Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Trinkrecht. * Nach preussischem (oder: es gilt preussisches) Trinkrecht. So nannte man in Preussen die ehemalige Gewohnheit, dass derjenige, welcher in einer Gesellschaft die Neige ausgetrunken hatte, den ersten Trunk vom Frischen thun muss. Der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen hatte deshalb ein Gesetz gegeben und auf Uebertretung desselben die Todesstrafe gesetzt; denn es hatte sich gefunden, dass verschiedene von den deutschen Leuten des Ordens von den heidnischen Preussen mit Gift waren vergeben worden, da sie in Vertraulichkeit zusammen getrunken hatten. (Vgl. Bock, Idiot. pruss.) Trinliese. * Es ist eine alte Trinliese. - Cholevius, 151. Trippe. * Aus der Trippe in den Schlagregen kommen. (Quedlinburg.) Tripstrill. *1 Er ist von Tripstrill, wo die Gänse Haarbeutel tragen. (Thüringen.) 1) Ein Ort in Würtemberg (Neckarkreis, Oberamt Brackenheim), der auch jetzt üblich Treffentrill heisst. (Vgl. Huhn's Lexikon, VI, 308.) - Frischbier2 (632) hat für Ostpreussen Drepsdrell und versteht darunter einen langsamen, einfältigen Menschen. Hennig (53) führt für Bremen Dröpstert an. In Schwaben nennt man einen dummen, unbeholfenen Menschen Trilpetritsch, Drallepatsch, in der Schweiz: Larvliwatsch, Darliwatsch. So heisst auch der Kobold, den man in dem Gebrauch des Trilpetritschjagens oder Elbentrotschjagens auch Elbentrotsch nennt. (Vgl. Mannhardt, Zeitschrift für Myth. und Sittenkunde, II, 196; III, 116.) In Pommern wird Trips Trell als Vor- und Zunamen, mit dem Ton auf dem zweiten Worte gesprochen, wie ähnliche derartige Zusammenstellungen; Fritz Kirsch, Hans Dase, Michel Fock u. s. w. *2 Nach Dripsdrill, wo's die alten Weiber jung male1. (Oberösterreich.) 1) Wol molere. - Man antwortet dies solchen, die sich Täuschungen über etwas machen. Die nordische Mythe und Sage weiss von einer Mühle, welche Gold mahlt. (Baumgarten.) Der Ursprung dieser sprichwörtlichen Redensart, die man anwendet, um eine vorlaute oder unbequeme Frage scherzhaft abzuweisen, ist wenig bekannt. Die meisten bisjetzt erschienenen Sprichwörtersammlungen enthalten darüber wenig oder nichts. J. Christ. Schmid in seinem Schwäbischen Wörterbuch (Stuttgart 1831), kennt wol das sprichwörtlich gewordene Tripstrill seiner Heimat, aber nicht dessen Weibermühle. Es heisst dort: "Z' Tripstril antwortet man Kindern, Einfältigen und Unbescheidenen, wenn man den Namen des Orts selbst nicht weiss oder ihn verhehlen will. Es ist der Name eines Orts in Würtemberg." - G. Arnold (Album des literar. Vereins in Nürnberg, 1850, S.182): "Auf die Frage: Wohin gehen Sie? sagt der Nürnberger, wenn er meint, das gehe den Frager nichts an u. s. w., nach Trippstril, und lacht in die Faust, weil er meint, der Ort sei gar nicht vorhanden." Dass die Redensart ihren Ursprung in Schwaben hat, wo so viele sinnige und witzige Sprüche entstanden sind, ist ziemlich bekannt; aber nähere und genauere Kenntniss darüber haben wir erst durch den unermüdlichen Forscher auf diesem Gebiet, den Rector Dr. J. Franck in Edenkoben und zwar durch dessen Artikel Zu Trippstrill im Süddeutschen Sonntagsblatt (Stuttgart 1867; Nr. 29) erhalten, dem ich hier folge. Von Schwaben aus hat sich die Redensart im südwestlichen