konem neobjedes. (Celakovsky, 16 u. 159.) Engl.: No flying from fate. Frz.: Nul ne peut fuir sa destinee. - Personne ne peut fair son destin, vas ou tu peux, meurs ou tu dois. - Va ou tu peux, mourir ou tu dois. (Lendroy, 78.) It.: Al suo destin mal si contrasto, e mal si nasconde. - Nel mondo sua ventura ha ciascun dal di che nasce. - Nessuno puo evitare la sua sorte. Lat.: Certa si decreta sors est, quid cavere proderit. (Philippi, I, 80.) - Certum est et inevitabile fatum. (Eiselein, 548.) Poln.: Co ma bye komu, tego nie minie. (Lompa, 6.) - Idz powoli, bieda cie dogoni; idz predko a dogonisz biede. (Masson, 302.) Schwed.: Ingen kan sin skäpna fly. (Grubb, 391.) - Ingen kan undga sitt öde. (Marin, 17.) 11 Seinem Schicksal soll man nicht widerstreben. - Simrock, 8989. Lat.: Fato non repugnandum. (Eiselein, 548.) 12 Was mir das Schicksal bestimmt, kann mir niemand nehmen. Eine türkische Anschauung, vgl. Cahier, 2588. 13 Wem das Schicksal eine Grube gegraben hat, der wird gewiss hineinfallen. 14 Wen das Schicksal schwarz gemalt, den kann die ganze Welt nicht weiss waschen. 15 Wen das Schicksal verfolgt, der findet keinen Pfennig, wenn er auch tausend Meilen geht. 16 Wen das Schicksal zwingt, der ertrinkt. (Altgriech.) 17 Wenn das Schicksal am freundlichsten erscheint, gerade dann schlägt es ein Bein unter. 18 Wer dem Schicksal trotzt, zerschellt sich den Kopf an einem Felsen. 19 Wer nicht vom Schicksal durchgegerbt wird, kommt nicht zu Verstande. *20 Das ist Schicksal, das kommt vom Bauhofe. (Hamburg.) Wenn von unbedeutenden Misfällen, z. B. Nasswerden, Beschmuztwerden und dergleichen die Rede ist, weil ehemals auf dem Bauhofe (ein öffentliches Gebäude für Stadtbauten) viel Arbeit und wenig Lohn zu haben war, da die Anstalt vorzüglich arbeitbedürftigen und - suchenden Menschen zum Besten diente. *21 Einen seinem Schicksal überlassen. Holl.: Iemand aan zijn lot overlaten. (Harrebomee, II, 38.) Schickse. A Schickse beim Ruw käm auch a Schale paskenen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Eine Christenmagd beim Rabbiner kann auch eine Rechtsfrage in religiösen Dingen entscheiden. Sinn: Uebung macht den Meister. Jene Pfarrköchin pflegte ja auch zu sagen: Wir können heute nicht taufen, trauen, begraben. Schickung. * Das sind Schickungen, die kommen vom Packhof. (Stettin.) Der Witz liegt im Doppelsinn des Worts "Schickungen", das man bei kleinen Widerwärtigkeiten gebraucht, über die sich jemand beklagt, um ihm zu sagen: Das ist doch einmal nicht zu ändern, aber auch nicht so schlimm, und auch von Zusendungen, die man von der Post oder dem Packhof erhält. Schiddech. Ittlicher Schiddech, wus män thüt, is güt; nuch a Juhr wert män gewuhr. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Jede Heirath, die man eingeht, ist gut, d. h. man hält sie dafür; nach einem Jahre aber weiss man, wie es damit steht. Schieben. 1 Dat schifft (schiebt) mer as et treckt, säd' de Baur, un stitt den Kerl mit dem Fot aut de Döer 'rut. (Danzig.) - Hoefer, 137; Frischbier, 65. 2 Es ist am Schiebe g'läge, weme will en Haspel esse. - Sutermeister, 138. 