Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

91 Wer Treu und Glauben verloren hat, der hat nichts mehr zu verlieren.

Mhd.: Swer die triwe hat verkorn, der hat die beste hobe verlon. (Lanzelot.) - Triuwe diu ist darzuo quot: si machet wert des mannes leip und ert ouch also schoeniu weip, daz ir zuht noch ir muot noch schanden nimmer niht getuot. (Klage.) (Zingerle, 151.)

92 Wer Trew mit Vntrew vergilt, der hats selten gewin. - Petri, II, 770.

Lat.: Annis mille jam peractis, nulla fides est in pactis. (Gaal, 411.)

93 Wer Trewe bricht, dem bricht man wider. - Lehmann, 707, 54.

94 Wir haben solche Trew vnd Glauben, dass jhm weder zu trawen noch zu glauben ist. - Lehmann, 322, 29.

95 Wo ich keine Trew finde, da kehr ich den Mantel nach dem Winde. - Petri, II, 806.

96 Wo keine Treue, da ist auch kein Glaube.

Böhm.: Zproneverilemu never. (Celakovsky, 252.)

Lat.: Cave illum semper qui tibi imposuit semel. (Publ. Syr.)

97 Wo Treue Wurzel schlägt, da macht Gottes Segen einen Baum daraus. - Sailer, 241; Simrock, 10475.

Mhd.: Da triu ist wider triuwe, do wirt niht aftertriuwe. (Helbling.) - Swa triuwe niht gen triuwen stat, da hat der valsch gedinget. (Frauenlob.) (Zingerle. 151.)

98 Wo Trew ist, da ist Gottes Segen nicht fern. - Petri, II, 816.

Mhd.: Triuwe ist der werlde bestez guot und ist des himels hohste vrume. (Frauenlob.) (Zingerle, 150.)

99 Wo Trew vnd Glaub auffhört, da kan kein Gut mehr folgen. - Petri, II, 816.

100 Wo trew vnnd glaub auffhören, da ligt gut Regiment todtkranck. - Lehmann, 520, 29.

101 Zur Treue kann man niemand zwingen.

Holl.: Men dwingt geene menschen tot de trouw. (Harrebomee, II, 347a.)

*102 Alte deutsche Treue.

"Man nennet mich die alte deutsch Treue, weil man mich weiland mehr als itzo kandte. Es brauchte nicht so viel Geschrey, wenn man sich ein Freund des andern nanndte. Nur grad zu, das war der beste Weg, da galt sehr vieles Treu und Glauben, die Worte stezte man nicht so auf Schrauben. Es hiess: ein Wort, ein Wort; ein Mann, ein Mann; wers anders that, verdiente Fluch und Bann. Was man schon hundert Jahr als unrecht konnte nennen, das wolte man nicht eine Stunde recht erkennen." (Keller, 156b.)

*103 Auf Treu' und Glauben handeln.

Frz.: Agir de bonnc foi. (Kritzinger, 14b.)

*104 Bei meiner Treu'.

Ausdruck des Erstaunens oder der Betheuerung. "Be meiner Troi, doas hätt ich mir nich egebildt." (Keller, 153b.) "Wir schwören alle schier: bei unserer Treu! und wissen doch, dass sie sehr selten sei."

Frz.: Par ma fi. - Par ma figue. (Kritzinger, 505a.)

Lat.: Per sanctam jurare fidem parique solemus; at nihil in toto rarius orbe fide est. (Witzfunken, VII, 149.)

*105 Bi Treu und Säligkeit!

Die Schweiz ist sehr reich an dergleichen spricht wörtlichen kürzern und längern Betheuerungsformeln, von denen bei Pfanne 33 sich eine Zusammenstellung findet.

*106 Da gilt noch Treue und Glauben.

*107 Der Treue einen Nasenschneller geben. - Parömiakon, 1664.

*108 Einen auf Treue und Glauben hingehen lassen.

Frz.: Laisser quelqu'un sur fa foi. (Kritzinger, 320b.)

*109 Schweizer Treue!

*110 Treue und Glauben brechen.

Frz.: Faire faire le faut de Breton a quelqu'un. (Kritzinger, 92b.)

*111 Treue und Glauben halten.

Frz.: Garder fidelite. (Kritzinger, 313a.)

*112 Weder Treue noch Glauben. - Körte, 6054; Körte2, 7599; Braun, I, 4589.

Frz.: Ni foi, ni loi.

Holl.: Daar is trouw noch geloof op de aarde. (Harrebomee, II, 346b.) - Het is eene Swobs trouwe. (Harrebomee, II, 321a.)

Lat.: Fides Graeca (Pelasga, Punica). (Seybold, 183.) - Quibus necara, neque fides.


Treuflersche.

* Es ist eine Treuflersche. - Dähnert, 494b.

