Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] *4 Den Strand pflügen. Holl.: Hij ploejt het strand, en zaait in 't zand. (Harrebomee, II, 312b.) Strang. 1 Der dritte Strang macht den Kabel (das Ankertau). - Graf, 414, 101. Vereinigte Kraft vermag viel. Drei machen ein Collegium. Das altdeutsche Gerichtsverfahren forderte, dass wenigstens zwei Schöffen ausser dem Richter anwesend waren, der Richter ersetzte den dritten (s. Schöffe 2). Viel häufiger findet sich aber die Siebenzahl und Zwölf. "Die elf Schöffen sind die heiligen Zwölfboten und der Zwölfte ist Christus." (Weichbildglosse, 249, 16.) 2 Der schwere Strang hilft dem Klang. 3 Der Strang ist mit fünf Gulden bezahlt. - Eisenhart, 467; Hillebrand, 197; Simrock, 9950; Graf, 364, 457. Das Sprichwort sagt, dass nach früherm Recht der Dieb durch das Stehlen eines Werthes von wenigstens fünf Goldgulden, denn solche meint das Sprichwort, den Strick verdient habe, da nach der Karolina (Art. 157, 160) ein grosser Diebstahl vorhanden ist, wenn das Gestohlene diesen Werth erreicht. (S. Dukaten 8) Von Einfluss auf die Strafe des Diebstahls war der Werthbetrag des Entwendeten. Nach den Goslarischen Statuten soll man den Dieb hängen, wenn der Werth des Gestohlenen fünf Schillinge beträgt, sonst war derselbe fünf Gulden bezeichnet. 4 En duwwelter Strang hält beter. - Fritz Reuter in den Unterhaltungen des lit. Kränzchens in Königsberg, 1865, Nr. 1, S. 12. 5 Wenn man die Stränge zu straff anzieht, so zerreissen sie. 6 Wer nicht am Strange ziehen will, muss nicht Glöckner werden. Aehnlich russisch Altmann VI, 399. 7 Wie man den Strang zieht, so läuten die Glocken. *8 An Einem Strang mit jemand ziehen. Mit ihm einig sein oder gemeinschaftlich mit ihm ertragen, bekämpfen, betreiben. *9 Aus de Sträng schlan. - Michel, 225; Nefflen, 451. Ungehorsam sein, die Erwartungen täuschen, Ordnung und Zucht verlassen. *10 Er hält seine Stränge stramm. Holl.: Hij houdt zijne streng stljf (vest). (Harrebomee, II, 313b.) *11 Er rührt dabei keinen Strang an. - Braun, I, 4317. *12 Es zieht kein Strang an. - Eiselein, 582. *13 Et äs e licht Strank. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 33, 33. *14 Oever de Streng hau'n (slan). (Holst.) - Schütze, IV, 209. *15 Se zähn un enem Strank. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 174, 145. *16 Seinen Strang ziehen. Das Seinige bei einem Geschäft thun. Holl.: Elk trekt aan zijne streng. (Harrebomee, II, 313b.) *17 Sie ziehen an demselben Strange. Wirken miteinander für dasselbe Ziel, sind Freunde. Holl.: Die twee loopen in 't zelve gareel. (Harrebomee, II, 349a) - Die twee schieten door een gat. (Harrebomee, I, 504b.) - Die twee trekken een juk. (Harrebomee, II, 349a.) *18 Ueber den Strang schlagen. - Körte, 5755a; Braun, I, 4316; Frischbier2, 3658. Von muthwilligen Pferden entlehnt, und von denen gebraucht, welche sich nicht in die gegebenen Schranken und Verhältnisse fügen wollen. (Stosch, Kleine Beiträge, II, 180.) *19 Wenn alle Stränge reissen. In. Schwaben: Wenn älle Sträng brecha. (Michel, 281; Nefflen, 469.) Im äussersten Falle, wenn alle Mittel fehlschlagen. Strangkatze. *1 Die Strangkatze wird Luft machen. (Nordböhmen.) *2 Die Strangkatze wird Rath schaffen. (Nordböhmen.) *3 Die Strangkatze wird schon helfen. Die Redensarten sind aus Nordböhmen (Kamnitz), was ist aber Strangkatze? Vielleicht ist ebenfalls Strebekatze (s. d.) gemeint. *4 Man wird wol die Strangkatze brauchen (anziehen) müssen. Stranze. * Du bist mer a wahre Stranzen. - Idiot. Austr., 117. Eine träge, faule Weibsperson. Strasburg. 