Deutschland und der Rheinpfalz verbreitet, wo sie einen andern Zusatz erhalten hat und lautet: "Zu Trippstrill, wo die Gäns Hoarbeut'l haww'n un die Ente Barrike." Die Redensart ist aber auch im nördlichen Deutschland bekannt. Boysen, Dithmarschen Leder und Stückschen (Leipzig 1865, S. 138), wo man ausserdem noch zu Callies eine Schleifmühle (s. d.) besitzt, um den Fläz abzuschleifen. In den Facetiis facetiarum (Pathapoli 1645, S. 400) lässt sich Philomasius vernehmen: "Wie mich dünkt, seid ihr noch nicht auf der Schleifmühle gewesen." Nach Fischart besassen auch die Bopfinger im Schwabenlande (B. Auerbach, Die Gelbfüssler, I, 203), eine solche Mühle oder wenigstens einen Schleifstein derart; denn im Gargantua heisst es, dass bei ihnen "ein grober, rauher Bürgermeister newlich den Schleiffstein so verderbt hat, dass man ihn wieder behawen muss". Ueber den Ursprung unserer Redensart findet man die genaueste und verlässlichste Auskunft in K. Klunzinger (Geschichte des Zabergäus und des jetzigen Oberamts Brackheim, Stuttgart 1841). Der genannte Gau bildet ein angenehmes, gegen den Neckar auslaufendes Thal, in welchem das uralte Dörfchen Trippstrill (auch Treffenstrill geheissen) liegt, dessen Namen es eben ist, der einen so allgemeinen sprichwörtlichen Ruf erlangt hat. Nach Hügel (167) schon 278 n. Chr. von dem römischen Hauptmann Trepho und seiner Gattin Truilla gegründet, daher den Namen tragend, woraus verderbt Trippstrill entstanden. Nicht weit von dem Dörfchen liegt der "Balzhof" und der Ort "Frauenzimmern" mit einer Mühle. Aus diesen[Spaltenumbruch] drei Dingen bildete der örtliche Volkswitz eine Pelzmühle, worin Frauenzimmer oder Weiber gemahlen werden. Die älteste Erwähnung geschieht nach Franck in J. P. Mamel's Lust. Gesellschaft, Zippel und Zerbst 1701, S. 127 (in Dresden), eventuell aber schon 1656, als (nach Gödecke, Gr., I, 513) die erste Ausgabe erschien. *3 Nach Tripstrille reisen. - Schles. Allerlei, 1797, 900. Antwort auf die Frage: Wo gehst du hin? "Hört ir iemannt, der nach uns wolt fragen, den weist zu uns gen Trippstrill." ..."Den weist zu uns gen Treffentrül." (Fastnachtspiel, 303, 9 und 759, 32.) Ueber das mythische Tripstrill, wo nach dem schwäbischen Volksglauben die Altweibermühle liegt, vgl. Wolf, Zeitschrift für Mythologie, III, 116. *4 Wart' ich schick' dich auf Dripsdrill, wo's die Krumpe greha drahn. (Oberösterreich.) Ich schicke dich u. s. w., wo sie die Krummen gerade drehen. *5 Zu Trippstrill in der Pelzmühle (s. 3), wo die alten Weiber jung gemahlen werden. Triptis. Durch Adam's Fall ist Tript's verderbt und Auma liegt daneben; in Weide ist kei Heller Geld, und Neustadt kann nichts geben. In Ziegenrück ist grosse Noth, in Ranis it kein Bissen Brot, und Pausa ist die Schwester; sind das nicht leere Nester? Spottspruch auf mehrere kleine Städte des Voigtlandes und des angrenzenden Orlagaues. (Vgl. Bechstein's Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1858, S. 472, Grässe, Sagenschatz, S. 415.) Trischack. Trischack macht vielen einen leeren Sack. - Parömiakon, 3024. Tritt. *1 Der trit (Gang) ist geldts werdt. - Franck, II, 23a; Eiselein, 603; Körte, 4063. In Bezug auf Haltung und Benehmen. "Man kompt auch durch ander eusser anzeygen zum hertzen, als durch kleydung, trit, gang, gesicht, daher