Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *20 Den Span theilen.

Die Mishelligkeiten ausgleichen, sodass jeder Theil etwas nachgibt. Span = Uneinigkeit, Streit, Trennung; davon spängeln = einen kleinen Zwist haben. (Vgl. Stalder, II, 379.)

*21 Die Späne wollen nicht brennen.

Holl.: Onze spaanders willen niet wel branden, ten zij ze beter gestookt en opgeblazen worden. (Harrebomee, II, 282a.)

Port.: Pequenas rachas accendem o fogo, e os madeiros grossos o sustentao. (Bohn I, 291.)

*22 E hot Spen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 32, 25.

*23 Einem etwas auf den Span hinaus geben. - Mathesy, 351b.

*24 Einen zwischen zwei Spänen anfassen.

Wie man ekelhafte Dinge (Thiere, Ungeziefer), die man mit der blossen Hand nicht berühren will, mit ein paar Spänen anfasst. Von einer Person, mit der man nicht in unmittelbare Berührung kommen will. So sagt man jüdisch- deutsch in Warschau: Herauswerfen auf zwei Spündlech (Spänchen). Ihn entfernen, wie man Ungeziefer entfernt.

*25 Er hat den alten Span begraben.

Den alten Groll fahren lassen. "Ich war mit ihm versöhnt und hatte den alten Span und Groll begraben." (Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob von Stral, 43.)

*26 Er hat Späne. - Wurzbach II, 39; Mayer, I, 151.

Besitzt viel Geld.

*27 Er het em e Spoh i d' Nase sprütze lo. - Sutermeister, 78.

Er hat Anlass zu Misstimmung, Unfriede u. s. w. erhalten. Um diesen Gedanken in seinen verschiedenen Beziehungen und Färbungen auszudrücken, hat die Schweiz eine Anzahl Redensarten: Man sagt von einem, der andere durch Uebergriffe in Wort und That verletzt, erzürnt, ärgert, schmäht, wie diese Redensarten a. a. O. sich finden: Er het de Barometer bi'n em verschüttet. Er ist em i d' Häre (Garn) g'loffe. Er het em es Hüenli vertrappet. Er chunnt em is Gäu. Er het em de Käs abg'rothe. Er het ein's Käsli ab em Brot g'stole. Er het em e Kochete über. Er het em's Hemp warm g'macht. Er het ere d' Jüppe g'schüttelt. Er het em i d' Nöth gno (scharf ausgefragt). Er het em en Schlotterlig (s. d.) ag'hänkt. Er het em öppis abg'striket. Er het e wüeste Su bi im ig'metzet.

*28 Er is wie a Spun in die Augen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Er ist so lästig, widerwärtig, wie ein Span, ein Splitter in den Augen.

*29 Es müssten viel Späne fallen, wenn man ihn zu einem Zahnstocher spitzen sollte. - Parömiakon, 1206.

Von einem Starken, Groben.

*30 Es sind doch Späne, wenn's auch kein Holz ist. (Köthen.)

*31 Etwas über den Span bezahlen. (Köthen.)

*32 He smitt et em up de Spöne. (Holst.) - Schütze, IV, 174.

Er bringt es im Gespräch mit einem, den er darauf bringen will, auf die Bahn.

*33 Jemand einen Span einhauen.

Ihn bei jemand verleumden, anschwärzen.

*34 Jemand einen Span legen. - Herbstblumen, S. 47.

*35 Jemand in einen Span ziehen.

"So hat er aber got den herren auch in dissen span gezogen." (Murner, Ob der König von England.)

*36 Späne machen.

Umstände, Unannehmlichkeiten.

*37 Späne unter Speck verhacken.

*38 Spon dron. - Blass, 18.

Span daran.


Spanbrenner.

* Er ist ein Spanbrenner.

Der Geizige.


Spänchen.

* Mit dem Spänchen greifen.

"Heiliger S. Sebast, der du mit dem Spänchen gegriffen hast der Magd, du weisst es wol, wohin." (Köhler, XXXI.)


Spandau.

