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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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*7 Bist d' Stieg ra g'falle? (Ulm.)

Zu jemand, der sich das Haar hat schneiden lassen.

*8 Die steg hinabwerfen. (S. Herz 481.) - Franck, II, 72b.

*9 Die Stiegen hinunterfallen.

Lat.: Sic differt casus ab arte. (Chaos, 276.)

*10 Einem die Stieg weisen.

Lat.: Contra verbosos nolicontendere multa. (Chaos, 420.)

*11 Ich wollte darumb kein Stige hinunterfallen. - Grimmelshausen, Springinsfeld.

*12 Stiege und strasse. - Nibelungen, 6391.


Stiegel.

1 Wo die stigel nider ist, da hupfen die hund all vber. - Franck, II, 37b; Lehmann, II, 857, 436; Eiselein, 588; Simrock, 9904; Graf, 364, 452.

Als Rechtssprichwort hat es den Gelegenheitsdiebstahl im Auge, der mit einer gelindern Strafe belegt ward. (S. Dukaten 8 und Strang.)

*2 Ma muss no numm, wo Stiegeln nieder sind. (Ertingen.) - Birlinger, 223.


Stiegelesinnig.

* Es möchte einer stiegelisinnig und gatterläufig werden. - Kirchhofer, 117.

D. h. verdriesslich, verdüstert, verwirrt. (Stalder, II, 398.) In der innern Schweiz sind die Güter eingehagt, damit sich das Vieh nicht verläuft, daher muss man viel Gatter öffnen und über viele Stiegen (Stiegeln) gehen, was die Reisenden ermüdet und aufhält.


Stiegelhupfer.

*1 Es ist ein Stig'lhupfer. - Schöpf, 711.

Ein Spottname, der in dem angrenzenden Obersteiermark den Oberösterreichern gegeben wird, da es in Oberösterreich wegen der sorgfältigen Einfriedung der Felder sehr viele Zäune und Stiegeln gibt, über die man auf Fusswegen unzähligemal steigen muss. In Tirol scherzweise von einem Landgeistlichen. Auch Simplicius (423) hat Stigelhüpfer. (Vgl. Schmeller, III, 624; Lexer, Kärntn. Wb., 241; Dähnert und Schambach.)

*2 Es sind Stig'lhupfer. (S. Krebstränker.)


Stieglitz.

1 Fritz, Stieglitz, der Kukuk ist todt, wir haben'n gegessen zum Abendbrot. (Pommern.)

2 Lieber als Stieglitz singen, kann's nicht als Nachtigall gelingen.

Besser gute eigene Leistung als schlechte Nachahmung.

Böhm.: Pej radsi dobre po stehliku, nezli spatne po slaviku. (Celakovsky, 215.)


Stiel.

1 Den Stiel smitt me waeg, den Knüppel hält me wiyer. (Westf.)

2 Der stiel ist länger denn der Apffel (auch: als die Axt). - Lehmann, 714, 5.

Von Schwätzern; die Rede länger als der Sinn.

3 Ein Stiel zum Beile (zur Haue, Hacke) findet sich bald, wenn man einem übel will. - Simrock, 9905.

Lat.: Praetextu duntexat opus est improbitati. (Gaal, 1472.)

4 Hättest du mir den Stiel nicht gegeben, sagte die Axt zum Baum, so könnte ich dich nicht fällen.

Auch die Armenier sagen: Der Baum sprach zur Axt: Du konntest mich nicht fällen, wenn der Stiel nicht von mir wäre. (Ausland, 1871, 404a.)

5 Je länger der Stiel, je besser die Birne, sagte der Besen zur Bergamotte.

6 Man muss den Stiel nicht der Axt nachwerfen.

Frz.: Il ne faut pas jeter le manche apres la cognee. (Cahier, 1026; Leroux, II, 118.) - Ruer le manche apres la hache. (Kritzinger, 435a.)

Holl.: Men moet den steel niet naar de bijl werpen. (Harrebomee, II, 307b.)

