Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 19 Stössigem Stier wachsen kurze Hörner. - Simrock, 9906.

20 Wenn de Stier d' Krone treit, so hend d' Kälber Würdigkeit. - Sutermeister, 117.

*21 Das heisst d' Stier a d' Landwied g'stellt. - Sutermeister, 90.

*22 Den Stier bei den Hörnern fassen.

Gerade an dem Punkte, wo er seine beste Wehrkraft besitzt. "Diese Partei verlässt den Kampfplatz, auf den sie in der Absicht getreten war, den Stier bei den Hörnern zu fassen, in sehr niedergeschlagener Stimmung." (Schless. Presse, 1874, Nr. 237.)

*23 Der Stier soll mi hudle. - Sutermeister, 18.

Eine schweizer Betheuerungsformel. (S. Pfanne 33.)

*24 Er hat heute den Stier. - Eiselein, 580.

*25 Er ist im Stier geboren. - Eiselein, 580.

*26 Er sucht auch unter dem Stier ein Kalb.

So sagt der Ungar, um die Unersättlichkeit des Fiscus zu schildern.

*27 Es ist ein fremder Stier in der Weide gewesen.

Vom verbotenen Umgange eines fremden Mannes mit einer verheiratheten Frau.

Holl.: Er is een vreemde stier in de wei geweest. (Harrebomee, II, 306b.)


Stieramperl.

* Er ist ein Stieramperl. - Hügel, 157a.

Auch Stierer, d. i. ein Mensch, der gern horcht, ausspionirt, alles aufstiert.


Stierbube.

Es gehen viel Stierbuben auf einen rechten Ackersmann. - Simrock, 71.

Lat.: Qui tauros stimulent multi, sed rarus orator. (Eiselein, 13; Binder II, 2817.)


Stieren.

* Er stiert wie eine Ratte.

Dän.: Heen gloer som en stenge-rotte eller: som han hav de nys faaet öyne. (Prov. dan., 243.)


Stierkopf.

Stierköpfe haben Stieraugen.


Stierneu.

1 Stierneu1 ist der ganzen Welt untreu. (Luzern.)

1) Neumond im Zeichen des Stiers.

2 Vor Stierneu hat der Bauer Scheu. (Schwaben.)

Wenn der Neumond im Stier eintritt, fürchtet man starke Fröste.


Stift.

1 Im anfang sind wenig Stifft vnd Klöster gewesen vnd viel Christen, jetzt sind viel Kirchen vnd Klausen vnd wenig Christen. - Henisch, 608, 4.

2 Stifter und Klöster sind der Edelleute und Soldaten Wirthshäuser.


Stiften.

Er hat viel gestiftet, aber wenig in die Kirche. - Mayer, I, 75.


Stiftler.

Aus einem Stiftler lässt sich alles machen. (Schwaben.)

Bezieht sich wohl auf die gründliche und vielseitige Bildung, die im tübinger Stift erworben wird.


Stil.

1 Der Stil ist der Mensch.

Dieses Wort Buffon's gilt von jeder Schöpfung des Menschengeistes. (Schenkel, Allgem. kirchliche Zeitschrift, 1867, X, 628.)

2 Ein kurzer Stil ist besser als ein langer Prügel. - O. Müller, Charlotte Ackermann, S. 339.

3 Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigene Nase. - Körte2, 7185.

*4 Er kann der Sache einen Stil geben.


Still.

1 Der so still, hat offt grosse Schelmerey dick hinter den Ohren.

2 Hald es stelle, sagte Mester Neideck. (Iserlohn.) - Frommann, III, 261, 42.

3 Heute still und morgen Getümmel, heute ehrbar und morgen wieder ein Lümmel, so kommt man nicht in den Himmel. - Parömiakon, 608.

4 Je stiller, je klarer. - Jahrb. für Landeskunde des Herzogth. Schlesw.-Holst.-Lauenburg, IV, 120.

5 Man stille, segt Hille. (Mecklenburg.)

6 Seid stille, itz kimmt Pater Hille. (Nordböhmen.)

7 Stelle, Monkel, der Pfaff hält Mess. (Meiningen.)

Um zu sagen: Still, still!