Ein Weib, das die Kunst versteht, kläglich zu thun; von Treufeln = kläglich und unablässig um etwas bitten.


[Spaltenumbruch]
Treuherzigkeit.

Bestendige trewhertzigkeit vnd trewhertzige bestendigkeit, wo die kommen zur einigkeit, so widerstehen sie allem leyd. - Gruter, III, 10; Lehmann, II, 51, 44.


Treulich.

* Trewlich vnnd ongefehrlich, wie mann alle eyd schwert. - Franck, II, 188a; Gruter, I, 67; Kirchhofer, 154; Eiselein, 603.

Einige legen es aus, man soll das Versprechen treu halten, andere, man soll niemand mit dem Buchstaben streng binden.

Lat.: Quam benecon veniunt hic advocat, invocat ille, Juris Potronus, juris inopsque cliens. (Sutor, 334.)


Treuschaft.

Alte Treuschaft verstirbt nicht. - Graf, 183, 7.

Der Erbe kann nur das wirkliche Eigenthum des Erblassers in Anspruch nehmen, aber nicht, was man ihm auf Treue und Glauben übergeben hat; er hat vielmehr die alte Treue zu bewahren.


Tribeliren.

* A tribeleirt es noch der Tauer. (Schles.) - Frommann, III, 415, 570.


Tribunal.

Das hohe Tribunal steht jedem offen; doch nur, wer Geld hat, darf Erhörung hoffen.


Tribut.

* Tribut von den Todten verlangen. (S. Luft 41.)

Engl.: He demands tribute of the dead. (Bohn II, 65.)


Trichter.

1 Durch den Trichter giesst der Wirth in sein Fass, was er will. - Eiselein, 604; Simrock, 104181.

2 Man kann einem nicht mit dem wiener (nürnberger) Trichter eingiessen.

*3 Der kann nicht auf den Trichter kommen. - Klix, 108.

*4 Der umgestürzte Trichter.

Diese Redensart ist in Wien zur Weltausstellung 1873 entstanden und von da aus durch Oesterreich und weiter verbreitet. Der wiener Volkswitz hat die Rotunde in dieser Weise bezeichnet. Die Bohemia (Prag 1873, Nr. 122) berichtet: "Wir treten jetzt in die Rotunde selbst ein und haben auch jetzt an den Formen kein besonderes Behagen, seit sich der wiener Witz desselben bemächtigt hat und sie den umgestürzten Trichter nennt, können wir uns gar nicht mehr daran erfreuen und auch des unbehaglichen Bildes nicht los und ledig werden."

*5 Hier hilft kein nürnberger Trichter.

Für'n N. brauchet ma scho' en nürnberger Trachter, d. h. er begreift schwer und sollte man ihm das, was er lernen soll, eingiessen. (Hügel, 165b.)

Holl.: Hij zal hem de wijsheid door den Neurenburger trechter in den kop gieten. - Men sol het hem met een' trechter ingieten. (Harrebomee, II, 122b u. 343b.)

*6 Man muss den nürnberger Trichter holen.

In dem Sinne: da hilft kein nürnberger Trichter. Wahrscheinlich entstand diese Redensart vom Poetischen Trichter, den Harsdörffer 1650-53 zu Nürnberg herausgab, und der eine Anweisung sein wollte, "die teutsche Dicht- und Reimkunst in sechs Stunden einzugiessen". Im Volksgarten (Berlin 1864, Nr. 43, S. 672) wird die Entstehung des Worts Trichter in das Jahr 1540 verlegt, während Harsdörffer, der Verfasser des Buchs, erst 1607 geboren wurde.

*7 Man muss es jhm mit eim trechter eingiessen. - Franck, II, 107b.

"Einkewen, einstreichen, fürkewen wie eim jungen kind."

Lat.: Praemansum in os inserere. (Suringar, CLXXV, 2.)

*8 Walt's der Trichter.

"Je, ducht' ich, walt's der Trichter, Miezle, willste a Floimla hoan?" (Keller, 166b.)


Trieb.

1 Nicht aus sinnlichem Triebe, nein, aus christlicher Liebe, sagte der Pfaff, als er bei der Dirn' schlief. - Junker und Pfaffen, II, 264.

*2 Trib und Trat, Trat und Trib, Hutung und Drusch.

Gehört zu den auf t anlautenden (alliterirenden) Redensarten der deutschen Sprache, welche C. Schulz in Herrig's Archiv (Bd. 50) zusammengestellt hat. Zu den unter Schlimm, Schloss 57, Seide 11 und Stock 105 bereits aufgeführten Redensarten dieser Art, füge ich hier die auf t anlautenden bei: Tag und Thau (vör Dau un Dog upstan, in Mecklenburg vor Tagesanbruch); Teufel und Tod, den tiufl und den tot (Vrid., 67, 9); tür und tor (Biterolf, 1648); Tiegel und Topf, Topf und Tiegel (= alles Küchengeräth, niederdeutsch Putt und

[Spaltenumbruch]

91 Wer Treu und Glauben verloren hat, der hat nichts mehr zu verlieren.

Mhd.: Swer die triwe hât verkorn, der hât die beste hobe verlôn. (Lanzelot.) – Triuwe diu ist darzuo quot: si machet wert des mannes lîp und êrt ouch alsô schoeniu wîp, daz ir zuht noch ir muot nôch schanden nimmer niht getuot. (Klage.) (Zingerle, 151.)