7 Stiel in Stiel, beide gelten gleichviel. (Lit.)

8 Wenn der Stiel nicht fest ist, fliegt die Axt bald los.

9 Wer den Stiel der Pfanne hält, kann sich leicht verbrennen.

Frz.: Celui qui tient la queue de la poele risque de se brauler. (Bohn I, 10.)

10 Wer den Stiel hält, kann die Pfanne drehen wie er will.

Frz.: Qui tient la poele par la queue, il la tourne la comme il veut. (Bohn I, 53.)

11 Wie der Stiel, so ist das Messer.

Wie der Wirth ist, so beschert Gott die Gäste.

It.: Qual manico tal coltello. (Pazzaglia, 56, 3.)

[Spaltenumbruch] 12 Wo der Stiel ist, muss auch die Axt sein.

*13 Den Stiel der Axt nachwerfen.

Alles verloren geben, aufs Spiel setzen, das Aeusserste wagen.

Engl.: To throw the helve after the hatchet. (Bohn I, 165.)

Frz.: Jeter le manche apres la cognee. (Bohn I, 28; Leroux, II, 93; Kritzinger, 153a.)

Holl.: Men moet de steel de bijl niet na werpen. (Bohn I, 333.)

Span.: Echar el mango tras el destral. (Bohn I, 215.)

*14 Den Stiel umkehren.

Das Entgegengesetzte machen. In Ulm: Dear dreht de Stiel um. Stielum machen. (Schöpf, 712.) In Würzburg: 'N Stiel umwenda.

*15 Die braucht kaan Stiel mehr auszubeisse'. - Tendlau, 568.

Von einer alten Frau. Nach einer mystisch-kabbalistischen Vorschrift sollen Frauen, die guter Hoffnung sind, den Stiel des am Laubhüttenfeste zum Feststrauss gebrauchten Esrog (ethrog, die citronenartige Frucht des Paradiesbaumes, ponum Adami Linn.) ausbeissen, um dadurch eine glückliche Niederkunft zu erlangen.

*16 Er kann keinen Stiel zur Axt finden.

"Zu seiner axt fand er kein helb." (Waldis, III, 92, 70.)

*17 Er macht en Stiel dra. - Sutermeister, 74.

Zuthaten zu üblen Nachreden. (S. Lügen 284.)

*18 Etwas beim Stiel angreifen.

*19 Mir wern a no' an Stiel zu der Haken finden. - Hügel, 157a.

Auch dies Hinderniss werden wir noch beseitigen.


Stiemsch.

* He is so stiemsch (eigensinnig) as Mester sein Swein, de wull vor Stiemsheit net freten. - Kern, 837.


Stier.

1 De Stier helt me bin Hörnern, de Ma bin Wort und 's Weib bi der Jüppe. - Sutermeister, 136.

2 Dem Stiere, der gern stösst, wachsen kurze Hörner. - Eiselein, 580.

3 Den Stier muss man nicht bei den Hörnern fassen.

"Warum auch nicht bei den Hörnern, wenn man nur stärker ist als der Stier." (Ausland, 1870, S. 718.)

4 Der einen Stier hebt, kann auch ein Kalb tragen.

5 Der Stier hat seine Hörner nicht umsonst.

6 Der Stier mit den Hörnern ist auch ein Kalb gewesen. - Eiselein, 358.

Nur der nürnberger Ochs ist nie ein Kalb gewesen. (S. Ochs 142, wo auch in der Bemerkung Z. 4 suaque und im lateinischen Sprichwort cornua taurus [Eiselein, 358] zu lesen ist.)

7 Ein Stier, der alt, verliert seine Gewalt.

8 Ein Stier schleppt sein Joch, weil er muss.

9 Ein feister Stier taugt nichts vor den Pflug.

Die Türken sagen daher: Wenn du den fetten Stier vor einen schlechten Pflug spannst, was wird er vermögen?

10 Ein zottiger Stier ist den Kühen lieber als ein glatter Ochs.

Aehnlich russisch Altmann VI, 394.

