Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
*7 Dass dich S. Velten ankomme odder schende. (S. Donner 30 und Hammer 8.) - Agricola I, 500; Berndt, 137. Böser Wunsch. Velten (volksmundliche Zusammenziehung aus Valentin) ist hier blosses Wortspiel, entstanden aus Valthin = fallt hin für Fallsucht. Valentin war aber Schutzheiliger gegen Pest und Epilepsie. (Vgl. Lauremberg, 230.) Man glaubt, dass der heilige Valentin, der zu Rom im 3. Jahrhundert den Märtyrertod erlitt, von dem Volke irrthümlich in das Heidenthum versetzt und dadurch unter die Teufel gerathen sei, weil an seinem Gedenktage (21. Mai) die schon aus Shakspeare und Walter Scott bekannten, mit allerhand abergläubischen Gebräuchen verbundenen Festlichkeiten der heirathslustigen Jugend stattfanden. Richtiger wird wol aber der Namen Velten auf Valant zurückgeführt, der im Volksglauben den Teufel vorstellt. (Vgl. Grimm, Myth., 944.) Der Ausdruck kommt im Volksmunde häufig und früher noch mehr als jetzt vor, wie wir z. B. aus Cholevius (10) ersehen. Man gebraucht ihn meist in Ausrufe- und Fragesätzen, um Unwillen oder Verwunderung auszudrücken: "Wie zum Velten hatte ich mir einbilden können. Was zum Velten, Sie wissen nicht, dass Julchen meine Nichte ist. Was Velten hatte sie im Koffer zu kramen? Ei, zum Velten, der bin ich nun wol nicht. Wo, zum Velten, soll ich mein Schiff herkriegen. Wie, zum Velten, ist das Kätzchen heraufgekommen?" Häufig wird es auch mit Potz (s. d.) verbunden und steht dann für Gottsteufel, als: Potz Velten, und wie heissen Sie. Potz Velten, böse müssen Sie nicht sein. Potz Velten, jetzt fällt mir's ein. Potz Velten, was heisst das wieder? Ei, zum Velten und seiner Schwiegermutter. Die letztere Redensart erinnert an den Teufel und seine Grossmutter. - "Das euch S. felten, hätte schier geflucht." (Wicelius, Dialogorum.) *8 Dass dich Sant Veltens arbeit besteh. - Manuel, S. 432. *9 Dass dich Sant Veltes Krisem anstoss. - Philander von Sittewald, I, 265. In dem Liede auf die Schlacht bei Drakenburg heisst es: "Dat perdt mach wol hir stan unde mach sunten Veltens lyden han." (Brem. Jahrbuch, I, 182.) *10 Dat di Sant Velten hal! (Holst.) - Schütze, IV, 13. *11 Den hat Sanct Velten beschissen. "Hat mich S. Velten mit euch Welt-Narren beschissen." (Philander von Sittewald, I, 236 u. 271; II, 35.) *12 Ei zum Velten! - Germania, V, 296. *13 Einem alle S. Velten wünschen. - Limb. Chronik. *14 Ich wollt, dass euch rührt alle Potz Velten. - Opel, 19, 138. *15 Potz tausend felten! - Gryphius, Peter Squenz, S. 113. *16 Potz Velten! - Fischart, Gesch.; Eiselein, 616; Frommann, IV, 463, 4. In vielen Fällen wird dem Velten das "Potz" (Verhüllung für Gottes) vorausgestellt. Die vorstehende Redensart hat den Sinn wie: Die schwere Noth. (Vgl. Frisch, II, 396b.) *17 Sanct Velten und Gottes Marter! "Ja, Sanct-Velten und Gottes Marter, da ist zu lesen u. s. w." (Prag im Munde der Prediger, in Bohemia, Prag 1875, Nr. 66.) *18 So schlegt S. Veltens wunden drein. - K. Goedeke, J. Römoldt, 872; Zeitschrift des histor. Vereins für Niedersachsen, 1852, S. 324. *19 So ziehe Sanct Velten die Hosen auf. - Eiselein, 616. Ein züricher Bürger, Müller, bat den Grafen Rudolf von Habsburg quasi cacando um Schonung, bis er die Hosen aufgezogen habe, und als diese ihm gewährt, sprach er obige Worte, welche sprichwörtlich wurden. *20 Wie, hastu Sant velten? Lat.: Quae te mala crux exagitat? Venedig. 1 Hätt' ich Venedigs Macht, augsburger Pracht, nürnberger Witz, strassburger Geschütz und ulmer Geld, so wär' ich der Reichste in der Welt. - Canzler und Meisner, Für ältere Literatur und neuere Lektüre (Leipzig 1783), S. 22. 