Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Verding. * Als wenn ers im Verding zu thun hätte. - Grimmelshausen, Vogelnest, I. So eilig. Verdingarbeit. Verdingärbet ist Schindärbet. - Tobler, 182. Verdingen. 1 Verdingen will nicht gut gelingen. 2 Verdingt bricht nicht Eilwerk, aber Weilwerk. - Simrock, 10837; Körte, 6323. Es kommt alles auf die Art der Verdingung an. Verdingwerk. Verdingwerch ist Schindwerch. - Tobler, 182. Verdorben. 1 Mehr sind verdorben als vom Schwert gestorben. - Eiselein, 564. *2 Er ist von Grund (und Boden) aus verdorben. Verdrängen. Einer verdrängt immer den andern. Lat.: Gamma Betam persequitur. (Philippi, I, 166.) Verdrehen. 1 De 'n bitjet verdreit is, mutt Leitnant worden. - Kern, 343. Wie Kern bemerkt, gilt dort im Volksmunde ein Lieutenant für einen närrischen Kauz. 2 Es ist verdreit, da die hen kreit vnd der han neit. - Weinsberg, 24. *3 Die ist verdreht bis aufs letzte Gebind. - Klix, 114. *4 Er verdreht die Augen wie ein Jesuit im Beichtstuhl. - Der Morgenstern, Doylestown, Pennsylvanien vom 16. Aug. 1854. *5 Ganz verdraht, wie da Wind es Lauba waht. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 42. *6 Se öss verdregt wie e Zigg (Ziege). - Frischbier2, 3920. *7 Verdreh mir nit dan Kopp. (Warschau.) Lass mich ungestört, mache mir den Kopf nicht voll, wirr. *8 Verdreh mir nit die Juhr (Jahre). (Warschau.) In demselben Sinne. Verdriess. Wo ist Verdriess, da ist auch Geniess. - Blum, 653. Verdriessen. 1 Dat verdrütt mi doch, sä de Def, as he nah'n Galgen güng. - Peik, 196, 75. 2 Es verdreusst ein alten Mann, wenn man jhn bey dem Bart wil halten. - Petri, II, 302. 3 Es verdriesst den Alten, dass man ihn beim Barte zupft. Lat.: Quando senex trahitur cum barba jure movetur. 4 Es verdriesst einen Bettler, wenn der andere vor der Thür steht. Lat.: Figulus figulo invidet faber fabro. 5 Man muss offt on verdrissen den Pfeil nach dem Ziel hinschiessen. - Eyering, I, 25. 6 Verdriess - geniess. - Henneberg, 131. Wer geniessen will, muss sich vorher die Arbeit nicht verdriessen lassen. 7 Was mich kann verdriessen, will ich nicht wissen. Mhd.: Ein man des dicke vraget des in vil leihte betraget obe er ez horte sagen. (Krone.) (Zingerle, 159.) 8 Was uns verdriesst, das bleibt im Haus, und was uns lieb ist, flieht (will) hinaus. Böhm.: Co nas mrzi, to se nas drzi, a co jest milo nam, to nechce k nam. (Celakovsky, 158.) 9 Was uns verdriesst, das klebt uns an, und was uns freut (lieb ist), will nicht heran. 10 Was verdreusst, das lest man nicht leicht verrosten oder schimmel drauff wachsen. - Lehmann, 779, 1. 11 Wens verdreusst, der gee sein ab. - Hofmann, 30, 52. 12 Wen's verdriesst, dass seine Haut ist ganz, der zieh' einen schlafenden Hund beim Schwanz. *13 Den verdriesst es, dass er gehen gelernt hat. Ist sehr faul. [Spaltenumbruch] *14 Es verdreusst jn teufelisch, dass ... - Wicelius, Dialogorum. Böhm.: Mrzi mne co eervivy pes co cert. (Celakovsky, 554.) *15 Es verdriesst mich an der linken Zehe. Eben nicht stark. Verdriesslich. * Verdriesslich (mürrisch) wie eine alte Treppe. Die bei jeder Berührung knarrt. Böhm.: Jest nevrly jako stare schody. (Celakovsky, 551.) Verdriesslichkeit. 1 Mit einem Fuder Verdriesslichkeit bezahlt man keinen Kreuzer Schulden. - Winckler, VII, 99. *2 Er hat eine kleine Verdriesslichkeit. - Klix, 114. Ist etwas buckelig. Verdrossener. 1 Dem Verdrossenen kann's auch unser Herrgott selbst nicht recht machen. 2 Der Verdrossen hält alles für Possen. - Eiselein, 617; Simrock, 10842. Lat.: Ingenium nequam nunquam rem diligit aequam. Verdruss. 