Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Unleute. Unleute kann niemand rechtfertigen. - Graf, 418, 149. Wer schuldig ist, den kann die Vertheidigung nicht unschuldig machen. Mhd.: Unlüth mag niemandts gericht vertigen. (Grimm, Weisth., I, 274.) Unlust. 1 Unlust beschwert die Brust. Holl.: Onlust maakt onderdon. (Harrebomee, II, 138.) 2 Was man mit Unlust thut, ist schwer und wird nur selten gut. Poln.: Bezochoty zle (niesporo) roboty. (Celakovsky, 130.) Unliyig, s. Bestellig. Unmass. 1 Unmass besteht nicht lange. - Simrock, 10717; Körte, 6179; Körte2, 7762. Bei Tunnicius (562): Onmate en stont niet lanc. Mhd.: Swaz mit unmaze wirt getan, daz mac nimmer guot sein, daz ist uns dicke worden schein. (Welscher Gast.) - Unmaz hat dicke den sic verlorn. (Colm.) - Unmaze zerbrichet. (Colm.) - Unmasz ist ze nichte guet. (Vintler.) (Zingerle, 157.) Lat.: Quilibet excessus mutat continuo gressus. (Fallersleben, 562.) 2 Unmass sprengt das Fass. Mhd.: Unmasz wustet alle spil. (Vintler.) (Zingerle, 27.) 3 Unmass tödtet mehr als das Schwert. 4 Unmass währt nicht dreissig Jahr. - Simrock, 10716. Mhd.: Die weisen jehent und ist auch war, daz kein unmaze nie gewerte drizec jar. (Rinkenberg.) (Zingerle, 157.) Unmässigkeit. 1 Unmässigkeit im Essen und Trinken ist der Aerzte Säugamme (bester Kunde). - Pistor., IX, 91; Blum, 569; Simrock, 10718. 2 Unmässigkeit macht arm, träge und krank. - Simrock, 10719. Mhd.: Unmaz die krenket fruo und spat. (Suchenwirt.) (Zingerle, 157.) Unmöglich. 1 Es ist nichts unmöglich. - Schlechta 128. 2 Es ist unmöglich, die Sonne mit Säcken und den Wind mit Netzen zu fangen, oder mit einem steinernen Schiffe über das Meer zu fahren. - Chaos, 398. 3 Unmöglich ist härter als Diamant (Stein). - Winckler, XIV, 86; Chaos, 398. 4 Unmöglich ist kein Wort für Königsohren. Frz.: Alleguer l'impossible aux rois, c'est un abus. (Cahier, 1571.) *5 Dat es so unmüegelik as dat me eme allen (alten) Iesel kan 'et Danssen lären. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 164, 173. *6 Dat es so unmüegelik, as wamme 'ne Maikeäwerte (Maikäfer) füär 'ne Hamerasse (Hammerachse) spannen wol un se sol dä trecken. - Frommann, V, 164, 173. *7 Es ist so unmöglich, als wenn einer auff Sonnenstrahlen reiten sol. - Lehmann, 836, 15. Unmögliches. 1 Zum Unmöglichen ist niemand verbunden. Frz.: A l'impossible nul n'est tenu. (Venedey, 49.) Holl.: Geen man is gehouden te doen, wat niemand kan. - In onmogelijke zaken bestand nooit verbindtenis. (Harrebomee, II, 57a u. 369.) - Tot het onmogelijke is niemand gehouden. (Harrebomee, II, 138.) *2 Nach dem Unmöglichen jagen. Lat.: Impossibilia venaris. - Non decet ulla ratione quae rere, qua fieri nequeunt. Unmöglichkeit. 1 Unmöglichkeit entschuldigt von aller zusage. - Lehmann, 835, 4. Frz.: On ne saurait secher la mer avec des eporges, ni prendre la lune avec des dents, ni rompre une anguille au genou. (Masson, 348.) Holl.: Onmogelijkheid is niemand onderworpen. (Harrebomee, II, 138a.) It.: La botte non da che del vino che ha. (Masson, 349.) Lat.: Simul flare et sorbere difficile est. (Masson, 348.) - Ultra posse nemo obligatur. Span.: No se puede repicar y andar a la procession. - Soplar y sorber no puede junto ser. (Masson, 349.) 2 Vor der Unmöglichkeit weicht die Schuldigkeit. - Körte, 6180. Unmündiger. Unmündige sin Del un Unnösel sin Mat. - Bueren, 1176; Hauskalender, III. Unmüssig. * Sie ist unmüessiger as 's Käterli's Chüngeli, wo nün Johr an ere Badstube g'sii ist und nie der Zit gha hät, si z' wäsche. - Sutermeister, 43. Unmuth. 1 Auss eim vnmuth, ein ander lieb ist auch gut. - Gruter, III, 7. 2 Es wird viel Unmuth verschlafen. - Eiselein, 612. Lat.: Somnus menti deus utilis aegrae. (Seybold, 576.) 