3 Was man schiebt, braucht man nicht zu ziehen. - Altmann VI, 408. *4 Er schiebt sich wie das nasse Wetter. - Frischbier2, 3285. *5 Er schiebt sich wie ein nasser Sack. - Frischbier2, 3285. Schiebes. *1 Es geht schiebes (oder schiebus). (Mecklenburg.) - Dr. Schiller; hochdeutsch bei Eiselein, 548. Um zu sagen: Es geht schief. *2 Es geht Schiebes bei ihm. (Elsass.) - Klein, II, 112. Er ist auf die Neige. Schiebkarren. *1 Gute Schiebkarren haben. Gute Gönner thun's, wer eine gute Stelle haben will. *2 Mit en Schieba kimmt ma wetter als mit 'n Wurne. (Nordböhmen.) Mit einem Schiebkarren kommt man weiter als mit einem Wagen. Schiebtruhe. * Einem mit der Schiebtruhe1 über die Nase fahren. (Oberösterreich.) 1) Truhe zum Schieben = Schubkarren. - Einem etwas so sagen, dass er sicher merkt, was damit gemeint ist. Schiedsmann. Wer sich als Schiedsmann zwischen Zänker stellt, verliert die guten Worte und sein Geld. Holl.: De scheider krijgt vel beide vechtenden op het lijf. (Harrebomee, II, 245a.) Schief. 1 Ae Bissel schef is engelsch. (Oberharz.) - Lohrengel, II, 1. 2 Ein bischen schief bringt unter die Haube. - Simrock, 8991. 3 Ein bischen schief ist ehrlich. (Berlin.) 4 Ein bischen schief ist Mode. (Berlin.) 5 En beten schev is linkerst lev. - Dähnert, 402b. Aus kleinen Fehlern macht sich die Liebe nichts. 6 En bettchen scheif hett Gott leiw, segt de scheife Wehrhahne. (Hildesheim.) - Hoefer, 1108; Peik, 258. "'N böäten schew hät Gott lew, söä de schewe Schneider." (Schlingmann, 1245.) 7 En bietken scheiw dat leiwet. (Westf.) Leiwen = lieben, auch: beliebt machen, gefallen. 8 Je schewer, je lewer, e grade hefft e jeder. - Frischbier2, 3286; für Holstein: Schütze, IV, 29. Als Trost für den, der eine schiefe oder bucklige Frau hat. 9 Je schewer, je lewer, naem Gerade kickt jitweder. - Frischbier2, 3286. 10 Je schewer, je lücke, je mehe de Lüd dana kicke. (Jerentowitz.) 11 'N bäten schef hett Godt lew. - Goldschmidt, 114; Firmenich, I, 233, 68; Diermissen, 195; Schambach, II, 318; hochdeutsch bei Simrock, 8909. In Oldenburg, wo es auf dem Lande wenig oder keine alten Jungfern gibt, finden sogar Verwachsene, wenn sie nur arbeiten können, einen Witwer zum Mann, der dann wol über den Höcker oder das schiefe Bein seiner Erwählten scherzend das obige Sprichwort gebraucht. 12 'N bäten schef is vörnehm. (Oldenburg.) - Firmenich, I, 233, 69. 13 'N bäten schew is leiker (dennoch, gleichwol) lew. (Rügen.) - A. Ruge, Aus früherer Zeit, I; für Strelitz: Firmenich, III, 72, 65; für Mecklenburg: Günther, II, 200, 43.
[Spaltenumbruch] 6 Einer macht sich das Schicksal selber, der andere bekommt's fertig. „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne, du bist deines Glückes eigner Schmied.“ (Schiller.) Die Finnen: Das schwere Schicksal trifft dich, ohne dass du es kauftest. (Bertram, 65.) Engl.: Set hard heart against hard hap. (Bohn II, 100.) Lat.: Fatali lege tenemur. (Ovid.) (Philippi, I, 151.) Quemcunque dederit exitum casus, feras. (Philippi, II, 123.) 7 Jeder ist seines Schicksals Schmied. Die Russen: Seines Schicksals Träger muss ein jeder selber sein. (Altmann VI, 427.) 8 Man muss sein Schicksal nicht zu golden haben wollen. Lat.: Desine fata deum flecti sperare precando. (Virgil.) (Philippi, I, 116.) Virgil Aen. 6, 376 9 Niemand ist mit seinem Schicksal zufrieden. Lat.: Nemo est, quin ubivis, quam ibi, ubi est, esse malit. (Philippi, II, 15.) 10 Seinem Schicksal kann niemand entgehen. – Simrock, 8988; Braun, I, 3863. 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6 Einer macht sich das Schicksal selber, der andere bekommt's fertig.
„In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne, du bist deines Glückes eigner Schmied.“ (Schiller.) Die Finnen: Das schwere Schicksal trifft dich, ohne dass du es kauftest. (Bertram, 65.)
