Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] Holl.: Daar geene schaamte is, is geene eer. (Harrebomee, II, 236b.) It.: Dove manca la vergogna, manca sovente l'honore. - Dove non e vergogna, non e alcuna vertu. (Pazzaglia, 400, 1.) Lat.: Virtutum florem perdis, perdendo ruborem. (Loci comm., 175.) Span.: Do no hay verguenza, no hay virtud buena. (Cahier, 3748.) 49 Wo scham ist, da ist auch ehr. - Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 334; Simrock, 8870. Denn wer sich seines Unrechts nicht mehr schämt, von dessen Ehrgefühl kann die Rede nicht mehr sein; wer aber über Ehre und Schande weg ist, von dem ist wenig Gutes mehr zu erwarten. Mhd.: Diu scham geit allen tugenden wat. - Eren besme daz ist scham. (Freidank.) - Scham cleidit weip und darzuo man. (Martina.) Böhm.: Pri kom jest stud, pri tom i svedomi. (Celakovsky, 120.) 50 Wo Scham ist, da ist auch Tugend. - Simrock, 8871; Körte, 5217; Körte2, 6569; Braun, I, 3761. Mhd.: Diu scham diu leret guote sitte und lat niht gern auz eren tritte. (Martina.) - Scham ist ein diu hohste tugent. (Marner.) Lat.: Verecundia est custos omnium virtutum. (Philippi, II, 245; Frob., 599.) 51 Wo Scham und Scheu, da walten keine Laster frei. Lat.: Pudor fraenum vitiorum est. (Philippi, II, 114.) 52 Wo Scham und Scheu noch walten, pflegt man auch Wort zu halten. Lat.: Ubicunque pudor est, semper ibi sancta est fides. (Philippi, II, 229.) *53 D' Scham hät d' Röth verlore. (Aargau.) - Schweiz, II, 184, 1; Sutermeister, 144. *54 Er hat alle Scham und Schande ausgezogen. *55 Er hat aller Scham den Kopf abgebissen. - Braun, I, 3760; Frischbier2, 3245. Es ist ein unverschämter, verworfener Mensch. "Die politischen Blechschmiede genirt das nicht, sie haben längst aller Scham den Kopf abgebissen." (Wächter am Erie, Cleveland vom 19. Sept. 1867.) Engl.: He is lost to all shame. Frz.: Il a toute honte bu. It.: Costui ha tirata giu la buffa. Lat.: Hic vereri perdidit. Schwed.: Han har bitit hufwudet af skammen. (Marin, 14.) *56 Er kennt weder Scham noch Schande. - Braun, I, 3759. Frz.: Il a perdu toute honte. (Kritzinger, 380a.) *57 He hett alle Scham den Kopp afbeten. (Holst.) - Schütze, II, 323. Holl.: Hij heeft de schaamte den kop afgebeten. (Harrebomee, II, 237a.) *58 Ohne Scham und Gram. - Körte, 5216. *59 Scham und Schande verlieren. Lat.: Faciem perfricare. (Erasm., 384; Binder I, 498; II, 1064; Philippi, I, 148.) *60 Sie hat alle Scham abgelegt (verloren). Frz.: Avoir un visage oder: un front d'airain. (Kritzinger, 17b.) - Elle a mis la pudeur aux abbois. (Kritzinger, 2b.) Schamadi. * Er schlot Schamadi. - Sutermeister, 92. Er gibt sich verloren. Schämelschuh. 1 Der hat die Schämelschuhe ausgezogen. Holl.: Hij heeft de schaamschoenen uit- en de hondsschoenen aangetrokken. (Harrebomee, II, 237a.) 2 Du musst die schemelschuch vertretten, wiltu etwas haben. - Franck, II, 45b; Lehmann, II, 74, 99; Simrock, 8879. Böhm.: Bezcelny vetsi dily bere nez stydlivy. - Hod' stud na sud. (Celakovsky, 121.) Kroat.: Sram za tram. (Celakovsky, 121.) Wend.: Necesc wjac wuzije hac cesc. (Celakovsky, 121.) *3 Du möst de Schämelschoe uttrecken, willt du wat hebben. - Tappius, 39b; Körte2, 6566. Schämelwort. Schemel wort volgen der fülle (Faulheit) vnd bulschafft. - Franck, II, 152a; Körte, 5222; Simrock, 8878. Schämen. 