Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Thomas.

1 Is Sünt Thomas Eis up'm Grawen, is Sünt Peter nor nig drawe. (Westf.) - Boebel, 55.

2 Thomma, kehr d' Stond omma. - Sutermeister, 29.

Sprichwörtliches Namenspiel. (S. Lorenz 3.)

*3 Bald (heut') dreht Thomas den Seiger um. (Schles.)

Um zu sagen, bald oder heute ist der kürzeste Tag.

Frz.: A la sainct Thomas les jours sont au plus bas. (Leroux, I, 81.)

*4 Es ist ein ungläubiger Thomas. - Eiselein, 194; Simrock, 10263; Braun, I, 4487; Joh. 20, 24-29.

Böhm.: Neverici Tomas. (Celakovsky, 17.)

Holl.: Het is een ongeloovige Thomas. (Harrebomee, II, 329b.)

*5 Thomas, zweifelst du immer noch, so lege deine Finger in mein Loch! - Simrock, 10262.


Thomastag.

1 Thomastoag (21. Dec.) woas d' Muck'n geahna (gähnen) moag. (Niederösterreich.)

Dies Sprichwort, insofern ich es recht verstehe, spricht schon von einer Zunahme des Tages und charakterisirt mit ein paar andern die Steigerung derselben. Danach soll er am Thomastage so viel wachsen, als das Gähnen einer Mücke beträgt, am Dreikönigstage (s. d.) um einen Hahnenschritt, am Lichtmesstage (s. d.) um einen Hirschensprung.

*2 Aem den Thumesdoag. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 328, 4.

Um die Zeit des Winters zu bezeichnen. Man bedient sich für diesen Zweck auch der folgenden Redensarten: Aen de lanken Ewenden (in dem langen Abenden). Won em' bäm Uewen sätzt (wenn man beim Ofen sitzt). Won em Schlidde fiert (wenn man Schlitten fährt). Won em Schweng ofdeit (wenn man die Schweine abthut, schlachtet). Won em Wurst moacht. Aem Spirkel (Februar). (Vgl. Frommann, V, 330, 4.) Aen Zegunewängter (im Zigeunerwinter). Aem de geschwuernen Montug (den geschworenen Mondtag). (S. Michaelistag 10.)


Thon.

1 Aus Thon wird kein Glas, und wenn man ihn noch so lange brennt. - Altmann V, 76.

2 Es wird nicht aller Thon zu Pfeifen verdreht.

3 Guter Thon gibt gute Töpfe.

Verhärtet sich aber, wie die Russen sagen, nicht zum Diamanten. (Altmann VI, 434.)

Holl.: Goede klei geeft goede potten. (Harrebomee, I, 413a.)

4 Wenn man den Thon nicht knetet (stampft), werden keine Töpfe daraus.

Ohne Mühe und Arbeit wird niemand ein tüchtiger Geschäftsmann.

5 Wenn man den Thon nicht tritt genug, bekommt man keinen Krug.

Lat.: Testa non fit, lutum nisi tandatur. (Seybold, 603.)

6 Wer nicht wacker tritt den Thon, der bekommt keinen Krug davon.

7 Wie der Thon, so die Töpfe.

*8 Der Thon will mit dem Töpfer rechten.

*9 Er ist aus demselben Thon gemacht. (S. Kachel 8.)

Lat.: Ex eodem luto factus est. (Faselius, 79.)

*10 Er kam aus dem Thon in den Lehm. - Klix, 108.

*11 Sei Thon und man wird dich kneten.


Thonboden.

Für Thonboden ist Frost der beste Ackersmann.


Thor (der).

Thor (der, s. Geck und Narr).

1 An einem Thoren ist immer Hopfen und Malz verloren.

It.: Si perde molto per esser stolta. (Pazzaglia, 281, 16.)

2 Aus Thoren werden Narren, aus Narren Gecken. - Altmann VI, 474.

3 Da der Thor die Thörin nahm, ward der Thor der Thörin Mann. - Petri, II, 54.

4 Dem Thoren ist das Liebste auf Erden, was einem nie kann werden.

Lat.: Stulte, quid haec frustra votis puerilibus optas quae non ulla tibi fertque refertque dies. (Ovid.) (Philippi, II, 200.)

