Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 15 Wer sagt: grad sieben, der leugt gern. - Petri, II, 750. 16 Wer sieben vor vngrad kan zehlen, der schneit die port am dünsten ort. - Lehmann, 40, 66. 17 Wer von sieben sagt, lügt gern. - Pistor., I, 83; Eisenhart, 611; Meisner, 20; Eiselein, 567; Simrock, 9519. Nämlich von den sieben Reinigungszeugen. "Als men von söven secht, so liegt men gern." (Schauspiel des Herzogs H. J. von Braunschweig im Volksblatt des lit. Vereins, 3b.) Wenn bei unsern Vorfahren jemand eines Verbrechens angeklagt war, so konnte er seine Unschuld durch einen Reinigungseid darthun. Er musste aber auch einige Personen mitbringen, die ebenfalls seine Unschuld eidlich betheuerten. Der Mitschwörer waren zwei bis drei, gewöhnlich sechs bis sieben. Da nun ein schlechter Mensch leicht eine erforderliche Anzahl Personen seines Gelichters fand, die mit ihm schwuren, so gab dies zu obigem Sprichwort Veranlassung, um zu sagen, dass Personen, die gleich darauf pochen, sieben Mitschwörer zu bringen, sehr weit von Wahrheit und Unschuld entfernt sind. (S. Sibbeste.) 18 Wie män is zö sieben, aso is män zü siebzig. (Warschau.) D. h. Jahren. Das Grundwesen zum Siebziger soll im Siebener gegeben sein. Auch was man in der Jugend nicht lernt, das lernt man im Alter schwerlich. 19 Wo sieben die Hand recken, da ist ein Insiegel. - Graf, 459, 555. Der Eid von sieben Männern wirkte wie eine Urkunde und zwar wie eine jüngere, also stärkere. "Waer die Seuene de Hande reiket, dat is ein Insiegel." (Niesert, 38, 1; Grimm, Weisth., III, 146, 1.) 20 Wo sieben essen, da isst auch noch einer. - Simrock, 9520. *21 Es ist eine böse Sieben. (S. Bitte 16.) - Simrock, 9516; Körte, 5543a; Frischbier2, 3494; Wurzbach II, 320; Braun, I, 4097; Dove, 1003. Von bösen Eheweibern, wie von Personen überhaupt, die eine böse Gemüthsart haben. Viele der Alten hielten die Zahl für eine unglückliche. Die Frage, ob dabei an das Siemann-Weib, das den Mann beherrscht, oder an die sieben Zeugen des ältern Gerichtsverfahrens zu denken sei, wird von Frommann (III, 357) aufgeworfen. Köhler (214) bemerkt: Die ursprüngliche Form der Redensart ist wol: Sie ist eine von den bösen Sieben, nicht wie man jetzt oft hört: eine böse Sieben. Rachel's erste Satire heisst: Das poetische Frauenzimmer oder böse Sieben, und darin werden sieben verschiedene böse Frauencharaktere geschildert. In der Ausgabe der Rachel'schen Satiren (137), die als Druckort Freyburg im Hopfensack nennt, findet sich ein Gedicht mit der Ueberschrift: Probe einer bösen Sieben. - Korgehl (Der unschuldig-beschuldigten Innocentinnen Unschuld, Königsberg o. J., S. 7): "Da lernt ich schon an meiner bösen Sieben, es sei das alte Sprichwort wahr: Wer Weibern traut, hat in den Wind geschrieben." - Man hat viele böse Sieben, aber die sieben freien Künste gehören zu den bösesten; denn ihre Inhaber sterben oft vor Hunger. In Ostfriesland: 'T is'n mall söven. (Kern, 1288.) Lat.: Erynnis ex tragoedie. (Binder II, 963; Eiselein, 567; Philippi, I, 135.) *22 Es kann noch nicht sieben sein, Professor Kant ist noch nicht vorbeigegangen. Eine zu Zeiten Kant's in Königsberg sehr bekannte, dessen Eigenthümlichkeiten charakterisirende Redensart. Kant's Leben war sehr einfach. Sein Hauptstreben ging dahin, sich von jeder Beunruhigung und Störung so frei wie möglich zu erhalten. Seine persönliche Unabhängigkeit wollte er um keinen Preis opfern, er