3 Lass dir keyn vnmuth vber die knie zum hertzen gehen. - Tappius, 110b; Franck, Zeytbuch, XXXb; Simrock, 10722; Körte, 6181; Braun, I, 4683. 4 Onmaud on Zeid lose niemand ongeheid1. (Trier.) - Laven, 189, 93. 1) Ungeplagt, ungeschoren. 5 Unmut macht nit gutz plut. - Hätzlerin, II, 7, 159. 6 Unmuth lässt sich schwer verbergen. Lat.: Frons aperit, quidquid dissimulare cupis. (Sutor, 290; Seybold, 125.) *7 Seinen Unmuth verbeissen. - Sutor, 913. Sich heiter stellen, ohne dass es einem so zu Muthe ist. Lat.: Spem vultu simulat, premit altum corde dolorem. (Philippi, II, 197.) Unnösel. * Et is en rechten Unnösel. Bald ein dummer und ungeschliffener, bald auch ein liederlicher, versoffener Mensch; ein Tölpel oder ein der Völlerei ergebenes Subject. Unnöthig. 1 Vnnöthig ist ausstheilen die Beut, ehe erhalten ist der streit. - Gruter, III, 92. *2 Das ist so unnöthig wie a Kropf. (Neresheim.) *3 Es ist so unnöthig, wie den Fröschen Wasser tragen. Lat.: Ranae aquam (ministrare). (Seybold, 519.) Unnütz. 1 Der jhm selbs vnnütz, ist niemandt nütz. - Gruter, III, 19; Petri, II, 400; Egenolff, 132b; Klosterspiegel, 18, 14; Simrock, 10723; Körte, 6182; Braun, I, 4684; Suringar, CXL u. CLXXXVII, 4. Dän.: Den er ingen nyttig, som ei er sig selv nyttig. (Bohn I, 353.) Holl.: Die zich zelven is onnut, hoe zou die andern zijn ten stut. (Harrebomee, II, 138a.) Lat.: Non bonus est ulli, qui malus ipse sibi. (Binder I, 1154; II, 2137; Gartner, 194.) 2 Der jm selbs vnnütz, wem ist er nutz? - Lehmann, II, 64, 133. "Ich wil Knecht vnd u. s. w. dingen. Merck, welcher Knecht u. s. w. jme selbs vnnütz ist, wem sol er wol dienen oder nütz seyn?" (Wachter.) Lat.: Qui sibi nequam cui bonus? (Sutor, 186.) 3 Hans Unnütz ist besser todt als lebendig; so kann man sein Brot dem geben, der nütz ist. Holl.: Hij is onnut, die nergens toe dient. (Harrebomee, II, 138b.) 4 Unnütz ist schädlich. - Simrock, 10725; Braun, I, 4685. 5 Was man heute als unnütz wegwirft, wird morgen als nothwendig gesucht. - Schlechta, 387. *6 Er macht sich unnütz. Lat.: Acetum habet in pectore. (Chaos, 415.) *7 Es ist ein Matthes vnnütz. - Mathesy, 214b. "Manche Menschen sind so unnütz, dass ihnen die Natur eigentlich eine Gebrauchsanweisung hätte mitgeben sollen." Unnützes. Willst du nichts Unnützes kaufen, musst du nicht auf den Jahrmarkt laufen. - Körte, 6183; Simrock, 10724. Unordnung. 1 Der Unordnung in kleiner Sach' folgt die Unordnung der grössern nach. - Wunderlich, 7. 2 Die Unordnung ist ein kostbarer (theurer) Hausgenosse. 3 Eine eintzige vnordnung bringt ein Stadt oder Land in verderben. - Lehmann, 837, 8. 4 Unordnung in deinen Sachen wird dich bald zum Bettler machen. - Wunderlich, 7.
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Unleute. Unleute kann niemand rechtfertigen. – Graf, 418, 149. Wer schuldig ist, den kann die Vertheidigung nicht unschuldig machen. Mhd.: Unlüth mag niemandts gericht vertigen. (Grimm, Weisth., I, 274.) Unlust. 1 Unlust beschwert die Brust. Holl.: Onlust maakt onderdon. (Harrebomée, II, 138.) 2 Was man mit Unlust thut, ist schwer und wird nur selten gut. Poln.: Bezochoty złe (niesporo) roboty. (Čelakovsky, 130.) Unliyig, s. Bestellig. Unmass. 1 Unmass besteht nicht lange. – Simrock, 10717; Körte, 6179; Körte2, 7762. Bei Tunnicius (562): Onmate en stont niet lanc. Mhd.: Swaz mit unmâze wirt getân, daz mac nimmer guot sîn, daz ist uns dicke worden schîn. (Welscher Gast.) – Unmâz hât dicke den sic verlorn. (Colm.) – Unmâze zerbrichet. (Colm.) – Unmâsz ist ze nichte guet. (Vintler.) (Zingerle, 157.) Lat.: Quilibet excessus mutat continuo gressus. (Fallersleben, 562.) 2 Unmass sprengt das Fass. Mhd.: Unmasz wustet alle spil. (Vintler.) 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Unleute.
