Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Verleitkaufen. Was verleitkauft wird, hat Kraft. - Graf, 243, 122. "Wie das Handgeld (s. d.) ein als Bekräftigungsmittel eines geschlossenen Kaufvertrags galt, so und noch in einem höhern Grade der daraus entstandene Leitkauf. Bei dem Verkaufe von Grundstücken wurden neben dem Mittelmann eine bestimmte Anzahl Zeugen zugezogen, die man, um ihnen den Vorgang merkwürdig zu machen, aus dem Handgeld bewirthete. Beim Kauf von Liegenschaften war der Leitkauf eine wesentliche Form; erst wenn er getrunken war, war der Kauf vollzogen und das Grundstück dem Käufer übergeben." (S. Weinkauf.) Mhd.: Swas verleitschauft wirt, daz sol chraft haben. (Auer, 60, 152.) Verlesen. * Der ist verlesen. Ohne Rettung verloren, dem ist nicht mehr zu helfen. Wol von dem Verlesen richterlicher Urtheile entlehnt, die nicht mehr zu ändern sind. Verletzbar. * Er ist verletzbar wie ein geschältes Ei. - Riehl, Geschichten aus alter Zeit (Stuttgart 1863), I, 7. Verletzen. 1 Leicht verletzen, die uns schätzen. Die Osmanen: Ein Sklave bin ich dessen, der mich schützt, ein Meister dessen, der mich verletzt. (Schlechta, 160.) 2 Leicht verletzt, was ergötzt. - Parömiakon, 2065. 3 Verletzen ist leichter als heilen. - Müller, 2, 12; Simrock, 10872; Körte, 6299. Engl.: A man is not so soon healed as hurt. (Gaal, 1604.) Frz.: Il est plus facile de blesser que de guerir. (Gaal, 1604.) It.: E piu facile ferire, che guerire. (Gaal, 1604.) Lat.: Laedere facile, mederi difficile. (Seybold, 271.) 4 Verletzen ist leichtlich, helfen schwerlich. Lat.: Laedere facile mederi difficile. (Sutor, 861.) Verleumden. 1 Verleumd vnd leug ohn alle Schew, allzeit ja etwas hafft dabey. - Petri, III, 12. Dän.: Bagtal frit, der hanger jo altid noget ved. (Prov. dan., 44.) Lat.: Calumniare audacter semper aliquid haeret. (Binder I, 399; Seybold, 62.) Schwed.: Smäda fritt; det lodar ju nagot wed. (Grubb, 742.) 2 Verleumde den Nächsten nur getrost, er wird des Schandflecks nicht bald los. - Mathesy, I, 25b. 3 Verleumden ist zu Hoff ein gemein Kraut. - Petri, II, 567. 4 Wer nicht verleumdet werden kann, der ist fürwahr ein starker Mann. Lat.: Plus compos tibi (sibi) sit quem nulla calumnia visit. (Reuterdahl, 774.) Schwed.: Thaen kan best widh wandan som aengin hawer. (Reuterdahl, 774.) Verleumder. 1 De Verleumder het ümmer den Düwel up der Tunge. - Schambach, II, 157. 2 Dem Verleumder soll man sein Ohr nicht leihen. Lat.: Difficilem oportet aurem habere ad crimina. (Philippi, I, 119.) 3 Der verleumbder hat den Teuffel auff der Zungen vnnd der jhme zuhöret in Ohren. - Lehmann, 791, 1; Petri, II, 110; Sailer, 176; Simrock, 10871; Körte, 6247; Körte2, 7847; Braun, I, 4736. Dän.: Bagtaleren har dievelen paa tungen, men tilhöreren i örene. (Prov. dan., 45.) Frz.: L'ecoutant fait le medisant. Lat.: Mali sunt homines, qui dicunt bonis male. (Plautus.) (Philippi, I, 238.) 4 Der verleumbder will offt einem andern ein kapp anschneiden vnnd streifft sie jhme selbsten an. - Lehmann, 791, 4. 5 Der Verleumder brandmarkt seine eigene Zunge. Lat.: Detractor stercore vivit humano. (Bovill, I, 138.) 6 Der Verleumder hat Honig auf den Lippen und Gift im Herzen. 7 Der Verleumder kan jhre vier oder mehr wider jhren willen vffm rücken tragen. - Lehmann, 791, 2. 8 Der Verleumder schadet sich, dem Beleidigten und dem Zuhörer. - Simrock, 10870. Dän.: Bagtale giör qvalt baade for den som lider og gjör. (Prov. dan., 44.) 