Engl.: Set hard heart against hard hap. (Bohn II, 100.)
Lat.: Fatali lege tenemur. (Ovid.) (Philippi, I, 151.) Quemcunque dederit exitum casus, feras. (Philippi, II, 123.)
7 Jeder ist seines Schicksals Schmied.
Die Russen: Seines Schicksals Träger muss ein jeder selber sein. (Altmann VI, 427.)
8 Man muss sein Schicksal nicht zu golden haben wollen.
Lat.: Desine fata deum flecti sperare precando. (Virgil.) (Philippi, I, 116.) Virgil Aen. 6, 376
9 Niemand ist mit seinem Schicksal zufrieden.
Lat.: Nemo est, quin ubivis, quam ibi, ubi est, esse malit. (Philippi, II, 15.)
10 Seinem Schicksal kann niemand entgehen. – Simrock, 8988; Braun, I, 3863.
Die Türken: Wenn vom Schicksalsbogen der Pfeil des Verhängnisses geschossen wird, lässt er sich mit dem Schild der Vorsicht nicht abwehren. (Nordmann.)
Böhm.: Osud neni mraĕno, aby se přehnalo. – Osudu nsvému ikdo nemůž uteoi. – Svůj osud konĕm neobjedeš. (Čelakovský, 16 u. 159.)
Engl.: No flying from fate.
Frz.: Nul ne peut fuir sa destinée. – Personne ne peut fair son destin, vas ou tu peux, meurs où tu dois. – Va ou tu peux, mourir où tu dois. (Lendroy, 78.)
It.: Al suo destin mal si contrasto, e mal si nasconde. – Nel mondo sua ventura ha ciascun dal di che nasce. – Nessuno può evitare la sua sorte.
Lat.: Certa si decreta sors est, quid cavere proderit. (Philippi, I, 80.) – Certum est et inevitabile fatum. (Eiselein, 548.)
Poln.: Co ma byé komu, tego nie minie. (Lompa, 6.) – Idź powoli, bieda cię dogoni; idź prędko a dogonisz biede. (Masson, 302.)
Schwed.: Ingen kan sin skäpna fly. (Grubb, 391.) – Ingen kan undgå sitt öde. (Marin, 17.)
11 Seinem Schicksal soll man nicht widerstreben. – Simrock, 8989.
Lat.: Fato non repugnandum. (Eiselein, 548.)
12 Was mir das Schicksal bestimmt, kann mir niemand nehmen.
Eine türkische Anschauung, vgl. Cahier, 2588.
13 Wem das Schicksal eine Grube gegraben hat, der wird gewiss hineinfallen.
14 Wen das Schicksal schwarz gemalt, den kann die ganze Welt nicht weiss waschen.
15 Wen das Schicksal verfolgt, der findet keinen Pfennig, wenn er auch tausend Meilen geht.
16 Wen das Schicksal zwingt, der ertrinkt. (Altgriech.)
17 Wenn das Schicksal am freundlichsten erscheint, gerade dann schlägt es ein Bein unter.
18 Wer dem Schicksal trotzt, zerschellt sich den Kopf an einem Felsen.
19 Wer nicht vom Schicksal durchgegerbt wird, kommt nicht zu Verstande.
*20 Das ist Schicksal, das kommt vom Bauhofe. (Hamburg.)
Wenn von unbedeutenden Misfällen, z. B. Nasswerden, Beschmuztwerden und dergleichen die Rede ist, weil ehemals auf dem Bauhofe (ein öffentliches Gebäude für Stadtbauten) viel Arbeit und wenig Lohn zu haben war, da die Anstalt vorzüglich arbeitbedürftigen und - suchenden Menschen zum Besten diente.
*21 Einen seinem Schicksal überlassen.
Holl.: Iemand aan zijn lot overlaten. (Harrebomée, II, 38.)
Schickse.
A Schickse beim Ruw käm auch a Schale paskenen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Eine Christenmagd beim Rabbiner kann auch eine Rechtsfrage in religiösen Dingen entscheiden. Sinn: Uebung macht den Meister. Jene Pfarrköchin pflegte ja auch zu sagen: Wir können heute nicht taufen, trauen, begraben.
Schickung.
* Das sind Schickungen, die kommen vom Packhof. (Stettin.)