92 Wer Trew mit Vntrew vergilt, der hats selten gewin.Petri, II, 770.

Lat.: Annis mille jam peractis, nulla fides est in pactis. (Gaal, 411.)

93 Wer Trewe bricht, dem bricht man wider.Lehmann, 707, 54.

94 Wir haben solche Trew vnd Glauben, dass jhm weder zu trawen noch zu glauben ist.Lehmann, 322, 29.

95 Wo ich keine Trew finde, da kehr ich den Mantel nach dem Winde.Petri, II, 806.

96 Wo keine Treue, da ist auch kein Glaube.

Böhm.: Zpronevĕřilému nevĕř. (Čelakovsky, 252.)

Lat.: Cave illum semper qui tibi imposuit semel. (Publ. Syr.)

97 Wo Treue Wurzel schlägt, da macht Gottes Segen einen Baum daraus.Sailer, 241; Simrock, 10475.

Mhd.: Da triu ist wider triuwe, dô wirt niht aftertriuwe. (Helbling.) – Swâ triuwe niht gên triuwen stât, dâ hât der valsch gedinget. (Frauenlob.) (Zingerle. 151.)

98 Wo Trew ist, da ist Gottes Segen nicht fern.Petri, II, 816.

Mhd.: Triuwe ist der werlde bestez guot und ist des himels hôhste vrume. (Frauenlob.) (Zingerle, 150.)

99 Wo Trew vnd Glaub auffhört, da kan kein Gut mehr folgen.Petri, II, 816.

100 Wo trew vnnd glaub auffhören, da ligt gut Regiment todtkranck.Lehmann, 520, 29.

101 Zur Treue kann man niemand zwingen.

Holl.: Men dwingt geene menschen tot de trouw. (Harrebomée, II, 347a.)

*102 Alte deutsche Treue.

„Man nennet mich die alte deutsch Treue, weil man mich weiland mehr als itzo kandte. Es brauchte nicht so viel Geschrey, wenn man sich ein Freund des andern nanndte. Nur grad zu, das war der beste Weg, da galt sehr vieles Treu und Glauben, die Worte stezte man nicht so auf Schrauben. Es hiess: ein Wort, ein Wort; ein Mann, ein Mann; wers anders that, verdiente Fluch und Bann. Was man schon hundert Jahr als unrecht konnte nennen, das wolte man nicht eine Stunde recht erkennen.“ (Keller, 156b.)

*103 Auf Treu' und Glauben handeln.

Frz.: Agir de bonnc foi. (Kritzinger, 14b.)

*104 Bei meiner Treu'.

Ausdruck des Erstaunens oder der Betheuerung. „Be meiner Troi, doas hätt ich mir nich egebildt.“ (Keller, 153b.) „Wir schwören alle schier: bei unserer Treu! und wissen doch, dass sie sehr selten sei.“

Frz.: Par ma fi. – Par ma figue. (Kritzinger, 505a.)

Lat.: Per sanctam jurare fidem parique solemus; at nihil in toto rarius orbe fide est. (Witzfunken, VII, 149.)

*105 Bi Treu und Säligkeit!

Die Schweiz ist sehr reich an dergleichen spricht wörtlichen kürzern und längern Betheuerungsformeln, von denen bei Pfanne 33 sich eine Zusammenstellung findet.

*106 Da gilt noch Treue und Glauben.

*107 Der Treue einen Nasenschneller geben.Parömiakon, 1664.

*108 Einen auf Treue und Glauben hingehen lassen.

Frz.: Laisser quelqu'un sur fa foi. (Kritzinger, 320b.)

*109 Schweizer Treue!

*110 Treue und Glauben brechen.

Frz.: Faire faire le faut de Breton à quelqu'un. (Kritzinger, 92b.)

*111 Treue und Glauben halten.

Frz.: Garder fidelité. (Kritzinger, 313a.)

*112 Weder Treue noch Glauben.Körte, 6054; Körte2, 7599; Braun, I, 4589.

Frz.: Ni foi, ni loi.

Holl.: Daar is trouw noch geloof op de aarde. (Harrebomée, II, 346b.) – Het is eene Swobs trouwe. (Harrebomée, II, 321a.)

Lat.: Fides Graeca (Pelasga, Punica). (Seybold, 183.) – Quibus necara, neque fides.


Treuflersche.