machte daher nie Schulden und übernahm keine Verpflichtung. Jede Störung war ihm zuwider. Die Musik nannte er eine zudringliche Kunst (intrusive art), und er wechselte seine Wohnung, als er einen Hahn, der ihm zu laut krähte, nicht kaufen konnte. Er war bis zur Peinlichkeit pünktlich und verlebte jahrelang seinen Nachmittag in dem Hause eines englischen Kaufmanns, Green, der ihn darin womöglich noch übertraf. Bei seinem Eintritt in dessen Zimmer fand er Green in einem Armstuhl schlafend, setzte sich neben ihn und schlief gleichfalls. Später kam der Bankdirector Ruffmann, der sich in einen dritten Lehnstuhl setzte und ebenfalls schlief, bis zu einer bestimmten Zeit ein vierter Freund kam und sie weckte, worauf die Unterhaltung begann, die bis genau sieben Uhr dauerte; dann brach die Gesellschaft auf. Diese Regel wurde so streng beobachtet, dass Kant für die Bewohner der betreffenden Strassen als Zeitmesser galt. Auf die Frage wie spät es sei, hiess es: Es kann noch nicht sieben Uhr sein, Kant ist noch nicht vorbeigegangen. (Die leipziger Modezeitung, 1872, S. 510; Saturday Review.) *23 Es riecht nach zwei mal sieben. - Braun, I, 4096. *24 He is half söven. (S. Molum.) (Detmold.) - Firmenich, I, 360, 9; Kern, 1287; Hauskalender, IV. Betrunken. [Spaltenumbruch] *25 Mit einer bösen Sieben leben. "Die böse Sieben lässt sich vom Papst und Karnöffel nicht stechen." *26 Schon sieben und Georg nicht hier. Entlehnt aus Langbein, Die Wehklage, erste Strophe. (Büchmann, 62.) *27 Siben tränkt. (Saulgau.) - Birlinger, 467. Beim Würfelspiel. *28 Sieben auff einen schlag. - Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 77. *29 Siebene grad seyn lassen. - Simplic., I, 15. *30 'T is dremal säöb'n, 't is buten sein Verstand. - Bueren, 1112; Hauskalender, III. *31 'T is half säöb'n bi äm. (Altmark.) - Danneil, 73. Er ist halb betrunken. *32 Wenn's um sieben noch nicht Tag ist, steht er im Finstern auf. - Klix, 108. Siebenbös. * Frau Margarethe Siebenbös. - Köhler, XXXI. Siebenbrüder. 1 Ist Siebenbrüder (10. Juli) ein Regentag, so regnet's noch sieben Wochen danach. - Lohrengel, I, 390; Boebel, 35. Die wahrscheinlichen Gründe für diese im Volksmunde lebende sprichwörtliche Witterungsregel hat der (berliner) Prof. Dittmar in der Berliner Zeitung vom 31. Aug. 1815, Nr. 108, sehr überzeugend mitgetheilt. Wiederholt abgedruckt finden sich dieselben in der Schles. Zeitung vom 26. Juli 1860, Nr. 345. 2 Siebenbrüder Regen bringt weder Nutzen noch Segen. (Rhein.) - Boebel, 35. Siebenbrüdertag. Wann 't upp Siewwenbräuderdag reggent, dann reggent et siwwen Weaken. (Waldeck.) - Curtze, 314, 18. Wenn es am Siebenschläfertage regnet, soll sieben Wochen hindurch unbeständige Witterung, also schlechtes Erntewetter zu erwarten sein. Siebenbürgen. In Siebenbürgen ist kein Zaunstecken, der nicht Friedrich I. einen Thaler gekostet hat. - Berckenmeyer, 397. Siebenfuss. * Du bist der heilige Siebenfuss, wo der achte nachmuss. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) Gegen Scheinheilige, auch solche, die mit scharfen Bemerkungen hinten herumkommen. Siebengescheit. * Der ist simg'scheid. (S. Neunklug.) - Frommann, III, 354. Von jemand, der sich überklug dünkt, der das Gras wachsen hört. Im Hennebergischen: neungescheid. Schmeller (II, 697) vermuthet zwischen diesen Ausdrücken und denen aus sieben oder neun Personen bestehenden sachverständigen Schiedsgerichte (Siebener, Neuner) eine Beziehung. Der Haltasög'n (eine Zauberformel) soll von einem fremden Manne, der über neun Wasser gegangen ist, einmal im Jahre in jedem Hause gesprochen werden, damit kein Unglück geschehe. (Baumgarten, Progr., 8.) Odin's Ring (Draupnir) hat die Eigenschaft, dass jede neunte Nacht acht gleich schöne Goldringe von ihm tropfen. (Rochholz, II, 288.) Siebengestirn. *1 Doas geit eiw'rsch Seiwag'schterne. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 455. Ausruf des Staunens. *2 Vergreif dich nicht am Siebengestirn, es steht dir zu hoch. Siebenjährig. * Ich bin schon über siebenjährig. - Frischbier2, 3495. Siebennacht. Siebennacht soll für Erbe gelten. - Graf, 95, 180. Eine gothische Verjährungsfrist. Westg.: Siunnatting skal firi arva gaerae. Siebensachen. *1 Seine Siebensachen herumschleppen, wie die Katze ihre Jungen. - Eiselein, 366. *2 Seine Siebensachen zusammenpacken. Weggehen, sich zurückziehen. Frz.: Plier bagage. Siebenschläfer. 1 Ein Siebenschläfer muss zerrissene Kleider tragen. - Oec. rur., I, 43; Nass. Schulbl., XIV, 5.
[Spaltenumbruch] 15 Wer sagt: grad sieben, der leugt gern. – Petri, II, 750. 16 Wer sieben vor vngrad kan zehlen, der schneit die port am dünsten ort. – Lehmann, 40, 66. 17 Wer von sieben sagt, lügt gern. – Pistor., I, 83; Eisenhart, 611; Meisner, 20; Eiselein, 567; Simrock, 9519. Nämlich von den sieben Reinigungszeugen. „Als men von söven secht, so liegt men gern.“ (Schauspiel des Herzogs H. J. von Braunschweig im Volksblatt des lit. Vereins, 3b.) Wenn bei unsern Vorfahren jemand eines Verbrechens angeklagt war, so konnte er seine Unschuld durch einen Reinigungseid darthun. Er musste aber auch einige Personen mitbringen, die ebenfalls seine Unschuld eidlich betheuerten. Der Mitschwörer waren zwei bis drei, gewöhnlich sechs bis sieben. Da nun ein schlechter Mensch leicht eine erforderliche Anzahl Personen seines Gelichters fand, die mit ihm schwuren, so gab dies zu obigem Sprichwort Veranlassung, um zu sagen, dass Personen, die gleich darauf pochen, sieben Mitschwörer zu bringen, sehr weit von Wahrheit und Unschuld entfernt sind. (S. Sibbeste.) 18 Wie män is zö sieben, aso is män zü siebzig. (Warschau.) D. h. Jahren. Das Grundwesen zum Siebziger soll im Siebener gegeben sein. Auch was man in der Jugend nicht lernt, das lernt man im Alter schwerlich. 19 Wo sieben die Hand recken, da ist ein Insiegel. – Graf, 459, 555. Der Eid von sieben Männern wirkte wie eine Urkunde und zwar wie eine jüngere, also stärkere. „Waer die Seuene de Hande reiket, dat is ein Insiegel.“ (Niesert, 38, 1; Grimm, Weisth., III, 146, 1.) 20 Wo sieben essen, da isst auch noch einer. – Simrock, 9520. *21 Es ist eine böse Sieben. (S. Bitte 16.) – Simrock, 9516; Körte, 5543a; Frischbier2, 3494; Wurzbach II, 320; Braun, I, 4097; Dove, 1003. Von bösen Eheweibern, wie von Personen überhaupt, die eine böse Gemüthsart haben. Viele der Alten hielten die Zahl für eine unglückliche. Die Frage, ob dabei an das Siemann-Weib, das den Mann beherrscht, oder an die sieben Zeugen des ältern Gerichtsverfahrens zu denken sei, wird von Frommann (III, 357) aufgeworfen. Köhler (214) bemerkt: Die ursprüngliche Form der Redensart ist wol: Sie ist eine von den bösen Sieben, nicht wie man jetzt oft hört: eine böse Sieben. Rachel's erste Satire heisst: Das poetische Frauenzimmer oder böse Sieben, und darin werden sieben verschiedene böse Frauencharaktere geschildert. In der Ausgabe der Rachel'schen Satiren (137), die als Druckort Freyburg im Hopfensack nennt, findet sich ein Gedicht mit der Ueberschrift: Probe einer bösen Sieben. – Korgehl (Der unschuldig-beschuldigten Innocentinnen Unschuld, Königsberg o. J., S. 7): „Da lernt ich schon an meiner bösen Sieben, es sei das alte Sprichwort wahr: Wer Weibern traut, hat in den Wind geschrieben.