1 Dat het, fahrt na Spandau, um den König zu sehen!

Sprichwort aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs. Die leipziger Messe war vorbei und die hamburger Kaufleute fuhren mit vierundzwanzig reichbeladenen Wagen nach Hause. Doch wollten sie den grossen, bei Spandau stehenden Schwedenkönig sehen. Gustav Adolf nahm sie freundlich auf, und hörte einer Predigt, die ihr mitreisender Geistlicher hielt, zu; da er aber Geld brauchte, [Spaltenumbruch] so hatte er während der Predigt ihre Wagen in sichern Verwahrsam bringen lassen und zwang sie zu einer freiwilligen Anleihe von 80000 Thaler, indem er ihnen einen Schuldschein darüber gab. Als sie in Hamburg den Vorfall anzeigten, so sagte der hamburger Bürgermeister das obige Wort, das lange Sprichwort blieb. (Vgl. darüber ausführlicher O. Beneke, Hamburgische Geschichten; Leipziger Modenzeitung, 1857, Nr. 23, S. 183.)

2 Vor Spandau nimm dich wohl in Acht, dort kommt man fort nur bei der Nacht.

Diesen Reimvers vernahm man nach der in der Nacht vom 6. auf den 7. Nov. 1850 aus dem spandauer Zuchthaus ausgeführten Flucht des Prof. Dr. Kinkel. Da er von Munde zu Munde ging, nahm er auch bald sprichwörtlichen Charakter an. Es wird seiner auch in der am 24. und 25. Nov. 1656 zu Berlin stattgefundenen schwurgerichtlichen Verhandlung gegen den Dr. Falkenthal wieder gedacht, da die Polizei Zettel mit diesem Spruche bei einer Haussuchung in Falkenstein's Wohnung gefunden hatte.

*3 Er wird auf eine halbe Stunde nach Spandau kommen.

Scherzhafte Strafandrohung, die ihre Entstehung in einer bekannten Entscheidung Friedrich's des Grossen hat, zufolge der er eine Anklage, dass jemand Gott, ihn, den König, und den Magistrat des Orts gelästert habe, dahin entschied, dass die Gotteslästerung aus Unwissenheit entsprungen und daher Belehrung nöthig sei, dass er die gegen ihn (den König) gerichtete Schmähung verzeihen wolle, dass aber der Angeklagte wegen Schmähung des Magistrats eine halbe Stunde nach Spandau gebracht werden solle.

*4 Er wird Spandau nicht verrathen.

Von einem einfältigen Menschen.


Spanferkel.

1 Ich hab' schon manch Spanferkel abgeschabt, sagte die Frau zu ihrem Manne, den sie rasiren wollte, und er es nicht glaubte.

2 Wo der Spanferkel viele sind, da fällt das Gespülicht dünn aus. - Riehl, Novellen, 345.

Von Leuten, die reich an Kindern und arm an Geld sind.


Spanien.

1 Auch in Spanien wachsen keine gebratenen Kastanien.

2 In Spanien geht die Sonne nicht unter, und doch wird zu jeder Stunde Messe gelesen. - Pistor., VII, 49; Hesekiel, 421; Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.

Hat seinen Grund in einem Ausspruch Philipp's II. von Spanien mit Bezug auf sein grosses Reich in Europa und Amerika.

3 In Spanien gilt jetzt der Deutschen verrühmte Einfalt eben so wenig als in Deutschland der Spanier gute Wort. - Opel, 387.

4 In Spanien heissen alle Mädchen Maria, aber keins wird so genannt. - Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.

Sie werden nämlich nach dem Zusatznamen genannt, als Maria von den sieben Schmerzen - Dolores, von der Empfängniss - Concepcion, von der Fleischwerdung - Incarnacion, vom Pfeiler - Pilar, von der Rose - Rosa u. s. w. (Hesekiel, 44.)

5 In Spanien ist das Fegfeuer für die Europäer.

Da Spanien ein heisses Klima besitzt, bezeichnete man es als die Stätte des Fegfeuers. Ein Italiener sagte zu einem Gelehrten, der die Stätte des Fegfeuers vergeblich zu bestimmen suchte: "Sie können getrost das Fegfeuer für die morgenländischen Völker nach Libyen, für die Europäer nach Spanien legen." (Beiche, 221.)

6 In Spanien regier' ich über Knechte, in Teutschland über Könige, sagte Carolus Quintus. - Wirth, I, 414.

7 In Spanien sind die Frauen Sklavinnen und verliebt, in Deutschland sparsam und kalt, in Frankreich putzliebend, in Italien Gefangene und bös, in England herrisch und verschwenderisch.

Vergleichend heisst es sonst auch von den Frauen in Bezug auf die Liebe: Die Frauen der Deutschen lieben mit dem Herzen, die der Engländer mit dem Geist, die der Franzosen mit dem Verstande, die der Italiener mit dem Körper, die der Spanier mit Leib und Herzen zugleich, die der Russen zum Vergnügen.