2 In Venedig sind zu viel Köpfe, zu viel Feste und zu viel Ungewitter. - Berckenmeyer, 158. It.: Troppo teste, troppo feste, e troppo tempeste. (Hesekiel, 31.) 3 Venedig ist das Paradies der Mönche und Huren. 4 Venedig mangelt's so wenig an Geld als Frankreich an Soldaten. 5 Venedig stoht im Wasser und Zeihn (auch Sempach) im Koth. - Sutermeister, 47; Simrock, 10816a. [Spaltenumbruch] 6 Zu Venedig lebt sich's prächtig, morgens in der Messe andächtig, nachmittags ein kleines Spielchen und zu Nacht ein feines Dirnchen, also lebt sich's zu Venedig. 7 Zu Venedig soll man sich vor vier P hüten, nämlich vor Pietra bianca, Prete, Putane e Pantalone. - Berckenmeyer, 158; Hesekiel, 31. D. h. vor den weissen Steinen, womit die Kanäle und Brücken ausgesetzt und die sehr glatt und schlüpfrig sind, vor den Priestern, die sehr zudringlich, vor den Dirnen, die sehr liederlich, und vor den Edelleuten, die sehr rachgierig sind. Das venediger Volk nennt nämlich die Nobili spöttisch Pantaloni, welche die komische Person in der Komödie vorstellen. *8 Venedig am Gatter. Antwort der Schweizer auf die an sie gerichtete Frage: wo, wenn sie eine Antwort nicht geben wollen. Venetianer. Wenn ein Venetianer bei Gott schwört, so gilt's nichts; wenn er aber beim heiligen Antonio schwört, so kann man ihm glauben. Venial. Was einem venial ist, das ist dem andern mortal. - Lehmann, 728, 23; Eiselein, 599. Venie. * Venie suchen. - Eiselein, 616. Auf die Knie fallen und den Boden küssen. Veniam precare. Veninisch. * He sütt veninisch ut. (Holst.) - Schütze, IV, 300. Hat eine boshafte Miene, von Venein (lateinisch venenum), Gift. Venter. 1 Der Gott Venter und das Kloster Maulbrunn1 treibt und lehrt alles, was wir thun, reden und können. 1) "Ich meine das Loch unter der Nase." (Fischart.) 2 Gott Venter und Kloster Maulbrunn regieren. - Eiselein, 616. 3 Purgo meum ventrem et colo omnipotentem, sagte der Pfaff, der das Brevier auf dem Abtritt betete. - Binder III, 2692. Nach der Mär, dass der Teufel zu einem Mönche, der sein Brevier auf dem Abtritt las, gesagt: "Monachus super latrinam non debet legere primam", und dieser hierauf geantwortet habe: "Purgo - omnipotentem, tibi quae infra, deo quae supra." (Eiselein, 593.) Venus. 1 Bei Frau Venus und gutem Wein pflegt das Zipperlein zu sein. Lat.: Nascitur ex Venere et Baccho solventibus artus filia, quae perdit membra, Podagra, virum. (Seybold, 328.) 2 Da schlag Venus zu, so darff Vulkanus eines Knechts weniger. - Simplic., II, 7. 3 Eine Venus ist schön, sollte sie auch in Lumpen gehn. Die Russen: In Purpur oder Linnen, eine Venus bleibt immer eine Venus. In Moskau meint man, eine Venus sei nackt am schönsten; man sagt sprichwörtlich: Die Nacktheit schadet der Venus nicht. Es ist ein ekler Gauch, der einer nackten Venus einen Mantel umhängt. Nichts hüllt die Schönheit besser ein, als die eigene Haut. Die Fleischfarbe kleidet die Dirnen am besten. Eine schönere Katja gibt es nicht, als die im fleischfarbenen Kleide. (Altmann VI, 405.) 4 Fraw Venus vnd das geldt regieren alle welt. - Tappius, 111b; Gruter, I, 44; Petri, II, 313; Henisch, 1471, 17; Latendorf II, 14; Simrock, 10815; Eiselein, 616. Lat.: Pecuniae obediunt omnia. (Suringar, CLXVIII, 16.) - Rebus in humanis regina pecunia nata est. 5 Fraw Venus vnd das Kartenspiel vnd gute gesellen kosten vil. - Henisch, 1556, 62; Petri, II, 313. Frz.: Parler de Venus ou de Cupidon met la femme en seue et saison. (Leroux, I, 36.) 6 Unter dem Planeten Venus gelebt, im Wassermann gestorben. 7 Veneris Macht, Amoris Pracht, Martis Schwert haben manchem G'sellen den Beutel g'leert. (Oesterreich.) 8 Venus bulet gern mit Mars. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 41.
