Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Verthun. 1 Alles verthan vor seinem End macht ein richtig Testament. - Lehmann, II, 33, 25; Braun, I, 4410. 2 Heut alles verthan vnd frey geprast, darnach gehungert vnd gefast, ist aller schlemmer art vnd sitt, dauon man sie kan bringen nit. - Henisch, 478, 37; Petri, II, 379. 3 Immer verthun und nichts erwerben macht vor der rechten Zeit verderben. - Chaos, 674. Engl.: Who spend more than he should, should not have to spend, when he would. (Masson, 67.) Frz.: Petite cuisine a grandit la maison. - Qui depense plus qu'il ne gagne, il meurt pauvre et rien ne gagne. - Qui diner tout n'a que souper. - Qui plus depense qu'il n'a vaillant, il fait la corde ou il se pend. (Masson, 67.) 4 Man muss (heute so) verthun, dass man morgen auch noch hat. - Gruter, I, 58; Petri, II, 461; Lehmann, II, 403, 37; Körte, 2852. Frz.: Il faut faire vie qui dure. (Kritzinger, 252b.) 5 Verthun ist leichter als gewinnen (verdienen, werben). - Simrock, 10930; Körte, 6285; Braun, I, 4769. Frz.: Il-y-a plus de moyens de depenser, que d'acquerir. (Kritzinger, 219b.) 6 Viel verthun vnd wenig erwerben, ist der nechste weg bald zu (oder: ist der sicherste Weg zum) verderben. - Froschm., Giii; Petri, II, 575; Lehmann, 922, 14; Waldis, III, 94; Eiselein, 619; Simrock, 10932; Braun, I, 1770; Schmitz, I, 182, 8. Schwed.: Den mehr wil öda, än han kan afla, han far snart ett tommt wisthus. (Grubb, 484.) 7 Wer alles verthut und nichts erwirbt, durch seine eigene Faulheit verdirbt. - Chaos, 673. 8 Wer hat das sein verthan, muss endlich bettlen gahn. - Henisch, 347, 54. 9 Wer mehr verthut als er einnimmt, dreht sich selbst ein Seil zum Hängen. Holl.: Die meer verdoet, dan zijn inkomen lijden kan, draait zich zelven eene koord. (Harrebomee, I, 361b.) 10 Wer mehr verthut als er sollte, wird nichts haben, wenn er gern wollte. 11 Wer so viel verthut als er einnimmt, erspart sich den Beutel. Frz.: Qui bien gagne et bien depend, n'a que faire de bourse pour serrer son argent. (Lendroy, 1485.) *12 Si verthue wie dreu Eier im Chrätli. - Tobler. Vertiefen. Nicht so sehr vertieft, wie der Hund zum Maulwurf sagte, als er ihn aus dem Loche holte. - Ruppius. Vertilgen. * Einen vertilgen, wie der Ochs das Kraut. "Ditz volk wirt vns vertilgent also der ochse daz chravt abe izzet vntz an die wurtze." (J. Ficker, Der Spiegel Deutscher Leute, Innsbruck 1859, S. 80.) Vertoben. Wer nicht vertobt in der Jugend, wird zum Narren im Alter. - Zeiler, Handbuch, II, 177; Sutor, 926. Vertrag. 1 Bey verträgen muss man ein gut Reittergesprech halten, streich vmb streich geben, vnnd durchs schlimm vnnd krumm zum gleichen kommen. - Lehmann, 785, 61. 2 Bey verträgen werden offt nur Scherben zusammen geflickt. - Lehmann, 782, 24. 3 Ein magerer vertrag in Güte ist besser als ein feister, der mit recht vertheidigt wird. - Lehmann, 781, 16; Henisch, 1078, 55; Petri, II, 213. 4 Ein schlimmer Vertrag kann nicht bestehen. - Graf, 228, 35. Von Verträgen, die überhaupt verboten oder wie z. B. Versprechungen, die nur aus Artigkeit gegeben werden, nicht rechtlich verfolgbar sind. Holl.: Een kwaad verdrag mag niet volstaan. (Harrebomee, II, 370.) 5 Ein Vertrag ist mit einer bratwurst besiegelt. - Ettliche offentliche not brieffe Martini Luthers an den Kurfürsten zu Brandenburg (Wittenberg 1530). [Spaltenumbruch] 6 In verträgen muss mans machen wie die Becker, die schiessen das Brot in Ofen vnnd nicht sich selbst. - Lehmann, 785, 59. 