Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *13 Etwas unter die Schere nehmen.

Mit der Absicht, zu bessern.

Lat.: Incudi reddere. (Horaz.) (Philippi, I, 193.)

*14 He het de grote Schere authangen. (Ostfries.) - Bueren, 529; Eichwald, 1651; Frommann, V, 429, 520; Kern, 1128.

*15 Mit de knappe Schere toschneiden. (Holst.) - Schütze, II, 295.

Genau und kärglich zu Werke gehen.

*16 Scheren schleifen.

"Sie tragen wasser auff beyden achseln, vnd schleiffen scheren vnd wenden vnd reitten auff zweyen sätlen." (Pauli, Schimpff, LXIIII.)

*17 Sie sind mit Einer Schere gestutzt.

In dem Sinne; über einen Kamm geschoren.


Schereisen.

* Das ist ein rechtes Schereisen. (Nürtingen.)

So viel wie Plagegeist. Von jemand, der etwas hartnäckig erlangen will; erinnert aber auch doppelsinnig an den Maulwurf, der Schermaus heisst.


Scheren.

1 Besser scheren als schinden.

Mhd.: So ist bezzer schern dan schinden. (Freidank.) (Zingerle, 131.)

2 Das Scheren lernt man am Bart des Narren.

In Aegypten sagt man: Er lernt das Schröpfen an den Köpfen der Weisen. Wie in vielen Krankenhäusern Europas die angehenden Wundärzte und Heildiener ihre Kunst an den Körpern armer Kranker erlernen, so geschieht Aehnliches im Morgenlande, wie die vorstehende Redensart beweist. Die Schröpfköpfe werden nämlich dort an dem Hinterkopfe, unmittelbar über dem Nacken angesetzt. (Burckhardt, 752.)

3 Es geht mancher zu scheren aus, und kommt geschoren nach Haus.

Engl.: He that deceives an other, is often deceived himself. (Gaal, 198.)

It.: Tal crede d'ingannar, che resta ingannato. (Pazzaglia, 177, 2.)

4 Es ist nicht allzeit gut scheren.

5 Es wird mancher geschoren (geneckt) und er weiss nicht, warum.

6 Man muss scheren, wo Haar (Wolle) ist. - Meisner, 43; Simrock, 11821a.

7 Man schert die Schafe wegen der Wolle.

8 Man schert und melkt die Esel nicht wie die Schafe.

9 Mancher will andere scheren und wird selbst geschunden.

Span.: Tal suele venir por sarna que vuelve tresquilado. (Don Quixote.)

10 Niemand so nahe schiert, als wenn der Bauer Herr wird. (S. Messer 36, Schermesser und Schwert.)

11 Schere, wo Haar ist; trinke, was klar ist, und lehre, was wahr ist.

12 Scherstu mir, so wil ich dich zwagen. - Petri, III, 11.

13 Wenn's ans Scheren geht, so hält einer den andern bei den Ohren.

14 Wer andere scheren will, schneidet sich selbst in die Finger.

15 Wo man selber kann scheren und weben, wird es gute Leinwand geben.

*16 Einen scheren.

"Ich halte, der schiert mich." (Keller, 143a.)

*17 Einen trucken scheren. - Frommann, II, 251, 6.

Eigentlich jemand den Bart abnehmen, ohne ihn vorher einzunetzen oder einzuseifen. Meist aber ironisch für: Einem den Kopf abschlagen. Bei Näfels im Canton Glarus besiegten (am 9. April 1388) 500 Glarner 6000 Oesterreicher; die meisten Feinde verloren ihr Leben. Dadurch wird die Stelle in Ruff's Etter Heini erklärt: "Zu Nefels an der Lez hannd wir inen geschoren ungenez." Diese Auffassung wird, wie Frommann a. a. O. bemerkt, auch noch durch ein Klopfen des nürnberger Meistersängers H. Folz (neu herausgegeben von O. Schade, S. 46) bestätigt, in dem es wahrscheinlich mit Anspielung auf den unter dem Namen Lochwirth bekannten und gefürchteten Gefangenenwärter zu Nürnberg heisst: "So solt man dich ein stund nit leiden, sondern einweisen zu dem wirth, da man sonst allweg trucken schirt."