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*7 Dass dich S. Velten ankomme odder schende. (S. Donner 30 und Hammer 8.) – Agricola I, 500; Berndt, 137. Böser Wunsch. Velten (volksmundliche Zusammenziehung aus Valentin) ist hier blosses Wortspiel, entstanden aus Valthin = fallt hin für Fallsucht. Valentin war aber Schutzheiliger gegen Pest und Epilepsie. (Vgl. Lauremberg, 230.) Man glaubt, dass der heilige Valentin, der zu Rom im 3. Jahrhundert den Märtyrertod erlitt, von dem Volke irrthümlich in das Heidenthum versetzt und dadurch unter die Teufel gerathen sei, weil an seinem Gedenktage (21. Mai) die schon aus Shakspeare und Walter Scott bekannten, mit allerhand abergläubischen Gebräuchen verbundenen Festlichkeiten der heirathslustigen Jugend stattfanden. Richtiger wird wol aber der Namen Velten auf Valant zurückgeführt, der im Volksglauben den Teufel vorstellt. (Vgl. Grimm, Myth., 944.) Der Ausdruck kommt im Volksmunde häufig und früher noch mehr als jetzt vor, wie wir z. B. aus Cholevius (10) ersehen. Man gebraucht ihn meist in Ausrufe- und Fragesätzen, um Unwillen oder Verwunderung auszudrücken: „Wie zum Velten hatte ich mir einbilden können. Was zum Velten, Sie wissen nicht, dass Julchen meine Nichte ist. Was Velten hatte sie im Koffer zu kramen? Ei, zum Velten, der bin ich nun wol nicht. Wo, zum Velten, soll ich mein Schiff herkriegen. Wie, zum Velten, ist das Kätzchen heraufgekommen?“ Häufig wird es auch mit Potz (s. d.) verbunden und steht dann für Gottsteufel, als: Potz Velten, und wie heissen Sie. Potz Velten, böse müssen Sie nicht sein. Potz Velten, jetzt fällt mir's ein. Potz Velten, was heisst das wieder? Ei, zum Velten und seiner Schwiegermutter. Die letztere Redensart erinnert an den Teufel und seine Grossmutter. – „Das euch S. felten, hätte schier geflucht.“ (Wicelius, Dialogorum.) *8 Dass dich Sant Veltens arbeit besteh. – Manuel, S. 432. *9 Dass dich Sant Veltes Krisem anstoss. – Philander von Sittewald, I, 265. 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Veltens wunden drein. – K. Goedeke, J. Römoldt, 872; Zeitschrift des histor. Vereins für Niedersachsen, 1852, S. 324. *19 So ziehe Sanct Velten die Hosen auf. – Eiselein, 616. Ein züricher Bürger, Müller, bat den Grafen Rudolf von Habsburg quasi cacando um Schonung, bis er die Hosen aufgezogen habe, und als diese ihm gewährt, sprach er obige Worte, welche sprichwörtlich wurden. *20 Wie, hastu Sant velten? Lat.: Quae te mala crux exagitat? Venedig. 1 Hätt' ich Venedigs Macht, augsburger Pracht, nürnberger Witz, strassburger Geschütz und ulmer Geld, so wär' ich der Reichste in der Welt. – Canzler und Meisner, Für ältere Literatur und neuere Lektüre (Leipzig 1783), S. 22. 2 In Venedig sind zu viel Köpfe, zu viel Feste und zu viel Ungewitter. – Berckenmeyer, 158. It.: Troppo teste, troppo feste, e troppo tempeste. 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*7 Dass dich S. Velten ankomme odder schende. (S. Donner 30 und Hammer 8.) – Agricola I, 500; Berndt, 137.