9 Des Verleumders Reden sind Kohlen, brennen sie nicht, so schwärzen sie doch. [Spaltenumbruch] 10 Des Verleumders Zunge ist ein Schwert, das in unsere Ehre fährt. Dän.: Bagtaler har en grov öxe og hugger dermed af aeren som han ei kand saette til. (Prov. dan., 45.) 11 Dess Verleumders Wort sind schlege, die einem durchs Hertz gehn. - Petri, II, 121. 12 Ein gifftiger verleumder ist ein dreyfacher Todtschläger; er tödtet, den er verleumbdet, den, der es hört vnd auch sich selbst. - Petri, II, 191. 13 Ein verleumbder hat einen starcken rücken, er kan viel Leut zugleich ein stiegen hinan tragen. - Petri, II, 232. 14 Ein verleumbder ist arger, denn ein Schlange, vnd schädlicher denn ein Dieb. - Petri, II, 232. Dän.: Der er ingen laegedom mod bagvaskers bid. (Prov. dan., 372.) 15 Einem Verleumder soll man durch Tugend das Maul stopfen. Dän.: Bagtale lurer og skjaerer; dyden er dens saebe. (Prov. dan., 45.) 16 Es wäre kein Verleumder, wenn niemand auf ihn hörte. Dän.: Der var ingen bagtaler, var der ingen som hörte den. (Prov. dan., 346.) 17 Verleumbder haltens Maul nicht, biss es jhnen mit Erd gestopfft wird. - Petri, II, 567. 18 Verleumder und Bomben machen immer einen Bogen, ehe sie treffen und zerstören. - Witzfunken, IIIa, 108. 19 Verleumder und Lügner machen Freunde zu Feinden. Bei Tunnicius (1196): Ein nakleffer (naklepper) unde logener maken vrande vyent. (Futilis et mendax veros conturbat amicos.) 20 Verleumder werden wieder zur Bank gehauen. Lat.: Pellum caninam rodere. (Philippi, II, 89.) 21 Verleumdern und Mücken muss man aus dem Wege gehen, sie stechen beide. "Aber ihr Verhalten ist verschieden. Die Mücken singen erst, bevor sie einen stechen; Verleumder lästern drauf, indem sie lieblich stechen." (Witzfunken, IVa, 137.) 22 Vor Verleumdern kann sich niemand bewahren. 23 Vor Verleumdern muss man sich hüten. Die Chinesen empfehlen folgendes Mittel: Wer den Verleumdern den Mund stopfen will, muss sich niemals an ihnen rächen. (Duncker, Sonntagsblatt, Berlin 1872, S. 228.) 24 Was ein Verleumder spricht, das glaube nicht. Dän.: Af bagtale bör kun den hundrede part at troes. (Prov. dan., 44.) 25 Wenn der verleumder sein Zung nit kan meistern, so hat der gross Lob, der sein Ohren meistern kan. - Lehmann, 792, 20. 26 Wenn ein Verleumder anpocht, so schiebe beide Riegel vor. 27 Wer dem Verleumder nicht in die Rede fällt, bestärkt ihn. - Simrock, 10869; Körte, 6297. Dän.: Hvo ei straffer klafferie og sqvalder, han hörer det gjerne. (Prov. dan., 346.) Schwed.: Den intet straffar den som klaffar, han lijder och gjerne sqvaller. (Grubb, 146.) 28 Wer dem Verleumder das Maul stopfen will, muss ihn gar nicht beachten. Die Chinesen sagen: Der muss sich niemals an ihm rächen. (Hlawatsch, 185.) 29 Wer verleumbdern leicht glauben thut, der ist von haut vnd haar nicht gut. - Zinkgref, IV, 330. Lat.: Non quivis sordet, quem dente calumnia mordet. (Chaos, 158.) Verleumdung. 1 Der Verleumdung ausweichen ist der schönste Ruhm. Schwed.: Att undwika förtal är större konst; än att winna beröm. (Wensell, 8.) 2 Der Verleumdung entgeht man nicht. "Sei so keusch wie Eis, sei so rein wie Schnee, der Verleumdung wirst du nicht entgehen." 3 Die Verleumdung ist eine Natter, die den Leib durchbohrt, der sie selbst hervorgebracht. Die Russen sagen: Verleumdung, (Klatscherei) ist eine Kohle, verbrennt sie nicht, so beschmuzt sie doch. Und die Polen lassen den Verleumder sagen: Den Kopf, die Tenne, die Zunge, den Flegel, wen ich kriege, den dresche ich. (Celakovsky, 88.)