*18 Er schert die Schafe, dass die Wolle fliegt.

Holl.: Hij scheert het schaap, dat er de wol afvliegt. (Harrebomee, II, 239a.)

[Spaltenumbruch] *19 Er schert die Schafe, ohne dass sie schreien.

Holl.: Hij scheert het schaap, zonder dat het schreeuwt. (Harrebomee, II, 239a.)

*20 Er schert oin bis auf d' Haut. (Ulm.)

*21 Er schiert bis aufs Fell.

Lat.: Ex syngrapha agit. (Seybold, 165.)

*22 He schert alls äver enen Kamm. (Holst.) - Schütze, IV, 38.

*23 Selber scheren1 und weben.

1) Garn zum Weben aufziehen.


Scherenauge.

* He hett et ock dör et Scherenaug loten (lassen, fallen). (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 97.


Scherenschleifermaul.

* Er hat e Scherenschleifermaul. (Ulm.)


Scherer.

1 Bei den Scherern vnd im bad erfert man alzeit was news. - Franck, II, 15a; Lehmann, II, 26, 13; Suringar, CLI, 3.

2 Die Scherer hant in Alabaster für alle Wunden nur ein Pflaster. - Eiselein, 511.

3 Ein Scherer schiert den andern. - Petri, II, 224; Lehmann, 329, 59.

4 Es ging ihm wie den Scherer, der der Magd wollte nach dem Auge greifen, und griff, dass ihm die Franzosen bestunden. - Fischart, Gesch.

5 Was die Scherer unter den Aerzten, das sind die Kapuziner unter den Priestern. - Klosterspiegel, 38, 13.

*6 Das ist eben, als wenn einer zum Scherer sagte: treib' dein Handwerk, aber geh' der Leute müssig. - Sailer, 332.

So sagte Geiler von Kaisersberg, als ihm der Rath von Strasburg sagen liess, er solle vorbringen, was sich gebührt und die Rathsherren in Frieden lassen.


Scherf.

*1 Bis er den letzten Scherf bezahlt.

*2 Es hat ihm keinen Scherf gekostet.

Schwed.: Han har icke kostat en skjärf der appa. (Törning, 59.)


Scherflein.

1 Besser ein Scherflein als ein Garlassensein.

*2 Es ist das Scherflein der Witwe.


Scherge.

1 Auf den Schergen folgt der Henker. - Winckler, XIX, 3.

2 Bekannte Schergen scheuen alle Dieb.

Lat.: Apparens recte fugere volucria quaeque. (Sutor, 365.)

3 Der allerfrümest scherg ist ein schalck. - Henisch, 1252, 30; Hauer, 207; Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 53.

Lat.: Simiarum pulcherrima deformis est. (Hauer, M; Henisch, 1252, 31.)

4 Ein Scherge kennt nicht Vater, nicht Freund.

Böhm.: Mnoho pochopuv bere i stryce sveho. (Celakovsky, 355.)

5 Kein besserer Scherge als des Müllers Hemd, das alle Tage ein Dieb hängt. - Sutor, 371.

*6 Dem scherch beichten. - Tappius, 19b.


Scherhaus.

* Aus dem Scherhaus ins Füllhaus gehen.

"Man soll aber nit gleich uff das aderlassen essen vnd trincken wie unsere folle dolle seuwwenst ze thonn pflegen, gleich vs dem schärrhus in das füllhus allda suffen vnd fressen." (Lassbüchlein durch Georgium Pictorium, Basel 1555.)


Scherm.

I stoh allewil im Scherme1, wenn's Glück (s. d. 802-806) regnet. (Aargau.) - Schweiz, II, 144, 10.

1) Ein Ort, der gegen Wind und Wetter oder anderes, was schaden kann, Schutz gewährt; im engern Sinne ein leichtes Gebäude, um das Vieh im Nothfalle unter Dach zu stellen; hochdeutsch Schirm. Fürscherm, Vorscherm = ein hervorspringendes Dach an einem Hause. Schermtanne = eine grosse dichte weitästige Tanne zum Schutz gegen das Vieh. (Vgl. Stalder, II, 314.)


