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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 4 Der Verliebte ist blind.

Die Spanier: Die Verliebten glauben stets, dass den andern die Augen ausgestochen sind. Die Russen: Verliebte sehen wol den Birkenbusch, aber nicht den Hasen, der aus demselben springt.

5 Der Verliebte sehnt sich zu einem Schatten an der Wand.

Böhm.: Ten me souzi, po kom me srdce nejvic touzi. (Celakovsky, 240.)

Frz.: A gens amoureux les pierres sentent la rue. (Leroux, II, 164.)

6 Der Verliebten Weh heilt weder Arzt noch Thee.

Dän.: Mod elskov hielper ingen laegedom. (Prov. dan., 143.)

7 Die Verliebten glauben, dass andere Leute blind seien.

8 Die Verliebten halten ihre Fesseln für Blumengewinde.

Frz.: Les amans benissent leurs fers. (Lendroy, 725.)

9 Ein Verliebter muss immer auf dem Platze sein.

Lat.: Militat omnis amans. (Ovid.) (Philippi, I, 249.)

10 Ein Verliebter und ein Narr geben ein gut Paar.

Frz.: Aimer et savoir n'ont mene maniere. (Bohn I, 2.)

Holl.: Twee minnaars aan eene figuur, van eender nering twee gebuur. (Harrebomee, II, 88a.)

11 Ein Verliebter und ein Seemann ist selten zu Hause.

Cato der Aeltere behauptete: die Seele eines Verliebten lebe stets in fremden Körpern.

12 Eines Verliebten Geduld und eines Bettlers Geld sind gleich beständig. - Wirth, I, 251.

13 Verliebte haben Affen feil und ziehen stets am Narrenseil.

Lat.: Omnes qui amant, graviter sibi uxorem dari ferunt. (Terenz.)

Schwed.: Alskogs brör nyttig giärna med andra. Grubb, 894.

14 Verliebte haben meist volle Herzen und leere Beutel.

Lat.: Amantium marsupia folio porri vinciuntur. (Philippi, I, 24.)

15 Verliebte sagen einander mehr als sie wissen.

Lat.: Amor secreta prodit. (Seybold, 25.)

16 Verliebte und Gläubige lassen sich nicht belehren.

17 Verliebte und Könige dulden keinen Nebenbuhler. - Schlechta, 310.

18 Verliebte und Narren haben immer einen Sparren. - Egerbote, 1875, S. 63.

19 Verliebte und Trunkene wissen nicht, was sie (sagen und) thun.

Böhm.: Prudky milenec, jisty silencc (ztrest'enec). (Celakovsky, 240.)

Poln.: Kto miluje rzewnie, ten szaleje pewnie. (Celakovsky, 240.)

20 Verliebte wissen immer wie spät (viel Uhr) es ist. - Eiselein, 618.

21 Verliebten ist leicht Fallen stellen.

22 Wenn der Verliebte nicht auf Dornen steht, so steht er auf glühenden Kohlen.

Dän.: Elskeren har ingen roe. - Elskeren har torn i födderne. (Prov. dan., 142.)

23 Zwei Verliebte hüten, heisst, einen Sack voll Flöhe hüten.

*24 Es kommen noch ein paar Verliebte zusammen, falls sie noch nicht beieinander waren.

"Wird gesagt, wenn von zwei Personen derselbe Gedanke ausgesprochen wird. In Tirol sagt man in diesem Falle: Es ist eine arme Seele erlöst." (Vgl. Zingerle, Sitten, Bräuche und M., 2. Aufl., S. 56.)


Verlieren.

1 Alles verloren, nur die Ehre nicht. - Wurzbach II, 79.

Frz.: Tout est perdu hors honneur. Dies Wort sollte Franz I. von Frankreich nach der unglücklichen Schlacht von Pavia gesprochen haben; die spätere Zeit hat nachgewiesen, dass es ihm, wenigstens in dieser Form, zu Unrecht zugeschrieben wird. Es soll in einem Briefe an seine Mutter enthalten sein. In dem von Dulaure aufgefundenen und in dessen Geschichte von Paris (1837, III, 209) abgedruckten Briefe heisst es: "Sie zu benachrichtigen, welches der Ausgang meines Unglücks ist, so ist mir von allen Dingen nur die Ehre und das gerettete Leben geblieben." (Büchmann, 8. Aufl., S. 239.)

2 Beim Verlieren ist nichts besser als Vergessen. - Wirth, I, 520.

3 Besser halb verloren als ganz.

Dän.: Bedre halv, end miste ald. (Prov. dan., 555.)