5 Dem Thoren muss man mit Holzschlägeln rathen; süsse Worte helfen nichts, und Drohen nutzet nichts.

Lat.: Duc pope, vel longe taurum, tauras redit ipse. (Sutor, 114.)

6 Dem Thoren sind die Hände zur Ernährung bestimmt. - Burckhardt, 293.

Der Verschwender wirft sein Geld für diejenigen weg, die es nicht verdienen.


[Spaltenumbruch]

7 Den Thoren erkennt man an zwei Dingen: reden, wenn man schweigen und schweigen, wenn man reden soll.

8 Der alte Thor wird wiederum zum Kinde.

9 Der ist ein Thor, der hingibt, was er selbst bedarff. - Lehmann, 236, 63.

10 Der ist ein Thor, der sich auf einen andern mehr verlässt, als auf sich selbst.

It.: E pazzo espresso, chi si flda piu in altro, che in se stesso.

11 Der ist ein Thor, welcher den Spatz aus der Hand lässt fliegen, um die Taub' auf dem Dache (das Rebhuhn in der Luft) zu kriegen.

It.: Poco saggio e colui, che perde il proprio per acquistar l' altrui. (Pazzaglia, 281, 13.)

12 Der thor allzeit reden wil, dauon kompt offt vnglücks vil.

Lat.: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Loci comm., 75.)

13 Der Thor bessert sein Leben, wie der Krebs seinen Gang. - Simrock, 10276; Körte, 5943; Braun, I, 4491.

14 Der Thor besorgt jedermanns Geschäfte, ausgenommen seine eigenen.

Engl.: The fool is busy in every one's business but his own. (Bohn II, 505.)

15 Der Thor denkt nicht weiter als seine Nase reicht.

Engl.: The fool never thinks higher than the top of his house.

16 Der Thor fällt vor einem Esel nieder, der mit Gold beladen ist.

Engl.: Fools worship mules that carry gold.

17 Der Thor flieht das Unglück nicht eher, als bis es ihn beim Rock fasst.

18 Der Thor flieht, der Weise nicht.

19 Der Thor glaubt, die Leiter der Ehre hat eiserne Sprossen.

20 Der thor batt grossen lust zuhand ab der welt vnd zeitlichem stand; der weiss aber erkennet frey, wie auff erd so viel ellend sey.

Lat.: Fallitur insipiens uitae praesentis amore: sed sapiens bene scit quantum sit plena dolore. (Loci comm., 83.)

21 Der Thor ist ein Hahn, der zur Unzeit kräht. - Schlechta, 192.

22 Der Thor lebt von Versprechungen.

"Wer den Thorn erfreun will, der versprech ihm nur des Guten vil."

Lat.: Laeti ficat stultum dives promissio multum. (Sutor, 69.)

23 Der Thor muss ewig dem Weisen dienen. - Graf, 32, 60.

Das liesse sich wol ertragen, wenn's nur nicht oft umgekehrt wäre. Die mittelalterliche Rechtsanschauung verband auch mit dem Begriff der Freiheit den der Weisheit. Wer frei, im Stande des Adels geboren war, der ward auch als weise betrachtet, und ihm musste der Unfreie, dem als solcher auch die Thorheit angeboren war, dienen.

Mhd.: Der tore sol ewiglich dinen dem wisen. (Daniels, 191, 14; Klingen, 73b, 1.)

24 Der Thor sagt: Wer hätte das gedacht!

Engl.: The fool saith, who would have thougt it. (Bohn II, 505.)

25 Der thor sich daran wenig kehrt, so man jhm schon das gute lehrt.

Lat.: Offendit multumque corrigit ad bona stultum. (Loci comm., 189.)

26 Der Thor sucht Ungemach.

Frz.: Le fou cherche son malheur. (Bohn I, 32.)

27 Der Thor trägt sein Herz auf der Zunge, der Kluge trägt seine Zunge im Herzen. - Schlechta, 239.

28 Der Thor und sein Gut sind leicht zu scheyden. - Chaos, 952.

29 Des Thoren Sorge ist, lustige Tage zu haben. - Schlechta, 191.

30 Die alten Thoren (sind) die besten. - Lehmann, II, 69, 14; Pauli, Postilla, 390.

"Die alden thorn die besten, als man spricht." (Werdea, Aiiij.)