[Spaltenumbruch] 8 Still, freundlich, keusch vnd schon ist frommer Jungfrawen Kron. - Petri, II, 541.

9 Still ist mein Will'.

10 Still overall, ik schriewe min Name. - Bueren, 1033.

11 Still, sagte der Schulze in Leiben, ich muss jetzt meinen Namen schreiben.

Frz.: C'est le greffier de Vaugirard, il ne peut ecrire quand on le regarde. (Leroux, I, 258.)

Holl.: Stil, kinderen, vader schrijft rekeningen. (Harrebomee, I, 407a.)

12 Still und fromm ist der beste Reichthum.

Schwed.: Stilla och from är bästa rijkedom. (Grubb, 655.)

13 Still und fromm kommt selten vor den Richter.

Schwed.: Stilla og from kommer sjellan för dom. (Törning, 751.)

14 Still und guter Muth mitten in Meeresflut.

Lat.: Mediis tranquillus in undis. (Binder II, 1821.)

15 Still von mundt, trew von handen, macht frey reisen in allen landen. - Zinkgref, IV, 391.

Lat.: Nec mare, nec tellus, neque lustra, nec autra nec astra tuta nec illa mihi, que super astra, via. (Chaos, 773.)

16 Still, vorsichtig und wohlberedt einem Schreiber wohl ansteht.

Lat.: Arcani custos, prudens, lingua que pertius et calamo facilis scriba erit eximius. (Chaos, 434.)

17 Wenn's still ist, sagt die Ziege, so ist's als wär' ein Geist (Gespenst) da. (Surinam.)

Der Schwätzer fürchtet das Schweigen wie ein Gespenst. Zu jemand, um zu sagen: Dein Mund kann keinen Augenblick stillstehen.

18 Wenn's still ist, will jeder Steuermann sein.

*19 Bis still, die Herren gehen herum. - Kirchhofer, 79.

Ermahnung, still und ruhig zu sein. Von der Gewohnheit, dass in mehreren Städten der Schweiz während des Gottesdienstes ein Umgang gehalten wird, um die angemessene Ruhe zu erhalten.

*20 Er ist so still, als wenn ihn der Hund gebissen hätte.

Holl.: Hij is zoo stil, of hij opium gegeten had. (Harrebomee, II, 306b.)

*21 Er ist so still wie die Glocken am Charfreitage. - Parömiakon, 424.

*22 Er ist so still wie eine Maus.

Von einem sehr ruhigen Menschen; weil sich die Maus wegen ihrer Furchtsamkeit beim geringsten Geräusch äusserst still verhält. Jüdisch-deutsch in Warschau: Still wie in a Mausenloch. Still wie in on Ojer (Ohr).

Holl.: Hij is so bedaard els eene oester. (Harrebomee, II, 132b.)

*23 Er ist stiller als die Glocken am Charfreitag. - Braun, I, 4299.

*24 Es ist so still, als flöge ein Polizeidiener durch die Luft. - Detmold, Randzeichnungen.

Spott auf die Feigheit des Spiessbürgerthums.

*25 Es ist so still, es wäre gut Hafer säen.

Holl.: Als het stil is, is het goed haver zaaijen. (Harrebomee, I, 291.)

*26 Es ist so still wie auf dem Meere.

Lat.: Halcedonia sunt apud forum. (Faselius, 102.)

*27 Es ist so still wie bei Itzik Sichel.

Isaak Sichel war der Besitzer eines Kaffeehauses in Frankfurt a. M., das sehr wenig besucht ward. Jemand sagte einmal: "Ich gehe am liebsten zu Itzik Sichel, da ist es hübsch still."

*28 Et is so stille, man kann Feddern seien. - Eichwald, 481.

*29 He is nich so lang still, ass'n Henn' 'n Korn upnimmt. - Kern, 634; Hauskalender, IV.

*30 Na stöll, na stöll, sast ok möt na Bukowtz Hunn wasche, sast ok dat Sepschawelke nodrage. (Rheden.) - Frischbier2, 3631.

Scherzrede, um einen Murrenden zu beschwichtigen. Bukowitz ist ein Dorf im Kreise Strasburg.

