Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 85 Wer sich verspricht, beleidigt noch nicht. Es kann jemand ein Wort gebrauchen, das beleidigen könnte, wenn es nicht aus Versehen gebraucht wäre. Böhm.: Podreknuti neni narknuti. (Celakovsky, 71.) 86 Wer thörlich verspricht, soll verständig halten. Dän.: Hvo som daarligen lover skal visseligen holde. (Prov. dan., 392.) 87 Wer (viel) verspricht und nicht (wenig) hält, hat keine Achtung in der Welt. Mit Recht sagten unsere Vorältern: Der Freund verspricht, was er halten kann, und was Recht ist, der Schmeichler hingegen, was ihm beliebt. (Kornmann, VIII, 176.) Böhm.: Hrich (nectno) nedostati slibu. - Kdo sveho nedrzi slova, nema poctivosti zhola. (Celakovsky, 345.) 88 Wer viel verspricht, gibt (hält) wenig. - Bertram, 59. Um einen hohen Grad von Unehrenhaftigkeit zu bezeichnen, sagen die Aegypter sprichwörtlich: Es ist noch schändlicher, als ein Versprechen ohne Erfüllung. (Burckhardt, 530.) Der Herzog von Orleans war so freigebig mit seinen Verheissungen, dass man endlich Epigramme auf ihn machte: Tu promets beaucoup, Regent, est-ce en billets, ou en argent? (Philippi, S. 167.) 89 Wer viel verspricht, kann leicht ein Lügner werden. - Müller, 66, 2. Holl.: Geen stouter belovers, dan die niets te geven hebben. (Harrebomee, I, 46.) It.: A chi molto promette, poca fede si deve. (Pazzaglia, 309, 1.) 90 Wer viel verspricht und wenig hält, speist einen Narren mit Hoffnungen ab. Dän.: At love meget uden at holde, er at fode gjekken i sit haab. (Prov. dan., 391.) 91 Wer zu viel verspricht, kennt und hält es nicht. It.: Chi troppo promette, null' attende. (Pazzaglia, 309, 3.) 92 Wer zu viel verspricht, muss vieles halten und vieles zurücknehmen. - Kornmann, VIII, 66. 93 Zu viel versprechen, ist so gut, als abschlagen (verweigern). - Winckler, XVII, 28. Lat.: Irrita vota facit, quisquis iniqua facit. (Chaos, 697.) 94 Zwischen versprechen und halten werden viel Kleider und Schuh zerrissen. - Chaos, 699. *95 Er meint, versprechen sei ehrlich und halten beschwerlich. Frz.: Il se ruine a promettre, mais il se recompense a ne rien donner. - Il se ruine a promettre, et s'acquitte a ne rien tenir. (Kritzinger, 567b.) *96 Er meint, versprechen und halten sei zu viel. - Mayer, II, 182. *97 Er verspricht dir das Blaue vom Himmel, aufisteige (hinaufsteigen) kannst du aber selbst drum. (Rott-Thal.) *98 Er verspricht einem das Weisse und Schwarze. Dän.: At love en baade det hvide og det sorte. (Prov. dan., 39.) *99 Er verspricht etwas. Aus der Studentensprache von einem Fuchse (jungen Studenten) gebraucht, der sich das erstemal angetrunken hat. *100 Er verspricht goldene Berge. - Mayer, II, 182. Die Polen: Er verspricht ihm den Knopf auf dem Thurme: Galke na wiezy mu obiecuje. (Lompa, 11.) *101 Er verspricht goldene Berge und ist keinen Heller werth. - Simrock, 10919; Körte, 6271; Parömiakon, 2281. Holl.: Iemand zooveel beloven, als zeven koningen zouden kunnen betalen. (Harrebomee, I, 432b.) *102 Er verspricht ihm Kötze und Körb' (voll). (Meiningen.) *103 Er verspricht Kühe mit goldenen Hörnern. Alles Gute und, dass es gut sei. Jüd.