31 Die grössten Thoren sind, die besoldet werden, weise zu sein. - Winckler, XIV, 66.

[Spaltenumbruch]
Thomas.

1 Is Sünt Thomas Eis up'm Grawen, is Sünt Peter nor nig drawe. (Westf.) – Boebel, 55.

2 Thomma, kehr d' Stond omma.Sutermeister, 29.

Sprichwörtliches Namenspiel. (S. Lorenz 3.)

*3 Bald (heut') dreht Thomas den Seiger um. (Schles.)

Um zu sagen, bald oder heute ist der kürzeste Tag.

Frz.: A la sainct Thomas les jours sont au plus bas. (Leroux, I, 81.)

*4 Es ist ein ungläubiger Thomas.Eiselein, 194; Simrock, 10263; Braun, I, 4487; Joh. 20, 24-29.

Böhm.: Nevĕřící Tomáš. (Čelakovsky, 17.)

Holl.: Het is een ongeloovige Thomas. (Harrebomée, II, 329b.)

*5 Thomas, zweifelst du immer noch, so lege deine Finger in mein Loch!Simrock, 10262.


Thomastag.

1 Thomastoag (21. Dec.) woas d' Muck'n geahna (gähnen) moag. (Niederösterreich.)

Dies Sprichwort, insofern ich es recht verstehe, spricht schon von einer Zunahme des Tages und charakterisirt mit ein paar andern die Steigerung derselben. Danach soll er am Thomastage so viel wachsen, als das Gähnen einer Mücke beträgt, am Dreikönigstage (s. d.) um einen Hahnenschritt, am Lichtmesstage (s. d.) um einen Hirschensprung.

*2 Aem den Thumesdoag. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 4.

Um die Zeit des Winters zu bezeichnen. Man bedient sich für diesen Zweck auch der folgenden Redensarten: Aen de lanken Ewenden (in dem langen Abenden). Won em' bäm Uewen sätzt (wenn man beim Ofen sitzt). Won em Schlidde fiert (wenn man Schlitten fährt). Won em Schweng ôfdît (wenn man die Schweine abthut, schlachtet). Won em Wurst moacht. Aem Spirkel (Februar). (Vgl. Frommann, V, 330, 4.) Aen Zegunewängter (im Zigeunerwinter). Aem de geschwuernen Montug (den geschworenen Mondtag). (S. Michaelistag 10.)


Thon.

1 Aus Thon wird kein Glas, und wenn man ihn noch so lange brennt.Altmann V, 76.

2 Es wird nicht aller Thon zu Pfeifen verdreht.

3 Guter Thon gibt gute Töpfe.

Verhärtet sich aber, wie die Russen sagen, nicht zum Diamanten. (Altmann VI, 434.)

Holl.: Goede klei geeft goede potten. (Harrebomée, I, 413a.)

4 Wenn man den Thon nicht knetet (stampft), werden keine Töpfe daraus.

Ohne Mühe und Arbeit wird niemand ein tüchtiger Geschäftsmann.

5 Wenn man den Thon nicht tritt genug, bekommt man keinen Krug.

Lat.: Testa non fit, lutum nisi tandatur. (Seybold, 603.)

6 Wer nicht wacker tritt den Thon, der bekommt keinen Krug davon.

7 Wie der Thon, so die Töpfe.

*8 Der Thon will mit dem Töpfer rechten.

*9 Er ist aus demselben Thon gemacht. (S. Kachel 8.)

Lat.: Ex eodem luto factus est. (Faselius, 79.)

*10 Er kam aus dem Thon in den Lehm.Klix, 108.

*11 Sei Thon und man wird dich kneten.


Thonboden.

Für Thonboden ist Frost der beste Ackersmann.


Thor (der).

Thor (der, s. Geck und Narr).

1 An einem Thoren ist immer Hopfen und Malz verloren.

It.: Si perde molto per esser stolta. (Pazzaglia, 281, 16.)