*31 Sei still, es heilt wieder, ehe du ein(e) Bräutigam (Braut) wirst.

Beruhigungswort, meist an Kinder gerichtet, die sich verwundet haben.

*32 So still sein wie ein Hammel. (Lit.)

*33 So still wie ein Ohrwürmchen. - Nieritz, Jakob Sturm, 51.

[Spaltenumbruch] 19 Stössigem Stier wachsen kurze Hörner.Simrock, 9906.

20 Wenn de Stier d' Krone treit, so hend d' Kälber Würdigkeit.Sutermeister, 117.

*21 Das heisst d' Stier a d' Landwied g'stellt.Sutermeister, 90.

*22 Den Stier bei den Hörnern fassen.

Gerade an dem Punkte, wo er seine beste Wehrkraft besitzt. „Diese Partei verlässt den Kampfplatz, auf den sie in der Absicht getreten war, den Stier bei den Hörnern zu fassen, in sehr niedergeschlagener Stimmung.“ (Schless. Presse, 1874, Nr. 237.)

*23 Der Stier soll mi hudle.Sutermeister, 18.

Eine schweizer Betheuerungsformel. (S. Pfanne 33.)

*24 Er hat heute den Stier.Eiselein, 580.

*25 Er ist im Stier geboren.Eiselein, 580.

*26 Er sucht auch unter dem Stier ein Kalb.

So sagt der Ungar, um die Unersättlichkeit des Fiscus zu schildern.

*27 Es ist ein fremder Stier in der Weide gewesen.

Vom verbotenen Umgange eines fremden Mannes mit einer verheiratheten Frau.

Holl.: Er is een vreemde stier in de wei geweest. (Harrebomée, II, 306b.)


Stieramperl.

* Er ist ein Stieramperl.Hügel, 157a.

Auch Stierer, d. i. ein Mensch, der gern horcht, ausspionirt, alles aufstiert.


Stierbube.

Es gehen viel Stierbuben auf einen rechten Ackersmann.Simrock, 71.

Lat.: Qui tauros stimulent multi, sed rarus orator. (Eiselein, 13; Binder II, 2817.)


Stieren.

* Er stiert wie eine Ratte.

Dän.: Heen glœr som en stenge-rotte eller: som han hav de nys faaet øyne. (Prov. dan., 243.)


Stierkopf.

Stierköpfe haben Stieraugen.


Stierneu.

1 Stierneu1 ist der ganzen Welt untreu. (Luzern.)

1) Neumond im Zeichen des Stiers.

2 Vor Stierneu hat der Bauer Scheu. (Schwaben.)

Wenn der Neumond im Stier eintritt, fürchtet man starke Fröste.


Stift.

1 Im anfang sind wenig Stifft vnd Klöster gewesen vnd viel Christen, jetzt sind viel Kirchen vnd Klausen vnd wenig Christen.Henisch, 608, 4.

2 Stifter und Klöster sind der Edelleute und Soldaten Wirthshäuser.


Stiften.

Er hat viel gestiftet, aber wenig in die Kirche.Mayer, I, 75.


Stiftler.

Aus einem Stiftler lässt sich alles machen. (Schwaben.)

Bezieht sich wohl auf die gründliche und vielseitige Bildung, die im tübinger Stift erworben wird.


Stil.

1 Der Stil ist der Mensch.

Dieses Wort Buffon's gilt von jeder Schöpfung des Menschengeistes. (Schenkel, Allgem. kirchliche Zeitschrift, 1867, X, 628.)

2 Ein kurzer Stil ist besser als ein langer Prügel.O. Müller, Charlotte Ackermann, S. 339.

3 Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigene Nase.Körte2, 7185.

*4 Er kann der Sache einen Stil geben.


Still.

1 Der so still, hat offt grosse Schelmerey dick hinter den Ohren.

2 Hald es stelle, sagte Mester Neideck. (Iserlohn.) – Frommann, III, 261, 42.

3 Heute still und morgen Getümmel, heute ehrbar und morgen wieder ein Lümmel, so kommt man nicht in den Himmel.Parömiakon, 608.