spricht man: die augen verrathen den arss, der trit ist gelts werdt, der gang vermag tausent gulden." (Franck, a. a. O.) *2 Er gibt ihm einen Tritt vor'n Arsch. (Rottenburg.) Entfernt ihn unfein. *3 Er ist im Tritt. (Nürtingen.) Für angetrunken. (S. Boden 38.) *4 Mit sieben Tritten auftragen. "Viel zurichten, eine grosse Mahlzeit zubereiten." (Mathesy, 208a.) Triumph. * Einen Triumph feiern. Cicero gebraucht dafür: "das Kapitol besteigen", weil die einem siegreichen zurückkehrenden Feldherrn vom Senat zugestandenen Triumphzüge alle auf das Kapitol gingen. Lat.: In Capitolium ascendere. (Faselius, 113.) Triumphiren. Triumphiren und Jubiliren müssen zuletzt noch Hunde führen. Troasch'l. * Es is an Troasch'l. - Hügel, 166a. Eine alte Plaudertasche. Troatschmirl. * Es is an Troaschmirl. D. i. eine geschwätzige Person, die eigens wegen des Troatsches (Geplauders, Geschwätzes u. s. w.) Besuche macht. (Hügel, 166b.) Trocke. * Fort mit der Trocke1. - Tobler, 153. 1) Die Truhe, die Sachtel. - Im Scherz, weg mit der Sache, die mir lästig ist. Trocken. 1 So trocken wie Sanct-Gallen (s. d.), so trocken wird der Sommer fallen. (Luzern.) 2 Trockener als trocken kann man nicht sitzen. *3 A muss vor troige war'n hinger a Uhren. - Gomolcke, 180. *4 Dat is so dröge as Sünder Kloas1 sin Ers. - Eichwald, 392; Schlingmann, 1090. 1) Sanct-Niklas, 6. December. - In der Grafschaft Mark: De Lampe (dat Holt) es so draige as Sünte Kloas inner Fuet. (Vgl. Frommann, V, 63, 31.) Zur Erklärung der Redensart bemerkt Kern (142): "Die Kinder in Ostfriesland pflegen die Geschenke, welche sie am Sanct- Niklastage erhalten, tagelang vor das Fenster zu stellen, bis dieselben, meist menschliche Figuren aus Teig, Klaskerels, zuletzt ganz trocken und steinhart werden, sodass die Mutter vor dem Verzehren Milch zum Einweichen hergeben muss. Wahrscheinlich spielt das Sprichwort auf diese Kindersitte an."
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Trinkrecht. * Nach preussischem (oder: es gilt preussisches) Trinkrecht. So nannte man in Preussen die ehemalige Gewohnheit, dass derjenige, welcher in einer Gesellschaft die Neige ausgetrunken hatte, den ersten Trunk vom Frischen thun muss. Der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen hatte deshalb ein Gesetz gegeben und auf Uebertretung desselben die Todesstrafe gesetzt; denn es hatte sich gefunden, dass verschiedene von den deutschen Leuten des Ordens von den heidnischen Preussen mit Gift waren vergeben worden, da sie in Vertraulichkeit zusammen getrunken hatten. (Vgl. Bock, Idiot. pruss.) Trinliese. * Es ist eine alte Trinliese. – Cholevius, 151. Trippe. * Aus der Trippe in den Schlagregen kommen. (Quedlinburg.) Tripstrill. *1 Er ist von Tripstrill, wo die Gänse Haarbeutel tragen. (Thüringen.) 1) Ein Ort in Würtemberg (Neckarkreis, Oberamt Brackenheim), der auch jetzt üblich Treffentrill heisst. (Vgl. Huhn's Lexikon, VI, 308.) – Frischbier2 (632) hat für Ostpreussen Drepsdrell und versteht darunter einen langsamen, einfältigen Menschen. Hennig (53) führt für Bremen Dröpstêrt an. In Schwaben nennt man einen dummen, unbeholfenen Menschen Trilpetritsch, Drallepatsch, in der Schweiz: Larvliwatsch, Darliwatsch. So heisst auch der Kobold, den man in dem Gebrauch des Trilpetritschjagens oder Elbentrotschjagens auch Elbentrotsch nennt. (Vgl. Mannhardt, Zeitschrift für Myth. und Sittenkunde, II, 196; III, 116.) In Pommern wird Trips Trell als Vor- und Zunamen, mit dem Ton auf dem zweiten Worte gesprochen, wie ähnliche derartige Zusammenstellungen; Fritz Kirsch, Hans Dase, Michel Fock u. s. w. *2 Nach Dripsdrill, wo's die alten Weiber jung male1. (Oberösterreich.) 