8 In Spanien wird die letzte Flamme, welche die Welt verzehrt, nicht viel zu thun haben. - Berckenmeyer, 38.

Mit Bezug auf den grossen Holzmangel, der in Spanien herrscht.

[Spaltenumbruch] *20 Den Span theilen.

Die Mishelligkeiten ausgleichen, sodass jeder Theil etwas nachgibt. Span = Uneinigkeit, Streit, Trennung; davon spängeln = einen kleinen Zwist haben. (Vgl. Stalder, II, 379.)

*21 Die Späne wollen nicht brennen.

Holl.: Onze spaanders willen niet wel branden, ten zij ze beter gestookt en opgeblazen worden. (Harrebomée, II, 282a.)

Port.: Pequenas rachas accendem o fogo, e os madeiros grossos o sustentão. (Bohn I, 291.)

*22 E hôt Spên. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 25.

*23 Einem etwas auf den Span hinaus geben.Mathesy, 351b.

*24 Einen zwischen zwei Spänen anfassen.

Wie man ekelhafte Dinge (Thiere, Ungeziefer), die man mit der blossen Hand nicht berühren will, mit ein paar Spänen anfasst. Von einer Person, mit der man nicht in unmittelbare Berührung kommen will. So sagt man jüdisch- deutsch in Warschau: Herauswerfen auf zwei Spündlech (Spänchen). Ihn entfernen, wie man Ungeziefer entfernt.

*25 Er hat den alten Span begraben.

Den alten Groll fahren lassen. „Ich war mit ihm versöhnt und hatte den alten Span und Groll begraben.“ (Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob von Stral, 43.)

*26 Er hat Späne.Wurzbach II, 39; Mayer, I, 151.

Besitzt viel Geld.

*27 Er het em e Spoh i d' Nase sprütze lo.Sutermeister, 78.

Er hat Anlass zu Misstimmung, Unfriede u. s. w. erhalten. Um diesen Gedanken in seinen verschiedenen Beziehungen und Färbungen auszudrücken, hat die Schweiz eine Anzahl Redensarten: Man sagt von einem, der andere durch Uebergriffe in Wort und That verletzt, erzürnt, ärgert, schmäht, wie diese Redensarten a. a. O. sich finden: Er het de Barometer bi'n em verschüttet. Er ist em i d' Häre (Garn) g'loffe. Er het em es Hüenli vertrappet. Er chunnt em is Gäu. Er het em de Käs abg'rôthe. Er het ein's Käsli ab em Brot g'stole. Er het em e Kochete über. Er het em's Hemp warm g'macht. Er het ere d' Jüppe g'schüttelt. Er het em i d' Nöth gno (scharf ausgefragt). Er het em en Schlotterlig (s. d.) ag'hänkt. Er het em öppis abg'striket. Er het e wüeste Su bi im ig'metzet.

*28 Er is wie a Spun in die Augen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Er ist so lästig, widerwärtig, wie ein Span, ein Splitter in den Augen.

*29 Es müssten viel Späne fallen, wenn man ihn zu einem Zahnstocher spitzen sollte.Parömiakon, 1206.

Von einem Starken, Groben.

*30 Es sind doch Späne, wenn's auch kein Holz ist. (Köthen.)

*31 Etwas über den Span bezahlen. (Köthen.)

*32 He smitt et em up de Spöne. (Holst.) – Schütze, IV, 174.

Er bringt es im Gespräch mit einem, den er darauf bringen will, auf die Bahn.

*33 Jemand einen Span einhauen.

Ihn bei jemand verleumden, anschwärzen.

*34 Jemand einen Span legen.Herbstblumen, S. 47.

*35 Jemand in einen Span ziehen.

„So hat er aber got den herren auch in dissen span gezogen.“ (Murner, Ob der König von England.)

*36 Späne machen.

Umstände, Unannehmlichkeiten.

*37 Späne unter Speck verhacken.

*38 Spon dron.Blass, 18.

Span daran.


Spanbrenner.

* Er ist ein Spanbrenner.

Der Geizige.


Spänchen.

* Mit dem Spänchen greifen.

„Heiliger S. Sebast, der du mit dem Spänchen gegriffen hast der Magd, du weisst es wol, wohin.“ (Köhler, XXXI.)


Spandau.