1 Besser geschämt als gegrämt. Es ist nicht immer eine Schande, der Gefahr auszuweichen. Böhm.: Lepe se jednou zarditi (studem), nezli stokrat blednouti (strachem). - Lepe se kratce stydeti, nez dlouho zeleti. (Celakovsky, 27.) Lat.: Bona turpitudo est, quae periculum indicat (vindicat). (Philippi, I, 62.) [Spaltenumbruch] 2 Des du dich schemest, das thu nit. - Franck, I, 59b; Lehmann, II, 68, 2; Simrock, 8868; Körte, 5226. 3 Eck schäme meck, sä' dat Mäken, un heil 'n Twerensfan ('t Hemd) vor de Ogen. (Hildesheim.) - Hoefer, 701; Schlingmann, 279. 4 Einer schämt sich vor dem andern. Böhm.: Oko studu rossudi. - Tvar tvare se stydi. (Celakovsky, 121.) Poln.: Oko wstydu rossadnik. (Celakovsky, 121.) 5 Erst schäm' ick mick, da kreg ick nich vel; naher woll ick wat, da was nist mehr. (Braunschweig.) Von übel angebrachter Bescheidenheit. 6 Es schämt sich mancher und hat keine Scham. Lat.: Pudor, si simules, prodest, verus obesse solet. (Philippi, II, 114.) 7 Man kan sich wol also schemen, das man schand vnd schaden hat, auch wol also, das man gnad vnd ehr daruon hat. - Henisch, 816, 40. Holl.: Daar de schaamte schade baart, is zij van een' zotten aard (is ze niet dan dwaasheid). (Harrebomee, II, 236b.) 8 Man schämt sich öffentlich und thut's heimlich. Böhm.: Kde neni oka, neni studu. (Celakovsky, 121.) Poln.: Gdzie oka niemasz tam i wstydu. (Celakovsky, 121.) 9 Ob du dich nicht schämst, sagte die Larve zur Vogelscheuche. Engl.: I wonder you are not ashamed of yourself, as the smock-frock said to the scare-crow. (Hagen, IV, 103, 14.) 10 Schäme dich nicht zu bekennen, was dein Handwerck ist. - Lehmann, II, 566, 25. 11 Schäme dich vor den Wänden, wenn du etwas Unrechtes vorhast. 12 Schämen ist für vieles gut. - Braun, I, 3765. 13 Schiäm di nitt! I-ek hewwe mi enmoal oppen Fridach schiämt, doa krech ik kain Flesk. (Iserlohn.) - Woeste, 89, 170. 14 Was du dich schemst, vor andern zu thun, das thu auch allein nit. - Franck, I, 158b; Simrock, 8867; Körte, 5255; Braun, I, 3766. Dann würde man vieles, was sehr nöthig ist, gar nicht thun dürfen. Lat.: Summus pudor ipse tibi sis. 15 Welche sich nit schemet, eins Kinds Mutter zu werden, soll sich auch nicht schemen, dess Kinds Amme zu werden. - Lehmann, 169, 24. 16 Wer sek nich schämet, dei ernert sek wol. (Hannover.) - Schambach, II, 183. 17 Wer sich im Finstern schämt, wird nicht roth. 18 Wer sich nicht schamet, der macht jm die Kirchweyhe nütze. - Melander, II, 138; Simrock, 8875. 19 Wer sich nicht schämt, bekommt viel. 20 Wer sich nicht schämt, der nährt sich wohl. - Bücking, 133; Petri, III, 15. 21 Wer sich nicht schämt, lebt desto besser. 22 Wer sich nicht schämt, thut was ihm gelüstet. 23 Wer sich nicht schämt und nicht grämt, der nährt sich leicht. It.: Lasci la vergogna, chi impetrar vuoli. (Pazzaglia, 400, 4.) 24 Wer sich nicht schämt zu sündigen, der sündigt doppelt. 25 Wer sich nit schempt, wirt nit zu schanden. - Franck, I, 162b; Simrock, 8866; Körte, 5224; Braun, I, 3764. Böhm.: Kdo se nestydi, nedojde hanby. (Celakovsky, 121.) Lat.: Qui pudorem non amat, pudore non afficitur. (Chaos, 86.) 26 Wer sich schämt, bekommt kein Fleisch. (Schöningen.) 27 Wer sich schämt, der leg ein Finger auff die Nass. - Gruter, III, 111; Lehmann, II, 877, 241. 28 Wer sich schämt, habe den Schaden. - Simrock, 8865; Körte, 5233; Körte2, 6576. 29 Wer sich schämt zu essen, der wird bald vergessen. Jüd.-deutsch: Was sich charpent (schämt) zu esse' un zu orn' (beten) is hier un dort verlorn'. (Tendlau, 892.) Frz.: Qui a honte de manger, a honte de vivre. (Gaal, 916; Bohn I, 48.)