* Es ist eine Treuflersche.Dähnert, 494b.

Ein Weib, das die Kunst versteht, kläglich zu thun; von Treufeln = kläglich und unablässig um etwas bitten.


[Spaltenumbruch]
Treuherzigkeit.

Bestendige trewhertzigkeit vnd trewhertzige bestendigkeit, wo die kommen zur einigkeit, so widerstehen sie allem leyd.Gruter, III, 10; Lehmann, II, 51, 44.


Treulich.

* Trewlich vnnd ongefehrlich, wie mann alle eyd schwert.Franck, II, 188a; Gruter, I, 67; Kirchhofer, 154; Eiselein, 603.

Einige legen es aus, man soll das Versprechen treu halten, andere, man soll niemand mit dem Buchstaben streng binden.

Lat.: Quam benecon veniunt hic advocat, invocat ille, Juris Potronus, juris inopsque cliens. (Sutor, 334.)


Treuschaft.

Alte Treuschaft verstirbt nicht.Graf, 183, 7.

Der Erbe kann nur das wirkliche Eigenthum des Erblassers in Anspruch nehmen, aber nicht, was man ihm auf Treue und Glauben übergeben hat; er hat vielmehr die alte Treue zu bewahren.


Tribeliren.

* A tribelîrt ês nôch der Tauer. (Schles.) – Frommann, III, 415, 570.


Tribunal.

Das hohe Tribunal steht jedem offen; doch nur, wer Geld hat, darf Erhörung hoffen.


Tribut.

* Tribut von den Todten verlangen. (S. Luft 41.)

Engl.: He demands tribute of the dead. (Bohn II, 65.)


Trichter.

1 Durch den Trichter giesst der Wirth in sein Fass, was er will.Eiselein, 604; Simrock, 104181.

2 Man kann einem nicht mit dem wiener (nürnberger) Trichter eingiessen.

*3 Der kann nicht auf den Trichter kommen.Klix, 108.

*4 Der umgestürzte Trichter.

Diese Redensart ist in Wien zur Weltausstellung 1873 entstanden und von da aus durch Oesterreich und weiter verbreitet. Der wiener Volkswitz hat die Rotunde in dieser Weise bezeichnet. Die Bohemia (Prag 1873, Nr. 122) berichtet: „Wir treten jetzt in die Rotunde selbst ein und haben auch jetzt an den Formen kein besonderes Behagen, seit sich der wiener Witz desselben bemächtigt hat und sie den umgestürzten Trichter nennt, können wir uns gar nicht mehr daran erfreuen und auch des unbehaglichen Bildes nicht los und ledig werden.“

*5 Hier hilft kein nürnberger Trichter.

Für'n N. brauchet ma scho' en nürnberger Trachter, d. h. er begreift schwer und sollte man ihm das, was er lernen soll, eingiessen. (Hügel, 165b.)

Holl.: Hij zal hem de wijsheid door den Neurenburger trechter in den kop gieten. – Men sol het hem met een' trechter ingieten. (Harrebomée, II, 122b u. 343b.)

*6 Man muss den nürnberger Trichter holen.

In dem Sinne: da hilft kein nürnberger Trichter. Wahrscheinlich entstand diese Redensart vom Poetischen Trichter, den Harsdörffer 1650-53 zu Nürnberg herausgab, und der eine Anweisung sein wollte, „die teutsche Dicht- und Reimkunst in sechs Stunden einzugiessen“. Im Volksgarten (Berlin 1864, Nr. 43, S. 672) wird die Entstehung des Worts Trichter in das Jahr 1540 verlegt, während Harsdörffer, der Verfasser des Buchs, erst 1607 geboren wurde.

*7 Man muss es jhm mit eim trechter eingiessen.Franck, II, 107b.

„Einkewen, einstreichen, fürkewen wie eim jungen kind.“

Lat.: Praemansum in os inserere. (Suringar, CLXXV, 2.)

*8 Walt's der Trichter.

„Je, ducht' ich, wâlt's der Trichter, Miezle, willste a Floimla hoan?“ (Keller, 166b.)


Trieb.

1 Nicht aus sinnlichem Triebe, nein, aus christlicher Liebe, sagte der Pfaff, als er bei der Dirn' schlief.Junker und Pfaffen, II, 264.

*2 Trib und Trát, Trât und Trib, Hutung und Drusch.