7 Kein Vertrag - kein Verschlag. - Frischbier2, 3919. 8 Man darf einen Vertrag nicht brechen wegen Nichtachtung des Vertrags. - Graf, 236, 80. Wenn bei zweiseitigen Verträgen der eine Theil seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so ist nach manchem deutschen Recht auch der andere durch den Vertrag nicht weiter gebunden; nach andern und insbesondere neuen Bestimmungen berechtigt aber, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, die Nichterfüllung durch den einen Theil, wenn nicht eine besondere Verabredung darüber getroffen ist, den andern in der Regel noch nicht zum Rücktritt. Auf der Insel Rügen: Vmb Missholdung eines Vordrages muste man den Vordrag nicht breken. (Normann, 61, 52.) 9 Mancher macht gern verträg, das er seim gegentheil den Zehenden gibt, vnd er neun Theile behalte. - Lehmann, 784, 42. 10 Vertrag bricht allen Streit. - Petri, II, 569; Simrock, 10933; Körte, 6287; Braun, I, 4971. Vorausgehendes Uebereinkommen beseitigt die Veranlassung zu manchem Process. Altfries.: Guede forwirda brecked stryd. (Hettema, II, 37, 32.) Holl.: Voorwaarden breken allen strijd. (Harrebomee, II, 405b.) 11 Vertrag bricht Gesetz. It.: Patto rompe legge. 12 Vertrag ist frei zu machen. - Graf, 228, 28. In Ostfriesland: Forwirda is oers naet, dan fry to meytien. (Hettema, XXII, 12, 172.) 13 Vertrag und Abtrag gehören zusammen. 14 Vertrege brechen allen streit, zu fride soll man sein bereit. - Loci comm.; Nopitsch, 205. Lat.: Praecedens pactum bellandi disjicit actum. (Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1854, Sp. 270; Fallersleben, 768.) 15 Was man durch Vertrag übernommen, darüber kann man sich nicht beschweren. It.: Quel ch' e di patto, e d'ingano. 16 Wer verträg erlöchert, der erweckt begrabenen Streit. - Lehmann, 781, 10. Vertragen. 1 Drei vertragen sich selten zusammen: eine breite Landstrasse, ein schiffbarer Strom und ein mächtiger Herr; der letztere sucht die Herrschaft über die beiden ersten. 2 Lern vertragen ohne klagen, kannst nur vertragen, als man dich thut jagen. - Zinkgref, IV, 391. 3 Sich vertragen ist besser als zanken und richten. 4 Vertrag, leid vnd meid. - Henisch, 712, 13. 5 Vertragen macht offt, dass einer einem schuldig wird, dass er nicht schuldig ist. - Lehmann, 784, 41. 6 Vertragen muss, der lehrnen wil, der wiederumb gewinnen wil. Lat.: Disce pati, si uis uictorum tu fore ciuis. (Loci comm., 154.) 7 Wenn wi söck verdräge, find wi söck nich mehr. (Dönhofstädt.) 8 Wer am meisten vertragen kann, ist der stärkste Mann. Holl.: Die meest verdraagt, is de sterkste. (Harrebomee, II, 305a.) 9 Wer nichts vertragen kann, muss nicht Kaufmann werden. 10 Wer nichts vertragen kann, soll aus der Welt 'nausgahn. Aber Leute, die in Gesellschaften alles vertragen, sind darin ebenso untauglich, als die, welche nichts vertragen können. Lat.: Qui nil ferre potest, hominum commercia vitet, et saevis degat sylvis aut montibus altis. (Sutor, 139.) 11 Wer vertrug, hat genug. - Körte, 6789. 12 Wo sik twei vertreaget, doa heat de drüdde niks te seggen. (Westf.) *13 Dat is'n Verdrag1 as AUln un Krein. (Altmark.) - Danneil, 276. 1) Die vertragen sich wie Eulen und Krähen. *14 Die können sich vertragen wie Speck, Ratzen und Katzen. (Iserlohn.) [Spaltenumbruch]