Böser Wunsch. Velten (volksmundliche Zusammenziehung aus Valentin) ist hier blosses Wortspiel, entstanden aus Valthin = fallt hin für Fallsucht. Valentin war aber Schutzheiliger gegen Pest und Epilepsie. (Vgl. Lauremberg, 230.) Man glaubt, dass der heilige Valentin, der zu Rom im 3. Jahrhundert den Märtyrertod erlitt, von dem Volke irrthümlich in das Heidenthum versetzt und dadurch unter die Teufel gerathen sei, weil an seinem Gedenktage (21. Mai) die schon aus Shakspeare und Walter Scott bekannten, mit allerhand abergläubischen Gebräuchen verbundenen Festlichkeiten der heirathslustigen Jugend stattfanden. Richtiger wird wol aber der Namen Velten auf Valant zurückgeführt, der im Volksglauben den Teufel vorstellt. (Vgl. Grimm, Myth., 944.) Der Ausdruck kommt im Volksmunde häufig und früher noch mehr als jetzt vor, wie wir z. B. aus Cholevius (10) ersehen. Man gebraucht ihn meist in Ausrufe- und Fragesätzen, um Unwillen oder Verwunderung auszudrücken: „Wie zum Velten hatte ich mir einbilden können. Was zum Velten, Sie wissen nicht, dass Julchen meine Nichte ist. Was Velten hatte sie im Koffer zu kramen? Ei, zum Velten, der bin ich nun wol nicht. Wo, zum Velten, soll ich mein Schiff herkriegen. Wie, zum Velten, ist das Kätzchen heraufgekommen?“ Häufig wird es auch mit Potz (s. d.) verbunden und steht dann für Gottsteufel, als: Potz Velten, und wie heissen Sie. Potz Velten, böse müssen Sie nicht sein. Potz Velten, jetzt fällt mir's ein. Potz Velten, was heisst das wieder? Ei, zum Velten und seiner Schwiegermutter. Die letztere Redensart erinnert an den Teufel und seine Grossmutter. – „Das euch S. felten, hätte schier geflucht.“ (Wicelius, Dialogorum.)
*8 Dass dich Sant Veltens arbeit besteh. – Manuel, S. 432.
*9 Dass dich Sant Veltes Krisem anstoss. – Philander von Sittewald, I, 265.
In dem Liede auf die Schlacht bei Drakenburg heisst es: „Dat perdt mach wol hir stan unde mach sunten Veltens lyden han.“ (Brem. Jahrbuch, I, 182.)
*10 Dat di Sant Velten hâl! (Holst.) – Schütze, IV, 13.
*11 Den hat Sanct Velten beschissen.
„Hat mich S. Velten mit euch Welt-Narren beschissen.“ (Philander von Sittewald, I, 236 u. 271; II, 35.)
*12 Ei zum Velten! – Germania, V, 296.
*13 Einem alle S. Velten wünschen. – Limb. Chronik.
*14 Ich wollt, dass euch rührt alle Potz Velten. – Opel, 19, 138.
*15 Potz tausend felten! – Gryphius, Peter Squenz, S. 113.
*16 Potz Velten! – Fischart, Gesch.; Eiselein, 616; Frommann, IV, 463, 4.
In vielen Fällen wird dem Velten das „Potz“ (Verhüllung für Gottes) vorausgestellt. Die vorstehende Redensart hat den Sinn wie: Die schwere Noth. (Vgl. Frisch, II, 396b.)
*17 Sanct Velten und Gottes Marter!
„Ja, Sanct-Velten und Gottes Marter, da ist zu lesen u. s. w.“ (Prag im Munde der Prediger, in Bohemia, Prag 1875, Nr. 66.)
*18 So schlegt S. Veltens wunden drein. – K. Goedeke, J. Römoldt, 872; Zeitschrift des histor. Vereins für Niedersachsen, 1852, S. 324.
*19 So ziehe Sanct Velten die Hosen auf. – Eiselein, 616.
Ein züricher Bürger, Müller, bat den Grafen Rudolf von Habsburg quasi cacando um Schonung, bis er die Hosen aufgezogen habe, und als diese ihm gewährt, sprach er obige Worte, welche sprichwörtlich wurden.
*20 Wie, hastu Sant velten?
Lat.: Quae te mala crux exagitat?
Venedig.
1 Hätt' ich Venedigs Macht, augsburger Pracht, nürnberger Witz, strassburger Geschütz und ulmer Geld, so wär' ich der Reichste in der Welt. – Canzler und Meisner, Für ältere Literatur und neuere Lektüre (Leipzig 1783), S. 22.
2 In Venedig sind zu viel Köpfe, zu viel Feste und zu viel Ungewitter. – Berckenmeyer, 158.
It.: Troppo teste, troppo feste, e troppo tempeste. (Hesekiel, 31.)