1 Dat hêt, fahrt na Spandau, um den König zu sehen!

Sprichwort aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs. Die leipziger Messe war vorbei und die hamburger Kaufleute fuhren mit vierundzwanzig reichbeladenen Wagen nach Hause. Doch wollten sie den grossen, bei Spandau stehenden Schwedenkönig sehen. Gustav Adolf nahm sie freundlich auf, und hörte einer Predigt, die ihr mitreisender Geistlicher hielt, zu; da er aber Geld brauchte, [Spaltenumbruch] so hatte er während der Predigt ihre Wagen in sichern Verwahrsam bringen lassen und zwang sie zu einer freiwilligen Anleihe von 80000 Thaler, indem er ihnen einen Schuldschein darüber gab. Als sie in Hamburg den Vorfall anzeigten, so sagte der hamburger Bürgermeister das obige Wort, das lange Sprichwort blieb. (Vgl. darüber ausführlicher O. Beneke, Hamburgische Geschichten; Leipziger Modenzeitung, 1857, Nr. 23, S. 183.)

2 Vor Spandau nimm dich wohl in Acht, dort kommt man fort nur bei der Nacht.

Diesen Reimvers vernahm man nach der in der Nacht vom 6. auf den 7. Nov. 1850 aus dem spandauer Zuchthaus ausgeführten Flucht des Prof. Dr. Kinkel. Da er von Munde zu Munde ging, nahm er auch bald sprichwörtlichen Charakter an. Es wird seiner auch in der am 24. und 25. Nov. 1656 zu Berlin stattgefundenen schwurgerichtlichen Verhandlung gegen den Dr. Falkenthal wieder gedacht, da die Polizei Zettel mit diesem Spruche bei einer Haussuchung in Falkenstein's Wohnung gefunden hatte.

*3 Er wird auf eine halbe Stunde nach Spandau kommen.

Scherzhafte Strafandrohung, die ihre Entstehung in einer bekannten Entscheidung Friedrich's des Grossen hat, zufolge der er eine Anklage, dass jemand Gott, ihn, den König, und den Magistrat des Orts gelästert habe, dahin entschied, dass die Gotteslästerung aus Unwissenheit entsprungen und daher Belehrung nöthig sei, dass er die gegen ihn (den König) gerichtete Schmähung verzeihen wolle, dass aber der Angeklagte wegen Schmähung des Magistrats eine halbe Stunde nach Spandau gebracht werden solle.

*4 Er wird Spandau nicht verrathen.

Von einem einfältigen Menschen.


Spanferkel.

1 Ich hab' schon manch Spanferkel abgeschabt, sagte die Frau zu ihrem Manne, den sie rasiren wollte, und er es nicht glaubte.

2 Wo der Spanferkel viele sind, da fällt das Gespülicht dünn aus.Riehl, Novellen, 345.

Von Leuten, die reich an Kindern und arm an Geld sind.


Spanien.

1 Auch in Spanien wachsen keine gebratenen Kastanien.

2 In Spanien geht die Sonne nicht unter, und doch wird zu jeder Stunde Messe gelesen.Pistor., VII, 49; Hesekiel, 421; Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.

Hat seinen Grund in einem Ausspruch Philipp's II. von Spanien mit Bezug auf sein grosses Reich in Europa und Amerika.

3 In Spanien gilt jetzt der Deutschen verrühmte Einfalt eben so wenig als in Deutschland der Spanier gute Wort.Opel, 387.

4 In Spanien heissen alle Mädchen Maria, aber keins wird so genannt.Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.

Sie werden nämlich nach dem Zusatznamen genannt, als Maria von den sieben Schmerzen – Dolores, von der Empfängniss – Concepcion, von der Fleischwerdung – Incarnacion, vom Pfeiler – Pilar, von der Rose – Rosa u. s. w. (Hesekiel, 44.)

5 In Spanien ist das Fegfeuer für die Europäer.

Da Spanien ein heisses Klima besitzt, bezeichnete man es als die Stätte des Fegfeuers. Ein Italiener sagte zu einem Gelehrten, der die Stätte des Fegfeuers vergeblich zu bestimmen suchte: „Sie können getrost das Fegfeuer für die morgenländischen Völker nach Libyen, für die Europäer nach Spanien legen.“ (Beiche, 221.)

6 In Spanien regier' ich über Knechte, in Teutschland über Könige, sagte Carolus Quintus.Wirth, I, 414.

7 In Spanien sind die Frauen Sklavinnen und verliebt, in Deutschland sparsam und kalt, in Frankreich putzliebend, in Italien Gefangene und bös, in England herrisch und verschwenderisch.

Vergleichend heisst es sonst auch von den Frauen in Bezug auf die Liebe: Die Frauen der Deutschen lieben mit dem Herzen, die der Engländer mit dem Geist, die der Franzosen mit dem Verstande, die der Italiener mit dem Körper, die der Spanier mit Leib und Herzen zugleich, die der Russen zum Vergnügen.