1) Wol molere. – Man antwortet dies solchen, die sich Täuschungen über etwas machen. Die nordische Mythe und Sage weiss von einer Mühle, welche Gold mahlt. (Baumgarten.) Der Ursprung dieser sprichwörtlichen Redensart, die man anwendet, um eine vorlaute oder unbequeme Frage scherzhaft abzuweisen, ist wenig bekannt. Die meisten bisjetzt erschienenen Sprichwörtersammlungen enthalten darüber wenig oder nichts. J. Christ. Schmid in seinem Schwäbischen Wörterbuch (Stuttgart 1831), kennt wol das sprichwörtlich gewordene Tripstrill seiner Heimat, aber nicht dessen Weibermühle. Es heisst dort: „Z' Tripstril antwortet man Kindern, Einfältigen und Unbescheidenen, wenn man den Namen des Orts selbst nicht weiss oder ihn verhehlen will. Es ist der Name eines Orts in Würtemberg.“ – G. Arnold (Album des literar. Vereins in Nürnberg, 1850, S.182): „Auf die Frage: Wohin gehen Sie? sagt der Nürnberger, wenn er meint, das gehe den Frager nichts an u. s. w., nach Trippstril, und lacht in die Faust, weil er meint, der Ort sei gar nicht vorhanden.“ Dass die Redensart ihren Ursprung in Schwaben hat, wo so viele sinnige und witzige Sprüche entstanden sind, ist ziemlich bekannt; aber nähere und genauere Kenntniss darüber haben wir erst durch den unermüdlichen Forscher auf diesem Gebiet, den Rector Dr. J. Franck in Edenkoben und zwar durch dessen Artikel Zu Trippstrill im Süddeutschen Sonntagsblatt (Stuttgart 1867; Nr. 29) erhalten, dem ich hier folge. Von Schwaben aus hat sich die Redensart im südwestlichen Deutschland und der Rheinpfalz verbreitet, wo sie einen andern Zusatz erhalten hat und lautet: „Zu Trippstrill, wo die Gäns Hoarbeut'l haww'n un die Ente Barrike.“ Die Redensart ist aber auch im nördlichen Deutschland bekannt. Boysen, Dithmarschen Lêder und Stückschen (Leipzig 1865, S. 138), wo man ausserdem noch zu Callies eine Schleifmühle (s. d.) besitzt, um den Fläz abzuschleifen. In den Facetiis facetiarum (Pathapoli 1645, S. 400) lässt sich Philomasius vernehmen: „Wie mich dünkt, seid ihr noch nicht auf der Schleifmühle gewesen.“ Nach Fischart besassen auch die Bopfinger im Schwabenlande (B. Auerbach, Die Gelbfüssler, I, 203), eine solche Mühle oder wenigstens einen Schleifstein derart; denn im Gargantua heisst es, dass bei ihnen „ein grober, rauher Bürgermeister newlich den Schleiffstein so verderbt hat, dass man ihn wieder behawen muss“. Ueber den Ursprung unserer Redensart findet man die genaueste und verlässlichste Auskunft in K. Klunzinger (Geschichte des Zabergäus und des jetzigen Oberamts Brackheim, Stuttgart 1841). Der genannte Gau bildet ein angenehmes, gegen den Neckar auslaufendes Thal, in welchem das uralte Dörfchen Trippstrill (auch Treffenstrill geheissen) liegt, dessen Namen es eben ist, der einen so allgemeinen sprichwörtlichen Ruf erlangt hat. Nach Hügel (167) schon 278 n. Chr. von dem römischen Hauptmann Trepho und