Gehört zu den auf t anlautenden (alliterirenden) Redensarten der deutschen Sprache, welche C. Schulz in Herrig's Archiv (Bd. 50) zusammengestellt hat. Zu den unter Schlimm, Schloss 57, Seide 11 und Stock 105 bereits aufgeführten Redensarten dieser Art, füge ich hier die auf t anlautenden bei: Tag und Thau (vör Dau un Dog upstan, in Mecklenburg vor Tagesanbruch); Teufel und Tod, den tiufl und den tôt (Vrid., 67, 9); tür und tôr (Biterolf, 1648); Tiegel und Topf, Topf und Tiegel (= alles Küchengeräth, niederdeutsch Putt und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0663" n="[657]"/>
          <cb n="1313"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">91 Wer Treu und Glauben verloren hat, der hat nichts mehr zu verlieren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swer die triwe hât verkorn, der hât die beste hobe verlôn. (<hi rendition="#i">Lanzelot.</hi>) &#x2013; Triuwe diu ist darzuo quot: si machet wert des mannes lîp und êrt ouch alsô schoeniu wîp, daz ir zuht noch ir muot nôch schanden nimmer niht getuot. (<hi rendition="#i">Klage.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 151.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">92 Wer Trew mit Vntrew vergilt, der hats selten gewin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 770.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Annis mille jam peractis, nulla fides est in pactis. (<hi rendition="#i">Gaal, 411.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 Wer Trewe bricht, dem bricht man wider.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 707, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">94 Wir haben solche Trew vnd Glauben, dass jhm weder zu trawen noch zu glauben ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 322, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">95 Wo ich keine Trew finde, da kehr ich den Mantel nach dem Winde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 806.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">96 Wo keine Treue, da ist auch kein Glaube.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Zpronev&#x0115;&#x0159;ilému nev&#x0115;&#x0159;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 252.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cave illum semper qui tibi imposuit semel. (<hi rendition="#i">Publ. Syr.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">97 Wo Treue Wurzel schlägt, da macht Gottes Segen einen Baum daraus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 241; Simrock, 10475.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Da triu ist wider triuwe, dô wirt niht aftertriuwe. (<hi rendition="#i">Helbling.</hi>) &#x2013; Swâ triuwe niht gên triuwen stât, dâ hât der valsch gedinget. (<hi rendition="#i">Frauenlob.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle. 151.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">98 Wo Trew ist, da ist Gottes Segen nicht fern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 816.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Triuwe ist der werlde bestez guot und ist des himels hôhste vrume. (<hi rendition="#i">Frauenlob.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 150.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">99 Wo Trew vnd Glaub auffhört, da kan kein Gut mehr folgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 816.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">100 Wo trew vnnd glaub auffhören, da ligt gut Regiment todtkranck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 520, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">101 Zur Treue kann man niemand zwingen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men dwingt geene menschen tot de trouw. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 347<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*102 Alte deutsche Treue.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Man nennet mich die alte deutsch Treue, weil man mich weiland mehr als itzo kandte. Es brauchte nicht so viel Geschrey, wenn man sich ein Freund des andern nanndte. Nur grad zu, das war der beste Weg, da galt sehr vieles Treu und Glauben, die Worte stezte man nicht so auf Schrauben. Es hiess: ein Wort, ein Wort; ein Mann, ein Mann; wers anders that, verdiente Fluch und Bann. Was man schon hundert Jahr als unrecht konnte nennen, das wolte man nicht eine Stunde recht erkennen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 156<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*103 Auf Treu' und Glauben handeln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Agir de bonnc foi. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 14<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*104 Bei meiner Treu'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ausdruck des Erstaunens oder der Betheuerung. &#x201E;Be meiner Troi, doas hätt ich mir nich egebildt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 153<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x201E;Wir schwören alle schier: bei unserer Treu! und wissen doch, dass sie sehr selten sei.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Par ma fi. &#x2013; Par ma figue. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 505<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Per sanctam jurare fidem parique solemus; at nihil in toto rarius orbe fide est. (<hi rendition="#i">Witzfunken, VII, 149.