Schermaus, s. Schärmaus.

Schermesser.

1 Kein schermesser also scharpff schiert, als ein bawr (Knecht), der zum herrn (Edelmann) wirt. (S. Messer 36, Scherm und Schwert.) - Tappius,

[Spaltenumbruch] *13 Etwas unter die Schere nehmen.

Mit der Absicht, zu bessern.

Lat.: Incudi reddere. (Horaz.) (Philippi, I, 193.)

*14 He het de grôte Schêre ûthangen. (Ostfries.) – Bueren, 529; Eichwald, 1651; Frommann, V, 429, 520; Kern, 1128.

*15 Mit de knappe Schere toschnîden. (Holst.) – Schütze, II, 295.

Genau und kärglich zu Werke gehen.

*16 Scheren schleifen.

„Sie tragen wasser auff beyden achseln, vnd schleiffen scheren vnd wenden vnd reitten auff zweyen sätlen.“ (Pauli, Schimpff, LXIIII.)

*17 Sie sind mit Einer Schere gestutzt.

In dem Sinne; über einen Kamm geschoren.


Schereisen.

* Das ist ein rechtes Schereisen. (Nürtingen.)

So viel wie Plagegeist. Von jemand, der etwas hartnäckig erlangen will; erinnert aber auch doppelsinnig an den Maulwurf, der Schermaus heisst.


Scheren.

1 Besser scheren als schinden.

Mhd.: Sô ist bezzer schern dan schinden. (Freidank.) (Zingerle, 131.)

2 Das Scheren lernt man am Bart des Narren.

In Aegypten sagt man: Er lernt das Schröpfen an den Köpfen der Weisen. Wie in vielen Krankenhäusern Europas die angehenden Wundärzte und Heildiener ihre Kunst an den Körpern armer Kranker erlernen, so geschieht Aehnliches im Morgenlande, wie die vorstehende Redensart beweist. Die Schröpfköpfe werden nämlich dort an dem Hinterkopfe, unmittelbar über dem Nacken angesetzt. (Burckhardt, 752.)

3 Es geht mancher zu scheren aus, und kommt geschoren nach Haus.

Engl.: He that deceives an other, is often deceived himself. (Gaal, 198.)

It.: Tal crede d'ingannar, che resta ingannato. (Pazzaglia, 177, 2.)

4 Es ist nicht allzeit gut scheren.

5 Es wird mancher geschoren (geneckt) und er weiss nicht, warum.

6 Man muss scheren, wo Haar (Wolle) ist.Meisner, 43; Simrock, 11821a.

7 Man schert die Schafe wegen der Wolle.

8 Man schert und melkt die Esel nicht wie die Schafe.

9 Mancher will andere scheren und wird selbst geschunden.

Span.: Tal suele venir por sarna que vuelve tresquilado. (Don Quixote.)

10 Niemand so nahe schiert, als wenn der Bauer Herr wird. (S. Messer 36, Schermesser und Schwert.)

11 Schere, wo Haar ist; trinke, was klar ist, und lehre, was wahr ist.

12 Scherstu mir, so wil ich dich zwagen.Petri, III, 11.

13 Wenn's ans Scheren geht, so hält einer den andern bei den Ohren.

14 Wer andere scheren will, schneidet sich selbst in die Finger.

15 Wo man selber kann scheren und weben, wird es gute Leinwand geben.

*16 Einen scheren.

„Ich halte, der schiert mich.“ (Keller, 143a.)

*17 Einen trucken scheren.Frommann, II, 251, 6.

Eigentlich jemand den Bart abnehmen, ohne ihn vorher einzunetzen oder einzuseifen. Meist aber ironisch für: Einem den Kopf abschlagen. Bei Näfels im Canton Glarus besiegten (am 9. April 1388) 500 Glarner 6000 Oesterreicher; die meisten Feinde verloren ihr Leben. Dadurch wird die Stelle in Ruff's Etter Heini erklärt: „Zu Nëfels an der Lez hannd wir inen geschoren ungenez.“ Diese Auffassung wird, wie Frommann a. a. O. bemerkt, auch noch durch ein Klopfen des nürnberger Meistersängers H. Folz (neu herausgegeben von O. Schade, S. 46) bestätigt, in dem es wahrscheinlich mit Anspielung auf den unter dem Namen Lochwirth bekannten und gefürchteten Gefangenenwärter zu Nürnberg heisst: „So solt man dich ein stund nit leiden, sondern einweisen zu dem wirth, da man sonst allweg trucken schirt.“

*18 Er schert die Schafe, dass die Wolle fliegt.