Unleute kann niemand rechtfertigen. – Graf, 418, 149.
Wer schuldig ist, den kann die Vertheidigung nicht unschuldig machen.
Mhd.: Unlüth mag niemandts gericht vertigen. (Grimm, Weisth., I, 274.)
Unlust.
1 Unlust beschwert die Brust.
Holl.: Onlust maakt onderdon. (Harrebomée, II, 138.)
2 Was man mit Unlust thut, ist schwer und wird nur selten gut.
Poln.: Bezochoty złe (niesporo) roboty. (Čelakovsky, 130.)
Unliyig, s. Bestellig.
Unmass.
1 Unmass besteht nicht lange. – Simrock, 10717; Körte, 6179; Körte2, 7762.
Bei Tunnicius (562): Onmate en stont niet lanc.
Mhd.: Swaz mit unmâze wirt getân, daz mac nimmer guot sîn, daz ist uns dicke worden schîn. (Welscher Gast.) – Unmâz hât dicke den sic verlorn. (Colm.) – Unmâze zerbrichet. (Colm.) – Unmâsz ist ze nichte guet. (Vintler.) (Zingerle, 157.)
Lat.: Quilibet excessus mutat continuo gressus. (Fallersleben, 562.)
2 Unmass sprengt das Fass.
Mhd.: Unmasz wustet alle spil. (Vintler.) (Zingerle, 27.)
3 Unmass tödtet mehr als das Schwert.
4 Unmass währt nicht dreissig Jahr. – Simrock, 10716.
Mhd.: Die wîsen jehent und ist auch wâr, daz kein unmâze nie gewerte drizec jâr. (Rinkenberg.) (Zingerle, 157.)
Unmässigkeit.
1 Unmässigkeit im Essen und Trinken ist der Aerzte Säugamme (bester Kunde). – Pistor., IX, 91; Blum, 569; Simrock, 10718.
2 Unmässigkeit macht arm, träge und krank. – Simrock, 10719.
Mhd.: Unmâz die krenket fruo und spat. (Suchenwirt.) (Zingerle, 157.)
Unmöglich.
1 Es ist nichts unmöglich. – Schlechta 128.
2 Es ist unmöglich, die Sonne mit Säcken und den Wind mit Netzen zu fangen, oder mit einem steinernen Schiffe über das Meer zu fahren. – Chaos, 398.
3 Unmöglich ist härter als Diamant (Stein). – Winckler, XIV, 86; Chaos, 398.
4 Unmöglich ist kein Wort für Königsohren.
Frz.: Alléguer l'impossible aux rois, c'est un abus. (Cahier, 1571.)
*5 Dat es so unmüegelik as dat me eme allen (alten) Iesel kan 'et Danssen lären. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 164, 173.
*6 Dat es so unmüegelik, as wamme 'ne Maikéäwerte (Maikäfer) füär 'ne Hâmerasse (Hammerachse) spannen wol un se sol dä trecken. – Frommann, V, 164, 173.
*7 Es ist so unmöglich, als wenn einer auff Sonnenstrahlen reiten sol. – Lehmann, 836, 15.
Unmögliches.
1 Zum Unmöglichen ist niemand verbunden.
Frz.: A l'impossible nul n'est tenu. (Venedey, 49.)
Holl.: Geen man is gehouden te doen, wat niemand kan. – In onmogelijke zaken bestand nooit verbindtenis. (Harrebomée, II, 57a u. 369.) – Tot het onmogelijke is niemand gehouden. (Harrebomée, II, 138.)
*2 Nach dem Unmöglichen jagen.
Lat.: Impossibilia venaris. – Non decet ulla ratione quae rere, qua fieri nequeunt.
Unmöglichkeit.
1 Unmöglichkeit entschuldigt von aller zusage. – Lehmann, 835, 4.
Frz.: On ne saurait sécher la mer avec des éporges, ni prendre la lune avec des dents, ni rompre une anguille au genou. (Masson, 348.)
Holl.: Onmogelijkheid is niemand onderworpen. (Harrebomée, II, 138a.)
It.: La botte non da che del vino che ha. (Masson, 349.)
Lat.: Simul flare et sorbere difficile est. (Masson, 348.) – Ultra posse nemo obligatur.