Verthun. 1 Alles verthan vor seinem End macht ein richtig Testament. – Lehmann, II, 33, 25; Braun, I, 4410. 2 Heut alles verthan vnd frey geprast, darnach gehungert vnd gefast, ist aller schlemmer art vnd sitt, dauon man sie kan bringen nit. – Henisch, 478, 37; Petri, II, 379. 3 Immer verthun und nichts erwerben macht vor der rechten Zeit verderben. – Chaos, 674. Engl.: Who spend more than he should, should not have to spend, when he would. (Masson, 67.) Frz.: Petite cuisine a grandit la maison. – Qui dépense plus qu'il ne gagne, il meurt pauvre et rien ne gagne. – Qui diner tout n'a que souper. – Qui plus dépense qu'il n'a vaillant, il fait la corde où il se pend. (Masson, 67.) 4 Man muss (heute so) verthun, dass man morgen auch noch hat. – Gruter, I, 58; Petri, II, 461; Lehmann, II, 403, 37; Körte, 2852. Frz.: Il faut faire vie qui dure. (Kritzinger, 252b.) 5 Verthun ist leichter als gewinnen (verdienen, werben). – Simrock, 10930; Körte, 6285; Braun, I, 4769. 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(Lendroy, 1485.) *12 Si verthue wie dreu Eier im Chrätli. – Tobler. Vertiefen. Nicht so sehr vertieft, wie der Hund zum Maulwurf sagte, als er ihn aus dem Loche holte. – Ruppius. Vertilgen. * Einen vertilgen, wie der Ochs das Kraut. „Ditz volk wirt vns vertilgent also der ochse daz chravt abe izzet vntz an die wurtze.“ (J. Ficker, Der Spiegel Deutscher Leute, Innsbruck 1859, S. 80.) Vertoben. Wer nicht vertobt in der Jugend, wird zum Narren im Alter. – Zeiler, Handbuch, II, 177; Sutor, 926. Vertrag. 1 Bey verträgen muss man ein gut Reittergesprech halten, streich vmb streich geben, vnnd durchs schlimm vnnd krumm zum gleichen kommen. – Lehmann, 785, 61. 2 Bey verträgen werden offt nur Scherben zusammen geflickt. – Lehmann, 782, 24. 3 Ein magerer vertrag in Güte ist besser als ein feister, der mit recht vertheidigt wird. – Lehmann, 781, 16; Henisch, 1078, 55; Petri, II, 213. 4 Ein schlimmer Vertrag kann nicht bestehen. – Graf, 228, 35. Von Verträgen, die überhaupt verboten oder wie z. 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Wenn bei zweiseitigen Verträgen der eine Theil seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so ist nach manchem deutschen Recht auch der andere durch den Vertrag nicht weiter gebunden; nach andern und insbesondere neuen Bestimmungen berechtigt aber, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, die Nichterfüllung durch den einen Theil, wenn nicht eine besondere Verabredung darüber getroffen ist, den andern in der Regel noch nicht zum Rücktritt. Auf der Insel Rügen: Vmb Missholdung eines Vordrages muste man den Vordrag nicht breken. (Normann, 61, 52.) 9 Mancher macht gern verträg, das er seim gegentheil den Zehenden gibt, vnd er neun Theile behalte. – Lehmann, 784, 42. 10 Vertrag bricht allen Streit. – Petri, II, 569; Simrock, 10933; Körte, 6287; Braun, I, 4971. Vorausgehendes Uebereinkommen beseitigt die Veranlassung zu manchem Process. Altfries.: Guede forwirda brecked stryd. (Hettema, II, 37, 32.) Holl.: Voorwaarden breken allen strijd. (Harrebomée, II, 405b.) 11 Vertrag bricht Gesetz. 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Verthun.
1 Alles verthan vor seinem End macht ein richtig Testament. – Lehmann, II, 33, 25; Braun, I, 4410.
2 Heut alles verthan vnd frey geprast, darnach gehungert vnd gefast, ist aller schlemmer art vnd sitt, dauon man sie kan bringen nit. – Henisch, 478, 37; Petri, II, 379.