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Verleitkaufen. Was verleitkauft wird, hat Kraft. – Graf, 243, 122. „Wie das Handgeld (s. d.) ein als Bekräftigungsmittel eines geschlossenen Kaufvertrags galt, so und noch in einem höhern Grade der daraus entstandene Leitkauf. Bei dem Verkaufe von Grundstücken wurden neben dem Mittelmann eine bestimmte Anzahl Zeugen zugezogen, die man, um ihnen den Vorgang merkwürdig zu machen, aus dem Handgeld bewirthete. Beim Kauf von Liegenschaften war der Leitkauf eine wesentliche Form; erst wenn er getrunken war, war der Kauf vollzogen und das Grundstück dem Käufer übergeben.“ (S. Weinkauf.) Mhd.: Swas verleitschauft wirt, daz sol chraft haben. (Auer, 60, 152.) Verlesen. * Der ist verlesen. Ohne Rettung verloren, dem ist nicht mehr zu helfen. Wol von dem Verlesen richterlicher Urtheile entlehnt, die nicht mehr zu ändern sind. Verletzbar. * Er ist verletzbar wie ein geschältes Ei. – Riehl, Geschichten aus alter Zeit (Stuttgart 1863), I, 7. Verletzen. 1 Leicht verletzen, die uns schätzen. Die Osmanen: Ein Sklave bin ich dessen, der mich schützt, ein Meister dessen, der mich verletzt. (Schlechta, 160.) 2 Leicht verletzt, was ergötzt. – Parömiakon, 2065. 3 Verletzen ist leichter als heilen. – Müller, 2, 12; Simrock, 10872; Körte, 6299. Engl.: A man is not so soon healed as hurt. (Gaal, 1604.) Frz.: Il est plus facile de blesser que de guérir. (Gaal, 1604.) It.: È più facile ferire, che guerire. (Gaal, 1604.) Lat.: Laedere facile, mederi difficile. (Seybold, 271.) 4 Verletzen ist leichtlich, helfen schwerlich. Lat.: Laedere facile mederi difficile. (Sutor, 861.) Verleumden. 1 Verleumd vnd leug ohn alle Schew, allzeit ja etwas hafft dabey. – Petri, III, 12. Dän.: Bagtal frit, der hanger jo altid noget ved. (Prov. dan., 44.) Lat.: Calumniare audacter semper aliquid haeret. (Binder I, 399; Seybold, 62.) Schwed.: Smäda fritt; det lodar ju något wed. 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Verleitkaufen.
Was verleitkauft wird, hat Kraft. – Graf, 243, 122.
„Wie das Handgeld (s. d.) ein als Bekräftigungsmittel eines geschlossenen Kaufvertrags galt, so und noch in einem höhern Grade der daraus entstandene Leitkauf. Bei dem Verkaufe von Grundstücken wurden neben dem Mittelmann eine bestimmte Anzahl Zeugen zugezogen, die man, um ihnen den Vorgang merkwürdig zu machen, aus dem Handgeld bewirthete. Beim Kauf von Liegenschaften war der Leitkauf eine wesentliche Form; erst wenn er getrunken war, war der Kauf vollzogen und das Grundstück dem Käufer übergeben.“ (S. Weinkauf.)
Mhd.: Swas verleitschauft wirt, daz sol chraft haben. (Auer, 60, 152.)
Verlesen.