3 Venedig ist das Paradies der Mönche und Huren.
4 Venedig mangelt's so wenig an Geld als Frankreich an Soldaten.
5 Venedig stoht im Wasser und Zeihn (auch Sempach) im Koth. – Sutermeister, 47; Simrock, 10816a.
6 Zu Venedig lebt sich's prächtig, morgens in der Messe andächtig, nachmittags ein kleines Spielchen und zu Nacht ein feines Dirnchen, also lebt sich's zu Venedig.
7 Zu Venedig soll man sich vor vier P hüten, nämlich vor Pietra bianca, Prete, Putane e Pantalone. – Berckenmeyer, 158; Hesekiel, 31.
D. h. vor den weissen Steinen, womit die Kanäle und Brücken ausgesetzt und die sehr glatt und schlüpfrig sind, vor den Priestern, die sehr zudringlich, vor den Dirnen, die sehr liederlich, und vor den Edelleuten, die sehr rachgierig sind. Das venediger Volk nennt nämlich die Nobili spöttisch Pantaloni, welche die komische Person in der Komödie vorstellen.
*8 Venedig am Gatter.
Antwort der Schweizer auf die an sie gerichtete Frage: wo, wenn sie eine Antwort nicht geben wollen.
Venetianer.
Wenn ein Venetianer bei Gott schwört, so gilt's nichts; wenn er aber beim heiligen Antonio schwört, so kann man ihm glauben.
Venial.
Was einem venial ist, das ist dem andern mortal. – Lehmann, 728, 23; Eiselein, 599.
Venie.
* Venie suchen. – Eiselein, 616.
Auf die Knie fallen und den Boden küssen. Veniam precare.
Veninisch.
* He sütt veninisch ut. (Holst.) – Schütze, IV, 300.
Hat eine boshafte Miene, von Venîn (lateinisch venenum), Gift.
Venter.
1 Der Gott Venter und das Kloster Maulbrunn1 treibt und lehrt alles, was wir thun, reden und können.
1) „Ich meine das Loch unter der Nase.“ (Fischart.)
2 Gott Venter und Kloster Maulbrunn regieren. – Eiselein, 616.
3 Purgo meum ventrem et colo omnipotentem, sagte der Pfaff, der das Brevier auf dem Abtritt betete. – Binder III, 2692.
Nach der Mär, dass der Teufel zu einem Mönche, der sein Brevier auf dem Abtritt las, gesagt: „Monachus super latrinam non debet legere primam“, und dieser hierauf geantwortet habe: „Purgo – omnipotentem, tibi quae infra, deo quae supra.“ (Eiselein, 593.)
Venus.
1 Bei Frau Venus und gutem Wein pflegt das Zipperlein zu sein.
Lat.: Nascitur ex Venere et Baccho solventibus artus filia, quae perdit membra, Podagra, virum. (Seybold, 328.)
2 Da schlag Venus zu, so darff Vulkanus eines Knechts weniger. – Simplic., II, 7.
3 Eine Venus ist schön, sollte sie auch in Lumpen gehn.
Die Russen: In Purpur oder Linnen, eine Venus bleibt immer eine Venus. In Moskau meint man, eine Venus sei nackt am schönsten; man sagt sprichwörtlich: Die Nacktheit schadet der Venus nicht. Es ist ein ekler Gauch, der einer nackten Venus einen Mantel umhängt. Nichts hüllt die Schönheit besser ein, als die eigene Haut. Die Fleischfarbe kleidet die Dirnen am besten. Eine schönere Katja gibt es nicht, als die im fleischfarbenen Kleide. (Altmann VI, 405.)
4 Fraw Venus vnd das geldt regieren alle welt. – Tappius, 111b; Gruter, I, 44; Petri, II, 313; Henisch, 1471, 17; Latendorf II, 14; Simrock, 10815; Eiselein, 616.
Lat.: Pecuniae obediunt omnia. (Suringar, CLXVIII, 16.) – Rebus in humanis regina pecunia nata est.
5 Fraw Venus vnd das Kartenspiel vnd gute gesellen kosten vil. – Henisch, 1556, 62; Petri, II, 313.
Frz.: Parler de Vénus ou de Cupidon met la femme en seue et saison. (Leroux, I, 36.)
6 Unter dem Planeten Venus gelebt, im Wassermann gestorben.
7 Veneris Macht, Amoris Pracht, Martis Schwert haben manchem G'sellen den Beutel g'leert. (Oesterreich.)
8 Venus bulet gern mit Mars. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 41.
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