1 Besser ein kleiner Verdruss, als ein grosser Schaden. Schwed.: Bättre liten harm, än stor skada. (Wensell, 12.) 2 Der eine hat den Verdruss, der andere den Genuss. 3 Der erste Verdruss ist besser als der letzte. - Mayer, II, 30; Simrock, 10839; Braun, I, 4727; Siebenkees, 134. Lieber den Verdruss, den das Abschlagen bewirkt, als den des Wiedergebens oder Forderns. Jüdisch-deutsch in Warschau: Besser der erste Rojges (Groll, Spannung zweier Freunde) eider der andern. Dän.: Bedre at have den formere vrede, end den seycrmere skade. (Prov. dan., 53.) Das dänische Sprichwort begründet noch in folgender Weise die ausgesprochene Regel, indem es hinzufügt: Saaner man bort faaer man det ei igien; faaer man det igien, skeer det, det ei sa snart; faaer man det snart, faaer man det ei alt; faaer man det alt, bliver det ei saa godt; bliver det saa godt, faaer man det ei gierne. 4 Der eirscht Verdrass äs biesser wä der liezt. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1032. 5 Ein kleiner Verdruss bringt oft grossen Genuss. - Henisch, 751, 42; Simrock, 10841. Lat.: Exiguum malum, ingens bonum. (Binder I, 466; II, 1033; Philippi, I, 143; Seybold, 152.) 6 Lasset doch allen Verdruss, Aepfel sind besser als Nuss. Man verderbt dabei keinen Zahn und braucht keinen Nussknacker. 7 Man muss seinen Verdruss nicht merken lassen. - Simrock, 10843. 8 Nach viel Verdruss folgt oft Genuss. Holl.: Na veel verdriet een vreugdelied. (Harrebomee, II, 370b.) 9 Ohne Verdruss ist kein Genuss. - Simrock, 10840. Engl.: No pains, no gains. (Gaal, 1599.) It.: Ogni agio porta seco il suo disagio. (Gaal, 1599.) 10 Verdruss bezahlt die Schulden nicht. 11 Verdruss und Plage macht lange Tage. Holl.: Verdriet en plagen maakt lange dagen, en kwa gedachten maakt lange nachten. (Harrebomee, 370b.) 12 Viel Verdruss, viel Seufzen. Holl.: Veel ongenugt maakt veel gezucht. (Harrebomee, II, 137a.) 13 Wer alten Verdruss aufrührt, will gern neuen haben. 14 Wer kein Verdruss will han, muss andern kein Argniss gan. Dän.: Den ei fortraed kand taale, hytte sig fra fortraed at giöre. (Prov. dan., 187.) 15 Wer nicht haben will Verdruss, halt' seine Zunge im Verschluss. Böhm.: Kdo se nechces mrzeti, uc se jazyk drzeti. (Celakovsky, 76.) 16 Wer ohne Verdruss sein will, der muss aus der Welt gehen. It.: Chi nel mondo non vuol fastidii stia fuor del mondo. (Pazzaglia, 232, 9.) 17 Wie der Verdruss, so ist der Seufzer. - Winckler, XVI, 92. 18 Willst du nicht haben Verdruss, so baue nicht dein Haus an eines Reichen (Grossen) Palast oder an einen Fluss.
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Verding. * Als wenn ers im Verding zu thun hätte. – Grimmelshausen, Vogelnest, I. So eilig. Verdingarbeit. Verdingärbet ist Schindärbet. – Tobler, 182. Verdingen. 1 Verdingen will nicht gut gelingen. 2 Verdingt bricht nicht Eilwerk, aber Weilwerk. – Simrock, 10837; Körte, 6323. Es kommt alles auf die Art der Verdingung an. Verdingwerk. Verdingwerch ist Schindwerch. – Tobler, 182. Verdorben. 1 Mehr sind verdorben als vom Schwert gestorben. – Eiselein, 564. *2 Er ist von Grund (und Boden) aus verdorben. Verdrängen. Einer verdrängt immer den andern. Lat.: Gamma Betam persequitur. (Philippi, I, 166.) Verdrehen. 1 De 'n bitjet verdreit is, mutt Leitnant worden. – Kern, 343. Wie Kern bemerkt, gilt dort im Volksmunde ein Lieutenant für einen närrischen Kauz. 2 Es ist verdreit, da die hen kreit vnd der han neit. – Weinsberg, 24. *3 Die ist verdreht bis aufs letzte Gebind. – Klix, 114. *4 Er verdreht die Augen wie ein Jesuit im Beichtstuhl. – Der Morgenstern, Doylestown, Pennsylvanien vom 16. 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Verding.