-deutsch: Ich hab 'm Kol-tov un Kitov versprochen. (Tendlau, 524.) Holl.: Hij belooft hem koeijen met gouden hoornen. (Harrebomee, I, 424a.) *104 Er verspricht mehr Butter als Brot. Frz.: Promettre plus de beurre que de pain. *105 Es ist eitel Versprechen und Hofbescheid. - Eiselein, 619; Braun, I, 4759. Lat.: Dasones et Dabones. - Pollicitis dives quilibet esse potest. - Promittas facile, quid enim promittere laedit? (Eiselein, 619.) *106 Verschpricht sich doch wul de Kansel uff'm Pastur. - Lohrengel, II, 461. *107 Verspricht sich doch wol der Pfarrer auf der Kanzel. - Körte, 4683; Gaal, 1265; Braun, I, 3187. Kluge Leute können auch irren. [Spaltenumbruch] Frz.: Il n'est si bon chartier qui ne verse. (Körte, 4683.) - Il n'est si bon predicateur a qui la langue ne fourche. - Il n'est si bon predicateur qui ne se meprenne, a qui la langue ne fourche. - Le plus habile peut se tromper. It.: Erra tal volta all' altar il prete. (Pazzaglia, 109, 2; Bohn I, 97.) *108 Versprichst viel und hältst wenig. Lat.: Serva servata, ama amata sed rata. (Chaos, 698.) *109 Viel versprechen und wenig halten. Frz.: C'est un prometteur. (Kritzinger, 567b.) - Donner de l'eau benite a quelqu'un. - Donner du galbanum. (Kritzinger, 252b u. 340b.) Lat.: Pro thesauro carbones dat. (Seybold, 462.) *110 Wenn er auch eine goldene Ziege verspricht, er gibt kein Baarthaar. Böhm.: Byt' zlatou kozu slibovul never. (Celakovsky, 526.) *111 Wenn er verspricht, so ist er Herr von Sonnenfeld, bei der That ist er von Trübswinkel. - Parömiakon, 3049. Versprecher. Ein grosser Versprecher, ein kleiner Geber. - Chaos, 699. Frz.: Grand prometteur, petit donneur. (Kritzinger, 567b.) Poln.: Wielomowny rzadko, slowny. (Celakovsky, 93.) Versprechung. 1 An Versprechungen und rohem Tuch geht viel ein (zurück). Dän.: Löfte og raat klaede löber meget ind. (Prov. dan., 394.) 2 Auf Versprechungen (der Grossen) soll man nicht bauen. Frz.: Promesse de grands n'est pas heritage. (Kritzinger, 373b.) It.: I gran signori prometteno molto, e nulla mantengene. Lat.: Spem tibi promissi certam promittere noli. (Cato.) (Philippi, II, 197.) 3 Grosse Versprechungen sind ein gut Frühstück für Narren. Die Russen: Mit versprochenem Holze lässt sich die Stube schlecht heizen. (Altmann VI, 498.) Lat.: Laetificat stultum dives promissio multum. (Gaal, 595.) 4 Grosse Versprechungen und nichts dahinter. It.: Molta paglia senza grano. - Molti baci, e pochi quattriri. 5 Süsse Versprechungen täuschen auch gescheite (kluge) Leute. It.: Dar buone parole e cattivi fatte, inganna i savj e i matti. 6 Versprechungen füllen keinen Sack. Böhm.: Hole sliby kapsu nenaplni. (Celakovsky, 94.) Engl.: Many words will not fill a bushel. (Bohn II, 23.) It.: Le parole non empiono il corpo. 7 Versprechungen sind Futter für Narren. Böhm.: Blazni slibem veseli, moudri se kaji. - Sliby se blazni koji, ale moudri se jimi kaji. - Sliby se slibuji, blazni se raduji. (Celakovsky, 93.) Poln.: Obietnica niepewnica a glupiemu radosz. (Lompa, 26.) - Obietnicza, pociesznicza a glupiemu radesi. (Frischbier2, 4317.) 8 Versprechungen sind gleich den vollen Monden, die, wenn sie nicht bald geleistet werden, von Tag zu Tage abnehmen. 9 Versprechungen sind leere Worte. Frz.: Les effets sont les males, et les paroles sont les femelles. (Kritzinger, 261a.) 10 Versprechungen sind Tand, rühre selber die Hand. Böhm.: Slibu se nenadej, sam se k dilu mej. (Celakovsky, 94.) 11 Versprechungen tilgen (zahlen) keine Schulden. It.: Le parole senza fatti, non pagano i debiti. 12 Versprechungen und Briefe enthalten mehr Worte als Thaten. Dän.: Store löfter og breve have mange bogstaver, men lidt i gjerningen. (Prov. dan., 394.) 13 Versprechungen und Pilze wachsen schnell. Slow.: Sluby ako na pnu huby. (Celakovsky, 94.) 14 Versprechungen und spandauer Brezeln müssen gebrochen werden. - Kladderadatsch, 1872, Nr. 1. 15 Von Versprechungen wird man nicht satt. It.: Con molte parole non si paga quel che si deve. 16 Wer auf Versprechungen traut, hat auf Sand gebaut. 17 Wer sich auf Versprechungen verlässt, der ist verlassen. Böhm.: Nespolehej na cizi trosty. (Celakovsky, 93.)