seiner Gattin Truilla gegründet, daher den Namen tragend, woraus verderbt Trippstrill entstanden. Nicht weit von dem Dörfchen liegt der „Balzhof“ und der Ort „Frauenzimmern“ mit einer Mühle. Aus diesen[Spaltenumbruch] drei Dingen bildete der örtliche Volkswitz eine Pelzmühle, worin Frauenzimmer oder Weiber gemahlen werden. Die älteste Erwähnung geschieht nach Franck in J. P. Mamel's Lust. Gesellschaft, Zippel und Zerbst 1701, S. 127 (in Dresden), eventuell aber schon 1656, als (nach Gödecke, Gr., I, 513) die erste Ausgabe erschien. *3 Nach Tripstrille reisen. – Schles. Allerlei, 1797, 900. 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Triumphiren. Triumphiren und Jubiliren müssen zuletzt noch Hunde führen. Troasch'l. * Es is an Troasch'l. – Hügel, 166a. Eine alte Plaudertasche. Troatschmirl. * Es is an Troaschmirl. D. i. eine geschwätzige Person, die eigens wegen des Troatsches (Geplauders, Geschwätzes u. s. w.) Besuche macht. (Hügel, 166b.) Trocke. * Fort mit der Trocke1. – Tobler, 153. 1) Die Truhe, die Sachtel. – Im Scherz, weg mit der Sache, die mir lästig ist. Trocken. 1 So trocken wie Sanct-Gallen (s. d.), so trocken wird der Sommer fallen. (Luzern.) 2 Trockener als trocken kann man nicht sitzen. *3 A muss vor troige war'n hinger a Uhren. – Gomolcke, 180. *4 Dat is so dröge as Sünder Kloas1 sin Êrs. – Eichwald, 392; Schlingmann, 1090. 1) Sanct-Niklas, 6. December. – In der Grafschaft Mark: De Lampe (dat Holt) es so dràige as Sünte Kloas inner Fuet. (Vgl. Frommann, V, 63, 31.) 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Trinkrecht.
* Nach preussischem (oder: es gilt preussisches) Trinkrecht.
So nannte man in Preussen die ehemalige Gewohnheit, dass derjenige, welcher in einer Gesellschaft die Neige ausgetrunken hatte, den ersten Trunk vom Frischen thun muss. Der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen hatte deshalb ein Gesetz gegeben und auf Uebertretung desselben die Todesstrafe gesetzt; denn es hatte sich gefunden, dass verschiedene von den deutschen Leuten des Ordens von den heidnischen Preussen mit Gift waren vergeben worden, da sie in Vertraulichkeit zusammen getrunken hatten. (Vgl. Bock, Idiot. pruss.)
Trinliese.
* Es ist eine alte Trinliese. – Cholevius, 151.
Trippe.
* Aus der Trippe in den Schlagregen kommen. (Quedlinburg.)
Tripstrill.
*1 Er ist von Tripstrill, wo die Gänse Haarbeutel tragen. (Thüringen.)
1) Ein Ort in Würtemberg (Neckarkreis, Oberamt Brackenheim), der auch jetzt üblich Treffentrill heisst. (Vgl. Huhn's Lexikon, VI, 308.) – Frischbier2 (632) hat für Ostpreussen Drepsdrell und versteht darunter einen langsamen, einfältigen Menschen. Hennig (53) führt für Bremen Dröpstêrt an. In Schwaben nennt man einen dummen, unbeholfenen Menschen Trilpetritsch, Drallepatsch, in der Schweiz: Larvliwatsch, Darliwatsch. So heisst auch der Kobold, den man in dem Gebrauch des Trilpetritschjagens oder Elbentrotschjagens auch Elbentrotsch nennt. (Vgl. Mannhardt, Zeitschrift für Myth. und Sittenkunde, II, 196; III, 116.) In Pommern wird Trips Trell als Vor- und Zunamen, mit dem Ton auf dem zweiten Worte gesprochen, wie ähnliche derartige Zusammenstellungen; Fritz Kirsch, Hans Dase, Michel Fock u. s. w.
*2 Nach Dripsdrill, wo's die alten Weiber jung male1. (Oberösterreich.)