“ – Man hat viele böse Sieben, aber die sieben freien Künste gehören zu den bösesten; denn ihre Inhaber sterben oft vor Hunger. In Ostfriesland: 'T is'n mall söven. (Kern, 1288.) Lat.: Erynnis ex tragoedie. (Binder II, 963; Eiselein, 567; Philippi, I, 135.) *22 Es kann noch nicht sieben sein, Professor Kant ist noch nicht vorbeigegangen. Eine zu Zeiten Kant's in Königsberg sehr bekannte, dessen Eigenthümlichkeiten charakterisirende Redensart. Kant's Leben war sehr einfach. Sein Hauptstreben ging dahin, sich von jeder Beunruhigung und Störung so frei wie möglich zu erhalten. Seine persönliche Unabhängigkeit wollte er um keinen Preis opfern, er machte daher nie Schulden und übernahm keine Verpflichtung. Jede Störung war ihm zuwider. Die Musik nannte er eine zudringliche Kunst (intrusive art), und er wechselte seine Wohnung, als er einen Hahn, der ihm zu laut krähte, nicht kaufen konnte. Er war bis zur Peinlichkeit pünktlich und verlebte jahrelang seinen Nachmittag in dem Hause eines englischen Kaufmanns, Green, der ihn darin womöglich noch übertraf. Bei seinem Eintritt in dessen Zimmer fand er Green in einem Armstuhl schlafend, setzte sich neben ihn und schlief gleichfalls. Später kam der Bankdirector Ruffmann, der sich in einen dritten Lehnstuhl setzte und ebenfalls schlief, bis zu einer bestimmten Zeit ein vierter Freund kam und sie weckte, worauf die Unterhaltung begann, die bis genau sieben Uhr dauerte; dann brach die Gesellschaft auf. Diese Regel wurde so streng beobachtet, dass Kant für die Bewohner der betreffenden Strassen als Zeitmesser galt. Auf die Frage wie spät es sei, hiess es: Es kann noch nicht sieben Uhr sein, Kant ist noch nicht vorbeigegangen. (Die leipziger Modezeitung, 1872, S. 510; Saturday Review.) *23 Es riecht nach zwei mal sieben. – Braun, I, 4096. *24 He is half söven. (S. Molum.) (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 9; Kern, 1287; Hauskalender, IV. Betrunken. [Spaltenumbruch] *25 Mit einer bösen Sieben leben. „Die böse Sieben lässt sich vom Papst und Karnöffel nicht stechen.“ *26 Schon sieben und Georg nicht hier. Entlehnt aus Langbein, Die Wehklage, erste Strophe. (Büchmann, 62.) *27 Siben tränkt. (Saulgau.) – Birlinger, 467. Beim Würfelspiel. *28 Sieben auff einen schlag. – Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 77. *29 Siebene grad seyn lassen. – Simplic., I, 15. *30 'T is drêmal säöb'n, 't is buten sîn Verstand. – Bueren, 1112; Hauskalender, III. *31 'T is half säöb'n bi äm. (Altmark.) – Danneil, 73. Er ist halb betrunken. *32 Wenn's um sieben noch nicht Tag ist, steht er im Finstern auf. – Klix, 108. Siebenbös. * Frau Margarethe Siebenbös. – Köhler, XXXI. Siebenbrüder. 1 Ist Siebenbrüder (10. Juli) ein Regentag, so regnet's noch sieben Wochen danach. – Lohrengel, I, 390; Boebel, 35. Die wahrscheinlichen Gründe für diese im Volksmunde lebende sprichwörtliche Witterungsregel hat der (berliner) Prof. Dittmar in der Berliner Zeitung vom 31. Aug. 1815, Nr. 108, sehr überzeugend mitgetheilt. Wiederholt abgedruckt finden sich dieselben in der Schles. Zeitung vom 26. Juli 1860, Nr. 345. 