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*105 Bi Treu und Säligkeit!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Schweiz ist sehr reich an dergleichen spricht wörtlichen kürzern und längern Betheuerungsformeln, von denen bei Pfanne 33 sich eine Zusammenstellung findet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*106 Da gilt noch Treue und Glauben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*107 Der Treue einen Nasenschneller geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1664.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*108 Einen auf Treue und Glauben hingehen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Laisser quelqu'un sur fa foi. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 320<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*109 Schweizer Treue!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*110 Treue und Glauben brechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire faire le faut de Breton à quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 92<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*111 Treue und Glauben halten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Garder fidelité. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 313<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*112 Weder Treue noch Glauben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6054; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 7599; Braun, I, 4589.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ni foi, ni loi.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar is trouw noch geloof op de aarde. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 346<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x2013; Het is eene Swobs trouwe. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 321<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fides Graeca (Pelasga, Punica). (<hi rendition="#i">Seybold, 183.</hi>) &#x2013; Quibus necara, neque fides.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Treuflersche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist eine Treuflersche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 494<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Weib, das die Kunst versteht, kläglich zu thun; von Treufeln = kläglich und unablässig um etwas bitten.</p><lb/>
          <cb n="1314"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Treuherzigkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Bestendige trewhertzigkeit vnd trewhertzige bestendigkeit, wo die kommen zur einigkeit, so widerstehen sie allem leyd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 10; Lehmann, II, 51, 44.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Treulich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Trewlich vnnd ongefehrlich, wie mann alle eyd schwert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 188<hi rendition="#sup">a;</hi> Gruter, I, 67; Kirchhofer, 154; Eiselein, 603.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einige legen es aus, man soll das Versprechen treu halten, andere, man soll niemand mit dem Buchstaben streng binden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quam benecon veniunt hic advocat, invocat ille, Juris Potronus, juris inopsque cliens. (<hi rendition="#i">Sutor, 334.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Treuschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Alte Treuschaft verstirbt nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 183, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Erbe kann nur das wirkliche Eigenthum des Erblassers in Anspruch nehmen, aber nicht, was man ihm auf Treue und Glauben übergeben hat; er hat vielmehr die alte Treue zu bewahren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Tribeliren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A tribelîrt ês nôch der Tauer.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 415, 570.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Tribunal.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Das hohe Tribunal steht jedem offen; doch nur, wer Geld hat, darf Erhörung hoffen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Tribut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Tribut von den Todten verlangen.</hi> (S.  Luft 41.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He demands tribute of the dead. (<hi rendition="#i">Bohn II, 65.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Trichter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Durch den Trichter giesst der Wirth in sein Fass, was er will.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 604; Simrock, 104181.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Man kann einem nicht mit dem wiener (nürnberger) Trichter eingiessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Der kann nicht auf den Trichter kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 108.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Der umgestürzte Trichter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart ist in Wien zur Weltausstellung 1873 entstanden und von da aus durch Oesterreich und weiter verbreitet. Der wiener Volkswitz hat die Rotunde in dieser Weise bezeichnet. Die <hi rendition="#i">Bohemia (Prag 1873, Nr. 122)</hi> berichtet: &#x201E;Wir treten jetzt in die Rotunde selbst ein und haben auch jetzt an den Formen kein besonderes Behagen, seit sich der wiener Witz desselben bemächtigt hat und sie den umgestürzten Trichter nennt, können wir uns gar nicht mehr daran erfreuen und auch des unbehaglichen Bildes nicht los und ledig werden.