* Als wenn ers im Verding zu thun hätte. – Grimmelshausen, Vogelnest, I.
So eilig.
Verdingarbeit.
Verdingärbet ist Schindärbet. – Tobler, 182.
Verdingen.
1 Verdingen will nicht gut gelingen.
2 Verdingt bricht nicht Eilwerk, aber Weilwerk. – Simrock, 10837; Körte, 6323.
Es kommt alles auf die Art der Verdingung an.
Verdingwerk.
Verdingwerch ist Schindwerch. – Tobler, 182.
Verdorben.
1 Mehr sind verdorben als vom Schwert gestorben. – Eiselein, 564.
*2 Er ist von Grund (und Boden) aus verdorben.
Verdrängen.
Einer verdrängt immer den andern.
Lat.: Gamma Betam persequitur. (Philippi, I, 166.)
Verdrehen.
1 De 'n bitjet verdreit is, mutt Leitnant worden. – Kern, 343.
Wie Kern bemerkt, gilt dort im Volksmunde ein Lieutenant für einen närrischen Kauz.
2 Es ist verdreit, da die hen kreit vnd der han neit. – Weinsberg, 24.
*3 Die ist verdreht bis aufs letzte Gebind. – Klix, 114.
*4 Er verdreht die Augen wie ein Jesuit im Beichtstuhl. – Der Morgenstern, Doylestown, Pennsylvanien vom 16. Aug. 1854.
*5 Ganz verdraht, wie da Wind es Lauba waht. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 42.
*6 Se öss verdrêgt wie e Zigg (Ziege). – Frischbier2, 3920.
*7 Verdreh mir nit dan Kopp. (Warschau.)
Lass mich ungestört, mache mir den Kopf nicht voll, wirr.
*8 Verdreh mir nit die Juhr (Jahre). (Warschau.)
In demselben Sinne.
Verdriess.
Wo ist Verdriess, da ist auch Geniess. – Blum, 653.
Verdriessen.
1 Dat verdrütt mi doch, sä de Dêf, as he nah'n Galgen güng. – Peik, 196, 75.
2 Es verdreusst ein alten Mann, wenn man jhn bey dem Bart wil halten. – Petri, II, 302.
3 Es verdriesst den Alten, dass man ihn beim Barte zupft.
Lat.: Quando senex trahitur cum barba jure movetur.
4 Es verdriesst einen Bettler, wenn der andere vor der Thür steht.
Lat.: Figulus figulo invidet faber fabro.
5 Man muss offt on verdrissen den Pfeil nach dem Ziel hinschiessen. – Eyering, I, 25.
6 Verdriess – geniess. – Henneberg, 131.
Wer geniessen will, muss sich vorher die Arbeit nicht verdriessen lassen.
7 Was mich kann verdriessen, will ich nicht wissen.
Mhd.: Ein man des dicke vrâget des in vil lîhte betrâget obe er ez hôrte sagen. (Krone.) (Zingerle, 159.)
8 Was uns verdriesst, das bleibt im Haus, und was uns lieb ist, flieht (will) hinaus.
Böhm.: Co nás mrzi, to se nás drži, a co jest mílo nám, to nechce k nam. (Čelakovsky, 158.)
9 Was uns verdriesst, das klebt uns an, und was uns freut (lieb ist), will nicht heran.
10 Was verdreusst, das lest man nicht leicht verrosten oder schimmel drauff wachsen. – Lehmann, 779, 1.
11 Wens verdreusst, der gee sein ab. – Hofmann, 30, 52.
12 Wen's verdriesst, dass seine Haut ist ganz, der zieh' einen schlafenden Hund beim Schwanz.
*13 Den verdriesst es, dass er gehen gelernt hat.
Ist sehr faul.
*14 Es verdreusst jn teufelisch, dass ... – Wicelius, Dialogorum.