Holl.: Hij scheert het schaap, dat er de wol afvliegt. (Harrebomée, II, 239a.)

[Spaltenumbruch] *19 Er schert die Schafe, ohne dass sie schreien.

Holl.: Hij scheert het schaap, zonder dat het schreeuwt. (Harrebomée, II, 239a.)

*20 Er schert oin bis auf d' Haut. (Ulm.)

*21 Er schiert bis aufs Fell.

Lat.: Ex syngrapha agit. (Seybold, 165.)

*22 He schert alls äver ênen Kamm. (Holst.) – Schütze, IV, 38.

*23 Selber scheren1 und weben.

1) Garn zum Weben aufziehen.


Scherenauge.

* He hett et ock dör et Schêrenaug loten (lassen, fallen). (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 97.


Scherenschleifermaul.

* Er hat e Scherenschleifermaul. (Ulm.)


Scherer.

1 Bei den Scherern vnd im bad erfert man alzeit was news.Franck, II, 15a; Lehmann, II, 26, 13; Suringar, CLI, 3.

2 Die Scherer hant in Alabaster für alle Wunden nur ein Pflaster.Eiselein, 511.

3 Ein Scherer schiert den andern.Petri, II, 224; Lehmann, 329, 59.

4 Es ging ihm wie den Scherer, der der Magd wollte nach dem Auge greifen, und griff, dass ihm die Franzosen bestunden.Fischart, Gesch.

5 Was die Scherer unter den Aerzten, das sind die Kapuziner unter den Priestern.Klosterspiegel, 38, 13.

*6 Das ist eben, als wenn einer zum Scherer sagte: treib' dein Handwerk, aber geh' der Leute müssig.Sailer, 332.

So sagte Geiler von Kaisersberg, als ihm der Rath von Strasburg sagen liess, er solle vorbringen, was sich gebührt und die Rathsherren in Frieden lassen.


Scherf.

*1 Bis er den letzten Scherf bezahlt.

*2 Es hat ihm keinen Scherf gekostet.

Schwed.: Han har icke kostat en skjärf der appå. (Törning, 59.)


Scherflein.

1 Besser ein Scherflein als ein Garlassensein.

*2 Es ist das Scherflein der Witwe.


Scherge.

1 Auf den Schergen folgt der Henker.Winckler, XIX, 3.

2 Bekannte Schergen scheuen alle Dieb.

Lat.: Apparens recte fugere volucria quaeque. (Sutor, 365.)

3 Der allerfrümest scherg ist ein schalck.Henisch, 1252, 30; Hauer, 207; Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 53.

Lat.: Simiarum pulcherrima deformis est. (Hauer, M; Henisch, 1252, 31.)

4 Ein Scherge kennt nicht Vater, nicht Freund.

Böhm.: Mnoho pochopův béře i strýce svého. (Čelakovský, 355.)

5 Kein besserer Scherge als des Müllers Hemd, das alle Tage ein Dieb hängt.Sutor, 371.

*6 Dem scherch beichten.Tappius, 19b.


Scherhaus.

* Aus dem Scherhaus ins Füllhaus gehen.

„Man soll aber nit gleich uff das aderlassen essen vnd trincken wie unsere folle dolle seuwwenst ze thonn pflegen, gleich vs dem schärrhus in das füllhus allda suffen vnd fressen.“ (Lassbüchlein durch Georgium Pictorium, Basel 1555.)


Scherm.

I stoh allewil im Scherme1, wenn's Glück (s. d. 802-806) regnet. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 10.