[Spaltenumbruch]

4 Der verliert viel, der alte Hunde bändigen will.

"Der verluiset vil, der alt hund pendigen will." (Hätzlerin, II, 56, 271-272.)

5 Einer ist verloren und zwei sind geboren.

Der Verlust ist doppelt ersetzt.

Frz.: Pour un perdu deux recouverts.

6 Einer verliert, der andere gewinnt.

It.: Non perde l'uno, che non guadagni l'altro. (Pazzaglia, 281, 12.)

7 Einmal verloren ist nicht ganz verloren.

Lat.: Vir fugiens et denuo pugnabit. (Philippi, II, 252.)

8 Es geht niemand verloren als durch eigene Schuld.

Holl.: Niemand gaat verloren, of het is zijne eigene schuld. (Harrebomee, II, 264a.)

9 Es ist alles verlohren, was an vndanckbare Leut gelegt wird. - Lehmann, II, 128, 140.

"Verlorn ist wolthat vnd das gut, das man einem vndanckbarn thut." (Waldis, II, 94.) Bei Tunnicius (24): Al verloren dat men den undankbaren doet. (Ingratis quidquid damus, id committitur aurae.)

10 Es ist alles verloren, dass man dem Taugenichts das Beste räth. - Petri, II, 324.

Bei Tunnicius (582): Al vorloren, dat men dem dogenicht dat beste ret. (In vanum canimus, probitas quis perdita languet.)

11 Es ist alles verloren, dass man einen Esel zur Harfe führt.

Lat.: Sincerum est nisi vas, quocunque infundis, acescit. (Horaz.) (Philippi, II, 187.)

12 Es ist alles verloren, was man in einen löchrigen Topf giesst. - Winckler, V, 2.

Lat.: Ingrato quid agis, hoc semper et undique perdis. (Fallersleben, 13.)

Holl.: Al verloren dat men den onbekenden doet. (Tunn., 2, 5.)

13 Es ist alles (halb) verloren, was man inn alte säcke schüttet. - Franck, II, 83a; Tappius, 100b; Gruter, I, 31; Egenolff, 38b; Lehmann, 175, 76; Lehmann, II, 153, 111; Longius, 444.

Unter alten Säcken werden auch alte Weiber verstanden.

Holl.: Het is al verloren wat man in oude zakken schadt (doet). (Harrebomee, II, 488b.)

Lat.: Cani sunt vani, sed rugae non sunt nugae. (Chaos, 858.) - In senem ne quod collocaris beneficium. (Tappius, 100; Suringar, XCV.) - Ne bene mercare de sene. (Egeria, 88b.)

14 Es ist nichts verloren, als was daneben geht.

15 Es ist nichts verloren, als was man nicht mehr findet. - Eiselein, 618; Simrock, 10877.

16 Es ist nichts verloren, sagte Wirths Röse, als sie die Säue mit dem beim Backen verdorbenen Pflaumenkuchen fütterte.

17 Es ist verlohren, was man in alte Kübel schütt. - Lehmann, 780, 7.

18 Es ist verloren mit dieser Welt, einem jeden nur das zeitlich gefellt. - Gruter, III, 35.

19 Es ist verloren, was man in alte Säcke schüttet, sagte der Küster, als ein junger Kerl ein alt Weib nahm.

20 Es ist verloren wie die Pflaumen (Schoten) am Wege.

Lat.: Tam perit, quam extrema faba. (Erasm., 462; Tappius, 220b.)

21 Es verleurt mancher, das er nie gehabt hat. - Petri, II, 309.

22 Et is alls verlorn, wat man dem Undankbaren doet. - Hochdeutsch bei Petri, II, 253; Körte, 6132; Simrock, 10639.

23 Halb verloren, sagte der Junge, als ihm ein Grot (über Bord) ins Meer fiel.

Holl.: Dat bijltje ben ik wel half kwijt, zei de jongen, en hij liet het in de spaansche zee vallen. (Harrebomee, I, 57.)

24 Lieber etwas als alles verloren.

It.: Egli e meglio perdere che straperdere.

25 Man kann nicht mehr verlieren als sich selbst.

26 Man soll nicht viel verlieren und finden. (S. Gesinde 15-18.)

Mhd.: Niemand nit verlieren sol, vil vinden stat auch nit wol. (Germania, II, 142a.)

27 Man verliert (oft) in einem Augenblick, was man in einem Jahre nicht wiederkriegt.

Lat.: Perditur exiguo, quod partum est tempore longo. (Sutor, 637.)