Span.: No se puede repicar y andar a la procession. – Soplar y sorber no puede junto ser. (Masson, 349.)
2 Vor der Unmöglichkeit weicht die Schuldigkeit. – Körte, 6180.
Unmündiger.
Unmündige sin Dêl un Unnösel sin Mât. – Bueren, 1176; Hauskalender, III.
Unmüssig.
* Sie ist unmüessiger as 's Käterli's Chüngeli, wo nün Johr an ere Badstube g'sii ist und nie der Zit gha hät, si z' wäsche. – Sutermeister, 43.
Unmuth.
1 Auss eim vnmuth, ein ander lieb ist auch gut. – Gruter, III, 7.
2 Es wird viel Unmuth verschlafen. – Eiselein, 612.
Lat.: Somnus menti deus utilis aegrae. (Seybold, 576.)
3 Lass dir keyn vnmuth vber die knie zum hertzen gehen. – Tappius, 110b; Franck, Zeytbuch, XXXb; Simrock, 10722; Körte, 6181; Braun, I, 4683.
4 Onmûd on Zeid lôse niemand ongeheid1. (Trier.) – Laven, 189, 93.
1) Ungeplagt, ungeschoren.
5 Unmut macht nit gutz plut. – Hätzlerin, II, 7, 159.
6 Unmuth lässt sich schwer verbergen.
Lat.: Frons aperit, quidquid dissimulare cupis. (Sutor, 290; Seybold, 125.)
*7 Seinen Unmuth verbeissen. – Sutor, 913.
Sich heiter stellen, ohne dass es einem so zu Muthe ist.
Lat.: Spem vultu simulat, premit altum corde dolorem. (Philippi, II, 197.)
Unnösel.
* Et is en rechten Unnösel.
Bald ein dummer und ungeschliffener, bald auch ein liederlicher, versoffener Mensch; ein Tölpel oder ein der Völlerei ergebenes Subject.
Unnöthig.
1 Vnnöthig ist ausstheilen die Beut, ehe erhalten ist der streit. – Gruter, III, 92.
*2 Das ist so unnöthig wie a Kropf. (Neresheim.)
*3 Es ist so unnöthig, wie den Fröschen Wasser tragen.
Lat.: Ranae aquam (ministrare). (Seybold, 519.)
Unnütz.
1 Der jhm selbs vnnütz, ist niemandt nütz. – Gruter, III, 19; Petri, II, 400; Egenolff, 132b; Klosterspiegel, 18, 14; Simrock, 10723; Körte, 6182; Braun, I, 4684; Suringar, CXL u. CLXXXVII, 4.
Dän.: Den er ingen nyttig, som ei er sig selv nyttig. (Bohn I, 353.)
Holl.: Die zich zelven is onnut, hoe zou die andern zijn ten stut. (Harrebomée, II, 138a.)
Lat.: Non bonus est ulli, qui malus ipse sibi. (Binder I, 1154; II, 2137; Gartner, 194.)
2 Der jm selbs vnnütz, wem ist er nutz? – Lehmann, II, 64, 133.
„Ich wil Knecht vnd u. s. w. dingen. Merck, welcher Knecht u. s. w. jme selbs vnnütz ist, wem sol er wol dienen oder nütz seyn?“ (Wachter.)
Lat.: Qui sibi nequam cui bonus? (Sutor, 186.)
3 Hans Unnütz ist besser todt als lebendig; so kann man sein Brot dem geben, der nütz ist.
Holl.: Hij is onnut, die nergens toe dient. (Harrebomée, II, 138b.)
4 Unnütz ist schädlich. – Simrock, 10725; Braun, I, 4685.
5 Was man heute als unnütz wegwirft, wird morgen als nothwendig gesucht. – Schlechta, 387.
*6 Er macht sich unnütz.
Lat.: Acetum habet in pectore. (Chaos, 415.)
*7 Es ist ein Matthes vnnütz. – Mathesy, 214b.
„Manche Menschen sind so unnütz, dass ihnen die Natur eigentlich eine Gebrauchsanweisung hätte mitgeben sollen.“
Unnützes.
Willst du nichts Unnützes kaufen, musst du nicht auf den Jahrmarkt laufen. – Körte, 6183; Simrock, 10724.
Unordnung.
1 Der Unordnung in kleiner Sach' folgt die Unordnung der grössern nach. – Wunderlich, 7.
2 Die Unordnung ist ein kostbarer (theurer) Hausgenosse.
3 Eine eintzige vnordnung bringt ein Stadt oder Land in verderben. – Lehmann, 837, 8.
4 Unordnung in deinen Sachen wird dich bald zum Bettler machen. – Wunderlich, 7.
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [733]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/739>, abgerufen am 21.02.2025. |