8 In Spanien wird die letzte Flamme, welche die Welt verzehrt, nicht viel zu thun haben.Berckenmeyer, 38.

Mit Bezug auf den grossen Holzmangel, der in Spanien herrscht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0329" n="[323]"/><cb n="645"/>
*20 Den Span theilen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Mishelligkeiten ausgleichen, sodass jeder Theil etwas nachgibt. Span = Uneinigkeit, Streit, Trennung; davon spängeln = einen kleinen Zwist haben. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 379.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Die Späne wollen nicht brennen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Onze spaanders willen niet wel branden, ten zij ze beter gestookt en opgeblazen worden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 282<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Pequenas rachas accendem o fogo, e os madeiros grossos o sustentão. (<hi rendition="#i">Bohn I, 291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 E hôt Spên.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 32, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Einem etwas auf den Span hinaus geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 351<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Einen zwischen zwei Spänen anfassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie man ekelhafte Dinge (Thiere, Ungeziefer), die man mit der blossen Hand nicht berühren will, mit ein paar Spänen anfasst. Von einer Person, mit der man nicht in unmittelbare Berührung kommen will. So sagt man jüdisch- deutsch in Warschau: Herauswerfen auf zwei Spündlech (Spänchen). Ihn entfernen, wie man Ungeziefer entfernt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Er hat den alten Span begraben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Den alten Groll fahren lassen. &#x201E;Ich war mit ihm versöhnt und hatte den alten Span und Groll begraben.&#x201C; (<hi rendition="#i">Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob von Stral, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Er hat Späne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wurzbach II, 39; Mayer, I, 151.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Besitzt viel Geld.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Er het em e Spoh i d' Nase sprütze lo.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 78.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat Anlass zu Misstimmung, Unfriede u. s. w. erhalten. Um diesen Gedanken in seinen verschiedenen Beziehungen und Färbungen auszudrücken, hat die Schweiz eine Anzahl Redensarten: Man sagt von einem, der andere durch Uebergriffe in Wort und That verletzt, erzürnt, ärgert, schmäht, wie diese Redensarten a. a. O. sich finden: Er het de Barometer bi'n em verschüttet. Er ist em i d' Häre (Garn) g'loffe. Er het em es Hüenli vertrappet. Er chunnt em is Gäu. Er het em de Käs abg'rôthe. Er het ein's Käsli ab em Brot g'stole. Er het em e Kochete über. Er het em's Hemp warm g'macht. Er het ere d' Jüppe g'schüttelt. Er het em i d' Nöth gno (scharf ausgefragt). Er het em en  Schlotterlig (s. d.) ag'hänkt. Er het em öppis abg'striket. Er het e wüeste Su bi im ig'metzet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Er is wie a Spun in die Augen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist so lästig, widerwärtig, wie ein Span, ein Splitter in den Augen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Es müssten viel Späne fallen, wenn man ihn zu einem Zahnstocher spitzen sollte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1206.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Starken, Groben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Es sind doch Späne, wenn's auch kein Holz ist.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Etwas über den Span bezahlen.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 He smitt et em up de Spöne.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 174.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er bringt es im Gespräch mit einem, den er darauf bringen will, auf die Bahn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Jemand einen Span einhauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn bei jemand verleumden, anschwärzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Jemand einen Span legen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herbstblumen, S. 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*35 Jemand in einen Span ziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;So hat er aber got den herren auch in dissen span gezogen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Ob der König von England.