* Der ist verlesen.
Ohne Rettung verloren, dem ist nicht mehr zu helfen. Wol von dem Verlesen richterlicher Urtheile entlehnt, die nicht mehr zu ändern sind.
Verletzbar.
* Er ist verletzbar wie ein geschältes Ei. – Riehl, Geschichten aus alter Zeit (Stuttgart 1863), I, 7.
Verletzen.
1 Leicht verletzen, die uns schätzen.
Die Osmanen: Ein Sklave bin ich dessen, der mich schützt, ein Meister dessen, der mich verletzt. (Schlechta, 160.)
2 Leicht verletzt, was ergötzt. – Parömiakon, 2065.
3 Verletzen ist leichter als heilen. – Müller, 2, 12; Simrock, 10872; Körte, 6299.
Engl.: A man is not so soon healed as hurt. (Gaal, 1604.)
Frz.: Il est plus facile de blesser que de guérir. (Gaal, 1604.)
It.: È più facile ferire, che guerire. (Gaal, 1604.)
Lat.: Laedere facile, mederi difficile. (Seybold, 271.)
4 Verletzen ist leichtlich, helfen schwerlich.
Lat.: Laedere facile mederi difficile. (Sutor, 861.)
Verleumden.
1 Verleumd vnd leug ohn alle Schew, allzeit ja etwas hafft dabey. – Petri, III, 12.
Dän.: Bagtal frit, der hanger jo altid noget ved. (Prov. dan., 44.)
Lat.: Calumniare audacter semper aliquid haeret. (Binder I, 399; Seybold, 62.)
Schwed.: Smäda fritt; det lodar ju något wed. (Grubb, 742.)
2 Verleumde den Nächsten nur getrost, er wird des Schandflecks nicht bald los. – Mathesy, I, 25b.
3 Verleumden ist zu Hoff ein gemein Kraut. – Petri, II, 567.
4 Wer nicht verleumdet werden kann, der ist fürwahr ein starker Mann.
Lat.: Plus compos tibi (sibi) sit quem nulla calumnia visit. (Reuterdahl, 774.)
Schwed.: Thaen kan best widh wandan som aengin hawer. (Reuterdahl, 774.)
Verleumder.
1 De Verleumder het ümmer den Düwel up der Tunge. – Schambach, II, 157.
2 Dem Verleumder soll man sein Ohr nicht leihen.
Lat.: Difficilem oportet aurem habere ad crimina. (Philippi, I, 119.)
3 Der verleumbder hat den Teuffel auff der Zungen vnnd der jhme zuhöret in Ohren. – Lehmann, 791, 1; Petri, II, 110; Sailer, 176; Simrock, 10871; Körte, 6247; Körte2, 7847; Braun, I, 4736.
Dän.: Bagtaleren har dievelen paa tungen, men tilhøreren i ørene. (Prov. dan., 45.)
Frz.: L'ecoutant fait le médisant.
Lat.: Mali sunt homines, qui dicunt bonis male. (Plautus.) (Philippi, I, 238.)
4 Der verleumbder will offt einem andern ein kapp anschneiden vnnd streifft sie jhme selbsten an. – Lehmann, 791, 4.
5 Der Verleumder brandmarkt seine eigene Zunge.
Lat.: Detractor stercore vivit humano. (Bovill, I, 138.)
6 Der Verleumder hat Honig auf den Lippen und Gift im Herzen.
7 Der Verleumder kan jhre vier oder mehr wider jhren willen vffm rücken tragen. – Lehmann, 791, 2.
8 Der Verleumder schadet sich, dem Beleidigten und dem Zuhörer. – Simrock, 10870.
Dän.: Bagtale giør qvalt baade for den som lider og gjør. (Prov. dan., 44.)
9 Des Verleumders Reden sind Kohlen, brennen sie nicht, so schwärzen sie doch.
10 Des Verleumders Zunge ist ein Schwert, das in unsere Ehre fährt.
Dän.: Bagtaler har en grov øxe og hugger dermed af æren som han ei kand sætte til. (Prov. dan., 45.)