1 Die von Strasburg fragen viel danach, was die von Köln in den Rhein pissen. - Simrock, 9954. 2 Sie gehen gen Strasburg vnd wonen zu Bethlehem. - Germania, IX, 209. Die Redensart findet sich bei Agricola (I, 456), wo dieser den Ehestand und das Verhältniss verschiedener Orden zu demselben bespricht. "Zum letzten", heisst es, "folget der sechste orden, der willigen armen, dass sie odder er einen heymlichen abschied nehmen vnd ligen kein nacht, da sie die andere ligen, gehn gen Strasburg vnd wonen zu Bethlehem." 3 Strassburg, das edelste; Chur, das oberste; Kostnitz, das grösseste; Basel, das lustigste; Speyer, das würdigste; Mainz, das Heiligste; Trier, das älteste; Köln, das reichste. - Hesekiel, 12; Deutsche Romanzeitung, III, 40, 315. Von den Stiften am Rheim, welche die "Pfaffengasse" im Reich vorstellen. V. J. Freinsheim besingt Strasburg nicht, weil es das edelste Bisthum ist, auch nicht wegen seines Geschützes und seiner berühmten Uhr, sondern aus einem andern Grunde: "Strasburg, ob dich deine Geschütze, deiner Bürger Kunst und Witze, deiner Gütter Frucht und Nutze, deine gute Polizey, deine Thürn' erfrewt und deiner Wählen (Wälle) Schutze; so frewe dich doch mehr umb deine Truckerey. Stücke springen, Menschen sterben, Gütter fehlen und verderben, Polizeyen gehen unter, Thürn und Wähle fallen ein. Hingegen ist dir dieses Wunder ein ohnverändert Gut und bleibet ewig dein." 4 Wäre Strasburg vom Himmel gefallen, es hätte nicht besser (schöner) können zu liegen kommen. - Eiselein, 581; Simrock, 9952; Körte, 5756. 5 Was fragen die zu Strassburg darnach, was die zu Speyer in Rhein bruntzen. - Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 70. 6 Zeuch gen Strasburg, so findest du den Tisch gedeckt. - Eiselein, 581; Pistor., VIII, 100; Simrock, 9953; Körte, 5756a. *7 Er ist ghen Strassburg auff die hochzeit gezogen. - Franck, II, 101a; Eyering, II, 352; Egenolff, 98a; Eiselein, 581. Ist mit dem Seinigen fertig, lebt aus dem Stegreif. (S. Abschmieden, Ausbaden 2 und Ausdreschen 2.) Um diesen Gedanken auszudrücken, hat man auch die Redensarten: Er hat abgeschmiedet. Er hat ausgebadet. Er hat ausgedroschen. Er hat Feierabend gemacht. Ite missa est ist gesungen. Er ist bei einem Bisslein dürr aufgegangen. Er hat nit überbliben, das eim in einem auch wee thet. *8 Er mag wol hin auff Strassburg ziehen. - Eyering, II, 258. Strasburger. Was fragen die Strasburger danach, was die zu Speier (Köln) in den Rhein brunzen. - Eiselein, 108; Körte, 5758. Strasse. 1 An der Strasse steht ein Haus, da mancher macht ein Tadel draus; wenn jeder dächte nur an sich, so gäb' es keine Feinde nich. - Hertz, 18. 2 Auf der Strasse ein Bettler, hinter dem Hag ein Dieb. - Klosterspiegel, 58, 14. 3 Auf der Strasse ein Engel, daheim ein Teufel. Lat.: Intus Hecuba, foris Helena. (Binder II, 1548; Eiselein, 48.) - Intus Herodes, foris Johannes. (Binder II, 1548; Novarin, 238.) 4 Auf der Strasse hoch her und daheim der Brotschrank (Keller) leer. Dän.: Paa gaden baeres guldet röd, men hiemme ledes efter bröd. - Stolt i straede og lidet i pynge, det er folskt. (Prov. dan., 90 u. 532.) 5 Auf der Strasse nach dem Maul, treibt Hansmichel schnell den Gaul. 6 Auf der Strasse sittig, in der Kirche andächtig, im Hause heiter und nett, nur freundlich im Bett. Holl.: Zedig ter strate aandachtig in de kerk, blijde in huis vriendelijk te bed. (Harrebomee, II, 312a.) 7 Auf der Strasse soll man nicht auf seine Feinde schelten. Span.: Quando fueres por camino, no digas mal de ta enemigo. (Bohn I, 244.)