[Spaltenumbruch] 85 Wer sich verspricht, beleidigt noch nicht. Es kann jemand ein Wort gebrauchen, das beleidigen könnte, wenn es nicht aus Versehen gebraucht wäre. Böhm.: Podřeknutí není nařknutí. (Čelakovsky, 71.) 86 Wer thörlich verspricht, soll verständig halten. Dän.: Hvo som daarligen lover skal visseligen holde. (Prov. dan., 392.) 87 Wer (viel) verspricht und nicht (wenig) hält, hat keine Achtung in der Welt. Mit Recht sagten unsere Vorältern: Der Freund verspricht, was er halten kann, und was Recht ist, der Schmeichler hingegen, was ihm beliebt. (Kornmann, VIII, 176.) Böhm.: Hřich (nectno) nedostáti slibu. – Kdo svého nedrží slova, nemá počtivosti zhola. (Čelakovsky, 345.) 88 Wer viel verspricht, gibt (hält) wenig. – Bertram, 59. Um einen hohen Grad von Unehrenhaftigkeit zu bezeichnen, sagen die Aegypter sprichwörtlich: Es ist noch schändlicher, als ein Versprechen ohne Erfüllung. (Burckhardt, 530.) Der Herzog von Orleans war so freigebig mit seinen Verheissungen, dass man endlich Epigramme auf ihn machte: Tu promets beaucoup, Regent, est-ce en billets, ou en argent? (Philippi, S. 167.) 89 Wer viel verspricht, kann leicht ein Lügner werden. – Müller, 66, 2. Holl.: Geen stouter belovers, dan die niets te geven hebben. (Harrebomée, I, 46.) It.: A chi molto promette, poca fede si deve. (Pazzaglia, 309, 1.) 90 Wer viel verspricht und wenig hält, speist einen Narren mit Hoffnungen ab. Dän.: At love meget uden at holde, er at fode gjekken i sit haab. (Prov. dan., 391.) 91 Wer zu viel verspricht, kennt und hält es nicht. It.: Chi troppo promette, null' attende. (Pazzaglia, 309, 3.) 92 Wer zu viel verspricht, muss vieles halten und vieles zurücknehmen. – Kornmann, VIII, 66. 93 Zu viel versprechen, ist so gut, als abschlagen (verweigern). – Winckler, XVII, 28. Lat.: Irrita vota facit, quisquis iniqua facit. 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Böhm.: Holé sliby kapsu nenaplní. (Čelakovsky, 94.) Engl.: Many words will not fill a bushel. (Bohn II, 23.) It.: Le parole non empiono il corpo. 7 Versprechungen sind Futter für Narren. Böhm.: Blázni slibem veseli, moudří se kaji. – Sliby se blázni kojí, ale moudři se jimi kají. – Sliby se slibuji, blázni se radují. (Čelakovsky, 93.) Poln.: Obietnica niepewnica a głupiemu radośź. (Lompa, 26.) – Obietnicza, pociesznicza a głupiemu radeśí. (Frischbier2, 4317.) 8 Versprechungen sind gleich den vollen Monden, die, wenn sie nicht bald geleistet werden, von Tag zu Tage abnehmen. 9 Versprechungen sind leere Worte. Frz.: Les effets sont les mâles, et les paroles sont les femelles. (Kritzinger, 261a.) 10 Versprechungen sind Tand, rühre selber die Hand. Böhm.: Slibu se nenadĕj, sam se k dílu mĕj. (Čelakovsky, 94.) 11 Versprechungen tilgen (zahlen) keine Schulden. It.: Le parole senza fatti, non pagano i debiti. 12 Versprechungen und Briefe enthalten mehr Worte als Thaten. 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85 Wer sich verspricht, beleidigt noch nicht.
Es kann jemand ein Wort gebrauchen, das beleidigen könnte, wenn es nicht aus Versehen gebraucht wäre.
Böhm.: Podřeknutí není nařknutí. (Čelakovsky, 71.)
86 Wer thörlich verspricht, soll verständig halten.
Dän.: Hvo som daarligen lover skal visseligen holde. (Prov. dan., 392.)