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Hier hilft kein nürnberger Trichter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Für'n N. brauchet ma scho' en nürnberger Trachter, d. h. er begreift schwer und sollte man ihm das, was er lernen soll, eingiessen. (<hi rendition="#i">Hügel, 165<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zal hem de wijsheid door den Neurenburger trechter in den kop gieten. &#x2013; Men sol het hem met een' trechter ingieten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 122<hi rendition="#sup">b</hi> u. 343<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Man muss den nürnberger Trichter holen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne: da hilft kein nürnberger Trichter. Wahrscheinlich entstand diese Redensart vom <hi rendition="#i">Poetischen Trichter,</hi> den <hi rendition="#i">Harsdörffer</hi> 1650-53 zu Nürnberg herausgab, und der eine Anweisung sein wollte, &#x201E;die teutsche Dicht- und Reimkunst in sechs Stunden einzugiessen&#x201C;. Im <hi rendition="#i">Volksgarten (Berlin 1864, Nr. 43, S. 672)</hi> wird die Entstehung des Worts Trichter in das Jahr 1540 verlegt, während <hi rendition="#i">Harsdörffer,</hi> der Verfasser des Buchs, erst 1607 geboren wurde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Man muss es jhm mit eim trechter eingiessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 107<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Einkewen, einstreichen, fürkewen wie eim jungen kind.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praemansum in os inserere. (<hi rendition="#i">Suringar, CLXXV, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Walt's der Trichter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Je, ducht' ich, wâlt's der Trichter, Miezle, willste a Floimla hoan?&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 166<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Trieb.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Nicht aus sinnlichem Triebe, nein, aus christlicher Liebe, sagte der Pfaff, als er bei der Dirn' schlief.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Junker und Pfaffen, II, 264.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Trib und Trát, Trât und Trib, Hutung und Drusch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gehört zu den auf t anlautenden (alliterirenden) Redensarten der deutschen Sprache, welche <hi rendition="#i">C. Schulz in Herrig's Archiv (Bd. 50)</hi> zusammengestellt hat. Zu den unter Schlimm, Schloss 57, Seide 11 und Stock 105 bereits aufgeführten Redensarten dieser Art, füge ich hier die auf t anlautenden bei: Tag und Thau (vör Dau un Dog upstan, in Mecklenburg vor Tagesanbruch); Teufel und Tod, den tiufl und den tôt (<hi rendition="#i">Vrid., 67, 9</hi>); tür und tôr (<hi rendition="#i">Biterolf, 1648</hi>); Tiegel und Topf, Topf und Tiegel (= alles Küchengeräth, niederdeutsch Putt und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[657]/0663] 91 Wer Treu und Glauben verloren hat, der hat nichts mehr zu verlieren. Mhd.: Swer die triwe hât verkorn, der hât die beste hobe verlôn. (Lanzelot.) – Triuwe diu ist darzuo quot: si machet wert des mannes lîp und êrt ouch alsô schoeniu wîp, daz ir zuht noch ir muot nôch schanden nimmer niht getuot. (Klage.) (Zingerle, 151.) 92 Wer Trew mit Vntrew vergilt, der hats selten gewin. – Petri, II, 770. Lat.: Annis mille jam peractis, nulla fides est in pactis. (Gaal, 411.) 93 Wer Trewe bricht, dem bricht man wider. – Lehmann, 707, 54. 94 Wir haben solche Trew vnd Glauben, dass jhm weder zu trawen noch zu glauben ist. – Lehmann, 322, 29. 95 Wo ich keine Trew finde, da kehr ich den Mantel nach dem Winde. – Petri, II, 806. 96 Wo keine Treue, da ist auch kein Glaube. Böhm.: Zpronevĕřilému nevĕř. (Čelakovsky, 252.) Lat.: Cave illum semper qui tibi imposuit semel. (Publ. Syr.) 97 Wo Treue Wurzel schlägt, da macht Gottes Segen einen Baum daraus. – Sailer, 241; Simrock, 10475. Mhd.: Da triu ist wider triuwe, dô wirt niht aftertriuwe. (Helbling.) – Swâ triuwe niht gên triuwen stât, dâ hât der valsch gedinget. (Frauenlob.) (Zingerle. 151.) 98 Wo Trew ist, da ist Gottes Segen nicht fern. – Petri, II, 816. Mhd.: Triuwe ist der werlde bestez guot und ist des himels hôhste vrume. (Frauenlob.) (Zingerle, 150.) 99 Wo Trew vnd Glaub auffhört, da kan kein Gut mehr folgen. – Petri, II, 816. 100 Wo trew vnnd glaub auffhören, da ligt gut Regiment todtkranck. – Lehmann, 520, 29. 101 Zur Treue kann man niemand zwingen. Holl.: Men dwingt geene menschen tot de trouw. (Harrebomée, II, 347a.) *102 Alte deutsche Treue. „Man nennet mich die alte deutsch Treue, weil man mich weiland mehr als itzo kandte. Es brauchte nicht so viel Geschrey, wenn man sich ein Freund des andern nanndte. Nur grad zu, das war der beste Weg, da galt sehr vieles Treu und Glauben, die Worte stezte man nicht so auf Schrauben. Es hiess: ein Wort, ein Wort; ein Mann, ein Mann; wers anders that, verdiente Fluch und Bann. Was man schon hundert Jahr als unrecht konnte nennen, das wolte man nicht eine Stunde recht erkennen.