4 Je stiller, je klarer.Jahrb. für Landeskunde des Herzogth. Schlesw.-Holst.-Lauenburg, IV, 120.

5 Man stille, segt Hille. (Mecklenburg.)

6 Seid stille, itz kimmt Pater Hille. (Nordböhmen.)

7 Stelle, Monkel, der Pfaff hält Mess. (Meiningen.)

Um zu sagen: Still, still!

[Spaltenumbruch] 8 Still, freundlich, keusch vnd schon ist frommer Jungfrawen Kron.Petri, II, 541.

9 Still ist mein Will'.

10 Still overall, ik schriewe min Name.Bueren, 1033.

11 Still, sagte der Schulze in Leiben, ich muss jetzt meinen Namen schreiben.

Frz.: C'est le greffier de Vaugirard, il ne peut écrire quand on le regarde. (Leroux, I, 258.)

Holl.: Stil, kinderen, vader schrijft rekeningen. (Harrebomée, I, 407a.)

12 Still und fromm ist der beste Reichthum.

Schwed.: Stilla och from är bästa rijkedom. (Grubb, 655.)

13 Still und fromm kommt selten vor den Richter.

Schwed.: Stilla og from kommer sjellan før dom. (Törning, 751.)

14 Still und guter Muth mitten in Meeresflut.

Lat.: Mediis tranquillus in undis. (Binder II, 1821.)

15 Still von mundt, trew von handen, macht frey reisen in allen landen.Zinkgref, IV, 391.

Lat.: Nec mare, nec tellus, neque lustra, nec autra nec astra tuta nec illa mihi, que super astra, via. (Chaos, 773.)

16 Still, vorsichtig und wohlberedt einem Schreiber wohl ansteht.

Lat.: Arcani custos, prudens, lingua que pertius et calamo facilis scriba erit eximius. (Chaos, 434.)

17 Wenn's still ist, sagt die Ziege, so ist's als wär' ein Geist (Gespenst) da. (Surinam.)

Der Schwätzer fürchtet das Schweigen wie ein Gespenst. Zu jemand, um zu sagen: Dein Mund kann keinen Augenblick stillstehen.

18 Wenn's still ist, will jeder Steuermann sein.

*19 Bis still, die Herren gehen herum.Kirchhofer, 79.

Ermahnung, still und ruhig zu sein. Von der Gewohnheit, dass in mehreren Städten der Schweiz während des Gottesdienstes ein Umgang gehalten wird, um die angemessene Ruhe zu erhalten.

*20 Er ist so still, als wenn ihn der Hund gebissen hätte.

Holl.: Hij is zoo stil, of hij opium gegeten had. (Harrebomée, II, 306b.)

*21 Er ist so still wie die Glocken am Charfreitage.Parömiakon, 424.

*22 Er ist so still wie eine Maus.

Von einem sehr ruhigen Menschen; weil sich die Maus wegen ihrer Furchtsamkeit beim geringsten Geräusch äusserst still verhält. Jüdisch-deutsch in Warschau: Still wie in a Mausenloch. Still wie in on Ojer (Ohr).

Holl.: Hij is so bedaard els eene oester. (Harrebomée, II, 132b.)

*23 Er ist stiller als die Glocken am Charfreitag.Braun, I, 4299.

*24 Es ist so still, als flöge ein Polizeidiener durch die Luft.Detmold, Randzeichnungen.

Spott auf die Feigheit des Spiessbürgerthums.

*25 Es ist so still, es wäre gut Hafer säen.

Holl.: Als het stil is, is het goed haver zaaijen. (Harrebomée, I, 291.)

*26 Es ist so still wie auf dem Meere.

Lat.: Halcedonia sunt apud forum. (Faselius, 102.)

*27 Es ist so still wie bei Itzik Sichel.

Isaak Sichel war der Besitzer eines Kaffeehauses in Frankfurt a. M., das sehr wenig besucht ward. Jemand sagte einmal: „Ich gehe am liebsten zu Itzik Sichel, da ist es hübsch still.“

*28 Et is so stille, man kann Feddern seien.Eichwald, 481.

*29 He is nich so lang still, ass'n Henn' 'n Korn upnimmt.Kern, 634; Hauskalender, IV.