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Späne machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Umstände, Unannehmlichkeiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*37 Späne unter Speck verhacken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Spon dron.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blass, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Span daran.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spanbrenner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein Spanbrenner.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Geizige.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spänchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Mit dem Spänchen greifen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Heiliger S. Sebast, der du mit dem Spänchen gegriffen hast der Magd, du weisst es wol, wohin.&#x201C; (<hi rendition="#i">Köhler, XXXI.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spandau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Dat hêt, fahrt na Spandau, um den König zu sehen!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwort aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs. Die leipziger Messe war vorbei und die hamburger Kaufleute fuhren mit vierundzwanzig reichbeladenen Wagen nach Hause. Doch wollten sie den grossen, bei Spandau stehenden Schwedenkönig sehen. Gustav Adolf nahm sie freundlich auf, und hörte einer Predigt, die ihr mitreisender Geistlicher hielt, zu; da er aber Geld brauchte, <cb n="646"/>
so hatte er während der Predigt ihre Wagen in sichern Verwahrsam bringen lassen und zwang sie zu einer freiwilligen Anleihe von 80000 Thaler, indem er ihnen einen Schuldschein darüber gab. Als sie in Hamburg den Vorfall anzeigten, so sagte der hamburger Bürgermeister das obige Wort, das lange Sprichwort blieb. (Vgl. darüber ausführlicher <hi rendition="#i">O. Beneke, Hamburgische Geschichten; Leipziger Modenzeitung, 1857, Nr. 23, S. 183.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Vor Spandau nimm dich wohl in Acht, dort kommt man fort nur bei der Nacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diesen Reimvers vernahm man nach der in der Nacht vom 6. auf den 7. Nov. 1850 aus dem spandauer Zuchthaus ausgeführten Flucht des Prof. Dr. Kinkel. Da er von Munde zu Munde ging, nahm er auch bald sprichwörtlichen Charakter an. Es wird seiner auch in der am 24. und 25. Nov. 1656 zu Berlin stattgefundenen schwurgerichtlichen Verhandlung gegen den Dr. Falkenthal wieder gedacht, da die Polizei Zettel mit diesem Spruche bei einer Haussuchung in Falkenstein's Wohnung gefunden hatte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er wird auf eine halbe Stunde nach Spandau kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafte Strafandrohung, die ihre Entstehung in einer bekannten Entscheidung Friedrich's des Grossen hat, zufolge der er eine Anklage, dass jemand Gott, ihn, den König, und den Magistrat des Orts gelästert habe, dahin entschied, dass die Gotteslästerung aus Unwissenheit entsprungen und daher Belehrung nöthig sei, dass er die gegen ihn (den König) gerichtete Schmähung verzeihen wolle, dass aber der Angeklagte wegen Schmähung des Magistrats eine halbe Stunde nach Spandau gebracht werden solle.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er wird Spandau nicht verrathen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem einfältigen Menschen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spanferkel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ich hab' schon manch Spanferkel abgeschabt, sagte die Frau zu ihrem Manne, den sie rasiren wollte, und er es nicht glaubte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wo der Spanferkel viele sind, da fällt das Gespülicht dünn aus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Riehl, Novellen, 345.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Leuten, die reich an Kindern und arm an Geld sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch in Spanien wachsen keine gebratenen Kastanien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 In Spanien geht die Sonne nicht unter, und doch wird zu jeder Stunde Messe gelesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., VII, 49; Hesekiel, 421; Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat seinen Grund in einem Ausspruch Philipp's II. von Spanien mit Bezug auf sein grosses Reich in Europa und Amerika.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 In Spanien gilt jetzt der Deutschen verrühmte Einfalt eben so wenig als in Deutschland der Spanier gute Wort.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 387.