87 Wer (viel) verspricht und nicht (wenig) hält, hat keine Achtung in der Welt.
Mit Recht sagten unsere Vorältern: Der Freund verspricht, was er halten kann, und was Recht ist, der Schmeichler hingegen, was ihm beliebt. (Kornmann, VIII, 176.)
Böhm.: Hřich (nectno) nedostáti slibu. – Kdo svého nedrží slova, nemá počtivosti zhola. (Čelakovsky, 345.)
88 Wer viel verspricht, gibt (hält) wenig. – Bertram, 59.
Um einen hohen Grad von Unehrenhaftigkeit zu bezeichnen, sagen die Aegypter sprichwörtlich: Es ist noch schändlicher, als ein Versprechen ohne Erfüllung. (Burckhardt, 530.) Der Herzog von Orleans war so freigebig mit seinen Verheissungen, dass man endlich Epigramme auf ihn machte: Tu promets beaucoup, Regent, est-ce en billets, ou en argent? (Philippi, S. 167.)
89 Wer viel verspricht, kann leicht ein Lügner werden. – Müller, 66, 2.
Holl.: Geen stouter belovers, dan die niets te geven hebben. (Harrebomée, I, 46.)
It.: A chi molto promette, poca fede si deve. (Pazzaglia, 309, 1.)
90 Wer viel verspricht und wenig hält, speist einen Narren mit Hoffnungen ab.
Dän.: At love meget uden at holde, er at fode gjekken i sit haab. (Prov. dan., 391.)
91 Wer zu viel verspricht, kennt und hält es nicht.
It.: Chi troppo promette, null' attende. (Pazzaglia, 309, 3.)
92 Wer zu viel verspricht, muss vieles halten und vieles zurücknehmen. – Kornmann, VIII, 66.
93 Zu viel versprechen, ist so gut, als abschlagen (verweigern). – Winckler, XVII, 28.
Lat.: Irrita vota facit, quisquis iniqua facit. (Chaos, 697.)
94 Zwischen versprechen und halten werden viel Kleider und Schuh zerrissen. – Chaos, 699.
*95 Er meint, versprechen sei ehrlich und halten beschwerlich.
Frz.: Il se ruine à promettre, mais il se recompense à ne rien donner. – Il se ruine à promettre, et s'acquitte à ne rien tenir. (Kritzinger, 567b.)
*96 Er meint, versprechen und halten sei zu viel. – Mayer, II, 182.
*97 Er verspricht dir das Blaue vom Himmel, aufisteige (hinaufsteigen) kannst du aber selbst drum. (Rott-Thal.)
*98 Er verspricht einem das Weisse und Schwarze.
Dän.: At love en baade det hvide og det sorte. (Prov. dan., 39.)
*99 Er verspricht etwas.
Aus der Studentensprache von einem Fuchse (jungen Studenten) gebraucht, der sich das erstemal angetrunken hat.
*100 Er verspricht goldene Berge. – Mayer, II, 182.
Die Polen: Er verspricht ihm den Knopf auf dem Thurme: Gałkę na wieży mu obiecuje. (Lompa, 11.)
*101 Er verspricht goldene Berge und ist keinen Heller werth. – Simrock, 10919; Körte, 6271; Parömiakon, 2281.
Holl.: Iemand zooveel beloven, als zeven koningen zouden kunnen betalen. (Harrebomée, I, 432b.)
*102 Er verspricht ihm Kötze und Körb' (voll). (Meiningen.)
*103 Er verspricht Kühe mit goldenen Hörnern.
Alles Gute und, dass es gut sei.
Jüd.-deutsch: Ich hab 'm Kol-tov un Kitov versprochen. (Tendlau, 524.)
Holl.: Hij belooft hem koeijen met gouden hoornen. (Harrebomée, I, 424a.)
*104 Er verspricht mehr Butter als Brot.
Frz.: Promettre plus de beurre que de pain.
*105 Es ist eitel Versprechen und Hofbescheid. – Eiselein, 619; Braun, I, 4759.
Lat.: Dasones et Dabones. – Pollicitis dives quilibet esse potest. – Promittas facile, quid enim promittere laedit? (Eiselein, 619.)
*106 Verschpricht sich doch wul de Kansel uff'm Pastur. – Lohrengel, II, 461.
*107 Verspricht sich doch wol der Pfarrer auf der Kanzel. – Körte, 4683; Gaal, 1265; Braun, I, 3187.
Kluge Leute können auch irren.
Frz.: Il n'est si bon chartier qui ne verse. (Körte, 4683.) – Il n'est si bon prédicateur à qui la langue ne fourche. – Il n'est si bon prédicateur qui ne se méprenne, à qui la langue ne fourche. – Le plus habile peut se tromper.