11 Einem stössigen Stier ist zu trauen, wenn man ihn vom Dache aus sieht.

It.: E facile far paura al toro finestra. (Bohn I, 95.)

12 Einem stössigen Stier und einem betrunkenen Menschen muss man aus dem Wege gehen.

Span.: Al loco y al toro, darles corro. (Bohn I, 197.)

13 Einen gefallenen Stier treten die Kinder mit Füssen.

14 Einen wüthenden Stier muss man nicht bei den Hörnern nehmen.

Holl.: Woedende stieren moet men niet bij den hoornen vatten. (Harrebomee, II, 306b.)

15 Jungen Stieren wachsen die Hörner, jungen Knaben der Muth. - Lehmann, 410, 41; Lehmann, II, 274, 18; Sailer, 191.

16 Man muss den Stier bei den Hörnern fassen. - Pandora, 222.

17 Mer hoasst koan Stier Bläss, er muass zum wenigsta a Stearnle hau. - Michel, 272; Nefflen, 463.

18 Stier um Stier.

Man erzählt in Ostpreussen: Es kam einst ein Bauer zum Pfarrer und sagte: "Herr Pfarrer, der eine Stier hat den andern todtgestossen." Der Pfarrer sagte: "Also Stier um Stier." "Aber, Herr Pfarrer, dein Stier hat meinen erstossen." Da erwiderte der Pfarrer: "Das ist freilich etwas anderes."

[Spaltenumbruch]

*7 Bist d' Stieg ra g'falle? (Ulm.)

Zu jemand, der sich das Haar hat schneiden lassen.

*8 Die steg hinabwerfen. (S. Herz 481.) – Franck, II, 72b.

*9 Die Stiegen hinunterfallen.

Lat.: Sic differt casus ab arte. (Chaos, 276.)

*10 Einem die Stieg weisen.

Lat.: Contra verbosos nolicontendere multa. (Chaos, 420.)

*11 Ich wollte darumb kein Stige hinunterfallen.Grimmelshausen, Springinsfeld.

*12 Stiege und strasse.Nibelungen, 6391.


Stiegel.

1 Wo die stigel nider ist, da hupfen die hund all vber.Franck, II, 37b; Lehmann, II, 857, 436; Eiselein, 588; Simrock, 9904; Graf, 364, 452.

Als Rechtssprichwort hat es den Gelegenheitsdiebstahl im Auge, der mit einer gelindern Strafe belegt ward. (S. Dukaten 8 und Strang.)

*2 Ma muss no numm, wo Stiegeln nieder sind. (Ertingen.) – Birlinger, 223.


Stiegelesinnig.

* Es möchte einer stiegelisinnig und gatterläufig werden.Kirchhofer, 117.

D. h. verdriesslich, verdüstert, verwirrt. (Stalder, II, 398.) In der innern Schweiz sind die Güter eingehagt, damit sich das Vieh nicht verläuft, daher muss man viel Gatter öffnen und über viele Stiegen (Stiegeln) gehen, was die Reisenden ermüdet und aufhält.


Stiegelhupfer.

*1 Es ist ein Stig'lhupfer.Schöpf, 711.

Ein Spottname, der in dem angrenzenden Obersteiermark den Oberösterreichern gegeben wird, da es in Oberösterreich wegen der sorgfältigen Einfriedung der Felder sehr viele Zäune und Stiegeln gibt, über die man auf Fusswegen unzähligemal steigen muss. In Tirol scherzweise von einem Landgeistlichen. Auch Simplicius (423) hat Stigelhüpfer. (Vgl. Schmeller, III, 624; Lexer, Kärntn. Wb., 241; Dähnert und Schambach.)

*2 Es sind Stig'lhupfer. (S. Krebstränker.)


Stieglitz.

1 Fritz, Stieglitz, der Kukuk ist todt, wir haben'n gegessen zum Abendbrot. (Pommern.)

2 Lieber als Stieglitz singen, kann's nicht als Nachtigall gelingen.

Besser gute eigene Leistung als schlechte Nachahmung.