[Spaltenumbruch] *4 Den Strand pflügen. Holl.: Hij ploejt het strand, en zaait in 't zand. (Harrebomée, II, 312b.) Strang. 1 Der dritte Strang macht den Kabel (das Ankertau). – Graf, 414, 101. Vereinigte Kraft vermag viel. Drei machen ein Collegium. Das altdeutsche Gerichtsverfahren forderte, dass wenigstens zwei Schöffen ausser dem Richter anwesend waren, der Richter ersetzte den dritten (s. Schöffe 2). Viel häufiger findet sich aber die Siebenzahl und Zwölf. „Die elf Schöffen sind die heiligen Zwölfboten und der Zwölfte ist Christus.“ (Weichbildglosse, 249, 16.) 2 Der schwere Strang hilft dem Klang. 3 Der Strang ist mit fünf Gulden bezahlt. – Eisenhart, 467; Hillebrand, 197; Simrock, 9950; Graf, 364, 457. Das Sprichwort sagt, dass nach früherm Recht der Dieb durch das Stehlen eines Werthes von wenigstens fünf Goldgulden, denn solche meint das Sprichwort, den Strick verdient habe, da nach der Karolina (Art. 157, 160) ein grosser Diebstahl vorhanden ist, wenn das Gestohlene diesen Werth erreicht. (S. Dukaten 8) Von Einfluss auf die Strafe des Diebstahls war der Werthbetrag des Entwendeten. Nach den Goslarischen Statuten soll man den Dieb hängen, wenn der Werth des Gestohlenen fünf Schillinge beträgt, sonst war derselbe fünf Gulden bezeichnet. 4 En duwwelter Strang hält beter. – Fritz Reuter in den Unterhaltungen des lit. Kränzchens in Königsberg, 1865, Nr. 1, S. 12. 5 Wenn man die Stränge zu straff anzieht, so zerreissen sie. 6 Wer nicht am Strange ziehen will, muss nicht Glöckner werden. Aehnlich russisch Altmann VI, 399. 7 Wie man den Strang zieht, so läuten die Glocken. *8 An Einem Strang mit jemand ziehen. 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Strasburg. 1 Die von Strasburg fragen viel danach, was die von Köln in den Rhein pissen. – Simrock, 9954. 2 Sie gehen gen Strasburg vnd wonen zu Bethlehem. – Germania, IX, 209. Die Redensart findet sich bei Agricola (I, 456), wo dieser den Ehestand und das Verhältniss verschiedener Orden zu demselben bespricht. „Zum letzten“, heisst es, „folget der sechste orden, der willigen armen, dass sie odder er einen heymlichen abschied nehmen vnd ligen kein nacht, da sie die andere ligen, gehn gen Strasburg vnd wonen zu Bethlehem.“ 3 Strassburg, das edelste; Chur, das oberste; Kostnitz, das grösseste; Basel, das lustigste; Speyer, das würdigste; Mainz, das Heiligste; Trier, das älteste; Köln, das reichste. – Hesekiel, 12; Deutsche Romanzeitung, III, 40, 315. Von den Stiften am Rheim, welche die „Pfaffengasse“ im Reich vorstellen. V. J. 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*4 Den Strand pflügen.
Holl.: Hij ploejt het strand, en zaait in 't zand. (Harrebomée, II, 312b.)
Strang.
1 Der dritte Strang macht den Kabel (das Ankertau). – Graf, 414, 101.
Vereinigte Kraft vermag viel. Drei machen ein Collegium. Das altdeutsche Gerichtsverfahren forderte, dass wenigstens zwei Schöffen ausser dem Richter anwesend waren, der Richter ersetzte den dritten (s. Schöffe 2). Viel häufiger findet sich aber die Siebenzahl und Zwölf. „Die elf Schöffen sind die heiligen Zwölfboten und der Zwölfte ist Christus.“ (Weichbildglosse, 249, 16.)