1) Wol molere. – Man antwortet dies solchen, die sich Täuschungen über etwas machen. Die nordische Mythe und Sage weiss von einer Mühle, welche Gold mahlt. (Baumgarten.) Der Ursprung dieser sprichwörtlichen Redensart, die man anwendet, um eine vorlaute oder unbequeme Frage scherzhaft abzuweisen, ist wenig bekannt. Die meisten bisjetzt erschienenen Sprichwörtersammlungen enthalten darüber wenig oder nichts. J. Christ. Schmid in seinem Schwäbischen Wörterbuch (Stuttgart 1831), kennt wol das sprichwörtlich gewordene Tripstrill seiner Heimat, aber nicht dessen Weibermühle. Es heisst dort: „Z' Tripstril antwortet man Kindern, Einfältigen und Unbescheidenen, wenn man den Namen des Orts selbst nicht weiss oder ihn verhehlen will. Es ist der Name eines Orts in Würtemberg.“ – G. Arnold (Album des literar. Vereins in Nürnberg, 1850, S.182): „Auf die Frage: Wohin gehen Sie? sagt der Nürnberger, wenn er meint, das gehe den Frager nichts an u. s. w., nach Trippstril, und lacht in die Faust, weil er meint, der Ort sei gar nicht vorhanden.“ Dass die Redensart ihren Ursprung in Schwaben hat, wo so viele sinnige und witzige Sprüche entstanden sind, ist ziemlich bekannt; aber nähere und genauere Kenntniss darüber haben wir erst durch den unermüdlichen Forscher auf diesem Gebiet, den Rector Dr. J. Franck in Edenkoben und zwar durch dessen Artikel Zu Trippstrill im Süddeutschen Sonntagsblatt (Stuttgart 1867; Nr. 29) erhalten, dem ich hier folge. Von Schwaben aus hat sich die Redensart im südwestlichen Deutschland und der Rheinpfalz verbreitet, wo sie einen andern Zusatz erhalten hat und lautet: „Zu Trippstrill, wo die Gäns Hoarbeut'l haww'n un die Ente Barrike.“ Die Redensart ist aber auch im nördlichen Deutschland bekannt. Boysen, Dithmarschen Lêder und Stückschen (Leipzig 1865, S. 138), wo man ausserdem noch zu Callies eine Schleifmühle (s. d.) besitzt, um den Fläz abzuschleifen. In den Facetiis facetiarum (Pathapoli 1645, S. 400) lässt sich Philomasius vernehmen: „Wie mich dünkt, seid ihr noch nicht auf der Schleifmühle gewesen.“ Nach Fischart besassen auch die Bopfinger im Schwabenlande (B. Auerbach, Die Gelbfüssler, I, 203), eine solche Mühle oder wenigstens einen Schleifstein derart; denn im Gargantua heisst es, dass bei ihnen „ein grober, rauher Bürgermeister newlich den Schleiffstein so verderbt hat, dass man ihn wieder behawen muss“. Ueber den Ursprung unserer Redensart findet man die genaueste und verlässlichste Auskunft in K. Klunzinger (Geschichte des Zabergäus und des jetzigen Oberamts Brackheim, Stuttgart 1841). Der genannte Gau bildet ein angenehmes, gegen den Neckar auslaufendes Thal, in welchem das uralte Dörfchen Trippstrill (auch Treffenstrill geheissen) liegt, dessen Namen es eben ist, der einen so allgemeinen sprichwörtlichen Ruf erlangt hat. Nach Hügel (167) schon 278 n. Chr. von dem römischen Hauptmann Trepho und seiner Gattin Truilla gegründet, daher den Namen tragend, woraus verderbt Trippstrill entstanden. Nicht weit von dem Dörfchen liegt der „Balzhof“ und der Ort „Frauenzimmern“ mit einer Mühle. Aus diesen
drei Dingen bildete der örtliche Volkswitz eine Pelzmühle, worin Frauenzimmer oder Weiber gemahlen werden. Die älteste Erwähnung geschieht nach Franck in J. P. Mamel's Lust. Gesellschaft, Zippel und Zerbst 1701, S. 127 (in Dresden), eventuell aber schon 1656, als (nach Gödecke, Gr., I, 513) die erste Ausgabe erschien.
*3 Nach Tripstrille reisen. – Schles. Allerlei, 1797, 900.