Böhm.: Pĕj radši dobře po stehliku, nežli špatnĕ po slaviku. (Čelakovský, 215.)


Stiel.

1 Den Stiel smitt me waeg, den Knüppel hält me wiyer. (Westf.)

2 Der stiel ist länger denn der Apffel (auch: als die Axt).Lehmann, 714, 5.

Von Schwätzern; die Rede länger als der Sinn.

3 Ein Stiel zum Beile (zur Haue, Hacke) findet sich bald, wenn man einem übel will.Simrock, 9905.

Lat.: Praetextu duntexat opus est improbitati. (Gaal, 1472.)

4 Hättest du mir den Stiel nicht gegeben, sagte die Axt zum Baum, so könnte ich dich nicht fällen.

Auch die Armenier sagen: Der Baum sprach zur Axt: Du konntest mich nicht fällen, wenn der Stiel nicht von mir wäre. (Ausland, 1871, 404a.)

5 Je länger der Stiel, je besser die Birne, sagte der Besen zur Bergamotte.

6 Man muss den Stiel nicht der Axt nachwerfen.

Frz.: Il ne faut pas jeter le manche après la cognée. (Cahier, 1026; Leroux, II, 118.) – Ruer le manche après la hache. (Kritzinger, 435a.)

Holl.: Men moet den steel niet naar de bijl werpen. (Harrebomée, II, 307b.)

7 Stiel in Stiel, beide gelten gleichviel. (Lit.)

8 Wenn der Stiel nicht fest ist, fliegt die Axt bald los.

9 Wer den Stiel der Pfanne hält, kann sich leicht verbrennen.

Frz.: Celui qui tient la queue de la poële risque de se brûler. (Bohn I, 10.)

10 Wer den Stiel hält, kann die Pfanne drehen wie er will.

Frz.: Qui tient la poële par la queue, il la tourne là comme il veut. (Bohn I, 53.)

11 Wie der Stiel, so ist das Messer.

Wie der Wirth ist, so beschert Gott die Gäste.

It.: Qual manico tal coltello. (Pazzaglia, 56, 3.)

[Spaltenumbruch] 12 Wo der Stiel ist, muss auch die Axt sein.

*13 Den Stiel der Axt nachwerfen.

Alles verloren geben, aufs Spiel setzen, das Aeusserste wagen.

Engl.: To throw the helve after the hatchet. (Bohn I, 165.)

Frz.: Jeter le manche après la cognée. (Bohn I, 28; Leroux, II, 93; Kritzinger, 153a.)

Holl.: Men moet de steel de bijl niet na werpen. (Bohn I, 333.)

Span.: Echar el mango tras el destral. (Bohn I, 215.)

*14 Den Stiel umkehren.

Das Entgegengesetzte machen. In Ulm: Dear dreht de Stiel um. Stielum machen. (Schöpf, 712.) In Würzburg: 'N Stiel umwenda.

*15 Die braucht kaan Stiel mehr auszubeisse'.Tendlau, 568.

Von einer alten Frau. Nach einer mystisch-kabbalistischen Vorschrift sollen Frauen, die guter Hoffnung sind, den Stiel des am Laubhüttenfeste zum Feststrauss gebrauchten Esrog (ethrog, die citronenartige Frucht des Paradiesbaumes, ponum Adami Linn.) ausbeissen, um dadurch eine glückliche Niederkunft zu erlangen.

*16 Er kann keinen Stiel zur Axt finden.

„Zu seiner axt fand er kein helb.“ (Waldis, III, 92, 70.)

*17 Er macht en Stiel dra.Sutermeister, 74.

Zuthaten zu üblen Nachreden. (S. Lügen 284.)

*18 Etwas beim Stiel angreifen.

*19 Mir wern a no' an Stiel zu der Haken finden.Hügel, 157a.

Auch dies Hinderniss werden wir noch beseitigen.


Stiemsch.

* He is so stiemsch (eigensinnig) as Mester sîn Swîn, de wull vor Stiemsheit nêt freten.Kern, 837.


Stier.