2 Siebenbrüder Regen bringt weder Nutzen noch Segen. (Rhein.) – Boebel, 35. Siebenbrüdertag. Wann 't upp Siewwenbräuderdâg reggent, dann reggent et siwwen Weaken. (Waldeck.) – Curtze, 314, 18. Wenn es am Siebenschläfertage regnet, soll sieben Wochen hindurch unbeständige Witterung, also schlechtes Erntewetter zu erwarten sein. Siebenbürgen. In Siebenbürgen ist kein Zaunstecken, der nicht Friedrich I. einen Thaler gekostet hat. – Berckenmeyer, 397. Siebenfuss. * Du bist der heilige Siebenfuss, wo der achte nachmuss. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) Gegen Scheinheilige, auch solche, die mit scharfen Bemerkungen hinten herumkommen. Siebengescheit. * Der ist simg'scheid. (S. Neunklug.) – Frommann, III, 354. Von jemand, der sich überklug dünkt, der das Gras wachsen hört. Im Hennebergischen: neungescheid. Schmeller (II, 697) vermuthet zwischen diesen Ausdrücken und denen aus sieben oder neun Personen bestehenden sachverständigen Schiedsgerichte (Siebener, Neuner) eine Beziehung. Der Haltasög'n (eine Zauberformel) soll von einem fremden Manne, der über neun Wasser gegangen ist, einmal im Jahre in jedem Hause gesprochen werden, damit kein Unglück geschehe. (Baumgarten, Progr., 8.) Odin's Ring (Draupnir) hat die Eigenschaft, dass jede neunte Nacht acht gleich schöne Goldringe von ihm tropfen. (Rochholz, II, 288.) Siebengestirn. *1 Doas gît îw'rsch Sîwag'schterne. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 455. Ausruf des Staunens. *2 Vergreif dich nicht am Siebengestirn, es steht dir zu hoch. Siebenjährig. * Ich bin schon über siebenjährig. – Frischbier2, 3495. Siebennacht. Siebennacht soll für Erbe gelten. – Graf, 95, 180. Eine gothische Verjährungsfrist. Westg.: Siunnatting skal firi arva gaerae. Siebensachen. *1 Seine Siebensachen herumschleppen, wie die Katze ihre Jungen. – Eiselein, 366. *2 Seine Siebensachen zusammenpacken. Weggehen, sich zurückziehen. Frz.: Plier bagage. Siebenschläfer. 1 Ein Siebenschläfer muss zerrissene Kleider tragen. – Oec. rur., I, 43; Nass. Schulbl., XIV, 5.
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15 Wer sagt: grad sieben, der leugt gern. – Petri, II, 750.
16 Wer sieben vor vngrad kan zehlen, der schneit die port am dünsten ort. – Lehmann, 40, 66.
17 Wer von sieben sagt, lügt gern. – Pistor., I, 83; Eisenhart, 611; Meisner, 20; Eiselein, 567; Simrock, 9519.
Nämlich von den sieben Reinigungszeugen. „Als men von söven secht, so liegt men gern.“ (Schauspiel des Herzogs H. J. von Braunschweig im Volksblatt des lit. Vereins, 3b.) Wenn bei unsern Vorfahren jemand eines Verbrechens angeklagt war, so konnte er seine Unschuld durch einen Reinigungseid darthun. Er musste aber auch einige Personen mitbringen, die ebenfalls seine Unschuld eidlich betheuerten. Der Mitschwörer waren zwei bis drei, gewöhnlich sechs bis sieben. Da nun ein schlechter Mensch leicht eine erforderliche Anzahl Personen seines Gelichters fand, die mit ihm schwuren, so gab dies zu obigem Sprichwort Veranlassung, um zu sagen, dass Personen, die gleich darauf pochen, sieben Mitschwörer zu bringen, sehr weit von Wahrheit und Unschuld entfernt sind. (S. Sibbeste.)
18 Wie män is zö sieben, aso is män zü siebzig. (Warschau.)
D. h. Jahren. Das Grundwesen zum Siebziger soll im Siebener gegeben sein. Auch was man in der Jugend nicht lernt, das lernt man im Alter schwerlich.