[Spaltenumbruch] 4 Der Verliebte ist blind.

Die Spanier: Die Verliebten glauben stets, dass den andern die Augen ausgestochen sind. Die Russen: Verliebte sehen wol den Birkenbusch, aber nicht den Hasen, der aus demselben springt.

5 Der Verliebte sehnt sich zu einem Schatten an der Wand.

Böhm.: Ten mĕ souží, po kom mé srdce nejvič touží. (Čelakovsky, 240.)

Frz.: A gens amoureux les pierres sentent la rue. (Leroux, II, 164.)

6 Der Verliebten Weh heilt weder Arzt noch Thee.

Dän.: Mod elskov hielper ingen lægedom. (Prov. dan., 143.)

7 Die Verliebten glauben, dass andere Leute blind seien.

8 Die Verliebten halten ihre Fesseln für Blumengewinde.

Frz.: Les amans bénissent leurs fers. (Lendroy, 725.)

9 Ein Verliebter muss immer auf dem Platze sein.

Lat.: Militat omnis amans. (Ovid.) (Philippi, I, 249.)

10 Ein Verliebter und ein Narr geben ein gut Paar.

Frz.: Aimer et savoir n'ont mêne manière. (Bohn I, 2.)

Holl.: Twee minnaars aan eene figuur, van eender nering twee gebuur. (Harrebomée, II, 88a.)

11 Ein Verliebter und ein Seemann ist selten zu Hause.

Cato der Aeltere behauptete: die Seele eines Verliebten lebe stets in fremden Körpern.

12 Eines Verliebten Geduld und eines Bettlers Geld sind gleich beständig.Wirth, I, 251.

13 Verliebte haben Affen feil und ziehen stets am Narrenseil.

Lat.: Omnes qui amant, graviter sibi uxorem dari ferunt. (Terenz.)

Schwed.: Alskogs brör nyttig giärna med andra. Grubb, 894.

14 Verliebte haben meist volle Herzen und leere Beutel.

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15 Verliebte sagen einander mehr als sie wissen.

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16 Verliebte und Gläubige lassen sich nicht belehren.

17 Verliebte und Könige dulden keinen Nebenbuhler.Schlechta, 310.

18 Verliebte und Narren haben immer einen Sparren.Egerbote, 1875, S. 63.

19 Verliebte und Trunkene wissen nicht, was sie (sagen und) thun.

Böhm.: Prudký milenec, jistý šílencc (ztřešt'ĕnec). (Čelakovsky, 240.)

Poln.: Kto miłuje rzewnie, ten szaleje pewnie. (Čelakovsky, 240.)

20 Verliebte wissen immer wie spät (viel Uhr) es ist.Eiselein, 618.

21 Verliebten ist leicht Fallen stellen.

22 Wenn der Verliebte nicht auf Dornen steht, so steht er auf glühenden Kohlen.

Dän.: Elskeren har ingen roe. – Elskeren har torn i fødderne. (Prov. dan., 142.)

23 Zwei Verliebte hüten, heisst, einen Sack voll Flöhe hüten.

*24 Es kommen noch ein paar Verliebte zusammen, falls sie noch nicht beieinander waren.

„Wird gesagt, wenn von zwei Personen derselbe Gedanke ausgesprochen wird. In Tirol sagt man in diesem Falle: Es ist eine arme Seele erlöst.“ (Vgl. Zingerle, Sitten, Bräuche und M., 2. Aufl., S. 56.)


Verlieren.

1 Alles verloren, nur die Ehre nicht.Wurzbach II, 79.

Frz.: Tout est perdu hors honneur. Dies Wort sollte Franz I. von Frankreich nach der unglücklichen Schlacht von Pavia gesprochen haben; die spätere Zeit hat nachgewiesen, dass es ihm, wenigstens in dieser Form, zu Unrecht zugeschrieben wird. Es soll in einem Briefe an seine Mutter enthalten sein. In dem von Dulaure aufgefundenen und in dessen Geschichte von Paris (1837, III, 209) abgedruckten Briefe heisst es: „Sie zu benachrichtigen, welches der Ausgang meines Unglücks ist, so ist mir von allen Dingen nur die Ehre und das gerettete Leben geblieben.“ (Büchmann, 8. Aufl., S. 239.)

2 Beim Verlieren ist nichts besser als Vergessen.Wirth, I, 520.

3 Besser halb verloren als ganz.

Dän.: Bedre halv, end miste ald. (Prov. dan., 555.)