1 De Stier helt me bin Hörnern, de Ma bin Wort und 's Wîb bi der Jüppe.Sutermeister, 136.

2 Dem Stiere, der gern stösst, wachsen kurze Hörner.Eiselein, 580.

3 Den Stier muss man nicht bei den Hörnern fassen.

„Warum auch nicht bei den Hörnern, wenn man nur stärker ist als der Stier.“ (Ausland, 1870, S. 718.)

4 Der einen Stier hebt, kann auch ein Kalb tragen.

5 Der Stier hat seine Hörner nicht umsonst.

6 Der Stier mit den Hörnern ist auch ein Kalb gewesen.Eiselein, 358.

Nur der nürnberger Ochs ist nie ein Kalb gewesen. (S. Ochs 142, wo auch in der Bemerkung Z. 4 suaque und im lateinischen Sprichwort cornua taurus [Eiselein, 358] zu lesen ist.)

7 Ein Stier, der alt, verliert seine Gewalt.

8 Ein Stier schleppt sein Joch, weil er muss.

9 Ein feister Stier taugt nichts vor den Pflug.

Die Türken sagen daher: Wenn du den fetten Stier vor einen schlechten Pflug spannst, was wird er vermögen?

10 Ein zottiger Stier ist den Kühen lieber als ein glatter Ochs.

Aehnlich russisch Altmann VI, 394.

11 Einem stössigen Stier ist zu trauen, wenn man ihn vom Dache aus sieht.

It.: E facile far paura al toro finestra. (Bohn I, 95.)

12 Einem stössigen Stier und einem betrunkenen Menschen muss man aus dem Wege gehen.

Span.: Al loco y al toro, darles corro. (Bohn I, 197.)

13 Einen gefallenen Stier treten die Kinder mit Füssen.

14 Einen wüthenden Stier muss man nicht bei den Hörnern nehmen.

Holl.: Woedende stieren moet men niet bij den hoornen vatten. (Harrebomée, II, 306b.)

15 Jungen Stieren wachsen die Hörner, jungen Knaben der Muth.Lehmann, 410, 41; Lehmann, II, 274, 18; Sailer, 191.

16 Man muss den Stier bei den Hörnern fassen.Pandora, 222.

17 Mer hoasst koan Stier Bläss, er muass zum wenigsta a Stearnle hau.Michel, 272; Nefflen, 463.

18 Stier um Stier.

Man erzählt in Ostpreussen: Es kam einst ein Bauer zum Pfarrer und sagte: „Herr Pfarrer, der eine Stier hat den andern todtgestossen.“ Der Pfarrer sagte: „Also Stier um Stier.“ „Aber, Herr Pfarrer, dein Stier hat meinen erstossen.“ Da erwiderte der Pfarrer: „Das ist freilich etwas anderes.“