Böhm.: Mrzí mne co ĕervívý pes co čert. (Čelakovsky, 554.)
*15 Es verdriesst mich an der linken Zehe.
Eben nicht stark.
Verdriesslich.
* Verdriesslich (mürrisch) wie eine alte Treppe.
Die bei jeder Berührung knarrt.
Böhm.: Jest nevrlý jako staré schody. (Čelakovsky, 551.)
Verdriesslichkeit.
1 Mit einem Fuder Verdriesslichkeit bezahlt man keinen Kreuzer Schulden. – Winckler, VII, 99.
*2 Er hat eine kleine Verdriesslichkeit. – Klix, 114.
Ist etwas buckelig.
Verdrossener.
1 Dem Verdrossenen kann's auch unser Herrgott selbst nicht recht machen.
2 Der Verdrossen hält alles für Possen. – Eiselein, 617; Simrock, 10842.
Lat.: Ingenium nequam nunquam rem diligit aequam.
Verdruss.
1 Besser ein kleiner Verdruss, als ein grosser Schaden.
Schwed.: Bättre liten harm, än stor skada. (Wensell, 12.)
2 Der eine hat den Verdruss, der andere den Genuss.
3 Der erste Verdruss ist besser als der letzte. – Mayer, II, 30; Simrock, 10839; Braun, I, 4727; Siebenkees, 134.
Lieber den Verdruss, den das Abschlagen bewirkt, als den des Wiedergebens oder Forderns. Jüdisch-deutsch in Warschau: Besser der erste Rojges (Groll, Spannung zweier Freunde) eider der andern.
Dän.: Bedre at have den formere vrede, end den seycrmere skade. (Prov. dan., 53.) Das dänische Sprichwort begründet noch in folgender Weise die ausgesprochene Regel, indem es hinzufügt: Saaner man bort faaer man det ei igien; faaer man det igien, skeer det, det ei sa snart; faaer man det snart, faaer man det ei alt; faaer man det alt, bliver det ei saa godt; bliver det saa godt, faaer man det ei gierne.
4 Der îrscht Verdrass äs biesser wä der liezt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1032.
5 Ein kleiner Verdruss bringt oft grossen Genuss. – Henisch, 751, 42; Simrock, 10841.
Lat.: Exiguum malum, ingens bonum. (Binder I, 466; II, 1033; Philippi, I, 143; Seybold, 152.)
6 Lasset doch allen Verdruss, Aepfel sind besser als Nuss.
Man verderbt dabei keinen Zahn und braucht keinen Nussknacker.
7 Man muss seinen Verdruss nicht merken lassen. – Simrock, 10843.
8 Nach viel Verdruss folgt oft Genuss.
Holl.: Na veel verdriet een vreugdelied. (Harrebomée, II, 370b.)
9 Ohne Verdruss ist kein Genuss. – Simrock, 10840.
Engl.: No pains, no gains. (Gaal, 1599.)
It.: Ogni agio porta seco il suo disagio. (Gaal, 1599.)
10 Verdruss bezahlt die Schulden nicht.
11 Verdruss und Plage macht lange Tage.
Holl.: Verdriet en plagen maakt lange dagen, en kwâ gedachten maakt lange nachten. (Harrebomée, 370b.)
12 Viel Verdruss, viel Seufzen.
Holl.: Veel ongenugt maakt veel gezucht. (Harrebomée, II, 137a.)
13 Wer alten Verdruss aufrührt, will gern neuen haben.
14 Wer kein Verdruss will han, muss andern kein Argniss gan.
Dän.: Den ei fortræd kand taale, hytte sig fra fortræd at giøre. (Prov. dan., 187.)
15 Wer nicht haben will Verdruss, halt' seine Zunge im Verschluss.
Böhm.: Kdo se nechceš mrzeti, uč se jazyk držeti. (Čelakovsky, 76.)
16 Wer ohne Verdruss sein will, der muss aus der Welt gehen.
It.: Chi nel mondo non vuol fastidii stia fuor del mondo. (Pazzaglia, 232, 9.)
17 Wie der Verdruss, so ist der Seufzer. – Winckler, XVI, 92.
18 Willst du nicht haben Verdruss, so baue nicht dein Haus an eines Reichen (Grossen) Palast oder an einen Fluss.
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [770]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/776>, abgerufen am 21.02.2025. |