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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 42 Wer Schätze sammelt und niemand Gutes thut, der spart sein Brot und läuft zur Hölle.

43 Wer Schätze will (haben, sucht) geht zum April.

44 Wer seine Schätze im Himmel hat, dem stiehlt sie kein Dieb.

45 Wer seinen Schatz gewinnt, hat nicht übel gespielt.

Wenn der schon von Glück zu sagen hat, der seinen Einsatz wieder bekommt; so ist es freilich sehr bedenklich, durch Spiel seine Glücksumstände verbessern zu wollen.

46 Wer wegen des Schatzes das Haus umgräbt, macht leicht aus der Hütte einen Palast.

47 Wir tragen unsern Schatz alle in irdischen Gefässen. - Sprichwörterschatz, 203.

48 Wir tragen unsern Schatz in hölzernen Gefässen, sagte das Weib, als man ihren Mann begrub.

49 Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Hertz; wo dein Hertz, da dein Gott. - Egenolff, 104; Lehmann, II, 857, 433.

50 Wo Schatz, da Herz. - Matth., 6, 21; Petri, II, 800; Schulze, 188; Simrock, 8897; Zehner, 422; Körte, 5267; Körte2, 6590; Büchmann, 157.

"Wo eines Schatz verborgen ist, da ist sein Herz zu jeder Frist." (Bacmeister, 98.)

Mhd.: Des menschen herze ist zaller zeit, swa sein schatz verborgen leit. (Freidank.) - Swa des menschen schaz leit da ist daz herze alle zeit. (Martina.) - Swa dein hort ist, da sint deine sinne. (Zingerle, 67.) - Swar ie des mannes herze stat, da ist der hort, den er da hat. (Freidank.)

Dän.: Hvor eders liggende fae er, der er og eders hierte. (Prov. dan., 386.)

Holl.: Daar uw schat is, daar is ook uw harte. (Harrebomee, II, 243b.)

It.: Dov' e l'amore, ivi l'occhio corre. (Pazzaglia, 14.)

Lat.: Anima est ubi amat. (Sanct Augustinus.) - Ubi (est) thesaurus (tuus), ibi et cor (vestrum est). (Bovill, I, 101.)

51 Wo schätze sind, da sind auch dieb. - Henisch, 695, 45; Petri, II, 816.

*52 Als er seinen Schatz wollte heben, wurde er ihm zu lauter Kohlen.

*53 Der Schatz denkt a si. - Sutermeister, 102.

Wenn einem Mädchen die Schürze entfällt.

*54 Der Schatz ist zu Kohlen (Wasser) geworden. - Eiselein, 546.

Lat.: Thesaurus carbonis erant. (Eiselein, 546.)

*55 Er hat einen Schatz gefunden, wie die Landsberger. - Eiselein, 409.

Ironisch von werthlosen Dingen, auch von Personen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Es is vün'm Mejlechs (Königs) Ojzer (Schatz). "Ein Schatzgräber hatte sie verleitet, mit ihm Geld in ein Loch auf dem Schlossberge zu legen, womit sie einen dort verborgenen Schatz hervorlocken wollten. Allein der Betrüger schlich eines Morgens im geheimen zu dem Loche, nahm das Geld heraus, legte für die Landsberger etwas anderes hinein, und machte sich aus dem Staube."

*56 Mer hot da Schatz g'funda. - Michel, 272; Nefflen, 463.

Man hat den Schaden entdeckt, den Unrath gesehen.

*57 Schätz sammeln. - Agricola II, 488.

*58 Sie ist ein alter Schatz.

Eine verblühte Schöne. Schatz, Schätzel ist der zärtliche Ausdruck zur Bezeichnung einer Geliebten. Das Wörterbuch für diesen Zweck ist bei verschiedenen Völkern und Ständen reich. Die Hanakinnen, die Anwohnerinnen der Hana in Mähren, nennen ihre Liebhaber: Anflammerer. Die Sennerin der tiroler und steirischen Alpenwelt nennt ihren Mann, und wenn er auch schon über vierzig Jahre zählt, ihren Buaban. Der Tiroler und Steirer koset mit seiner Geliebten als mit seinem Mädle. Die Völkerschaften slawischen Ursprungs haben in der Liebe die Verkleinerungsform zur Bezeichnung des geliebten weiblichen Wesens angenommen. Meistens heisst hier die Geliebte: Seelchen, Herzchen u. s. w. Der Chinese nennt die Geliebte: nie verwelkende Theeblüte; der Tatar: makelloses, nie ermüdendes Füllen; der Japanese: ewig schimmernder Goldlack der Jugend; der Kaffer: nie schlafendes Schlangenauge; der Türke: Tulpe aus dem Prophetengarten. Auch sogar einzelne Stände der Gesellschaft haben verschiedene Bezeichnungen für das geliebte weibliche Wesen. Das dienende Personal, die arbeitende Klasse hat ihren Schatz, der Soldat hat eine Flamme, der Student hat eine Poussage, der Schauspieler sein Verhältniss, der Schriftsteller seinen Engel, der Philister aber hat schon in der Gegenwart seine Zukünftige.