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[[428]/0434] *7 Bist d' Stieg ra g'falle? (Ulm.) Zu jemand, der sich das Haar hat schneiden lassen. *8 Die steg hinabwerfen. (S. Herz 481.) – Franck, II, 72b. *9 Die Stiegen hinunterfallen. Lat.: Sic differt casus ab arte. (Chaos, 276.) *10 Einem die Stieg weisen. Lat.: Contra verbosos nolicontendere multa. (Chaos, 420.) *11 Ich wollte darumb kein Stige hinunterfallen. – Grimmelshausen, Springinsfeld. *12 Stiege und strasse. – Nibelungen, 6391. Stiegel. 1 Wo die stigel nider ist, da hupfen die hund all vber. – Franck, II, 37b; Lehmann, II, 857, 436; Eiselein, 588; Simrock, 9904; Graf, 364, 452. Als Rechtssprichwort hat es den Gelegenheitsdiebstahl im Auge, der mit einer gelindern Strafe belegt ward. (S. Dukaten 8 und Strang.) *2 Ma muss no numm, wo Stiegeln nieder sind. (Ertingen.) – Birlinger, 223. Stiegelesinnig. * Es möchte einer stiegelisinnig und gatterläufig werden. – Kirchhofer, 117. D. h. verdriesslich, verdüstert, verwirrt. (Stalder, II, 398.) In der innern Schweiz sind die Güter eingehagt, damit sich das Vieh nicht verläuft, daher muss man viel Gatter öffnen und über viele Stiegen (Stiegeln) gehen, was die Reisenden ermüdet und aufhält. Stiegelhupfer. *1 Es ist ein Stig'lhupfer. – Schöpf, 711. Ein Spottname, der in dem angrenzenden Obersteiermark den Oberösterreichern gegeben wird, da es in Oberösterreich wegen der sorgfältigen Einfriedung der Felder sehr viele Zäune und Stiegeln gibt, über die man auf Fusswegen unzähligemal steigen muss. In Tirol scherzweise von einem Landgeistlichen. Auch Simplicius (423) hat Stigelhüpfer. (Vgl. Schmeller, III, 624; Lexer, Kärntn. Wb., 241; Dähnert und Schambach.) *2 Es sind Stig'lhupfer. (S. Krebstränker.) Stieglitz. 1 Fritz, Stieglitz, der Kukuk ist todt, wir haben'n gegessen zum Abendbrot. (Pommern.) 2 Lieber als Stieglitz singen, kann's nicht als Nachtigall gelingen. Besser gute eigene Leistung als schlechte Nachahmung. Böhm.: Pĕj radši dobře po stehliku, nežli špatnĕ po slaviku. (Čelakovský, 215.) Stiel. 1 Den Stiel smitt me waeg, den Knüppel hält me wiyer. (Westf.) 2 Der stiel ist länger denn der Apffel (auch: als die Axt). – Lehmann, 714, 5. Von Schwätzern; die Rede länger als der Sinn. 3 Ein Stiel zum Beile (zur Haue, Hacke) findet sich bald, wenn man einem übel will. – Simrock, 9905. Lat.: Praetextu duntexat opus est improbitati. (Gaal, 1472.) 4 Hättest du mir den Stiel nicht gegeben, sagte die Axt zum Baum, so könnte ich dich nicht fällen. Auch die Armenier sagen: Der Baum sprach zur Axt: Du konntest mich nicht fällen, wenn der Stiel nicht von mir wäre. (Ausland, 1871, 404a.) 5 Je länger der Stiel, je besser die Birne, sagte der Besen zur Bergamotte. 6 Man muss den Stiel nicht der Axt nachwerfen. Frz.: Il ne faut pas jeter le manche après la cognée. (Cahier, 1026; Leroux, II, 118.) – Ruer le manche après la hache. (Kritzinger, 435a.) Holl.: Men moet den steel niet naar de bijl werpen. (Harrebomée, II, 307b.) 7 Stiel in Stiel, beide gelten gleichviel. (Lit.) 8 Wenn der Stiel nicht fest ist, fliegt die Axt bald los. 9 Wer den Stiel der Pfanne hält, kann sich leicht verbrennen. Frz.: Celui qui tient la queue de la poële risque de se brûler. (Bohn I, 10.) 10 Wer den Stiel hält, kann die Pfanne drehen wie er will. Frz.: Qui tient la poële par la queue, il la tourne là comme il veut. (Bohn I, 53.) 11 Wie der Stiel, so ist das Messer. Wie der Wirth ist, so beschert Gott die Gäste. It.: Qual manico tal coltello. (Pazzaglia, 56, 3.) 