2 Der schwere Strang hilft dem Klang.
3 Der Strang ist mit fünf Gulden bezahlt. – Eisenhart, 467; Hillebrand, 197; Simrock, 9950; Graf, 364, 457.
Das Sprichwort sagt, dass nach früherm Recht der Dieb durch das Stehlen eines Werthes von wenigstens fünf Goldgulden, denn solche meint das Sprichwort, den Strick verdient habe, da nach der Karolina (Art. 157, 160) ein grosser Diebstahl vorhanden ist, wenn das Gestohlene diesen Werth erreicht. (S. Dukaten 8) Von Einfluss auf die Strafe des Diebstahls war der Werthbetrag des Entwendeten. Nach den Goslarischen Statuten soll man den Dieb hängen, wenn der Werth des Gestohlenen fünf Schillinge beträgt, sonst war derselbe fünf Gulden bezeichnet.
4 En duwwelter Strang hält beter. – Fritz Reuter in den Unterhaltungen des lit. Kränzchens in Königsberg, 1865, Nr. 1, S. 12.
5 Wenn man die Stränge zu straff anzieht, so zerreissen sie.
6 Wer nicht am Strange ziehen will, muss nicht Glöckner werden.
Aehnlich russisch Altmann VI, 399.
7 Wie man den Strang zieht, so läuten die Glocken.
*8 An Einem Strang mit jemand ziehen.
Mit ihm einig sein oder gemeinschaftlich mit ihm ertragen, bekämpfen, betreiben.
*9 Aus de Sträng schlan. – Michel, 225; Nefflen, 451.
Ungehorsam sein, die Erwartungen täuschen, Ordnung und Zucht verlassen.
*10 Er hält seine Stränge stramm.
Holl.: Hij houdt zijne streng stljf (vest). (Harrebomée, II, 313b.)
*11 Er rührt dabei keinen Strang an. – Braun, I, 4317.
*12 Es zieht kein Strang an. – Eiselein, 582.
*13 Et äs e licht Strank. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 33.
*14 Oever de Streng hau'n (slân). (Holst.) – Schütze, IV, 209.
*15 Se zähn un enem Strank. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 145.
*16 Seinen Strang ziehen.
Das Seinige bei einem Geschäft thun.
Holl.: Elk trekt aan zijne streng. (Harrebomée, II, 313b.)
*17 Sie ziehen an demselben Strange.
Wirken miteinander für dasselbe Ziel, sind Freunde.
Holl.: Die twee loopen in 't zelve gareel. (Harrebomée, II, 349a) – Die twee schieten door één gat. (Harrebomée, I, 504b.) – Die twee trekken één juk. (Harrebomée, II, 349a.)
*18 Ueber den Strang schlagen. – Körte, 5755a; Braun, I, 4316; Frischbier2, 3658.
Von muthwilligen Pferden entlehnt, und von denen gebraucht, welche sich nicht in die gegebenen Schranken und Verhältnisse fügen wollen. (Stosch, Kleine Beiträge, II, 180.)
*19 Wenn alle Stränge reissen.
In. Schwaben: Wenn älle Sträng brecha. (Michel, 281; Nefflen, 469.) Im äussersten Falle, wenn alle Mittel fehlschlagen.
Strangkatze.
*1 Die Strangkatze wird Luft machen. (Nordböhmen.)
*2 Die Strangkatze wird Rath schaffen. (Nordböhmen.)
*3 Die Strangkatze wird schon helfen.
Die Redensarten sind aus Nordböhmen (Kamnitz), was ist aber Strangkatze? Vielleicht ist ebenfalls Strebekatze (s. d.) gemeint.
*4 Man wird wol die Strangkatze brauchen (anziehen) müssen.
Stranze.
* Du bist mer a wahre Stranzen. – Idiot. Austr., 117.
Eine träge, faule Weibsperson.
Strasburg.