[Spaltenumbruch] Holl.: Daar geene schaamte is, is geene eer. (Harrebomée, II, 236b.) It.: Dove manca la vergogna, manca sovente l'honore. – Dove non è vergogna, non è alcuna vertù. (Pazzaglia, 400, 1.) Lat.: Virtutum florem perdis, perdendo ruborem. (Loci comm., 175.) Span.: Do no hay verguenza, no hay virtud buena. (Cahier, 3748.) 49 Wo scham ist, da ist auch ehr. – Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 334; Simrock, 8870. Denn wer sich seines Unrechts nicht mehr schämt, von dessen Ehrgefühl kann die Rede nicht mehr sein; wer aber über Ehre und Schande weg ist, von dem ist wenig Gutes mehr zu erwarten. Mhd.: Diu scham gît allen tugenden wât. – Eren besme daz ist scham. (Freidank.) – Scham cleidit wîp und darzuo man. (Martina.) Böhm.: Při kom jest stud, při tom i svĕdomí. (Čelakovsky, 120.) 50 Wo Scham ist, da ist auch Tugend. – Simrock, 8871; Körte, 5217; Körte2, 6569; Braun, I, 3761. Mhd.: Diu scham diu lêret guote sitte und lât niht gern ûz êren tritte. 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(Čelakovsky, 121.) Kroat.: Sram za tram. (Čelakovsky, 121.) Wend.: Nečesć wjac wužije hač česć. (Čelakovsky, 121.) *3 Du möst de Schämelschoe uttrecken, willt du wat hebben. – Tappius, 39b; Körte2, 6566. Schämelwort. Schemel wort volgen der fülle (Faulheit) vnd bulschafft. – Franck, II, 152a; Körte, 5222; Simrock, 8878. Schämen. 1 Besser geschämt als gegrämt. Es ist nicht immer eine Schande, der Gefahr auszuweichen. Böhm.: Lépe se jednou zardíti (studem), nežli stokrát blednouti (strachem). – Lépe se krátce stydĕti, než dlouho želeti. (Čelakovsky, 27.) Lat.: Bona turpitudo est, quae periculum indicat (vindicat). (Philippi, I, 62.) [Spaltenumbruch] 2 Des du dich schemest, das thu nit. – Franck, I, 59b; Lehmann, II, 68, 2; Simrock, 8868; Körte, 5226. 3 Eck schäme meck, sä' dat Mäken, un heil 'n Twêrensfân ('t Hemd) vor de Ôgen. (Hildesheim.) – Hoefer, 701; Schlingmann, 279. 4 Einer schämt sich vor dem andern. Böhm.: Oko studu rossudí. – Tvář tváře se stydí. (Čelakovsky, 121.) 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(Hagen, IV, 103, 14.) 10 Schäme dich nicht zu bekennen, was dein Handwerck ist. – Lehmann, II, 566, 25. 11 Schäme dich vor den Wänden, wenn du etwas Unrechtes vorhast. 12 Schämen ist für vieles gut. – Braun, I, 3765. 13 Schiäm di nitt! I-ek hewwe mi enmoal oppen Fridach schiämt, doa krech ik kain Flesk. (Iserlohn.) – Woeste, 89, 170. 14 Was du dich schemst, vor andern zu thun, das thu auch allein nit. – Franck, I, 158b; Simrock, 8867; Körte, 5255; Braun, I, 3766. Dann würde man vieles, was sehr nöthig ist, gar nicht thun dürfen. Lat.: Summus pudor ipse tibi sis. 15 Welche sich nit schemet, eins Kinds Mutter zu werden, soll sich auch nicht schemen, dess Kinds Amme zu werden. – Lehmann, 169, 24. 16 Wer sek nich schämet, dei ernêrt sek wol. 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Holl.: Daar geene schaamte is, is geene eer. (Harrebomée, II, 236b.)
It.: Dove manca la vergogna, manca sovente l'honore. – Dove non è vergogna, non è alcuna vertù. (Pazzaglia, 400, 1.)
Lat.: Virtutum florem perdis, perdendo ruborem. (Loci comm., 175.)
Span.: Do no hay verguenza, no hay virtud buena. (Cahier, 3748.)