[Spaltenumbruch]

4 Der verliert viel, der alte Hunde bändigen will.

„Der verluiset vil, der alt hund pendigen will.“ (Hätzlerin, II, 56, 271-272.)

5 Einer ist verloren und zwei sind geboren.

Der Verlust ist doppelt ersetzt.

Frz.: Pour un perdu deux recouverts.

6 Einer verliert, der andere gewinnt.

It.: Non perde l'uno, che non guadagni l'altro. (Pazzaglia, 281, 12.)

7 Einmal verloren ist nicht ganz verloren.

Lat.: Vir fugiens et denuo pugnabit. (Philippi, II, 252.)

8 Es geht niemand verloren als durch eigene Schuld.

Holl.: Niemand gaat verloren, of het is zijne eigene schuld. (Harrebomée, II, 264a.)

9 Es ist alles verlohren, was an vndanckbare Leut gelegt wird.Lehmann, II, 128, 140.

„Verlorn ist wolthat vnd das gut, das man einem vndanckbarn thut.“ (Waldis, II, 94.) Bei Tunnicius (24): Al verloren dat men den undankbaren doet. (Ingratis quidquid damus, id committitur aurae.)

10 Es ist alles verloren, dass man dem Taugenichts das Beste räth.Petri, II, 324.

Bei Tunnicius (582): Al vorloren, dat men dem dogenicht dat beste ret. (In vanum canimus, probitas quis perdita languet.)

11 Es ist alles verloren, dass man einen Esel zur Harfe führt.

Lat.: Sincerum est nisi vas, quocunque infundis, acescit. (Horaz.) (Philippi, II, 187.)

12 Es ist alles verloren, was man in einen löchrigen Topf giesst.Winckler, V, 2.

Lat.: Ingrato quid agis, hoc semper et undique perdis. (Fallersleben, 13.)

Holl.: Al verloren dat men den onbekenden doet. (Tunn., 2, 5.)

13 Es ist alles (halb) verloren, was man inn alte säcke schüttet.Franck, II, 83a; Tappius, 100b; Gruter, I, 31; Egenolff, 38b; Lehmann, 175, 76; Lehmann, II, 153, 111; Longius, 444.

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Holl.: Het is al verloren wat man in oude zakken schadt (doet). (Harrebomée, II, 488b.)

Lat.: Cani sunt vani, sed rugae non sunt nugae. (Chaos, 858.) – In senem ne quod collocaris beneficium. (Tappius, 100; Suringar, XCV.) – Ne bene mercare de sene. (Egeria, 88b.)

14 Es ist nichts verloren, als was daneben geht.

15 Es ist nichts verloren, als was man nicht mehr findet.Eiselein, 618; Simrock, 10877.

16 Es ist nichts verloren, sagte Wirths Röse, als sie die Säue mit dem beim Backen verdorbenen Pflaumenkuchen fütterte.

17 Es ist verlohren, was man in alte Kübel schütt.Lehmann, 780, 7.

18 Es ist verloren mit dieser Welt, einem jeden nur das zeitlich gefellt.Gruter, III, 35.

19 Es ist verloren, was man in alte Säcke schüttet, sagte der Küster, als ein junger Kerl ein alt Weib nahm.

20 Es ist verloren wie die Pflaumen (Schoten) am Wege.

Lat.: Tam perit, quam extrema faba. (Erasm., 462; Tappius, 220b.)

21 Es verleurt mancher, das er nie gehabt hat.Petri, II, 309.

22 Et is alls verlorn, wat man dem Undankbaren doet. – Hochdeutsch bei Petri, II, 253; Körte, 6132; Simrock, 10639.

23 Halb verloren, sagte der Junge, als ihm ein Grot (über Bord) ins Meer fiel.

Holl.: Dat bijltje ben ik wel half kwijt, zei de jongen, en hij liet het in de spaansche zee vallen. (Harrebomée, I, 57.)

24 Lieber etwas als alles verloren.

It.: Egli è meglio perdere che straperdere.

25 Man kann nicht mehr verlieren als sich selbst.

26 Man soll nicht viel verlieren und finden. (S. Gesinde 15-18.)

Mhd.: Niemand nit verlieren sol, vil vinden stat auch nit wol. (Germania, II, 142a.)