1 Die von Strasburg fragen viel danach, was die von Köln in den Rhein pissen. – Simrock, 9954.
2 Sie gehen gen Strasburg vnd wonen zu Bethlehem. – Germania, IX, 209.
Die Redensart findet sich bei Agricola (I, 456), wo dieser den Ehestand und das Verhältniss verschiedener Orden zu demselben bespricht. „Zum letzten“, heisst es, „folget der sechste orden, der willigen armen, dass sie odder er einen heymlichen abschied nehmen vnd ligen kein nacht, da sie die andere ligen, gehn gen Strasburg vnd wonen zu Bethlehem.“
3 Strassburg, das edelste; Chur, das oberste; Kostnitz, das grösseste; Basel, das lustigste; Speyer, das würdigste; Mainz, das Heiligste; Trier, das älteste; Köln, das reichste. – Hesekiel, 12; Deutsche Romanzeitung, III, 40, 315.
Von den Stiften am Rheim, welche die „Pfaffengasse“ im Reich vorstellen. V. J. Freinsheim besingt Strasburg nicht, weil es das edelste Bisthum ist, auch nicht wegen seines Geschützes und seiner berühmten Uhr, sondern aus einem andern Grunde: „Strasburg, ob dich deine Geschütze, deiner Bürger Kunst und Witze, deiner Gütter Frucht und Nutze, deine gute Polizey, deine Thürn' erfrewt und deiner Wählen (Wälle) Schutze; so frewe dich doch mehr umb deine Truckerey. Stücke springen, Menschen sterben, Gütter fehlen und verderben, Polizeyen gehen unter, Thürn und Wähle fallen ein. Hingegen ist dir dieses Wunder ein ohnverändert Gut und bleibet ewig dein.“
4 Wäre Strasburg vom Himmel gefallen, es hätte nicht besser (schöner) können zu liegen kommen. – Eiselein, 581; Simrock, 9952; Körte, 5756.
5 Was fragen die zu Strassburg darnach, was die zu Speyer in Rhein bruntzen. – Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 70.
6 Zeuch gen Strasburg, so findest du den Tisch gedeckt. – Eiselein, 581; Pistor., VIII, 100; Simrock, 9953; Körte, 5756a.
*7 Er ist ghen Strassburg auff die hochzeit gezogen. – Franck, II, 101a; Eyering, II, 352; Egenolff, 98a; Eiselein, 581.
Ist mit dem Seinigen fertig, lebt aus dem Stegreif. (S. Abschmieden, Ausbaden 2 und Ausdreschen 2.) Um diesen Gedanken auszudrücken, hat man auch die Redensarten: Er hat abgeschmiedet. Er hat ausgebadet. Er hat ausgedroschen. Er hat Feierabend gemacht. Ite missa est ist gesungen. Er ist bei einem Bisslein dürr aufgegangen. Er hat nit überbliben, das eim in einem auch wee thet.
*8 Er mag wol hin auff Strassburg ziehen. – Eyering, II, 258.
Strasburger.
Was fragen die Strasburger danach, was die zu Speier (Köln) in den Rhein brunzen. – Eiselein, 108; Körte, 5758.
Strasse.
1 An der Strasse steht ein Haus, da mancher macht ein Tadel draus; wenn jeder dächte nur an sich, so gäb' es keine Feinde nich. – Hertz, 18.
2 Auf der Strasse ein Bettler, hinter dem Hag ein Dieb. – Klosterspiegel, 58, 14.
3 Auf der Strasse ein Engel, daheim ein Teufel.
Lat.: Intus Hecuba, foris Helena. (Binder II, 1548; Eiselein, 48.) – Intus Herodes, foris Johannes. (Binder II, 1548; Novarin, 238.)
4 Auf der Strasse hoch her und daheim der Brotschrank (Keller) leer.
Dän.: Paa gaden bæres guldet rød, men hiemme ledes efter brød. – Stolt i stræde og lidet i pynge, det er folskt. (Prov. dan., 90 u. 532.)
5 Auf der Strasse nach dem Maul, treibt Hansmichel schnell den Gaul.
6 Auf der Strasse sittig, in der Kirche andächtig, im Hause heiter und nett, nur freundlich im Bett.
Holl.: Zedig ter strate aandachtig in de kerk, blijde in huis vriendelijk te bed. (Harrebomée, II, 312a.)
7 Auf der Strasse soll man nicht auf seine Feinde schelten.
Span.: Quando fueres por camino, no digas mal de ta enemigo. (Bohn I, 244.)
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