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 In Spanien heissen alle Mädchen Maria, aber keins wird so genannt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie werden nämlich nach dem Zusatznamen genannt, als Maria von den sieben Schmerzen &#x2013; Dolores, von der Empfängniss &#x2013; Concepcion, von der Fleischwerdung &#x2013; Incarnacion, vom Pfeiler &#x2013; Pilar, von der Rose &#x2013; Rosa u. s. w. (<hi rendition="#i">Hesekiel, 44.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 In Spanien ist das Fegfeuer für die Europäer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Da Spanien ein heisses Klima besitzt, bezeichnete man es als die Stätte des Fegfeuers. Ein Italiener sagte zu einem Gelehrten, der die Stätte des Fegfeuers vergeblich zu bestimmen suchte: &#x201E;Sie können getrost das Fegfeuer für die morgenländischen Völker nach Libyen, für die Europäer nach Spanien legen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Beiche, 221.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 In Spanien regier' ich über Knechte, in Teutschland über Könige, sagte Carolus Quintus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wirth, I, 414.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 In Spanien sind die Frauen Sklavinnen und verliebt, in Deutschland sparsam und kalt, in Frankreich putzliebend, in Italien Gefangene und bös, in England herrisch und verschwenderisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vergleichend heisst es sonst auch von den Frauen in Bezug auf die Liebe: Die Frauen der Deutschen lieben mit dem Herzen, die der Engländer mit dem Geist, die der Franzosen mit dem Verstande, die der Italiener mit dem Körper, die der Spanier mit Leib und Herzen zugleich, die der Russen zum Vergnügen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 In Spanien wird die letzte Flamme, welche die Welt verzehrt, nicht viel zu thun haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Bezug auf den grossen Holzmangel, der in Spanien herrscht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[323]/0329] *20 Den Span theilen. Die Mishelligkeiten ausgleichen, sodass jeder Theil etwas nachgibt. Span = Uneinigkeit, Streit, Trennung; davon spängeln = einen kleinen Zwist haben. (Vgl. Stalder, II, 379.) *21 Die Späne wollen nicht brennen. Holl.: Onze spaanders willen niet wel branden, ten zij ze beter gestookt en opgeblazen worden. (Harrebomée, II, 282a.) Port.: Pequenas rachas accendem o fogo, e os madeiros grossos o sustentão. (Bohn I, 291.) *22 E hôt Spên. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 25. *23 Einem etwas auf den Span hinaus geben. – Mathesy, 351b. *24 Einen zwischen zwei Spänen anfassen. Wie man ekelhafte Dinge (Thiere, Ungeziefer), die man mit der blossen Hand nicht berühren will, mit ein paar Spänen anfasst. Von einer Person, mit der man nicht in unmittelbare Berührung kommen will. So sagt man jüdisch- deutsch in Warschau: Herauswerfen auf zwei Spündlech (Spänchen). Ihn entfernen, wie man Ungeziefer entfernt. *25 Er hat den alten Span begraben. Den alten Groll fahren lassen. „Ich war mit ihm versöhnt und hatte den alten Span und Groll begraben.“ (Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob von Stral, 43.) *26 Er hat Späne. – Wurzbach II, 39; Mayer, I, 151. Besitzt viel Geld. *27 Er het em e Spoh i d' Nase sprütze lo. – Sutermeister, 78. Er hat Anlass zu Misstimmung, Unfriede u. s. w. erhalten. Um diesen Gedanken in seinen verschiedenen Beziehungen und Färbungen auszudrücken, hat die Schweiz eine Anzahl Redensarten: Man sagt von einem, der andere durch Uebergriffe in Wort und That verletzt, erzürnt, ärgert, schmäht, wie diese Redensarten a. a. O. sich finden: Er het de Barometer bi'n em verschüttet. Er ist em i d' Häre (Garn) g'loffe. Er het em es Hüenli vertrappet. Er chunnt em is Gäu. Er het em de Käs abg'rôthe. Er het ein's Käsli ab em Brot g'stole. Er het em e Kochete über. Er het em's Hemp warm g'macht. Er het ere d' Jüppe g'schüttelt. Er het em i d' Nöth gno (scharf ausgefragt). Er het em en Schlotterlig (s. d.) ag'hänkt. Er het em öppis abg'striket. Er het e wüeste Su bi im ig'metzet. *28 Er is wie a Spun in die Augen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Er ist so lästig, widerwärtig, wie ein Span, ein Splitter in den Augen. *29 Es müssten viel Späne fallen, wenn man ihn zu einem Zahnstocher spitzen sollte. – Parömiakon, 1206. Von einem Starken, Groben. *30 Es sind doch Späne, wenn's auch kein Holz ist. (Köthen.) *31 Etwas über den Span bezahlen. (Köthen.) *32 He smitt et em up de Spöne. (Holst.) – Schütze, IV, 174. Er bringt es im Gespräch mit einem, den er darauf bringen will, auf die Bahn. *33 Jemand einen Span einhauen. Ihn bei jemand verleumden, anschwärzen. *34 Jemand einen Span legen. – Herbstblumen, S. 47. *35 Jemand in einen Span ziehen. „So hat er aber got den herren auch in dissen span gezogen.