*30 Na stöll, na stöll, sast ok möt na Bukowtz Hunn wasche, sast ok dat Sêpschawelke nodrage. (Rheden.) – Frischbier2, 3631.

Scherzrede, um einen Murrenden zu beschwichtigen. Bukowitz ist ein Dorf im Kreise Strasburg.

*31 Sei still, es heilt wieder, ehe du ein(e) Bräutigam (Braut) wirst.

Beruhigungswort, meist an Kinder gerichtet, die sich verwundet haben.

*32 So still sein wie ein Hammel. (Lit.)

*33 So still wie ein Ohrwürmchen.Nieritz, Jakob Sturm, 51.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0435" n="[429]"/><cb n="857"/>
19 Stössigem Stier wachsen kurze Hörner.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9906.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wenn de Stier d' Krone treit, so hend d' Kälber Würdigkeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Das heisst d' Stier a d' Landwied g'stellt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 90.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Den Stier bei den Hörnern fassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gerade an dem Punkte, wo er seine beste Wehrkraft besitzt. &#x201E;Diese Partei verlässt den Kampfplatz, auf den sie in der Absicht getreten war, den Stier bei den Hörnern zu fassen, in sehr niedergeschlagener Stimmung.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schless. Presse, 1874, Nr. 237.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Der Stier soll mi hudle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine schweizer Betheuerungsformel. (S.  Pfanne 33.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Er hat heute den Stier.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 580.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Er ist im Stier geboren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 580.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Er sucht auch unter dem Stier ein Kalb.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt der Ungar, um die Unersättlichkeit des Fiscus zu schildern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Es ist ein fremder Stier in der Weide gewesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom verbotenen Umgange eines fremden Mannes mit einer verheiratheten Frau.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Er is een vreemde stier in de wei geweest. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 306<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stieramperl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Stieramperl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hügel, 157<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch Stierer, d. i. ein Mensch, der gern horcht, ausspionirt, alles aufstiert.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stierbube.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es gehen viel Stierbuben auf einen rechten Ackersmann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 71.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui tauros stimulent multi, sed rarus orator. (<hi rendition="#i">Eiselein, 13; Binder II, 2817.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stieren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er stiert wie eine Ratte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Heen gl&#x0153;r som en stenge-rotte eller: som han hav de nys faaet øyne. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 243.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stierkopf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Stierköpfe haben Stieraugen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stierneu.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Stierneu<hi rendition="#sup">1</hi> ist der ganzen Welt untreu.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Neumond im Zeichen des Stiers.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Vor Stierneu hat der Bauer Scheu.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn der Neumond im Stier eintritt, fürchtet man starke Fröste.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stift.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Im anfang sind wenig Stifft vnd Klöster gewesen vnd viel Christen, jetzt sind viel Kirchen vnd Klausen vnd wenig Christen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 608, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Stifter und Klöster sind der Edelleute und Soldaten Wirthshäuser.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiften.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Er hat viel gestiftet, aber wenig in die Kirche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 75.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiftler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Aus einem Stiftler lässt sich alles machen.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich wohl auf die gründliche und vielseitige Bildung, die im tübinger Stift erworben wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stil.