1) Ein Ort, der gegen Wind und Wetter oder anderes, was schaden kann, Schutz gewährt; im engern Sinne ein leichtes Gebäude, um das Vieh im Nothfalle unter Dach zu stellen; hochdeutsch Schirm. Fürscherm, Vorscherm = ein hervorspringendes Dach an einem Hause. Schermtanne = eine grosse dichte weitästige Tanne zum Schutz gegen das Vieh. (Vgl. Stalder, II, 314.)


Schermaus, s. Schärmaus.

Schermesser.

1 Kein schermesser also scharpff schiert, als ein bawr (Knecht), der zum herrn (Edelmann) wirt. (S. Messer 36, Scherm und Schwert.) – Tappius,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0080" n="[74]"/><cb n="147"/>
*13 Etwas unter die Schere nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit der Absicht, zu bessern.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Incudi reddere. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 193.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 He het de grôte Schêre ûthangen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 529; Eichwald, 1651; Frommann, V, 429, 520; Kern, 1128.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Mit de knappe Schere toschnîden.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 295.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Genau und kärglich zu Werke gehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Scheren schleifen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Sie tragen wasser auff beyden achseln, vnd schleiffen scheren vnd wenden vnd reitten auff zweyen sätlen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Pauli, Schimpff, LXIIII.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 Sie sind mit Einer Schere gestutzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne; über einen Kamm geschoren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schereisen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist ein rechtes Schereisen.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So viel wie Plagegeist. Von jemand, der etwas hartnäckig erlangen will; erinnert aber auch doppelsinnig an den Maulwurf, der Schermaus heisst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scheren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser scheren als schinden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Sô ist bezzer schern dan schinden. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 131.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das Scheren lernt man am Bart des Narren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Aegypten sagt man: Er lernt das Schröpfen an den Köpfen der Weisen. Wie in vielen Krankenhäusern Europas die angehenden Wundärzte und Heildiener ihre Kunst an den Körpern armer Kranker erlernen, so geschieht Aehnliches im Morgenlande, wie die vorstehende Redensart beweist. Die Schröpfköpfe werden nämlich dort an dem Hinterkopfe, unmittelbar über dem Nacken angesetzt. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 752.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es geht mancher zu scheren aus, und kommt geschoren nach Haus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that deceives an other, is often deceived himself. (<hi rendition="#i">Gaal, 198.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tal crede d'ingannar, che resta ingannato. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 177, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es ist nicht allzeit gut scheren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Es wird mancher geschoren (geneckt) und er weiss nicht, warum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Man muss scheren, wo Haar (Wolle) ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Meisner, 43; Simrock, 11821<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Man schert die Schafe wegen der Wolle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Man schert und melkt die Esel nicht wie die Schafe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Mancher will andere scheren und wird selbst geschunden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Tal suele venir por sarna que vuelve tresquilado. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Niemand so nahe schiert, als wenn der Bauer Herr wird.</hi> (S.  Messer 36,  Schermesser und  Schwert.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Schere, wo Haar ist; trinke, was klar ist, und lehre, was wahr ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Scherstu mir, so wil ich dich zwagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, III, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wenn's ans Scheren geht, so hält einer den andern bei den Ohren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wer andere scheren will, schneidet sich selbst in die Finger.