19 Wo sieben die Hand recken, da ist ein Insiegel. – Graf, 459, 555.
Der Eid von sieben Männern wirkte wie eine Urkunde und zwar wie eine jüngere, also stärkere. „Waer die Seuene de Hande reiket, dat is ein Insiegel.“ (Niesert, 38, 1; Grimm, Weisth., III, 146, 1.)
20 Wo sieben essen, da isst auch noch einer. – Simrock, 9520.
*21 Es ist eine böse Sieben. (S. Bitte 16.) – Simrock, 9516; Körte, 5543a; Frischbier2, 3494; Wurzbach II, 320; Braun, I, 4097; Dove, 1003.
Von bösen Eheweibern, wie von Personen überhaupt, die eine böse Gemüthsart haben. Viele der Alten hielten die Zahl für eine unglückliche. Die Frage, ob dabei an das Siemann-Weib, das den Mann beherrscht, oder an die sieben Zeugen des ältern Gerichtsverfahrens zu denken sei, wird von Frommann (III, 357) aufgeworfen. Köhler (214) bemerkt: Die ursprüngliche Form der Redensart ist wol: Sie ist eine von den bösen Sieben, nicht wie man jetzt oft hört: eine böse Sieben. Rachel's erste Satire heisst: Das poetische Frauenzimmer oder böse Sieben, und darin werden sieben verschiedene böse Frauencharaktere geschildert. In der Ausgabe der Rachel'schen Satiren (137), die als Druckort Freyburg im Hopfensack nennt, findet sich ein Gedicht mit der Ueberschrift: Probe einer bösen Sieben. – Korgehl (Der unschuldig-beschuldigten Innocentinnen Unschuld, Königsberg o. J., S. 7): „Da lernt ich schon an meiner bösen Sieben, es sei das alte Sprichwort wahr: Wer Weibern traut, hat in den Wind geschrieben.“ – Man hat viele böse Sieben, aber die sieben freien Künste gehören zu den bösesten; denn ihre Inhaber sterben oft vor Hunger. In Ostfriesland: 'T is'n mall söven. (Kern, 1288.)
Lat.: Erynnis ex tragoedie. (Binder II, 963; Eiselein, 567; Philippi, I, 135.)
*22 Es kann noch nicht sieben sein, Professor Kant ist noch nicht vorbeigegangen.
Eine zu Zeiten Kant's in Königsberg sehr bekannte, dessen Eigenthümlichkeiten charakterisirende Redensart. Kant's Leben war sehr einfach. Sein Hauptstreben ging dahin, sich von jeder Beunruhigung und Störung so frei wie möglich zu erhalten. Seine persönliche Unabhängigkeit wollte er um keinen Preis opfern, er machte daher nie Schulden und übernahm keine Verpflichtung. Jede Störung war ihm zuwider. Die Musik nannte er eine zudringliche Kunst (intrusive art), und er wechselte seine Wohnung, als er einen Hahn, der ihm zu laut krähte, nicht kaufen konnte. Er war bis zur Peinlichkeit pünktlich und verlebte jahrelang seinen Nachmittag in dem Hause eines englischen Kaufmanns, Green, der ihn darin womöglich noch übertraf. Bei seinem Eintritt in dessen Zimmer fand er Green in einem Armstuhl schlafend, setzte sich neben ihn und schlief gleichfalls. Später kam der Bankdirector Ruffmann, der sich in einen dritten Lehnstuhl setzte und ebenfalls schlief, bis zu einer bestimmten Zeit ein vierter Freund kam und sie weckte, worauf die Unterhaltung begann, die bis genau sieben Uhr dauerte; dann brach die Gesellschaft auf. Diese Regel wurde so streng beobachtet, dass Kant für die Bewohner der betreffenden Strassen als Zeitmesser galt. Auf die Frage wie spät es sei, hiess es: Es kann noch nicht sieben Uhr sein, Kant ist noch nicht vorbeigegangen. (Die leipziger Modezeitung, 1872, S. 510; Saturday Review.)
*23 Es riecht nach zwei mal sieben. – Braun, I, 4096.