49 Wo scham ist, da ist auch ehr. – Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 334; Simrock, 8870.
Denn wer sich seines Unrechts nicht mehr schämt, von dessen Ehrgefühl kann die Rede nicht mehr sein; wer aber über Ehre und Schande weg ist, von dem ist wenig Gutes mehr zu erwarten.
Mhd.: Diu scham gît allen tugenden wât. – Eren besme daz ist scham. (Freidank.) – Scham cleidit wîp und darzuo man. (Martina.)
Böhm.: Při kom jest stud, při tom i svĕdomí. (Čelakovsky, 120.)
50 Wo Scham ist, da ist auch Tugend. – Simrock, 8871; Körte, 5217; Körte2, 6569; Braun, I, 3761.
Mhd.: Diu scham diu lêret guote sitte und lât niht gern ûz êren tritte. (Martina.) – Scham ist ein diu hôhste tugent. (Marner.)
Lat.: Verecundia est custos omnium virtutum. (Philippi, II, 245; Frob., 599.)
51 Wo Scham und Scheu, da walten keine Laster frei.
Lat.: Pudor fraenum vitiorum est. (Philippi, II, 114.)
52 Wo Scham und Scheu noch walten, pflegt man auch Wort zu halten.
Lat.: Ubicunque pudor est, semper ibi sancta est fides. (Philippi, II, 229.)
*53 D' Scham hät d' Röth verlore. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 1; Sutermeister, 144.
*54 Er hat alle Scham und Schande ausgezogen.
*55 Er hat aller Scham den Kopf abgebissen. – Braun, I, 3760; Frischbier2, 3245.
Es ist ein unverschämter, verworfener Mensch. „Die politischen Blechschmiede genirt das nicht, sie haben längst aller Scham den Kopf abgebissen.“ (Wächter am Erie, Cleveland vom 19. Sept. 1867.)
Engl.: He is lost to all shame.
Frz.: Il a toute honte bu.
It.: Costui ha tirata giù la buffa.
Lat.: Hic vereri perdidit.
Schwed.: Han har bitit hufwudet af skammen. (Marin, 14.)
*56 Er kennt weder Scham noch Schande. – Braun, I, 3759.
Frz.: Il a perdu toute honte. (Kritzinger, 380a.)
*57 He hett alle Scham den Kopp afbêten. (Holst.) – Schütze, II, 323.
Holl.: Hij heeft de schaamte den kop afgebeten. (Harrebomée, II, 237a.)
*58 Ohne Scham und Gram. – Körte, 5216.
*59 Scham und Schande verlieren.
Lat.: Faciem perfricare. (Erasm., 384; Binder I, 498; II, 1064; Philippi, I, 148.)
*60 Sie hat alle Scham abgelegt (verloren).
Frz.: Avoir un visage oder: un front d'airain. (Kritzinger, 17b.) – Elle a mis la pudeur aux abbois. (Kritzinger, 2b.)
Schamadi.
* Er schlot Schamadi. – Sutermeister, 92.
Er gibt sich verloren.
Schämelschuh.
1 Der hat die Schämelschuhe ausgezogen.
Holl.: Hij heeft de schaamschoenen uit- en de hondsschoenen aangetrokken. (Harrebomée, II, 237a.)
2 Du musst die schemelschuch vertretten, wiltu etwas haben. – Franck, II, 45b; Lehmann, II, 74, 99; Simrock, 8879.
Böhm.: Bezčelný vĕtší díly béře než stydlivý. – Hod' stud na sud. (Čelakovsky, 121.)
Kroat.: Sram za tram. (Čelakovsky, 121.)
Wend.: Nečesć wjac wužije hač česć. (Čelakovsky, 121.)
*3 Du möst de Schämelschoe uttrecken, willt du wat hebben. – Tappius, 39b; Körte2, 6566.
Schämelwort.
Schemel wort volgen der fülle (Faulheit) vnd bulschafft. – Franck, II, 152a; Körte, 5222; Simrock, 8878.
Schämen.
1 Besser geschämt als gegrämt.
Es ist nicht immer eine Schande, der Gefahr auszuweichen.
Böhm.: Lépe se jednou zardíti (studem), nežli stokrát blednouti (strachem). – Lépe se krátce stydĕti, než dlouho želeti. (Čelakovsky, 27.)
Lat.: Bona turpitudo est, quae periculum indicat (vindicat). (Philippi, I, 62.)