3 Immer verthun und nichts erwerben macht vor der rechten Zeit verderben. – Chaos, 674.
Engl.: Who spend more than he should, should not have to spend, when he would. (Masson, 67.)
Frz.: Petite cuisine a grandit la maison. – Qui dépense plus qu'il ne gagne, il meurt pauvre et rien ne gagne. – Qui diner tout n'a que souper. – Qui plus dépense qu'il n'a vaillant, il fait la corde où il se pend. (Masson, 67.)
4 Man muss (heute so) verthun, dass man morgen auch noch hat. – Gruter, I, 58; Petri, II, 461; Lehmann, II, 403, 37; Körte, 2852.
Frz.: Il faut faire vie qui dure. (Kritzinger, 252b.)
5 Verthun ist leichter als gewinnen (verdienen, werben). – Simrock, 10930; Körte, 6285; Braun, I, 4769.
Frz.: Il-y-a plus de moyens de dépenser, que d'acquérir. (Kritzinger, 219b.)
6 Viel verthun vnd wenig erwerben, ist der nechste weg bald zu (oder: ist der sicherste Weg zum) verderben. – Froschm., Giii; Petri, II, 575; Lehmann, 922, 14; Waldis, III, 94; Eiselein, 619; Simrock, 10932; Braun, I, 1770; Schmitz, I, 182, 8.
Schwed.: Den mehr wil öda, än han kan afla, han får snart ett tommt wisthus. (Grubb, 484.)
7 Wer alles verthut und nichts erwirbt, durch seine eigene Faulheit verdirbt. – Chaos, 673.
8 Wer hat das sein verthan, muss endlich bettlen gahn. – Henisch, 347, 54.
9 Wer mehr verthut als er einnimmt, dreht sich selbst ein Seil zum Hängen.
Holl.: Die meer verdoet, dan zijn inkomen lijden kan, draait zich zelven eene koord. (Harrebomée, I, 361b.)
10 Wer mehr verthut als er sollte, wird nichts haben, wenn er gern wollte.
11 Wer so viel verthut als er einnimmt, erspart sich den Beutel.
Frz.: Qui bien gagne et bien dépend, n'a que faire de bourse pour serrer son argent. (Lendroy, 1485.)
*12 Si verthue wie dreu Eier im Chrätli. – Tobler.
Vertiefen.
Nicht so sehr vertieft, wie der Hund zum Maulwurf sagte, als er ihn aus dem Loche holte. – Ruppius.
Vertilgen.
* Einen vertilgen, wie der Ochs das Kraut.
„Ditz volk wirt vns vertilgent also der ochse daz chravt abe izzet vntz an die wurtze.“ (J. Ficker, Der Spiegel Deutscher Leute, Innsbruck 1859, S. 80.)
Vertoben.
Wer nicht vertobt in der Jugend, wird zum Narren im Alter. – Zeiler, Handbuch, II, 177; Sutor, 926.
Vertrag.
1 Bey verträgen muss man ein gut Reittergesprech halten, streich vmb streich geben, vnnd durchs schlimm vnnd krumm zum gleichen kommen. – Lehmann, 785, 61.
2 Bey verträgen werden offt nur Scherben zusammen geflickt. – Lehmann, 782, 24.
3 Ein magerer vertrag in Güte ist besser als ein feister, der mit recht vertheidigt wird. – Lehmann, 781, 16; Henisch, 1078, 55; Petri, II, 213.
4 Ein schlimmer Vertrag kann nicht bestehen. – Graf, 228, 35.
Von Verträgen, die überhaupt verboten oder wie z. B. Versprechungen, die nur aus Artigkeit gegeben werden, nicht rechtlich verfolgbar sind.
Holl.: Een kwaad verdrag mag niet volstaan. (Harrebomée, II, 370.)
5 Ein Vertrag ist mit einer bratwurst besiegelt. – Ettliche offentliche not brieffe Martini Luthers an den Kurfürsten zu Brandenburg (Wittenberg 1530).