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wo man selber kann scheren und weben, wird es gute Leinwand geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Einen scheren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ich halte, der schiert mich.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 143<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Einen trucken scheren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 251, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eigentlich jemand den Bart abnehmen, ohne ihn vorher einzunetzen oder einzuseifen. Meist aber ironisch für: Einem den Kopf abschlagen. Bei Näfels im Canton Glarus besiegten (am 9. April 1388) 500 Glarner 6000 Oesterreicher; die meisten Feinde verloren ihr Leben. Dadurch wird die Stelle in <hi rendition="#i">Ruff's Etter Heini</hi> erklärt: &#x201E;Zu Nëfels an der Lez hannd wir inen geschoren ungenez.&#x201C; Diese Auffassung wird, wie <hi rendition="#i">Frommann</hi> a. a. O. bemerkt, auch noch durch ein <hi rendition="#i">Klopfen</hi> des nürnberger Meistersängers <hi rendition="#i">H. Folz</hi> (neu herausgegeben von <hi rendition="#i">O. Schade, S. 46</hi>) bestätigt, in dem es wahrscheinlich mit Anspielung auf den unter dem Namen Lochwirth bekannten und gefürchteten Gefangenenwärter zu Nürnberg heisst: &#x201E;So solt man dich ein stund nit leiden, sondern einweisen zu dem wirth, da man sonst allweg trucken schirt.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Er schert die Schafe, dass die Wolle fliegt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij scheert het schaap, dat er de wol afvliegt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 239<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="148"/>
*19 Er schert die Schafe, ohne dass sie schreien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij scheert het schaap, zonder dat het schreeuwt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 239<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Er schert oin bis auf d' Haut.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Er schiert bis aufs Fell.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex syngrapha agit. (<hi rendition="#i">Seybold, 165.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 He schert alls äver ênen Kamm.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Selber scheren<hi rendition="#sup">1</hi> und weben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Garn zum Weben aufziehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherenauge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He hett et ock dör et Schêrenaug loten (lassen, fallen).</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 97.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherenschleifermaul.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat e Scherenschleifermaul.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bei den Scherern vnd im bad erfert man alzeit was news.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 15<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 26, 13; Suringar, CLI, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Scherer hant in Alabaster für alle Wunden nur ein Pflaster.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 511.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein Scherer schiert den andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 224; Lehmann, 329, 59.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es ging ihm wie den Scherer, der der Magd wollte nach dem Auge greifen, und griff, dass ihm die Franzosen bestunden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Was die Scherer unter den Aerzten, das sind die Kapuziner unter den Priestern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 38, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Das ist eben, als wenn einer zum Scherer sagte: treib' dein Handwerk, aber geh' der Leute müssig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 332.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagte <hi rendition="#i">Geiler von Kaisersberg,</hi> als ihm der Rath von Strasburg sagen liess, er solle vorbringen, was sich gebührt und die Rathsherren in Frieden lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Bis er den letzten Scherf bezahlt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es hat ihm keinen Scherf gekostet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Han har icke kostat en skjärf der appå. (<hi rendition="#i">Törning, 59.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherflein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser ein Scherflein als ein Garlassensein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es ist das Scherflein der Witwe.