2 Des du dich schemest, das thu nit. – Franck, I, 59b; Lehmann, II, 68, 2; Simrock, 8868; Körte, 5226.
3 Eck schäme meck, sä' dat Mäken, un heil 'n Twêrensfân ('t Hemd) vor de Ôgen. (Hildesheim.) – Hoefer, 701; Schlingmann, 279.
4 Einer schämt sich vor dem andern.
Böhm.: Oko studu rossudí. – Tvář tváře se stydí. (Čelakovsky, 121.)
Poln.: Oko wstydu rossadnik. (Čelakovsky, 121.)
5 Erst schäm' ick mick, da krêg ick nich vêl; naher woll ick wat, da was nist mehr. (Braunschweig.)
Von übel angebrachter Bescheidenheit.
6 Es schämt sich mancher und hat keine Scham.
Lat.: Pudor, si simules, prodest, verus obesse solet. (Philippi, II, 114.)
7 Man kan sich wol also schemen, das man schand vnd schaden hat, auch wol also, das man gnad vnd ehr daruon hat. – Henisch, 816, 40.
Holl.: Daar de schaamte schade baart, is zij van een' zotten aard (is ze niet dan dwaasheid). (Harrebomée, II, 236b.)
8 Man schämt sich öffentlich und thut's heimlich.
Böhm.: Kde není oka, není studu. (Čelakovsky, 121.)
Poln.: Gdzie oka niemasz tam i wstydu. (Čelakovsky, 121.)
9 Ob du dich nicht schämst, sagte die Larve zur Vogelscheuche.
Engl.: I wonder you are not ashamed of yourself, as the smock-frock said to the scare-crow. (Hagen, IV, 103, 14.)
10 Schäme dich nicht zu bekennen, was dein Handwerck ist. – Lehmann, II, 566, 25.
11 Schäme dich vor den Wänden, wenn du etwas Unrechtes vorhast.
12 Schämen ist für vieles gut. – Braun, I, 3765.
13 Schiäm di nitt! I-ek hewwe mi enmoal oppen Fridach schiämt, doa krech ik kain Flesk. (Iserlohn.) – Woeste, 89, 170.
14 Was du dich schemst, vor andern zu thun, das thu auch allein nit. – Franck, I, 158b; Simrock, 8867; Körte, 5255; Braun, I, 3766.
Dann würde man vieles, was sehr nöthig ist, gar nicht thun dürfen.
Lat.: Summus pudor ipse tibi sis.
15 Welche sich nit schemet, eins Kinds Mutter zu werden, soll sich auch nicht schemen, dess Kinds Amme zu werden. – Lehmann, 169, 24.
16 Wer sek nich schämet, dei ernêrt sek wol. (Hannover.) – Schambach, II, 183.
17 Wer sich im Finstern schämt, wird nicht roth.
18 Wer sich nicht schamet, der macht jm die Kirchweyhe nütze. – Melander, II, 138; Simrock, 8875.
19 Wer sich nicht schämt, bekommt viel.
20 Wer sich nicht schämt, der nährt sich wohl. – Bücking, 133; Petri, III, 15.
21 Wer sich nicht schämt, lebt desto besser.
22 Wer sich nicht schämt, thut was ihm gelüstet.
23 Wer sich nicht schämt und nicht grämt, der nährt sich leicht.
It.: Lasci la vergogna, chi impetrar vuoli. (Pazzaglia, 400, 4.)
24 Wer sich nicht schämt zu sündigen, der sündigt doppelt.
25 Wer sich nit schempt, wirt nit zu schanden. – Franck, I, 162b; Simrock, 8866; Körte, 5224; Braun, I, 3764.
Böhm.: Kdo se nestydí, nedojde hanby. (Čelakovsky, 121.)
Lat.: Qui pudorem non amat, pudore non afficitur. (Chaos, 86.)
26 Wer sich schämt, bekommt kein Fleisch. (Schöningen.)
27 Wer sich schämt, der leg ein Finger auff die Nass. – Gruter, III, 111; Lehmann, II, 877, 241.
28 Wer sich schämt, habe den Schaden. – Simrock, 8865; Körte, 5233; Körte2, 6576.
29 Wer sich schämt zu essen, der wird bald vergessen.
Jüd.-deutsch: Was sich charpent (schämt) zu esse' un zu orn' (beten) is hier un dort verlorn'. (Tendlau, 892.)
Frz.: Qui a honte de manger, a honte de vivre. (Gaal, 916; Bohn I, 48.)
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [46]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/52>, abgerufen am 22.02.2025. |