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Stil ist der Mensch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieses Wort Buffon's gilt von jeder Schöpfung des Menschengeistes. (<hi rendition="#i">Schenkel, Allgem. kirchliche Zeitschrift, 1867, X, 628.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein kurzer Stil ist besser als ein langer Prügel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">O. Müller, Charlotte Ackermann, S. 339.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigene Nase.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 7185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er kann der Sache einen Stil geben.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Still.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der so still, hat offt grosse Schelmerey dick hinter den Ohren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hald es stelle, sagte Mester Neideck.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 261, 42.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Heute still und morgen Getümmel, heute ehrbar und morgen wieder ein Lümmel, so kommt man nicht in den Himmel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 608.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Je stiller, je klarer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jahrb. für Landeskunde des Herzogth. Schlesw.-Holst.-Lauenburg, IV, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Man stille, segt Hille.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Seid stille, itz kimmt Pater Hille.</hi> (<hi rendition="#i">Nordböhmen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Stelle, Monkel, der Pfaff hält Mess.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: Still, still!</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="858"/>
8 Still, freundlich, keusch vnd schon ist frommer Jungfrawen Kron.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 541.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Still ist mein Will'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Still overall, ik schriewe min Name.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1033.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Still, sagte der Schulze in Leiben, ich muss jetzt meinen Namen schreiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est le greffier de Vaugirard, il ne peut écrire quand on le regarde. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 258.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Stil, kinderen, vader schrijft rekeningen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 407<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Still und fromm ist der beste Reichthum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Stilla och from är bästa rijkedom. (<hi rendition="#i">Grubb, 655.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Still und fromm kommt selten vor den Richter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Stilla og from kommer sjellan før dom. (<hi rendition="#i">Törning, 751.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Still und guter Muth mitten in Meeresflut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mediis tranquillus in undis. (<hi rendition="#i">Binder II, 1821.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Still von mundt, trew von handen, macht frey reisen in allen landen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 391.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nec mare, nec tellus, neque lustra, nec autra nec astra tuta nec illa mihi, que super astra, via. (<hi rendition="#i">Chaos, 773.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Still, vorsichtig und wohlberedt einem Schreiber wohl ansteht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arcani custos, prudens, lingua que pertius et calamo facilis scriba erit eximius. (<hi rendition="#i">Chaos, 434.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wenn's still ist, sagt die Ziege, so ist's als wär' ein Geist (Gespenst) da.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Schwätzer fürchtet das Schweigen wie ein Gespenst. Zu jemand, um zu sagen: Dein Mund kann keinen Augenblick stillstehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn's still ist, will jeder Steuermann sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Bis still, die Herren gehen herum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ermahnung, still und ruhig zu sein. Von der Gewohnheit, dass in mehreren Städten der Schweiz während des Gottesdienstes ein Umgang gehalten wird, um die angemessene Ruhe zu erhalten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er ist so still, als wenn ihn der Hund gebissen hätte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is zoo stil, of hij opium gegeten had. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 306<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Er ist so still wie die Glocken am Charfreitage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 424.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Er ist so still wie eine Maus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem sehr ruhigen Menschen; weil sich die Maus wegen ihrer Furchtsamkeit beim geringsten Geräusch äusserst still verhält. Jüdisch-deutsch in Warschau: Still wie in a Mausenloch. Still wie in on Ojer (Ohr).</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is so bedaard els eene oester. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 132<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Er ist stiller als die Glocken am Charfreitag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 4299.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Es ist so still, als flöge ein Polizeidiener durch die Luft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Detmold, Randzeichnungen.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf die Feigheit des Spiessbürgerthums.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Es ist so still, es wäre gut Hafer säen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als het stil is, is het goed haver zaaijen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Es ist so still wie auf dem Meere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Halcedonia sunt apud forum. (<hi rendition="#i">Faselius, 102.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Es ist so still wie bei Itzik Sichel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Isaak Sichel war der Besitzer eines Kaffeehauses in Frankfurt a. M., das sehr wenig besucht ward. Jemand sagte einmal: &#x201E;Ich gehe am liebsten zu Itzik Sichel, da ist es hübsch still.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Et is so stille, man kann Feddern seien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 481.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 He is nich so lang still, ass'n Henn' 'n Korn upnimmt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 634; Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Na stöll, na stöll, sast ok möt na Bukowtz Hunn wasche, sast ok dat Sêpschawelke nodrage.</hi> (<hi rendition="#i">Rheden.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3631.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzrede, um einen Murrenden zu beschwichtigen. Bukowitz ist ein Dorf im Kreise Strasburg.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Sei still, es heilt wieder, ehe du ein(e) Bräutigam (Braut) wirst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Beruhigungswort, meist an Kinder gerichtet, die sich verwundet haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 So still sein wie ein Hammel.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 So still wie ein Ohrwürmchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nieritz, Jakob Sturm, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[429]/0435] 19 Stössigem Stier wachsen kurze Hörner. – Simrock, 9906. 20 Wenn de Stier d' Krone treit, so hend d' Kälber Würdigkeit. – Sutermeister, 117. *21 Das heisst d' Stier a d' Landwied g'stellt. – Sutermeister, 90. *22 Den Stier bei den Hörnern fassen. Gerade an dem Punkte, wo er seine beste Wehrkraft besitzt. „Diese Partei verlässt den Kampfplatz, auf den sie in der Absicht getreten war, den Stier bei den Hörnern zu fassen, in sehr niedergeschlagener Stimmung.“ (Schless. Presse, 1874, Nr. 237.) *23 Der Stier soll mi hudle. – Sutermeister, 18. Eine schweizer Betheuerungsformel. (S. Pfanne 33.) *24 Er hat heute den Stier. – Eiselein, 580. *25 Er ist im Stier geboren. – Eiselein, 580. *26 Er sucht auch unter dem Stier ein Kalb. So sagt der Ungar, um die Unersättlichkeit des Fiscus zu schildern. *27 Es ist ein fremder Stier in der Weide gewesen. Vom verbotenen Umgange eines fremden Mannes mit einer verheiratheten Frau. Holl.: Er is een vreemde stier in de wei geweest. (Harrebomée, II, 306b.) Stieramperl. * Er ist ein Stieramperl. – Hügel, 157a. Auch Stierer, d. i. ein Mensch, der gern horcht, ausspionirt, alles aufstiert. Stierbube. Es gehen viel Stierbuben auf einen rechten Ackersmann. – Simrock, 71. Lat.: Qui tauros stimulent multi, sed rarus orator. (Eiselein, 13; Binder II, 2817.) Stieren. * Er stiert wie eine Ratte. Dän.: Heen glœr som en stenge-rotte eller: som han hav de nys faaet øyne. (Prov. dan., 243.) Stierkopf. Stierköpfe haben Stieraugen. Stierneu. 1 Stierneu1 ist der ganzen Welt untreu. (Luzern.) 1) Neumond im Zeichen des Stiers. 2 Vor Stierneu hat der Bauer Scheu. (Schwaben.) Wenn der Neumond im Stier eintritt, fürchtet man starke Fröste. Stift. 1 Im anfang sind wenig Stifft vnd Klöster gewesen vnd viel Christen, jetzt sind viel Kirchen vnd Klausen vnd wenig Christen. – Henisch, 608, 4. 