Frz.: C'est une tete a medaille.


[Spaltenumbruch]
Schätzen.

1 Es leit am schetzen, sprach jener wolf, frass er einen Esel für ein Hasen. - Nas, 266a.

2 Jeder schätzt sich nach seinem Masse.

3 Richtig schätzen und sich richtig setzen ist eine Hauptsache im Leben.

4 Theuer geschätzt ist nicht verkauft. - Simrock, 10252; Körte, 5933; Braun, I, 4483; Graf, 252, 159.

Eine Taxe kann jeder machen, aber nicht Leute, die dafür kaufen.

*5 Schätze kan fehle. (Ulm.)

Man kann sich in der muthmasslichen Gewichts-, Werths- u. s. w. Bestimmung leicht irren.


Schatzkammer.

Was nützt eine Schatzkammer, aus der man nichts herausnehmen darf.


Schätzlein.

1 Es muss so sy, Schätzeli, git de Wille dry. - Schweiz, I, 144, 65.

2 Wo man immer etwas zum Schetzlein legt, da wird endlich ein Hauff drauss. - Petri, II, 812.


Schatzmeister.

1 Die Schatzmeister der Fürsten sind Schwämme.

Frz.: Les tresoriers sont les eponges des rois. (Cahier, 1724.)

2 Ein Schatzmeister ohne Geld ist ein Apotheker ohne Zucker.

Frz.: Un tresorier sans argent est un Apoticaire sans sucre. (Kritzinger, 692b; Cahier, 127.)


Schatzung.

Schatzung ist für die Reichen; die Armen müssen die Haut darrecken.


Schaub.

Swer mit nazzen schauben1 ein schnellez vüer enzünden wil, der darf wol spaeher hitze. - H. von Meissen, Leiche, 121, 5.

1) Schaub, ein Strohbund, Strohbüschel oder Strohwisch. (Vgl. Haupt, Zeitschrift, VI, 531; Weigand, Wb., IIa, 566.)


Schaube.

Ein marderen Schaub1 vnd gulden Kleid wirdt offt gefüttert mit Hertzenleid. - Petri, II, 214; Henisch, 1421, 48.

1) Schaube, ein bis zu den Füssen gehendes, weites Ueberkleid. (Weigand, Wb., IIa, 566.)


Schaubenhut.

Sie setzen einen Schaubenhut, da ein Filzhut besser thut. - Fischart, Prakt.


Schaubhütchen.

* Er ist ein Schaubhütchen.

"Einen für einen Narren vnd Schaubhütchen halten." (Mathesy, 310a.)


Schäublein.

Wo ein Schäublein aussteckt, ist es ein Zeichen, dass man Bier feil habe. - Eiselein, 526.

Ein kleiner Schaub, ein Strohwisch als Zeichen des Ausschanks von Bier oder Wein.


Schaubscher.

* Me chönnt en au schicke d' Schaubscher ze hole. (S. Salz 107.) - Sutermeister, 88.


Schaubühne.

Es ist keine Schaubühne so veränderlich als des Menschen Herz. - Chaos, 292.


Schauderig.

Schauderig wie der Tod im baseler Todtentanz.


Schaudern.

* Es schaudert jm. - Franck, II, 19a.

Er ist schuldig.


Schauen.

1 Er schaut drei Meilen über die Schöpfung hinaus.

Der Ueberkluge.

2 Erst geschaut, dann getraut. - Sprichwörtergarten, 455.

Man muss die Menschen erst suchen kennen zu lernen, ehe man ihnen Vertrauen schenkt.

3 Erst schauen, dann bauen. - Sprichwörtergarten, 47.

Empfiehlt Vorsicht zum Beginn und zur Betreibung eines Geschäfts.

4 Jeder schaue in sein Haus. - Masson, 18.

"Fege vor seiner Thür, miste seinen Stall u. s. w."