2 Aus Thoren werden Narren, aus Narren Gecken.Altmann VI, 474.

3 Da der Thor die Thörin nahm, ward der Thor der Thörin Mann.Petri, II, 54.

4 Dem Thoren ist das Liebste auf Erden, was einem nie kann werden.

Lat.: Stulte, quid haec frustra votis puerilibus optas quae non ulla tibi fertque refertque dies. (Ovid.) (Philippi, II, 200.)

5 Dem Thoren muss man mit Holzschlägeln rathen; süsse Worte helfen nichts, und Drohen nutzet nichts.

Lat.: Duc pope, vel longe taurum, tauras redit ipse. (Sutor, 114.)

6 Dem Thoren sind die Hände zur Ernährung bestimmt.Burckhardt, 293.

Der Verschwender wirft sein Geld für diejenigen weg, die es nicht verdienen.


[Spaltenumbruch]

7 Den Thoren erkennt man an zwei Dingen: reden, wenn man schweigen und schweigen, wenn man reden soll.

8 Der alte Thor wird wiederum zum Kinde.

9 Der ist ein Thor, der hingibt, was er selbst bedarff.Lehmann, 236, 63.

10 Der ist ein Thor, der sich auf einen andern mehr verlässt, als auf sich selbst.

It.: È pazzo espresso, chi si flda più in altro, che in se stesso.

11 Der ist ein Thor, welcher den Spatz aus der Hand lässt fliegen, um die Taub' auf dem Dache (das Rebhuhn in der Luft) zu kriegen.

It.: Poco saggio è colui, che perde il proprio per acquistar l' altrui. (Pazzaglia, 281, 13.)

12 Der thor allzeit reden wil, dauon kompt offt vnglücks vil.

Lat.: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Loci comm., 75.)

13 Der Thor bessert sein Leben, wie der Krebs seinen Gang.Simrock, 10276; Körte, 5943; Braun, I, 4491.

14 Der Thor besorgt jedermanns Geschäfte, ausgenommen seine eigenen.

Engl.: The fool is busy in every one's business but his own. (Bohn II, 505.)

15 Der Thor denkt nicht weiter als seine Nase reicht.

Engl.: The fool never thinks higher than the top of his house.

16 Der Thor fällt vor einem Esel nieder, der mit Gold beladen ist.

Engl.: Fools worship mules that carry gold.

17 Der Thor flieht das Unglück nicht eher, als bis es ihn beim Rock fasst.

18 Der Thor flieht, der Weise nicht.

19 Der Thor glaubt, die Leiter der Ehre hat eiserne Sprossen.

20 Der thor batt grossen lust zuhand ab der welt vnd zeitlichem stand; der weiss aber erkennet frey, wie auff erd so viel ellend sey.

Lat.: Fallitur insipiens uitae praesentis amore: sed sapiens bene scit quantum sit plena dolore. (Loci comm., 83.)

21 Der Thor ist ein Hahn, der zur Unzeit kräht.Schlechta, 192.

22 Der Thor lebt von Versprechungen.

„Wer den Thorn erfreun will, der versprech ihm nur des Guten vil.“

Lat.: Laeti ficat stultum dives promissio multum. (Sutor, 69.)

23 Der Thor muss ewig dem Weisen dienen.Graf, 32, 60.

Das liesse sich wol ertragen, wenn's nur nicht oft umgekehrt wäre. Die mittelalterliche Rechtsanschauung verband auch mit dem Begriff der Freiheit den der Weisheit. Wer frei, im Stande des Adels geboren war, der ward auch als weise betrachtet, und ihm musste der Unfreie, dem als solcher auch die Thorheit angeboren war, dienen.

Mhd.: Der tore sol ewiglich dinen dem wisen. (Daniels, 191, 14; Klingen, 73b, 1.)

24 Der Thor sagt: Wer hätte das gedacht!

Engl.: The fool saith, who would have thougt it. (Bohn II, 505.)

25 Der thor sich daran wenig kehrt, so man jhm schon das gute lehrt.

Lat.: Offendit multumque corrigit ad bona stultum. (Loci comm., 189.)

26 Der Thor sucht Ungemach.

Frz.: Le fou cherche son malheur. (Bohn I, 32.)