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf den Schergen folgt der Henker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XIX, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Bekannte Schergen scheuen alle Dieb.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Apparens recte fugere volucria quaeque. (<hi rendition="#i">Sutor, 365.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der allerfrümest scherg ist ein schalck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1252, 30; Hauer, 207; Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Simiarum pulcherrima deformis est. (<hi rendition="#i">Hauer, M; Henisch, 1252, 31.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein Scherge kennt nicht Vater, nicht Freund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Mnoho pochop&#x016F;v bé&#x0159;e i strýce svého. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 355.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Kein besserer Scherge als des Müllers Hemd, das alle Tage ein Dieb hängt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 371.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Dem scherch beichten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 19<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherhaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Aus dem Scherhaus ins Füllhaus gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Man soll aber nit gleich uff das aderlassen essen vnd trincken wie unsere folle dolle seuwwenst ze thonn pflegen, gleich vs dem schärrhus in das füllhus allda suffen vnd fressen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Lassbüchlein durch Georgium Pictorium, Basel 1555.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">I stoh allewil im Scherme<hi rendition="#sup">1</hi>, wenn's  Glück (s. d. 802-806) regnet.</hi> (<hi rendition="#i">Aargau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 144, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein Ort, der gegen Wind und Wetter oder anderes, was schaden kann, Schutz gewährt; im engern Sinne ein leichtes Gebäude, um das Vieh im Nothfalle unter Dach zu stellen; hochdeutsch Schirm. Fürscherm, Vorscherm = ein hervorspringendes Dach an einem Hause. Schermtanne = eine grosse dichte weitästige Tanne zum Schutz gegen das Vieh. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 314.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schermaus,</hi> s.  Schärmaus.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schermesser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Kein schermesser also scharpff schiert, als ein bawr (Knecht), der zum herrn (Edelmann) wirt.</hi> (S.  Messer 36,  Scherm und  Schwert.) &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius,
</hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[74]/0080] *13 Etwas unter die Schere nehmen. Mit der Absicht, zu bessern. Lat.: Incudi reddere. (Horaz.) (Philippi, I, 193.) *14 He het de grôte Schêre ûthangen. (Ostfries.) – Bueren, 529; Eichwald, 1651; Frommann, V, 429, 520; Kern, 1128. *15 Mit de knappe Schere toschnîden. (Holst.) – Schütze, II, 295. Genau und kärglich zu Werke gehen. *16 Scheren schleifen. „Sie tragen wasser auff beyden achseln, vnd schleiffen scheren vnd wenden vnd reitten auff zweyen sätlen.“ (Pauli, Schimpff, LXIIII.) *17 Sie sind mit Einer Schere gestutzt. In dem Sinne; über einen Kamm geschoren. Schereisen. * Das ist ein rechtes Schereisen. (Nürtingen.) So viel wie Plagegeist. Von jemand, der etwas hartnäckig erlangen will; erinnert aber auch doppelsinnig an den Maulwurf, der Schermaus heisst. Scheren. 1 Besser scheren als schinden. Mhd.: Sô ist bezzer schern dan schinden. (Freidank.) (Zingerle, 131.) 2 Das Scheren lernt man am Bart des Narren. In Aegypten sagt man: Er lernt das Schröpfen an den Köpfen der Weisen. Wie in vielen Krankenhäusern Europas die angehenden Wundärzte und Heildiener ihre Kunst an den Körpern armer Kranker erlernen, so geschieht Aehnliches im Morgenlande, wie die vorstehende Redensart beweist. Die Schröpfköpfe werden nämlich dort an dem Hinterkopfe, unmittelbar über dem Nacken angesetzt. (Burckhardt, 752.) 3 Es geht mancher zu scheren aus, und kommt geschoren nach Haus. Engl.: He that deceives an other, is often deceived himself. (Gaal, 198.) It.: Tal crede d'ingannar, che resta ingannato. (Pazzaglia, 177, 2.) 4 Es ist nicht allzeit gut scheren. 5 Es wird mancher geschoren (geneckt) und er weiss nicht, warum. 6 Man muss scheren, wo Haar (Wolle) ist. – Meisner, 43; Simrock, 11821a. 7 Man schert die Schafe wegen der Wolle. 8 Man schert und melkt die Esel nicht wie die Schafe. 9 Mancher will andere scheren und wird selbst geschunden. Span.: Tal suele venir por sarna que vuelve tresquilado. (Don Quixote.) 