Antwort auf die Frage: Wo gehst du hin? „Hört ir iemannt, der nach uns wolt fragen, den weist zu uns gen Trippstrill.“ ...„Den weist zu uns gen Treffentrül.“ (Fastnachtspiel, 303, 9 und 759, 32.) Ueber das mythische Tripstrill, wo nach dem schwäbischen Volksglauben die Altweibermühle liegt, vgl. Wolf, Zeitschrift für Mythologie, III, 116.
*4 Wart' ich schick' dich auf Dripsdrill, wo's die Krumpe greha drahn. (Oberösterreich.)
Ich schicke dich u. s. w., wo sie die Krummen gerade drehen.
*5 Zu Trippstrill in der Pelzmühle (s. 3), wo die alten Weiber jung gemahlen werden.
Triptis.
Durch Adam's Fall ist Tript's verderbt und Auma liegt daneben; in Weide ist kei Heller Geld, und Neustadt kann nichts geben. In Ziegenrück ist grosse Noth, in Ranis it kein Bissen Brot, und Pausa ist die Schwester; sind das nicht leere Nester?
Spottspruch auf mehrere kleine Städte des Voigtlandes und des angrenzenden Orlagaues. (Vgl. Bechstein's Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1858, S. 472, Grässe, Sagenschatz, S. 415.)
Trischack.
Trischack macht vielen einen leeren Sack. – Parömiakon, 3024.
Tritt.
*1 Der trit (Gang) ist geldts werdt. – Franck, II, 23a; Eiselein, 603; Körte, 4063.
In Bezug auf Haltung und Benehmen. „Man kompt auch durch ander eusser anzeygen zum hertzen, als durch kleydung, trit, gang, gesicht, daher spricht man: die augen verrathen den arss, der trit ist gelts werdt, der gang vermag tausent gulden.“ (Franck, a. a. O.)
*2 Er gibt ihm einen Tritt vor'n Arsch. (Rottenburg.)
Entfernt ihn unfein.
*3 Er ist im Tritt. (Nürtingen.)
Für angetrunken. (S. Boden 38.)
*4 Mit sieben Tritten auftragen.
„Viel zurichten, eine grosse Mahlzeit zubereiten.“ (Mathesy, 208a.)
Triumph.
* Einen Triumph feiern.
Cicero gebraucht dafür: „das Kapitol besteigen“, weil die einem siegreichen zurückkehrenden Feldherrn vom Senat zugestandenen Triumphzüge alle auf das Kapitol gingen.
Lat.: In Capitolium ascendere. (Faselius, 113.)
Triumphiren.
Triumphiren und Jubiliren müssen zuletzt noch Hunde führen.
Troasch'l.
* Es is an Troasch'l. – Hügel, 166a.
Eine alte Plaudertasche.
Troatschmirl.
* Es is an Troaschmirl.
D. i. eine geschwätzige Person, die eigens wegen des Troatsches (Geplauders, Geschwätzes u. s. w.) Besuche macht. (Hügel, 166b.)
Trocke.
* Fort mit der Trocke1. – Tobler, 153.
1) Die Truhe, die Sachtel. – Im Scherz, weg mit der Sache, die mir lästig ist.
Trocken.
1 So trocken wie Sanct-Gallen (s. d.), so trocken wird der Sommer fallen. (Luzern.)
2 Trockener als trocken kann man nicht sitzen.
*3 A muss vor troige war'n hinger a Uhren. – Gomolcke, 180.
*4 Dat is so dröge as Sünder Kloas1 sin Êrs. – Eichwald, 392; Schlingmann, 1090.
1) Sanct-Niklas, 6. December. – In der Grafschaft Mark: De Lampe (dat Holt) es so dràige as Sünte Kloas inner Fuet. (Vgl. Frommann, V, 63, 31.) Zur Erklärung der Redensart bemerkt Kern (142): „Die Kinder in Ostfriesland pflegen die Geschenke, welche sie am Sanct- Niklastage erhalten, tagelang vor das Fenster zu stellen, bis dieselben, meist menschliche Figuren aus Teig, Klâskerels, zuletzt ganz trocken und steinhart werden, sodass die Mutter vor dem Verzehren Milch zum Einweichen hergeben muss. Wahrscheinlich spielt das Sprichwort auf diese Kindersitte an.“
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