11 Dess Verleumders Wort sind schlege, die einem durchs Hertz gehn. – Petri, II, 121.
12 Ein gifftiger verleumder ist ein dreyfacher Todtschläger; er tödtet, den er verleumbdet, den, der es hört vnd auch sich selbst. – Petri, II, 191.
13 Ein verleumbder hat einen starcken rücken, er kan viel Leut zugleich ein stiegen hinan tragen. – Petri, II, 232.
14 Ein verleumbder ist arger, denn ein Schlange, vnd schädlicher denn ein Dieb. – Petri, II, 232.
Dän.: Der er ingen lægedom mod bagvaskers bid. (Prov. dan., 372.)
15 Einem Verleumder soll man durch Tugend das Maul stopfen.
Dän.: Bagtale lurer og skjærer; dyden er dens sæbe. (Prov. dan., 45.)
16 Es wäre kein Verleumder, wenn niemand auf ihn hörte.
Dän.: Der var ingen bagtaler, var der ingen som hørte den. (Prov. dan., 346.)
17 Verleumbder haltens Maul nicht, biss es jhnen mit Erd gestopfft wird. – Petri, II, 567.
18 Verleumder und Bomben machen immer einen Bogen, ehe sie treffen und zerstören. – Witzfunken, IIIa, 108.
19 Verleumder und Lügner machen Freunde zu Feinden.
Bei Tunnicius (1196): Ein nâkleffer (nâklepper) unde logener maken vrande vyent. (Futilis et mendax veros conturbat amicos.)
20 Verleumder werden wieder zur Bank gehauen.
Lat.: Pellum caninam rodere. (Philippi, II, 89.)
21 Verleumdern und Mücken muss man aus dem Wege gehen, sie stechen beide.
„Aber ihr Verhalten ist verschieden. Die Mücken singen erst, bevor sie einen stechen; Verleumder lästern drauf, indem sie lieblich stechen.“ (Witzfunken, IVa, 137.)
22 Vor Verleumdern kann sich niemand bewahren.
23 Vor Verleumdern muss man sich hüten.
Die Chinesen empfehlen folgendes Mittel: Wer den Verleumdern den Mund stopfen will, muss sich niemals an ihnen rächen. (Duncker, Sonntagsblatt, Berlin 1872, S. 228.)
24 Was ein Verleumder spricht, das glaube nicht.
Dän.: Af bagtale bør kun den hundrede part at troes. (Prov. dan., 44.)
25 Wenn der verleumder sein Zung nit kan meistern, so hat der gross Lob, der sein Ohren meistern kan. – Lehmann, 792, 20.
26 Wenn ein Verleumder anpocht, so schiebe beide Riegel vor.
27 Wer dem Verleumder nicht in die Rede fällt, bestärkt ihn. – Simrock, 10869; Körte, 6297.
Dän.: Hvo ei straffer klafferie og sqvalder, han hører det gjerne. (Prov. dan., 346.)
Schwed.: Den intet straffar den som klaffar, han lijder och gjerne sqvaller. (Grubb, 146.)
28 Wer dem Verleumder das Maul stopfen will, muss ihn gar nicht beachten.
Die Chinesen sagen: Der muss sich niemals an ihm rächen. (Hlawatsch, 185.)
29 Wer verleumbdern leicht glauben thut, der ist von haut vnd haar nicht gut. – Zinkgref, IV, 330.
Lat.: Non quivis sordet, quem dente calumnia mordet. (Chaos, 158.)
Verleumdung.
1 Der Verleumdung ausweichen ist der schönste Ruhm.
Schwed.: Att undwika förtal är större konst; än att winna beröm. (Wensell, 8.)
2 Der Verleumdung entgeht man nicht.
„Sei so keusch wie Eis, sei so rein wie Schnee, der Verleumdung wirst du nicht entgehen.“
3 Die Verleumdung ist eine Natter, die den Leib durchbohrt, der sie selbst hervorgebracht.
Die Russen sagen: Verleumdung, (Klatscherei) ist eine Kohle, verbrennt sie nicht, so beschmuzt sie doch. Und die Polen lassen den Verleumder sagen: Den Kopf, die Tenne, die Zunge, den Flegel, wen ich kriege, den dresche ich. (Čelakovsky, 88.)
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