*24 He is half söven. (S. Molum.) (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 9; Kern, 1287; Hauskalender, IV.
Betrunken.
*25 Mit einer bösen Sieben leben.
„Die böse Sieben lässt sich vom Papst und Karnöffel nicht stechen.“
*26 Schon sieben und Georg nicht hier.
Entlehnt aus Langbein, Die Wehklage, erste Strophe. (Büchmann, 62.)
*27 Siben tränkt. (Saulgau.) – Birlinger, 467.
Beim Würfelspiel.
*28 Sieben auff einen schlag. – Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 77.
*29 Siebene grad seyn lassen. – Simplic., I, 15.
*30 'T is drêmal säöb'n, 't is buten sîn Verstand. – Bueren, 1112; Hauskalender, III.
*31 'T is half säöb'n bi äm. (Altmark.) – Danneil, 73.
Er ist halb betrunken.
*32 Wenn's um sieben noch nicht Tag ist, steht er im Finstern auf. – Klix, 108.
Siebenbös.
* Frau Margarethe Siebenbös. – Köhler, XXXI.
Siebenbrüder.
1 Ist Siebenbrüder (10. Juli) ein Regentag, so regnet's noch sieben Wochen danach. – Lohrengel, I, 390; Boebel, 35.
Die wahrscheinlichen Gründe für diese im Volksmunde lebende sprichwörtliche Witterungsregel hat der (berliner) Prof. Dittmar in der Berliner Zeitung vom 31. Aug. 1815, Nr. 108, sehr überzeugend mitgetheilt. Wiederholt abgedruckt finden sich dieselben in der Schles. Zeitung vom 26. Juli 1860, Nr. 345.
2 Siebenbrüder Regen bringt weder Nutzen noch Segen. (Rhein.) – Boebel, 35.
Siebenbrüdertag.
Wann 't upp Siewwenbräuderdâg reggent, dann reggent et siwwen Weaken. (Waldeck.) – Curtze, 314, 18.
Wenn es am Siebenschläfertage regnet, soll sieben Wochen hindurch unbeständige Witterung, also schlechtes Erntewetter zu erwarten sein.
Siebenbürgen.
In Siebenbürgen ist kein Zaunstecken, der nicht Friedrich I. einen Thaler gekostet hat. – Berckenmeyer, 397.
Siebenfuss.
* Du bist der heilige Siebenfuss, wo der achte nachmuss. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
Gegen Scheinheilige, auch solche, die mit scharfen Bemerkungen hinten herumkommen.
Siebengescheit.
* Der ist simg'scheid. (S. Neunklug.) – Frommann, III, 354.
Von jemand, der sich überklug dünkt, der das Gras wachsen hört. Im Hennebergischen: neungescheid. Schmeller (II, 697) vermuthet zwischen diesen Ausdrücken und denen aus sieben oder neun Personen bestehenden sachverständigen Schiedsgerichte (Siebener, Neuner) eine Beziehung. Der Haltasög'n (eine Zauberformel) soll von einem fremden Manne, der über neun Wasser gegangen ist, einmal im Jahre in jedem Hause gesprochen werden, damit kein Unglück geschehe. (Baumgarten, Progr., 8.) Odin's Ring (Draupnir) hat die Eigenschaft, dass jede neunte Nacht acht gleich schöne Goldringe von ihm tropfen. (Rochholz, II, 288.)
Siebengestirn.
*1 Doas gît îw'rsch Sîwag'schterne. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 455.
Ausruf des Staunens.
*2 Vergreif dich nicht am Siebengestirn, es steht dir zu hoch.
Siebenjährig.
* Ich bin schon über siebenjährig. – Frischbier2, 3495.
Siebennacht.
Siebennacht soll für Erbe gelten. – Graf, 95, 180.
Eine gothische Verjährungsfrist.
Westg.: Siunnatting skal firi arva gaerae.
Siebensachen.
*1 Seine Siebensachen herumschleppen, wie die Katze ihre Jungen. – Eiselein, 366.
*2 Seine Siebensachen zusammenpacken.
Weggehen, sich zurückziehen.
Frz.: Plier bagage.
Siebenschläfer.
1 Ein Siebenschläfer muss zerrissene Kleider tragen. – Oec. rur., I, 43; Nass. Schulbl., XIV, 5.
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