Der Witz liegt im Doppelsinn des Worts „Schickungen“, das man bei kleinen Widerwärtigkeiten gebraucht, über die sich jemand beklagt, um ihm zu sagen: Das ist doch einmal nicht zu ändern, aber auch nicht so schlimm, und auch von Zusendungen, die man von der Post oder dem Packhof erhält.
Schiddech.
Ittlicher Schiddech, wus män thüt, is güt; nuch a Juhr wert män gewuhr. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Jede Heirath, die man eingeht, ist gut, d. h. man hält sie dafür; nach einem Jahre aber weiss man, wie es damit steht.
Schieben.
1 Dat schifft (schiebt) mêr as et treckt, säd' de Bûr, un stitt den Kêrl mit dem Fôt ût de Döer 'rut. (Danzig.) – Hoefer, 137; Frischbier, 65.
2 Es ist am Schiebe g'läge, weme will en Haspel esse. – Sutermeister, 138.
3 Was man schiebt, braucht man nicht zu ziehen. – Altmann VI, 408.
*4 Er schiebt sich wie das nasse Wetter. – Frischbier2, 3285.
*5 Er schiebt sich wie ein nasser Sack. – Frischbier2, 3285.
Schiebes.
*1 Es geht schiebes (oder schiebus). (Mecklenburg.) – Dr. Schiller; hochdeutsch bei Eiselein, 548.
Um zu sagen: Es geht schief.
*2 Es geht Schiebes bei ihm. (Elsass.) – Klein, II, 112.
Er ist auf die Neige.
Schiebkarren.
*1 Gute Schiebkarren haben.
Gute Gönner thun's, wer eine gute Stelle haben will.
*2 Mit en Schieba kimmt ma wetter als mit 'n Wurne. (Nordböhmen.)
Mit einem Schiebkarren kommt man weiter als mit einem Wagen.
Schiebtruhe.
* Einem mit der Schiebtruhe1 über die Nase fahren. (Oberösterreich.)
1) Truhe zum Schieben = Schubkarren. – Einem etwas so sagen, dass er sicher merkt, was damit gemeint ist.
Schiedsmann.
Wer sich als Schiedsmann zwischen Zänker stellt, verliert die guten Worte und sein Geld.
Holl.: De scheider krijgt vel beide vechtenden op het lijf. (Harrebomée, II, 245a.)
Schief.
1 Ae Bissel schêf is engelsch. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 1.
2 Ein bischen schief bringt unter die Haube. – Simrock, 8991.
3 Ein bischen schief ist ehrlich. (Berlin.)
4 Ein bischen schief ist Mode. (Berlin.)
5 En beten schêv is linkerst lêv. – Dähnert, 402b.
Aus kleinen Fehlern macht sich die Liebe nichts.
6 En bettchen scheif hett Gott leiw, segt de scheife Wehrhahne. (Hildesheim.) – Hoefer, 1108; Peik, 258.
„'N böäten schêw hät Gott lew, söä de schêwe Schnîder.“ (Schlingmann, 1245.)
7 En bietken scheiw dat leiwet. (Westf.)
Leiwen = lieben, auch: beliebt machen, gefallen.
8 Je schewer, je lewer, e grade hefft e jeder. – Frischbier2, 3286; für Holstein: Schütze, IV, 29.
Als Trost für den, der eine schiefe oder bucklige Frau hat.
9 Je schewer, je lewer, naem Gerade kickt jitweder. – Frischbier2, 3286.
10 Je schewer, je lücke, je mehe de Lüd dana kicke. (Jerentowitz.)
11 'N bäten schêf hett Godt lêw. – Goldschmidt, 114; Firmenich, I, 233, 68; Diermissen, 195; Schambach, II, 318; hochdeutsch bei Simrock, 8909.
In Oldenburg, wo es auf dem Lande wenig oder keine alten Jungfern gibt, finden sogar Verwachsene, wenn sie nur arbeiten können, einen Witwer zum Mann, der dann wol über den Höcker oder das schiefe Bein seiner Erwählten scherzend das obige Sprichwort gebraucht.
12 'N bäten schêf is vörnehm. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 233, 69.
13 'N bäten schêw is lîker (dennoch, gleichwol) lêw. (Rügen.) – A. Ruge, Aus früherer Zeit, I; für Strelitz: Firmenich, III, 72, 65; für Mecklenburg: Günther, II, 200, 43.
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