27 Man verliert (oft) in einem Augenblick, was man in einem Jahre nicht wiederkriegt.

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[[783]/0789] 4 Der Verliebte ist blind. Die Spanier: Die Verliebten glauben stets, dass den andern die Augen ausgestochen sind. Die Russen: Verliebte sehen wol den Birkenbusch, aber nicht den Hasen, der aus demselben springt. 5 Der Verliebte sehnt sich zu einem Schatten an der Wand. Böhm.: Ten mĕ souží, po kom mé srdce nejvič touží. (Čelakovsky, 240.) Frz.: A gens amoureux les pierres sentent la rue. (Leroux, II, 164.) 6 Der Verliebten Weh heilt weder Arzt noch Thee. Dän.: Mod elskov hielper ingen lægedom. (Prov. dan., 143.) 7 Die Verliebten glauben, dass andere Leute blind seien. 8 Die Verliebten halten ihre Fesseln für Blumengewinde. Frz.: Les amans bénissent leurs fers. (Lendroy, 725.) 9 Ein Verliebter muss immer auf dem Platze sein. Lat.: Militat omnis amans. (Ovid.) (Philippi, I, 249.) 10 Ein Verliebter und ein Narr geben ein gut Paar. Frz.: Aimer et savoir n'ont mêne manière. (Bohn I, 2.) Holl.: Twee minnaars aan eene figuur, van eender nering twee gebuur. (Harrebomée, II, 88a.) 11 Ein Verliebter und ein Seemann ist selten zu Hause. Cato der Aeltere behauptete: die Seele eines Verliebten lebe stets in fremden Körpern. 12 Eines Verliebten Geduld und eines Bettlers Geld sind gleich beständig. – Wirth, I, 251. 13 Verliebte haben Affen feil und ziehen stets am Narrenseil. Lat.: Omnes qui amant, graviter sibi uxorem dari ferunt. (Terenz.) Schwed.: Alskogs brör nyttig giärna med andra. Grubb, 894. 14 Verliebte haben meist volle Herzen und leere Beutel. Lat.: Amantium marsupia folio porri vinciuntur. (Philippi, I, 24.) 15 Verliebte sagen einander mehr als sie wissen. Lat.: Amor secreta prodit. (Seybold, 25.) 16 Verliebte und Gläubige lassen sich nicht belehren. 17 Verliebte und Könige dulden keinen Nebenbuhler. – Schlechta, 310. 18 Verliebte und Narren haben immer einen Sparren. – Egerbote, 1875, S. 63. 19 Verliebte und Trunkene wissen nicht, was sie (sagen und) thun. Böhm.: Prudký milenec, jistý šílencc (ztřešt'ĕnec). (Čelakovsky, 240.) Poln.: Kto miłuje rzewnie, ten szaleje pewnie. (Čelakovsky, 240.) 20 Verliebte wissen immer wie spät (viel Uhr) es ist. – Eiselein, 618. 21 Verliebten ist leicht Fallen stellen. 22 Wenn der Verliebte nicht auf Dornen steht, so steht er auf glühenden Kohlen. Dän.: Elskeren har ingen roe. – Elskeren har torn i fødderne. (Prov. dan., 142.) 23 Zwei Verliebte hüten, heisst, einen Sack voll Flöhe hüten. *24 Es kommen noch ein paar Verliebte zusammen, falls sie noch nicht beieinander waren. „Wird gesagt, wenn von zwei Personen derselbe Gedanke ausgesprochen wird. In Tirol sagt man in diesem Falle: Es ist eine arme Seele erlöst.“ (Vgl. Zingerle, Sitten, Bräuche und M., 2. Aufl., S. 56.) Verlieren. 1 Alles verloren, nur die Ehre nicht. – Wurzbach II, 79. Frz.: Tout est perdu hors honneur. Dies Wort sollte Franz I. von Frankreich nach der unglücklichen Schlacht von Pavia gesprochen haben; die spätere Zeit hat nachgewiesen, dass es ihm, wenigstens in dieser Form, zu Unrecht zugeschrieben wird. Es soll in einem Briefe an seine Mutter enthalten sein. In dem von Dulaure aufgefundenen und in dessen Geschichte von Paris (1837, III, 209) abgedruckten Briefe heisst es: „Sie zu benachrichtigen, welches der Ausgang meines Unglücks ist, so ist mir von allen Dingen nur die Ehre und das gerettete Leben geblieben.“ (Büchmann, 8. Aufl., S. 239.) 2 Beim Verlieren ist nichts besser als Vergessen. – Wirth, I, 520. 3 Besser halb verloren als ganz. Dän.: Bedre halv, end miste ald. (Prov. dan., 555.) 