5 Müssiges Schauen hindert den Teufel nicht am Brauen.

[Spaltenumbruch] 42 Wer Schätze sammelt und niemand Gutes thut, der spart sein Brot und läuft zur Hölle.

43 Wer Schätze will (haben, sucht) geht zum April.

44 Wer seine Schätze im Himmel hat, dem stiehlt sie kein Dieb.

45 Wer seinen Schatz gewinnt, hat nicht übel gespielt.

Wenn der schon von Glück zu sagen hat, der seinen Einsatz wieder bekommt; so ist es freilich sehr bedenklich, durch Spiel seine Glücksumstände verbessern zu wollen.

46 Wer wegen des Schatzes das Haus umgräbt, macht leicht aus der Hütte einen Palast.

47 Wir tragen unsern Schatz alle in irdischen Gefässen.Sprichwörterschatz, 203.

48 Wir tragen unsern Schatz in hölzernen Gefässen, sagte das Weib, als man ihren Mann begrub.

49 Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Hertz; wo dein Hertz, da dein Gott.Egenolff, 104; Lehmann, II, 857, 433.

50 Wo Schatz, da Herz.Matth., 6, 21; Petri, II, 800; Schulze, 188; Simrock, 8897; Zehner, 422; Körte, 5267; Körte2, 6590; Büchmann, 157.

„Wo eines Schatz verborgen ist, da ist sein Herz zu jeder Frist.“ (Bacmeister, 98.)

Mhd.: Des menschen herze ist zaller zît, swâ sîn schatz verborgen lît. (Freidank.) – Swa des menschen schaz lît dâ ist daz herze alle zît. (Martina.) – Swâ dîn hort ist, dâ sint dîne sinne. (Zingerle, 67.) – Swar ie des mannes herze stât, dâ ist der hort, den er dâ hât. (Freidank.)

Dän.: Hvor eders liggende fæ er, der er og eders hierte. (Prov. dan., 386.)

Holl.: Daar uw schat is, daar is ook uw harte. (Harrebomée, II, 243b.)

It.: Dov' è l'amore, ivi l'occhio corre. (Pazzaglia, 14.)

Lat.: Anima est ubi amat. (Sanct Augustinus.) – Ubi (est) thesaurus (tuus), ibi et cor (vestrum est). (Bovill, I, 101.)

51 Wo schätze sind, da sind auch dieb.Henisch, 695, 45; Petri, II, 816.

*52 Als er seinen Schatz wollte heben, wurde er ihm zu lauter Kohlen.

*53 Der Schatz denkt a si.Sutermeister, 102.

Wenn einem Mädchen die Schürze entfällt.

*54 Der Schatz ist zu Kohlen (Wasser) geworden.Eiselein, 546.

Lat.: Thesaurus carbonis erant. (Eiselein, 546.)

*55 Er hat einen Schatz gefunden, wie die Landsberger.Eiselein, 409.

Ironisch von werthlosen Dingen, auch von Personen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Es is vün'm Mejlechs (Königs) Ojzer (Schatz). „Ein Schatzgräber hatte sie verleitet, mit ihm Geld in ein Loch auf dem Schlossberge zu legen, womit sie einen dort verborgenen Schatz hervorlocken wollten. Allein der Betrüger schlich eines Morgens im geheimen zu dem Loche, nahm das Geld heraus, legte für die Landsberger etwas anderes hinein, und machte sich aus dem Staube.“

*56 Mer hôt da Schatz g'funda.Michel, 272; Nefflen, 463.

Man hat den Schaden entdeckt, den Unrath gesehen.

*57 Schätz sammeln.Agricola II, 488.

*58 Sie ist ein alter Schatz.

Eine verblühte Schöne. Schatz, Schätzel ist der zärtliche Ausdruck zur Bezeichnung einer Geliebten. Das Wörterbuch für diesen Zweck ist bei verschiedenen Völkern und Ständen reich. Die Hanakinnen, die Anwohnerinnen der Hana in Mähren, nennen ihre Liebhaber: Anflammerer. Die Sennerin der tiroler und steirischen Alpenwelt nennt ihren Mann, und wenn er auch schon über vierzig Jahre zählt, ihren Buaban. Der Tiroler und Steirer koset mit seiner Geliebten als mit seinem Mädle. Die Völkerschaften slawischen Ursprungs haben in der Liebe die Verkleinerungsform zur Bezeichnung des geliebten weiblichen Wesens angenommen. Meistens heisst hier die Geliebte: Seelchen, Herzchen u. s. w. Der Chinese nennt die Geliebte: nie verwelkende Theeblüte; der Tatar: makelloses, nie ermüdendes Füllen; der Japanese: ewig schimmernder Goldlack der Jugend; der Kaffer: nie schlafendes Schlangenauge; der Türke: Tulpe aus dem Prophetengarten. Auch sogar einzelne Stände der Gesellschaft haben verschiedene Bezeichnungen für das geliebte weibliche Wesen. Das dienende Personal, die arbeitende Klasse hat ihren Schatz, der Soldat hat eine Flamme, der Student hat eine Poussage, der Schauspieler sein Verhältniss, der Schriftsteller seinen Engel, der Philister aber hat schon in der Gegenwart seine Zukünftige.