“ (Murner, Ob der König von England.) *36 Späne machen. Umstände, Unannehmlichkeiten. *37 Späne unter Speck verhacken. *38 Spon dron. – Blass, 18. Span daran. Spanbrenner. * Er ist ein Spanbrenner. Der Geizige. Spänchen. * Mit dem Spänchen greifen. „Heiliger S. Sebast, der du mit dem Spänchen gegriffen hast der Magd, du weisst es wol, wohin.“ (Köhler, XXXI.) Spandau. 1 Dat hêt, fahrt na Spandau, um den König zu sehen! Sprichwort aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs. Die leipziger Messe war vorbei und die hamburger Kaufleute fuhren mit vierundzwanzig reichbeladenen Wagen nach Hause. Doch wollten sie den grossen, bei Spandau stehenden Schwedenkönig sehen. Gustav Adolf nahm sie freundlich auf, und hörte einer Predigt, die ihr mitreisender Geistlicher hielt, zu; da er aber Geld brauchte, so hatte er während der Predigt ihre Wagen in sichern Verwahrsam bringen lassen und zwang sie zu einer freiwilligen Anleihe von 80000 Thaler, indem er ihnen einen Schuldschein darüber gab. Als sie in Hamburg den Vorfall anzeigten, so sagte der hamburger Bürgermeister das obige Wort, das lange Sprichwort blieb. (Vgl. darüber ausführlicher O. Beneke, Hamburgische Geschichten; Leipziger Modenzeitung, 1857, Nr. 23, S. 183.) 2 Vor Spandau nimm dich wohl in Acht, dort kommt man fort nur bei der Nacht. Diesen Reimvers vernahm man nach der in der Nacht vom 6. auf den 7. Nov. 1850 aus dem spandauer Zuchthaus ausgeführten Flucht des Prof. Dr. Kinkel. Da er von Munde zu Munde ging, nahm er auch bald sprichwörtlichen Charakter an. Es wird seiner auch in der am 24. und 25. Nov. 1656 zu Berlin stattgefundenen schwurgerichtlichen Verhandlung gegen den Dr. Falkenthal wieder gedacht, da die Polizei Zettel mit diesem Spruche bei einer Haussuchung in Falkenstein's Wohnung gefunden hatte. *3 Er wird auf eine halbe Stunde nach Spandau kommen. Scherzhafte Strafandrohung, die ihre Entstehung in einer bekannten Entscheidung Friedrich's des Grossen hat, zufolge der er eine Anklage, dass jemand Gott, ihn, den König, und den Magistrat des Orts gelästert habe, dahin entschied, dass die Gotteslästerung aus Unwissenheit entsprungen und daher Belehrung nöthig sei, dass er die gegen ihn (den König) gerichtete Schmähung verzeihen wolle, dass aber der Angeklagte wegen Schmähung des Magistrats eine halbe Stunde nach Spandau gebracht werden solle. *4 Er wird Spandau nicht verrathen. Von einem einfältigen Menschen. Spanferkel. 1 Ich hab' schon manch Spanferkel abgeschabt, sagte die Frau zu ihrem Manne, den sie rasiren wollte, und er es nicht glaubte. 2 Wo der Spanferkel viele sind, da fällt das Gespülicht dünn aus. – Riehl, Novellen, 345. Von Leuten, die reich an Kindern und arm an Geld sind. Spanien. 1 Auch in Spanien wachsen keine gebratenen Kastanien. 2 In Spanien geht die Sonne nicht unter, und doch wird zu jeder Stunde Messe gelesen. – Pistor., VII, 49; Hesekiel, 421; Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791. Hat seinen Grund in einem Ausspruch Philipp's II. von Spanien mit Bezug auf sein grosses Reich in Europa und Amerika. 3 In Spanien gilt jetzt der Deutschen verrühmte Einfalt eben so wenig als in Deutschland der Spanier gute Wort. – Opel, 387. 4 In Spanien heissen alle Mädchen Maria, aber keins wird so genannt. – Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791. Sie werden nämlich nach dem Zusatznamen genannt, als Maria von den sieben Schmerzen – Dolores, von der Empfängniss – Concepcion, von der Fleischwerdung – Incarnacion, vom Pfeiler – Pilar, von der Rose – Rosa u. s. w. (Hesekiel, 44.) 5 In Spanien ist das Fegfeuer für die Europäer. Da Spanien ein heisses Klima besitzt, bezeichnete man es als die Stätte des Fegfeuers. Ein Italiener sagte zu einem Gelehrten, der die Stätte des Fegfeuers vergeblich zu bestimmen suchte: „Sie können getrost das Fegfeuer für die morgenländischen Völker nach Libyen, für die Europäer nach Spanien legen.“ (Beiche, 221.) 6 In Spanien regier' ich über Knechte, in Teutschland über Könige, sagte Carolus Quintus. – Wirth, I, 414. 7 In Spanien sind die Frauen Sklavinnen und verliebt, in Deutschland sparsam und kalt, in Frankreich putzliebend, in Italien Gefangene und bös, in England herrisch und verschwenderisch. Vergleichend heisst es sonst auch von den Frauen in Bezug auf die Liebe: Die Frauen der Deutschen lieben mit dem Herzen, die der Engländer mit dem Geist, die der Franzosen mit dem Verstande, die der Italiener mit dem Körper, die der Spanier mit Leib und Herzen zugleich, die der Russen zum Vergnügen. 8 In Spanien wird die letzte Flamme, welche die Welt verzehrt, nicht viel zu thun haben. – Berckenmeyer, 38. Mit Bezug auf den grossen Holzmangel, der in Spanien herrscht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/329
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [323]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/329>, abgerufen am 21.12.2024.