2 Stifter und Klöster sind der Edelleute und Soldaten Wirthshäuser. Stiften. Er hat viel gestiftet, aber wenig in die Kirche. – Mayer, I, 75. Stiftler. Aus einem Stiftler lässt sich alles machen. (Schwaben.) Bezieht sich wohl auf die gründliche und vielseitige Bildung, die im tübinger Stift erworben wird. Stil. 1 Der Stil ist der Mensch. Dieses Wort Buffon's gilt von jeder Schöpfung des Menschengeistes. (Schenkel, Allgem. kirchliche Zeitschrift, 1867, X, 628.) 2 Ein kurzer Stil ist besser als ein langer Prügel. – O. Müller, Charlotte Ackermann, S. 339. 3 Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigene Nase. – Körte2, 7185. *4 Er kann der Sache einen Stil geben. Still. 1 Der so still, hat offt grosse Schelmerey dick hinter den Ohren. 2 Hald es stelle, sagte Mester Neideck. (Iserlohn.) – Frommann, III, 261, 42. 3 Heute still und morgen Getümmel, heute ehrbar und morgen wieder ein Lümmel, so kommt man nicht in den Himmel. – Parömiakon, 608. 4 Je stiller, je klarer. – Jahrb. für Landeskunde des Herzogth. Schlesw.-Holst.-Lauenburg, IV, 120. 5 Man stille, segt Hille. (Mecklenburg.) 6 Seid stille, itz kimmt Pater Hille. (Nordböhmen.) 7 Stelle, Monkel, der Pfaff hält Mess. (Meiningen.) Um zu sagen: Still, still! 8 Still, freundlich, keusch vnd schon ist frommer Jungfrawen Kron. – Petri, II, 541. 9 Still ist mein Will'. 10 Still overall, ik schriewe min Name. – Bueren, 1033. 11 Still, sagte der Schulze in Leiben, ich muss jetzt meinen Namen schreiben. Frz.: C'est le greffier de Vaugirard, il ne peut écrire quand on le regarde. (Leroux, I, 258.) Holl.: Stil, kinderen, vader schrijft rekeningen. (Harrebomée, I, 407a.) 12 Still und fromm ist der beste Reichthum. Schwed.: Stilla och from är bästa rijkedom. (Grubb, 655.) 13 Still und fromm kommt selten vor den Richter. Schwed.: Stilla og from kommer sjellan før dom. (Törning, 751.) 14 Still und guter Muth mitten in Meeresflut. Lat.: Mediis tranquillus in undis. (Binder II, 1821.) 15 Still von mundt, trew von handen, macht frey reisen in allen landen. – Zinkgref, IV, 391. Lat.: Nec mare, nec tellus, neque lustra, nec autra nec astra tuta nec illa mihi, que super astra, via. (Chaos, 773.) 16 Still, vorsichtig und wohlberedt einem Schreiber wohl ansteht. Lat.: Arcani custos, prudens, lingua que pertius et calamo facilis scriba erit eximius. (Chaos, 434.) 17 Wenn's still ist, sagt die Ziege, so ist's als wär' ein Geist (Gespenst) da. (Surinam.) Der Schwätzer fürchtet das Schweigen wie ein Gespenst. Zu jemand, um zu sagen: Dein Mund kann keinen Augenblick stillstehen. 18 Wenn's still ist, will jeder Steuermann sein. *19 Bis still, die Herren gehen herum. – Kirchhofer, 79. Ermahnung, still und ruhig zu sein. Von der Gewohnheit, dass in mehreren Städten der Schweiz während des Gottesdienstes ein Umgang gehalten wird, um die angemessene Ruhe zu erhalten. *20 Er ist so still, als wenn ihn der Hund gebissen hätte. Holl.: Hij is zoo stil, of hij opium gegeten had. (Harrebomée, II, 306b.) *21 Er ist so still wie die Glocken am Charfreitage. – Parömiakon, 424. *22 Er ist so still wie eine Maus. Von einem sehr ruhigen Menschen; weil sich die Maus wegen ihrer Furchtsamkeit beim geringsten Geräusch äusserst still verhält. Jüdisch-deutsch in Warschau: Still wie in a Mausenloch. Still wie in on Ojer (Ohr). Holl.: Hij is so bedaard els eene oester. (Harrebomée, II, 132b.) *23 Er ist stiller als die Glocken am Charfreitag. – Braun, I, 4299. *24 Es ist so still, als flöge ein Polizeidiener durch die Luft. – Detmold, Randzeichnungen. Spott auf die Feigheit des Spiessbürgerthums. *25 Es ist so still, es wäre gut Hafer säen. Holl.: Als het stil is, is het goed haver zaaijen. (Harrebomée, I, 291.) *26 Es ist so still wie auf dem Meere. Lat.: Halcedonia sunt apud forum. (Faselius, 102.) *27 Es ist so still wie bei Itzik Sichel. Isaak Sichel war der Besitzer eines Kaffeehauses in Frankfurt a. M., das sehr wenig besucht ward. Jemand sagte einmal: „Ich gehe am liebsten zu Itzik Sichel, da ist es hübsch still.“ *28 Et is so stille, man kann Feddern seien. – Eichwald, 481. *29 He is nich so lang still, ass'n Henn' 'n Korn upnimmt. – Kern, 634; Hauskalender, IV. *30 Na stöll, na stöll, sast ok möt na Bukowtz Hunn wasche, sast ok dat Sêpschawelke nodrage. (Rheden.) – Frischbier2, 3631. Scherzrede, um einen Murrenden zu beschwichtigen. Bukowitz ist ein Dorf im Kreise Strasburg. *31 Sei still, es heilt wieder, ehe du ein(e) Bräutigam (Braut) wirst. Beruhigungswort, meist an Kinder gerichtet, die sich verwundet haben. *32 So still sein wie ein Hammel. (Lit.) *33 So still wie ein Ohrwürmchen. – Nieritz, Jakob Sturm, 51.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/435
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [429]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/435>, abgerufen am 21.11.2024.