Frz.: C'est une tête à medaille.


[Spaltenumbruch]
Schätzen.

1 Es leit am schetzen, sprach jener wolf, frass er einen Esel für ein Hasen.Nas, 266a.

2 Jeder schätzt sich nach seinem Masse.

3 Richtig schätzen und sich richtig setzen ist eine Hauptsache im Leben.

4 Theuer geschätzt ist nicht verkauft.Simrock, 10252; Körte, 5933; Braun, I, 4483; Graf, 252, 159.

Eine Taxe kann jeder machen, aber nicht Leute, die dafür kaufen.

*5 Schätze kan fehle. (Ulm.)

Man kann sich in der muthmasslichen Gewichts-, Werths- u. s. w. Bestimmung leicht irren.


Schatzkammer.

Was nützt eine Schatzkammer, aus der man nichts herausnehmen darf.


Schätzlein.

1 Es muss so sy, Schätzeli, git de Wille dry.Schweiz, I, 144, 65.

2 Wo man immer etwas zum Schetzlein legt, da wird endlich ein Hauff drauss.Petri, II, 812.


Schatzmeister.

1 Die Schatzmeister der Fürsten sind Schwämme.

Frz.: Les trésoriers sont les éponges des rois. (Cahier, 1724.)

2 Ein Schatzmeister ohne Geld ist ein Apotheker ohne Zucker.

Frz.: Un trésorier sans argent est un Apoticaire sans sucre. (Kritzinger, 692b; Cahier, 127.)


Schatzung.

Schatzung ist für die Reichen; die Armen müssen die Haut darrecken.


Schaub.

Swer mit nazzen schauben1 ein schnellez vüer enzünden wil, der darf wol spaeher hitze.H. von Meissen, Leiche, 121, 5.

1) Schaub, ein Strohbund, Strohbüschel oder Strohwisch. (Vgl. Haupt, Zeitschrift, VI, 531; Weigand, Wb., IIa, 566.)


Schaube.

Ein marderen Schaub1 vnd gulden Kleid wirdt offt gefüttert mit Hertzenleid.Petri, II, 214; Henisch, 1421, 48.

1) Schaube, ein bis zu den Füssen gehendes, weites Ueberkleid. (Weigand, Wb., IIa, 566.)


Schaubenhut.

Sie setzen einen Schaubenhut, da ein Filzhut besser thut.Fischart, Prakt.


Schaubhütchen.

* Er ist ein Schaubhütchen.

„Einen für einen Narren vnd Schaubhütchen halten.“ (Mathesy, 310a.)


Schäublein.

Wo ein Schäublein aussteckt, ist es ein Zeichen, dass man Bier feil habe.Eiselein, 526.

Ein kleiner Schaub, ein Strohwisch als Zeichen des Ausschanks von Bier oder Wein.


Schaubscher.

* Me chönnt en au schicke d' Schaubschêr ze hole. (S. Salz 107.) – Sutermeister, 88.


Schaubühne.

Es ist keine Schaubühne so veränderlich als des Menschen Herz.Chaos, 292.


Schauderig.

Schauderig wie der Tod im baseler Todtentanz.


Schaudern.

* Es schaudert jm.Franck, II, 19a.

Er ist schuldig.


Schauen.

1 Er schaut drei Meilen über die Schöpfung hinaus.

Der Ueberkluge.

2 Erst geschaut, dann getraut.Sprichwörtergarten, 455.

Man muss die Menschen erst suchen kennen zu lernen, ehe man ihnen Vertrauen schenkt.

3 Erst schauen, dann bauen.Sprichwörtergarten, 47.

Empfiehlt Vorsicht zum Beginn und zur Betreibung eines Geschäfts.