27 Der Thor trägt sein Herz auf der Zunge, der Kluge trägt seine Zunge im Herzen.Schlechta, 239.

28 Der Thor und sein Gut sind leicht zu scheyden.Chaos, 952.

29 Des Thoren Sorge ist, lustige Tage zu haben.Schlechta, 191.

30 Die alten Thoren (sind) die besten.Lehmann, II, 69, 14; Pauli, Postilla, 390.

„Die alden thorn die besten, als man spricht.“ (Werdea, Aiiij.)

31 Die grössten Thoren sind, die besoldet werden, weise zu sein.Winckler, XIV, 66.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0584" n="[578]"/>
        <cb n="1155"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thomas.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Is Sünt Thomas Eis up'm Grawen, is Sünt Peter nor nig drawe.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Thomma, kehr d' Stond omma.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwörtliches Namenspiel. (S.  Lorenz 3.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Bald (heut') dreht Thomas den Seiger um.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, bald oder heute ist der kürzeste Tag.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A la sainct Thomas les jours sont au plus bas. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 81.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Es ist ein ungläubiger Thomas.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 194; Simrock, 10263; Braun, I, 4487; Joh. 20, 24-29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Nev&#x0115;&#x0159;ící Tomá&#x0161;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een ongeloovige Thomas. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 329<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Thomas, zweifelst du immer noch, so lege deine Finger in mein Loch!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 10262.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thomastag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Thomastoag (21. Dec.) woas d' Muck'n geahna (gähnen) moag.</hi> (<hi rendition="#i">Niederösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort, insofern ich es recht verstehe, spricht schon von einer Zunahme des Tages und charakterisirt mit ein paar andern die Steigerung derselben. Danach soll er am Thomastage so viel wachsen, als das Gähnen einer Mücke beträgt, am  Dreikönigstage (s. d.) um einen Hahnenschritt, am  Lichtmesstage (s. d.) um einen Hirschensprung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Aem den Thumesdoag.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 328, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um die Zeit des Winters zu bezeichnen. Man bedient sich für diesen Zweck auch der folgenden Redensarten: Aen de lanken Ewenden (in dem langen Abenden). Won em' bäm Uewen sätzt (wenn man beim Ofen sitzt). Won em Schlidde fiert (wenn man Schlitten fährt). Won em Schweng ôfdît (wenn man die Schweine abthut, schlachtet). Won em Wurst moacht. Aem Spirkel (Februar). (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, V, 330, 4.</hi>) Aen Zegunewängter (im Zigeunerwinter). Aem de geschwuernen Montug (den geschworenen Mondtag). (S.  Michaelistag 10.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thon.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aus Thon wird kein Glas, und wenn man ihn noch so lange brennt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 76.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es wird nicht aller Thon zu Pfeifen verdreht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Guter Thon gibt gute Töpfe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Verhärtet sich aber, wie die Russen sagen, nicht zum Diamanten. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 434.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Goede klei geeft goede potten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 413<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wenn man den Thon nicht knetet (stampft), werden keine Töpfe daraus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ohne Mühe und Arbeit wird niemand ein tüchtiger Geschäftsmann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wenn man den Thon nicht tritt genug, bekommt man keinen Krug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Testa non fit, lutum nisi tandatur. (<hi rendition="#i">Seybold, 603.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer nicht wacker tritt den Thon, der bekommt keinen Krug davon.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wie der Thon, so die Töpfe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Der Thon will mit dem Töpfer rechten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er ist aus demselben Thon gemacht.</hi> (S.  Kachel 8.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex eodem luto factus est. (<hi rendition="#i">Faselius, 79.