12 Wo der Stiel ist, muss auch die Axt sein. *13 Den Stiel der Axt nachwerfen. Alles verloren geben, aufs Spiel setzen, das Aeusserste wagen. Engl.: To throw the helve after the hatchet. (Bohn I, 165.) Frz.: Jeter le manche après la cognée. (Bohn I, 28; Leroux, II, 93; Kritzinger, 153a.) Holl.: Men moet de steel de bijl niet na werpen. (Bohn I, 333.) Span.: Echar el mango tras el destral. (Bohn I, 215.) *14 Den Stiel umkehren. Das Entgegengesetzte machen. In Ulm: Dear dreht de Stiel um. Stielum machen. (Schöpf, 712.) In Würzburg: 'N Stiel umwenda. *15 Die braucht kaan Stiel mehr auszubeisse'. – Tendlau, 568. Von einer alten Frau. Nach einer mystisch-kabbalistischen Vorschrift sollen Frauen, die guter Hoffnung sind, den Stiel des am Laubhüttenfeste zum Feststrauss gebrauchten Esrog (ethrog, die citronenartige Frucht des Paradiesbaumes, ponum Adami Linn.) ausbeissen, um dadurch eine glückliche Niederkunft zu erlangen. *16 Er kann keinen Stiel zur Axt finden. „Zu seiner axt fand er kein helb.“ (Waldis, III, 92, 70.) *17 Er macht en Stiel dra. – Sutermeister, 74. Zuthaten zu üblen Nachreden. (S. Lügen 284.) *18 Etwas beim Stiel angreifen. *19 Mir wern a no' an Stiel zu der Haken finden. – Hügel, 157a. Auch dies Hinderniss werden wir noch beseitigen. Stiemsch. * He is so stiemsch (eigensinnig) as Mester sîn Swîn, de wull vor Stiemsheit nêt freten. – Kern, 837. Stier. 1 De Stier helt me bin Hörnern, de Ma bin Wort und 's Wîb bi der Jüppe. – Sutermeister, 136. 2 Dem Stiere, der gern stösst, wachsen kurze Hörner. – Eiselein, 580. 3 Den Stier muss man nicht bei den Hörnern fassen. „Warum auch nicht bei den Hörnern, wenn man nur stärker ist als der Stier.“ (Ausland, 1870, S. 718.) 4 Der einen Stier hebt, kann auch ein Kalb tragen. 5 Der Stier hat seine Hörner nicht umsonst. 6 Der Stier mit den Hörnern ist auch ein Kalb gewesen. – Eiselein, 358. Nur der nürnberger Ochs ist nie ein Kalb gewesen. (S. Ochs 142, wo auch in der Bemerkung Z. 4 suaque und im lateinischen Sprichwort cornua taurus [Eiselein, 358] zu lesen ist.) 7 Ein Stier, der alt, verliert seine Gewalt. 8 Ein Stier schleppt sein Joch, weil er muss. 9 Ein feister Stier taugt nichts vor den Pflug. Die Türken sagen daher: Wenn du den fetten Stier vor einen schlechten Pflug spannst, was wird er vermögen? 10 Ein zottiger Stier ist den Kühen lieber als ein glatter Ochs. Aehnlich russisch Altmann VI, 394. 11 Einem stössigen Stier ist zu trauen, wenn man ihn vom Dache aus sieht. It.: E facile far paura al toro finestra. (Bohn I, 95.) 12 Einem stössigen Stier und einem betrunkenen Menschen muss man aus dem Wege gehen. Span.: Al loco y al toro, darles corro. (Bohn I, 197.) 13 Einen gefallenen Stier treten die Kinder mit Füssen. 14 Einen wüthenden Stier muss man nicht bei den Hörnern nehmen. Holl.: Woedende stieren moet men niet bij den hoornen vatten. (Harrebomée, II, 306b.) 15 Jungen Stieren wachsen die Hörner, jungen Knaben der Muth. – Lehmann, 410, 41; Lehmann, II, 274, 18; Sailer, 191. 16 Man muss den Stier bei den Hörnern fassen. – Pandora, 222. 17 Mer hoasst koan Stier Bläss, er muass zum wenigsta a Stearnle hau. – Michel, 272; Nefflen, 463. 18 Stier um Stier. Man erzählt in Ostpreussen: Es kam einst ein Bauer zum Pfarrer und sagte: „Herr Pfarrer, der eine Stier hat den andern todtgestossen.“ Der Pfarrer sagte: „Also Stier um Stier.“ „Aber, Herr Pfarrer, dein Stier hat meinen erstossen.“ Da erwiderte der Pfarrer: „Das ist freilich etwas anderes.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [428]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/434>, abgerufen am 21.11.2024.