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[[56]/0062] 42 Wer Schätze sammelt und niemand Gutes thut, der spart sein Brot und läuft zur Hölle. 43 Wer Schätze will (haben, sucht) geht zum April. 44 Wer seine Schätze im Himmel hat, dem stiehlt sie kein Dieb. 45 Wer seinen Schatz gewinnt, hat nicht übel gespielt. Wenn der schon von Glück zu sagen hat, der seinen Einsatz wieder bekommt; so ist es freilich sehr bedenklich, durch Spiel seine Glücksumstände verbessern zu wollen. 46 Wer wegen des Schatzes das Haus umgräbt, macht leicht aus der Hütte einen Palast. 47 Wir tragen unsern Schatz alle in irdischen Gefässen. – Sprichwörterschatz, 203. 48 Wir tragen unsern Schatz in hölzernen Gefässen, sagte das Weib, als man ihren Mann begrub. 49 Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Hertz; wo dein Hertz, da dein Gott. – Egenolff, 104; Lehmann, II, 857, 433. 50 Wo Schatz, da Herz. – Matth., 6, 21; Petri, II, 800; Schulze, 188; Simrock, 8897; Zehner, 422; Körte, 5267; Körte2, 6590; Büchmann, 157. „Wo eines Schatz verborgen ist, da ist sein Herz zu jeder Frist.“ (Bacmeister, 98.) Mhd.: Des menschen herze ist zaller zît, swâ sîn schatz verborgen lît. (Freidank.) – Swa des menschen schaz lît dâ ist daz herze alle zît. (Martina.) – Swâ dîn hort ist, dâ sint dîne sinne. (Zingerle, 67.) – Swar ie des mannes herze stât, dâ ist der hort, den er dâ hât. (Freidank.) Dän.: Hvor eders liggende fæ er, der er og eders hierte. (Prov. dan., 386.) Holl.: Daar uw schat is, daar is ook uw harte. (Harrebomée, II, 243b.) It.: Dov' è l'amore, ivi l'occhio corre. (Pazzaglia, 14.) Lat.: Anima est ubi amat. (Sanct Augustinus.) – Ubi (est) thesaurus (tuus), ibi et cor (vestrum est). (Bovill, I, 101.) 51 Wo schätze sind, da sind auch dieb. – Henisch, 695, 45; Petri, II, 816. *52 Als er seinen Schatz wollte heben, wurde er ihm zu lauter Kohlen. *53 Der Schatz denkt a si. – Sutermeister, 102. Wenn einem Mädchen die Schürze entfällt. *54 Der Schatz ist zu Kohlen (Wasser) geworden. – Eiselein, 546. Lat.: Thesaurus carbonis erant. (Eiselein, 546.) *55 Er hat einen Schatz gefunden, wie die Landsberger. – Eiselein, 409. Ironisch von werthlosen Dingen, auch von Personen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Es is vün'm Mejlechs (Königs) Ojzer (Schatz). „Ein Schatzgräber hatte sie verleitet, mit ihm Geld in ein Loch auf dem Schlossberge zu legen, womit sie einen dort verborgenen Schatz hervorlocken wollten. Allein der Betrüger schlich eines Morgens im geheimen zu dem Loche, nahm das Geld heraus, legte für die Landsberger etwas anderes hinein, und machte sich aus dem Staube.“ *56 Mer hôt da Schatz g'funda. – Michel, 272; Nefflen, 463. Man hat den Schaden entdeckt, den Unrath gesehen. *57 Schätz sammeln. – Agricola II, 488. *58 Sie ist ein alter Schatz. Eine verblühte Schöne. Schatz, Schätzel ist der zärtliche Ausdruck zur Bezeichnung einer Geliebten. Das Wörterbuch für diesen Zweck ist bei verschiedenen Völkern und Ständen reich. Die Hanakinnen, die Anwohnerinnen der Hana in Mähren, nennen ihre Liebhaber: Anflammerer. Die Sennerin der tiroler und steirischen Alpenwelt nennt ihren Mann, und wenn er auch schon über vierzig Jahre zählt, ihren Buaban. Der Tiroler und Steirer koset mit seiner Geliebten als mit seinem Mädle. Die Völkerschaften slawischen Ursprungs haben in der Liebe die Verkleinerungsform zur Bezeichnung des geliebten weiblichen Wesens angenommen. Meistens heisst hier die Geliebte: Seelchen, Herzchen u. s. w. Der Chinese nennt die Geliebte: nie verwelkende Theeblüte; der Tatar: makelloses, nie ermüdendes Füllen; der Japanese: ewig schimmernder Goldlack der Jugend; der Kaffer: nie schlafendes Schlangenauge; der Türke: Tulpe aus dem Prophetengarten. Auch sogar einzelne Stände der Gesellschaft haben verschiedene Bezeichnungen für das geliebte weibliche Wesen. Das dienende Personal, die arbeitende Klasse hat ihren Schatz, der Soldat hat eine Flamme, der Student hat eine Poussage, der Schauspieler sein Verhältniss, der Schriftsteller seinen Engel, der Philister aber hat schon in der Gegenwart seine Zukünftige. Frz.: C'est une tête à medaille. Schätzen. 1 Es leit am schetzen, sprach jener wolf, frass er einen Esel für ein Hasen. – Nas, 266a. 2 Jeder schätzt sich nach seinem Masse. 3 Richtig schätzen und sich richtig setzen ist eine Hauptsache im Leben. 4 Theuer geschätzt ist nicht verkauft. – Simrock, 10252; Körte, 5933; Braun, I, 4483; Graf, 252, 159. Eine Taxe kann jeder machen, aber nicht Leute, die dafür kaufen. *5 Schätze kan fehle. (Ulm.) Man kann sich in der muthmasslichen Gewichts-, Werths- u. s. w. Bestimmung leicht irren. Schatzkammer. Was nützt eine Schatzkammer, aus der man nichts herausnehmen darf. Schätzlein. 1 Es muss so sy, Schätzeli, git de Wille dry. – Schweiz, I, 144, 65. 2 Wo man immer etwas zum Schetzlein legt, da wird endlich ein Hauff drauss. – Petri, II, 812. Schatzmeister. 1 Die Schatzmeister der Fürsten sind Schwämme. Frz.: Les trésoriers sont les éponges des rois. (Cahier, 1724.) 2 Ein Schatzmeister ohne Geld ist ein Apotheker ohne Zucker. Frz.: Un trésorier sans argent est un Apoticaire sans sucre. (Kritzinger, 692b; Cahier, 127.) Schatzung. Schatzung ist für die Reichen; die Armen müssen die Haut darrecken. Schaub. Swer mit nazzen schauben1 ein schnellez vüer enzünden wil, der darf wol spaeher hitze. – H. von Meissen, Leiche, 121, 5. 1) Schaub, ein Strohbund, Strohbüschel oder Strohwisch. (Vgl. Haupt, Zeitschrift, VI, 531; Weigand, Wb., IIa, 566.) Schaube. Ein marderen Schaub1 vnd gulden Kleid wirdt offt gefüttert mit Hertzenleid. – Petri, II, 214; Henisch, 1421, 48. 1) Schaube, ein bis zu den Füssen gehendes, weites Ueberkleid. (Weigand, Wb., IIa, 566.) Schaubenhut. Sie setzen einen Schaubenhut, da ein Filzhut besser thut. – Fischart, Prakt. Schaubhütchen. * Er ist ein Schaubhütchen. „Einen für einen Narren vnd Schaubhütchen halten.“ (Mathesy, 310a.) Schäublein. Wo ein Schäublein aussteckt, ist es ein Zeichen, dass man Bier feil habe. – Eiselein, 526. Ein kleiner Schaub, ein Strohwisch als Zeichen des Ausschanks von Bier oder Wein. Schaubscher. * Me chönnt en au schicke d' Schaubschêr ze hole. (S. Salz 107.) – Sutermeister, 88. Schaubühne. Es ist keine Schaubühne so veränderlich als des Menschen Herz. – Chaos, 292. Schauderig. Schauderig wie der Tod im baseler Todtentanz. Schaudern. * Es schaudert jm. – Franck, II, 19a. Er ist schuldig. Schauen. 1 Er schaut drei Meilen über die Schöpfung hinaus. Der Ueberkluge. 2 Erst geschaut, dann getraut. – Sprichwörtergarten, 455. Man muss die Menschen erst suchen kennen zu lernen, ehe man ihnen Vertrauen schenkt. 3 Erst schauen, dann bauen. – Sprichwörtergarten, 47. Empfiehlt Vorsicht zum Beginn und zur Betreibung eines Geschäfts. 4 Jeder schaue in sein Haus. – Masson, 18. „Fege vor seiner Thür, miste seinen Stall u. s. w.“ 5 Müssiges Schauen hindert den Teufel nicht am Brauen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [56]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/62>, abgerufen am 21.11.2024.