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Er kam aus dem Thon in den Lehm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 108.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Sei Thon und man wird dich kneten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thonboden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Für Thonboden ist Frost der beste Ackersmann.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Thor</hi> (der).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Thor</hi> (der, s.  Geck und  Narr).</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 An einem Thoren ist immer Hopfen und Malz verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Si perde molto per esser stolta. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 281, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Aus Thoren werden Narren, aus Narren Gecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 474.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Da der Thor die Thörin nahm, ward der Thor der Thörin Mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Dem Thoren ist das Liebste auf Erden, was einem nie kann werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stulte, quid haec frustra votis puerilibus optas quae non ulla tibi fertque refertque dies. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Dem Thoren muss man mit Holzschlägeln rathen; süsse Worte helfen nichts, und Drohen nutzet nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Duc pope, vel longe taurum, tauras redit ipse. (<hi rendition="#i">Sutor, 114.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Dem Thoren sind die Hände zur Ernährung bestimmt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 293.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Verschwender wirft sein Geld für diejenigen weg, die es nicht verdienen.</p><lb/>
          <cb n="1156"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Den Thoren erkennt man an zwei Dingen: reden, wenn man schweigen und schweigen, wenn man reden soll.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Der alte Thor wird wiederum zum Kinde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Der ist ein Thor, der hingibt, was er selbst bedarff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 236, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Der ist ein Thor, der sich auf einen andern mehr verlässt, als auf sich selbst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: È pazzo espresso, chi si flda più in altro, che in se stesso.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Der ist ein Thor, welcher den Spatz aus der Hand lässt fliegen, um die Taub' auf dem Dache (das Rebhuhn in der Luft) zu kriegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Poco saggio è colui, che perde il proprio per acquistar l' altrui. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 281, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Der thor allzeit reden wil, dauon kompt offt vnglücks vil.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (<hi rendition="#i">Loci comm., 75.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Der Thor bessert sein Leben, wie der Krebs seinen Gang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 10276; Körte, 5943; Braun, I, 4491.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Der Thor besorgt jedermanns Geschäfte, ausgenommen seine eigenen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The fool is busy in every one's business but his own. (<hi rendition="#i">Bohn II, 505.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Der Thor denkt nicht weiter als seine Nase reicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The fool never thinks higher than the top of his house.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Der Thor fällt vor einem Esel nieder, der mit Gold beladen ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Fools worship mules that carry gold.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Der Thor flieht das Unglück nicht eher, als bis es ihn beim Rock fasst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Der Thor flieht, der Weise nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Der Thor glaubt, die Leiter der Ehre hat eiserne Sprossen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Der thor batt grossen lust zuhand ab der welt vnd zeitlichem stand; der weiss aber erkennet frey, wie auff erd so viel ellend sey.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fallitur insipiens uitae praesentis amore: sed sapiens bene scit quantum sit plena dolore. (<hi rendition="#i">Loci comm., 83.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Der Thor ist ein Hahn, der zur Unzeit kräht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 192.