10 Niemand so nahe schiert, als wenn der Bauer Herr wird. (S. Messer 36, Schermesser und Schwert.) 11 Schere, wo Haar ist; trinke, was klar ist, und lehre, was wahr ist. 12 Scherstu mir, so wil ich dich zwagen. – Petri, III, 11. 13 Wenn's ans Scheren geht, so hält einer den andern bei den Ohren. 14 Wer andere scheren will, schneidet sich selbst in die Finger. 15 Wo man selber kann scheren und weben, wird es gute Leinwand geben. *16 Einen scheren. „Ich halte, der schiert mich.“ (Keller, 143a.) *17 Einen trucken scheren. – Frommann, II, 251, 6. Eigentlich jemand den Bart abnehmen, ohne ihn vorher einzunetzen oder einzuseifen. Meist aber ironisch für: Einem den Kopf abschlagen. Bei Näfels im Canton Glarus besiegten (am 9. April 1388) 500 Glarner 6000 Oesterreicher; die meisten Feinde verloren ihr Leben. Dadurch wird die Stelle in Ruff's Etter Heini erklärt: „Zu Nëfels an der Lez hannd wir inen geschoren ungenez.“ Diese Auffassung wird, wie Frommann a. a. O. bemerkt, auch noch durch ein Klopfen des nürnberger Meistersängers H. Folz (neu herausgegeben von O. Schade, S. 46) bestätigt, in dem es wahrscheinlich mit Anspielung auf den unter dem Namen Lochwirth bekannten und gefürchteten Gefangenenwärter zu Nürnberg heisst: „So solt man dich ein stund nit leiden, sondern einweisen zu dem wirth, da man sonst allweg trucken schirt.“ *18 Er schert die Schafe, dass die Wolle fliegt. Holl.: Hij scheert het schaap, dat er de wol afvliegt. (Harrebomée, II, 239a.) *19 Er schert die Schafe, ohne dass sie schreien. Holl.: Hij scheert het schaap, zonder dat het schreeuwt. (Harrebomée, II, 239a.) *20 Er schert oin bis auf d' Haut. (Ulm.) *21 Er schiert bis aufs Fell. Lat.: Ex syngrapha agit. (Seybold, 165.) *22 He schert alls äver ênen Kamm. (Holst.) – Schütze, IV, 38. *23 Selber scheren1 und weben. 1) Garn zum Weben aufziehen. Scherenauge. * He hett et ock dör et Schêrenaug loten (lassen, fallen). (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 97. Scherenschleifermaul. * Er hat e Scherenschleifermaul. (Ulm.) Scherer. 1 Bei den Scherern vnd im bad erfert man alzeit was news. – Franck, II, 15a; Lehmann, II, 26, 13; Suringar, CLI, 3. 2 Die Scherer hant in Alabaster für alle Wunden nur ein Pflaster. – Eiselein, 511. 3 Ein Scherer schiert den andern. – Petri, II, 224; Lehmann, 329, 59. 4 Es ging ihm wie den Scherer, der der Magd wollte nach dem Auge greifen, und griff, dass ihm die Franzosen bestunden. – Fischart, Gesch. 5 Was die Scherer unter den Aerzten, das sind die Kapuziner unter den Priestern. – Klosterspiegel, 38, 13. *6 Das ist eben, als wenn einer zum Scherer sagte: treib' dein Handwerk, aber geh' der Leute müssig. – Sailer, 332. So sagte Geiler von Kaisersberg, als ihm der Rath von Strasburg sagen liess, er solle vorbringen, was sich gebührt und die Rathsherren in Frieden lassen. Scherf. *1 Bis er den letzten Scherf bezahlt. *2 Es hat ihm keinen Scherf gekostet. Schwed.: Han har icke kostat en skjärf der appå. (Törning, 59.) Scherflein. 1 Besser ein Scherflein als ein Garlassensein. *2 Es ist das Scherflein der Witwe. Scherge. 1 Auf den Schergen folgt der Henker. – Winckler, XIX, 3. 2 Bekannte Schergen scheuen alle Dieb. Lat.: Apparens recte fugere volucria quaeque. (Sutor, 365.) 3 Der allerfrümest scherg ist ein schalck. – Henisch, 1252, 30; Hauer, 207; Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 53. Lat.: Simiarum pulcherrima deformis est. (Hauer, M; Henisch, 1252, 31.) 4 Ein Scherge kennt nicht Vater, nicht Freund. Böhm.: Mnoho pochopův béře i strýce svého. (Čelakovský, 355.) 5 Kein besserer Scherge als des Müllers Hemd, das alle Tage ein Dieb hängt. – Sutor, 371. *6 Dem scherch beichten. – Tappius, 19b. Scherhaus. * Aus dem Scherhaus ins Füllhaus gehen. „Man soll aber nit gleich uff das aderlassen essen vnd trincken wie unsere folle dolle seuwwenst ze thonn pflegen, gleich vs dem schärrhus in das füllhus allda suffen vnd fressen.“ (Lassbüchlein durch Georgium Pictorium, Basel 1555.) Scherm. I stoh allewil im Scherme1, wenn's Glück (s. d. 802-806) regnet. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 10. 1) Ein Ort, der gegen Wind und Wetter oder anderes, was schaden kann, Schutz gewährt; im engern Sinne ein leichtes Gebäude, um das Vieh im Nothfalle unter Dach zu stellen; hochdeutsch Schirm. Fürscherm, Vorscherm = ein hervorspringendes Dach an einem Hause. Schermtanne = eine grosse dichte weitästige Tanne zum Schutz gegen das Vieh. (Vgl. Stalder, II, 314.) Schermaus, s. Schärmaus. Schermesser. 1 Kein schermesser also scharpff schiert, als ein bawr (Knecht), der zum herrn (Edelmann) wirt. (S. Messer 36, Scherm und Schwert.) – Tappius,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/80
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/80>, abgerufen am 21.12.2024.