“ (Keller, 156b.) *103 Auf Treu' und Glauben handeln. Frz.: Agir de bonnc foi. (Kritzinger, 14b.) *104 Bei meiner Treu'. Ausdruck des Erstaunens oder der Betheuerung. „Be meiner Troi, doas hätt ich mir nich egebildt.“ (Keller, 153b.) „Wir schwören alle schier: bei unserer Treu! und wissen doch, dass sie sehr selten sei.“ Frz.: Par ma fi. – Par ma figue. (Kritzinger, 505a.) Lat.: Per sanctam jurare fidem parique solemus; at nihil in toto rarius orbe fide est. (Witzfunken, VII, 149.) *105 Bi Treu und Säligkeit! Die Schweiz ist sehr reich an dergleichen spricht wörtlichen kürzern und längern Betheuerungsformeln, von denen bei Pfanne 33 sich eine Zusammenstellung findet. *106 Da gilt noch Treue und Glauben. *107 Der Treue einen Nasenschneller geben. – Parömiakon, 1664. *108 Einen auf Treue und Glauben hingehen lassen. Frz.: Laisser quelqu'un sur fa foi. (Kritzinger, 320b.) *109 Schweizer Treue! *110 Treue und Glauben brechen. Frz.: Faire faire le faut de Breton à quelqu'un. (Kritzinger, 92b.) *111 Treue und Glauben halten. Frz.: Garder fidelité. (Kritzinger, 313a.) *112 Weder Treue noch Glauben. – Körte, 6054; Körte2, 7599; Braun, I, 4589. Frz.: Ni foi, ni loi. Holl.: Daar is trouw noch geloof op de aarde. (Harrebomée, II, 346b.) – Het is eene Swobs trouwe. (Harrebomée, II, 321a.) Lat.: Fides Graeca (Pelasga, Punica). (Seybold, 183.) – Quibus necara, neque fides. Treuflersche. * Es ist eine Treuflersche. – Dähnert, 494b. Ein Weib, das die Kunst versteht, kläglich zu thun; von Treufeln = kläglich und unablässig um etwas bitten. Treuherzigkeit. Bestendige trewhertzigkeit vnd trewhertzige bestendigkeit, wo die kommen zur einigkeit, so widerstehen sie allem leyd. – Gruter, III, 10; Lehmann, II, 51, 44. Treulich. * Trewlich vnnd ongefehrlich, wie mann alle eyd schwert. – Franck, II, 188a; Gruter, I, 67; Kirchhofer, 154; Eiselein, 603. Einige legen es aus, man soll das Versprechen treu halten, andere, man soll niemand mit dem Buchstaben streng binden. Lat.: Quam benecon veniunt hic advocat, invocat ille, Juris Potronus, juris inopsque cliens. (Sutor, 334.) Treuschaft. Alte Treuschaft verstirbt nicht. – Graf, 183, 7. Der Erbe kann nur das wirkliche Eigenthum des Erblassers in Anspruch nehmen, aber nicht, was man ihm auf Treue und Glauben übergeben hat; er hat vielmehr die alte Treue zu bewahren. Tribeliren. * A tribelîrt ês nôch der Tauer. (Schles.) – Frommann, III, 415, 570. Tribunal. Das hohe Tribunal steht jedem offen; doch nur, wer Geld hat, darf Erhörung hoffen. Tribut. * Tribut von den Todten verlangen. (S. Luft 41.) Engl.: He demands tribute of the dead. (Bohn II, 65.) Trichter. 1 Durch den Trichter giesst der Wirth in sein Fass, was er will. – Eiselein, 604; Simrock, 104181. 2 Man kann einem nicht mit dem wiener (nürnberger) Trichter eingiessen. *3 Der kann nicht auf den Trichter kommen. – Klix, 108. *4 Der umgestürzte Trichter. Diese Redensart ist in Wien zur Weltausstellung 1873 entstanden und von da aus durch Oesterreich und weiter verbreitet. Der wiener Volkswitz hat die Rotunde in dieser Weise bezeichnet. Die Bohemia (Prag 1873, Nr. 122) berichtet: „Wir treten jetzt in die Rotunde selbst ein und haben auch jetzt an den Formen kein besonderes Behagen, seit sich der wiener Witz desselben bemächtigt hat und sie den umgestürzten Trichter nennt, können wir uns gar nicht mehr daran erfreuen und auch des unbehaglichen Bildes nicht los und ledig werden.“ *5 Hier hilft kein nürnberger Trichter. Für'n N. brauchet ma scho' en nürnberger Trachter, d. h. er begreift schwer und sollte man ihm das, was er lernen soll, eingiessen. (Hügel, 165b.) Holl.: Hij zal hem de wijsheid door den Neurenburger trechter in den kop gieten. – Men sol het hem met een' trechter ingieten. (Harrebomée, II, 122b u. 343b.) *6 Man muss den nürnberger Trichter holen. In dem Sinne: da hilft kein nürnberger Trichter. Wahrscheinlich entstand diese Redensart vom Poetischen Trichter, den Harsdörffer 1650-53 zu Nürnberg herausgab, und der eine Anweisung sein wollte, „die teutsche Dicht- und Reimkunst in sechs Stunden einzugiessen“. Im Volksgarten (Berlin 1864, Nr. 43, S. 672) wird die Entstehung des Worts Trichter in das Jahr 1540 verlegt, während Harsdörffer, der Verfasser des Buchs, erst 1607 geboren wurde. *7 Man muss es jhm mit eim trechter eingiessen. – Franck, II, 107b. „Einkewen, einstreichen, fürkewen wie eim jungen kind.“ Lat.: Praemansum in os inserere. (Suringar, CLXXV, 2.) *8 Walt's der Trichter. „Je, ducht' ich, wâlt's der Trichter, Miezle, willste a Floimla hoan?“ (Keller, 166b.) Trieb. 1 Nicht aus sinnlichem Triebe, nein, aus christlicher Liebe, sagte der Pfaff, als er bei der Dirn' schlief. – Junker und Pfaffen, II, 264. *2 Trib und Trát, Trât und Trib, Hutung und Drusch. Gehört zu den auf t anlautenden (alliterirenden) Redensarten der deutschen Sprache, welche C. Schulz in Herrig's Archiv (Bd. 50) zusammengestellt hat. Zu den unter Schlimm, Schloss 57, Seide 11 und Stock 105 bereits aufgeführten Redensarten dieser Art, füge ich hier die auf t anlautenden bei: Tag und Thau (vör Dau un Dog upstan, in Mecklenburg vor Tagesanbruch); Teufel und Tod, den tiufl und den tôt (Vrid., 67, 9); tür und tôr (Biterolf, 1648); Tiegel und Topf, Topf und Tiegel (= alles Küchengeräth, niederdeutsch Putt und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/663
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [657]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/663>, abgerufen am 21.12.2024.