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Der Thor lebt von Versprechungen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wer den Thorn erfreun will, der versprech ihm nur des Guten vil.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Laeti ficat stultum dives promissio multum. (<hi rendition="#i">Sutor, 69.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Der Thor muss ewig dem Weisen dienen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 32, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das liesse sich wol ertragen, wenn's nur nicht oft umgekehrt wäre. Die mittelalterliche Rechtsanschauung verband auch mit dem Begriff der Freiheit den der Weisheit. Wer frei, im Stande des Adels geboren war, der ward auch als weise betrachtet, und ihm musste der Unfreie, dem als solcher auch die Thorheit angeboren war, dienen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Der tore sol ewiglich dinen dem wisen. (<hi rendition="#i">Daniels, 191, 14; Klingen, 73<hi rendition="#sup">b</hi>, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Der Thor sagt: Wer hätte das gedacht!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The fool saith, who would have thougt it. (<hi rendition="#i">Bohn II, 505.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Der thor sich daran wenig kehrt, so man jhm schon das gute lehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Offendit multumque corrigit ad bona stultum. (<hi rendition="#i">Loci comm., 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Der Thor sucht Ungemach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le fou cherche son malheur. (<hi rendition="#i">Bohn I, 32.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Der Thor trägt sein Herz auf der Zunge, der Kluge trägt seine Zunge im Herzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 239.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Der Thor und sein Gut sind leicht zu scheyden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 952.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Des Thoren Sorge ist, lustige Tage zu haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 191.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Die alten Thoren (sind) die besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 69, 14; Pauli, Postilla, 390.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die alden thorn die besten, als man spricht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Werdea, Aiiij.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Die grössten Thoren sind, die besoldet werden, weise zu sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XIV, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[578]/0584] Thomas. 1 Is Sünt Thomas Eis up'm Grawen, is Sünt Peter nor nig drawe. (Westf.) – Boebel, 55. 2 Thomma, kehr d' Stond omma. – Sutermeister, 29. Sprichwörtliches Namenspiel. (S. Lorenz 3.) *3 Bald (heut') dreht Thomas den Seiger um. (Schles.) Um zu sagen, bald oder heute ist der kürzeste Tag. Frz.: A la sainct Thomas les jours sont au plus bas. (Leroux, I, 81.) *4 Es ist ein ungläubiger Thomas. – Eiselein, 194; Simrock, 10263; Braun, I, 4487; Joh. 20, 24-29. Böhm.: Nevĕřící Tomáš. (Čelakovsky, 17.) Holl.: Het is een ongeloovige Thomas. (Harrebomée, II, 329b.) *5 Thomas, zweifelst du immer noch, so lege deine Finger in mein Loch! – Simrock, 10262. Thomastag. 1 Thomastoag (21. Dec.) woas d' Muck'n geahna (gähnen) moag. (Niederösterreich.) Dies Sprichwort, insofern ich es recht verstehe, spricht schon von einer Zunahme des Tages und charakterisirt mit ein paar andern die Steigerung derselben. Danach soll er am Thomastage so viel wachsen, als das Gähnen einer Mücke beträgt, am Dreikönigstage (s. d.) um einen Hahnenschritt, am Lichtmesstage (s. d.) um einen Hirschensprung. *2 Aem den Thumesdoag. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 4. Um die Zeit des Winters zu bezeichnen. Man bedient sich für diesen Zweck auch der folgenden Redensarten: Aen de lanken Ewenden (in dem langen Abenden). Won em' bäm Uewen sätzt (wenn man beim Ofen sitzt). Won em Schlidde fiert (wenn man Schlitten fährt). Won em Schweng ôfdît (wenn man die Schweine abthut, schlachtet). Won em Wurst moacht. Aem Spirkel (Februar). (Vgl. Frommann, V, 330, 4.) Aen Zegunewängter (im Zigeunerwinter). Aem de geschwuernen Montug (den geschworenen Mondtag). (S. Michaelistag 10.) Thon. 1 Aus Thon wird kein Glas, und wenn man ihn noch so lange brennt. – Altmann V, 76. 2 Es wird nicht aller Thon zu Pfeifen verdreht. 3 Guter Thon gibt gute Töpfe. Verhärtet sich aber, wie die Russen sagen, nicht zum Diamanten. (Altmann VI, 434.) Holl.: Goede klei geeft goede potten. (Harrebomée, I, 413a.) 4 Wenn man den Thon nicht knetet (stampft), werden keine Töpfe daraus. Ohne Mühe und Arbeit wird niemand ein tüchtiger Geschäftsmann. 