6 In verträgen muss mans machen wie die Becker, die schiessen das Brot in Ofen vnnd nicht sich selbst. – Lehmann, 785, 59.
7 Kein Vertrag – kein Verschlag. – Frischbier2, 3919.
8 Man darf einen Vertrag nicht brechen wegen Nichtachtung des Vertrags. – Graf, 236, 80.
Wenn bei zweiseitigen Verträgen der eine Theil seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so ist nach manchem deutschen Recht auch der andere durch den Vertrag nicht weiter gebunden; nach andern und insbesondere neuen Bestimmungen berechtigt aber, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, die Nichterfüllung durch den einen Theil, wenn nicht eine besondere Verabredung darüber getroffen ist, den andern in der Regel noch nicht zum Rücktritt. Auf der Insel Rügen: Vmb Missholdung eines Vordrages muste man den Vordrag nicht breken. (Normann, 61, 52.)
9 Mancher macht gern verträg, das er seim gegentheil den Zehenden gibt, vnd er neun Theile behalte. – Lehmann, 784, 42.
10 Vertrag bricht allen Streit. – Petri, II, 569; Simrock, 10933; Körte, 6287; Braun, I, 4971.
Vorausgehendes Uebereinkommen beseitigt die Veranlassung zu manchem Process.
Altfries.: Guede forwirda brecked stryd. (Hettema, II, 37, 32.)
Holl.: Voorwaarden breken allen strijd. (Harrebomée, II, 405b.)
11 Vertrag bricht Gesetz.
It.: Patto rompe legge.
12 Vertrag ist frei zu machen. – Graf, 228, 28.
In Ostfriesland: Forwirda is oers naet, dan fry to meytien. (Hettema, XXII, 12, 172.)
13 Vertrag und Abtrag gehören zusammen.
14 Vertrege brechen allen streit, zu fride soll man sein bereit. – Loci comm.; Nopitsch, 205.
Lat.: Praecedens pactum bellandi disjicit actum. (Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1854, Sp. 270; Fallersleben, 768.)
15 Was man durch Vertrag übernommen, darüber kann man sich nicht beschweren.
It.: Quel ch' è di patto, è d'ingano.
16 Wer verträg erlöchert, der erweckt begrabenen Streit. – Lehmann, 781, 10.
Vertragen.
1 Drei vertragen sich selten zusammen: eine breite Landstrasse, ein schiffbarer Strom und ein mächtiger Herr; der letztere sucht die Herrschaft über die beiden ersten.
2 Lern vertragen ohne klagen, kannst nur vertragen, als man dich thut jagen. – Zinkgref, IV, 391.
3 Sich vertragen ist besser als zanken und richten.
4 Vertrag, leid vnd meid. – Henisch, 712, 13.
5 Vertragen macht offt, dass einer einem schuldig wird, dass er nicht schuldig ist. – Lehmann, 784, 41.
6 Vertragen muss, der lehrnen wil, der wiederumb gewinnen wil.
Lat.: Disce pati, si uis uictorum tu fore ciuis. (Loci comm., 154.)
7 Wenn wi söck verdräge, find wi söck nich mehr. (Dönhofstädt.)
8 Wer am meisten vertragen kann, ist der stärkste Mann.
Holl.: Die meest verdraagt, is de sterkste. (Harrebomée, II, 305a.)
9 Wer nichts vertragen kann, muss nicht Kaufmann werden.
10 Wer nichts vertragen kann, soll aus der Welt 'nausgahn.
Aber Leute, die in Gesellschaften alles vertragen, sind darin ebenso untauglich, als die, welche nichts vertragen können.
Lat.: Qui nil ferre potest, hominum commercia vitet, et saevis degat sylvis aut montibus altis. (Sutor, 139.)
11 Wer vertrug, hat genug. – Körte, 6789.
12 Wo sik twei vertreaget, doa heat de drüdde niks te seggen. (Westf.)
*13 Dat is'n Verdrag1 as Ûln un Krein. (Altmark.) – Danneil, 276.
1) Die vertragen sich wie Eulen und Krähen.
*14 Die können sich vertragen wie Speck, Ratzen und Katzen. (Iserlohn.)
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