It.: Erra tal volta all' altar il prete. (Pazzaglia, 109, 2; Bohn I, 97.)
*108 Versprichst viel und hältst wenig.
Lat.: Serva servata, ama amata sed rata. (Chaos, 698.)
*109 Viel versprechen und wenig halten.
Frz.: C'est un prometteur. (Kritzinger, 567b.) – Donner de l'eau benite à quelqu'un. – Donner du galbanum. (Kritzinger, 252b u. 340b.)
Lat.: Pro thesauro carbones dat. (Seybold, 462.)
*110 Wenn er auch eine goldene Ziege verspricht, er gibt kein Baarthaar.
Böhm.: Byt' zlatou kozu slibovul nevĕř. (Čelakovsky, 526.)
*111 Wenn er verspricht, so ist er Herr von Sonnenfeld, bei der That ist er von Trübswinkel. – Parömiakon, 3049.
Versprecher.
Ein grosser Versprecher, ein kleiner Geber. – Chaos, 699.
Frz.: Grand prometteur, petit donneur. (Kritzinger, 567b.)
Poln.: Wielomowny rzadko, słowny. (Čelakovsky, 93.)
Versprechung.
1 An Versprechungen und rohem Tuch geht viel ein (zurück).
Dän.: Løfte og raat klæde løber meget ind. (Prov. dan., 394.)
2 Auf Versprechungen (der Grossen) soll man nicht bauen.
Frz.: Promesse de grands n'est pas heritage. (Kritzinger, 373b.)
It.: I gran signori prometteno molto, e nulla mantengene.
Lat.: Spem tibi promissi certam promittere noli. (Cato.) (Philippi, II, 197.)
3 Grosse Versprechungen sind ein gut Frühstück für Narren.
Die Russen: Mit versprochenem Holze lässt sich die Stube schlecht heizen. (Altmann VI, 498.)
Lat.: Laetificat stultum dives promissio multum. (Gaal, 595.)
4 Grosse Versprechungen und nichts dahinter.
It.: Molta paglia senza grano. – Molti baci, e pochi quattriri.
5 Süsse Versprechungen täuschen auch gescheite (kluge) Leute.
It.: Dar buone parole e cattivi fatte, inganna i savj e i matti.
6 Versprechungen füllen keinen Sack.
Böhm.: Holé sliby kapsu nenaplní. (Čelakovsky, 94.)
Engl.: Many words will not fill a bushel. (Bohn II, 23.)
It.: Le parole non empiono il corpo.
7 Versprechungen sind Futter für Narren.
Böhm.: Blázni slibem veseli, moudří se kaji. – Sliby se blázni kojí, ale moudři se jimi kají. – Sliby se slibuji, blázni se radují. (Čelakovsky, 93.)
Poln.: Obietnica niepewnica a głupiemu radośź. (Lompa, 26.) – Obietnicza, pociesznicza a głupiemu radeśí. (Frischbier2, 4317.)
8 Versprechungen sind gleich den vollen Monden, die, wenn sie nicht bald geleistet werden, von Tag zu Tage abnehmen.
9 Versprechungen sind leere Worte.
Frz.: Les effets sont les mâles, et les paroles sont les femelles. (Kritzinger, 261a.)
10 Versprechungen sind Tand, rühre selber die Hand.
Böhm.: Slibu se nenadĕj, sam se k dílu mĕj. (Čelakovsky, 94.)
11 Versprechungen tilgen (zahlen) keine Schulden.
It.: Le parole senza fatti, non pagano i debiti.
12 Versprechungen und Briefe enthalten mehr Worte als Thaten.
Dän.: Store løfter og breve have mange bogstaver, men lidt i gjerningen. (Prov. dan., 394.)
13 Versprechungen und Pilze wachsen schnell.
Slow.: Sluby ako na pňu húby. (Čelakovsky, 94.)
14 Versprechungen und spandauer Brezeln müssen gebrochen werden. – Kladderadatsch, 1872, Nr. 1.
15 Von Versprechungen wird man nicht satt.
It.: Con molte parole non si paga quel che si deve.
16 Wer auf Versprechungen traut, hat auf Sand gebaut.
17 Wer sich auf Versprechungen verlässt, der ist verlassen.
Böhm.: Nespoléhej na cizí trošty. (Čelakovsky, 93.)
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [798]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/804>, abgerufen am 21.02.2025. |