5 Wenn man den Thon nicht tritt genug, bekommt man keinen Krug. Lat.: Testa non fit, lutum nisi tandatur. (Seybold, 603.) 6 Wer nicht wacker tritt den Thon, der bekommt keinen Krug davon. 7 Wie der Thon, so die Töpfe. *8 Der Thon will mit dem Töpfer rechten. *9 Er ist aus demselben Thon gemacht. (S. Kachel 8.) Lat.: Ex eodem luto factus est. (Faselius, 79.) *10 Er kam aus dem Thon in den Lehm. – Klix, 108. *11 Sei Thon und man wird dich kneten. Thonboden. Für Thonboden ist Frost der beste Ackersmann. Thor (der). Thor (der, s. Geck und Narr). 1 An einem Thoren ist immer Hopfen und Malz verloren. It.: Si perde molto per esser stolta. (Pazzaglia, 281, 16.) 2 Aus Thoren werden Narren, aus Narren Gecken. – Altmann VI, 474. 3 Da der Thor die Thörin nahm, ward der Thor der Thörin Mann. – Petri, II, 54. 4 Dem Thoren ist das Liebste auf Erden, was einem nie kann werden. Lat.: Stulte, quid haec frustra votis puerilibus optas quae non ulla tibi fertque refertque dies. (Ovid.) (Philippi, II, 200.) 5 Dem Thoren muss man mit Holzschlägeln rathen; süsse Worte helfen nichts, und Drohen nutzet nichts. Lat.: Duc pope, vel longe taurum, tauras redit ipse. (Sutor, 114.) 6 Dem Thoren sind die Hände zur Ernährung bestimmt. – Burckhardt, 293. Der Verschwender wirft sein Geld für diejenigen weg, die es nicht verdienen. 7 Den Thoren erkennt man an zwei Dingen: reden, wenn man schweigen und schweigen, wenn man reden soll. 8 Der alte Thor wird wiederum zum Kinde. 9 Der ist ein Thor, der hingibt, was er selbst bedarff. – Lehmann, 236, 63. 10 Der ist ein Thor, der sich auf einen andern mehr verlässt, als auf sich selbst. It.: È pazzo espresso, chi si flda più in altro, che in se stesso. 11 Der ist ein Thor, welcher den Spatz aus der Hand lässt fliegen, um die Taub' auf dem Dache (das Rebhuhn in der Luft) zu kriegen. It.: Poco saggio è colui, che perde il proprio per acquistar l' altrui. (Pazzaglia, 281, 13.) 12 Der thor allzeit reden wil, dauon kompt offt vnglücks vil. Lat.: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Loci comm., 75.) 13 Der Thor bessert sein Leben, wie der Krebs seinen Gang. – Simrock, 10276; Körte, 5943; Braun, I, 4491. 14 Der Thor besorgt jedermanns Geschäfte, ausgenommen seine eigenen. Engl.: The fool is busy in every one's business but his own. (Bohn II, 505.) 15 Der Thor denkt nicht weiter als seine Nase reicht. Engl.: The fool never thinks higher than the top of his house. 16 Der Thor fällt vor einem Esel nieder, der mit Gold beladen ist. Engl.: Fools worship mules that carry gold. 17 Der Thor flieht das Unglück nicht eher, als bis es ihn beim Rock fasst. 18 Der Thor flieht, der Weise nicht. 19 Der Thor glaubt, die Leiter der Ehre hat eiserne Sprossen. 20 Der thor batt grossen lust zuhand ab der welt vnd zeitlichem stand; der weiss aber erkennet frey, wie auff erd so viel ellend sey. Lat.: Fallitur insipiens uitae praesentis amore: sed sapiens bene scit quantum sit plena dolore. (Loci comm., 83.) 21 Der Thor ist ein Hahn, der zur Unzeit kräht. – Schlechta, 192. 22 Der Thor lebt von Versprechungen. „Wer den Thorn erfreun will, der versprech ihm nur des Guten vil.“ Lat.: Laeti ficat stultum dives promissio multum. (Sutor, 69.) 23 Der Thor muss ewig dem Weisen dienen. – Graf, 32, 60. Das liesse sich wol ertragen, wenn's nur nicht oft umgekehrt wäre. Die mittelalterliche Rechtsanschauung verband auch mit dem Begriff der Freiheit den der Weisheit. Wer frei, im Stande des Adels geboren war, der ward auch als weise betrachtet, und ihm musste der Unfreie, dem als solcher auch die Thorheit angeboren war, dienen. Mhd.: Der tore sol ewiglich dinen dem wisen. (Daniels, 191, 14; Klingen, 73b, 1.) 24 Der Thor sagt: Wer hätte das gedacht! Engl.: The fool saith, who would have thougt it. (Bohn II, 505.) 25 Der thor sich daran wenig kehrt, so man jhm schon das gute lehrt. Lat.: Offendit multumque corrigit ad bona stultum. (Loci comm., 189.) 26 Der Thor sucht Ungemach. Frz.: Le fou cherche son malheur. (Bohn I, 32.) 27 Der Thor trägt sein Herz auf der Zunge, der Kluge trägt seine Zunge im Herzen. – Schlechta, 239. 28 Der Thor und sein Gut sind leicht zu scheyden. – Chaos, 952. 29 Des Thoren Sorge ist, lustige Tage zu haben. – Schlechta, 191. 30 Die alten Thoren (sind) die besten. – Lehmann, II, 69, 14; Pauli, Postilla, 390. „Die alden thorn die besten, als man spricht.“ (Werdea, Aiiij.) 31 Die grössten Thoren sind, die besoldet werden, weise zu sein. – Winckler, XIV, 66.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/584
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [578]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/584>, abgerufen am 21.11.2024.