4 Der verliert viel, der alte Hunde bändigen will. „Der verluiset vil, der alt hund pendigen will.“ (Hätzlerin, II, 56, 271-272.) 5 Einer ist verloren und zwei sind geboren. Der Verlust ist doppelt ersetzt. Frz.: Pour un perdu deux recouverts. 6 Einer verliert, der andere gewinnt. It.: Non perde l'uno, che non guadagni l'altro. (Pazzaglia, 281, 12.) 7 Einmal verloren ist nicht ganz verloren. Lat.: Vir fugiens et denuo pugnabit. (Philippi, II, 252.) 8 Es geht niemand verloren als durch eigene Schuld. Holl.: Niemand gaat verloren, of het is zijne eigene schuld. (Harrebomée, II, 264a.) 9 Es ist alles verlohren, was an vndanckbare Leut gelegt wird. – Lehmann, II, 128, 140. „Verlorn ist wolthat vnd das gut, das man einem vndanckbarn thut.“ (Waldis, II, 94.) Bei Tunnicius (24): Al verloren dat men den undankbaren doet. (Ingratis quidquid damus, id committitur aurae.) 10 Es ist alles verloren, dass man dem Taugenichts das Beste räth. – Petri, II, 324. Bei Tunnicius (582): Al vorloren, dat men dem dogenicht dat beste ret. (In vanum canimus, probitas quis perdita languet.) 11 Es ist alles verloren, dass man einen Esel zur Harfe führt. Lat.: Sincerum est nisi vas, quocunque infundis, acescit. (Horaz.) (Philippi, II, 187.) 12 Es ist alles verloren, was man in einen löchrigen Topf giesst. – Winckler, V, 2. Lat.: Ingrato quid agis, hoc semper et undique perdis. (Fallersleben, 13.) Holl.: Al verloren dat men den onbekenden doet. (Tunn., 2, 5.) 13 Es ist alles (halb) verloren, was man inn alte säcke schüttet. – Franck, II, 83a; Tappius, 100b; Gruter, I, 31; Egenolff, 38b; Lehmann, 175, 76; Lehmann, II, 153, 111; Longius, 444. Unter alten Säcken werden auch alte Weiber verstanden. Holl.: Het is al verloren wat man in oude zakken schadt (doet). (Harrebomée, II, 488b.) Lat.: Cani sunt vani, sed rugae non sunt nugae. (Chaos, 858.) – In senem ne quod collocaris beneficium. (Tappius, 100; Suringar, XCV.) – Ne bene mercare de sene. (Egeria, 88b.) 14 Es ist nichts verloren, als was daneben geht. 15 Es ist nichts verloren, als was man nicht mehr findet. – Eiselein, 618; Simrock, 10877. 16 Es ist nichts verloren, sagte Wirths Röse, als sie die Säue mit dem beim Backen verdorbenen Pflaumenkuchen fütterte. 17 Es ist verlohren, was man in alte Kübel schütt. – Lehmann, 780, 7. 18 Es ist verloren mit dieser Welt, einem jeden nur das zeitlich gefellt. – Gruter, III, 35. 19 Es ist verloren, was man in alte Säcke schüttet, sagte der Küster, als ein junger Kerl ein alt Weib nahm. 20 Es ist verloren wie die Pflaumen (Schoten) am Wege. Lat.: Tam perit, quam extrema faba. (Erasm., 462; Tappius, 220b.) 21 Es verleurt mancher, das er nie gehabt hat. – Petri, II, 309. 22 Et is alls verlorn, wat man dem Undankbaren doet. – Hochdeutsch bei Petri, II, 253; Körte, 6132; Simrock, 10639. 23 Halb verloren, sagte der Junge, als ihm ein Grot (über Bord) ins Meer fiel. Holl.: Dat bijltje ben ik wel half kwijt, zei de jongen, en hij liet het in de spaansche zee vallen. (Harrebomée, I, 57.) 24 Lieber etwas als alles verloren. It.: Egli è meglio perdere che straperdere. 25 Man kann nicht mehr verlieren als sich selbst. 26 Man soll nicht viel verlieren und finden. (S. Gesinde 15-18.) Mhd.: Niemand nit verlieren sol, vil vinden stat auch nit wol. (Germania, II, 142a.) 27 Man verliert (oft) in einem Augenblick, was man in einem Jahre nicht wiederkriegt. Lat.: Perditur exiguo, quod partum est tempore longo. (Sutor, 637.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [783]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/789>, abgerufen am 21.11.2024.